VERFAHREN ZUR HERSTELLUNG VON ANAGRELID HYDROCHLORID
Die Erfindung betrifft ein Nerfahren zur Herstellung von Anagrelid Hydrochlorid.
Anagrelid wird in der Medizin als thrombozytensenkender Wirkstoff eingesetzt. Es sind verschiedene Nerfahren zu dessen Herstellung bekannt.
In der US 4,146,718 A ist ein Nerfahren zur Herstellung von Anagrelid beschrieben, bei dem 1,2,3-Trichlorbenzol als Ausgangsmaterial verwendet wird. Dieses wird zum 1,2,3-Trichlor- 4-nitrobenzol nitriert und mit CuCΝ zum 2,3-Dichlor-6-nitrobenzonitril umgesetzt. Anschließend wird die Νitrilgruppe reduziert und das Amin mit Bromessigsäureethylester zum Glycin umgesetzt. Durch Ringschluss wird eine hninochinazolinverbindung gebildet, die danach zum Anagrelid cycloalkyliert wird.
Die EP 0 994 114 B beschreibt ein alternatives Nerfahren, bei dem anstelle von 2,3-Dichlor- 6-nitrobenzonitril ein 2,3-Dichlor-6-nitrobenzylhalogenid als Zwischenprodukt eingesetzt wird. Dieses wird durch Νitrierung von 2,3-Dichlortoluol zum 2,3-Dichlor-6-nitrotoluol und radikalische Umsetzung mit einem Halogen erhalten. Die Schritte nach der Reaktion des 2,3- Dichlor-6-nitrobenzylhalogenid zum Glycin erfolgen in der gleichen Weise wie in der US 4,146,718 A.
Ein weiteres Nerfahren zur Herstellung von Anagrelid ist in der WO 02/08228 A geoffenbart. Gemäß diesem Nerfahren wird als Zwischenprodukt ebenfalls ein 2,3-Dichlor- 6-nitrobenzyüιalogenid, nämlich 2,3-Dichlor-6-nitrobenzylchlorid, eingesetzt, welches jedoch im Gegensatz zur EP 0 994 114 B aus 2,3,-Dichlorbenzaldehyd mittels Νitrierung und Reduktion der Aldehydgruppe erzeugt wird. Die weiteren Schritte erfolgen über dieselben Zwischenprodukte wie in den oben beschriebenen Nerfahren.
Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein alternatives Nerfahren zur Herstellung von Anagrelid Hydrochlorid bereitzustellen, welches ermöglicht, eine kostengünstige und handelsübliche Nerbindung als Ausgangsprodukt einzusetzen und die Nerwendung toxischer Reagenzien, insbesondere CuCΝ, möglichst zu vermeiden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Nerfahren der eingangs genannten Art, welches die folgenden Schritte umfasst:
a) Nitrieren einer Verbindung I
um eine Nerbindung II zu bilden;
b) Umsetzen der Nerbindung II mit Hydroxylamin HCI und Essigsäureanhydrid unter Erhitzen, um eine Nerbindung III zu bilden;
c) Reduzieren der Nitrogruppe der Nerbindung III, um eine Nerbindung IN zu bilden;
d) Reduzieren der Nitrilgruppe der Nerbindung IN, um eine Nerbindung N zu bilden;
e) Umsetzen der Nerbindung N i) mit Bromessigsäureethylester, CH
3CΝ, Triethylamin; und ii) mit BrCN, um eine Nerbindung VII zu bilden
f) Umsetzen der Verbindung Nil unter Cycloalkylierungsbedingungen, um eine Nerbindung VIII zu bilden;
g) Umsetzen der Verbindung VIII mit HCI, um Anagrelid Hydrochlorid zu bilden.
