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Verfahren zur Herstellung eines Antibiotikums aus
Propionsäurebakterien
Es wurde gefunden, dass Propionsäurebakterien eine starke antibiotische Wirkung gegen andere Mikro- organismen entfalten. Diese Wirkung kann sowohl mit den lebenden Bakterien als auch mit den Kultur- filtraten und Autolysaten erzielt werden.
Das erfindungsgemässe Verfahren zur Herstellung eines Antibiotikums ist dadurch gekennzeichnet, dass man in einem kohlehydrathaltigen Nährmedium die unter den Bezeichnungen Propionibacterium rubrum und Propionibacterium freudenreichii im Hygiene-Institut der Universität Heidelberg hinterlegten Bakte- rienstämme züchtet und, gegebenenfalls nach Abtrennung der Bakterien aus der Fermentationsfl : lssigkeit. das gebildete Antibiotikum durch Extraktion mit Äther isoliert.
Je nach dem verwendeten Bakterienstamm werden dem Grundnährboden Lactose, Mannit, Sorbit, Arabinose, Dextrin und bzw. oder Stärke zugesetzt.
Die entstandenen Antibiotika kann man entweder nach den Methoden der Enzymchemie mit Ammoniumsulfat oder einem Aceton-Alkohol-Gemisch ausfällen ; man kann sie aber auch an Adsorbentien, wie Fullererde, adsorbieren, auswaschen und mit Hilfe von Lösungsmitteln isolieren. Gegebenenfalls ist es zweckmässig, nach beendeter Gärung und Neutralisation der Kulturflüssigkeit diese im Vakuum einzudampfen.
Füttert man das so erhaltene Produkt an Mäuse, die mit Mäusetyphus geimpft wurden, so sterben 80% weniger als bei den unbehandelten Tieren. Zu einer in voller Tätigkeit befindlichen Milchsäuregärung gesetzt, bewirkt das eingedickte oder vorsichtig zur Trockne verdampfte Produkt eine Hemmung der Gärung.
Werden die durch Adsorption gewonnenen Antibiotika Mäusen eingespritzt, die mit Tetanus infiziert wurden, so sieht man, dass die Krämpfe nachlassen und die Lebensdauer der Tiere erheblich verlängert wird. Ferner wird das Wachstum von Tumorzellen stärker gehemmt als das der normalen. In der normalen Zelle erfolgt der Abbau der Kohlehydrate nach dem Zitronensäurezyklus. In der Krebszelle aber wird Milchsäure gebildet, die im Zitronensäurezyklus nicht vorkommt. Die Propionsäurebakterien können sie zu Brenztraubensäure dehydrieren, C02 anlagern und sie über Oxalessigsäure, Apfelsäure, Bernsteinsäure in Propionsäure überführen. Durch Zufuhr der Propionsäurebakterien und ihrer Fermente ist es möglich, die Krebszelle zu normalisieren und ihr die fehlenden Reaktionen des Zitronensäure zyklus zuzuführen.
Die in den folgenden Beispielen genannten Teile sind Gewichtsteile.
Beispiel 1 : Zu 1000 Teilen Wasser gibt man 15 Teile Traubenzucker, 0, 5 Teile sekundäres Kaliumphosphat. 2 Teile Natriumchlorid und 5 Teile Hefe und sterilisiert das Ganze. Dann setzt man 10 Teile trocken sterilisiertes Calciumcarbonat hinzu und impft mit einer gut gärenden Kultur von Propionibacterium an. Man bebrütet 10 Tage bei 300 unter häufigem Schütteln und stellt dann ein PH von 7, 2 ein. Dann wird im Vakuum bei Temperaturen unter 400 zur Trockene verdampft. Das so erhaltene Antibioticum dient zur peroralen Anwendung.
Beispiel 2: Eine nach Beispiel 1 vergorene Kulturlösung wird nach 10 Tagen mit Schwefelsäure auf PH 3, 5 gestellt und filtriert. Man engt vorsichtig im Vakuum ein, wobei der grösste Teil der gebildeten flüchtigen Säuren entweicht, und extrahiert mit einem Gemisch von Alkohol und Aceton. Nach Verdampfen der Lösungsmittel erhält man ein in Wasser und wässerigen Alkoholen lösliches, injizierbares Antibioticum.
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Beispiel 3 : Mäusewerden intraperitoneal mit 0, 2 ml Ascitestumoramus geimpft. 2 h später wur- den sie mit 0, 1 ml einer eingedickten Kulturflüssigkeit von Propionibacterium rubrum, wobei die Bak- terien abzentrifugiert worden waren, nachgeimpft. In den folgenden Tagen wurden jeden 2. Tag 0, 1 ml der Kulturflüssigkeit injiziert. Die Gewichtszunahme der behandelten Tiere war nur ganz gering, die der 5 Kontrollen über 30'%,
Man kann auch die Kulturflüssigkeit von nicht verbrauchtem Calciumcarbonat abgiessen und dann die bakterienhaltige Flüssigkeit konzentrieren.
Beispiel 4 : Kulturen von Propionibacterium rubrum werden auf die übliche Weise in Zuckerlösung gezüchtet, wobei zirka 70% Säure entstehen.
Das Kulturmedium ist beispielsweise zur Behandlung der Pansenatonie bei Wiederkäuern zu verwen- den. Pansenatonie ist immer von einem Mangel an Propionsäure begleitet. Die normale Behandlung von
Pansenatonie wird so durchgeführt, dass der Pansensaft von einem gesunden Tier einem kranken Tier per os zugeführt wird. Nach der Erfindung kann die Pansenatonie in der Weise behoben werden, dass das Kultur- medium beispielsweise in einem Quantum von 750 ml, welches etwa einen Totalsäuregehalt von 7% aufi weist, zugegeben wird. In diesem Falle kommen nicht nur die Propionsäure, Essigsäure, sondern auch deren Abbauprodukte im Pansen zur vollen Entfaltung.
An Stelle des unverdünnten Kulturmediums kann auch ein eingedicktes oder getrocknetes, z. B. lypholisiertes Kulturmedium gegeben werden in Verbindung mit entsprechender wässeriger Verdünnung auf das übliche Quantum von 750 ml per Dosis.
Beispiel 5 :
EMI2.1
<tb>
<tb> 80 <SEP> Teile <SEP> Melasse
<tb> 10 <SEP> Teile <SEP> Malzkeime
<tb> 0, <SEP> 5 <SEP> Teile <SEP> saures <SEP> Calciumphosphat
<tb> 0, <SEP> 01 <SEP> Teile <SEP> Kobaltsulfat
<tb> 1000 <SEP> Teile <SEP> Wasser
<tb>
werden gekocht und filtriert. Nach dem Neutralisieren und Sterilisieren gibt man 40 Teile trocken steri- lisiertesCalciumcarbonat zu, impft zunächst mitLactobacterium delbrückii und 12 h später mit Propionibacterium freudenreichii. NachfünftägigerGärung bei. einerTemperatur von 280, wobei öfters geschüttelt und gerührt wird, giesst man vom Bodensatz ab, neutralisiert und konzentriert die Flüssigkeit im Vakuum.
Bei der Behandlung von Wiederkäuern, die an Pansenatonie erkrankt sind, wird gegebenenfalls die eingedickte Kulturflüssigkeit wieder verdünnt.