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Österreichische PATENTSCHRIFT Nr. 18312.
PIERRE PICARD IN PARIS.
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Vorliegende Erfindung betrifft ein neues System der Vielfachtelegraphie, bei welchem man mittels einer einzigen Leitung mehrere gleichzeitige und unabhängige Übertragungen erhalten kann, die eine unter Benützung von gewöhnlichen Strömen und die andere unter BenUtzung von undulatorischon Strömen verschiedener Perioden.
Die nachstehend beschriebene Schaltung, welche nur zwei gleichzeitige Übertragungen betrifft, ist eine Abänderung des
Systems'von van Rysselberghe zum gleichzeitigen Telegraphieren und Telephonieren, welche darin besteht, dass das Auftreten und Verschwinden der Telegraphierströme für das Telephon unhörbar gemacht wird, indem man in den Stromkreis Apparate zum Dämpfen oder Abrunden einschaltet, welche die plötzlichen Stromstösse durch allmähliche ersetzen, und dass man den Telegraphierströmen den Wog versperrt und trotzdem die undu ! atorischen Tole- phonierströme durch Anwendung von Kondensatoren geringer Kapazität vollständig überträgt.
Bei Anwendung dieses Prinzips auf telegraphischo Übertragungen wird die gewöhnliche Telephoneinrichtung durch besondere Apparate ersetzt oder vervollständigt, welche zum Geben und Empfangen von telegraphischen Zeichen durch undulatorische Ströme beliebiger Periode dienen. Diese Abänderung bietet ausserdem den grossen Vorteil, dass man für zwei gleichzeitige telegraphische Übertragungen nur eine Linienleitung braucht.
Fig. 1 zeigt eine nach vorliegender Erfindung eingerichtete Telegraphenstation. A umfasst die üblichen Apparate zum Geben und Empfangen durch gewöhnliche ströme. Der Teil B umfasst die Apparate zum Geben und Empfangen durch Wechselströme oder undulatorische Ströme.
Fig. 2 zeigt eine Abänderung eines Teiles der Fig. 1.
Bei den in Fig. l veranschaulichten System der vielfachen und unabhängigen Übertragung enthält der Teil A zunächst die gewöhnlichen Hilfsmittel zum Telegraphieren,
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welcher ohn'j Nachteil fortgelassen werden konnte, indem der innere Widerstand der Batterie ausreicht. Ferner umfasst der Teil. 4 noch die Taste c und den Empfänger d. Der Zugang zu diesen Apparaten ist für die undulatorischen Ströme durch eine Spule e mit Selbstinduktion gesperrt.
Der Teil B umfasst : l. Die Hilfsmittel zum Geben, nämlich eine gewöhnliche Taste g, welche mittels einer Lokalbattcrio < wirkt, eine Induktionsspule i und einen Kondensator j, Es könnte aber auch jeder andere Erzeuger für Wechselströme und undulatorische Ströme an die Stelle der Induktionsspule treten. Die Taste 9 ersetzt hier den von van Ryssdborgbo benutzten telephonischen Anrufer, dessen Handhabung für die tolegraphischen Apparate zu schwierig gewesen sein würde und dessen Prinzip sich nicht für den Gebrauch gewisser Druckapparate und synchroner Apparate eignet. 2.
Die Hilfsmittel zum Empfangen, näm-
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der Kondensator j dauernd unter der statischen Ladung der Lokalbatterie h durch die beiden Stromkreise der Spule hindurch. Der diesen beiden Stromkreisen gemeinsame Punkt a ? ist ein solcher, dass in dem Augenblick, wo der Arbeitskontakt auf seine an den Punkt a : angeschlossene Kontaktplatte gedrückt wird, der Entladungsstrom des Kondensators j dieselbe Richtung hat, wie der erste Induktionsstrom, welcher infolge des Schliessens der Batterie h durch den Primärstromkreis der Spule i und die Taste y im sekundären Stromkreise auftritt.
Das andere Ende des primären Stromkreises il ist durch Vermittlung des
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Stromkreises j2 ist durch den Kondensator j bei 0 an die Linienleitung angeschlossen. Drückt man die Taste g, so werden wechselnde Induktionsströme in die Leitung gesandt, aber die Selbstinduktionsspule e verhindert deren Durchgang. Infolgedessen verlaufen die Ströme durch die Leitung q nach der entsprechenden Station. Die beiden äusseren Stationen sind in derselben Weise eingerichtet. Gibt die betreffende Station, so werden die ankommenden undulatorischen Ströme bei e aufgehalten, finden aber bei o einen doppelten Weg, den einen durch den Kondensator j, die beiden Stromkreise der Induktionsspule i und die Batterie h.
