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Netz-, Wasch-, Dispergier- und Egalisiermittel Man hat bereits Stoffe,
die durch amidartige Verknüpfung von Fettsäureresben mit einheitlichen Aminomono-
oder -dicarb,onsäuren erhältlich sind, als Wasch-, Netz-, Emulgier- usw. Mittel
in der Textilindustrie angewendet. Es ist außerdem bekannt, durch Kondensation höherrnolekulanex
Fettsäunechloride mit hochmolekularen, durch Eiweißabbau erhaltenen Aminocarbonsäuren
vom Typus der Lysalbin- und Protalbinsäure hergestellte Produkte für die Textilhehandlung
zu. verwenden.
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Es wurde nun gefunden, daß sich für die Verwendung als Netz-, Wasch-,
Dispergier-und Egalisiermittel besonders gut durch Totalhydrolyse von Eiweißstoffen
erhältliche Aminocarbonsäuregemische eignen, in deren Aminogruppe Carbonsäure-,
Carbonsäureester-, substituierte Carbonsäureamidgruppen oder Reste aliphatischer
Sulfonsäuren eingeführt worden sind. Vor den eingangs erwähnten Abkömmlingen einheitlicher
Aminoca.rbonsäuren zeichnen sich diese neuen Hilfsmittel durch größere Löslichkeit
in Wasser, höhere Beständigkeit gegen die Härtebildner des Wassers und gegen Zusatz
von Elektrolyten aus; sie sind außerdem billiger herzustellen als jene. Andererseits
besitzen sie im Vergleich mit den aus hochmolekularen Eiweißabbauprodukten hergestellten
Stoffen ein besseres Waschvermögen sowohl für Wolle wie für Baumwolle, ein besseres
Netzvermögen in der Kälte und ein größeres Dispergiervermögen für Kalkseifen in
alkalischen Bädern. Auch Kondensationsprodukte aromatischer Sulfonsäuren mit Eiweißhydrolysaten
sind schon als Netzmittel vorgeschlagen worden. Auch sie werden in ihrer Netzwirkung
durch die erfindungsgemäßen Stoffe übertroffen.
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Die zur Herstellung der erfindungsgemäßen Stoffe dienenden Eiweißtotalhydrolysate
können aus natürlichen Eiweißen oder solche enthaltenden Stoffen tierischer oder
pflanzlicher Herkunft, z. B. aus Albumin, Glutin, Weizenkleber, Hefe, Sojabohnenmehl
u. dgl., durch vollständigen Abbau gewonnen werden. Besonders vorteilhaft lassen
sich billige Abfälle aus der Gerberei und aus der Lederverarbeitung, fernerhin Schlachthof-,
Horn-, Haar- und Wollabfälle verwenden. Der Abbau .der genannten Eiweißkörper läßt
sich nach bekannten Methoden, z. B. durch Erhitzen mit Wasser, wäßrigen Säuren oder
Alkalien,
vornehmen. Je nach der Natur des verwendeten Materials
erhält man verschiedenartige Gemische von Aminomonocarbonsäuren, z. B. Glykokoll,
Alanin, Leucin, Prolin, Oxyp rolin,Amino dicarbonsäuren,wieAsp.arag in ;_ " säure
oder Glutaminsäure, basischen Amino-'. carbonsäuren und deren Substitutionsprodukten,
z. B. Lysin und Arginin. Man kann diese Totalhydrolysate vor Einführung der Carbonsäure-,
Carbonester-, Carbonamidgruppen oder Sulfonsäurereste mit Alkylenoxyden, zweckmäßig
bei erhöhter Temperatur, vorbehandeln.
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Als Carbonsäuregruppen kommen die Reste von Carbonsäuren in Frage,
wie aliphatische Carbonsäuren und deren Substitutionsprodukte, I z. B. Propionsäure,
Valeriansäure, gesättigte, ungesättigte und chlorierte höhermolel,-ulare Fettsäuren,
Naphthensäuren, Harzsäuren, Cyclohexancarbonsäure und deren Homologe und Analoge
und Substitutionsprodukte, Dichlorbenzoesäure, Naphthoesäure, Tetrahydronaphthalincarbonsäure.
Als Sulfonsäuren, deren Reste in den erfindungsgemäßen Stoffen enthalten sein können,
seien genannt: Butylsulfonsäure, höhermolekulare, gesättigte, ungesättigte und halogenierte
aliphatische Sulfonsäuren, Dichlorbenzylsulfonsäure.
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Zur Einführung von Carbonestergrupp.en eignen sich die Chlorkohlensäureester
von Alkoholen, wie Butylalkohol, Äthylalkohol, höhermolekulare, gesättigte und ungesättigte
und halogenierte alipliatisch.e und cyclisch:e Alkohole.
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Zur Einführung der substituierten Carbonamidgruppen eignen sich aromatische
und aliphatische Isocyanate und die Harnstoffchl.oride von sekundären Aminen, wie
Dibutylamin, Dicyclohexylamin, Methylheptadecylamin usw.
