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Verfahren zur Gewinnung wasserabstoßender Wolle, Wollgarne und Wollgewebe
Es ist in <lcr Literatur bekannt. Wolle mit in |
\\'asser liislichen oder damit üiischharen Löstings- |
initteln allein oder in Mischun@t; mit Fettliysungs- |
mitteln durch J?xtraktion zu entfetten. Alle diese |
Verfahren erstreben eine Wolle, die noch einen Ge- |
halt an restlichem Fett besitzt, weil die Wolle zur |
\\'eit:r@-erarlieitting diesen@estfettgc'halt unbedingt |
benötigt. .\11e nach diesen oder anderen |
entfetteten Wollen sind gut finit \\'asser henetzbar. |
\Vas irisl@esondere für den Färl)rl@ri-,zeß erforderlich |
ist. |
Es ist allgemeine .\tisicht d.er Fachleute, daß |
Keratin. "venn es entfettet ist, stark hygroskopisch. |
livcirol>liii Lind natürlich auch von Wasser henetzbar |
ist. |
1#:s \\-urd° nun Ifefunden, daß sowohl die Wolle |
als auch alle anderen Keratinsubstanzen außer mit |
fett- bzw. wachsartigen Stoffen noch mit wasser- |
und alkohollöslichen Stoffen imprägniert sind, v-elche dem Keratin die Hvdrophilie
erteilen. Entfernt man diese hydrophilierenden Stoffe allein oder am besten zusammen
mit den Fettstoffen, dann werden die Wolle und die anderen Keratinstoffe vollkommen
wasserabweisend.
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Extrahiert man beispielsweise Wolle mit Äther, so ist sie nach dem
Verjagen des anhaftenden Äthers leicht durch Wasser benetzbar. Extrahiert man diese
so vorbehandelte Wolle anschließend erschöpfend z. B. mit Äthylallkohol, dann ist
sie nach dem restlosen `'erdunsten des Alkohols vollkommen wasserabweisend geworden.
so daß man daraus wasserdichte Gewebe herstellen kann.
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Diese Erscheinung findet ihre wissenschaftliche Erklärung darin, daß
die Keratinimprägnierung besondere, bisher unbekannte Substanzen enthält, welche
das Keratin durch Wasser benetzbar machen.
Diese Substanzen sind
mit Fettlösungsmitteln, die mit Wasser nicht mischbar sind, nur spurenweise herauslösbar,
sind jedoch mit solchen Lösungsmitteln. die mit Wasser gut mischbar sind sowie finit
Wasser mehr oder weniger leicht, indessen bei genügend langer Behandlung sowohl
kalt ,als bei mäßig erhöhter Temperatur vollkommen aus der Wolle herauslösbar. Da
bei den 1)ekannten Wolletitfettutigsverfähren die Wolle nicht erschöpfend sowohl
mit hydrophilen als auch mit 'hydropihoben Lösungsmitteln extrahiert wird. sind
die so gewontienenWollen auch stets noch gut durch Wasser betietzbar, im Gegensatz
zu den gemäß der Erfindung c#rschöpfen-d extrahierten.
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Auf den oben beschriebenen neuen Erkenntnissen wurde ein Verfahren
zur Herstellung von wasserabweisender Wolle aufgebaut.
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Wolle wird in an sich bekannter Weise mit Wasser von etwa 4o bis 5oa
so lange extrahiert, bis nichts Lösliches mehr in Lösung geht; anschließend wird
die Wolle nach dem Trocknen mit Lösungsinitteln, welche das Wollfett gut lösen,
extrahiert. Man kann auch umgekehrt verfahren, indem zuerst mit Fettlösungsmitteln,
dann mit Wasser extrahiert wird.
