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Düngung und Bodenverbesserung Zu den wertvollsten Düngemitteln gehören
eiweißhaltige Stoffe, die in Form von tierischen Abfällen zum Teil nach besonderer
Aufarbeitung, um sie haltbar oder streufähig zumachen, dem Boden zugeführt werden.
AuchMischungen derselben mit anderen Düngemitteln oder organischen Stoffen, z.B.
Holzmehl, Laub, Stroh, sind bekanntgeworden.
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Die besondereWirkung derEiweißprodukte gegenüber anorganischen Stickstoffdüngern
beruht auf der Erhöhung der Bakterientätigkeit im Boden, da sie einen guten Nährboden
für Bakterien liefern. Diese Eigenschaft der Eiweißprodukte bleibt erhalten, wird
sogar noch vergrößert, wenn man die Eiweißstoffe in bekannter Weise auf chemischem
Wege, d. h. durch Säure oder Alkalieinwirkung auch durch längeres Kochen mit Wasser,
gegebenenfalls unter Druck, abbaut. Auf diese Weise erhält man ein in Wasser lösliches
und von übelriechenden Zersetzungsprodukten freies, als Düngemittel geeignetes Material.
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Die in Wasser löslichen Eiweißspaltprodukte sind nämlich im Boden
leicht verteilbar. In der feinen Verteilung bieten sie den Bakterien eine große
Oberfläche dar, wodurch ihre Wirkungwesentlich beschleunigt und erhöhtwird. Die
durch chemischen Abbau- hergestellten Eiweißspaltprodukte haben gegenüber den nach
einem bekannten Verfahren durch Selbstzersetzung von Eiweißstoffen hergestellten
den Vorteil, daß sämtliche Eiweißstoffe aus beliebigem, reichlich zur Verfügung
stehenden, teilweise minderwertigen oder fast wertlosen Abfallstoffen verwendet
werden können, während zur Selbstzersetzung nur eine geringe Anzahl meist wertvollerer
oder nicht in genügender Menge zur Verfügung stehender Materialien geeignet sind.
Ferner ist die Verarbeitung durch Chemikalien rascher und sicherer durchzuführen;
und es können stets gleichmäßig wirkende Produkte erhalten werden. Auch kann die
Verarbeitung und Verwendung ohne Geruchsbelästigung vorgenommen werden.
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Es wurde gefunden, daß die Bakterientätigkeit und damit auch die Wirksamkeit
der in bekannter Weise auf chemischem Wege aufgeschlossenen Eiweißspaltprodukte
gemäß der vorliegenden Erfindung ganz beträchtlich gesteigert wird, wenn Mischungen
derartig chemisch abgebauter Eiweißstoffe mit löslichen kohlenhydrathaltigen Stoffen,
wie Sulfitablaugen, Melasserückständen o. dgl., zur Düngung und Bodenverbesserung
verwendet werden. Die Sulfitablauge, die nur schwer durch Bakterien vollständig
zersetzt wird und zum Düngen daher nicht ohne weiteres verwendbar ist, wird durch
die Verwendung im Gemisch
mit den Eiweißspaltprodukten zu einem
guten Nährböden für Bakterien und zu einem vorzüglichen Düngemittel.
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Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Verwendung des aus- chemisch
abgebauten Eiweißspaltprodukten und löslichen kohlehydrathaltigen Stoffen bestehendenDüngemittels
ist ferner der, daß für seine Herstellung sonst kaum verwertbare Abfallprodukte
verwendet werden können. Die zur Anwendung gelangenden Eiweißstoffe, z. B. Schlachthausabfälle
oder Lederfalzspäne, sind in großen Mengen vorhanden, und es gibt noch keine genügenden
Verwendungsmöglichkeiten für diese Abfallprodukte.
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Ähnliches gilt für die erfindungsgemäß im Gemisch mit den Eiweißspaltprodukten
-als Düngemittel verwendeten löslichen Kohlenhydrate, vor allem Sulfitablauge und
die letzten Melasserückstände. Besonders die großen Mengen an Sulfitablaugen sind
als schwer zu beseitigende und kaum zu verwendende Abfallprodukte anzusehen.
