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Verfahren zur Gewinnung von Prolaktin Das die Laktation fördernde
Hormon, das Prolaktin, kommt nach bisherigen Feststellungen in der Hypophyse, im
Harn stillender Frauen und in der Milch von Kühen kurz nach dem Kalben vor. Als
Ausgangsstoff für die technische Gewinnung des Hormons kommt nur die Hypophyse in
Betracht, weil die in den anderen genannten Stoffen enthaltenen Hormonmengen viel
zu gering sind.
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Es wurde nun die überraschende Beobachtung gemacht, daß das Prolaktin
auch in der Leber in beträchtlichen Mengen vorkommt. Wenn die Gewichtseinheit einer
Hypophyse auch etwa das q.- bis 5fache an dem Laktationshormon enthält, so läßt
sich doch aus der Leber eines Tieres :ein Vielfaches der aus der Hypophyse des gleichen
Tiers zu erhaltenden Hormonmenge gewinnen.
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Es ist wohl bekannt, daß man bei saurem Ausziehen von Leber einen
Stoff erhält, der auf die Laktation günstig einwirkt. Dieser Stoff ist aber mit
dem Prolaktin nicht identisch. Dies ergibt sich einwandfrei aus der chemischen Analyse
sowie aus der gänzlich anderen Wirkungsweise dieses vermutlich den Vitaminen zuzurechnenden
oder ihnen nahestehenden Wirkstoffs. Setzt man nämlich Rattenmütter mit intakter
Hypophyse auf eine bestimmte Mangelkost, so gehen die jungen Tiere zugrunde. Setzt
man aber dem Futter der Muttertiere den durch saures Ausziehen aus der Leber gewonnenen
Stoff zu, so bleiben die Jungtiere am Leben.
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Im Gegensatz zur Gewinnung dieses vitaminähnlichen Stoffs aus der
Leber durch saureg Ausziehen wird das Prolaktin so gewonnen, daß man die zweckentsprechend
zerkleinerte Leber im alkalischen Medium, insbesondere bei etwa pH=9,5 bis i o,
und in Gegenwart wasserlöslicher organischer Lösungsmittel auszieht, aus dem Auszug
das Rohhormon durch Abdampfen des Lösungsmittels oder durch Ausfällen oder durch
Adsorption oder durch ähnliche Maßnahmen absondert, das Hormon mittels Alkalis wieder
in Lösung bringt und aus dieser Lösung dadurch abscheidet, daß man die Lösung durch
Zugabe von Säure auf einen p11-Wert von etwa 5,o, welcher ungefähr dem isoelektrischen
Punkt des Hormons entspricht, einstellt.
Das so gewonnene Hormon
kann durch ein- oder mehrmaliges Umfällen noch weiter gereinigt werden.
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Man hat zwar die Leber auch schon alkalisch und in Gegenwart von organischen
Lösungsmitteln behandelt und dabei Auszüge, die bei Fütterungsversuchen an anämischen
Tieren eine günstige Wirkung auf die Erythrocyten- und Hämoglobinbildung aufweisen,
erhalten. Wie diese Auszüge im einzelnen bereitet und behandelt worden sind, ist
nicht näher bekannt, fest steht nur, daß die bei ihrer Verabreichung erzielte Wirkung
nicht auf etwa vorhandenes Prolaktin zurückgeführt werden kann, da bekanntlich dieses
Hormon durch das Trypsin des Magens sofort zerstört wird und per os verabreicht
unwirksam ist. Beispiele i. 5 kg Rinderleber . werden mit der i5fachen Menge 7oo'oigen
Äthylalkohols, der durch Zusatz von Natronlauge auf PH = 9, 5 bis io eingestellt
ist, digeriert. Nach 24 Stunden wird abgesaugt und der alkoholische Auszug auf o°
abgekühlt. Man setzt absoluten Alkohol zu, bis der Alkoholgehalt des Auszuges auf
9o% gestiegen ist. Hierbei scheidet sich das Rohhormon in fester Form ab. Nach wiederum
24stündigem Stehen wird die über dem abgeschiedenen Hormon befindliche Flüssigkeit
abgehebert. Der Rest der Flüssigkeit wird durch Absaugen von dem Röhhormon getrennt.
