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Verfahren zur Herstellung echter Färbungen
In den österr. Patentschriften Nr. 159638 und 160522 sind Verfahren zur Herstellung von esterartigen Farbstoffderivaten beschrieben worden, die erhalten werden durch Behandeln von hydroxylgruppenhaltigen Farbstoffen mit solchen organischen Acylierungsmitteln, die neben der die Acylierung bewirkenden Gruppe mindestens einen Substituenten enthalten, der gegebenenfalls nach geeigneter Umwandlung die Löslichkeit des Acylierungsproduktes bedingt oder erhöht. Aus diesen Acylierungsprodukten wird durch Behandeln mit Verseifungsmitteln der in der Regel schwer lösliche Ausgangsfarbstoff regeneriert. Wird diese Massnahme auf der Faser vorgenommen, so erhält man Färbungen, die sich durch vortreffliche Nassechtheiten auszeichnen können.
In den österr. Patentschriften Nr. 159638 und 160522 werden ferner angegeben, dass die Acylierungsprodukte zum Färben der verschiedensten Materialien, insbesondere von Textilien animalischen oder pflanzlichen Ursprungs, verwendet werden können. Indessen geht aus den Ausführungsbeispielen hervor, dass sie vor allem zum Färben von cellulosehaltigen bzw. von aus Cellulose bestehenden Textilien geeignet sind, indem die Regenerierung des Farbstoffes vorzugsweise durch Verseifen mit alkalisch reagierenden Verseifungsmitteln vorgenommen wird. Wenn auch das Färben der Wolle beschrieben wird, wird doch die Verseifung mit Hilfe von alkalischen Verseifungsmitteln vorgenommen. Die Veresterungsprodukte werden nämlich durch alkalisch reagierende Verseifungsmittel ganz wesentlich leichter verseift als durch sauer reagierende.
Will man auch die Verseifung auf der tierischen Faser in saurem Medium vornehmen, so ist diese schwer durchzuführen.
Dies hat z. B. zur Folge, dass es nicht ohne weiteres gelingt, den mit Benzoylchloridmonosulfonsäure veresterten Azofarbstoff aus diazotiertem l-Oxy- 2-amino-4-chlorbenzol und-Naphtol nach dem gewöhnlichen Nachchromierungsverfahren in befriedigender Weise zu färben.
Es wurde nun gefunden, dass z. B. Wolle mit Estern der gekennzeichneten Art gefärbt werden kann, d. h. mit Estern aus Azofarbstoffen, die die Atomgruppierung
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enthalten, in welcher Ri einen aromatischen Kern und X eine zur-N=N-Gruppe o-ständige Atomgruppierung, die fähig ist, sich an der Bildung eines Schwermetallkomplexes zu beteiligen-also z.
B. eine Carboxyl-oder eine Hydroxylgruppe-bedeuten, R-Y für den Rest einer Kupplungskomponente, in welchem Y eine o-ständig zur-N=N-Gruppe stehende Hydroxylgruppe bedeutet, steht und solchen organischen Acylierungsmitteln, die neben der die Acylierung bewirkenden Gruppen mindestens einen Substituenten enthalten, der gegebenenfalls nach geeigneter Umwandlung die Löslichkeit des Acylierungsproduktes erhöht bzw. bedingt ; Merkmal dieses Verfahrens ist, dass Ester der genannten Art im Einbadfärbeverfahren zusammen mit chromabgebenden Mitteln verwendet werden, wobei ohne Durchführung eines gesonderten Verseifungsprozesses direkt metallhaltige echte Färbungen entstehen.
Während nach den Angaben der erwähnten Patentschriften die Verseifung entweder in stark alkalischem oder stark saurem Medium gesondert durchgeführt werden musste, ermöglicht es das neue Verfahren, dass die Chromkomplexe während des Färbeprozesses auf der Faser entstehen, ohne dass vorgängig oder gleichzeitig eine Behandlung mit verseifenden Mitteln vorgenommen werden muss. Die Metallisierung erfolgt also nach dem neuen Verfahren im praktisch neutralen Färbebade, wobei das Chromatom des chromabgebenden Mittels sich mit den lackbildenden Gruppen der Azofarbstoffe unter Verdrängung der Acylierungsradikale zu wertvollen Komplexen verbindet.
