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Österreichische PATENTSCHRIFT ? 17030. SIEMENS & HALSKE AKTIENGESELLSCHAFT IN WIEN.
Elektrisch und durch Luftdruck gesteuerte Luftbremse.
An den Schluss von Zügen, welche mit elektrisch und pneumatisch gesteuerten Luftbremsen ausgerüstet sind, werden zweckmässig Vorrichtungen angehängt, welche den betriebsfähigen Zustand der Bremse überwachen. Dient zur Überwachung der elektrischen Einrichtung ein Rubestromventil, welches beim Versagen des Stromes Luft aus der Hauptluftleitung aus-oder in dieselbe einlässt (siehe Stamm-Patent), und zur Überwachung der pneumatischen Einrichtung ein elektrischer Schalter, welcher bei unzulässiger Änderung des Druckes in der Luftleitung die im Zuge verteilten elektrischen Bremsvcntile an die
Stromquelle anschliesst, so treten beim Auffüllen bezw. Entleeren der Luftieitung Schwierig- keiten auf.
Ist beispielsweise bei einer Luftdruckbremse der Schalter infolge Sinkens des
Leitungsdruckes geschlossen worden, so strömt die Druckluft beim Auffüllen durch die elektrischen Bremsventil wieder ab. Wird aber vom Lokomotivführer der elektrische Strom unterbrochen, so tritt das Ruhestromvontil in Wirkung und die nachgefüllt Druckluft strömt durch dieses sofort wieder ins Freio ; es sei denn. dass die Ruhestromwirklung nnttelst besonderer elektrischer Leitungen an die Stromquelle angeschlossen ist. Zu letzterem
Hilfsmittel wird man jedoch ungern greifen. Die erwähnten Übelstände werden nun durch vorliegende Erfindung vermieden.
Das Wesen derselben besteht darin, dass der das Schluss- ventil steuernde Elektromagnet zwei Wicklungen erhält, von denen die eine durch Ruhe- strom und die andere beim Losen der Bremsen durch Arbeitsstrom erregt wird.
In der Zeichnung ist eine Ausführungsform der Erfindung für Druckluftbremsen dargestellt.
Den Zug entlang sind drei Leitungen a, b, c geführt. Zwischen a und b liegen die auf jedem Wagen befindlichen Notschalter d, zwischen b und Erde die im Zuge verteilten
Bremsventile e, während zwischen c und Erde die ebenfalls im Zuge verteilten elektrischen
Löseventile f liegen. Die Ruhestromwicklung g des Schlussventiles 11 ist zwischen Leitung a und Erde geschaltet. Die Arbeitsstromwicklung t liegt zwischen Leitung c und Erde.
Die
Leitungen a und b endigen in Stromschlussstücke k und/, die für gewöhnlich nicht mit- einander verbunden sind, aber durch ein Stromschlussstück m, das isoliert auf einem
Kolben n sitzt, der einerseits unter dem Druck in der Hauptleitung und andererseits unter dem Druck einer Feder it, steht, verbunden werden, wenn der Druck unter dem
Kolben n, also der Druck der Hauptluftleitung am Schluss des Zuges unter eine bestimmte
Grenze gesunken ist. Auf der Lokomotive befindet sich ein elektrischer Steuerschalter o, dessen von Erde isolierter Hebel p an eine Stromquelle q angeschlossen ist, deren anderer
Pol an Erde liegt. Endlich ist zwischen Leitung a und die Schiene 14 des Steuerschalters 0 noch ein Ausschalter s eingefügt, den eine Feder t zu schliessen sucht.
Die Wirkungsweise ist folgende : Wird der Hebel p des Steuerschalters o in die Stellung I (Fahrt) gebracht und befindet sich in der ganzen Hauptluftleitüng normaler
Druck, so steht die Leitung a und damit die Wicklung 9 unter Strom. Der Kolben M nimmt seine höchste Lage ein, in welcher die Stromschlussstücke k. l nicht miteinander verbunden sind. Die Wicklung g ist also erregt, der Anker u wird angezogen und das mit demselben verbundene Ventil v schliesst den Raum z und damit die Hauptll1ft1eitung von der Aussenluft ab.
