-
Technisches
Gebiet
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein die transdermale Verabreichung
von Wirkstoffen. Insbesondere betrifft die Erfindung ein Verfahren
zur Verminderung der Selbstassoziation von Polypeptiden zur Unterstützung deren
transdermaler Verabreichung.
-
Hintergrund
der Erfindung
-
Die
transdermale (d.h. durch die Haut erfolgende) Verabreichung therapeutischer
Mittel bietet ein bequemes, zweckmäßiges und nicht-invasives Verfahren
zur Verabreichung von Wirkstoffen. Das Verfahren weist mehrere Vorteile
gegenüber
herkömmlichen
Arten der Wirkstoffverabreichung auf. Zum Beispiel werden die bei
oraler Behandlung auftretenden unterschiedlichen Geschwindigkeiten
von Absorption und (z.B. hepatischem) Metabolismus vermieden und
andere inhärente
Nachteile – z.
B. gastrointestinale Irritationen. und dergleichen – werden
unterdrückt.
Die transdermale Verabreichung ermöglicht auch einen hohen Grad
an Kontrolle der Blutkonzentrationen eines bestimmten Wirkstoffes
und ist ein besonders attraktiver Verabreichungsweg für Wirkstoffe
mit einem engen therapeutischen Index, kurzer Halbwertszeit und
starker Wirksamkeit.
-
Die
transdermale Verabreichung kann entweder passiv oder aktiv sein.
Viele Wirkstoffe sind jedoch aufgrund ihrer Größe, ionischen Ladungscharakteristika
und Hydrophobie nicht für
die passive transdermale Wirkstoffverabreichung geeignet. Ein Verfahren
zur Überwindung
dieser Beschränkung
besteht in der Anwendung geringer elektrischer Stromstärke, um
Wirkstoffe aktiv durch die intakte Haut in den Körper zu transportieren. Dieses
Verfahren ist bekannt als Wirkstoffverabreichung mittels „Elektrotransport" bzw. „Iontophorese". Die Methode ermöglicht ein
besser kontrollierbares Verfahren als bei passiver transdermaler
Wirkstoffverabreichung, da die Amplitude, der Zeitrahmen und die
Polarität
des angewendeten elektrischen Stroms unter Verwendung elektrischer
Standardkomponenten leicht zu regulieren ist. Diesbezüglich kann
der iontophoretische Wirkstofffluss von 50% bis zu mehreren Größenordnungen
größer sein
als der passive transdermale Fluss desselben Wirkstoffes.
-
Iontophoretische
Vorrichtungen verwenden im Allgemeinen wenigstens zwei Elektroden.
Diese Elektroden sind beide so angeordnet, dass sie in engem elektrischen
Kontakt mit einem Teil der Haut des Körpers stehen. Eine Elektrode,
genannt die aktive oder Donor-Elektrode, ist die Elektrode, von
der das therapeutische Mittel in den Körper verabreicht wird. Die
andere Elektrode, genannt die Gegen- oder Rückelektrode, dient zum Schließen des
elektrischen Stromkreises durch den Körper. In Verbindung mit der
Haut des Patienten wird der Stromkreis durch Verbindung der Elektroden
mit einer elektrischen Spannungsquelle, z. B. einer Batterie, und im
Allgemeinen mit einer Steuerungsvorrichtung, die eine Kontrolle
des durch die Vorrichtung fließenden Stroms
ermöglicht,
vervollständigt.
-
In
Abhängigkeit
von der elektrischen Ladung des transdermal zu verabreichenden Mittels
kann entweder die Anode oder die Kathode die aktive oder Donorelektrode
sein. Wenn die in den Körper
abzugebende ionische Substanz positiv geladen ist, stellt die positive
Elektrode (die Anode) somit die aktive Elektrode dar und die negative
Elektrode (die Kathode) dient als den Stromkreis vervollständigende
Gegenelektrode. Wenn die zu verabreichende ionische Substanz hingegen
negativ geladen ist, stellt die kathodische Elektrode die aktive
Elektrode dar und die anodische Elektrode die Gegenelektrode. Alternativ
können
sowohl die Anode als auch die Kathode verwendet werden, um Wirkstoffe
entsprechender Ladung in den Körper
zu verabreichen. In diesem Fall werden beide Elektroden als aktive
oder Donorelektroden angesehen. Mit anderen Worten, die anodische
Elektrode kann positiv geladene Mittel in den Körper verabreichen, während die
kathodische Elektrode negativ geladene Mittel in den Körper verabreichen
kann.
-
Vorhandene
iontophoretische Vorrichtungen erfordern zusätzlich ein Reservoir oder eine
Quelle des therapeutisch wirksamen Mittels, das in den Körper verabreicht
werden soll. Solche Wirkstoffreservoire sind an die Anode oder die
Kathode der iontophoretischen Vorrichtung angeschlossen, wodurch
eine festgelegte oder erneuerbare Quelle eines oder mehrerer gewünschter
Mittel oder Wirkstoffe zur Verfügung
steht. Beispiele von Reservoiren und Quellen sind Beutel, wie in
US-Patent Nr. 4,250,878
von Jacobsen beschrieben; vorgeformte Gelkörper, wie in US-Patent Nr. 4,382,529
von Webster beschrieben; und Glas- oder Plastikbehälter, enthaltend
eine flüssige
Lösung
des Wirkstoffes, wie in den Abbildungen des US-Patents Nr. 4,722,726 von Sanderson
et al. beschrieben.
-
Von
besonderem Interesse ist hier die transdermale Verabreichung von
Peptiden, Polypeptiden und Proteinen wegen der Probleme, die bei üblicheren
Verabreichungswegen von Wirkstoffen, wie etwa oraler Verabreichung,
auftreten. Polypeptid- und Proteinmoleküle sind hochgradig anfällig für den Abbau
durch proteolytische Enzyme im Gastrointestinaltrakt und unterliegen
bei oraler Aufnahme einem erheblichen hepatischen Metabolismus.
Gewöhnlich
machen diese Substanzen daher eine parenterale Verabreichung erforderlich,
um therapeutische Spiegel im Blut des Patienten zu erreichen. Die
gebräuchlichsten
parenteralen Verbreichungsverfahren sind subkutane Injektionen und
intravenöse
Verabreichung. Polypeptide und Proteine weisen jedoch inhärent eine
kurze biologische Aktivität
auf, sodass häufige
Injektionen, oft mehrmals pro Tag, erforderlich sind, um die notwendigen
therapeutisch wirksamen Spiegel aufrecht zu erhalten. Für Patienten
ist diese Behandlungsweise häufig
unzweckmäßig und
schmerzhaft. Eine solche Therapie beinhaltet auch das Risiko z.B. von
Infektionen.
-
Es
wurden viele Anstrengungen unternommen, um andere Wege (andere als
parenterale Injektionen) zur effektiven Verabreichung pharmazeutischer
Polypeptide und Proteine aufzufinden. Verabreichungswege mit weniger
Nebenwirkungen sowie besserer Akzeptanz beim Patienten sind dabei
von besonderem Interesse. Solche alternativen Wege umfassten allgemein „abgeschirmte" orale Verbreichung,
bei der das Polypeptid/Protein aus einer Kapsel oder einem anderen
Behältnis
freigesetzt wird, nachdem es die Umgebung mit niedrigem pH des Magens
passiert hat; Verabreichung durch die Schleimhäute, z.B. durch die Lungenschleimhäute mit
Inhalatoren oder die Nasenschleimhäute mit Nasensprays; und implantierbare
Pumpen. Leider zeigten diese alternativen Wege der Polypeptid-/Proteinverabreichung
nur begrenzten Erfolg.
-
Eine
Reihe von Forschern haben die iontophoretische Verabreichung von
Polypeptiden und Proteinen beschrieben. Eine frühe Studie von R. Burnette et
al., J. Pharm. Sci. (1986) 75:738, betrifft die in vitro-Durchdringung
von Haut durch das Thyreotropin-Releasing-Hormon, ein kleines Tripeptidmolekül. Es wurde
gefunden, dass der iontophoretische Fluss größer war als der passive Fluss
durch Diffusion. Chien et al., J. Pharm. Sci. (1988) 78:376 zeigten
sowohl in in vitro- als auch in in vivo-Studien, dass die transdermale
Verabreichung von Vasopressin und Insulin durch Iontophorese möglich ist.
Siehe dazu auch Maulding et al., statuarische US- Erfindungsregistrierung („Statutory
Invention Registration")
Nr. H1160, die die iontophoretische Verabreichung von Calcitonin
in Minischweinen beschreibt.
-
Die
iontophoretische Verabreichung von Polypeptiden und Proteinen traf
jedoch auch auf technische Schwierigkeiten. Beispielweise können aufgrund
der Hydrolyse von Wasser an der Grenzfläche zwischen der Elektrode
und der Wirkstofflösung
oder der Elektrolytsalzlösung
Hautreizungen auftreten. Die Produkte dieser Hydrolyse, Wasserstoffionen
an der Anode und Hydroxidionen an der Kathode, konkurrieren mit
Wirkstoffionen gleicher Ladung um die Verabreichung in die Haut,
wodurch der pH der Haut verändert
und eine Reizung verursacht wird. Das US-Patent Nr. 5,533,971 von
Phipps et al. beschreibt dieses Problem genauer und berichtet über die
Verwendung von Aminosäurepuffern,
einschließlich
Histidinpuffern, zur Verminderung von Hautreizungen.
