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Österreichische PATENTSCHRIFT ?'16631.
DR. SWIGEL POSTERNAK iN PARIS.
Verfahren zur Gewinnung der organischen assimilierbaren Phosphorverbindung aus vegetabilischen Stoffen.
Das den Gegenstand vorliegender Erfindung bildende Verfahren bezieht sich auf die Gewinnung der organischen, in den meisten vegetabilischen Nahrungsmitteln enthaltenen Phosphorverbindung, welche als selbständiger phosphorhaltiger Reservestoff in den Cot) le- donen bezw. Tuberkeln etc. etc. aller Chlorophyllpflanzen angelagert ist (vgl. Reue genera) e de Botanique", Band XII, 1900, S. F und welche, wie die jüngsten Versuche ergeben haben, die Formel C2 H8 P2 09 besitzt und seiner Konstitution nach als Anhydrooxy- methyll1ndiphosphorsäure angesprochen werden kann.
Das zur Gewinnung dieser Substanz führende Verfahren, welches im nachstehenden beschrieben ist, stützt sich auf die Beobachtungen, nach welchen diese in den Pflanzen enthaltene organische Phosphorverbindung in schwachen Mineralsäuren, auch in Gegenwart von Erdalkalien, die man gewöhnlich in den Pflanzen vorfindet, leicht löslich ist, ferner darauf, dass die pflanzlichen Eiweissstoffe bei Gegenwart genügender Mengen der obigen Phosphorverbindung in verdünnten Mineralsäuren unlöslich werden und endlich auf die Eigenschaft, welche die vermittelst Mineralsäuren erzielten Auszüge aus Pflanzensamen besitzen, dass die organische, in diesen Auszügen enthaltene l'hosphorverbiudung in Form
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einfachsten in der Weise erreicht, dass man dem Auszug eine passende Menge eines essigsauren Salzes zusetzt,
welches in ein mineralsaures Salz umgewandelt und wobei eine entsprechende Menge Essigsäure frei wird.
Das Verfahren wird bei Benutzung des sich für vorliegenden Zweck als Ausgangs- matorial am besten eignenden Ölkuchens in nachfolgender Weise ausgeführt.
100 kg von zweckmässig pulverisierten Ölkuchen werden mit 300 l Wasser, welchen 0#3% Natriumhydrat hinzugefügt wurde, angerührt. Diese Operation hat zum Zweck, die Alouronkürncr, in welchen die organische Phosphorverbindung enthalten ist, locker zu machen hozw. zu lösen und so diese organische Phosphorverbindung der Einwirkung der nachherigen Behandlung leicht zugänglich zu machen. Nach zwei Stunden werden der Flüssigkeit 6-7 l rohe Handelssalzsäure hinzugefügt, das Ganze wird energisch umgerührt und bei gewöhnlicher Temperatur während 10-12 Stunden sich selbst überlassen.
Hierauf wird filtriert, ausgepresst und der Rückstand wiederholt mit 150-200 l Wasser, dem etwa 1/2 1 Salzsäure zugefügt wurde, ausgezogen. Die beiden Auszüge werden vereinigt und unter ständigem Umrühren in der angegebenen Reihenfolge und mit den nachstehend angegebenen Stoffen in wässriger Lösung versetzt.
Zunächst fügt man dem Auszuge eine wässrige Lösung von 3000 g gewöhnlichem kristallisiertem Kupfervitriol hinzu. Hierauf werden 500 g Calciumchlorid, darauf 3000 9
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Nach dieser Behandlung bleibt die Reaktion der Flüssigkoitsdauer sauer und es entsteht dabei ein reichlicher, blaugrün gefärbt erscheinender Niederschlag. Derselbe besteht aus einem Gemenge der Doppelsalze der organischen Phosphorverbindung einerseits mit Kupfer, andererseits mit Kalk, Magnesium, Eisen und Mangan. Man lässt den Niederschlag sich absetzen, dekantiert, filtriert, wäscht mit gewöhnlichem Wasser nach, rührt den Rückstand mit einer genügen (fen Menge von Wasser an und setzt das Gemisch der Wirkung von
Schwefelwasserstoff aus. Auf diese Weise wird das Kupfersalz zerlegt und das Kupfer in
Form von Schwefelkupfer niedergeschlagen.
