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Ablaufstellwerk, bei dem die Weichen fahrwegweise abhängig vom jeweiligen
Wagenlauf durch Mitwirkung der ablaufenden Wagen selbsttätig umgestellt werden Neuzeitliche
Ablaufanlagen, bei denen die Weichen fahrwegweise selbsttätig in Abhängigkeit von
den ablaufenden Wagen gesteuert werden, sind bekanntlich mit zwei Ablaufbergen versehen,
die man als Sommer- und Winterberg bezeichnet. Je nach den Witterungseinflüssen,
den Windrichtungen usw. wird der eine oder andere Berg zum Ablauf der Wagen in die
Sammelgleise benutzt. Die Umschaltung der Anlage auf den einen oder anderen Berg
ist hierbei ohne .große Schwierigkeiten durchzuführen, weil für die Umschaltung
lediglich eine der beiden ersten Bergweichen in Frage kommt und die Speichereinrichtung
selbst von der Umschaltung unberührt bleibt.
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Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß es zweckmäßig wäre, wenn
man unter Umständen auch Sommer- und Winterberg gleichzeitig verwenden könnte. In
den Übergangszeiten, Frühjahr und Herbst, ist vielfach die Lage so, daß man beide
Berge benutzen kann, ohne daß in der Geschwindigkeit des Ablaufens der Wagen ein
wesentlicher Unterschied ist. Ein geringer Unterschied ist ohnehin immer vorhanden,
auch wenn man Sommer- und Winterberg getrennt benutzt, da es leichtläufige und schwerläufige
Wagen gibt und es ein Unterschied ist, ob die Wagen leer oder beladen sind. Außerdem
kann man auch durch die Gleisbremse die Ablaufgeschwindigkeit regeln. Bei handgesteuerten
Ablaufanlagen läßt sich dies ohne Schwierigkeit enrichten, wobei allerdings noch
die Gefahr einer falschen Weichenstellung droht, die zu Unfällen und Betriebsstörungen
führen kann. Wollte man hier Abhängigkeiten zwischen den Weichen herstellen, so
würde wieder die Freizügigkeit bezüglich Verteilung der Wagen gehindert werden.
Noch schwieriger wird dies bei selbsttätig gesteuerten Ablaufanlagen. Hier müßte
man für die verschiedenen Fälle verschiedene Steuereinrichtungen vorsehen, und zwar
eine für den Ablauf von einem der
beiden Berge in alle Sammelgleise
und die beiden andern für den gleichzeitigen, voneinander unabhängigen Ablauf von
beiden Bergen in je eine Gruppe der Sammelgleise. Beim Übergang von der einen zur
anderen Betriebsweise sind also umfangreiche Umschaltungen vorzunehmen, die von
dem nur in der Bedienung einer derartigen Anlage unterrichteten Stellwerkspersonal
vorgenommen werden müßten. Es ist also stets die Anwesenheit eines eingehend mit
der Anlage vertrauten besonderen Beamten erforderlich. Andererseits treten aber
die verschiedenen Betriebszustände derart plötzlich auf, daß der Betrieb nur dann
gemeistert werden kann, wenn die Umschaltung schnellstens durch jeden Wärter mit
wenigen Handgriffen vorgenommen werden kann. Gemäß der Erfindung wird nun gerade
durch die selbsttätige Steuereinrichtung, wie sie bei Ablaufanlagenansich bekannt
ist, die Möglichkeit geschaffen, Sommer- und Winterberg unter Umständen gleichzeitig
benutzen zu können, ohne daß Betriebsschwierigkeiten eintreten können. Dies geschieht
gemäß der Erfindung dadurch, daß die selbsttätigen Steuereinrichtungen bzw. ihre
Einstellung auf die gewählte Art des Ablaufens von der Lage der stumpf befahrenen
Weichen abhängig gemacht wird. Die Erfindung beruht hierbei auf der Erkenntnis,
daß die stumpf befahrenen Weichen das Charakteristikum für die jeweils vorliegende
Ablaufart ergeben. Wird nämlich der Sommerberg benutzt, so liegt die eine Weiche
in der Plus-, die andere in der-Minuslage. Wird der Winterberg benutzt, so liegt
die eine in Minus, die andere in Plus. Werden aber beide Berge gleichzeitig benutzt,
so müssen beide Weichen in Plusstellung liegen. Von dieser Lage der Weiche kann
man daher die Anpassung der Steuereinrichtung, also sowohl Speicher wie Laufschalter,
abhängig machen. Bei derartigen Anlagen müßte man nun an sich für jeden der beiden
geschilderten Betriebsfälle besondere Steuereinrichtungen vorsehen, wobei die eine