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Die besonders günstige Wirkung der Verwendung der neuen, aus chemisch
abgebauten Eiweißspaltprodukten und löslichen Kohlehydraten.bestehenden Düngemittel
beruht in erster Linie auf der Erhöhung der Bakterientätigkeit im Boden. Diese Erhöhung
der Bakterientätigkeit kann dadurch als bewiesen erachtet werden, daß sich das Gemisch
aus Eiweißspaltprodukten und löslichen Kohlehydraten, wenn es in fein verteilter
Form vorliegt, bei Luftzutritt erwärmt. Mengt man z. B. i kg Torfmull mit 31 einer
Lösung, die im Liter 5o g der nach, dem später angeführten Beispiel hergestellten
Mischung aus Eiweißspaltprodukten und Sulfitablauge' enthält, so zeigt der Torfmull,
wenn er an einem geschützten Ort aufgestellt wird, nach einigen Tagen eineTemperaturerhöhung
von + 41[2° C. Eiweißspaltprodukte oder Sulfitablauge, allein mit Torfmull vermengt,
geben dagegen keine Temperaturerhöhung. Wird an Stelle von Sulfitablauge zum Vermischen
mit den Eiweißspaltprodukten Traubenzucker verwendet, dann erreicht der mit diesem
Gemisch behandelte Torfmull sogar eine um io° höhere Temperatur als die Umgebung.
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Man ist daher in der Lage; durch die erfindungsgemäßeVerwendung solcher
Mischungen, die aus Abfallstoffen leicht und billig herzustellen sind, die Bakterientätigkeit
im Boden in jedem gewünschten Grade zu erhöhen. Es lassen sich dadurch Wirkungen
erzielen, die den mit den natürlichen Düngemitteln, Jauche und Stallmist, erreichten
nicht nachstehen, dabei aber wesentliche Vorteile gegenüber dem Stalldünger, wie
z. B. stets gleichbleibende Wirkung, sichere Resultate und keine Verbreitung von
Krankheitserregern u. dgl,, zeigen. Die Wirkung derartiger Mischungen auf das Wachstum
der Pflanzen und den Ertrag wird durch folgende Versuche noch näher erläutert: Torfmull
wurde mit einer Lösung von Ei-Weißspaltprodukten, die nach dem am Schlusse der Beschreibung
angeführten Beispiel hergestellt waren, getränkt, und zwar wurden 22 g Eiweißspaltprodukte
in 400 ccm Wasser gelöst, mit 2,4 g Ammoniak neutralisiert und durch loo g Torfmull
aufsaugen gelassen. Bei einem zweiten Versuch wurden in der gleichen Weise 22 g
Eiweißspaltprodukte, .I g Sulfitablauge und 2,4g Ammoniak verwendet. Bei dem dritten
Versuch: 22 g Eiweißspaltprodukte, 8 g Sulfitablauge und 2,4 g Ammoniak. Bei dem
vierten Versuch: 22 g Eiweißspaltprodukte, 12 g Sulfitablauge und 2,4g Ammoniak.
Beim fünften Versuch: 22 g Eiweißspaltprodukte, 16 g Sulfitablauge und 2,4g Ammoniak.
Beim sechsten Versuch: 2-2g
Eiweißspaltprodukte, 2o g Sulfitablauge und 2,4
g Ammoniak.
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Auf Sandboden ohne vorangegangene Kultur wurden in Pflanzenlöcher
die einzelnen Mischungen gegeben. Die Löcher wurden mit Sand bedeckt und in den
Boden gleich große Wirsingpflanzen gesteckt.