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Das Verfahren läßt sich auch in folgender Weise durchfuhren: Wolle
wird mit Lösungsmitteln, in denen die llydrophilie erzeugenden Stoffe leicht löslich
sind. wie z. B. Mebhyl-, Äthyl-, Propyl-, 13utyl- oder Amvlalkohol und ihre Isomeren,
Aceton und andere Ketone, Methylacetat und andere Ester, Cyclohexanon und A1kylcyclohexanone,Tetr.achlorkohlenstoff,
extrahiert, wobei darauf zu achten ist, claß die Wolle nicht vorgetrocknet wurde,,
damit, s()f"rti (ii2Löstuigsmittel nicht selbst bereitsgeringe Mengen Wasser enthalten,
so viel Wasser in den I#:xtr.tktiotisl)rozeß gelangt, @daß die auf der Wolle 'saftenden
Seifen und Salze mit gelöst werden. Anschließend wird die `Volle mit das Keratinfett
gut üis,.ii;ien Lösungsmitteln, wie z. B. Benzin, Chloroioi,m. 1'K nzol, Petroläther,
erschöpfend extrahiert. 1)1,u IZeilienfolge der Extraktion kann auch umgekehrt werden.
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Schließlich kann die Wolle auch mit einer Mischung der oben genannten
beiden Arten von I .iisuiiäsniittelii erschöpfend extrahiert werden.
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Eine gewisse., jedoch nicht vollständige Hydro-1>hil@#: erhält die
Wolle, wenn man nach der Extraktion mit Lösungsmitteln, welche die die Hydrophilie
rzeuäenden Stoffe gut lösen, nicht mehr mit Wollfettlösun.gsmitteln extrahiert,
sondern das \\'ollfett ganz oder teilweise auf der Faser beläßt. Das Wollfett ist
dann zwar von der Hauptmenge der hydrophilen Substanzen befreit, geringe Spuren
davon enthält es aber immer noch, weshalb die so behandelte Wolle noch nicht vollständig
wasserabweisend ist.
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Demgemäß liegt das Wesen der neuen Erfindung in der erschöpfenden
Entfernung beider Stoffgruppen von der Wolle. Erschöpfend heißt, die Extraktionen
müsseir so lange i1)rtbesetzt werden. bis nichts Lösliches mehr in Lösung geht.
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Hierauf lkrulit der wesentliche Unterschied zwischen dein neuen Verfahren
und den bekannten, welche nur eine Entfettung der Wolle anstreben. ohne die hydrophilierenden
Stoffe zu entfernen.
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Wenn auch die bekanntere Verfahren teilweise die gleichen Lösungsmittel
benutzen wie das erfindungsgemäße, so unterscheiden sie ;ich von dieseln dadurch,
daß sie die. \Volle nicht erschöpfend von ihrer natürlichen Imprägnierung befreien.
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1?s war seither unmöglich, den Gegenstand der vorliegenden Erfindung,
nämlich lediglich durch Extraktion eine wasserabweisende Wolle zti erzielen, anzustreben,
weil bisher unbekannt war, daß das Keratin an sich hydrophob ist und seine Hydrophilie
nur durch eine von der Natur geschaffene, extrahierbare Substanz bedingt ist.
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Es sei noch darauf hingewiesen, daß die nach dem neuen Verfahren gewonnenen
wasserabstoßenden Wollen ihre- Eigenschaft, hygroskopisch zu sein, d. h. Wasser
in Dampfform aufzunehmen, nicht verloren halsen. Ihre Eigenschaft, atmen zu können.
wie der Textilfachmann sagt, ist also erhalten geblieben. Die erfindungsgemäß hergestellten
thydrophoben \Vollen gestatten. Gewebe mit sehr weiten Maschen herzustellen, die
trotzdem wasserdicht sind. ÄIan gewinnt also poröse und dennoch wasserdichte Gewebe.
Sogar handgestrickte Kleidungsstücke lassen sich nach dein neuen Verfahren wasserabweisend
machen. Auch ist das Verfahren nicht nur für Rohwolle, sondern auch für Garne und
fertige Gewebe sowie Kleidungsstücke anwenidbar. Auch gefärbte Wolle kann noch nach
dein erfin(iungsgeinäßen Verfahren behandelt werden.