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Düngemittel Gegenstand des Patents 691 303 sind Dünge- und
Beizmittel, bestehend aus Keimdrüsenhormonen sowie ihren in den Pflanzen vorhandenen
Analogen und Derivaten, die aus tierischem oder pflanzlichem Ausgangsmaterial gewonnen
oder auf synthetischem Wege hergestellt werden, gegebenenfalls in Kombination miteinander
wie in Mischung mit anderen ähnlich wirkenden Stoffen sowie natürlichen oder künstlichen
Düngemitteln mit geeigneten Verdünnungs- oder Streumitteln.
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Es wurde nun gemäß der vorliegenden weiteren Ausbildung des Gegenstandes
des Hauptpatents gefunden, daß man optimale Wirkungen solcher Hormone von phenolischem
Charakter erreicht, wenn man an Stelle der freien Hormone ihre leicht löslichen
Salze verwendet. Besonders geeignet für diesen Zweck sind die Natrium-, Kalium-,
Magnesium-, Kalksalze sowie die Salze organischer Basen, z. B. von Triäthanolamin.
Die gesteigerten Wirkungen dieser Verbindungen gegenüber dem freien Hormon sind
anscheinend durch die erhöhte Resorptionsfähigkeit der Salze bedingt.
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Die Anwendung dieser Verbindungen kann in Form von Lösungen für sich
allein oder in Mischung mit Nährsalzen u. dgl. geschehen, in denen die betreffenden
Pflanzen, z. B. Hyazinthen, gezogen werden. Man kann auch dem Boden die beanspruchten
Stoffe in fester Form zuführen oder ihn mit Lösungen derselben besprengen.
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Zwar gibt A g o s t i n i , Scritti Biologici 5 (19z9), Seite 333ff,
an, daß Organextrakte, die unter anderen auch Keimdrüsenhormone enthalten, eine
fördernde Wirkung auf das Pflanzenwachstum ausüben. Doch kann dieser Veröffentlichung
nicht die Lehre entnommen werden, daß Düngemittel mit einem Gehalt an wasserlöslichen
Salzen von Keimdrüsenhormonen mit Phenolcharakter einen unerwarteten und außerordentlich
günstigen Einfluß auf das Pflanzenwachstum auszuüben vermögen.
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Im folgenden wird die Herstellung verschiedener als Düngemittel gemäß
der Erfindung brauchbarer Salze und Verbindungen und ihre Verwendung beschrieben.
Ausführungsbeispiele i. Zu einer Lösung von o,1 g technischem Follikelhormon mit
einem Wirkungswert von 5 000 000 ME/g in 15 ccm Alkohol werden o,o15 g Natriumhydroxyd
oder die entsprechende Menge einer n/1o Natronlauge hinzugegeben. Unter Rühren verdünnt
man mit 5 1 destilliertem Wasser und erhitzt bis zum Sieden. Man läßt etwa 1/4 Stunde
kochen und stellt schließlich auf 5 1 ein.
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z. Die nach Beispiel 1 hergestellte Lösung eignet sich besonders zur
Behandlung von
Pflanzen in neutralen oder alkalischen Böden. Bei
Böden, deren pli-Zahl mehr nach der sauren Seite liegt, empfiehlt es sich, deel
Alkaligehalt des Salzes etwas höher als im -Beispiel i zu wählen, indem man z. B.
a ,u f. o,i g des technischen 1#ollil;elliornions 0,0.3;i' bis 0,045 g Natriumhydro_cyd
oder die entsprechende Menge njlo Natronlauge bei gleicher Herstellungsweise anwendet.
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3. Lösungen von technischem Follikelliormon in Form seines Kaliumsalzes
werden erhalten, wenn inan an Stelle des in den Beispielen i und : benutzten N atriumhydroxyds
entsprechende Mengen Kaliunihvdroi": d verwendet.
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.f. Zur Herstellung des Kalksalzes geht nian so vor, daß man o,i g
frisch gebrannten Kalk in ioo ccm Wasser lischt, die Lösung von o,i g technischem
Follikelhormon zusetzt und jetzt unter Ersatz. des verdampfenden Wassers '/;, Stunde
kocht. Die trübe Brühe wird dann mit heißem Wasser verdünnt und auf 5 1 eingestellt.
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5. Zur Herstellung des Magnesiumsalzes setzt man die nach Beispiel
.I hergestellte Lösung des Kalksatzes von technischem Follikelhormon in ioo ccm
Wasser mit der berechneten Menge Magnesiumsulfat um, verdünnt mit Wasser, kocht
noch 15 Minuten und verwendet die trübe Lösung.
