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Verfahren zur Herstellung von sauren Wollfarbstoffen Es wurde gefunden,
daß man wertvolle saure Wollfarbstoffe erhält, wenn man Nitrofarbstoffe, welche
eine freie Aminogruppe enthalten, mit primären aromatischen Aminoverbindungen, gegebenenfalls
in Anwesenheit von Salzen dieser Amine, umsetzt.
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Die Umsetzung erfolgt zweckmäßig in der Weise, daß man den Farbstoff
in Wasser oder einem anderen geeigneten Lösungsmittel löst oder suspendiert und
dann-mit einem Überschuß der betreffenden Aminoverbindung auf höhere Temperaturen
erhitzt, Durch die Anwesenheit von Salzen der angewandten Amine wird die Reaktion
beschleunigt. Man kann auch gegebenenfalls die betreffenden Amine selbst als L ösungs-
oder Suspensionsmittel verwenden. Bei wasserlöslichen Ausgangsfarbstoffen kocht
man zweckmäßig die wässerige Lösung des Farbstoffes mit einem Gemisch von Arylamin
und salzsaurem Arylamin am Rückflußkühler, oder man erhitzt unter Druck auf höhere
Temperaturen.
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Durch die Umsetzung mit den primären aromatischen Aminen wird der
Farbton der angewandten Nitrofarbstoffe vertieft, und man kann auf diese sehr einfache
Weise insbesondere zu wesentlich tieferen, gedeckten Brauntönen gelangen, wie sie
für die Praxis sehr erwünscht sind, so daß dem Verfahren technische Bedeutung zukommt.
Der Verlauf der Umsetzung ist vielleicht so zu erklären, daß die freie Aminogruppe
des Nitrofarbstoffes mit dem aromatischen Amin in der Weise reagiert, daß dabei
eine Arylaminogruppe gebildet wird.
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Durch die Verwendung verschiedener Amine und dadurch, daß man die
Umsetzung mehr oder weniger vollständig durchführt, hat man es in der Hand, die
Eigenschaften und den Farbton der entstehenden Farbstoffe zu variieren.
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Für die Umsetzung eignen sich insbesondere die nach dem Verfahren
gemäß Patent 545 859 erhältlichen Farbstoffe. Beispiel i 9o kg des nach Beispiel-
i, Absatz i der Patentschrift 545 859 hergestellten Farbstoffs werden in
etwa i5oo 1 Wasser gelöst, mit 300 kg Anilin und 30 kg Anilinchlorhydrat
versetzt und einige Stunden am Rückflußkühler gekocht, bis die Farbvertiefung einer
herausgenommenen Probe nicht mehr zunimmt. Man säuert nach dem-Abkühlen mit Salzsäure
an,
filtriert den Farbstoff ab, wäscht mit Salzwasser oder verdünnter Salzsäure aus
und führt den Farbstoff durch Lösen mit Soda und Aussalzen in das Natriumsalz über.
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Der so erhaltene Farbstoff ist ein braunschwarzes wasserlösliches
Pulver, das Wolle in gegenüber dem Ausgangsfarbstoff wesentlich tieferen Brauntönen
von gutem Egalisiervermögen und guten Echtheitseigenschaften färbt.
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Wenn man die wässerige Farbstofflösung mit Anilin allein erhitzt,
muß man längere Zeit oder auf höhere Temperaturen erhitzen, um eine vollkommene
Umsetzung zu erzielen. Zweckmäßig kann man beispielsweise die wässerige Lösung des
Farbstoffes mit überschüssigem Anilin in einem Druckgefäß mehrere Stunden auf etwa
13o bis i4o° erhitzen.
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Einen Farbstoff von ähnlichem Farbton erhält man bei Verwendung von
p Anisidin und p Anisidinclilorhy drat. Beispiele 6okg eines nach Beispiel i, Absatz
i bziv. 2 der Patentschrift 545 859 erhaltenen Farbstoffes, der im Phenylkern
noch eine p-ständige Methoxygruppe enthält, werden in etwa iooo 1 Wasser gelöst.
