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Abzieh- oder Abbeizmittel für (O1-, Firnis- und Lackfilme Die Entfernung
alter Farb- und Lackanstriche stellt einen sehr zeitraubenden und kostspieligen
Arbeitsprozeß dar, weshalb es nicht an Vorschlägen und Bemühungen gefehlt hat, hierfür
möglichst zweckmäßige und wirksame Verfahren zu entwikkeln.
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Bekannt ist, daß man heute Großbauten, wie Brücken us,#\-., zu diesem
Zweck sandstrahlt, oder die alten Farbschichten durch Abbrennen beseitigt. Für Innenräume,
Fahrzeugkarosserien, hölzerne Gegenstände usw. sind derartige Arbeitsweisen jedoch
selten angängig, weshalb man sich hierfür aogenannter Abzieh- oder Abbeizmittel
bedient, die größtenteils aus alkalischen Emulsionen von Kohlenwasserstoften, Chlorkohlenwasserstoff
en, Terpentin oder ähnlichen Verbindungen zu bestehen pflegen. Die Wirksamkeit vieler
Produkte dieser Art ist begrenzt und nicht selten stehen der Anwendung Bedenken
hinsichtlich der Feuersicherheit oder der Gewerbehygiene entgegen. Bessere Produkte,
vor allem solche mit breiterem Löse-und -Quellungsvermögen für Lack- und Harzschichten
würden deshalb einen wesentlichen technischen Fortschritt bedeuten. Im amerikanischen
Patent 2 438 038 ist bereits ein Schritt nach dieser Richtung versucht worden,
indem man die Verwendung von Laktonen vorschlägt. Diese Produkte stellen zweifelsohne
einen Fortschritt dar, weil sie sehr lösekräftig sind, andererseits sind es aber
instabile Verbindungen, die insbesondere bei Gegenwart von Alkalien zur Ringöffnung
neigen, wobei wenig wirksame und .sehr übelriechende Verbindungen, wie Buttersäure,
entstehen.
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Bei Versuchen, noch weiter verbesserte Abziehmittel zu entwickeln,
wurde nunmehr gefunden, daß sich bestimmt substituierte, organische Amine für
diesen
Zweck besonders, gut eignen, weil sie die bisherigen Lösungsmittel ' hinsichtlich
Löse- und Quellungsvermögen für Harze und Anstrichfilme erheblich übertreffen. Außerdem
erwiesen sich diese Verbindungen als wesentlich weniger flüchtig, so daß sie auch
in der Wärme verwendet werden können, was eine besonders wirtschaftliche Anwendung
ermöglicht und gewerbehygienische Gefahren weitgehend ausschließt. Hinzu kommt ferner,
daß derartige stickstoffhaltige Verbindungen auch wesentlich schwerer entflammbar
sind als organische Körper, die lediglich Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff
enthalten. Verbindungen der eben gekennzeichneten Art sind primäre sowie sekundäre
Amine, welche am Stickstoffatom zusätzlich eine Formyl-, Cyan-, Nitro- oder Nitrosogruppe
gebunden enthalten.
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Im allgemeinen haben sich die Anfangsglieder der aliphatischen Produkte
dieser Art für die Zwecke der vorliegenden Erfindung am brauchbarsten erwiesen,
da diese bei Normaltemperatur Flüssigkeiten sind, wohingegen die höheren Homologen
sowie die aryl- oder aralkylsubstituierten Verbindungen größtenteils bei Zimmertemperatur
fest sind und infolgedessen nur durch Mitverwendung von Verdünnern anwendbar sind.
Als besonders brauchbar im Sinne der vorliegenden Erfindung hat sich beispielsweise
erwiesen: Formylmethylamin, Formyldimethylamin, Formylmethyläthylamin, Formylisopropylamin,
Formylpyrrolidin, Cyandimethylamin, Cyandiäthylamin, Cyandipropylamin, Dimethylnitrosamin,
Diäthylnitrosamin, Methylnitramin, Rthylnitramin, Dimethylnitramin, Dipropylnitramin,
Methyläthylnitramin, Methylbutylnitramin u. a.
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Bei den Formylaminen wurde weiter gefunden, daß die hervorragende
Lösekraft unverändert erhalten bleibt, wenn durch Ringschluß das Wasserstoffatom
der Formylgruppe durch Alkyl ersetzt wird, wie dies bei den La;ktamen, z. B. a-Pyrrolidonen
oder Piperidonen der Fall ist. Derartig ringförmig konstituierte Verbindungen fallen
somit ebenfalls unter den Erfindungsgedanken und sollen ausdrücklich reit beansprucht
werden. Da die Mehrzahl der für die Ausübung der Erfindung besonders geeigneten
Verbindungen mehr oder weniger wasserlöslich sind, ist die Herstellung von Lösungsmittel
in Wasser oder Wasser in Lösungsmittelemulsionen im allgemeinen nicht notwendig,
sondern es können die jeweils zweckmäßigsten Konzentrationen durch einfaches Mischen
der Komponenten vom Verbraucher selbst hergestellt werden: ,Des weiteren sind die
beanspruchten Verbindungen auch ohne weiteres mit anderen bekannten Lösungsmitteln
verwendbar, sofern dies in gewissen Fällen von Vorteil ist, und ebenso können Zusätze
von sonstigen chemisch oder physikalisch wirksamen Mitteln, wie alkalisch realrierende
Verl)ind»n"en oder Schleifmitt?l. Prfolgen, oder diese Mittel nacheinander zur Anwendung
kommen.
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Folgende Beispiele, die auf die Verwendung von Formyldimethylamin
abgestellt sind, sind sinngemäß auch auf die sonstigen beanspruchten Verbindungsgruppen
übertragbar. Beispiele i. Auf einen mit Lithopon pigmentierten Leinölanstrich wird
eine Mischung von @5 Teilen Formyldimethylamin und 25 Teilen Wasser mittels Pinsel
oder durch Sprühen aufgel>raclit. Npch erfolgter kurzer Einwirkungsdauer läßt sich
der Anstrich mittels Spatel leicht mechanisch entfernen.
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2. Eisenblech, welches mit einer Nitrocelluloses;)I-it;.lacl:ieritng
,-erseh°n ist. wird zerr Entfernung der Lackschicht mit einer Paste, bestehend aus
Bimsteinpulver und Formyldimethvlamin, geschliffen. Der Anstrich läßt sich auf diesem
Wege schnell und leicht entfernen.
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3. Mit Einbrennlack lackierte .Kleineisenteile werden durch Tauchen
oder Sprühen mit Formyldimethylamin befeuchtet und in einem Wärmeofen auf 5o bis
75° kurzzeitig erwärmt, um die Quellung der Lackschicht zu beschleunigen. Nach einer
gewissen Einwirkungsdauer, welche von der Dicke der Lackschicht sowie von der Art
des Einbrennens abhängig ist, kann der Anstrich mechanisch leicht entfernt werden.
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