zum Winter- oder Sommerberg, die andere für die Benutzung beider Berge dient. Die
Erfindung ermöglicht es, jedoch nur mit der Verdopplung der Speicher auszukommen,
so daß also nur ein Speicher für die ersten beiden Fälle und ein zweiter bzw. zwei
kleine Speicher für den letzteren Fall vorgesehen sein müssen. Die übrigen Teile
der Steuereinrichtung, wie Laufschalter usw., lassen sich, wie oben erwähnt, entsprechend
der Verschiedenartigkeit der Lage der stumpf befahrenen Weichen selbsttätig an den
einen oder anderen Speicher an-. schalten. Man kann jedoch gemäß der Erfindung auch
mit einer einzigen Speichereinrichtung auskommen, wenn man die Schaltung des Speichers
ebenfalls von der Lage der stumpf befahrenen Weichen abhängig macht, so daß also
durch einfache Umschaltung mit einem Handschalter von der einen Betriebsart auf
die andere ohne weiteres auch die Steuereinrichtung für diesen Fall sichergestellt
ist. Ein weiterer Vorteil wird dadurch erreicht, daß die gleiche Gebereinrichtung
für die verschiedenen Betriebsfälle umgesteuert wird. Die Umschaltung der Anlage
kann hierbei durch einfache Umschalter vorgenommen werden, wobei man die Umschalter
zweckmäßig mit besonderen Sperren versieht, die das Umlegen nur dann gestatten,
wenn vorher die entsprechenden Voraussetzungen dafür geschaffen worden, also z.
B. die Anfangsweichen eingestellt sind.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Fig. i bis 7 dargestellt.
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Fig. i zeigt eine Gleisanlage mit den Berggleisen q. und 5 und den
Sammelgleisen 6, 7, 8 und 9. Außerdem sind Weichen ja, i6, 2, 3, X und Y
vorhanden. Bei einer derartigen Anlage bestehen folgende Ablaufmöglichkeiten: i.
Aus Gleis q. nach Gleis 6 bis 9, 2. aus Gleis 5 nach Gleis 6 bis 9, 3. aus Gleis
q. nach Gleis 6 bis 7 und gleichzeitig aus Gleis 5 nach Gleis 8 bis 9. DieAblaufmöglichkeiten
sind abhängig von der Stellung der Weichen X und Y. So muß z. B. beim
Ablauf aus Gleis q. in alle Sammelgleise die Weiche X in der Plusstellung und die
Weiche Y in der Minusstellung liegen. Beim Ablauf aus Gleis 5 dagegen muß die Weiche
Y die Plusstellung, die Weiche X die Minusstellung einnehmen. Wird gleichzeitig
aus Gleis q. und aus Gleis 5 abgedrückt, so müssen die Weichen X und Y beide in
der Plusstellung liegen. In den weiteren Fig. 2 bis 7 ist nun vorausgesetzt, daß
die Anlage für den gleichzeitigen Ablauf aus den Berggleisen q. und 5 in die Sammelgleise
6, 7 bzw. 8, 9 verwendet werden soll.
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Fig. 2 zeigt die Anordnung der Umschalter 60, 70 und 8o. Hiervon
dient der mit 8o bezeichnete Schalter zum Aus- und Einschalten der Anlage, während
die mit 6o und 7o bezeichneten Schalter zur Herstellung der obengenannten verschiedenen
Betriebszustände dienen. Wie bereits oben bemerkt, ist der unter 3. erwähnte Betriebszustand
eingeschaltet. Soll dagegen aus Gleis q. nach Gleis 6 bis 9 abgedrückt werden, so
ist der Schalter 6o nach rechts zu legen, während der Schalter 7o die linke Stellung
beibehält. Soll aus Gleis 5 abgedrückt werden, so müssen beide Schalter 6o und
70 nach links umgelegt werden. Durch den Schalter 6o werden die Kontakte
61 bis 68 und 16o bis 169 in Fig. 7, durch den Schalter 7o die Kontakte 71 bis 79
und
durch den Schalter 8o die Kontakte 81 bis 85 gesteuert.
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Fig. 3 zeigt die Schaltung für die stumpf befahrenen Weichen
X und Y. In dieser Figur sind die auf der Weichenhebelachse sitzenden
Kontakte mit io und ii bezeichnet. 12 ist der Antriebsmotor der Weiche X, durch
den die Antriebskontakte 13 und 1q., 15 und 16 gesteuert werden. Der mit 17 bezeichnete
Antriebsmotor der Weiche Y steuert die Kontakte 18, ig, 2o und 21. Eine Umstellung
der Weichen ist nur dann möglich, wenn der Schalter 8o in die Stellung »Aus« gebracht
worden ist und dadurch der Kontakt 81 geschlossen wurde. Die Lage dieser beiden
Weichen wird überprüft durch die Magnete 30, 40 und So: Je nach der Stellung der
Weichen ist einer dieser Magnete erregt; in dem gezeigten Beispiel z. B. der Magnet
30.
