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Siemens & Halske Aktiengesellschaft, Berlin und München In letzter
Zeit werden mehr und mehr die an den Wegübergängen der Eisenbahnlinien befindlichen
Schranken durch meist selbsttätig arbeitende Blinklichtsignale ersetzt, da die Schranke
bei dem heutigen Straßenverkehr nicht mehr genügenden Schutz bietet, weil sie oft
nicht rechtzeitig sichtbar ist; außerdem wird sie im allgemeinen von Hand betätigt,
und Bedienungsfehler führen nicht selten zu Unfällen. Die Lichtsignale bestehen
meist aus einem weißen Blinklicht für Zugpausen und einem roten Blinklicht bei Annäherung
des Zuges an den Wegübergang. Bei rotem Blinklicht ist es verboten, den Wegübergang
zu überqueren. Nun hat sich in den letzten Jahren gezeigt, daß dieses rote Blinklicht
und Haltezeichen sowohl von Fußgängern als auch von Autofahrern häufig nicht beachtet
wird, d. h. es wird zwar wahrgenommen, aber entgegen den Vorschriften versuchen
die Wegebenutzer trotz des roten Warnlichts noch vor dem Zuge den Wegübergang zu
überqueren, was häufig zu Unfällen führt. Dies hat in. vielen Fällen davon abgehalten,
Warnsignale an Stelle der weniger vorteilhaften Schranken einzuführen. Man hat nun
einerseits versucht, durch Gesetz und strenge Strafen eine größere Achtung vor dem
roten Blinklicht zu erzwingen. Da aber der Wegebenutzer weiß, daß die Blinklichter
im allgemeinen selbsttätig arbeiten, glaubt er sich unbeobachtet, so daß auch die
Verbote nicht viel nutzen. Man hat auch besonders verkehrswichtige Eisenbah.nwegübergänge
längere Zeit
durch Polizeibeamte beobachten lassen. Das ist aber
einerseits kostspielig und bei einer großen Anzahl von Wegübergängen überhaupt nicht
durchführbar; anderseits wird der Polizeibeamte vom Straßen-Benützer meist rechtzeitig
wahrgenommen, und das rote Blinklicht wird dann nur, solange dieser anwesend ist,
beachtet, aber im übrigen, und das ist die meiste Zeit, nicht.
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Man hat auch bereits versucht, durch in der Straße eingebaute Kontaktschwellen
zu prüfen, ob bei Rotlicht ein Wagen das Gleis überfährt. Dies-,-Feststellung allein
bringt aber keinen Vorteil, da man dadurch nur die Nichtachtung des roten Blinklichts
feststellen kann, aber nicht in der Lage ist, weitere Folgerungen daraus zu ziehen.
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Die Erfindung bezweckt, selbsttätig die Straßenbenutzer festzustellen,
die bei rotem Blinklicht den Wegübergang überqueren, so daß-es einerseits möglich
ist, diese einer Bestrafung zuzuführen. Anderseits bringt sie damit auch den weiteren
Vorteil, daß der Straßenbenutzer, wenn er weiß, daß seine gesetzwidrige Handlung
festgestellt und er bestraft wird, das rote Blinklicht achten wird und daß dadurch
zwangsläufig Unfälle /sowohl der Straßenbenutzer als auch der Verkehrsmittel der
Eisenhahn vermieden werden.
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Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht; daß in der Nähe des Wegübergangs
ein. Film- oder Fotoapparat so angeordnet wird, daß eine mit ihm gemachte Aufnahme
die Vorgänge auf dem Wegübergang zeigt und daß zwangsläufig bei Rotlicht, und zwar
nur bei Rotlicht, die Vorgänge auf dem Wegübergang fotografisch aufgenommen werden.
Man kann hierzu einen normalen Film- oder Fotoapparat benutzen. Dies würde aber
praktisch zu teuer werden. Die Erfindung beruht nun auf der besonderen Erkenntnis,
daß Aufnahmen in gewissen Zeitabständen von etwa 1/z bis z oder auch 2 Sekünden
und mehr genügen, um die Vorgänge auf dem Wegübergang festzustellen. Die Umschaltung
von Aufnahme zu Aufnahme könnte dabei elektromagnetisch vorgenommen werden, z. B:
mit Hilfe eines besonderen Uhrwerks oder Zeitschalters, oder aber.auch z. B. gleichzeitig
mit den Blinkimpulsen des roten Warnlichts. Man könnte z. B. den Elektromagneten,
der den Film- bzw. Fotoapparat betätigt, über den Blinker und das Signalsteuerrelais
der selbsttätigen Warnanlage so steuern, daß er einerseits- nur- bei Rotlicht fotografische
Aufnahmen des Wegübergangs herstellt und anderseits nur im Takt des roten Blinklichts.
