FAHRZEUGTÜRHALTER (TÜRBREMSE)
Beschreibung
Die Erfindung betrifft einen Fahrzeugtürhalter als Betriebsmittel auf dem Gebiet der Fahrzeugherstellung, welcher insbesondere bei der Oberflächenbehandlung ei¬ ner Pkw-Karosserie eingesetzt wird.
Abstandshalter der in Rede stehenden Art haben die Aufgabe, Anbauteile, wie zum Beispiel Türen, Heck-, Frontklappen etc., in einem definierten Abstand zum Karos- serie-Grundkörper halten, um eine Berührung bzw. ein Zusammenschlagen des An¬ bauteiles mit dem Grundkörper z.B. während eines Lackierprozesses zu verhindern. Das Einsetzen dieser Betriebsmittel bzw. Abstandhalter erfolgt am Ende des Karos¬ seriebaus vor dem Durchlauf durch die Vorbehandlungsbänder, bestehend aus Ent¬ fettung, Spülung, Phosphatierung und Kataphorese-Tauchlackierung (KTL). Nach dem Einbrennen der KTL-Beschichtung in einem Umluftofen bei Temperaturen bis 2200C gelangt die grundierte Karosserie in den eigentlichen Lackierprozess. Grund¬ sätzlich ist ein Einsetzen der erwähnten Betriebsmittel auch erst in dieser Phase möglich.
Die Betriebsmittel sind für den jeweiligen Einsatzbereich und abhängig vom Fahr¬ zeugmodell spezifisch konstruiert und werden gegenwärtig hauptsächlich aus Stahl hergestellt und zur vielfachen Verwendung vorgesehen. Speziell und aufwendig gestaltete Fixierung- bzw. Eingriffsabschnitte, an denen diese Teile mit dem Karos¬ serie-Grundkörper bzw. den Anbauteilen in Kontakt kommen, dienen zur Vermei- düng von Beschädigungen der empfindlichen Oberflächen. Aufgrund dieses Um- stands und bedingt durch den eingesetzten Werkstoff, sind die bekannten Be¬ triebsmittel relativ teuer.
Da diese Haltevorrichtungen im Lackierprozess mit beschichtet werden, müssen sie nach jedem Einsatz bzw. Umlauf mechanisch, thermisch oder chemisch, verbunden mit hohen Kosten, entlackt werden. Die Maßnahme ist notwendig, um eine Konta¬ mination der frisch beschichteten bzw. lackierten Karosserie-Oberfläche durch mögliche Lackstücke bzw. Lacksplitter zu vermeiden, welche aufgrund der erforder-
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liehen Handhabungsoperationen, wie z.B. dem Öffnen der Anbauteile für Einbauten im Fahrzeuginnenraum, entstehen.
Aus Schutzrechtsveröffentlichungen, die zum größten Teil auf die Anmelderin zu- rückgehen, sind in jüngerer Zeit auch aus Kunststoff bestehende Betriebsmittel dieser Art bekannt geworden; vgl. etwa WO 03/004173 Al, DE 202 10 136 Ul oder DE 203 11 091 Ul. Diese Kunststoff-Betriebsmittel haben gegenüber den oben be¬ schriebenen Stahl-Betriebsmitteln mannigfache Vorteile, sowohl bezüglich der Handhabung im Produktionsablauf als auch auf der Kostenseite. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass mit den bekannten und z.B. in den genannten Druckschriften beschriebenen Lösungen nicht alle sinnvollen Anwendungsfälle abgedeckt sind.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, einen neuartigen Fahrzeugtürhalter der gat¬ tungsgemäßen Art bereitzustellen, welcher eine weitere Einsatzmöglichkeit im Pro- zess der Oberflächenbehandlung von Kfz-Karosserien erschließt, kostengünstig herstellbar und leicht handhabbar ist.
Diese Aufgabe wird durch einen Fahrzeugtürhalter mit den Merkmalen des An¬ spruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens sind Ge- genstand der abhängigen Ansprüche.