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Fig. q. zeigt die Anordnung der Sperrrnagnete 600, 700 und
8oo, die durch ihre Sperrpende16o2, 702 und 8o2 auf die auf den Schaltern
60, 70 und 8o sitzenden Sperrscheiben 6o1, 701 und 8oi einwirken.
Die Kontakte 603 und 703 werden durch die Magnete 6oo und
700 gesteuert. Die hier dargestellte Lage der Achse entspricht einem Betriebsfall,
bei welchem gleichzeitig unabhängig voneinander über beide Berggleise in je eine
Gruppe der Sammelgleise abgedrückt wird. Soll eine andere Betriebseinstellung, z.
B. für Ablauf aus Gleis q. in alle Sammelgleise, erfolgen, so ist zunächst der Schalter
8o (Fig. 2) nach links zurückzulegen. Hierbei werden die Kontakte 81, 83 und 84
geschlossen und der Kontakt 85 unterbrochen. Durch das Schließen des Kontaktes $3
wird erreicht, daß der Schalter auch über die Sperrstufe der Sperrscheibe 8ö1 hinweg
zurückgestellt werden kann. Nach dem Schließen des Kontaktes 84 erhält der Sperrmagnet
6oo Strom und gestattet dadurch die Bewegung des Schalters 6o nach rechts. Sobald
das Sperrpendel 6o2 die erste Sperrstufe überwunden hat, wird der Anschaltstromkreis
des Magneten 6oo durch den dann beiderseitig geöffneten Kontakt 64 unterbrochen.
Das Sperrpendel 6o2 fällt also in die Mittelrast der Sperrscheibe 6oi und verhindert'
damit zunächst die Weiterbewegung des Schalters 6o. Damit der Schalter- 6o durch
das Sperrpendel 6o2 zur Weiterbewegung nach links freigegeben wird, muß zunächst
die Weiche Y in die Minusstellung gebracht werden. Sobald die Weiche diese Stellung
erreicht hab werden die Kontakte.2o und 21 (Fig. 3) umgesteuert. Dadurch wird der
Magnet 3o ab-und der Magnet q.o angeschaltet. Durch Schließen des von dem Magneten
qo gesteuerten Kontaktes 41 erhält nunmehr der Sperrmagnet 6oo wieder Strom über
die Kontakte 41, 63 und 62, so daß das Sperrpendel wieder aus der Mittelrast gehoben
wird. Der Schalter 6o kann nun vollständig nach links umgestellt werden. Ist dies
geschehen, so erhält auch der Sperrmagnet 8oo wieder Strom über die Kontakte-82,
703, 71 und 61, so daß auch der Schalter 8o wieder entsperrt und in dieStcllung»Ein«gebrachtwerdenkann.
Hierbei werden die Kontakte 81 bis 85 wieder in die gezeichnete Lage gesteuert,
so daß also nun ein Umstellen der Weichen X und Y und ein Bewegen
der Schalter 6o und 7o nicht mehr möglich ist.
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Fig. 5 . zeigt die Schaltung der Antriebsmagnete go und 95 für die
SpeicherschalterSi und S2 (Fig. 7). Die Wirkungsweise dieser Antriebsmagnete ist
derart, daß sie beim Stromloswerden durch ihre abfallenden Anker die Speicherschalter
S1 und S2 in bekannter Weise jeweils einen Schritt weiterschalten. Die Kontakte
ioo bis 104, i2o bis 12q., Zoo bis 203 und 300 bis 303 werden von
den nicht dargestellten Magneten der isolierten Schienen der Weichen ia, 1b, 2 und
3 gesteuert. Diese Magnete sind bei unbesetzter Isolierschiene stromlos und werden
beider Besetzung der Schiene durch ein Fahrzeug erregt und steuern hierbei ihre
Kontakte um. Durch die Kontakte 65 und 66 des Schalters 6o werden die Antriebsmagnete
go und 95 an- und abgeschaltet bzw. mit dem für den jeweiligen Ablauf in Frage kommenden
Kontakt der nicht dargestellten Magnete der isolierten Schienen für die Weichen
1a, ib oder 2 in Verbindung gebracht.