Die Lösung wird nach Zugabe von Zoo kg p-Phenetidin und 151 i o n-Salzsäure etwa
5 Stunden zum Sieden unter Rückfluß erhitzt.
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Der in üblicher Weise isolierte und in das Natriumsalz übergeführte
Farbstoff bildet nach dem Trocknen ein braunschwarzes wasserlösliches Pulver, das
Wolle aus saurem Bade in kräftigen Brauntönen färbt, die sich vor dem Ausgangsfarbstoff
durch ihren wesentlich tieferen Schokoladebraunton auszeichnen und gutes Egalisierv
ermögen und gute Echtheitseigenschaften besitzen.
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Verwendet man statt p-Phenetidin die gleiche Menge u-Naphthylamin,
so erhält man einen Farbstoff, der ein spurweise v iolettstichigeres Braun ergibt,
während mit Anilin fast der gleiche Farbton erzielt wird wie mit p-Phenetidin. Beispiel
3 go kg des im Beispiel i verwendeten Ausgangsfarbstoffes werden in ein Gemisch
von 3oo kg Anilin und 26 kg Anilinchlorhydrat eingetragen und die Mischung unter
Rühren einige Stunden auf ioo bis i2o° erhitzt. Man entfernt das überschüssige Anilin
durch Herauslösen mit Salzsäure oder durch Dampfelestillation und isoliert den Farbstoff
als Natriumsalz.
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Er bildet ein braunschwarzes wasserlösliches Pulver und entspricht
in seinen färberischen Eigenschaften und im Farbton dein Farbstoff des Beispiels
i praktisch vollständig.
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An Stelle der in obigen Beispielen verwendeten einfachen aromatischen
Aminoverbindungen lassen sich auch mehrkernige Amine, wie Aminodiphenyläther, Aminodiphenylmethane,
Aminodiphenylamine, Aminobenzophenone, Aminodiphenylsulfone, ferner aromatische
Aminoverbindungen mit anderen Substituenten, wie 3Tethyl, Halogen, Acvlaminogruppen,
Sulfon-, Sulfamid, Carbonamidgruppen, Carbonsäureester, Alkyl- oder Arv1-aminogruppen,
verwenden. Beispiel d. 6o k- des Farbstoffes der Formel:
«-erden in etwa iooo 1 Wasser gelöst. Nach Zugabe von etwa Zoo kg Anilin und 2o
kg Anilinchlorhy Brat wird die Lösung einige Stunden unter Rückflußkühlung gekocht.
Der gebildete Farbstoff wird dann in der üblichen Weise als Natriumsalz abgeschieden.
Nach dem Trocknen ist ei- ein wasserlösliches braunschwarzes Pulver. Er färbt Wolle
aus saurem Bade in schokoladebraunen Tönen, die t;-esentlich tiefer sind als die
des Ausgangsfarbstoffes.
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Das vorliegende Verfahren ist nicht auf die in den vorstehenden Beispielen
verwendeten Farbstoffe beschränkt, sondern läßt sich auch mit den verschiedensten
anderen Nitrofarbstoffen mit einer oder mehreren Nitrogruppen durchführen, sofern
sie mindestens eine freie Aminogruppe enthalten.
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Erwähnt sei beispielsweise noch der Farbstoff der Formel:
der nach der Umsetzung mit Anilin Wolle in violettstichigbraunen Tönen färbt.
Der
Farbstoff der Formel:
der gemäß dem Verfahren der Patentschrift a65 197 hergestellt werden kann, färbt
nach der Umsetzung mit Anilin Wolle in tief olivbraunen Tönen. Durch die Verwendung
.der verschiedensten Aminoverbindungen lassen sich noch zahlreiche weitere Abwandlungen
der einzelnen Farbstoffe erzielen.