-
Zusätzlich können bestimmte
Polypeptide, insbesondere diejenigen, die dem behandelten Lebewesen nicht
arteigen sind, Hautreaktionen verursachen, z.B. Sensibilisierung
oder Reizung. Viele Polypeptide sind außerdem unbeständig und
zersetzen sich rasch. Diesbezüglich
beschreibt die WO 97/39768 eine gegen Deaminierung und Aggregation
stabilisierte Formulierung, die Wachstumshormon, eine Aminosäure und
ein nichtionisches Detergens enthält. Die EP-A-0909564 beschreibt
in gleicher Weise eine eine Aminosäure-enthaltende Erythropoietinlösung, die
eine lange Lagerfähigkeit
aufweist. Ein alternatives Verfahren zur Lagerung ist in der
US 5,880,856 beschrieben,
worin getrocknete Proteine durch eine Reihe von Stabilisatoren stabilisiert werden.
Auch die internationale Veröffentlichung
WO 93/12812, veröffentlicht
am 8. Juli 1993, beschreibt die Verwendung von Histidinpuffern zur
chemischen Stabilisierung von Wachstumshormonformulierungen. Darüber hinaus
aggregieren bestimmte Polypeptidwirkstoffe in wässriger Lösung schnell, was sowohl hinsichtlich der
Verabreichung als auch der Löslichkeit
Probleme verursachen kann.
-
Zum
Beispiel hat Insulin in wässriger
Lösung,
in für
pharmazeutische Zubereitungen relevanten Konzentrationen, eine Neigung
zur Ausbildung von Dimeren, die wiederum zu Tetrameren, Hexameren,
geschichteten Hexameren und anderen polymeren Sorten selbstassoziieren,
bei einer gleichzeitigen Verringerung der Löslichkeit. Diese Aggregate
können
mechanische Teile von Vorrichtungen zur kontinuierlichen Verabreichung blockieren
und sind schwierig, wenn überhaupt,
transdermal zu verabreichen. Diese Neigung wird durch die Gegenwart
von Metallionen wie Zink, das üblicherweise
in Insulinzubereitungen zur Stabilisierung und Verlängerung
der Aktivität
des Insulins verwendet wird, verstärkt.
-
Es
wurden Versuche unternommen, um die Selbstassoziation von Proteinen
wie Insulin zu vermindern. Die
US
4,371,523 beschreibt z.B. ein Verfahren zur Verminderung
der Aggregation von Insulin in wässrigen
Lösungen,
die eine organische Verbindung mit wenigstens zwei Carbonsäureeinheiten
und wenigstens einer Aminoeinheit oder einer davon abgeleiteten
Einheit enthält.
Zusätzlich
berichten Ogiso et al. in Biol. Pharm. Bull. (1996) 19:1049-1054 über die
Verwendung eines Gly-HCl-Puffers zur Förderung der Dissoziation von
Insulinoligomeren aus Schweinen, bevor diese transdermal absorbiert
werden. Bringer et al. berichten in Diabetes (1981) 30:83-85, dass
die zwei Dicarbonsäuregruppen
aufweisenden Aminosäuren
Asp und Glu bei ihrem isoelektrischen pH die Aggregation von Insulin
in Lösung
vermindern. Die Experimentatoren erklären, dass ein saurer pH (3,5)
notwendig scheint, um die Aggregation unter Verwendung dieser Aminosäuren zu
verzögern.
Insulin ist in Säure
jedoch chemisch instabil. Das US-Patent Nr. 4,940,456 von Sibalis
et al. beschreibt Insulinzusammensetzungen zum elektrolytischen
transdermalen Transport, die Harnstoff, Propylharnstoff, Kaliumiodid,
Natriumperchlorat oder Guanidinhydrochlorid als dissoziierende Mittel
enthalten.
-
Es
wurden auch Insulinanaloga entwickelt, die verminderte Neigungen
zur Selbstassoziation aufweisen sollen. Zum Beispiel beschreibt
US-Patent Nr. 5,164,366 von Balschmidt et al. Insulinanaloga mit
Deletionen bestimmter Aminosäuren,
wie etwa Phe
B24 oder Phe
B25.
Die internationale Veröffentlichung
WO 92/12999, veröffentlicht
am 6. August 1992, beschreibt Humaninsulin-Analoga, bei denen ausgewählte Aminosäurereste durch
Asp- und Glu-Reste substituiert wurden.
EP 214,826 B1 , veröffentlicht
am 18. März
1987, beschreibt Insulinanaloga mit Aminosäuresubstitutionen, insbesondere
in der B9-B12-Region und den B26-B28-Positionen, wobei der für die natürliche Aminosäure substituierte
Rest hydrophiler ist. Bevorzugte Aminosäuresubstitutionen umfassen
Asp, Glu, Ser, Thr, His und Ile. Allerdings zeigen viele dieser
Analoga verminderte biologische Aktivitäten.
-
Daher
sind im Zusammenhang mit transdermaler Verabreichung alternative
Verfahren zur Verminderung der Selbstassoziation von Polypeptidwirkstoffen
wie Insulin wünschenswert.
-
Beschreibung
der Erfindung
-
Folglich
basiert die vorliegende Erfindung auf einem Verfahren zur Verhinderung
der Selbstassoziation von Insulin und anderen bioaktiven Polypeptiden,
das gleichzeitig die Solubilisierung solcher Moleküle unterstützt. Das
Verfahren verwendet Histidinverbindungen und ermöglicht, auf Grund der Verminderung
der Selbstassoziation, eine effizientere transdermale Verabreichung
von Proteinen in therapeutisch wirksamen Mengen, wie etwa durch
Iontophorese und passive transdermale Verabreichung.
-
Dementsprechend
betrifft die Erfindung in einer Ausführungsform die Verwendung eines
Polypeptids und einer Histidinverbindung in einer Menge, die zur
Verminderung der Neigung des Polypeptids zur Selbstassoziation ausreicht,
zur Herstellung einer Zusammensetzung zur Verabreichung des Polypeptids
durch die Haut mittels Iontophorese oder passiver transdermaler
Verabreichung.
-
Bevorzugt
handelt es sich bei der Histidinverbindung um L-Histidin oder L-Glycyl-histidin,
und bei dem Polypeptid um eine Insulinverbindung mit oder ohne Zink,
wie etwa eine zinkfreie Humaninsulinverbindung oder ein LysB28ProB29-Humaninsulin-Analogon.
-
Eine
andere Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist auf eine wie zuvor definierte Verwendung gerichtet,
bei der die Bildung von Hexameren und größeren Sorten von Humaninsulinverbindungen
vermindert wird. Diese umfasst die Kombination der Insulinverbindung
mit einer Histidinverbindung bei einem pH-Wert von etwa 7 bis etwa
8. Die Konzentration an Histidin beträgt wenigstens etwa 10 mM.
-
Noch
eine weitere Ausführungsform
der Erfindung betrifft eine Zusammensetzung, die zur Verabreichung
durch eine Körperoberfläche mittels
Iontophorese oder passiver transdermaler Verabreichung geeignet ist,
enthaltend eine Insulinverbindung und eine Histidinverbindung in
einer Menge, die ausreicht, um die Neigung der Insulinverbindung
zur Selbstassoziation zu vermindern.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist auf eine Verwendung, wie zuvor definiert, zur
Verabreichung einer Humaninsulinverbindung durch eine Körperoberfläche mittels
Iontophorese gerichtet. Dies umfasst:
- a) Bereitstellen
einer Zusammensetzung, umfassend die Insulinverbindung und eine
Histidinverbindung bei einem pH von etwa 7 bis etwa 8, worin die
Konzentration der Histidinverbindung etwa 10 mmolar bis etwa 250
mmolar ist;
- b) Verabreichen der Zusammensetzung durch die Körperoberfläche mittels
Iontophorese.
-
Noch
eine weitere Ausführungsform
der Erfindung ist auf eine Verwendung, wie zuvor definiert, zur Verabreichung
einer Humaninsulinverbindung durch eine Körperoberfläche mittels passiver transdermaler Verabreichung
gerichtet. Dies umfasst:
- a) Bereitstellung
einer Zusammensetzung, umfassend die Insulinverbindung und eine
Histidinverbindung, worin die Histidinverbindung in der Zusammensetzung
in einer Menge vorliegt, die ausreicht, um die Neigung des Insulins
zur Selbstassoziation zu verringern; und
- b) Verabreichen der Zusammensetzung durch die Körperoberfläche mittels
passiver transdermaler Verabreichung.
-
Diese
und weitere Ausführungen
der vorliegenden Erfindung erschließen sich dem Fachmann im Lichte
der vorliegenden Offenbarung ohne Weiteres.