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In Fig.6 sind die Hebelsperren für die Weichen 1a und 1b mit 96 und
97 bezeichnet. Die Einschaltstromkreise beider Hebelsperren sind durch Kontakte
67 und 68 des Schalters 6o unterbrochen. Die Hebel sind also festgelegt und können
nicht umgestellt werden. Außerdem sind in den Stromkreisen der beiden Hebelsperren
Kontakte ioi und 121 der Magnete der isolierten Schienen der Weichen ja und ib eingeschaltet.
Durch diese Kontakte wird bei besetzter Weiche ein Umlegen der beiden Weichenhebel
verhindert, wenn z. B. der Schalter 6o nach links umgelegt und dadurch die Kontakte
67 und 68 geschlossen sind.
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Die Geber- bzw. Speichereinrichtungen sind in Fig. 7 dargestellt,
und zwar auch wieder für den Zustand beim gleichzeitigen Ablauf aus den Berggleisen
q. und 5 in die Sammelgleise 6, 7 bzw. 8, g. In dieser Zeichnung sind die Weichensteuermagnete
mit ia+, 1a-, 2-I-, 2-, 3-I-, 3- bezeichnet. Durch diese Magnete werden die in gleicher
Weise bezeichneten Kontakte ia+, ja-, ib+, 1b-, 2-i-, 2-, 20-f-, 2o--, 3-I-,
3--, 30-I-, 30- betätigt. In dem mit G bezeichneten
Geber werden
die Kontakte KI bis K6 in bekannter Weise durch Einstecken von StÖpseln oder Klinken
geschlossen. Die Trennung des Gebers in zwei getrennt arbeitende Einheiten bzw.
die Verbindung zu einer einzigen Einheit erfolgt durch den Handschalter U, durch
den die Kontakte u1, u2, u, und 214 bewegt werden. Es ist auch möglich, auch diesen
Schalter mit entsprechenden Sperrvorrichtungen zu versehen, die das Bewegen nur
dann gestatten, wenn die für eine Umschaltung in Frage kommenden Voraussetzungen
erfüllt sind. Rechts neben dem Geber in der ersten Laufschalterreihe sind die Magnete
6000, 7000, 8ooo und gooo, in der zweiten Reihe die Magnete 6100, 7100, 8ioo und
gioo dargestellt. Durch diese Magnete werden die Kontakte 6ooi, 60o2,
7001, 7002, 8001, 8002, gooI, 9002, 6101, 7101, 8101 und gioi gesteuert.
Die Kontakte W 1a, W ib, W?, und W 3 sind Kontakte der Weichenhebel
für die Weichen ia, 2a, 3 und q., die nur in der Mittelstellung der Weichenhebel
geschlossen sind.
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Werden z. B. in der gezeichneten Stellung die Kontakte K,_ und Kls
durch Einführen von Stöpseln geschlossen, so wird der Magnet 610o erregt über Kontakt
W , Magnet 610o, Kontakt 16q., Kontakt 16o, Kontakt KI, Kontaktarm des Speicherschalters
S1, :Kontakt 75, Kontakt 2 -, Kontakt 2-E- und Kontakt toi. Der erregte Magnet 610o
schließt seinen Kontakt 61o1, so daß nunmehr der Magnet 2+ erregt wird und dadurch
die Umstellung der Weiche 2 herbeiführt. Beim Befahren der Weiche 2 werden durch
den nicht dargestellten Magneten der isolierten Schiene die Kontakte 2o1 und
203 unterbrochen, so daß der Magnet 610o wieder stromlos wird. Gleichzeitig
wird in Fig. 5 der Kontakt Zoo unterbrochen, so daß der Speicherschalter S1 durch
den Anker des abfallenden Magneten go um einen Schritt nach rechts bewegt wird,
woraufhin nunmehr die Schaltvorgänge für den zweiten ablaufenden Wagen ausgelöst
werden. Durch Schließen des Kontaktes Kls entsteht folgender Stromkreis: Kontakt
Ws, Magnet gioo, Kontakt 167, Kontakt 163, KontaktKlg, Dreharm des Speicherschalters
S2, Kontakt 168, Kontakt 3o1, 3-1-, 3-, Erde. Der erregte Magnet gioo schließt seinen
Kontakt gioi, so daß nunmehr der Magnet 3- Strom erhält und durch entsprechende
Kontakte die Umsteuerung der Weiche 3 in die Minuslage einleitet. Beim Befahren
der isolierten Schiene der Weiche 3 werden die Kontakte 30i und 303 unterbrochen,
so daß die Magnete gioo und 3 - wieder stromlos werden. Kontakt 300
unterbricht gleichzeitig den Stromkreis des Magneten 95, so daß dieser abfällt
und den Speicherschalter S2 um einen Schritt weiterbewegt.