In dieser Stellung des Steuerschalters kann eine Bremsung eintreten :
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schalter o an die Stromquelle g angeschlossen, die elektrischen Bremsventile e werden erregt und hiedurch wird in bekannter Weise die Bremse angestellt: 2. Selbsttätig, wenn die elektrische Bremsausrüstung nicht gebrauchsfähig ist (Stromquelle unbrauchbar oder Bremst stromkreis unterbrochen). In diesem Falle ist die Wicklung g stromlos, der Anker u wird freigegeben und der Luftdruck in der Hauptluftleitung öffnet das Ventil v, wodurch in bekannter Weise ein Anstellen der Bremsen auf rein pneumatischem Wege eintritt. 3. Selbsttätig, wenn der Druck unter dem Kolben n, also in der Hauptluftleitung, unter eine bestimmte Grenze gesunken ist.
Dies tritt z. B. ein, wenn ein Stirnwandhahn im
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die Stromschlllssstücke k, mund Leitung a an die Stromquelle angeschlossen und die elktrischenBremsventileesprechenan.
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Stromquelle q angeschlossen. Hiedurch werden die elektrischen BremsventHe e erregt und es tritt eine Bremsung ein. Da die Lcitxng a angeschlossen bleibt, so kann auch vom Zuge aus noch gebremst werden und die Wicklung 9 bleibt erregt, das Ventil v also geschlossen.
Beabsichtigt der Führer die Bremsen zu lösen, so legt er den Hebel p in Stellung 111.
Iu dieser Stellung wird Leitung c an die Stromquelle q angeschlossen und dadurch werden die elektrischen Löseventile f und die Wicklung i erregt. Die Leitungen a, b, die
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ein Öffnen des Ventiles v und Ausströmen von Luft aus der Hauptluftleitung ins Freie kann jedoch nicht eintreten, da die jetzt erregte Wicklung i den Anker u anzieht und das Ventil v geschlossen hält. Selbstverständlich wird hiedurch das Auffüllen der Haupt-
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Anker M nicht abfällt und das Ventil v sich nicht öffnet, darf der Strom in a erst unter- broches werden, wenn die Wicklung t bereits erregt ist. Dies wird einfach dadurch erreicht, dass die Stromschlussschienen r und y sich überdecken.
Der Schalter s dient zur Abnahme von Bremsproben. Wird derselbe geöffnet, während der Hebel p des Steuerschalters o in Stellung 1 steht, so wird die Leitung a und damit
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kann in bekannter Weise mit dem Führerbremsventil von Westinghouse verbunden sein, so dass das Bremsen und Lösen nicht nur auf elektrischem Wege, sondern auch gleich-
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(lagegen denselben anstellt, wenn der Ruhestrom durch Schliessen eines Notschalters d oder durch die Verbindung der Stromschlussstücke k, l verstärkt wird. Es wird auf diese Weise dem Führer die Bremsung vom Zuge, bezw. die selbsttätige Notbremsung infolge Sinkens des Druckes in der Ilauptluftleitung sofort angezeigt.
Selbstverständlich iässt sich die beschriebene Einrichtung auch in sinngemässer Weise für luftsaugebremsen verwenen. Anstatt des Druckes in der Hauptluftleitung kann auch der Druck im Hilfsluftbehälter zur Beeinflussung des Kolbens 1t benutzt werden, das Ventil v bleibt jedoch zwischen Hauptluftleitung und Aussenluft geschaltet. Wie ersichtlich, wird durch die beschriebene Anordnung, welche keine empfindlichen Teile aufweist, die Sicherheit der Züge bedeutend erhöht.