-
Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
-
1 zeigt
die Auswirkung der Erhöhung
der Histidinkonzentration auf die Löslichkeit von Wildtyp-Humaninsulin
mit zwei gebundenen Zink pro Hexamer bei pH 7,5.
-
2 ist
eine schematische Ansicht einer repräsentativen Vorrichtung zur
iontophoretischen Verabreichung von Wirkstoffen, die für die vorliegende
Erfindung verwendet werden kann.
-
3 zeigt
eine Querschnittsansicht einer repräsentativen Vorrichtung zur
passiven transdermalen Wirkstoffverabreichung, die für die vorliegende
Erfindung verwendet werden kann.
-
4 zeigt
eine Querschnittsansicht einer alternativen Vorrichtung zur passiven
transdermalen Wirkstoffverabreichung, die für die vorliegende Erfindung
verwendet werden kann.
-
5 zeigt
einen Graph, der die mittleren Molekulargewichte von zinkfreiem
LysB28ProB29-Humaninsulin
als Funktion der Insulinkonzentration für die 240 mM Histidindaten
aus Tabelle III in den Beispielen darstellt.
-
6 zeigt
einen Graph, der die mittleren Molekulargewichte von zinkfreiem
LysB28ProB29-Humaninsulin
als Funktion der Insulinkonzentration für die 0 mM Histidindaten aus
Tabelle III in den Beispielen darstellt.
-
7 zeigt
einen Graph, der die mittleren Molekulargewichte von zinkfreiem
Wildtyp-Humaninsulin als Funktion der Insulinkonzentration für die 240
mM Histidindaten aus Tabelle IV in den Beispielen darstellt.
-
8 ist
ein Graph, der die mittleren Molekulargewichte von zinkfreiem Wildtyp-Humaninsulin
als Funktion der Insulinkonzentration für die 0 mM Histidindaten aus
Tabelle IV in den Beispielen darstellt.
-
Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
-
Zur
Durchführung
der vorliegenden Erfindung werden, sofern nicht anders angegeben,
herkömmliche Verfahren
der Proteinchemie, Elektrochemie und Biochemie, die dem Fachwissen
zugehören,
verwendet. Solche Verfahren werden in der Literatur eingehend erläutert. Siehe
z.B. T.E. Creighton, Proteins: Structures and Molecular Properties
(W.H. Freeman and Company, 1993); A.L. Lehninger, Biochemistry (Worth
Publishers, Inc.; 1975); J.S. Newman, Electrochemical Systems (Prentice
Hall, 1973); und A.J. Bard und L.R. Faulkner, Electrochemical Methods,
Fundamentals and Applications (John Wiley & Sons, 1980).
-
Es
wird darauf hingewiesen, dass entsprechend der Verwendung in dieser
Beschreibung und den angehängten
Ansprüchen
die Singularformen "ein", "eine" und "der/die/das" die jeweilige Mehrzahl
mit umfassen, sofern inhaltlich nicht ausdrücklich etwas anderes ausgesagt
wird. Somit umfasst die Bezugnahme auf „ein Polypeptid" zum Beispiel eine
Mischung von zwei oder mehreren Polypeptiden und dergleichen.
-
Die
folgenden Aminosäureabkürzungen
werden in diesem Text verwendet:
Alanin:
Ala (A) | Arginin:
Arg (R) |
Aspargin:
Asn (N) | Asparaginsäure: Asp
(D) |
Cystein:
Cys (C) | Glutamin:
Gln (Q) |
Glutaminsäure: Glu
(E) | Glycin:
Gly (G) |
Histidin:
His (H) | Isoleucin:
Ile (I) |
Leucin:
Leu (L) | Lysin:
Lys (K) |
Methionin:
Met (M) | Phenylalanin:
Phe (F) |
Prolin:
Pro (P) | Serin:
Ser (S) |
Threonin:
Thr (T) | Tryptophan:
Trp (W) |
Tyrosin:
Tyr (Y) | Valin:
Val (V) |
-
I. Definitionen
-
Bei
der Beschreibung der vorliegenden Erfindung werden die folgenden
Ausdrücke
verwendet, die wie unten stehend angegeben definiert sein sollen.
-
Die
Ausdrücke „Polypeptid", „Polypeptidmittel" und „Polypeptidwirkstoff" werden hierin wechselseitig verwendet,
um jedes bioaktive Polymer aus Aminosäureresten zu bezeichnen. Die
Ausdrücke
umfassen Peptide, Oligopeptide, Dimere, Multimere und dergleichen.
Derartige Polypeptide können
aus natürlichen
Quellen stammen oder können
synthetisiert oder rekombinant hergestellt werden. Die Ausdrücke umfassen
auch nach der Expression vorgenommene Modifizierungen der Polypeptide,
z.B. Glycosylierung, Acetylierung, Phosphorylierung, etc.
-
Ein
Polypeptidwirkstoff oder -mittel, wie hierin definiert, besteht
im Allgemeinen aus einer oder mehreren der oben aufgelisteten 20
natürlichen
Aminosäuren
und kann auch jedes der diversen bekannten Aminosäureanaloga
umfassen, sowohl natürlich
auftretende als auch synthetische Analoga, wie etwa, ohne darauf beschränkt zu sein,
Homoisoleucin, 2-(Methylencyclopropyl)glycin, S-Methylcystein, S-(prop-1-enyl)cystein, Homoserin,
Ornithin, Norleucin, Norvalin, Homoarginin, 3-(3-Carboxyphenyl)alanin, Cyclohexylalanin,
Mimosin, Pipecolinsäure,
4-Methylglutaminsäure, Canavanin,
2,3-Diaminopropionsäure
und dergleichen. Das Polypeptid kann auch in neutraler oder Salzformen
vorliegen, z.B. Säureadditionssalzen
(gebildet mit den freien Aminogruppen der analogen Polypeptide),
die mit anorganischen Säuren,
wie z.B. Salzsäure
oder Phosphorsäuren,
oder mit organischen Säuren,
wie Essigsäure,
Bernsteinsäure,
Maleinsäure,
Weinsäure,
Mandelsäure und
dergleichen, gebildet werden. Aus freien Carboxylgruppen gebildete
Salze können
auch von anorganischen Basen, wie z.B. Natrium-, Kalium-, Ammonium-,
Calcium- oder Eisen-III-Hydroxiden, und von organischen Basen, wie
Isopropylamin, Trimethylamin, 2-Ethylaminoethanol, Histidin und
dergleichen, abstammen. Beispiele von Polypeptidmitteln zur Anwendung
in der vorliegenden Erfindung sind weiter unten angegeben.
-
Der
Ausdruck „Insulinverbindung" wie hierin verwendet
bezieht sich auf eine Verbindung mit einer Molekülstruktur, die nativem Insulin
oder Proinsulin ähnlich
oder identisch ist, einschließlich
eines Moleküls
mit einer Tertiärkonformation ähnlich oder
identisch der von nativem Insulin oder Proinsulin, die die Insulinaktivität beibehält, d.h.
die Fähigkeit
Blutglucosewerte zu regulieren. Solche Verbindungen können Aminosäureadditionen,
-substitutionen und -deletionen, relativ zum nativen Molekül, umfassen,
solange die Modifikationen die Insulinaktivität nicht zerstören. Beispiele
von Insulinverbindungen mit Aminosäuresubstitutionen relativ zum nativen
Insulin umfassen LysB28ProB29-Humaninsulin
und AspB28-Humaninsulin. Weiterhin kann
für die
erfindungsgemäßen Zwecke
eine Insulinverbindung von jeder Säugetierquelle abstammen, wie
von Menschen, Rind, Kaninchen, Pferd, Schaf, Schwein, Wal, etc.
Die Insulinverbindung kann direkt aus der Bauchspeicheldrüse des Quellorganismus
aufgereinigt werden oder kann rekombinant oder synthetisch hergestellt
werden. Siehe z.B. J. Brange, Galenics of Insulin, The Physico-chemical
and Pharmaceutical Aspects of Insulin and Insulin Preparations (Springer-Verlag)
bezüglich
verschiedener Verfahren, um Insulin zu erhalten.
-
Außerdem bezeichnet
der hierin verwendete Ausdruck „Insulinverbindung" eine Insulinverbindung
mit oder ohne assoziierte Metalle. In diesem Zusammenhang wurde
gefunden, dass Metalle wie etwa Zink und Calcium die Aktivität von Insulin
verlängern
sowie die physikalische Stabilität
des Moleküls
erhöhen.
Somit umfasst eine Insulinverbindung zur Verwendung in der vorliegenden
Erfindung ohne Einschränkung
metallfreies Insulin sowie Insulin in Verbindung mit einem geeigneten
Metall, einschließlich,
jedoch ohne darauf beschränkt zu
sein, Insulin mit etwa 2 Zn
2+-Molekülen pro
Hexamer bis etwa 4 Zn
2+-Molekülen pro
Hexamer. Siehe z.B.
US 4,476,118 bezüglich einer
Beschreibung solcher Verbindungen sowie bezüglich Verfahren zu deren Herstellung.