Die Erfindung schließt den wesentlichen Gedanken ein, den Fahrzeugtürhalter aus Kunststoff einstückig und somit in einem einzigen Formungsvorgang, ohne zusätz¬ lichen Montageschritt, auszubilden. Dies ermöglicht eine besonders rationelle und kostengünstige Herstellung. Weiterhin schließt die Erfindung den Gedanken der Herstellung als Spritzgussteil aus, der ebenfalls im Interesse großer Produktions¬ ausbeute und niedriger Kosten liegt.
Die Fixierung der Fahrzeugtür - im Sinne eines Türanschlages oder "Türstoppers" - erfolgt hauptsächlich durch einen im wesentlichen biegesteifen Grundkörper, an oder nahe dessen erstem Ende ein Fahrzeugtür-Kontaktabschnitt und an oder nahe dessen zweitem Ende ein Eingriffsabschnitt zum Eingriff in den gegenüberliegen¬ den Karosseriegrundkörper (insbesondere eine Karosseriesäule, wie etwa die B-
oder C-Säule eines Pkw) vorgesehen ist. Der Grundkörper ist entsprechend dem im Produktionsprozess einzustellenden Abstand zwischen Fahrzeugtür und Karosserie¬ grundkörper mehr oder weniger langgestreckt. Aus der einstückigen Ausführung ergibt sich, dass der Fahrzeugtür-Kontaktabschnitt (insbesondere ein geeignet ge- formter Vorsprung) und der Karosseriegrundkörper-Eingriffsabschnitt an ihn ange¬ formt sind.
Zur Herstellung des vorgeschlagenen Fahrzeugtürhalters kommen bevorzugt tem¬ peraturbeständige Kunststoffe mit einer Dauergebrauchstemperatur von größer als 1700C in Betracht, wie z.B. Polysulfon, Poly(acryiether)keton, Poly(ethersulfon), ABS (Acrylnitril/Butadien/Styrol), insbesondere aber Polyamide.
Insbesondere eignen sich Kunststoffe, welche mit Fasern, wie z.B. Glas, Kohlen¬ stoff oder Kevlar etc., verstärkt sind. Als besonders geeignetes Material bezüglich Beschaffungskosten, Rezyklierfähigkeit, Spritzgießen (optimales Fliessverhalten) sowie mechanischen Eigenschaften auch bei hohen Temperaturen, wie sie in den Einbrennöfen vorkommen, hat sich glasfaserverstärktes Polyamid erwiesen. Die Formelastizität der erwähnten Kunststoffe und das Biegverhalten konstruktiv ge¬ eignet ausgeführter Halter-, Ausleger- und Eingriffsabschnitte aus diesen Materia- lien ermöglichen ein leichtes Einsetzen in die dafür vorgesehenen Öffnungen der Anbauteile bzw. des Karosserie-Grundkörpers, wobei die Gefahr einer Beschädi¬ gung angrenzender Oberflächen entscheidend geringer als bei den bekannten har¬ ten und nicht oder kaum biegsamen Metall-Betriebsmitteln ist.
Die bezeichneten Vorteile können insbesondere bei einer Verstärkung der Kunst¬ stoffe durch Füllstoffe im Verhältnis von 0,1 bis 40 % nachgewiesen werden. In diesem Variationsbereich der Füllung kann in Abhängigkeit der Anforderungen an ein gutes Fliessverhalten beim Spritzgießen und eine entsprechende Formbestän¬ digkeit und Festigkeit des Betriebsmittels während des Lackiervorganges ein wün- sehenswertes Optimum erzielt werden.
Die erfindungsgemäßen Betriebsmittel sind insbesondere zunächst im Spritzguss¬ verfahren hergestellt und werden nach jedem Einsatz - oder jedenfalls nach einer
begrenzten Anzahl von Einsätzen - gemahlen, wobei das resultierende Pulver direkt wieder für die Herstellung der Betriebsmittel verwendet werden kann.
Vorteilhafterweise wird beim Spritzgießen im Recyclingbetrieb eine gewisse Menge - bevorzugt etwa 5 - 30 %, insbesondere 10 % - von Originalrohstoff zugegeben. Dies kann insbesondere dann sinnvoll sein, falls die Qualität des mit Lack kontami¬ nierten Kunststoff-Recyclingmaterials nicht mehr zufriedenstellend ist. Durch Zuga¬ be des Originalrohstoffes kann die Funktionalität des Betriebsmittels mit den im vorhinein genannten Vorteilen aufrecht erhalten werden.
