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Auswaschbare Textilappreturmittel Unter Appreturmitteln im engeren
Sinne werden Stoffe verstanden., die auf Gewebe aufgebracht oder diesen einverleibt
werden, um ihnen einen vollen Griff, eine gewisse Steifigkeit und ein gefälliges
Aussehen zu verleihen. Das bekannteste Appreturmittel ist Kartoffel-, Reis-, Mais-
oder Weizenstärke. Diese Naturprodukte wurden zum Teil durch Kunststoffe ersetzt,
die entweder in Form einer Lösung oder einer Dispersion zur Anwendung kommen. Die
als Dispersionen zum Appretieren gebrauchten Kunststoffe sind die sogenannten »Dauerstärken«,
also Produkte, die sich auch bei wiederholtem Waschen nicht vollständig aus dem
Gewebe entfernen lassen. In dieser Eigenschaft, nicht aaswaschbar zu sein, wurde
zunächst ein erheblicher Vorteil gegenüber der Auswaschbarkeirt von z. B. Stärke
gesehen. Es hat sich jedoch gezeigt, daft diese »Dauerstärken« bei der Anwendung
für Wäschestoffe mit zwei erheblichen Nachteilen behaftet sind: Die auf der Faser
verbleibende Appretur führt allmählich zum Vergrauen der Wäsche. Da sich weiterhin
ein Teil des als Film auf der Faser befindlichen Kunststoffes bei jedem Waschen
auswäscht, müBte dieser Anteil nach der Wäsche
wieder ersetzt werden,
eine Maßnahme, die z. B-. in einer Großwäscherei. wegen der erforderlichen Sortierarbeit
undurchführbar wäre.
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Es. war nun die Aufgabe gestellt;-- eine aaswaschbare Appretur auf
der Basis einer Kunststoff-Dispeirsion aufzufinden.
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In der USA.-Patentschrift 2 046 885 sind unter anderem Dispersionen
von Polyriiethylmethacrylat als Appreturmittel für textile Gewebebeschrieben. Diese
Appreturen sind waschfest. Auch nach der USA. Patentschrift 2:230 792 können
Kunststoff-Dispersionen als »Dauerstärke« verwendet werden. Unter den verwendbaren
thermoplastischen Kunststoffen werden unter anderem auch Polymethylacrylateund-methacrylate
genannt. Auf die Waschbeständigkeit der beschriebenen Appreturen wird ausdrücklich
hingewiesen. Diese nach den Angaben der Patentschrift durchaus erwünschte Eigenschaft
bleibt auch dann erhalten, wenn - wie die Beispiele z bis 3 ausweisen - dem Appreturmittel
Weichmacher einverleibt werden. Anwendbare Weichmacher werden im einzelnen in der
Beschreibung angeführt.
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Nach den Angaben des Schrifttums maßte also angenommen werden, daß
die als Kunststoff-Dispersionen auf das Gewebe aufgebrachten Appreturen auch dann
nicht aaswaschbar sind, wenn sie Weichmacher enthalten. Der Weichmacheranteil kann
dabei erheblich sein - wie aus dem Beispiel 3 der zitierten USA.-Patentschrift 2:230
7g2 hervorgeht - und etwa 5o%, bezogen auf Festsubstanz, ausmachen.
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Es wurde nun gefunden, daß die Dispersionen bestimmter Polymethäcrylsäureester
dann ausgezeichnete, aaswaschbare Appreturmittel darstellen, wenn die Polymerisate
mehr als 4o Gewichtsprozent Weichmacher enthalten. Diese Eigenschaft maß bei der
der stofflichten Zusammensetzung nach engen Verwandtschaft der erfindungsgemäß zu
verwendenden Polymerisate mit den nicht aaswaschbaren »Dauerstärken« als überraschend
bezeichnet werden. Für den beschriebenen Zweck sind die weichmacherhaltigen Polymerisate
solcher M,ethacrylsäureester verwendbar, die, für sich allein polymerisiert, bei
Zimmertemperatur harte Produkte ergeben. Hinsichtlich der Appretierwirkung stehen
diese Dispersionen den bekannten und handelsüblichen Dauerstärken nicht nach: Sie
verleihen dem Gewebe eine gute Steife, einen fülligen Griff und ein ansprechendes
Aussehen.
