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Verfahren zur Herstellung von Lackrohstoffen in Folienform Die meisten
Nitrocelluloselacke enthalten neben der Lackcollodiumwolle noch Harze und Weichmachungsmittel.
Um der bekannten Tatsache Rechnung zu tragen, daß die Feuchtigkeit der Lackcollodium-uvolle
sich mehr und mehr in den unteren Schichten der Verpackungsbehälter ansammelt und
deshalb stets eine. gewisse Unsicherheit beim Verarbeiten der Lackcollodiumwolle
hinsichtlich der Menge des Anfeuchtungsmittels in Kauf genommen werden mußte, war
man schon dazu übergegangen, die Lackcollodiiimwolle mit Lösevermögen aufweisenden
Weichmachungsmitteln zusammen zu verwalzen und diese celluloidartige Masse als Lackrobstoff
zu benutzen. Diesen Lösungen von Nitrocellulose in Weichmachungsmitteln hat man
bereits Zusätze von Harz und/oder Pigmentfarbstoffen beigemischt.
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Es war ,auch bekannt, celluloid,artige Massen aus Nitrocellulose und
Harzen herzustellen, indem man Nitrocellulose mit 9,5 bis io,5o,'o Stickstoffgehalt
zusammen mit Harzen und mit 960%igem Alkohol, d. h. mit Alkohol, der ein gutes Lösungsmittel
für die verwendete Nitrocellu.lose darstellt, in einer für die Herstellung von celluloidartigen
Massen üblichen Weise verarbeitete.
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-Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
eines Lackrohstoffes in Folienform, bei dem Lackcollodiiimwolle und Harze bei Abwesenheit
von. Weichmachern zu einer celluloid.artigen Masse verarbeitet wird, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß die mir mit 3o bis. 3 5 0(o Alkohol in einer zur Lösung
der Lackvolle unzureichenden Konzentration angefeuchtete Collodiumwolle mit Harz
verknetet und auf den üblichen Celluloidivalzwerken verwa.izt wird.
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Im Hinblick-auf die vielfache Variationsmöglichkeit im Verhältnis
Nitrocellulose zu
Harz in den fertigen Lacken kann das Verhältnis
von Nitrocellulose zu Harz in den Walzmassen beliebig sein; es ist jedoch ziceckmäf.@ig,
es so zu wählen, daß die trocken gerechnete Lacl>zcollodiumwo'.le im Überschuh:')
vorhanden ist. Für das Verfahren sind alle natürlichen oder künstlichen Harze einsetzbar,
soweit sie mit Nitrocellulose verträglich. sind. Unabhängig von der Art der verwendetem
Collodiumwolle, die in jeder Nitrierungsstufe und Viscositätseinstellung zur Anwendung
kommen kann, stellen die so erhaltenen Massein durchsichtige bis durchscheinende,
völlig gelatinierte celluloidähnliche Folien dar.
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Ohne die Erfindung auf diese zu beschränken, werden als Vertreter
der für die Herstellung dieser neuen celluloidartigen Massen geeigneten Naturharze
genannt: Schellack, Dammar, Kopal, Kolophonium; von den Kunstharzen: Cyclohexanonharze;ferner
modilizierte Phenolharze, dann die Polyvinylharze, insbesondere das Polyvinylacetat,
Phenol-Formaldehyd-Harze und"oder Harnstoff-Formaldehyd-Harze, ferner Gemische all
dieser Substanzen untereinander.
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Wenn auch im allgemeinen die in der Nitrocellulose enthaltene Anfeuchtungsmenge
von 30 bis 350'o Alkohol vollständig ausreicht, um eine vollkommene gegenseitige
feste Lösung der Nitrocellulose und der Harze herbeizuführen, so kann man doch in
einzelnen Fällen eine Erleichterung der Walzarbeit dadurch erreichen, daß man entweder
noch etwas Anfeuchtungsmittel oder eine geringe Menge aroinatischer Kohlenwasserstoffe
hinzufügt. In besonders hartnäckigen Fällen ist ein Zus:atzvon wenigen Prozenten
echter Nitrocelluloselöser angebracht. In jedem Falle ist dieser Zusatz an organischen
Flüssigkeiten jedoch so zu bemessen, daß das Gemisch aus Nitrocellulose '- Harz
während des Verknetens, das zweckmäßig bei leicht erhöhter Temperatur von etwa 3o
bis d.o° vorgenommen wird, seine .lockige Struktur beibehält und nicht infolge der
Lösung .eines Teiles der Lackwolle ein gallertartiges Aussehen annimmt. Bereits
bei einmaligem Durchgang durch eines der üblichen Celluloidivalzwerlze erhält man
aus diesem im Kneter noch heterogenen Gemisch eine gut durchgelatinierte Walzhaut.
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Berücksichtigt man, daß der in der Nitrocellulose als Anfeuchtung
vorhandene Alkohol stets von solcher Grädigkeit ist, daß eine Lösung der Nitrocellulose
darin nicht eintritt und daß seine Menge infolge seiner gleichmäßigen Verteilung
in der Nitrocellulose auch nicht ausreicht, um eine zusammenliängeiide Lösung des
Harzes zu bewirken, so muß es als ein nicht vorauszusehendes Ergebnis gewertet werden,
daß nach der Walzarbeit eine völlig homogene, gut durcligelatinierte celluloidartige
Masse vorliegt.
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Zur Erläuterung der Erfindung dienen fol--ende Beispiele: i. ioo Teile
mittelviscose, osterlösliche Collodiumwolle mit einem Nitrierungsgrad von etwa y3ojo,
die 35 Teile Anfeuchtungsalkohol enthalten, werden mit 65 Teilen veredeltem Dammar'
in einer Knetmaschine bei etwa :l0° 25 Minuten verknetet. Die so erlialtene bröckelige
Masse, die noch deutlich. die Nitrocellulosestruktur erkennen läßt, wird sodann
auf einem Celluloidwalzwerk vorwalzt. Man erhält eine klare, durchsichtige Folie.
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2. iooTeile niedrigviscoser, sog. alkohollöslicher Collodiumwolle
mit einem Veresterungsgrad von höchstens 660;'o, die mit 35 Teilen eines etwa 8
i o'oigen Äthylalkohols oder 95o;öigen Butanols angefeuchtet sind, werden mit 4.o
Teilen Schellack gemäß Beispiel i aufgearbeitet. Die erhaltene celluloidartige Masse
stellt eine gelbe, leicht opake Folie dar.
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3. ioo Teile einer hochviscosen, osterlöslichen Collodiumwolle gemäß
Beispiel i «-erden mit 3o Teilen Polyvinylacetat verinischt und dazu die dem halben
Betrag des Anfeuchtungsalkohols entsprechende Menge an Toluol während des Knetprozesses
allmählich zugegeben. Nachdem eine gleichmäßig durchgemischte Masse erzielt ist,
walzt man diese auf einem Celluloidwalzwerk zu einer hellfarbigen, durchsichtigen,
celluloidähnlichen Masse aus.
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Als besonders vorteilhaft hat sich ein Mischungsverhältnis von 65
Teilen trocken gerechneter Lackcollodiumwolle und 35 Teilen Harz erwiesen.
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Die aus Harz und Nitrocellulose bestehenden celluloidartigen Massen
finden als Lackrohstoff Verwendung. Sie können gegebenenfalls noch weitere zur Lackherstellung
übliche Zusätze erhalten.