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Je nach der Art der in das Aminocarbonsäuregemisch eingeführten Gruppen
haben .die Produkte gute Netz-, Wasch-, Dispergier-oder Egalisierwirkung. Sie können
daher als , Hilfsmittel bei der Bearbeitung und Veredelung von Werkstoffen aller
Art, insbesondere von Textilien oder Leder, mit Vorteil Verwendung finden. Vor allem
sind sie in den verschiedenen Verfahren der Textilindustrie als Seifenersatz bzw.
als Zusatz zu Seifen in allen den Fällen geeignet, in welchen sich die Empfindlichkeit
bzw. Ausfällbarkeit gewöhnlicher Seifen durch Salze, z. B. der Erdalkalien oder
Schwermetalle, störend bemerkbar macht, so z. B. beim Waschen, Netzen, Beuchen,
Bleichen, Walken, beim Färben mit Küpen-, Naphthol-, Schwefel- oder Azofarbstoffen,
beim Nachbehandeln oder Abziehen der Färbungen, bei der Herstellung von Emulsionen
von Fetten, Ölen, Fettsäuren, Wachsen, wachsähnlichen Stoffen, Paraffin, für i die
Schlichte, Imprägnierung, Appretur u. dgl. Man kann sie fernerhin vexivenden zum
Arteigen bzw. Lösen von Farbstoffen oder deren Vorprodukten, zum Reibechtmachen
von Färbungen u. dgl.
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Die neuen Produkte können vielfach vorteilliaft zusammen mit anderen
Mitteln Verwendung finden, z. B. mit Seifen, Türkischrotölen; Alkylnaphthalinsulfonsäuren,
Kondensationsprodukten von höhermolekularen Carbonsäuren mit Oxy- oder Aminoalkylsulfonsäuren,
Fettalkoholsulfonaten, Leim, Stärke, löslichen Gummiarten, Pflanzenschleimen, Alkoholen,
Ketonen, Kohlenwasserstoffen, halogenierten Kohlenwasserstoffen u. dgl. Beispiel
i i oo kg Baumwollgarn werden auf der Farbkufe mit o,5 kg Indanthren Blaugrün FFBTg
(Schultz, Farbstofftabellen, i932,'Bd.II, S. i 27) in der üblichen Weise bei 6o°
ausgefärbt. Die Farbflotte erhält einen Zusatz von i g je Liter eines wie folgt
hergestellten und getrockneten Kondensationsproduktes: Zoo Gewichtsbeile Chromlederabfälle
werden durch Erhitzen mit Kalkmilch im Autokla.ven auf 14o° aufgespalten und die
Calciumsalze des entstehenden Aminocarbonsäuregemisches mit Soda umgesetzt. In das
Filtrat werden bei einer Temperätur von 4o bis 45° unter gutem Rühren i io Gewichtsteile
Ölsäurechlorid und etwa 7o Gewichtsteile technische konzentrierte 'Natronlauge während
etwa i Stunde allmählich eingetropft, lvobei dasReaktionsgemisch ständig schwach
alkalisch bleiben soll.- Wenn das gesamte Ölsäurechlorid zugelaufen ist, wird i
Stunde auf 8o bis 9o° unter Rühren nacherhitzt. Das Umsetzungsprodukt stellt eine
dickflüssige hellgelbe bis braune Paste dar, die sich leicht mit Wasser zu stark
schäumenden klaren Lösungen von ausgezeichnetem Netz-, Wasch-, Dispergier- und Egalisiervermögen
verdünnen läßt. Produkte von ähnlichen Eigenschaften erhält man, wenn statt Olsäurechlorid
Sojaölfettsäurechlorid, Kokosfettsäurechlorid oder Gemische dieser Chloride mit
ölsäurechlorid verwendet werden.
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Man erhält eine sehr gleichmäßige Färbung. Beispiel e 75 kg Baumwollstranggarn
werden auf der Kufe bei 5o° gewaschen; die Waschflotte enthält je Liter 2 g Soda,
2 g Seife und i g eines wie folgt erhaltenen und getrockneten Produktes: In eine
gemäß Beispiel i durch Abbau von Leder erhaltene Lösung werden bei einer Temperatur
von etwa 45 bis 50° innerhalb i Stunde unter gutem Rühren 75 Gewichtsteile
,der
Chlorkohlensäureester aus einem Gemisch von Alkoholen mit 8 bis 18 Kohlenstoffatomen,
wie @es durch katalytische Reduktion von Kokosfett erhältlich ist, eingetropft,
wobei durch Zusatz von Natronlauge die Reaktion ständig schwach alkalisch gehalten
wird. Nach Beendigung des Eintropfens wird i Stunde auf 8o. bis 9o° nacherhitzt.
Als Endprodukt wird eine dickflüssige Paste erhalten, die sich mit Wasser zu klaren
Lösungen von guter Netz-, Wasch-, Dispergier- und Egalisier«virkung verdünnen läßt.
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Ein Produkt von ähnlichen Eigenschaften erhält man durch Umsetzung
des gleichen Abbaugemisches mit einem Harnstoffchlorid, welches man aus D,odecylmethylamin
und Phosgen herstellt.
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Man erhält einen sehr guten Wascheffekt unter weitgehender Schonung
des Materials.