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Aus den Endospermien der Samen des Johannisbrotbaumes (Ceratonia siliqua) lässt sich bekanntlich ein gummiartiges Produkt gewinnen, das hauptsächlich als Klebstoff, ferner in der Textilindustrie als Schlicht-, Appretur-und Gleitmittel Verwendung findet. Wegen seiner Fähigkeit, Farben zu binden und in Suspension zu halten, wird es auch in der Druckerei und Färberei angewendet (vgl. Ullmann, Enzyklopädie der technischen Chemie, 2. Auflage, Band 6, Seite 561 ff). Die Gewinnung dieses gummiartigen Produktes erfolgt durch Ausziehen der entkeimten Kerne mit heissem Wasser, worauf allenfalls die erhaltene Lösung zur Trocknis eingedampft und das Trockenprodukt vermahlen wird.
Auch kommt ein absolut von Schalen und Keimblättern freies Johannisbrotkernmehl in den Handel, welches sich restlos in Wasser löst und unmittelbar zur Bereitung einer kolloiden Lösung Verwendung finden kann.
Die Verwendung der Kleister und Schleim aus Johannisbrotkernmehl begegnet jedoch dem tbelstand, dass die Lösungen (es handelt sich im wesentlichen um in Wasser kolloid gelöste Hemizellalosen), insbesondere die verdünnten Lösungen mit etwa 2-3% Trockengehalt, die vornehmlich zur Anwendung gelangen, aber unter ungünstigen Umständen auch die Trockenprodukte, u.
zw. sowohl die Endospermien selbst als auch die durch Eindampfen zur Trocknis gewonnenen reversiblen Gele, ziemlich rasch (in warmen Gegenden oder in wärmeren Arbeitsräumen bereits innerhalb 1-2 Tagen) unter der Einwirkung von fäulnis-und/oder gärungserregenden Mikroorganismen zersetzt werden. Ein weiterer Nachteil ergibt sich aus der kolloiden Natur dieser gummiartigen Produkte, indem die Sole und Gallerten dem sogenannten kolloiden Altern unterliegen. wodurch von vorneherein nicht berechenbar Änderungen der physikalischen Eigenschaften, insbesondere hinsichtlich der Viskosität und Konsistenz hervorgerufen werden. Schliesslich zeigen die wässerigen Lösungen einen unschönen grauen, grünlichen oder gelbliehen Farbton.
Die Erfindung gestattet es, die aus den Kernen des Johannisbrotbaumes oder verwandter Pflanzen gewonnenen gummiartigen Produkte ohne nachteilige Beeinflussung ihrer Eigenschaften unbegrenzt haltbar zu machen und gleichzeitig das kolloidale Altern der Sole oder Gele zu verhindern oder zu verzögern, die Viskosität und die Farbe der Lösungen günstig zu beeinflussen.
Die Erfindung besteht im Wesen darin, dass man den bezeichneten Produkten Salze der Kiesel-
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dass durch die Verwendung von vit bis 2 pro Mille Natriumsilicofluorid NaSiF, auf die gebrauchsfertige Lösung bezogen, nicht nur die durch fäulnis- und/oder gärungserregende Mikroorganismen hervorgerufenen Vorgänge vollständig unterbunden werden, sondern dass auch das kolloide Altern der Sole oder Gele ganz unterdrückt oder zum mindesten verzögert wird. wobei es in letzterem Falle nicht nur später eintritt, sondern auch langsamer verläuft. Die Viskosität der Lösungen wird durch das zugesetzte Natirumsilicofluorid erhöht und kann durch entsprechende Bemessung der Zusatzmengen planmässiggeregelt werden.
Gleichzeitig wirkt dieser Zusatz entfärbend, indem statt einer grünlichen, gelblichen oder grauverfärbten wässerigen Lösung eine schöne farblose oder weisse Gummilösung erhalten wird, was für die angeführten Zwecke von grosser Bedeutung ist. Der Zusatzstoff beeinträchtigt die wertvollen Eigenschaften der Gummilösungen in keiner Weise und übt auch bei der Verwendung, z. B. in der Textilindustrie, keinen schädlichen Einfluss aus.
An Stelle des Natriumsalzes der Kieselfluorwasserstoffsäure kann auch ein anderes Salz, wie
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wird die Viskosität erhöht.
Die Einverleibung der Konservierungsmittel kann auf beliebige Art, entweder in Pulverform oder in Form einer gesättigten oder allenfalls konzentrierten wässerigen Lösung zu dem Extrakt oder der verdünnten gebrauchsfertigen Lösung erfolgen. Man kann aber auch den Extrakt aus den geschälten
Samenkernen oder Endospermien statt durch Ausholung mit Wasser durch Extraktion mit wässerigen
Lösungen der genannten Verbindungen gewinnen.
Natriumfluorsilikat oder die sonstigen Verbindungen können auch den allenfalls für die Extraktion bereits vorbereiteten geschälten und allenfalls vermahlenen Endospermien vor der Extraktion entweder in Pulverform, in Form einer wässerigen Lösung oder nach
Art des Humphriesverfahrens in Form eines feinen Nebels gleichmässig einverleibt werden, worauf die
Extraktion nachfolgt. Schliesslich kann man auch den aus den Extrakten gewonnenen, reversible Gele darstellenden, Trockenprodukten auf die gleiche Art die Zusatzstoffe einverleiben.
