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Verfahren zum Gerben Die Auswertung der gerbenden Eigenschaften der
Sulfitablauge bzw. der in ihr enthaltenen Ligninstoffe ist bereits Gegenstand zahlreicher
Arbeiten gewesen. Insonderheit hat man versucht, die gerbenden Eigenschaften derLi:gninsulfonsäuren
mit-denen vonAluminiumsalzen zu verknüpfen. So hat :man z. B. zu entkalkter Sulfitcelluloseablauge
Aluminiumsulfat zugesetzt, um ein rascher und intensiver gerbendes Mittel zu erhalten.
Andererseits hat man vorgeschlagen, Su.lfitablaugen mit Aluminiumsulfat zu entkalken,
um so zu den wertvolleren Alunminiumsalzen der Ligninsulfonsäuren zu kommen. Weiterhin
hat man versucht, die gerbende Wirkung solcher Aluminium ligninsülfonate dadurch*
zu steigern, :daß man die in den Ablaugen enthaltenen Ligninverbindungen :durch
.eine Erdalkalibehandlung bei erhöhter Temperatur veränderte. Schließlich fand für
die Herstellung von Aluminiumsalzen der Ligninsulfonsäure auch schon ein basisches
ligninsulfonsaures Calcium Verwendung, das aber durch eine Bisulfitbehandlung ;in
ein sulfoniertes Erzeugnis übergeführt wurde, :das also durch Einführung Berberisch
unerwünschter Sulfonsäuregruppen eine wesentliche Änderung erfuhr: Es wurdeüberraschenderweisegefunden,daß
man aus den in der Sulfita'blaluge enthaltenen Ligninsulfonsäuren ohne Veränderung
ihrer chemischen 'Natur sehr gute Gerbstoffe erhalten kann, wenn man die aus der
Sulfitablauge auf :dem Wege über das isolierte basische ligninsulfonsaure Calcium
hergestellte Lösung von neutralem ligninsulfons.aurem Calcium unmittelbar in die
Aluminiumsalze bzw. in Gemische von Aluminiumsalz und Ammonsalz oder in die Mischungen
dieser mit freien Ligninsulfonsäuren überführt. Letztere Erzeugnisse gewinnt man
in ähnlicher Weise, wie es in dem Patent 7¢5 097 für die Herstellung der sauren
Alkalisalze der Ligninsulfonsäuren angegeben ist. Dies kann geschehen durch ein
einfaches Zumischen :der freien Ligninsulfonsäure zu den Aluminium-bzw.
Alu
iinium-Ammonium-Salzen oder aber dadurch, daß man die Lignins:ulfonsäure in dem
gleichen Bade entstehen lädt, in dem die Aluminium- bzw. Aluminium-Ammonium-Salze
erzeugt werden. Die Verwendung des isolierten basischen Kalksalzes bei der Herstellung
dieser neuen Gerbstoffe ist deshalb besonders vorteilhaft, weil hierbei alle .aus
der Sulfitablauge stammenden unnötigen Ballaststoffe von vornherein fehlen.
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Während im allgemeinen in der Sulfitablauge sich Gerbstoffe und Ni:c'htg:erbstoffe
bei einem pH-Wert 3-4 die Waage halten,- wird bei dem vorliegenden Verfahren, bei,dem
die isolierten Ligninstoffe als Ausgangskörper dienen, dieses Verhältnis auf 8o
: 16 (bei px = 4.1) zugunsten der Gerbstoffe verschoben. Wird statt der isolierten
Ligninsulfonsäuren jedoch Sulfitablauge als solche benutzt, so .ist das Gerbstoffverhältnis
nur 57,6 : 38,4 (bei PH = 4,1).
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Das neue Verfahren ist in gleicher Weise auf die eus den Ablaugen
von Nadelhölzern wie von Harthölzern erhältlichen Ligni.nsulfonsäuren anwendbar.
Beispiele ioo Teile einer klaren g°/oigen Lösung (d = 1,035) von neutralem
ligninsulfonsaurem Calciuim (hergestellt :durch Behandeln von basischem ligninsulfonsaurem
Kalk mit Säuren, die mit Cä' schwerlösliche Salze ergeben, z. B. H2 S04, bis zu
pH = 8,2 und Abscheiden des Eisens mit Calciu@msulfhydrat) werden bei 70° mit etwa
62/3 Teilen einer warmen Lösung, die pro kg 246 Teile kristallisiertes Ammonalaun
und ioo Teile kondensierte Schwefelsäure enthält, versetzt. Bei dem dadurch eingestellten
pH von etwa 3 ist fast das gesamte Calcium als Gips ausgefallen. Nach i bis il/2stündigeim
Rühren preßt man ab und fällt mit Ammonotalat den letzten Rest der Calciumionen
und mit Baryt :die überschüssigen S04 Ionen. Dabei stellt sich ein pH = etwa 4 ein.
Eindampfen .bis zur Trockne liefert etwa 8 Teile eines 'hellen, in Wasser leicht
löslichen Pulvers, das verwendungsfertig ist.
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ioo Teile gerbfertige .Kalbsblöße werden mit ioo Teilen Wasser aufgewalkt,
worauf der in ioo Teilen Wasser gelöste Gerbstoff (25°/o vom Gewicht der Blöße,
berechnet als Reingerbstoff) in d. Anteilen, und zwar beim Ansatz, nach 12, 24 und
36 Stunden zugegeben wird. Hierauf wird noch 84 Stunden gewalkt, so daß der gesamte
Gerbprozeß i2o Stunden dauert. Alsdann lädt man das Leder abtropfen, spült es etwa
30 Minuten bei 18 bis 2o° und fettet nun mit ioo Teilen einer wäßrigen Lösung von
3 N Monopolbrillantöl SO ioo°/o (Schultz, Farbstofftabellen, 7. Auflage,
Erg.-Band i, S.158) i Stunde Lang bei 18 his 2o°. Nach dem Einspänen und Trocknen
wird ein gut durchgegerbtes Leder erhalten.