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Verfahren zur völligen Entbastung von natürlicher Seide Die Erfindung
betrifft ein Verfahren, um das den Seidenfaden umgebende Serizin (den Seidenleim)
vollständig zu entfernen. Man beze: chnet diesen Vorgang als Entbastung der Seide.
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Bisher wird .der Seidenleim dadurch vom Seidenfaden entfernt, daß
die Seide in Seifenbädern behandelt (:gekocht) wird oder daß man Entbastungsbäder
aus bestimmten, den Seidenleim lösenden Chemikalien benutzt. Es ist üblich, die
Entbastung in mehreren Stufen durchzuführen, wobei in einem erstenAbkochbad .mit
einem Seifengehalt von z. B. 35 % Seife, bezogen auf das Gewicht der Seide, gearbeitet
wird, während die Seife dann in einem sogenannten Repassierbad, das etwa zo °%o
Seife, bezogen auf das Gewicht der Seide, enthält, nachbehandelt wird. Anschließend
wird .die Seide noch mit einigen Spülbädern behandelt, .um die Seife restlos zu
entfernen.
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Die bekannten Verfahren zur Entfernung des gesamten Seidenleimes vom
Seidenfaden sind aus verschiedenen Gründen nachteilig. Sie machen einen wiederholten
Wechsel der Behandlungsflüssigkeit notwendig, da sich der Entbastungsvorgang mit
der Anreicherung der Behandlungsflüssigkeit .mit Seidenleim verlangsamt. Weiterhin
ergeben sieh Schwierigkeiten, auch den letzten Rest von Seidenleim vom Seidenfaden
zu entfernen. Schließlich haben die bekannten Verfahren einen insbesondere bei großen
Durchsatzleistungen
ganz außerordentlichen Verbrauch an hochwertigen
Fettseifen.
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Gegenstand der Erfindung ist einverfahren zur völligen Entbastung
von Seide, mit dem eine hohe Durchsatzleistung bei geringstmöglichem Verbrauch an
Seife erzielt wird. Dabei erfährt der Seidenfaden nicht nur die insbesondere für
die Herstellung von Spezialgeweben notwendige schonende Behandlung, sondern er wird
auch völlig vom Seidenleim befreit. Letzteres ist für gewisse Spezialzwecke notwendig.
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Die Erfindung besteht darin, daß, ausgehend von einem Verfahren, bei
welchem die völlig zu entbastende Seide zunächst in einer ersten Stufe anitWasser
bei höherenTemperaturen behandelt und dann in einer zweiten Stufe einer Nachbehandlung
mit einer schwachen Seifenlösung unterworfen wird, die Behandlung in der ersten
Verfahrensstufe mit kochendem Wasser unter Atmosphärendruck erfolgt.
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Da erfindungsgemäß zur Erzielung einer völligen Entbastung der Seide
nur eine schwache Seifenlösung zur Anwendung gelangt, so tritt eine große Ersparnis
an hochwertiger Fettseife (Marseiller Seife) ein. Dadurch, daß die Seide nur kurze
Zeit der Behandlung mit einer schwachen Seifenlösung unterliegt, wird sie außerordentlich
geschont. Damit ist aber eine erhöhte Festigkeit der so behandelten Seide gegenüber
der sonst üblichen Behandlung mit starken Seifenbädern verbunden. Wie durch Versuche
an Hand von Fallschirmfangleinen festgestellt wurde, die aus nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren behandelter Seide hergestellt worden waren, betrug die Erhöhung der Festigkeit
bis zu 10 °/o.
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Das neueVerfahren wird beispielsweise wie folgt durchgeführt: 5o kg
sogenannte Cordonnets, das ist ein stark gedrehter Faden, der zu Fangleinen für
Fallschirme oder Nähseide weiterverarbeitet wird, wurden in einer entsprechenden
Kochvorrichtung 2 Stunden bei einer Temperatur von go bis ioo' in reinem Wasser
behandelt. Es wurde dann das Wasser gewechselt und die Seide in frischem Wasser
eine weitere Stunde auf einer Temperatur von go bis ioo' gehalten. Der dann noch
auf der Seide verbliebene Rest an Seidenleim wurde durch einstündiges Kochen in
einer schwachen Seifenlösung mit einem Gehalt von 5'10 Seife, bezogen auf das Gewicht
der Seide, restlos entfernt.