Vorteilhafterweise haben die Kontakt- bzw. Eingriffsabschnitte eine vorbestimmte Form- und Materialelastizität zum oberflächenschonenden Eingriff mit dem jeweili¬ gen Karosserieabschnitt bzw. der arretierenden Tür. Dies lässt sich durch geeigne¬ te Wahl der Materialparameter einerseits und der Wandungsdicke der Eingriffsab- schnitte (z.B. deren Flanken) und ggf. das Vorsehen von die Biegsamkeit erhöhen¬ den Aussparungen oder aber von sie verringernden Versteifungen erreichen.
Vorteile und Zweckmäßigkeiten der Erfindung ergeben sich im übrigen aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels anhand der Figuren. Von diesen zeigen:
Fig. 1 eine perspektivische Ansicht eines Ausführungsbeispiels der Erfindung,
Fig. 2 eine Ansicht des Fahrzeugtürhalters nach Fig. 1, in Gebrauchslage an der B-Säule eines Pkw und
Fig. 3 eine weitere (gegenüber der Ausführung nach Fig. 1 geringfügig modifizier¬ te) Darstellung des Fahrzeugtürhalters nach Fig. 1 in einer anderen Gebrauchslage, nämlich angebracht an der C-Säule eines Pkw.
Die Figuren zeigen einen Fahrzeugtürhalter 1 mit einem zur Gewichtsersparnis wa- benförmig gestalteten, langgestreckten Grundkörper 3, an dessen einem, spitz zu¬ laufenden Ende ein Fortsatz 5 als Fahrzeugtür-Kontaktabschnitt angeformt ist und
der gegenüber diesem Fortsatz 5 einen federnd schwenkbaren Haken 7 aufweist. Der Haken 7 bildet das Ende eines am Grundkörper 3 selbst-rückstellend ver¬ schwenkbaren Auslegers 9, der einen sich vom Grundkörper 3 aus erstreckenden ersten, gebogenen und verformbaren Abschnitt 9a und einen hieran angeformten zweiten, versteiften Abschnitt 9b umfasst.
Der erste Abschnitt 9a des Auslegers 9 geht mit einer annähernd einen Halbkreis bildenden weiteren Krümmung in einen Betätigungshebel 11 über, dessen Ende gegenläufig zum anfänglichen Verlauf gekrümmt ist und somit eine Art Daumen- bzw. Fingermulde IIa bildet. Durch Druck von oben in diese Mulde IIa wird der Ausleger 9 federnd vom benachbarten Ende des Grundkörpers 3 weg geschwenkt und damit der Abstand zwischen dem Grundkörper und dem Haken 7 vergrößert, so dass dieser in eine entsprechend angeordnete Öffnung eines Karosseriegrundkör¬ pers (siehe dazu die Erläuterung weiter unten) eingreifen kann.
Nahe dem Haken 7 hat der Grundkörper 3 eine bis zu einem gewissen Grade an die Kontur einer Pkw-Türsäule angepasste größere Ausnehmung 13 in seinem Randver¬ lauf, die an einem Ende in eine weitere, kleinere und stufenartig ausgebildete Aus¬ nehmung 15 zum Eingriff eines Falzbereiches der entsprechenden Karosseriesäule übergeht.