Weitere Beispiele von Insulinverbindungen zur Anwendung in der vorliegenden
Erfindung werden unten ausführlicher
beschrieben.
-
Der
Ausdruck „Histidinverbindung", wie hierin verwendet,
bezieht sich auf die Aminosäure
L-His sowie auf Aminosäureanaloga
von L-His, die die Fähigkeit,
die Oligomerbildung eines gegebenen Polypeptids, wie unten definiert,
zu verringern. Solche Analoga umfassen ohne Einschränkung Dipeptide
und Tripeptide, die His enthalten, wie etwa, ohne darauf beschränkt zu sein,
His-Gly, Gly-His, Ala-His, 3-Methyl-His,
1-Methyl-His, Carnosin, His-Ser und His-Ala.
-
Eine
Histidinverbindung „verringert
die Oligomerbildung" eines
gegebenen Polypeptids, wenn die Selbstassoziation des Polypeptids,
die zu Oligomeren wie Tetrameren, Hexameren, geschichteten Hexameren und
anderen Polymeren führt,
aufgrund der Anwesenheit der Histidinverbindung entweder verzögert (z.B.
die Oligomerbildung ist wenigstens teilweise verhindert) oder rückgängig gemacht
wird (z.B. bereits aggregierte Polypeptide dissoziieren). Die Fähigkeit
einer Histidinverbindung, Oligomerbildung zu verringern, kann bestimmt
werden, indem man das Vorliegen oligomerer Spezies in Gegenwart
und Abwesenheit der fraglichen Histidinverbindung ermittelt. Solche
Bildung kann unter Verwendung der analytischen Ultrazentrifuge (siehe z.B.
Modern Analytical Ultracentrifugation, Schuster und Laue, Hg. 1994,
Birkhäuser;
und Analytical Ultracentrifugation in Biochemistry and Polymer Science,
Harding, Rowe und Horton, Hg., 1992, The Royal Society of Chemistry),
wie Studien zu Sedimentationsgleichgewichten, wie in den Beispielen
beschrieben, spektrophotometrische Bestimmungen (siehe z.B. Ogiso
et al., Biol. Pharm. Bull. (1996) 19:1049-1054), Osmometrie, Gelfiltration
und dergleichen bestimmt werden. Bezüglich einer Beschreibung solcher
Verfahren siehe z.B. Valdes und Ackers, Methods in Enzymology, Band
61 (Enzyme Structure, Teil H, Hirs und Timasheff, Hg.) Academic Press,
1979, Seiten 125-142.
-
Der
Ausdruck "passive
transdermale Verabreichung" bezieht
sich auf die Verabreichung durch eine Körperoberfläche (z.B. Haut) eines oder
mehrerer pharmazeutisch aktiver Polypeptidmittel, so dass diese(s) zur
Verteilung über
die systemische Zirkulation verfügbar
ist(sind), ohne Zuhilfenahme einer angewendeten elektromotorischen
Kraft. Passive transdermale Verabreichung kann auf eine Reihe von
Arten erreicht werden, einschließlich und ohne Einschränkung die
direkte Anwendung auf der Haut, transdermale Pflaster, Membran-vermittelte
Systeme zur kontrollierten Verabreichung, adhäsive Diffusions-kontrollierte
Systeme, matrixdispersionsartige Systeme und Mikroreservoirsysteme.
Solche Systeme sind im Fachgebiet bekannt und im Detail in Remington:
The Science and Practice of Pharmacy, Mack Publishing Company, Easton,
Pennsylvania, 19. Auflage, 1995 diskutiert. Penetrationsverstärker können eingesetzt
werden, um die Absorption durch die Haut zu erleichtern. Solche
Penetrationsverstärker
umfassen Lösungsmittel
wie Wasser, Alkohole, einschließlich
Methanol, Ethanol, 2-Propanol und dergleichen, Alkylmethylsulfoxide,
Pyrrolidone, Laurocapram, Aceton, Dimethylacetamid, Dimethylformamid,
Tetrahydrofurfuryl; oberflächenaktive
Substanzen; und Chemikalien wie Harnstoff, N,N-Diethyl-m-toluolamid,
und dergleichen.
-
Die
hier verwendeten Ausdrücke „Elektrotransport", „Iontophorese" und „iontophoretisch" beziehen sich auf
die Verabreichung durch eine Körperoberfläche (z.B.
Haut) eines oder mehrerer pharmazeutisch wirksamer Polypeptidmittel
durch Anwendung einer elektromotorischen Kraft auf ein Mittel-enthaltendes
Reservoir. Das Mittel kann durch Elektromigration, Elektroporation,
Elektroosmose oder beliebige Kombinationen davon verabreicht werden.
Elektroosmose wurde auch als Elektrohydrokinese, Elektrokonvektion
und elektrisch induzierte Osmose bezeichnet. Im Allgemeinen resultiert
die Elektroosmose eines Mittels in ein Gewebe aus der auf der Anwendung
einer elektromotorischen Kraft auf das Reservoir des therapeutischen
Mittels beruhenden Migration des Lösemittels, in dem das Mittel
enthalten ist, d. h. auf einem durch Elektromigration anderer ionischer
Mittel induzierten Lösemittelfluss.
Während
des iontophoretischen Verfahrens können bestimmte Modifizierungen
oder Änderungen
der Haut auftreten, wie die Bildung vorübergehend existenter Poren
in der Haut, was auch als „Elektroporation" bezeichnet wird.
Der hier verwendete Ausdruck „Elektrotransport" umfasst jeglichen
durch Modifizierungen oder Änderungen
der Körperoberfläche (z.
B. Bildung von Poren in der Haut) verstärkten elektrisch unterstützten Transport
eines Mittels. Somit beziehen sich die hier verwendeten Ausdrücke „Elektrotransport", „Iontophorese" und „iontophoretisch" auf (1) die Verabreichung
geladener Mittel durch Elektromigration, (2) die Verabreichung ungeladener
Mittel durch das Verfahren der Elektroosmose, (3) die Verabreichung
geladener oder ungeladener Mittel durch Elektroporation, (4) die
Verabreichung geladener Mittel durch die kombinierten Verfahren
von Elektromigration und Elektroosmose, und/oder (5) die Verabreichung
einer Mischung geladener und ungeladener Mittel durch die kombinierten
Verfahren von Elektromigration und Elektroosmose.
-
Ein
Polypeptid zeigt „verstärkte Iontophorese", wenn der Iontophoresefluss
des Polypeptids durch die Körperoberfläche (z.B.
die Haut oder Schleimhaut) in Gegenwart einer Histidinverbindung
im Vergleich zum Fluss in Abwesenheit der Histidinverbindung erhöht ist,
bestimmt unter Verwendung von Standardmessverfahren. Der transdermale
iontophoretische Fluss kann zum Beispiel durch eine Reihe im Fachgebiet
gut bekannter in vivo- oder in vitro-Verfahren bestimmt werden.
In vitro-Verfahren umfassen das Klemmen eines Hautstücks eines
geeigneten Lebewesens (z.B. Haut eines menschlichen Leichnams) zwischen
die Donor- und Rezeptorkammer einer Iontophoreseflusszelle, wobei
die Seite des Hautstücks
mit dem Stratum Corneum zur Donorkammer zeigt. Ein(e) den zu verbreichenden
Wirkstoff enthaltende(s) flüssige
Lösung
oder Gel wird mit dem Stratum Corneum in Kontakt gebracht, und elektrischer
Strom wird an die Elektroden angelegt, eine Elektrode in jeder Kammer.
Der transdermale Fluss wird durch Messung der Wirkstoffmenge in
jeder Rezeptorkammer berechnet. Zwei brauchbare Modelle, die zur
Optimierung der transdermalen iontophoretischen Wirkstoffverabreichung
verwendet werden, sind das isolierte-Schweinehautlappen-Modell von Riviere,
Heit et al., J. Pharm. Sci. (1993) 82:240-243, und die Verwendung
isolierter haarfreier Haut von haarfreien Nagetieren oder Meerschweinchen.
Siehe Hadzija et al., J. Pharm. Pharmacol. (1992) 44:387-390. Siehe
auch Ogiso et al., Biol. Pharm. Bull. (1996) 19:1049-1054, bezüglich einer
Beschreibung eines Verfahrens zur Evaluation der transdermalen Absorption
von Insulin.
-
II. Ausführungsformen
der Erfindung
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Histidinverbindungen
zur Verminderung der Selbstassoziation eines Polypeptidmoleküls, wodurch
die transdermale Verabreichung des Polypeptidmoleküls im Vergleich
zur Verabreichung des unbehandelten Polypeptids verbessert wird.
Das Verfahren ermöglicht daher
eine erhöhte
Wirksamkeit der transdermalen Verabreichung einer großen Zahl
von Substanzen und erlaubt die transdermale Verabreichung von Molekülen, die
anderweitig für
eine solche Verabreichung nicht zugänglich wären. Außerdem erhöht das Verfahren die Löslichkeit
des so behandelten Polypeptidmittels und verringert das Potenzial
für immunologische
Reaktionen, die gegen Aggregate von an sich endogenen Substanzen
auftreten können.