Erfindungsgemäß wird das z.B. gegenüber Trichlornitrobenzol der US 4,146,718 A günstigere Ausgangsprodukt 2,3,-Dichlorbenzaldehyd eingesetzt. Außerdem wird gemäß der Erfindung vorteilhaft die Verwendung des bei der Herstellung des Zwischenprodukts 2,3- Dichlor-6-nitrobenzonitril gemäß US 4,146,718 A eingesetzten toxischen Reagens CuCΝ vermieden. Es wurde herausgefunden, dass die Einführung der Nitrilgruppe auch durch Umsetzung mit Hydroxylamin HCI und Essigsäureanhydrid unter Erhitzen in guter Ausbeute möglich ist.
Gegenüber dem Verfahren der WO 02/08228 A, welches ebenfalls von Dichlorbenzaldehyd ausgeht, unterscheidet sich das erfindungsgemäße Verfahren insbesondere durch die Schritte b) bis e)i).
Eine Ausfuhrungsform der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Reduktion der Nitrilgruppe der Verbindung 2,3-Dichlor-6-nitrobenzonitril mit LiAlH und HCI durchgeführt wird, was in besseren Qualitäten und Ausbeuten als denen einer katalytischen Hydrierung resultiert.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung werden zur Herstellung des Zwischenprodukts 2,3-Dichlor-6-nitrobenzonitril Hydroxylamin HCI und 2,3-Dichlor-6- nitrobenzaldehyd in Pyridin gelöst, wird dieser Lösung Essigsäureanhydrid langsa bei einer Temperatur < 80°C zugegeben und wird die Reaktionsmischung danach auf etwa 92±2°C erhitzt.
In einer anderen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst der Schritt e)i) weiters eine Umsetzung mit HCI, um eine Verbindung VI zu bilden.
Die Nerbindung VI wird dann gemäß Schritt e)ii) mit BrCΝ zur Nerbindung VII umgesetzt.
Die Erfindung wird anhand des nachfolgenden Beispiels näher erläutert.
Beispiel:
Schritt a): 2,3-Dichlor-6-nitrobenzaldehyd (Nerbindung II)
2,3-Dichlorbenzaldehyd (Nerbindung I) wird in Schwefelsäure (95-97%) aufgelöst und auf 4-6°C gekühlt. Zu dieser Lösung wird eine Mischung aus Schwefelsäure (95-97%) und Salpetersäure (65%) als Νitrierungsreagens unter Rühren bei einer Temperatur zwischen 4 und 8°C hinzugetropft. Danach wird die hellgelbe Suspension 30 min in einem Eisbad gerührt. Die Suspension wird langsam in ein Eiswasser gegeben und 30 min gerührt. Der Niederschlag wird abfiltriert, mit Wasser gewaschen und bei 35-40°C getrocknet. Anschließend wird das Rohprodukt in 2-Propanol umkristallisiert und getrocknet. Ausbeute: ca. 47%
Schritt b): 2,3-Dichlor-6-nitrobenzonitril (Nerbindung III)
2,3-Dichlor-6-nitrobenzaldehyd und Hydroxylamin HCI werden in Pyridin aufgelöst. Nach vollständiger Auflösung wird Essigsäureanhydrid zugetropft. Während der Zugabe wird die Reaktionstemperatur unter 75±5°C gehalten. Danach wird die Reaktionsmischung auf 92+2° C erhitzt und eine Stunde bei dieser Temperatur gehalten. Das Pyridin wird
abdestilliert und der Rückstand in kaltes Wasser gegossen. Das Produkt wird abfiltriert und getrocknet. Ausbeute: ca. 92%.
