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Verfahrm zur JIerstelluti. eines Klebemittels.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Klebemittels durch Leuconostoeschleimgärung von zuckerhaltigen Lösungen und besteht darin, dass dabei ein auf frischen oder getrockneten Pflanzen der Gattung Urtiea zugleich mit einem Sprosspilz vorkommender, als Leueonostoc urtica n. sp." bezeichneter Gärungserreger verwendet. wird. Bekanntlich beruht die Scleimgärung des Rübensaftes auf der Tätigkeit von Leueonostocbakterien (F. Fuhrmann, Einführung in die Grundlagen der technischen Mykologie", 2. Auflage, S. 406, letzter Absatz, und 407, Z. 1-10 von oben), und wurde diese Sehleimgärung bereits zielbewusst zur Herstellung von Klebstoffen benutzt (französische Patentschrift Nr. 339228 und Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie für das Jahr 1873 von R. Wagner, 19.
Jahrgang ex 1874, S. 555, Z. 4 von unten, bis S. 556, Z. 17 von oben). Wenn man aber erfindungsgemäss den speziell auf BrennesseIpflanzen vorkommenden Sehleimgärungserreger, der bei der wissenschaftlichen Überprüfung vorliegender Erfindung entdeckt und als Leueonostoc urticae n. sp." bezeichnet wurde, zur Herstellung von Klebstoffen durch Vergärung von Zuckerlösungen benutzt, dann erhält man ein Produkt grösster Klebkraft bei höchster Ausbeute, welches praktisch geruchlos ist und. obwohl aus heimischen Pflanzen erzeugt, den exotischen, ähnlichen Klebestoffen, wie Gummiarabieum. gleichkommt bzw. dieselben übertrifft.
Mischt man Zuckerrübensaft, der durch Wasserzusatz auf einen zirka 10% eigen Zuckergehalt verdünnt ist, mit Brennesselpflanzen und überlässt die Flüssigkeit bei normaler Temperatur sieh selbst, so tritt eine Gärung des Zuckers ein. Als Produkt des Gärungsprozesses, der etwa 7-10 Tage dauert, bildet sich hiebei ein Stoff von starker Klebekraft. Seine Ausscheidung aus der Gärungsflüssigkeit wird durch Verdampfung derselben bewirkt. Die schwache Braunfärbung der Klebestofflösung kann durch Bleichen mit bekannten Mitteln beseitigt und die Flüssigkeit farblos gemacht werden. Im Gegensatz zu den meisten gebräuchlichen Klebemitteln besitzt der Klebestoff nur einen ganz schwachen, angenehm aromatischen Geruch.
Eine gute Ausbeute an Klebestoff ergibt sich, wenn pro l Rübensaft mit 10% Zuckergehalt zirka 20 g voll entwickelte Brennesselpflanzen, die den Blütezustand erreicht haben, dem Rübensaft zugesetzt werden. Die Pflanzen können entweder im frischen oder im getrockneten Zustand ohne besondere Behandlung oder geschnitten verwendet werden. Frost schädigt jedoch die Gärungserreger und macht sie unwirksam.
Am Verfahren und am Ergebnis des Gärungsprozesses ändert sieh nichts, wenn statt Rübensaft andere zuckerhaltige Lösungen benutzt werden.
Bei der wissenschaftlichen Überprüfung der Erfindung konnte überdies noch folgendes festgestellt werden : Der auf Urticastengeln und Blättern vorkommende Erreger der Schleimgärung ist ein Coccus des Genus Leuconostoc van Tieghem, dessen Definition nach Bergey #Determinative Bacteriology# (1931) lautet : Saprophyten, gewöhnlich in Rohrzuckerlösung wachsend. Zellen in Ketten oder in Paaren
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(Cienkowski) van Tieghem.
Der eigentliche Erreger der durch Zugabe von Urtica, frisch oder getrocknet zu Zuckerlösungen eintretenden Schleimgärung ist also ein Leueonostoc, der aber mit den bekannten Leuconostoearten nicht identisch ist und als eine neue Art dieses Genus Leueonostoc urtieae n. sp. aufgefasst werden muss. Die durch Leueonostoc urticae n. sp. hervorgerufene Gärung muss den übrigen Leueonostocgärungen
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zugeordnet werden, es bestehen aber diesen gegenüber auch manche Unterschiede. Als wichtigste hievon ist die bei ganz andern Aziditätsverhältnissen verlaufende Gärung.
Das pH der Rubensäfte schwankt zwischen usprünglich 5-6 und wird im Verlauf der Fabrikation auch alkalisch, dementsprechend beginnen die Gärungen der bisher bekannten Leuconostocarten im schwach sauren Gebiet und werden erst durch die von den Organismen selbst gebildeten Säuren stärker sauer.
Demgegenüber ist das Anfangs-pH der mit Crtica versetzten Zuckerlösungen zwischen 3-4 liegend : durch diese hohe Azidität wird aber das Aufkommen anderer Bakterienarten verhindert, so dass praktisch mit einer Reinkultur der Leuconostoe urticae und der bereits erwähnten Sprosspilzart gearbeitet'wird.
Die gebildete Säure zeigt die l1felmannsehe Reaktion ; unter den gebildeten Säuren ist daher auch Milchsäure anzunehmen.
Erwähnenswert ist noch, dass der isolierte Leuconostoc wohl in Reinkultur in Glukoselösungen Schleimbildung zeigt, diese aber kräftiger in Gemeinschaft mit einem Sprosspilz zu bilden befähigt ist.
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beschricbene Fall: auch dort war eine von Zuckerrohr isolierte Leuconostocspezies mit einer Sprosspilzart assoziiert und in dieser Assoziation erst zur kräftigen Schleimbildung befähigt.
Die durch Lenconostoc urticae n. sp. bewirkte Gärung ist demnach von den bisher bekannten Leuconostocgärungen dadurch unterschieden, dass sie in einem wesentlich saureren Milieu verläuft : durch das niedrige Anfangs-pH, bedingt durch die Säure der Urtiea, werden andere Bakterien am Aufkommen verhindert, so dass praktisch mit einem Organismengemiseh bloss aus dem in Rede stehenden Leueonostoc und einem Sprosspilz bestehend, gearbeitet wird. möglicherweise. kommt diesem Sprosspilz eine integrierende Rolle bei der 8cIIIeimbildnng zu. die bei seiner Anwesenheit wesentlich kräftiger zu verlaufen scheint.