<Desc/Clms Page number 1>
Österreichische PATENTSCHRIFT Nun 17706 DR. ADOLF J OLLES iN WIEJ.
Verfahren zur Gewinnung von entfärbten, geruch- und geschmacklosen Eiweissstoffen aus Blut.
EMI1.1
Nährpräparat das erforderliche Aussehen zu verleihen bezw. dasselbe vollkommen geruchund geschmacklos zu machen. Die Entfärbung des aus dem Blute gewonnenen Blutkörperchenbreies bezw. Erythrocyten-Eiweisses kann aber nach den bisher bekannten Methoden nur unvollständig und nicht genug ökonomisch durchgeführt werden, insofern bei dem Einwirkenlassen von Wasserstoffsuperoxyd auf das vorher bereits koagulierte Eiweiss (vergl. die deutschen Patentschriften Nr.
63353, 65703 und 93042) die färbenden Bestandteile in dem Koagulum eingeschlossen bleiben, während bei dem in der deutschen Patentschrift Nr. 105823 beschriebenen Verfahren, gemäss welchem das Wasserstoffsuperoxyd auf das vorher, zwecks Aufhebung der katalytischen Wirkung auf til- 700 erhitzte Blut im Ver-
EMI1.2
ist, dass das vorhergehende Erhitzen des Blutes, behufs Vermeidung eines vorzeitigen Koagulierens der Eiweisskörper, unter genauer Einhaltung der Temperatur von 69-70"erfolgen muss, wodurch die gewerbliche Ausführung des Verfahrens ziemlich umständlich und unsicher wird.
Überdies kann bei diesem Verfahren infolge des Umstandes, dass schon gleichzeitig mit der Einwirkung des Wasserstoffsuperoxydes die Koagulation des Blutes erfolgt, nie eine so vollständige Zerstörung der färbenden und sonstigen Verunreinigungen stattfinden, als wenn dafür gesorgt wird, dass während der ganzen Einwirkungsdauer des genannten Oxydationsmittels das Eiweiss in Lösung verbleibt.
Das vorliegende Verfahren ist seinem Wesen nach dadurch gekennzeichnet, dass das als Ausgangsmaterial dienende Blut u. s. w. in gelöster Form, u. zw. erst nach vorhergegangener Vernichtung seiner katalytischcn Eigenschaften, durch ein leicht entfernbares Mittel der Einwirkung des Wasserstoffsuperoxydes unterworfen wird, wodurch sich einerseits der Vorteil ergibt, dass zufolge des Einwirkenlassens des Superoxydes auf gelöstes Eiweiss bei einem geringeren Verbrauch an dem genannten Oxydationsmittel eine vollkommenere Entfärbung der Eiweissstoffn erzielt wird, als wenn diese letzteren in ungelöstem Zustande zur Anwendung gelangen.
Andererseits bietet die Anwendung leicht zu entfernender Mittel zur Aufhebung der katalytischen Eigenschaften des Blutes gegenüber der bereits vorgeschlagenen Beseitigung der katalysierenden Wirkungen durch Zusatz von Kliumpermanganat (siehe D. R. P. Nr. 114412) den wesentlichen Vorteil, dass die ersteren keinerlei schwer
<Desc/Clms Page number 2>
EMI2.1
manganat zur Anhäufung von nachträglich auf umständliche Weise zu entfernenden Mangansuperoxyd in der Masse Veranlassung gibt.
Behufs praktischer Ausführung des Verfahrens wird das zu verarbeitende Ausgangsmaterial zunächst behufs Aufhebung seiner katalytischen Eigenschaften mit einer als Enzymgift wirkenden Substanz zusammengebracht, als welche sich unter anderem eine sehr verdünnte Lösung von schwefliger Säure eignet. Die hiebei einzuhaltende Temperatur braucht 30-400 C nicht zu übersteigen, da schweflige Säure schon bei solchen Temperaturen die katalytische Wirkung der in Rede stehenden Ausgangsprodukte verhindert und dadurch Verluste an dem nachträglich zur Anwendung gelangenden Wasserstoffsuperoxyd bezw. die Unwirksammachung dieses letzteren gegenüber den durch dasselbe zu zerstörenden färbenden und sonstigen Verunreinigungen hintanhält.
Wie sich jedoch von selbst versteht, können an Stelle der schwefligen Säure auch andere leicht entfernbare Mittel, wie verdünnte Ammoniaklösung, welche die katalytischen Wirkungen des Blutes auf Wasserstoffsuperoxyd vernichten" Anwendung finden, ohne dass dadurch das Wesen der vorliegenden Erfindung eine Änderung erleiden würde.
Die in angegebener Weise vorbehandelten Materialien müssen sodann auf einen solchen Grad von Alkalinität gebracht werden, dass die Eiweisskörper selbst bei dem auf den nachträglichen Superoxydzusatz folgenden Aufkochen in Lösung verbleiben und dadurch der oxydierenden Wirkung des Superoxydes in vollem Masse teilhaftig
EMI2.2
katalysierenden Wirkung befreiten Material (Blut, Blutkuchen u. s. w.) erzielt werden ;
insbesondere empfiehlt sich diesbezüglich die Verwendung von Ammoniak, um im Falle eines etwa angewandten Überschusses von Alkali die Anhäufung von Salzen bei der später vorzunehmenden Neutralisation der Lösung zu vermeiden, wobei eine wesentliche Ver- einfachung des Gesamtverfahrens dadurch erreicht werden kann. dass sowohl zur Vorbehandlung des betreffenden Ausgangsmateriales als auch zur Verhinderung der Ausfällung der Eiweissstoffe während des nachfolgenden Oxydationsprozesses Ammoniak verwendet wird.
