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Ein früheres Verfahren beschreibt für die Herstellung eines wollartigen Gespinstes bzw. schappeartiger Garne aus neuartigen Viskoselösungen, die sich direkt in Mineralsäurebädern verspinnen lassen.
Das Neuartige der Viskoselösungen bestand darin, dass im Gegensatz zu der für die Herstellung der üblichen Kunstseide benötigten mehrtägigen Reife der Alkalizellulose und der Spinnlösungen selbst jede Anreifung durch bestimmte Massnahmen unterdrückt und auf diese Weise eine Spinnlösung erzielt wurde, die zu besonders wertvollen und wohlfeilen Produkten sich verspinnen liess. Hiebei wurde festgestellt, dass diese neuartige Zelluloselösung eine viel höhere Viskosität und ein erheblich langsameres Koagulationsvermögen besitzt, als die bekannten vermittels Reifen hergestellten Viskoselösungen, so dass selbst bei Anwendung eines Mineralsäurebades, welches bei der schnell koagulierenden gereiften Viskose zu heftiger Einwirkung, zum Zerplatzen des in der Entstehung begriffenen Fadens führt, ein gesundes Textilprodukt entsteht.
Es wurde weiter mitgeteilt, dass bei grösseren und mittleren Titres das Gespinst den Charakter feiner Wolle, bei feineren Titres denjenigen der echten Seide annimmt, so dass sich die ersten namentlich für die Herstellung von Stapelfaser die letzteren für die Erzeugung sehr feiner seidenartiger Garne eignet.
Wird z. B. ein Garn, dessen Elementarfädchen von 1-3 drs stark sind, gesponnen, so gleicht dasselbe in Griff und Glanz vollkommen der Naturseide. Die Feinheit der Elementarfädchen bestimmt sich zunächst nach der eingestellten Fördermenge der Titrepumpe, der Lochanzahl und der Abzugsgeschwindigkeit, wodurch die rechnerischen Grundlagen für die Erzielung eines bestimmten Titres gegeben werden.
Die Möglichkeit dagegen, einen sehr feinen Faden mit Sicherheit zu spinnen, d. h. zu einem gleichmässigen, unverletzten und endlosen Faden aufzubauen, hängt letzten Endes von den Koagulationseigenschaften der Spinnmasse selbst bzw. ihrer Ausziehbarkeit ab, da es ausgeschlossen ist, noch feinere Düsenlöcher als zurzeit üblich, nämlich von C'10-0'15 mm, anzuwenden und die Feinheit der Einzelfädchen schon durch den Lochdurchmesser zu bestimmen.
Derartige feine Einzelfädchen, wie sie zur Imitation echter Seide benötigt werden, können aus den bekannten schnell koagulierenden gereiften Viskoselösungen nicht gesponnen werden, sondern nur aus den erwähnten neuartigen Viskoselösungen, da sich diese infolge ihres sehr langsamen Koagulationsvermögens ganz ausserordentlich ausziehen lassen, ohne dass eine Bruchgefahr eintritt.
Bei der Vervollkommnung dieser äusserst feinen seidenartigen Garne wurde nun beobachtet, dass unter Umständen die Gleichmässigkeit der Einzelfädchen eine gewisse Einbusse erleiden kann durch die bei der Koagulation in sauren Spinnbädern auftretende Bildung von Schwefelwasserstoff. Allerdings ist die letztere bei der neuartigen, ganz ungereiften Viskoselösung im Gegensatz zu der gereiften nur sehr gering, da irgendeine Zersetzung des Xanthogenats beim Verspinnen der Lösung kaum eingetreten ist ; aber angesichts der ausserordentlichen Feinheit der Einzelfädchen sind gelegentliche Deformierungen derselben durch Schwefelwasserstoffbläschen trotz der langsamen Koagulation im Bereiche der Möglichkeit.
Diese Gefahr wird nun ganz ausgeschlossen durch einen geringen Zusatz von solchen Oxydationsmitteln an die sauren Spinnbäder, welche durch letztere keine Zersetzung erfahren. Wird z. B. im Säure-
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+ Ha SO, + S). Der ausfallende Schwefelrest verbindet sich mit einem zweiten Teil Schwefelwasserstoff zu Persulfid (Ha Sis), welches als ölige Substanz den Faden nicht zu schädigen vermag und bei den anschliessenden Waschungen langsam diffundiert. Das Natriumperssulfat erweist sich für den genannten Zweck als besonders wirksam und wirtschaftlich, es kann auch innerhalb des Bades durch Elektrolyse in geeigneten Mengen erzeugt werden, da dieses aus Schwefelsäure und sich beim Spinnen automatisch bildenden Natriumsulfat besteht.
Das auf diese Weise erhaltene Gespinst zeigt eine erhöhte Gleichmässigkeit der Einzelfädchen und damit erzielte, verbesserte textiltechnische Eigenschaften. Versuche haben gezeigt, dass auch beim Verspinnen von teilweise oder ganz gereiften Viskoselösungen, bei welchen die Schwefelwasserstoffbildung
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oxydierender Mittel ans Spinnbad die gleiche gute Wirkung auf die Fadenbildung ausübt, so dass die textiltechnischen Eigenschaften des Fadens in jedem Falle verbessert werden.
Man hat zwar bereits versucht, der im Augenblick der Schwefelwasserstoffbildung den Spinnvorgang drohenden Gefahr mit reduzierenden Mitteln zu begegnen, wie z. B. schweflige Säure oder deren Salzen. Praktisch sind diese aber wegen ihrer gasenden Eigenschaften kaum anwendbar, auch sind sie
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