Es wurde ferner gefunden, dass besonders wervolle Resultate erhalten werden, wenn man die oben erwähnten Ester auf der Faser chromiert und dabei das Verfahren anwendet, das darin besteht, in einem Bade, das gleichzeitig Farbstoffester, ein puffernd wirkendes Salz wie Ammonsulfat und Alkalichromat enthält, zu färben.
Dieses fast neutrale Färbeverfahren, das als
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Metachrom-oder Synchromarverfahren in der
Literatur beschrieben ist, führt überraschender- weise zu vorzüglichen Chromierungseffekten.
Die Verwendung des neuen Verfahrens ist im übrigen nicht auf die Heranziehung von
Estern von Monoazofarbstoffen eingeschränkt, es können ebenfalls Ester von Polyazofarbstoffen verwendet werden, vorausgesetzt, dass diese
Polyazofarbstoffe mindestens einmal die Atom- gruppierung der oben angegebenen allgemeinen
Formel enthalten. Solche Farbstoffe sind z. B. die Kupplungsprodukte aus 1 Mol tetrazotiertem 4'-Chlor-4-amino-2-methyl-5-oxy-l, 1' -azobenzol und 1 Mol 2-Oxynaphtalin oder l-Oxy-4-methyl- benzol ; aus 1 Mol diazotiertem 1-0xy-2-amino-4- chlorbenzol und 1 Mol diazotiertem l-Amino-4- chlorbenzol und 1 Mol 1, 3-Dioxybenzol, usw.
Das neue Verfahren ist aber insbesondere dann von Interesse, wenn wasserlösliche Ester von solchen Farbstoffen der oben umschriebenen
Art aus o-hydroxylierten oder o-carboxylierten
Diazoverbindungen verwendet werden, deren praktische Verwendung durch ihre Unlöslichkeit bzw. Schwerlöslichkeit erschwert oder sogar ausgeschlossen ist. Es erlaubt also die Verwendung in den sogenannten Einbadchromierungsverfahren von Farbstoffen, wie unsulfierte Azofarbstoffe aus diazotierten o-Aminooxyverbindungen oder o-Aminocarbonsäuren und Phenolen.
Das neue Verfahren ist ferner nicht für die tierische Faser allein anwendbar ; es kann z. B. mit Erfolg auch beim Färben von Mischgeweben, die z. B. aus Wolle und regenerierter Cellulose bestehen, verwendet werden. Es können auch an- dere Faserarten nach dem neuen Verfahren gefärbt werden, z. B. Naturseide, animalisierte Cellulose, ferner Kunstfasern aus Casein oder aus Superpolyamiden bzw. Superpolyurethanen usw. Das neue Verfahren lässt sich auf die verschiedenen Verarbeitungsstadien solcher Gespinste anwenden, z. B. auf lose Ware, wie lose Wolle oder Mischungen von loser Wolle mit loser Zellwolle, ferner auf Kammzug, Streich-oder Kammgarn auf der Kreuzspule oder im Strang, schliesslich auch auf Stück.
Die Leichtlöslichkeit der verwendeten esterartigen Farbstoffe macht'sie für die Apparatefärberei besonders geeignet, die vorzügliche Walkechtheit der Färbungen ist für die Herstellung von Melange-Artikel oder buntgewebter Artikel besonders wertvoll.
Beispiel 1 : Man verwendet das durch Behandeln von 29 Teilen des Farbstoffes aus diazotierter l-Aminobenzol-2-carbonsäure und 2Oxynaphthalin mit 22-30 Teilen Benzoylchloridsulfonsäure erhältliche Präparat zum Färben der Wolle wie folgt :
In ein Färbebad, das auf 4000 Teile Wasser 2 Teile des Präparates, 2-5 Teile Ammonsulfat,
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genetzter Wolle ein, steigert die Temperatur innerhalb 30 Minuten bis zum Kochen und färbt
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Essigsäure 40% zu und färbt noch 1 Stunde kochend. Dann wird gespült und getrocknet.
Die Wolle ist echt braunrot gefärbt. Beispiel2 : In ein Färbebad, das auf 4000 Teile Wasser 2 Teile des durch Vereinigen von diazo-
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phenyl-3-methyl-5-pyrazolon und Verestern mit Benzoylchlorid-disulfonsäure erhältlichen Farb- stoffpräparates, 2-5 Teile Ammonsulfat, 2-5 Teile Natriumchromat sowie 10 Teile Glaubersalz enthält, geht man bei 60 mit 100 Teilen gut genetzter Wolle ein, steigert die Temperatur innerhalb 30 Minuten bis zum Kochen und
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1 Stunde kochend. Dann wird gespült und getrocknet. Die Wolle ist echt orangebraungefärbt.