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Nach einer Wachsturriszeit von 98 Tagen hatten die geernteten Pflanzen
von Versuch I ein Gewicht von 3659 |
- - II - - - 4409 |
- - III - - - 1280 g |
_ _ IV _ _ _ 1'259 |
_ _ V _ - . - 7409 |
_ _ VI - - - 695 g |
Das Optimum der Wirkung lag bei dieser Anordnung der Versuche bei einem Verhältnis
von i Teil Eiweißspaltprodukt und etwa o,5 Teilen Sulfitablauge.
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Bei der Verwendung der Mischung ohne Torfmull wurde das Optimum der
Wirkung bei einem Mischungsverhältnis i Teil Eiweißspaltprodukt und etwa i Teil
Sulfitablauge festgestellt.
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Die überlegene Wirkung einer Mischung von Eiweißspaltprodukten mit
Sulfitablauge gegenüber anorganischen Düngesalzen und Mischungen derselben mitSulfitablaugezeigen
folgende Versuche: Auf Sandboden ohne vorhergegangene I1ültur würden i qm große
Flächen mit i i,o g X, 7,5 g K20 und 6,7 g P20;, unter gleichen Bedingungen .gedüngt
und mit Wirsingkohl bepflanzt. Das mit anorganischen Salzen (Ammonphosphat, Ammonsulfat
und Kaliumsulfat) gedüngte Feld ergab einen Ertrag von 2,42 kg. Der größte Kopf
wog 0,770 kg.
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Das mit Salzen und Sulfitablauge (ioo g auf i qm) gedüngte Feld ergab
einen Ertrag
von 2,2I kg. Gewicht des größten ' Kopfes
0,880 kg.
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Das mit Eiweißspaltprodukten allein gedüngte Feld ergab einen Ertrag
von 2,59 kg. Das Gewicht des größten Kopfes betrug o,96o kg. Das mit Eiweißspaltprodukten
und Sulfitablauge (ioo g auf i qm) gedüngte Feld ergab einen Ertrag von 3,45 kg;
das Gewicht des größten Kopfes betrug 1,57 kg.
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Die überlegene Wirkung einer Mischung aus Eiweißspaltprodukten und
Melasse zeigte folgender Versuch: i qm große Flächen wurden unter denselben Bedingungen
wie bei dem vorangegangenen Versuch gedüngt, an Stelle von Sulfitablauge wurde dabei
Melasse verwendet. Das mit Salzen ohne Zusatz gedüngte Feld ergab einen Ertrag von
2,45 kg Rüben. Das mit Salzen und Melasse gedüngte Feld hatte einen Ertrag von 2,75
kg. Das mit Eiweißspaltprodukten gedüngte Feld einen solchen von 2,25 kg. Das mit
Eiweißspaltprodnkten und Melasse gedüngte Feld brachte einen Ertrag von 4,3 kg.
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Die Herstellung des gemäß der vorliegenden Erfindung verwendeten organischen
Düngemittels sei an folgendem Beispiel kurz erläutert: ioo kg Leder, Haut oder sonstige
eiweißhaltige Abfälle werden durch Eintragen in eine Mischung von 15 kg Kalilauge
50° Be und Zoo 1 Wasser kochend gelöst. Je nachdem Ausgangsmaterial und dem Wassergehalt
desselben muß gegebenenfalls mehr oder weniger Kalilauge verwendet werden. Die Lösung
wird, wenn notwendig, filtriert, mit Phosphorsäure neutralisiert und auf 25° Be
(etwa 5 oio K-Gehalt) eingestellt. 35 kg dieser Lösung werden mit 15 bis 35 kg Sulfitablauge
gemischt. Zum Düngen verwendet man Lösungen, die io bis 300 g dieser Mischung
im Liter enthalten, je nach dem Kulturzustand des Bodens und den besonderen Verhältnissen.
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Zur Herstellung eines Streudüngers kann man eine konzentrierte Lösung
des Gemisches durch Torfmull, Stroh, Laubabfälle, kohlensauren Kalk o. dgl. aufsaugen
lassen und die Masse gegebenenfalls trocknen. Auch können der Mischung anorganische
Düngesalze, wie Kalisalze, Salpeter u. dgl., zugefügt werden.