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Es ist zwar schon bekannt, die Entbastung von Rohseide im wesentlichen
durch Kochen in Wasser vorzunehmen. Bei dem betreffenden Verfahren wird jedoch der
Kochvorgang unter Druck und entsprechend höherer Temperatur durchgeführt. Beispielsweise
ist ein Druck von 3,3 kg angegeben, dem eine Temperatur von etwa z35° entsprechen
würde. Hierdurch entstehen Nachteile, sowohl hinsichtlich der Durchführung der Kochung
wie auch hinsichtlich der Entbastungsprodukte, d. h. der Seide selbst und auch des
Seiden-Ieims. Die Behandlung unter Druck erfordert entsprechende Autoklaven, wodurch
die Entbastungsanlage kostspieliger und in der Bedienung umständlicher wird als
beim Kochen unter Atmosphärendruck in offenen Gefäßen. Dazu kommt, daß die Seide
mehr angegriffen wird, was sich besonders durch Abnahme der Naßfestigkeit der Seide
bemerkbar macht, die charakteristisch für die Schädigung der Seide ist. In gleicher
Richtung macht sich die Druckbehandlung auf die Eiweißstoffe (Serizin) durchZersetzung
bemerkbar. Dies ergibt sich aus folgendem Vergleichsbeispiel: i5o g Cordon:netseide
wurden im Flottenverhältnis i:6o mit destilliertem Wasser in Autoklaven erhitzt.
Nach etwa i'/2 Stunde war die Temperatur von i35°, die einem Druck von etwa 3,3
Atmosphären entspricht. erreicht. Nachdem diese Temperatur etwa weitere 15 Minuten
eingehalten worden war, wurde nach .geringer Abkühlung die Seide herausgenommen
und mit frischem, lauwarmem destilliertem Wasser kurz gespült und anschließend :mit
o,25°%iger Marseiller Seife im Flottenverhältnis 1 : 40 1 Stunde kochend behandelt.
Es folgte -dann noch eine Nachspülung mit destilliertem Wasser bei 35° unter Zusatz
von i ccm 25°/oigem Ammoniak. Schließlich wurde noch dreimal mit Permutitwasser
bei 35° je io Minuten nachgespült. Zwecks Trocknung wurde die Seide anschließend
ausgeschleudert und mit Warmluft von 6o' behandelt.
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Bei einem anderen Versuch wurde die gleiche Menge Cordonnetseide im
Flottenverhältnis 1:5o mit destilliertem Wasser in offenem Topf in einer Stunde
auf ioo' gebracht und dann noch 5o Minuten bei ioo' weiterbehandelt. DieNachbehandlungerfolgte
in gleicher Weise, wie oben beschrieben. Die Prüfung des serizinhaltigen Abkochwassers
und der erhaltenen Seide ergab folgendes: Das bei dem bekannten Verfahren anfallende
Abkochwasser war eine leicht gelbliche Flüssigkeit mit merklichem Geruch nach abgebautem
Seideneiweiß, während bei dein neuen Verfahren eine weiße, fast geruchloseFlüssigkeit
anfiel.
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Die nach dem bekannten Verfahren erhaltene Seide war ebenfalls gelblich,
die nach dem neuen Verfahren erhaltene rein weiß und von weichem Griff. Die Festigkeitseigenschaften
ergeben sich aus folgender Vergleichstabelle:
Zustand Zug- Relative |
Verfahren der Festigkeit Dehnung Reißlänge NaB- Festigkeits- |
Proben Festigkeit verlust |
kg km @@n °/n |
Cordonnet .......... trocken , 6,13 22,8 45;o7 -- |
Anlieferungszustand . , naß 4,61 3o,833,89 75,2 |
I |
Nach der französischen trocken 5,15 22,8 35,7 - 16,o |
Patentschrift 663 832 |
behandelt |
naB 4,03 3o,6 Z7,9 78,2 12,6 |
Erfindungsgemäß trocken 5,1q. 25,8 36,2 - 16,2 |
behandelt |
naB 4,31 34>0 30,3 83,8 6,5 |