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Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn bei der Herstellung
der als aaswaschbare Appretur zu verwendenden Polymethacrylat-Dispersionen als Emulgatoren
hochmolekulare Substanzen mit mehreren hydrophilen Gruppen,. z. B. Polyvinylalkohöl,
Polyglykole, Polyacrylsäure, Algipate oder Pektinate, verwendet werden.
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Als Weichmacher sind beispielsweise Triphenylphosphat, Tricresylphosphat,
Tributylphosphat,. Dimethylphthalat, Diäthylphthalät, Dibutylphthalat sowie alle
als Weichmacher bekannten und mit den Polymethacrylsäureestern verträglichen Verbindungen
verwendbar. Es hat sich weiterhin gezeigt, daß den beschriebenen Appreturmitteln
wertvolle@Eigenschaffen verliehen werden können, wenn als Weichmacher solche Produkte
Verwendung finden, die außerdem eine insektifuge Wirkung zeigen. Ein solcher Weichmacher
ist z. B. Dimethylphthalat. Appretiert'man 'im Sinne der vorliegenden Erfindung
einen Wäschestoff mit einer Kunststoff-Dispereion, deren Polymerisat beispielsweise
aus 4o % Poi,ymethacrylsäuremethylester und 6o % Dimethylphthalat als Weichmacher
besteht, so zeigt das derart behandelte Gewebe eine deutlich abweisende Wirkung
auf Insekten. Die Gefahr der Verschmutzung durch z. B. Fliegen wird dadurch er-
-heblich gemindert.
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Den erfindungsgemäß zu verwendenden Dispersionen können auch Stoffe
mit bakterizider Wirkung- zugesetzt werden, z. B. Dimethyl-phenylbeniyl-ammoniumchlorid.
Verwendet man eine solche Zusätze enthaltende Dispersion und appretiert mit dieser
z. B. Bettwäsche, so wird mit dem Appretieren gleichzeitig eine deutliche Desinfektionswirkung
erzielt.
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Eine erfindungsgemäß verwendbare Dispersion kann wie folgt hergestellt
werden: In I2o Teilen Wasser werden 5 Teile eines zu 70% verseiften Polyvinylacetats
als Emulgator gelöst. Das Verseifungsprodukt hat als io%ige wäßrige Lösung eine
Auslaufzeit von 2o,2 Sekunden, gemessen im DIN-Becher 4 bei 2o°. Zu dieser emulgatorhaltigen
Wasserflotte wird eine Mischung aus 40 Gewichtsteilen Methacrylsäuremethylester
und 6o Gewichtsteilen Phthalsäure-di-butylester gegeben und auf 8o° erhitzt. Man
fügt danach o,2 Gewichtsteile 3o%iges Wasserstöfperoxyd hinzu und polymerisiert
unter Rühren 3 Stunden bei einer Temperatur von 8o bis 85°. Dabei entsteht eine
milchigweiße, mittelviskose Dispersion, die im DIN-Beeher 4 bei 20° gemessen eine
Auslaufzeit von 75,6 Sekunden aufweist.
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Die Dispersion kann durch Eingießen in Wasser in jedem Verhältnis
mit diesem verdünnt werden. Beim Auftrocknen erhält man einen milchigtrüben, klebrigen
und elastischen Film. Beispiel z Kragen und Manschetten von frisch gewaschenen Hemden
werden mit 4o bis 6o g/1 einer 5a0/aigen Kunststoff-Dispersion, bestehend aus 4o
Teilen Palymethylmethacrylat und 6o Teilen Dibutylphthalat, die unter Verwendung
von 5 0% (bezogen auf Mönomeres) Polyvinylalkohol als Emulgator hergestellt wurde,
bestrichen und nach dem Trocknen feucht gebügelt. Die dabei erzielte. versteifende
Appretur wird bei einer neuerlichen Wäsche vollkommen entfernt.
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Beispiel 2 Gewaschene Baumwoll- oder Reyon-Tischdecken werden mit
5 bis 8 g Kunstharzdispersion/1 Appreturflotte behandelt. Diese Dispersion wurde
hergestellt durch Emulsionspolymerisation von 55 Teilen Äthylmethacrylat und 45
Teilen Dimethylphthalat in Gegenwart von Polyvinylalkohol
als Emulgator.
Die Tischdecken werden nach dem Trocknen gemangelt oder gebügelt. Diese Füllappretur
wird bei der nachfolgenden Wäsche vollständig entfernt.