Das noch spritfeuchte Hormon wird mittels verdünnter Natronlauge in Lösung gebracht
und dann bei PH etwa= 5 mittels verdünnter Säure, z. B. Salzsäure, gefällt.
Diese Reinigung durch Umfällen wird gegebenenfalls noch ein- oder mehrmals wiederholt.
Die Ausfällung des Hormons kann durch Zusatz von Elektrolyten, die durch Dialyse
wieder entfernt werden können, begünstigt werden.
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Das auf diese Weise in einer Ausbeute von etwa 2,- hergestellte Prolaktin
ist frei von Schwefel und Phosphor und stimmt mit dem aus der Hypophyse zu erhaltenden
Prolaktin in seinen physikalischen und chemischen Eigenschaften vollständig überein.
Analyse: |
aus Hypophyse C = 47,5 |
0/0 |
H = 7j0/0 |
N = 14,2 "/o |
aus Leber C - 47,0% |
H - 6,9 0/0 |
N - r3,70/0 |
Die im Beispiel erwähnte allkalisch-alkoholische Lösung kann natürlich auch durch
andere basische, insbesondere organische Lösungsmittel enthaltende Extraktionsmittel
ersetzt werden. Auch die Abscheidung des ausgezogenen Hormons kann auf andere als
die beschriebene Weise erfolgen, z. B. durch Eindampfen unter schonenden Bedingungen,
durch Fällung mit anderen Stoffen, Adsorption u. dgl.
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2. 2 kg fein zerkleinerte Rinderleber werden' mit 3o1 6oo'oigem Dioxan,
das durch gegebenenfalls wiederholte Zugabe von Alkali, wie z. B. Natronlauge oder
Ammoniak, auf ein PH von etwa 9,5 bis io eingestellt ist, längere Zeit gut durchgeschüttelt.
Nach etwa 24 Stunden wird abgesaugt und der Dioxanauszug auf o° abgekühlt. Man verteilt
in diesem Auszug 5o g Aluminiumoxyd und bringt die Suspension durch Zugabe von Säure
unter Rühren auf eine Wasserstoffionenkonzentration von ungefähr p. =
5,5.
Näch längerem Stehenlassen erhält man eine Fällung, die die Gesamtmenge
des im Ausgangsmaterial vorhandenen Hormons an Aluminiumoxyd adsorbiert enthält.
Man hebert die Hauptmenge der über der Fällung befindlichen Flüssigkeit ab und saugt
den Rest ab. Aus dem Aluminiumoxyd wird das Hormon mittels wäßrigen Alkalis, PH
= etwa 12, befreit und die erhaltene alkalische Lösung mit verdünnter Salzsäure
versetzt, bis ein pH von etwa 5 erreicht ist; dabei fällt das Hormon aus. Durch
gegebenenfalls wiederholtes Umfällen läßt sich das in einer Ausbeute von etwa 2
g gewonnene Produkt weiter reinigen.
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3. 5 kg Rinderleber werden mit der 2ofachen Menge 7oojöigem Äthylalkohol,
der durch Pyridin auf ein pH von etwa io,5 eingestellt ist, digeriert. Man saugt
nach etwa q. Stunden ab und kühlt den Auszug auf o° ab. Nach längerem Stehenlassen
wird abgesaugt und das Filtrat im Vakuum bei etwa 3o bis 4o° weitgehend eingeengt.
Hierauf stellt man auf ein pu von 5,5 ein, wobei sich nahezu das gesamte
Hormon abscheidet. Man saugt den Rest der organischen Lösungsmittel ab und löst
das noch feuchte Hormon in verdünnter Natronlauge. Die alkalische Lösung wird nun
mittels verdünnter Salzsäure auf ein PH von etwa 5 eingestellt, wobei das Hormon
wieder ausfällt. Diese Reinigung durch Umfällen wird gegebenenfalls noch ein oder
mehrmals wiederholt. Die Ausbeute an Prolaktin beträgt etwa i, 5 g.