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Verfahren zur Gewinnung von Tierkörperölen und -fetten Ein bekanntes
Verfahren zur Herstellung von Tran aus Abfällen von Fischkonservenfabriken oder
verdorbenem Wallfisch- und Robbenfleisch ist dadurch gekennzeichnet, daß man die
Abfälle preßt, trocknet, mahlt und den Tran nach dem Extraktionsverfahren mittels
Benzin, Trichloräthylen usw. herauslöst. Hierbei werden neben reinem Tran auch die
Lipoide extrahiert. Es resultiert daher ein Extraktionstran, der diese störenden
Stoffe enthält und obendrein durch die Trocknungswärme ungünstig verändert ist.
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Ein weiteres Verfahren zur Trangewinnung ist (las Preßverfahren. Hierbei
wird das Fischmaterial mit direktem und indirektem Dampf erhitzt, wobei (las Eiweiß
zur Gerinnung gebracht wird. Durch Pressen wird der Tran aus den kapillaren Räumen
zwischen den l?iweißfasern herausgedrückt und zusammen mit (lein ausgepreßten Wasser
von den festen Rückständen abgetrennt. Erhebliche ?eiengen Tran bleiben zurück,
da das mechanischeAbpressen nur unvollkommen ist. Infolgedessen sind die Ausbeuten
an Tran unbefriedigend.
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Man hat auch verschiedentlich vorgeschlagen, bei der Verarbeitung
von Fischfleisch auf Nahrungsmittel oder Futtermittel (Fischmehl) durch Kochen in
schwach alkalischem oder schwach saurem :Medium dem Reaktionsgut Netzmittel zuzusetzen.
Die hierbei als Nebenprodukte erhaltenen Tranmengen befriedigen aber ebenfalls nicht.
Außerdem ist eine Kochbehandlung in saurem Ntedium ungünstig, da hierbei die allgemein
üblichen eisernen Apparate stark angegriffen werden.
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Es wurde gefunden, daß man wesentlich höhere Ausbeuten an guten Ölen
und Fetten aus Tierkörpern, insbesondere aus Fischen, erhält, wenn
man
während des Erhitzens der Tierkörper oder deren Teilen gegebenenfalls unter ' Zusatz
von Wasser durch indirekte Heizung und/oder durch Einleiten von direktem Dampf Elektrolyte
in einer Menge von etwa 20/0, bezogen auf das vorhandene und das durch Einleiten
von direktem Dampf durch Kondensation gebildete Wasser, sowie geeignete oberflächenaktive
Stoffe bzw. Emulgatoren zusetzt und nach Beendigung des Erhitzens vor dem Pressen
eine PH-Einstellung mittels Säuren oder sauren Salzen auf den isoelektrischen Punkt
des Tierkörpereiweißes, der in der Regel bei 5,5 liegt, vornimmt. Zweckmäßig wird
vor der Pressung das Wasser zusammen mit dem größten Teil des Öles durch eine Siebvorrichtung
abgeführt.
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Das neue Verfahren zielt insbesondere darauf hin, die Vorgänge bei
der Preßtrangewinnung dadurch wirksamer zu' gestalten, daß durch Berücksichtigung
der kolloidchemischen Gesetzmäßigkeiten alle Phasen der Arbeitsvorgänge intensiver
gestaltet werden, ohne daß der eiweiß- oder transchonende Charakter der Preßtrangewinnung
verlassen wird.
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In Ausübung der Erfindung wird das Tierkörpermaterial möglichst schnell,
beispielsweise innerhalb io Minuten, in einem Vorsterilisator oder Autoklaven zum
Kochen gebracht. Unter ständiger Bewegung des Materials wird diese Kochtemperatur
möglichst lange, beispielsweise 30 bis 6o Minuten, aufrechterhalten, Der
Elektrolytzusatz in einer Menge von etwa 2%, bezogen auf das Wasser, ist für den
regelrechten Ablauf dieser Vorgänge äußerst wichtig, um ein Verleimen des Tierkörpermaterials
zu verhindern. Geeignete Elektrolyte sind beispielsweise Kochsalz, Glaubersalz oder
neutrale Phosphate. Nicht minder wichtig ist der Zusatz von oberflächenaktiven Mitteln
bzw. Emulgatoren entweder für sich allein oder in Mischung miteinander. Geeignete
oberflächenaktive Stoffe bzw. Emulgatoren sind beispielsweise sulfonierte Öle, Fette,
Fettsäuren, Wachse, Fettsäureester, Fettalkohole, alkylierte Aromaten oder aliphatische
Kohlenwasserstoffe oder deren Salze, Kondensationsprodukte von Fettsäuren mit Isäthionsäure,
Methyltaurin, Aminocarbonsäuren oder Protalbinsäure oder deren Salze, ferner durch
Kondensation mit Äthylenoxyd wasserlöslich gemachte Stoffe mit reaktionsfähigem
Wasserstoff, z. B. Fettsäuren, Fettalkohole, höhere Alkylphenole oder Fettsäureamide.