-
Die
vorliegende Erfindung ist für
eine große
Breite von Proteinen und Polypeptidmitteln mit einer Neigung zur
Aggregation einsetzbar, wie etwa für eine Reihe von Polypeptiden,
die aus eukariotischen, prokariotischen und viralen Quellen stammen,
sowie für
synthetische Peptide. Solche Polypeptide umfassen ohne Einschränkung Peptidwirkstoffe,
die Antibiotika und antivirale Mittel, Antineoplastika, Immunmodulatoren,
Peptidhormone wie Insulin, Proinsulin, Wachstumshormon, GHRH, LHRH,
EGF, Somatostatin, SNX-111, BNP, Insulinotropin, ANP, und Glycoproteinhormone
wie FSH, LH, PSH und hCG darstellen.
-
Die
vorliegende Erfindung wurde unter Verwendung von Insulin und Insulinanaloga
beispielhaft veranschaulicht, ist jedoch nicht auf Insulinverbindungen beschränkt. Insulin
wurde aufgrund seiner Neigung zur Selbstassoziation zu Hexameren
und als „geschichtete
Hexamere" bezeichneten
polymeren Strukturen zur Veranschaulichung der Erfindung ausgewählt. Eine
solche Assoziation inhibiert die transdermale Verabreichung des
Polypeptids und kann Reizungen am Verabreichungsort verursachen.
-
Beispiele
von Insulinverbindungen zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung
umfassen alle kommerziell erhältlichen
Insuline, wie z.B. rekombinantes Humaninsulin von Sigma, St. Louis,
MO, das als neutrale Lösungen
oder Suspensionen von Zinkinsulin formuliert ist. Derartige Zubereitungen
von Insulin enthalten mindestens zwei gebundene Zinkionen pro Hexamer
und weisen eine Insulinkonzentration von etwa 0,2 bis etwa 3,0 mM
(1 mg/ml bis 18 mg/ml) auf. Allerdings können hier auch Insulinzubereitungen
mit höheren
Konzentrationen an Insulin bis etwa 17 mM verwendet werden. Insulin,
das frei von Metallen wie etwa Zink ist, kann ebenfalls in den vorliegenden
Verfahren verwendet werden, die Konzentration kann im Bereich von
etwa 0,1 bis 30 mM liegen. Insulinanaloga zur Verwendung als Insulinverbindung
umfassen hier kommerziell erhältliche
Humaninsulinanaloga wie ein LysB28- und
ProB29-Insulin, das von Lilly (Indianapolis,
IN) als Humalog®-Insulin-lispro-Injektion
erhältlich
ist und das in den Beispielen weiter beschrieben ist; Insulinverbindungen,
enthaltend Protamin wie NPH (Neutral Protamin Hagedorn) und Isophan-Insulin
(erhältlich
von verschiedenen Herstellern); und Lente und zweiphasige Insuline
(erhältlich
von verschiedenen Herstellern). Siehe z.B. Remington: The Science
and Practice of Pharmacy, Mack Publishing Company, Easton, Pennsylvania,
19. Auflage, 1995, bezüglich
einer Beschreibung dieser und anderer Insulinverbindungen.
-
Weitere
Insulinanaloga zur Verwendung hierin umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein,
Analoga wie die von Marki et al., Z. Physiol. Chem. (1979), 360:
1619-1632, beschriebenen, die an den Aminosäurepositionen 2, 5, 6, 7, 8
und 11 der A-Kette und 5, 7, 13 und 16 der B-Kette substituiert
sind; sulfatierte Insuline wie die von Albisser et al. in US Pharmacopeial
Convention, Rockville, MD (Gueriguian et al., Hg.), Seiten 84-95
beschriebenen; Des-Phe-Insulin (wobei die N-terminate Aminosäure der
B-Kette deletiert ist); Insulinanaloga mit zusätzlichen Deletionen bestimmter
Aminosäuren,
wie Deletion von Phe
B24 oder Phe
B25 (US-Patent 5,164,366 von Balschmidt et
al.); Insulinanaloga mit Aminosäuresubstitution,
insbesondere in der B9-B12-Region und den B26-B28-Positionen, wobei
der für
die natürliche Aminosäure substituierte
Rest hydrophiler und im Allgemeinen Asp, Glu, Ser, Thr, His und
Ile ist (
EP 214,826
B1 , veröffentlicht
am 18. März
1987); Humaninsulinanaloga, bei denen ausgewählte Aminosäurereste durch Asp- und Glu-Reste substituiert
sind (WO 92/12999, veröffentlicht
am 6. August 1992) und dergleichen.
-
Histidinverbindungen
zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung umfassen L-His und
Analoga davon, wie, ohne darauf beschränkt zu sein, His-enthaltende
Dipeptide und Tripeptide, wie His-Gly, Gly-His, Ala-His, 3-Methyl-His,
1-Methyl-His, L-Carnosin (auch als β-Ala-His bekannt), His-Ser und
His-Ala. Die Auswahl einer geeigneten Histidinverbindung liegt im
Bereich des Fachwissens und ist weitgehend von dem jeweils fraglichen
Polypeptid abhängig.
-
Die
Histidinverbindung liegt allgemein bei ihrem isoelektrischen Punkt
und in einer Konzentration von etwa 1 mM bis 330 mM, bevorzugt etwa
10 mM bis etwa 250 mM und besonders bevorzugt etwa 25 mM bis etwa
250 mM vor. Die optimale Histidinkonzentration hängt von einer Reihe von Faktoren
ab, einschließlich Insulinkonzentration,
Konzentration anderer Salze (z.B. NaCl), Anwesenheit oder Abwesenheit
von Zink, Anwesenheit oder Abwesenheit von Konservierungsmitteln,
Neigung des Polypeptids zur Oligomerbildung und dergleichen. Im
Allgemeinen beträgt
die Konzentration von Histidin wenigstens etwa 10 mM. Der Fachmann auf
dem Gebiet der Proteinformulierung kann die optimale Histidinkonzentration
für die
in einer bestimmten Anwendung oder Zubereitung verwendeten spezifischen
Variablen (z.B. Insulinkonzentration, Salzkonzentration, Anwesenheit
oder Abwesenheit von Zink, Konservierungsmittel oder keine Konservierungsmittel)
leicht bestimmen.
-
Das
Polypeptid liegt in einer therapeutisch wirksamen Menge vor, d.h.
in einer Menge, die ausreicht, um das gewünschte therapeutische Ergebnis
zu erreichen. Die exakt benötigte
Menge unterscheidet sich von Versuchsperson/-objekt zu Versuchsperson/-objekt
in Abhängigkeit
von Gattung, Alter und allgemeinem Zustand der/des Versuchsperson/-objekts,
der Schwere des behandelten Krankheitszustands und des speziell interessierenden
Polypeptidwirkstoffs. Therapeutisch wirksame Dosen kann der Fachmann
leicht unter Verwendung von z.B. Standard-Dosis-Wirkungskurven und dergleichen bestimmen.
Wenn das Polypeptid z.B. Insulin ist, liegt es normalerweise in
einer Konzentration von etwa 0,1 bis etwa 30 mM, bevorzugt 0,2 bis
etwa 20 mM und besonders bevorzugt etwa 0,3 bis etwa 17 mM vor,
wobei die Konzentration von der speziell verwendeten Insulinverbindung
abhängt
und davon, ob das Molekül
gebundenes Zink enthält.
-
Wenn
L-His zusammen mit kommerziell erhältlichem Humaninsulin, das
im Allgemeinen Insulin in Form von Hexameren und geschichteten Hexameren
umfasst, verwendet wird, liegt das Insulin gewöhnlich in einer Konzentration
von etwa 0,2 mM bis etwa 17 mM (1 mg/ml bis 100 mg/ml) und L-His
in einer Konzentration von etwa 25 bis 250 mM vor. Der Fachmann
kann ohne Weiteres die geeignete Menge von Insulin und L-His zur
Verwendung im erfindungsgemäßen Verfahren
bestimmen.
-
Polypeptidwirkstoffe
zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung können negativ geladen, positiv geladen
oder neutral sein, wobei die Auswahl neben anderen Faktoren von
der speziell verwendeten Histidinverbindung sowie von dem gewünschten
pH abhängt.
Die Bestimmung dieser Parameter gehört zum Fachwissen. Wenn z.B.
L-His als Histidinverbindung verwendet wird und der ph-Wert der
Zusammensetzung 7 bis 8 beträgt,
so ist die Insulinverbindung negativ geladen.
-
Der
pH der endgültigen
Lösung
beträgt
im Allgemeinen etwa pH 6 bis pH 8,5, bevorzugt pH 7 bis etwa pH
8. Der pH der Lösung
kann jedoch wiederum in Abhängigkeit
von dem im Verfahren verwendeten speziellen Polypeptid und der Histidinverbindung
variieren.
-
Die
Polypeptid- und Histidinverbindungen liegen im Allgemein in pharmazeutisch
verträglichen
Exzipienten vor, wie Wasser, Kochsalzlösung, wässrige Dextrose, Glycerol,
Ethanol und dergleichen, sodass sich eine Lösung oder Suspension bildet.