Fig. 2 zeigt den Fahrzeugtürhalter 1 nach Fig. 1 in Gebrauchslage, befestigt an ei¬ ner B-Säule 17 eines Pkw, um eine vordere Tür 19 in einem vorbestimmten Ab¬ stand zu dieser zu halten und die Entstehung eines sogenannten Nassabdruckes auf dem noch nassen Lack nach einem Lackiervorgang bei einem etwaigen Zu¬ schlagen zu verhindern. In der B-Säule 17 ist eine in etwa quadratische Öffnung 21 ausgestanzt, in die der Haken 7 des Fahrzeugtürhalters 1 in der dargestellten Gebrauchslage eingegriffen hat. Des weiteren ist an der B-Säule ein Blechfalz 23 vorgesehen, der in der Gebrauchslage des Fahrzeugtürhalters 1 von den Rändern der stufenartigen Ausnehmung 15 umgriffen ist. Die Tür 19 liegt auf dem Fortsatz 5 am Ende des Fahrzeugtürhalters 1 auf und wird durch die geometrische Konfigu¬ ration des Halters in einem vorbestimmten kleinen Mindestabstand zu den benach-
barten Bereichen des Karosseriegrundkörpers gehalten, was zuverlässig die Entste¬ hung des besagten Nassabdruckes verhindert.
Fig. 3 zeigt eine andere Anwendungssituation des vorgeschlagenen Fahrzeugtürhal- ters, nämlich in Anbringung an einer C-Säule 25 eines Pkw, zum Halten einer hinte¬ ren Fahrzeugtür 27. In der Formgestaltung ist der Fahrzeugtürhalter geringfügig modifiziert und hat deshalb die Bezugsziffer 1'.
Er unterscheidet sich von dem Fahrzeugtürhalter 1 nach Fig. 1 dadurch, dass das Ende des (hier mit 5' bezeichneten) Fortsatzes, der als Fahrzeugtür-Kontakt¬ abschnitt dient, zum Eingriff in eine entsprechende kreisförmige Öffnung 29 in der Fahrzeugtür 27 pilzförmig ausgebildet ist. Durch diese Ausführung wird nicht nur ein vorbestimmter Mindestabstand zwischen Tür und Karosseriegrundkörper (wie bei der Anwendungssituation nach Fig. 2) gesichert, sondern zugleich auch ein Aufschlagen der Fahrzeugtür mit ein und demselben Betriebsmittel verhindert.
Auch bei dieser Ausführung ist im übrigen in der Säule des Karosseriegrundkörpers (hier also der C-Säule 25) eine rechteckige oder quadratische Öffnung 31 zum Ein¬ griff des entsprechenden Haken-Endes des Fahrzeugtürhalters I1 vorgesehen.
Bei beiden Ausführungen ist leicht nachzuvollziehen, dass der jeweilige Fahrzeug¬ türhalter durch seitliches Heranschieben an den entsprechenden Blechfalz der zur Befestigung dienenden B- oder C-Säule auf diesen seitlich aufgedrückt wird und am Ende dieses Aufsetzvorganges der bis dahin über die Fläche der B- bzw. C-Säule gleitende Haken 7 in die entsprechende Öffnung 21 bzw. 31 hineinrutscht. Durch die Zugfederkraft zwischen dem Ausleger 9 und dem Grundkörper 3 arretiert sich der Haken in dieser Öffnung selbsttätig, und somit ist der Fahrzeugtürhalter 1 zwi¬ schen der Säulen-Öffnung und dem Säulen-Blechfalz fest auf der entsprechenden Säule des Karosseriegrundkörpers gehalten.
Zum Entnehmen drückt der Bediener auf den Betätigungsabschnitt 11, genauer in die Fingermulde IIa, wodurch der Haken 7 in der jeweiligen Öffnung 21 bzw. 31 vom Grundkörper 3 weg und in den freien Öffnungsbereich bewegt wird. In dieser Stellung kann der Fahrzeugtürhalter 1 bzw. I1 dann zunächst gegenüber der Ober-
fläche der jeweiligen Säule geringfügig verkippt und damit das Haken-Ende aus der jeweiligen Öffnung gelöst werden. Danach kann durch seitliches Verschieben auch die Ausnehmung 15 außer Eingriff mit dem jeweiligen Blechfalz gebracht und der Fahrzeugtürhalter somit entnommen werden. Nach dem Entnehmen kann er ggf. einem Recycling zugeführt werden.
Die Ausführung der Erfindung ist nicht auf das oben beschriebene Beispiel, mit der erwähnten Abwandlung, beschränkt, sondern ebenso in einer Vielzahl von weiteren Abwandlungen möglich, die im Rahmen fachgemäßen Handelns liegen.