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6. An Stelle aus dem technischen Follikelhormon kann man die Salzlösungen
in gleicher Weise aus unreineren Produkten, wie vorgereinigten Rohölen, herstellen.
Zweckmäßig titriert man mit n/io Alkalilauge den Bedarf an Alkali und ermittelt,
falls man Lösungen anderer Salze und Verbindungen herstellen will, die notwendigen
Mengen durch Berechnung. Ebenso läßt sich auch beispielsweise reines, kristallisiertes
Oestron als Ausgangsstoff für die Salzherstellung verwenden.
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7. Analog dem Magnesiumsalz (vgl. Beispiel 5) lassen sich auch die
Salze organischer Basen über das Kalksalz herstellen, indem man dieses mit berechneten
Mengen der Sulfate der Basen umsetzt.
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Die in den vorstehenden Beispielen erhaltenen Salzlösungen kann man
für die Düngung von Pflanzen an sich benutzen, wenn genügend Nährstoffe bereits
zur Verfügung stehen.
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Sie können in der Weise angewendet werden, daß z. B. 2 bis 3 ccm pro
Woche während der Entwicklungszeit in das Nährwasser einer Hyazinthe gegeben werden,
wodurch ein 2 bis 3 Wochen früheres Blühen der Pflanzen erreicht wird.
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Zwecks Behandlung von Pflanzen, die "in Erde wachsen, kann man diese
Lösungen dem Gießwasser zusetzen. Dabei erzielt man z. B. bei wöchentlichen Gaben
von 5 ccm einer der Lösungen nach den Beispielen i bis 5. zweckmäßig unter Zusatz
von Nährsalzen, ein um 14 Tage früheres Erblühen von Tomaten, Erbsen und anderen
Kulturpflanzen und egleichzeitig eine bis zu ioo °/o betragende Er-@x-t#agssteigerung.
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'.: In Fällen, wo es notwendig ist, das Salz ,r des Follikelliorinons
zusammen mit Kunstdüngern, Torf oder anderen streufähigen Stoffen zu verabreichen,
geht inan entweder von konzentrierten Lösungen aus, die man durch Kochen von Follikelhormon
mit der gewünschten Alkalimenge in wenig Lösungsmittel erhält. Diese vermischt man
dann mit dein gewünschten Träger.
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`. i g teclinisclies 1# ollikelliormon, in i 5o ceni Alkohol gelöst,
wird mit 38 ccm oder (nach Beispie12) entsprechend mehr n/io Natronlauge bis zur
Lösung gekocht. Mit der-Lösung werden 50o g Kunstdünger, Torf oder anderes Streumaterial
imprägniert.
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9. Man stellt aus o,i g Follikelhormon nach einem der Beispiele i
bis 5 eine konzentrierte Salzlösung her und vermischt die Lösung innig mit iooo
g Kunstdünger.
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Behandelt nian z. B. junge Primelstöcke to Wochen hindurch niit wöchentlich
einmal 5o ccm einer nach Beispiel 8 erhaltenen Nährlösung, so blühen die Pflanzen
nicht nur 2 bis 3 Wochen früher als unbehandelte Pflanzen, sondern ihr Blütenansatz
ist ebenfalls erheblich gesteigert.
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Streut man auf i qm Boden 20 g des nach Beispiel 9 erhaltenen hormonhaltigen
Kunstdüngers, so entwickeln sich z. B. darin wachsende Karotten beträchtlich schneller
und stärker, so daß von einem Quadratmeter behandelter Fläche etwa 3 300
g Karotten geerntet werden, während die entsprechende Kontrolle mit Hormonfreiem
Kunstdünger nur etwa 160o g Karotten liefert.
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Man kann die gleichen Mengen Streudünger nach Beispiel 9 auch in mehreren
kleineren Teilmengen als Kopfdünger geben.
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An Stelle des in den obigen Beispielen genannten Follikelhormons lassen
sich auch dessen hydrierte Produkte, wie das Oestradiol, sowie die aus den Rohextrakten
isolierten Begleitstoffe, z. B. das Equilin, Hippulin u. dgl., oder andere Produkte
tierischer und pflanzlicher Herkunft, wie sie Gegenstand des Patents 691
303 sind, in Form ihrer Salze in gleicher Weise als Dünge-, Reiz- und Beizmittel
verwenden.