Die zu verabreichende pharmazeutische Zusammensetzung kann gegebenenfalls
auch geringe Mengen nichttoxischer Hilfsstoffe enthalten, wie Feuchthalte-
oder Emulgiermittel, Konservierungsstoffe, pH-Puffer und dergleichen,
z.B. Natriumacetat, Sorbitanmonolaurat, Triethanolamin-Natriumacetat,
Triethanolamin-Oleat, etc. Die Auswahl geeigneter Exzipienten und
Additive bestimmt sich maßgeblich
nach den verwendeten Polypeptid- und Histidinverbindungen. Bezüglich einer
Darstellung von Polypeptidzubereitungen siehe z.B. Remington: The
Science and Practice of Pharmacy, Mack Publishing Company, Easton,
Pennsylvania, 19. Auflage, 1995.
-
Für Insulinzubereitungen
umfassen solche Substanzen ohne Einschränkung Konservierungsstoffe wie
Methylparaben und Phenol (m-Cresol), isotonische Mittel wie Glycerol
oder Salze, einschließlich,
jedoch ohne darauf beschränkt
zu sein, NaCl (im Allgemeinen in einer Konzentration von etwa 1
bis etwa 100 mM NaCl); und andere Additive und Puffer wie Natriumacetat,
Na3PO4, und dergleichen.
Bezüglich
einer Darstellung von Insulinzubereitungen siehe z.B. Brange, J.,
Stability of Insulin (Kluwer Academic Publishers); J. Brange, Galenics
of Insulin, The Physico-chemical and Pharmaceutical Aspects of Insulin
and Insulin Perparations (Springer-Verlag); und Remington: The Science
and Practice of Pharmacy, Mack Publishing Company, Easton, Pennsylvania,
19. Auflage, 1995.
-
Sobald
die gewünschte
Polypeptidzubereitung mit Histidin hergestellt ist, kann sie dem
Lebewesen unter Verwendung verschiedener Systeme zur transdermalen
Wirkstoffverabreichung verabreicht werden, wobei die Verabreichung
nicht auf die Verwendung eines bestimmten Systems beschränkt ist.
Beispiele von Systemen zur iontophoretischen Wirkstoffverabreichung
sind z.B. in den US-Patenten Nr. 5,312,326 von Myers et al.; 5,080,646
von Theeuwes et al.; 5,387,189 von Gyory et al. und 5,169,383 von
Gyory et al. beschrieben, auf deren Offenbarung hier in Gänze Bezug
genommen wird.
-
2 veranschaulicht
eine repräsentative
Vorrichtung zur iontophoretischen Verabreichung, die in Verbindung
mit dem vorliegenden Verfahren eingesetzt werden kann. Die Vorrichtung 10 umfasst
ein oberes Gehäuse 16,
eine Leiterplatte 18, ein unteres Gehäuse 20, Anodenelektrode 22,
Kathodenelektrode 24, Anodenreservoir 26, Kathodenreservoir 28 und
einen hautverträglichen
Klebestreifen 30. Das obere Gehäuse 16 weist laterale
Flügel 15 auf,
die dazu beitragen, die Vorrichtung 10 auf der Haut eines
Patienten zu halten. Das obere Gehäuse 16 besteht bevorzugt
aus einem spritzgießbaren
Elastomer (zum Beispiel Ethylenvinylacetat). Die bestückte Leiterplatte 18 umfasst
einen integrierten Schaltkreis 19, der an die einzelnen
Komponenten 40 und Batterie 32 angeschlossen ist.
Die Leiterplatte 18 ist mittels durch die Öffnungen 13a und 13b geführter Stege
(in 2 nicht gezeigt) mit dem Gehäuse 16 verbunden,
wobei die Enden der Stege erhitzt/geschmolzen werden, um die Leiterplatte 18 durch
die Hitzeeinwirkung am Gehäuse 16 zu
befestigen. Das untere Gehäuse 20 ist
mit dem oberen Gehäuse 16 mittels
des Klebestreifens 30 verbunden, wobei die obere Oberfläche 34 des
Klebestreifens 30 sowohl an dem unteren Gehäuse 20 als
auch an dem oberen Gehäuse 16 einschließlich der
Unterseiten der Flügel 15 haftet.
-
Auf
der Unterseite der Leiterplatte 18 ist (teilweise) eine
Knopfzellbatterie 32 gezeigt. Andere Arten von Batterien
können
zum Betrieb der Vorrichtung 10 ebenfalls verwendet werden.
-
Die
Vorrichtung 10 umfasst im Allgemeinen eine Batterie 32,
elektronische Steuerungsvorrichtungen 19, 40,
Elektroden 22, 24 und Wirkstoff-/chemische Reservoire 26, 28,
die alle in einer abgeschlossenen Einheit integriert sind. Die Schaltkreisausgänge (nicht
gezeigt in 2) der Leiterplatte 18 stehen
mittels elektrisch leitender Klebestreifen 42, 42' durch Öffnungen 23, 23' in den im unteren
Gehäuse 20 ausgebildeten
Vertiefungen 25, 25' in
elektrischem Kontakt mit den Elektroden 24 und 22.
Die Elektroden 22 und 24 stehen wiederum in direktem
mechanischen und elektrischen Kontakt mit den Oberseiten 44', 44 der
Wirkstoffreservoire 26 und 28. Die Unterseiten 46', 46 der
Wirkstoffreservoire 26, 28 stehen durch die Öffnungen 29', 29 im
Klebestreifen 30 mit der Haut des Patienten in Kontakt.
-
Die
Vorrichtung 10 ist gegebenenfalls so ausgelegt, dass der
Patient sich eine Dosis des Wirkstoffes mittels Elektrotransport
selbst verabreichen kann. Durch Drücken des Druckknopfschalters 12 liefert
die elektronische Schaltungstechnik auf der Leiterplatte 18 einen
voreingestellten DC-Strom während
eines Abgabeintervalls von voreingestellter Länge an die Elektroden/Reservoire 22, 26 und 24, 28.
Der Druckknopfschalter 12 ist geeigneterweise auf der Oberseite
der Vorrichtung 10 angebracht und lässt sich leicht durch die Kleidung betätigen. Zur
Inbetriebnahme der Vorrichtung zur Wirkstoffabgabe wird bevorzugt
ein doppeltes Drücken
des Druckknopfschalters 12 innerhalb einer kurzen Zeitdauer,
z.B. 3 Sekunden, verwendet, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer
unbeabsichtigten Inbetriebnahme der Vorrichtung 10 minimiert
wird. Vorzugsweise übermittelt
die Vorrichtung dem Benutzer eine visuelle und/oder akustische Bestätigung für den Beginn
des Wirkstoffabgabeintervalls, indem eine LED 14 aufleuchtet
und/oder ein akustisches Tonsignal von z.B. einem „Pieper" ertönt. Der
Wirkstoff wird über
die Haut des Patienten mittels Iontophorese, z.B. auf dem Arm, während des
vorbestimmten Abgabeintervalls abgegeben.
-
Die
anodische Elektrode 22 umfasst bevorzugt Silber und die
kathodische Gegenelektrode 24 umfasst bevorzugt Silberchlorid.
Beide Reservoire 26 und 28 umfassen bevorzugt
Polymerhydrogelmaterialien. Die Elektroden 22, 24 und
die Reservoire 26, 28 werden in den Vertiefungen 25', 25 im
unteren Gehäuse 20 gehalten.
-
Der
Druckknopfschalter 12, die elektronische Schaltungstechnik
auf der Leiterplatte 18 und die Batterie 32 sind
zwischen dem oberen Gehäuse 16 und
dem unteren Gehäuse 20 klebend „versiegelt". Das obere Gehäuse 16 besteht
bevorzugt aus Gummi oder einem anderen elastomeren Material. Das
untere Gehäuse 20 besteht
bevorzugt aus einem Kunststoff oder elastomeren bahnförmigen Material
(z.B. Polyethylen), das leicht geformt werden kann, um Vertiefungen 25, 25' auszubilden,
und leicht geschnitten werden kann, um Öffnungen 23, 23' auszubilden.
Die zusammengesetzte Vorrichtung 10 ist vorzugsweise wasserresistent
(d.h. spritzwassergeschützt)
und ganz besonders bevorzugt wasserdicht. Das System besitzt einen
flachen Querschnitt, der sich leicht an den Körper anpasst, wodurch Bewegungsfreiheit
am und um den Trageort gewährleistet
wird. Die Reservoire 26 und 28 sind auf der Haut-kontaktierenden
Seite der Vorrichtung 10 angebracht und ausreichend voneinander
getrennt, um ein versehentliches elektrisches Kurzschließen während der
normalen Handhabung und Verwendung zu verhindern.
-
Die
Vorrichtung 10 haftet mittels des peripheren Klebestreifens 30,
der eine obere Seite 34 und eine Körper-kontaktierende Seite 36 aufweist,
an der Körperoberfläche (z.B.