Es wird von Schwefetkupfer abnitriert und die
Flüssigkeit entweder in Vakuum mit dem zweifachen Volumen von 9 obigem Alkohol ge- fällt oder auch der Sirup direkt zur Trockne eingedampft und die trockene Masse pulverisiert. Auf diese Weise gewinnt man je nach der Kuchenart 2500-3500 9 eines weissen Pulvers, welches ungefähr 220/Q seines Eigengewichtes an Phosphor enthält, in
Wasser vollkommen löslich, von anorganischen Phosphaten frei ist und von den Mineral- basen überwiegend Kalk, ferner Magnesia Eisen und Mangan in wechselnden, von der
Natur bezw. Zusammensetzung des Ausgangsmateriales abhängigen Mengen ausweist.
Es ist selbstverständlich, dass man, ohne an dem Resultate etwas zu ändern, statt der Natronlauge Kalilauge, statt des Chlorcalciums irgendein anderes lösliches Calcium- salz, an Stelle der Salzsäure eine andere Mineralsäure verwenden kann, ebenso wie an
Stelle von Kupfersulfat ein anderes Salz des Kupfers, des Bleies oder emes analogen
Metalles und an Stelle von Natriumacetat ein beliebiges anderes Alkaliacetat. Das nach dem eben beschriebenen Verfahren erzielte Produkt stellt die obgenannte organische Phos- phorverbindung mit einem hohen Pbosphorgehalte dar, ist seiner Natur und physiologischen
Funktion nach assimilierbar und soll zu Nährzwecken Verwendung finden.
Dem bekannten Verfahren gegenüber (Prigshoims Jahrbücher"Band VIII, S. 47tri, "Zeit- schrift für Biologie, Band XIII, N. F., S. 201, Zeitschrift für physiologische Chemie"
Band XXII, S. 91, "Berliner Berichte", Band XXX, S. 2299) zeichnet sich das eben be- schriebene Verfahren durch zahlreiche Vorteile aus, die darin zu erblicken sind, dass es sich einerseits eines billigen und leicht zugänglichen Ausgangsmateriales (Ölkuchen) bedient, dass es ferner vermittelst desselben gelingt, dank der, abweichend von den früheren
Methoden, als Extraktionsmittel gebrauchten :
Mineralsäuren 75-800/0 des in dem Aus- gangsmateria ! enthaltenen Phosphors in Form der oben definierten organischen Verbindung zu gewinnen, was mehrfach die früher erreichten Ausbeuten übertrifft. Da ferner das Ver- fahren direkt zu eiweissfreien Extrakten führt, fällt das lästige, zeitraubende, mit grossen
Verlusten verbundene Koagulieren und Filtrieren der Proteinstoffe gänzlich weg. Indem ferner die phosphororganische Verbindung nicht in alkalischer oder neutraler Lösung, wie bis jetzt, sondern in essigsaurer Lösung durch Metallsalze gefällt wird, wird sie in ein- facher Weise von allen organischen Verunreinigungen befreit, ohne dass man zur lang- wierigen und wenig zweckmässigen Reinigung durch Wiederauflösen und Ausfällen Zuflucht nehmen müsste.
Der letztgenannte Vorteil geht übrigens schon daraus hervor, dass der Gehalt des nach dem beschriebenen Verfahren erhaltenen Produktes an Phosphor bedeutend höher ist, als derjenige der analogen Stoffe, die man bisher in der Hand gehabt hat.
Endlich erlaubt die Reinheit der nach dem Zerlegen mit Schwefelwasserstoff erhaltenen
Lösung durch einfaches Eindunsten im Vakuum die Substanz in fester, wasserlöslicher, zu Nabrungszweckpn direkt brauchbarer Form, frei von schädlichen oder unnützen Basen darzustellen.