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Uni die überlegene Wirkung der Salze des Follikelhormons zu beweisen,
wurde im Sommer und Herbst 1935 ein Versuch mit Chrysanthemen (Sorte Converse),
und zwar mit etwa 2o Pflanzen in jedem Versuchsteil, durchgeführt.
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Der Versuch war folgendermaßen eingeteilt: 1. 20 Pflanzen dienten
als Kontrollen, erhielten also nur die auch bei den folgenden Versuchen verwendete
Düngermenge.
2. Je 20 Pflanzen erhielten ferner außer dem Dünger
siebenmal in Abständen von z Woche a), 50o M. E.
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b) iooo M. E. c) 150o M. E.
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technisches Follikelhormon (Gesamt-Follikelhormon), gelöst als Natriumsalz
in einem geringen Überschuß an Natronlauge.
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3. Je 2o Pflanzen erhielten außer dem Dünger siebenmal in Abständen
von i Woche a) 50o M. E. b) iooo M. E. . c) 1500 M. E.
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reinstes Oestron, in derselben Weise wie unter 2. gelöst. 4. 2ö Pflanzen
erhielten außer dem Dünger siebenmal in, Abständen von einer "Woche 1000
M. E.
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technisches F ollikelhormon, gelöst in Wasser ohne Zusatz von Natronlauge.
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5. 2o Pflanzen erhielten außer dem Dünger siebenmal alkalisiertes
Wasser in der Menge, daß dieselbe Alkalikonzentration wie oben vorlag.
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Die Pflanzen standen bis zum 1g. g. im Freiland und wurden dann in
ein Gewächshaus gebracht.
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Den Verlauf des Versuchs zeigen die folgenden Tabellen
I. Sich gelb färbende Knospen der Chrysanthemen. |
3-9- 4-9- 6.9. 9.9. 12.9. |
1. Kontrolle . . . . . . , . . . . . . . . . . . . . . . .
.. . . - 1 2 I 3 3 |
2. Technisches Follikelhormon als Salz |
a) 500 M. E.......................... 4
10 12 16 17 |
b) iooo M. E.......................... 3 6 8 15 17 |
c) 1500 M. E.......................... 6 7
10 15 17 |
3. Oestron als Salz |
a) 500 M. E.......................... 2 6 io
13 15 |
b) iooo M. E..................... ..... 3 9 9
11 15 |
c) 1500 M. E.......................... 7 12 12
14 15 |
4. Technisches Follikelhormon in wäßriger Lösung 1 1 2 6 9 |
5. Alkali-Versuch ..........._............... - - 1 2 3 |
Spätere Zählungen ergaben folgendes Bild:
Il. Blühende, sich öffnende und gelb gefärbte Chrysanthemen. |
26.9.35 1-10-35 7. 1o. 35 |
blü- |
gelb blü- gelb blü- gelb |
hende offen ge- hende offen ge- hende offen ge- klein tot |
färbte färbte färbte |
i. Kontrolle ........... 3 5 3 3 6 3 8 4 2 i 5 |
2. Technisches Follikel- |
hormon als Salz i ! |
a) 50o M. E. ...... 16 3 1 17 3 i - 18 2 = _ - |
b) iooo M. E. ...... 16 , 2 1 16 2 1 17 ; 3 - |
c) 150o M. E. ...... 15 4 - 16 3 - 17 3 - - - |
3. Oestron als Salz |
a) 50o M. E. ...... 13 2 2 14 3 1 18 - - - 2 |
b) iooo_ M. E. ...... 13 6 - 14 5 - 18 - - - 2 |
c) 150o M. E. ...... 15 1 3 1_5 1 3 16 4 - - - |
4. Technisches Follikel- ' |
hormon in wäßriger i |
Lösung ............. 6 6 5 8 4 5 13 4 - I - 2 |
5. Alkali-Versuch . .. .. . 3 5 1' 3 j 5 3 8 ! 2 j 4 ! 2 4 |
Aus den Tabellen geht klar und deutlich die überragende.Wirkung
der in ihre Salze übergeführten Follikelhormonpräparate hervor.
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Dieselbe Wirkung, unter Umständen noch in verstärktem Maße, läßt sich
erfindungsgemäß durch die Verwendung der Kalium-, Ammonium-, Magnesium-, Caleiumsalze
sowie der Salze mit organischen Basen erreichen, weil diese von den Pflanzen im
Gegensatz zu den Natriumsalzen leichter resorbiert und gleichzeitig zum Aufbau verwendet
werden.