Der auf einem der vorstehend beschriebenen Wege erhaltenen alkalischen bezw. ammoniakalischen Lösung wird nunmehr Wasserstoffsuperoxyd zugesetzt und das Ganze aufgekocht. Wie sich von selbst versteht, wird an dem Wesen des in Rede stehenden Verfahrens nichts geändert, wenn Ammoniak und Wasserstoffsuperoxyd nicht als solche zugesetzt, sondern in der zu behandelnden Masse selbst durch wechselseitige Umsetzung von Ammoniumsalzen und Metallsuperoxyden erzeugt werden. Nach erfolgter Oxydationswirkung des Wasserstoffsuperoxydes wird der entfärbte Eiweisskörper durch Neutralisation der Lösung mit einer verdünnten Säure ausgefällt, abfiltriert und in bekannter Weise gereinigt.
Wenngleich nach dem von Ho1tschmidt angegebenen Verfahren zur Gewinnung entfärbten Eiweisses (D. R. P. Nr. 128124) die eiweisshaltigen Ausgangsstoffe, zwecks nachfolgender Entfärbung durch Oxydationsmittel mit Säuren oder liasen vorhphandelt bezw. aufgoweicht werden, so steht dieses Verfahren zu d m vorliegenden dennoch in keinerlei Be- ziehung, da die in der genannten Patentschrift beschriebene Aufweichoperation dazu dient, den
EMI2.3
durchführbar zu machen, während bei dem angemeldeten Verfahren die Durchführung der eigentlichen Entfärbung in der Siedehitze erfolgt, wodurch eben eine vollständige Entfärbung ohne jedes vorgängige mechanische Aufschliessen oder Aufweichen der Ausgangsstoffe er- möglichst wird.
Im Hinblick darauf, dass bei dem vorliegenden Verfahren die Vorbehandlung der Ausgangsmaterialien mit einem leicht entfernbaren Mittel, wie schweflige Säure oder Ammoniak, erfolgt und keineswegs ein Aufweichen der Materialien, sondern ausschliesslich die Aufhebung der katalytischen Eigenschaften derselben bezweckt, genügt es auch, die schweflige Säure bezw. das Ammoniak im Gegensatze zu dem Verfahren von Holtschmidt in ganz verdünntem Zustande und nur verhältnismässig kurze Zeit einwirken zu lassen.
Die besondere Ausführung des vorliegenden Verfahrens mag an einigen Beispielen näher gezeigt werden :
1. 5 kg Blutkörperchenbrei werden mit 15 l einer sehr verdünnten (etwa 0'01/oigen) Schwefligsäurelösung versetzt und das Ganze ungefähr eine Stunde lang unter Umrühren auf einer Temperatur von 30-40 C erhalten. Der so behandelten Masse setzt man nun
100 cm3 einer konzentrierten wässerigen Ammoniaklösung zu und trägt sodann unter allmählichem Erhitzen und beständigem Umrühren 5 kg Wasserstoffsuperoxyd ein.
Die Temperatur wird fortlaufend bis zum Kochen gesteigert, wobei schon der grösste Teil des entfärbten Eiweisskörpers zufolge Verflüchtigung des Lösungsmittels ausfällt ; der etwa noch in Lösung befindliche Anteil kann durch Neutralisieren mit einer verdünnten Säure vollständig zur Ausfällung gebracht werden.
Bei Verwendung von Kali- oder Natronlauge an Stelle des
Ammoniaks in dem vorstehenden Ausflihrungsbeispiel muss selbstverständlich unter allen Umständen die Ausfällung des Gesamt-Eiweisskörpers durch Neutralisieren der Lösung erfolgen.
<Desc/Clms Page number 3>
EMI3.1
unreinen Eiweissstoffe werden mit ungefähr 10 einer verdünnten, etwa zweiprozentigon Ammoniaklösung versetzt und das Ganze durch 6-8 Stunden unter wiederholtem Umrühren bei gewöhnlicher Temperatur stehen gelassen.
Der so vorbehandelten Masse setzt man nun entsprechend dem unter 1) angegebenen Ausführnhgsbeispiel 100 cm3 einer konzentrierten, wässerigen Ammoniaklösung zu, trägt sodann unter Erhitzen und Umrühren 5 kg Wasserstoffsuperoxyd ein und führt den Prozess im Sinne des erwähnten Ausführungsbeispieles zu Ende.
Das zur Abscheidung gelangte Produkt stellt die gewünschten geruch-und geschmacklosen, entfärbten Eiweissstoffe dar, welche sowohl für sich allein ein wertvolles Nährpräparat bilden, als auch mit Nahrungsmittel, z. B. Mehl, gemengt, eine Erhöhung des Nährwertes derselben bewirken, ohne ihnen einen fremden Beigeschmack oder Geruch zu verleihen.