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Die Erfindung beruht u. a. auch in der Erkenntnis, daß die Kraft-Wagen
vorn und hinten mit Nummern versehen sind, so daß man an: der Nummer den Kraftwagen
feststellen kann. Da diese Nummer nachts beleuchtet sein muß, wird man bei entsprechend
empfindlichen Foto- bzw. Filmapparaten in der Lage sein, auch nachts die Nummer
des Kraftwagens festzulegen. Selbst wenn sich letzteres nicht ermöglichen ließe,
hievet die Anordnung gemäß der Erfindung noch genügend Vorteile, wenn sie sich nur
tagsüber ausnutzen läßt. Für diesen Fall kann erfindungsgemäß die Fotoapparatur
nachts entweder durch einen selbsttätigen Dämmerungsschalter oder durch Betätigung
von Hand gemeinsam mit der häufigen Verwendung der Tag-Nacht-Schalter der Lichtsignale
außer Betrieb gesetzt werden.
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Die Anordnung bietet anderseits den großen Vorteil, daß sie bei Unfällen
am Wegübergang vollkommen eindeutige Beweise darüber liefert, wem die Schuld an
dem Unfall zuzuschreiben ist, so daß also eine Bestrafung eher möglich ist als auf
Grund der jetzt im allgemeinen notwendigen. Zeugenaussagen, die häufig unzuverlässig
und voller Widersprüche sind. Die Kosten für die selbsttätige Film- bzw. Fotoanlage
werden einerseits durch die möglichen Geldstrafen, anderseits durch den verhüteten
Schaden mehr als aufgehoben.
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Man kann aber auch, um die Kosten für die Fotoeinrichtung geringer
zu halten; die Anordnung so treffen, daß alle Wegübergänge ein bestimmt geformtes
Gehäuse für den selbsttätigen Foto- bzw. Filmapparat erhalten, das auch den Straßenbenutzern
kenntlich ist, während Fotoapparate nur von Zeit zu Zeit. .bei einzelnen Anlagen
eingesetzt werden. Der Straßenbenutzer muß dann aber immer damit rechnen, daß in
dem Gehäuse der Fotoapparat sitzt und sein verbotswidriges Verhalten festgestellt
wird. Die verkehrserzieherische Wirkung der Einrichtung wird auch in, diesem Fall
gegeben sein: Gemäß der Erfindung kann man mit dem Filmstreifen den Zeitpunkt der
Einschaltung des Rotlichts besonders kennzeichnen, sei es, daß man nach jedem Ausschalten
des Rotlichts den Filmstreifen ein Stück, ohne Aufnahme zu machen, laufen läßt oder
daß man, ein besonderes Zeichen auf anderem Wege bei der ersten Aufnahme nach Neuerscheinen
des Rotlichts auf den Filmstreifen anbringt, sei es mit Hilfe eines besonderen Registriermagneten
oder aber auf fotografischem Wege, z. B. dadurch, daß man ein bestimmtes Zeichen
vor die Linse des Apparats bringt. Auch ein Zeitstempel könnte unter Umständen angebracht
werden. Auf diese Weise wird es leicht möglich, die Zeit festzustellen, zu der der
Wegübergang bei Rotlicht befahren wird., d. h. ob er noch kurz nach Erscheinen des
Rotlichts befahren wird oder später. Insbesondere kann man auch in Störungsfällen,
d. h. wenn das Rotlicht infolge einer Störung auch nach Befahren des Wegübergangs
durch den Zug stehenbleibt, von einer Bestrafung des Weggebenutzers absehen, da
man genau sieht, ob der Wegübergang innerhalb der Warnzeit oder später während der
Störungszeit benutzt wurde.
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Bei Überwegsignalanlagen, die im Blickfeld eines Stellwerksbeamten
liegen, so daß er den Wegübergang während der Rotlichtperiode beobachten kann, kann
man die Anordnung auch so treffen, daß der Stellwerksbeamte durch Betätigen einer
Taste den Fotoapparat nur dann in Tätigkeit treten läßt, wenn er bemerkt, daß nach
Erscheinen des Rotlichts noch ein Wagen den Überweg kreuzt. Die Einschaltung des
Fotoapparats kann hier in ähnlicher Weise unter Benutzung der Überwachungsleitungen
vor sich gehen, wie dies auch bei Betätigung des Grundstellungsschalters
oder
Tag-Nacht-Schalters geschieht.
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Stellt oder hängt man den Fotoapparat bzw. das Gehäuse, das den Fotoapparat
enthält, in einer gewissen Entfernung, z. B. io bis 2o m, vom Überweg so auf, daß
die optische Achse der Linse in Richtung des Weges auf den Überweg zu gerichtet
ist, so genügt ein solcher Fotoapparat, um sowohl in der einen wie in der anderen
Richtung die die Gleise kreuzenden Fahrzeuge oder Personen festzustellen., bei Fahrzeugen
vor allem schon deswegen, weil sie vorn und. hinten ein Erkennungsschild tragen.