Als besonders geeignet haben sich die Salze der Fettsäureester von Oxylsulfonsäuren
oder die Salze von Acidylderivaten von Aminosulfonsäuren erwiesen. Besonders gute
Ergebnisse werden erzielt, wenn man diesen Fettsäurekondensationsprodukten Salze
der Schwefelsäureester höhermolekularer Fette und Fettsäuren, insbesondere solche
mit einem Sulfonierungsgrad über 6o, zusetzt. Durch die vorstehend genannten Zusätze
werden die im Bindegewebe der tierischen Organe in Form mikroskopischer Tröpfchen
vorliegenden Öle und Fette freigelegt. Die tierische Eiweißsubstanz nimmt Wasser
auf, ohne zu verleimen. Die Fett-und Öltröpfchen werden unter der Einwirkung des
zugesetzten Emulgators von der Unterlage losgelöst, umhüllt und fließen zu größeren
Tropfen zusammen.
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Anschließend an diese Behandlung wird eine Entquellung der Eiweißsubstanz
dadurch herbeigeführt, daß mit Salzsäure, Schwefelsäure oder anderen Säuren und/oder
sauren Salzen am Ende der Kochzeit die Masse auf den isoelektrischen Punkt des tierischen
Eiweißes (PH etwa 5,5) eingestellt wird. Durch diese Behandlung verlieren die Tierkörper
erhebliche'_\fengen an Wasser und Tran. Nach diesen Behandlungen wird das Reaktionsgut
über eine geeignete Vorrichtung, z. B. Siebtrommel oder Siebschnecke, gegeben, wobei
das Wasser-Tran-Gemisch abfließt. Anschließend gelangt der Rückstand in die Presse,
wo weitere Mengen Wasser und Tran aus der kapillaren Eiweißmasse ausgepreßt werden.
Die Arbeit der mechanischen Presse wird dabei sehr wirkungsvoll durch die angeführten
Eingriffe in die kolloidchemischen Vorgänge erleichtert. Beispie1l 5ooo kg frische
Heringsköpfe mit einem Fettgehalt von 1i,40/0 werden mit 5o kg einer Mischung von
Natriumsulfat und sulfonierten Fettsäuren vermischt und in einem Kocher 5o Minuten
mit direktem und indirektem Dampf erhitzt und sodann mittels 25 kg roher konzentrierter
Salzsäure auf PH 5,5 eingestellt. Durch eine Siebvorrichtung wird das frei abfließendeWasser-Tran-Gemisch
abgeführt. Die Masse wird sodann abgepreßt. Siebwasser und Preßwasser passieren
ein Schüttelsieb zur Entfernung beigemischten Ei"-,-eißmehles. Das Wasser-Tran-Gemisch
wird dann durch einen Seperator geleitet, um den Tran abzuscheiden. Tranausheute
500 kg = io% der Heringsköpfe. Beispiel e 3 t Heringsbauchlappen mit 21% Fett werden
unter Zusatz von 3o kg einer Mischung aus Natriumsulfat, Olsäuremethyltauridnatrium
und dem Natriumsalz des Oxystearinsäureschwefelsäurehalbesters im Kocher mit direktem
und indirektem Dampf 5o Minuten gekocht und mit 9 kg
konzentrierter Salzsäure
auf PH 5,5 eingestellt. Auf der Siebvorrichtung fließt Wasser und 35o kg Tran ab.
Die Presse scheidet weitere Wassermengen sowie 150 kg Tran ab. Gesamttranausbeute
5oo kg = 18,8%. Beispiel 3 i t Kadaver mit einem durchschnittlichen Fettgehalt von
19% wird im Autoklaven mit io kg einer Mischung aus Kochsalz und Türkischrotöl mit
direktem und indirektem Dampf 120 Minuten gekocht. Die abgelassene Kochflüssigkeit
enthält 175 kg Fett, das nach dem Abkühlen abgehoben wird. Fettausbeute 1a50/0.
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Beispiel 4 i t Kütt von Kabeljau und Seelachs mit 32% Fettgehalt wird
unter Zugabe von io kg einer
Mischung aus Dinatriumphosphat und
dem Natriumsalz des Sulfol>ernsteinsäuredioctylesters im Autoklaven mit direktem
Dampf 6o Minuten gekocht. Die -fasse wird mit i kg konzentrierter Schwefelsäure
auf PH 5,5 eingestellt. Nach einstündigem Abstehen werden Tran und Emulsion abgelassen.
Ausbeute 295 kg Tran. Tranausbeute z9,50/0. Der Tran wies normalen Vitamin-A-
und -D-Gehalt auf.