Haut) des Patienten. Die anhaftende Seite 36 besitzt Hafteigenschaften,
die gewährleisten,
dass die Vorrichtung 10 während der normalen Benutzertätigkeit
an Ort und Stelle auf dem Körper
bleibt, und die dennoch eine angemessene Entfernung nach der vorbestimmten
(z.B. 24 Stunden) Tragedauer gestatten. Die obere klebende Seite 34 haftet
am unteren Gehäuse 20 und
sorgt für
eine Verbindung des unteren Gehäuses 20 mit
dem oberen Gehäuse 16.
-
Die
Reservoire 26 und 28 umfassen im Allgemeinen eine
Gelmatrix, wobei die Wirkstofflösung
gleichförmig
in wenigstens einem der Reservoire 26 und 28 dispergiert
ist. Es können
Wirkstoffkonzentrationen im Bereich von etwa 1 × 10-4 M
bis 1,0 M oder mehr verwendet werden, wobei Wirkstoffkonzentrationen
im unteren Teil des Bereiches bevorzugt sind. Geeignete Polymere
für die
Gelmatrix können
im Wesentlichen alle nichtionischen synthetischen und/oder natürlich vorkommenden
polymeren Materialien sein. Polare Eigenschaften sind bevorzugt,
wenn das aktive Mittel polar und/oder zur Ionisierung befähigt ist,
sodass die Löslichkeit
des Mittels erhöht
wird. Gegebenenfalls ist die Gelmatrix wasserquellbar. Beispiele
geeigneter synthetischer Polymere umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein,
Polyacrylamid, Poly(2-hydroxyethylacrylat), Poly(2-hydroxypropylacrylat),
Poly(N-vinyl-2-pyrrolidon), Poly(N-methylolacrylamid), Poly(diacetonacrylamid), Poly(2-hydroxyethylmethacrylat),
Polyvinylalkohol und Polyallylalkohol. Hydroxyfunktionelle kondensierte
Polymere (d.h. Polyester, Polycarbonate, Polyurethane) sind ebenfalls
Beispiele geeigneter polarer synthetischer Polymere. Zur Verwendung
als Gelmatrix geeignete polare natürlich vorkommende Polymere
(oder Derivate davon) sind beispielsweise Celluloseether, Methylcelluloseether,
Cellulose und hydroxylierte Cellulose, Methylcellulose und hydroxylierte
Methylcellulose, Gummis wie etwa Guarkernmehl, Johannisbrot(kernmehl),
Karayagummi, Xanthangummi, Gelatine und Derivate davon. Ionische
Polymere können
ebenfalls für
die Matrix verwendet werden, vorausgesetzt, die verfügbaren Gegenionen
sind entweder Wirkstoffionen oder andere Ionen, die relativ zum
aktiven Mittel entgegengesetzt geladen sind.
-
Die
in der vorliegenden Erfindung verwendeten Polypeptid/Histidin-Zubereitungen werden
somit in das Wirkstoffreservoir eingebracht, z.B. eine Gelmatrix
wie soeben beschrieben, und einem Patienten unter Verwendung eines
Systems zur iontophoretischen Wirkstoffverabreichung, gegebenenfalls
wie oben beispielhaft dargestellt, verabreicht. Das Einbringen der
Wirkstofflösung
kann auf eine Reihe von Arten erfolgen, z.B. durch Aufsaugen der
Lösung
in die Reservoirmatrix, durch Vermischen der Wirkstofflösung mit
dem Matrixmaterial vor Bildung des Hydrogels, oder dergleichen.
-
In
anderen erfindungsgemäßen Ausführungsformen
kann passive transdermale Verabreichung zur Verabreichung der Polypeptid/Histidin-Zubereitungen
verwendet werden. Der Fachmann erkennt, dass die vorliegende Erfindung
in Verbindung mit einer großen
Breite passiver transdermaler Systeme verwendet werden kann, da
die Erfindung in dieser Hinsicht nicht beschränkt ist. Für Beispiele passiver Systeme
kann, ohne darauf beschränkt
zu sein, Bezug auf die US-Patente Nr. 4,379,454 von Campbell et
al.; 4,588,580 von Gale et al.; 4,832,953 von Campbell et al.; 4,698,062
von Gale et al.; 4,867,982 von Campbell et al. und 5,268,209 von
Hunt et al. genommen werden, wobei jedes der dort beschriebenen
Systeme in der vorliegenden Erfindung eingesetzt werden kann. Zwei
Beispiele von Vorrichtungen zur passiven transdermalen Verabreichung
sind in den 3 und 4 dargestellt.
-
In 3 umfasst
die Vorrichtung zur passiven transdermalen Verabreichung 88 ein
Reservoir 90, das die transdermal zu verabreichende Zubereitung
enthält.
Das Reservoir 90 liegt bevorzugt in Form einer Matrix vor,
die die Zubereitung darin dispergiert enthält. Das Reservoir 90 befindet
sich sandwichartig zwischen einer Rückschicht 92, die
für das
Mittel undurchlässig
ist, und einer optionalen Membran zur Geschwindigkeitskontrolle 94.
In 3 ist das Reservoir 90 aus einem Material
wie etwa einem Polymer gebildet, das ausreichend viskos ist, um
seine Form beizubehalten. Wenn ein Material geringerer Viskosität für das Reservoir 90 verwendet
wird, wie ein wässriges
Gel, dichtet man die Rückschicht 92 und
die Membran zur Geschwindigkeitskontrolle 94 in ihren Randbereichen
zur Vermeidung von Leckage zusammen ab. Unter der Membran 94 befindet sich
die Einheit 2 zur Durchbohrung der Haut, die auf einer
zur Haut zeigenden Oberfläche
davon ein verbindendes Mittel 65 aufweist, das sich durch
die Öffnungen
(nicht gezeigt) in der Einheit 2 erstreckt, um die Membran 94 zu
kontaktieren. Die Vorrichtung 88 haftet mittels der Kontaktklebefläche 96 um
die Randbereiche der Einheit 2 und gegebenenfalls mittels
eines der Verankerungselemente der zuvor beschriebenen Ausführungsformen
auf einer Körperoberfläche. Anfangs
wird die verbindende Einheit 65 in den meisten Fällen aktives
Mittel enthalten. Normalerweise wird eine abziehbare Freisetzungsabdeckung
(nicht gezeigt) entlang der freiliegenden Oberfläche der Klebeschicht 96 aufgebracht
und vor Anwendung der Vorrichtung 10 auf der Körperoberfläche entfernt.
-
Wie
in der vergrößerten 4 gezeigt,
kann die transdermale therapeutische Vorrichtung 98 alternativ mittels
einer flexiblen klebenden Auflage 100 mit der Körperoberfläche verbunden
werden. Die Vorrichtung 98 besteht aus einem Mittel-enthaltendem Reservoir 90,
das vorzugsweise in Form einer Matrix vorliegt, die das darin dispergierte
Mittel enthält.
Die verbindende Einheit 65 erstreckt sich durch die Öffnungen 8,
um das Reservoir 90 zu kontaktieren. Alternativ kann die
Matrix im Reservoir 90 sich durch die Öffnungen 8 erstrecken, um
anfangs in Kontakt mit dem verbindenden Mittel 65 zu stehen,
oder das Reservoir und das verbindende Mittel können gleich sein. Eine undurchlässige Rückschicht 102 schließt an eine
Oberfläche
des Reservoirs 90 an. Die klebende Auflage 100 hält die Vorrichtung
auf der Körperoberfläche. Die
klebende Auflage 100 kann zusammen mit den übrigen Elementen
der Vorrichtung 98 hergestellt werden oder separat davon
bereitgestellt werden. Für
bestimmte Zubereitungen kann die klebende Auflage 100 dem
in 3 gezeigten Kontaktkleber 96 bevorzugt
sein. Dies trifft beispielsweise zu, wenn das Reservoir für das Mittel
ein Material enthält
(wie z.B. eine ölige
oberflächenaktive
Substanz), das die klebrigen Eigenschaften der Kontaktklebeschicht 96 negativ beeinflusst.
Die undurchlässige
Rückschicht 102 ist
vorzugsweise etwas größer als
das Reservoir 90, sodass sie auf diese Weise die Mittel
im Reservoir 90 davon abhält, auf nachteilige Weise mit
dem Kleber in der Auflage 100 in Wechselwirkung zu treten.
Gegebenenfalls kann eine Membran zur Geschwindigkeitskontrolle (nicht gezeigt
in 4), ähnlich
der Membran 94 in 3, auf der
Seite zur Körperoberfläche des
Reservoirs 90 angebracht werden. Normalerweise wird auch
eine abziehbare Freisetzungsabdeckung (nicht gezeigt) mit der Vorrichtung 98 zur
Verfügung
gestellt, die unmittelbar vor Anwendung der Vorrichtung 98 auf
der Körperoberfläche entfernt
wird.