Beispiel 3 : Der Farbstoff aus diazotiertem l-Oxy-2-aminobenzol und 2,4-Dioxychinolinwird durch Behandeln mit Benzoylchlorid-disulfonsäure in ein wasserlösliches, esterartiges Präparat übergeführt. Dieses wird zum Färben der Wolle wie folgt verwendet :
In ein Färbebad, das auf 2000 Teile Wasser 1 Teil des Präparates, 2-5 Teile Ammonsulfat, 2-5 Teile Natriumchromat sowie 10 Teile Glaubersalz enthält, geht man bei 60 mit 100 Teilen gut genetzter Wolle ein, steigert die Temperatur innerhalb 30 Minuten bis zum Kochen und färbt 3/4 Stunden kochend. Hierauf gibt man 0-5-1% Essigsäure 40% zu und färbt noch 1 Stunde kochend. Dann wird gespült und getrocknet.
Die Wolle ist echt bordeaux gefärbt.
Beispiel 4 : Man bestellt ein Färbebad, das auf 3000 Teile Wasser 1-5 Teile des mit Benzoylchloridsulfonsäure veresterten Farbstoffes aus diazotiertem l-Oxy-2-aminobenzol und Acetessigo-anisidid, 2-5 Teile Ammoniumsulfat, 2-5 Teile Natriumchromat, sowie 10 Teile Glaubersalz enthält. Bei 600 geht man mit 100 Teilen gut genetzter Wolle ein, steigert die Temperatur innerhalb 30 Minuten bis zum Kochen und färbt 3/4 Stunden kochend. Hierauf gibt man 0-5-1% Essigsäure 40% zu und färbt noch 1 Stunde kochend. Dann wird gespült und getrocknet.
Die Wolle ist echt orangegelb gefärbt.
Beispiel 5 : Das durch Behandeln von 12 Teilen des Azofarbstoffes aus diazotiertem 1-0xy-2-amino-4-chlorbenzol und 2-Oxynaphthalin mit 15 Teilen Benzoesäure-3, 5-disulfochlorid erhaltene Präparat wird zum Färben der Wolle wie folgt verwendet :
In ein Färbebad, das auf 4000 Teile Wasser 2 Teile des Präparates, 2-5 Teile Ammonsulfat, 2-5 Teile Natriumchromat sowie 10 Teile Glaubersalz enthält, geht man bei 600 mit 100 Teilen gut genetzter Wolle ein, steigert die Temperatur innerhalb 30 Minuten bis zum Kochen und färbt 314 Stunden kochend. Hierauf gibt man 0-5-1% Essigsäure 40% zu und färbt noch 1 Stunde kochend. Dann wird gespült und getrocknet.
Die Wolle ist echt rotviolett gefärbt.
Verwendet man an Stelle des Azofarbstoffes aus diazotiertem 1-Oxy-2-amino-4-chlorbenzol und
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2-Oxynaphthalin denjenigen aus diazotiertem 1-0xy-2-amino-4-chIorbenzol und 2,4-Dioxychinolin und verfährt im übrigen wie im Beispiel angegeben, so erhält man auf Wolle ein echtes Bordeaux.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung echter Färbungen auf der Faser mittels Estern aus Azofarbstoffen, die die Atomgruppierung
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enthalten, in welcher Ri einen aromatischen Kern und X eine zur-N=N-Gruppe o-ständige Atomgruppierung, die fähig ist, sich an der Bildung eines Schwermetallkomplexes zu beteiligen, bedeuten, R2- Y für den Rest einer Kupplungskomponente, in welchem Y eine o-ständig zur - N=N-Gruppe stehende Hydroxylgruppe bedeutet, steht und solchen organischen Acylierungs- mitteln, die neben der die Acylierung bewirkenden Gruppen mindestens einen Substituenten enthalten, der gegebenenfalls nach geeigneter Umwandlung die Löslichkeit desAcylierungsproduktes erhöht bzw.
bedingt, dadurch gekennzeichnet, dass ohne Mitverwendung ausgesprochen verseifender Mittel im Einbadverfahren gefärbt wird mit Lösungen, die gleichzeitig den Ester des Farbstoffes und ein chromabgebendes Mittel enthalten.