Die mit dem Kon- servierungsmittel versetzten Endospermmehle oder die gleichfalls mit dem Konservierungsmittel ver- # sehenen Trockenprodukte können dann unmittelbar zur Bereitung des Sols durch Lösen in Wasser benutzt werden. Selbstverständlich kann das Verfahren gemäss der Erfindung auch mit andern bekannten
Konservierungsverfahren kombiniert werden.
In gleicher Weise wie zur Behandlung von gummiartigen Produkten aus dem Samen von Ceratonia siliqua eignen sich die genannten Verbindungen auch zur Haltbarmachung anderer Hemizellulose enthaltender aus den Endospermien der Samen verwandter Pflanzen aus den Familien der Mimosaceen oder Caesalpiniaceeu, z. B. Gleditschia triacantos, oder Cercisarten und Cassiaarten gewonnener Gummi- lösungen.
Die Produkte können mit den zugesetzten Konservierungsmitteln in Pulverform oder als dicker
Extrakt in den Handel gebracht werden, wobei der Konsument die Gummilösung auf übliche Art selbst bereitet, oder es kann die gebrauchsfertige Gummilösung mit Natirumfluorsilikat oder den sonstigen
Zusatzstoffen versetzt in den Handel gebracht werden. Solche Lösungen können auch als Beimischung für nicht präparierte Endospermmehle oder zur Präparierung des zur Bereitung der Gummilösung zu verwendenden Wassers verwendet werden.
Ausführungsbeispiele :
1. 2 kg des Endospermmehles von Ceratonia siliqua werden mit 10 g fein pulverisiertem Natrium- iltiorsilikat grüildlich vermischt. Diese Mischung ist verwendungsbereit. Aus ihr wird das Sol mit 1001 Wasser auf die übliche Art bereitet. Die Lösung ist farblos, hat eine erhöhte Viskosität und ist unbegrenzt haltbar.
2. 10 g Natriumfluorsilikat werden in 100 I Wasser gelöst. Mit der so erhaltenen Natriumfluor- silikatlösung werden je nach Bedarf 2-3 leg Endospermmehl auf die übliche Weise zu einer Gummilösung verarbeitet.
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hohe Viskosität auf.
4. 75-100 g Natriumfluorsilikat werden in 100l Wasser gelöst. Mit der so erhaltenen Natrium-
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verarbeitet.
5. In 100 I Wasser werden 10 g Natriumfluorsilikat und 20-100 g Formalin (40%iges Formaldehyd) gelöst und mit dieser Lösung 2 kg Ceratonia siliqua Endospermmehl auf übliche Art zu einer Gummi- lösung verarbeitet.
Die freie Kieselfluorwasserstoffsäure ist ein starkes Antiseptikum. Man hat sie bereits früher zur Konservierung von Holz und Tapetenklebstoffen verwendet. Im vorliegenden Fall wirkt sie jedoch nicht nur als Konservierungsmittel, sondern sie zeigt, wie oben auseinandergesetzt wurde, bei der Ver- wendung als Zusatzstoff zu den besonderen gummiartigen Produkten wertvolle Eigenschaften, die sich gerade bei diesen Produkten vorteilhaft auswirken. Die üblichen Konservierungsmittel, wie Karbol-
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artigen Produkte verwendet wurden, wirken gleichfalls, wenn auch in geringerem Grade, als Kiesel- fluorwasserstoffsäure antiseptisch.
Keines dieser Mittel ist aber imstande, den unschönen Farbton, welchen die hier in Frage kommenden Produkte von Natur aus aufweisen, vollständig zu beseitigen ; noch beeinflussen diese Mittel die Alterung der Sole oder Gele in günstiger Weise. Die bekannten Zusätze i sind überdies gegenüber Textilien nicht indifferent, so dass bei der Behandlung von Textilwaren mit den konservierten Lösungen das Garn geschädigt werden kann. Zum Teil beeinträchtigen sie ferner die Quell- fähigkeit der Produkte, wie dies z.
B. bei der Verwendung von Säuren oder Formaldehyd der Fall ist.
Es war bisher nicht erkannt worden, dass in der Reihe bekannter Konservierungsmittel eine kleine
Gruppe, bestehend aus der Kieselfluorwasserstoffsäure und deren Salzen, sich dadurch auszeichnet, dass sie als Zusatz zu den eigenartigen Kleistern und Schleimen aus dem Samen von Ceratonia siliqua und
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verwandter Pflanzen besondere Wirkungen hervorzubringen imstande ist. welche mit sonstigen Kon- servierungsmitteln nicht erzielt werden können.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung haltbarer Kleister und Schleime aus den Samen des Johannisbrotbaumes und verwandter Pflanzen, dadurch gekennzeichnet, dass den geschälten und allenfalls zerkleinerten Samen oder dem Endospermmehl oder den daraus gewonnenen Extrakten oder den verdünnten gebrauchsfertigen Lösungen der extrahierten Gummisubstanzen oder den aus den Extrakten hergestellten reversiblen Trockenprodukten, Kieselfluorwasserstoffsäure oder deren Salze, z. B.
Natrium-, Kalium-, Ammonium-, Magnesium- oder Zinksilicofluorid in fester Form, in Form einer Lösung oder nach Art des Humphriesverfahrens in Form eines Nebels, zweckmässig in Mengen zwischen 0#1 pro Mille und 2#0 pro Mille auf die gebrauchsfertige Lösung bezogen, zugesetzt werden.
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