-
Die
Zubereitung des Reservoirs 90 kann auf wässriger
oder nichtwässriger
Basis vorliegen. Die Zubereitung ist so hergerichtet, dass das Mittel
in den benötigten
Flussraten verabreicht wird. Wässrige
Zubereitungen enthalten üblicherweise
Wasser und etwa 1 bis 60 Gew.-% eines hydrophilen Polymers als Geliermittel, wie
Hydroxyethylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Hydroxyethylmethacrylat
und in weichen Kontaktlinsen verwendete Polymere. Übliche nichtwässrige Zubereitungen
enthalten Silikonflüssigkeiten,
Silikonkautschuke, Kohlenwasserstoffpolymere, Polyisobutylen, Gummis
oder Mineralöl.
Gele auf Basis von Mineralöl
enthalten üblicherweise
auch 1 bis 2 Gew.-% eines Geliermittels, wie kolloidales Siliziumdioxid.
-
Die
Reservoirmatrix mit darin enthaltenem Mittel sollte mit dem verabreichten
Mittel, dem die Aufnahme inhibierenden Mittel (sofern vorhanden)
und jedem Träger
dafür verträglich sein.
Wenn ein System auf wässriger
Basis verwendet wird, ist die Reservoirmatrix vorzugsweise ein hydrophiles
Polymer (z.B. ein Hydrogel). Wenn ein System auf nichtwässriger
Basis verwendet wird, besteht die Reservoirmatrix vorzugsweise aus
einem hydrophoben Polymer. Geeignete Polymermatrices sind im Fachgebiet
der transdermalen Wirkstoffverabreichung hinreichend bekannt.
-
Wenn
eine konstante Verabreichungsgeschwindigkeit des Mittels gewünscht ist,
liegt das Mittel in der Matrix oder dem Träger in einer Konzentration
oberhalb des Sättigungsgrades
vor, wobei der Überschuss
eine Funktion der gewünschten
Verabreichungszeit des Mittels des Systems darstellt. Das Mittel
kann allerdings auch bei einem Wert unterhalb des Sättigungsgrades
vorliegen, solange die Polypeptid/Histidin-Zubereitung und das die
Aufnahme verhindernde Mittel (sofern vorhanden) kontinuierlich und
weitgehend am selben Ort der Körperoberfläche in einer
Menge und für
einen Zeitraum verabreicht werden, die ausreichen, um eine Reizung
der Haut durch das Mittel zu vermindern oder zu verhindern.
-
Zusätzlich zu
dem aktiven Mittel kann das verbindende Mittel auch Farbstoffe,
Pigmente, inerte Füller, Durchdringungsverstärker, Exzipienten,
Klebrigmacher, neutrale Polymere, oberflächenaktive Substanzen, Reagenzien,
Puffer, Weichmacher und andere herkömmliche Bestandteile pharmazeutischer
Produkte oder transdermaler Vorrichtungen, die im Fachgebiet bekannt
sind, enthalten.
-
Die
Menge an im Reservoir vorliegenden Mittel und die Größe des Reservoirs
sind im Allgemeinen nicht beschränkt,
wobei es sich um eine Menge handelt, die gleich oder größer derjenigen
Menge an Mittel ist, die in dessen freigesetzter Form wirksam ist,
um die gewünschten
lokalen und/oder systemischen physiologischen und/oder pharmakologischen
Wirkungen hervorzurufen.
-
Die
bevorzugte Form, in der ein Mittel verabreicht wird, bestimmt im
Allgemeinen die Art des zu verwendenden Verabreichungssystems, und
umgekehrt. Das heißt
die Auswahl eines passiven Systems, welches das Mittel durch Diffusion
verabreicht, oder eines elektrisch betriebenen Systems, welches
das Mittel durch Iontophorese verabreicht, hängt in erster Linie von der
Art des Mittels ab. Für
passive Verabreichungssysteme wurde beispielsweise im Allgemeinen
erkannt, dass das Mittel vorzugsweise entweder in seiner freien
Base- oder Säureform
als in der Form eines wasserlöslichen
Salzes verabreicht wird, wenn das Mittel durch das Stratum Corneum
diffundiert. Für
Vorrichtungen zur iontophoretischen Verabreichung wurde andererseits
erkannt, dass die Mittel im Allgemeinen in Wasser löslich sein
sollten. Im Allgemeinen nimmt man an, dass die Durchgangswege bei
passiver und iontophoretischer transdermaler Verabreichung des Mittels
durch intakte Haut unterschiedlich sind, wobei die passive Verabreichung
durch Lipidregionen (d.h. hydrophobe Regionen) der Haut auftritt,
und die iontophoretische Verabreichung durch hydrophile Durchgangswege
oder Poren auftritt, wie etwa jene, die mit Haarfollikeln und Schweißdrüsen zusammenhängen. Im
Fall von durchbohrter Haut kann ein erheblicher passiver Fluss durch
die gebildeten Durchgangswege, die wässrig sind, erwartet werden.
Das Mittel zur passiven Verabreichung im Falle von durchbohrter
Haut ist im Allgemeinen hydrophil (z.B. wasserlösliche Salzform), die bevorzugte
Form eines Mittels zur iontophoretischen Verabreichung ist ebenfalls
hydrophil (z.B. wasserlösliche
Salzform). Zur passiven Verabreichung kann eine Kombination aus
ionisiertem Mittel (z.B. wasserlöslich)
und nichtionisiertem Mittel (z.B. hydrophil) verwendet werden.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
zur passiven transdermalen Verabreichung von Insulin enthält die Zubereitung
einen Histidinpuffer und eine Insulinverbindung, die frei von Zink
und Konservierungsmitteln wie m-Cresol oder Phenol ist, und entweder
Wildtyp-Humaninsulin oder ein Analogon von Insulin mit einer verminderten
Neigung zur Selbstassoziation, wie etwa ein LysB28ProB29-Humaninsulin-Analogon.
In einer solchen Zuberreitung ist der Anteil der vorhandenen Insulinmoleküle als schneller
diffundierende Sorte mit geringerem Molekulargewicht maximiert.
-
Die
Polypeptid/Histidin-Zubereitungen können auch unter Verwendung
osmotisch und Druck-getriebener Systeme verabreicht werden, bei
denen die Mittel durch einen an ein Lösungsmittel gekoppelten Fluss
verabreicht werden. Bei solchen Systemen hat das aktive Mittel vorzugsweise
eine ausreichende Löslichkeit
im Trägerlösungsmittel.
Der Fachmann erkennt, dass die vorliegende Erfindung in Verbindung
mit einer großen Breite
osmotisch und Druck-getriebener Systeme verwendet werden kann, da
die Erfindung in dieser Hinsicht nicht auf eine bestimmte Vorrichtung
beschränkt
ist. Bezüglich
Beispielen osmotisch und Druck-getriebener Vorrichtungen sei auf
die US-Patente Nr. 4,340,480 von Eckenhoff; 4,655,766 von Theeuwes
et al.; 4,753,651 von Eckenhoff; 5,279,544 von Gross et al.; 4,655,766
von Theeuwes; 5,242,406 von Gross et al.; und 4,753,651 von Eckenhoff
verwiesen, die alle für
die vorliegende Erfindung verwendet werden können.
-
III. Experimentalteil
-
Materialien
-
Humaninsulin
(hergestellt durch Expression in E. coli.), β-Lactoglobulin, L-Histidin (Base) und
Serinamid wurden von Sigma (St. Louis, MO) erworben. Die Insulinpräparation
von Sigma enthält
etwa 0,4% Zink, was etwa zwei Zinkatomen pro Insulinhexamer entspricht.
Humalog® (ein
LysB28ProB29-Humaninsulin-Anlogon) sowie
Humulin® (Humaninsulin-Injektion),
die beide einem rekombinanten DNA-Ursprung entstammen und von Lilly (Indianapolis,
IN) hergestellt werden, wurden von Handelsapotheken bezogen. L-Histidin
(Base) wurde von J.T. Baker (Phillipsburg, NJ) sowie von Sigma (St.
Louis, MO) erhalten. Eisessig wurde von J.T. Baker (Phillipsburg,
NJ) erhalten. Salzsäure
wurde von Mallinckrodt (Paris, KY) erworben. Natriumchlorid (NaCl)
wurde von Aldrich (St. Louis, MO) geliefert. Lysozym wurde von der
Worthington Biochemical Corp. (Freehold, NJ) erhalten. L-Glycyl-L-histidindipeptid
wurde von Bachem Bioscience Inc. (King of Prussia, PA) synthetisiert.
-
Verfahren
-
Herstellung zinkfreier
Humaninsuline
-
Alle
aus gewerblichen Quellen erhältlichen
Humaninsuline enthalten etwa zwei gebundene Zinkmoleküle pro Insulinhexamer.
Das an das Wildtyp-Humaninsulin (erhältlich von Sigma oder als Humulin® R)
und das LysB28ProB29-Analogon
(erhältlich
als Humalog®)
gebundene Zink kann durch umfassende Dialyse gegen 10 mM Essigsäure bei
4°C entfernt
werden. Im Fall von Humulin® R und Humalog® wurde
der pH des injizierbaren Insulins zunächst unter Verwendung von Eisessig
und 1 N Salzsäure
vor der Dialyse von neutralem pH auf pH 3,5 eingestellt. Das Insulin
wurde nach der Dialyse gefriergetrocknet. