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Verfahren zum Gerben tierischer Häute. Nach diem Verfahren der Patentschrift
75351 können zum Gerben von Häuten Lösungen gerbsaurer Metallsalze Verwendung finden,
die man durch Umsetzung von Metallsulfatlösungen mit Sulfitzellstoffablaugen gewinnt.
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Wie aus .der Beschreibung der genannten Patentschrift ersichtlich
ist, kommen nur die Umsetzungsprodukte von Aluminiumsulfat, Eisenoxydswlfat, Chromoxydsulfat
in Betracht. Unter Odem in der Patentschrift erwähnten Eisensulfat ist F-i:senoxydsulfat
zu verstehen. Die ferner erwähnten Umsetzungsprodukte mit Mono- oder Bisulfat der
Alkalien haben überhaupt keine gerbenden Eigenschaften, wie dies auch bei der freien
Ligninsulfosäure der Fall ist, .die ausschließlich: als Füllmittel des Hautgewebes
dient.
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Das Verfahren der amerikanischen Patentschrift 1075916 behandelt gleichfalls
eine besondere Art Sulfitablauge mit Metalloxyd# sailzen und: ähnelt in vielen Beziehungen
dem Verfahren der Patenschrift 75351 Das Verfahren der amerikanischen Patentschrift
1075916 betriffi im wesentlichen eine Aluminiumgerbung. Die gegerbten Häute haben
eine mehr weiche Beschaffenheit und eignen sich daher nicht für Unterleder, von
welchen man eine gewisse Härte verlangt. Für Bodenleder sind sie ungeeignet.
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Das Lederrendement beträgt bei diesen bekannten Verfahren etwa 6o
Prozent.
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In der Patentschrift 1o5669 beschreibt der Erfinder eine Gerbmethode,
beider er abwechselnd Sulfitablauge und 1VIetalloxyds.alze, am besten Chrom- und
Aluminiumsalze, einwirken läßt. Im wesentlichen wird-in .den Beispielen eine kombinierte
Alaun-Chrom-Gerbung beschrieben und, Sulfitablauge nur als Füllstoff verwendet.
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.111s wurde nun die bemerkenswerte Beobachtung gemacht, daß auch diedurchdie
Umsetzung von ligninsulfosauren Sauzen oder Sulfitzelluloseab:lauge mit Eisenaxydulsulfat
erhältlichen neuartigen il.ignin;sulfosiauren Eisenoxydulverb-indungen gerbende
Eigenschaften besitzen und, sich vorzüglich zur Herstellung lagerbeständiger Leder,
insbesondere Bodenleder, eignen.
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Die mit den genannten Salzen gegerbten Leder sind lohgaren Ledern
täuschend ähnlich, ihre Herstellung zeichnet sich durch große Billigkeit aus. Dazu
kommt, daß Eisenvitriol und Sulfitzellstoffablaugen in hinreichender Menge vorhanden
sind, ein Umstand, der besonders in der ,gegenwärtigen Zeit, wo ein Mangel an vegetabilischen
Gerbmitteln herrscht, von großer Bedeutung ist.
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Da,s Lederren.dement (auf fertiges Leder berechnet) beträgt bei dem
vorliegenden Verfahren 65 bis 70 Proz.ent.
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Für das. vorliegende Verfahren können ligninsulfosaure Salze oder
gereinigte bzw. rohe Sulfitzellstoffablaugen Verwendung finden. In .den Patentschriften
255320, '-55324 255325 und in der schweizerischen Patentschrift 75775 wird
zwar die Anwesenheit von Ferrosallzen im Leder als. schädlich bezeichnet. Es hat
sich aber herausgestellt, d'aß Ferrosalze nur dänn schädlich auf die zu gerbende
Haut einwirken, wenn sie im Überschuß vorhanden sind. Aus ,diesem Grunde isst bei
dem vorliegenden Verfahren ein Überschuß
von Eisenoxydulsülfatwegen
seiner bekannten ungünstigen Wirkung auf die Beständigkeit der Leder (Narbenbrüchigkeit,
Verminderung der Zerreißfestigkeit usw.) zu vermeiden. Ferrosulfat ist im übrigen
wesentlich wohlfeiler als Ferrisulfat, so daß in .der Verwendung des ersteren gegenüber
dem Bekannten auch in dieser Hinsicht ein wesentlicher Fortschritt und eine Bereicherung
der Technik zu erblicken ist.
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Anstatt die Gerbstoffe vor dem Gerben durch Umsetzung von entsprechenden
Mengen ligninsulfosauren Salzen und Eisenoxydulsulfat herzustellen, kann man die
neue gerbende Eisenoxydulverbindung auch in den Häuten .selbst erzeugen, indem man
die Häute zunächst mit Eisenoxydulsulfatlösung beizt und darauf mit Sulfitzelluloseablauge
nachbehandelt. Der umgekehrte' Weg, erst mit Zelluloseextrakt zu behandeln und darauf
mit Eisenoxydulsalz, ist nicht angängig, weil die ligninsulfosauren Salze .der Alkalien
und Erdalkalien keine gerbenden und füllenden Eigenschaften zeigen. Beispiele: i.
i kg eingedickte Sulfitzelluloseablauge (bzw. gereinigter Extrakt) von 34° Be werden
mit einer Auflösung von 3oo g Eisenvitriol in 500 ccm Wasser bei etwa 30°
umgesetzt. Man filtriert den gegebenenfalls ausgeschiedenen Gips ab. Aus .dem so
erhaltenen Gerbextrakt von etwa 3o° Be stellt man durch Verdünnen eine Brühe von
6° Be her, fixiert damit den Narben und gerbt alsdann die Häute im Faß oder Haspel
mit einer etwa 15° Bd starken Lösung aus. je nach der Dicke der Haut sind die Blößen
in 2 bis 4. Tagen satt durchgegerbt. Sie werden in .der für Unterleder üblichen
Art zugerichtet. Anstatt im Faß oder Haspel zu gerben, kann man die Häute auch in
Hängefarben einhängen. Die Gerbungdauert dann entsprechend länger.
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2. Um das betreffende ligninsulfosaure Eisenoxydul in .der Haut selbst
zu erzeugen, walkt man. ioo kg entkalkte Blöße beispielsweise in einer Auflösung
von .etwa 35 kg Eisenvitriol in 8o 1 Wasser, bis sie durchbissen sind. Um die schwellende
Wirkung des Vitriols aufzuheben, setzt man der Flotte einige Prozent (etwa ¢ kg)
Kochsalz oder Glaubersalz zu. Danach behandelt man sie mit einem beliebigen Zelluloseextrakt
nach. Man muß hierbei Sorge tragen, .die Zellstoffablauge im Überschuß anzuwenden,
um zu verhindern, daß freies Eisenvitriol in den Häuten zurückbleibt. Für .das obige
Beispiel genügen etwa q.o kg Extrakt von 3o° B6. Die Gerbung kann statt im Faß auch
in Hängefarben erfolgen.