Schritt c): 2,3-Dichlor-6-aminobenzonitril (Verbindung IV)
2,3-Dichlor-6-nitrobenzonitril wird mittels katalytischer Hydrierung mit H2 (Fe-Katalysator, Essigsäure, 90-95°C) zu 2,3-Dichlor-6-aminobenzonitril reduziert. Ausbeute: ca. 70-72%
Schritt d): 2,3-Dichlor-6-aminobenzylamindihydrochlorid (Verbindung V) Eine Etherlösung von 2,3-Dichlor-6-aminobenzonitril wird portionsweise zu einer Suspension von L1AIH4 in Ether bei 25-30°C zugegeben. Nach der Zugabe wird die Reaktionsmischung 3 Stunden bei 30-34°C gehalten. Dann wird die Temperatur auf 20°C gesenkt und Wasser wird sehr langsam zur Reaktionsmischung hinzugetropft. Nach der vollständigen Zerlegung wird die Etherphase abgetrennt. Die Wasserphase wird zusätzlich mit Ether extrahiert. Die kombinierte Etherlösung wird evaporiert, zum Rückstand wird Isopropanol hinzugefügt und durch Zugabe von mit Hydrogenchlorid gesättigtem Isopropanol wird 2,3-Dichlor-6-aminobenzylamindihydrochlorid ausgefallt. Das Produkt wird abfiltriert und getrocknet. Ausbeute: ca. 70%
Schritt e): (2-Amino-5,6-dichlor-4H-chinazolin-3-yl)essigsäureethylester (Nerbindung NU) Eine Mischung aus 2,3-Dichlor-6-aminobenzylamindihydrochlorid und Triethylamin in Acetonitril wird zum Sieden erhitzt (etwa 76°C). Zu dieser wird langsam Ethylbromacetat in Acetonitril hinzugefügt und das Reaktionsgemisch bei der erhöhten Temperatur gehalten. Nach vollständiger Reaktion wird das Reaktionsgemisch gekühlt, Triethylaminhydrochlorid und Triethylaminhydrobromid werden abfiltriert, Acetonitril wird unter Nakuum abdestilliert und der Rückstand mit Ethylacetat behandelt und filtriert. Danach wird Ethylacetat abdestilliert, der Destillationsrückstand wird in Methanol gelöst und mit Aktivkohle behandelt. Die Lösung von Ν-(6-Amino-2,3-dichlorbenzyl)glycinethylester wird filtriert und zu dieser eine Lösung von BrCN in Methanol hinzugefugt. Das Reaktionsgemisch wird zum Sieden erhitzt und bei dieser Temperatur gehalten. Nach vollständiger Reaktion wird bis 2- 5°C abgekühlt, der gebildete Feststoff abfiltriert und bei erhöhter Temperatur getrocknet. Ausbeute: ca. 75%
Schritt f): 6,7-Dichlor-l,5-dihydroimidazo[2,l-b]chinazolin-2(3H)-on (Verbindung VDT) (2-Amino-5,6-dichlor-4H-chinazolin-3-yl)ethylacetat wird unter Rühren in Ethanol suspendiert. Zu dieser Suspension wird rasch eine Natriumbicarbonatlösung (pH 8-9) gegossen und die weiße Suspension eine Stunde bei Raumtemperatur gerührt. Danach wird rasch Natriumhydroxid (pH 10-11) in die Suspension gegossen, diese wird eine Stunde bei
Raumtemperatur und 30 Minuten bei 4-8°C gerührt. Das feste Rohprodukt wird abfiltriert und durch 30-minütiges Rühren in destilliertem Wasser bei Raumtemperatur salzfrei gemacht. Das Rohprodukt wird ab filtriert, mit destilliertem Wasser gewaschen und bei 35- 40°C getrocknet. Ausbeute: ca. 80%
Schritt g): Anagrelid Hydrochlorid
Das fein zermahlene Anagrelid wird in der 40-fachen Menge Methanol suspendiert. Unter ständigem Rühren wird 5-6 N Salzsäure zugegeben. Das ausgefällte Anagrelid Hydrochlorid wird in einem Wasserbad auf Rückfϊuss erhitzt. Unter Rühren -wird Methanol zugesetzt und die Mischung 10 min lang refiuxiert. Die heiße Mutterlauge wird filtriert und das Filtrat unter Rühren auf Raumtemperatur abgekühlt. Die ausgefällten Kristalle werden dann 1,5 Stunden in einem Eis/Salz-Bad gerührt, abfütriert und 3x mit kaltem Methanol gewaschen. Ausbeute: ca. 70%