Aber die Windungen dieser Spule werden in demselben Sinne durchlaufen, derart, dass die Selbstinduktion und infolgedessen der Widerstand gegen den Durchgang dieser Ströme sehr gross werden. Unter diesen Umständen geht der grösste Teil der ankommenden Ströme durch den Kondensator p und durch die Spule 8 des phonischen Empfängers k (obere Klemmen), um durch den Ruhekontakt gl und das Gestell der Taste 9 zur Erde zu gelangen. Der Lokalstromkreis des phonischen Empfängers k (untere Klemmen) umfasst die schwingende Platte M, in deren Mitte das Ende eines beweglichen Hebels o ruht. Das durch diesen phonischen Empfänger betätigte Relais kann einfache oder Diferentialwicklung haben.
Bei einem Relais mit einfacher Wicklung (Fig. 2) wird der vollständige Kurzschluss durch einen geeignet gewählten Widerstand vermieden, welcher nur in den Stromkreis der Batterie eingeschaltet wird. Ausser dem Bereich dieses Widerstandes sind die Relais und der Lokalstromkreis des phonischen Empfängers kl angeordnet. Das Relais 11 spricht auf die Widerstandsänderungen infolge der Schwingungen der Platte it an. Solange ein guter Kontakt zwischen dem Hebel f und der schwingenden Platte u des phonischen Empfängers gesichert ist, reicht der schwache Strom, welcher die Spulen des Relais 11 durchfliesst, nicht aus, um letzteres zu betätigen. Sobald aber der phonische Empfänger vibriert, der Widerstand seines Lokalstromkreises also grösser wird, wird der dann auftretende Strom das Relais 11 betätigen.
Bei einem Relais mit Differentialwicklung (l2, Fig. 1) ist die Lokalbatterie gewöhnlich an den Punkt w angeschlossen, so dass die beiden Teile der Wicklungen in umgekehrtem Sinne vom Lokaistrom durchnossen werden. Letzterer geht einerseits unmittelbar bei t2 und andererseits durch die Membrane und den Hebel des phonischen Empfängers bei is zur Erde. Das Relais wirkt, wie vorher unter dem Einfluss der Widerstandsänderungen, welche durch die Schwingungen der Membrane im Lokalstromkreise des phonischen Empfängers hervorgerufen werdon. Das so be- tätigte Relais mit einfacher oder Differentialwicklung sichert seinerseits dio Wirkung des telegraphischen Empfängers m mit Hilfe einer Lokalbatterie ta, bezw. nl.
Obwohl die Anwendung eines Relais mit einfacher Wicklung oder mit Differentialwicklung gleich wirksam ist, bietet letztere doch einen Vorteil. Bei einem einfachen Relais wird die Ruhe durch
Regelung einer Feder oder einer dem Arbeitsstrom entgegenwirkenden magnetischen. Kraft gesichert. Damit die Regelung des Relais eine ständige ist, muss also auch der Arbeitsstrom konstant sein. Demgegenüber fliesst bei einem Relais mit Differontiatwicktnng der Strom derselben Batterie durch die beiden Teile des Relais im umgekehrten Sinne. Die Gegen- kraft, welche von derselben Lokalbatterin herrührt, die auch den Arbeitsstrom liefert, wird sich also in demselben Sinne ändern wie der Arbeitsstrom, und es wird dio Regelung des
Relais vie ! ständigor sein.
Der in den Stromkreis der Leitung des plionischen Empfängers eingeschaltete Rheostat 0
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die Empfindlichkeit des phonischen Empfängers ändern, indem man denselben auf eine horizontale, zum Stiel des Hammers v senkrechte Achse setzt und demselben eine Neigung gibt, welche durch eine Stellschraube bestimmt wird.
Die Einschaltung des polarisierten Differentialrelais zwischen den phonischen Empfängern k bezw. k1 und den tell ! graphiscben Empfänger m, bezweckt also eine schärfere und genauere Aufnahme der durch undulierende Ströme übertragenen Zeichen, da die direkte
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stellung der Zeichen zur Folge haben würde.
Um eine grössere Zahl von unabhängigen Übertragungen gemäss vorliegende Erfindung zu haben, genügt es, das alte System von Elisha Gray wieder aufzunehmen.
Das Gel) et, wird mit Hilfe von elektrischen Stimmgabeln verschiedener Tonart oder sonst für diesen Zweck geeigneten Apparaten bewirkt werden.
Das Empfangen wird durch elektrische Stimmgabeln oder andere ähnliche Apparate gesichert, von denen jeder beim Geben anspricht.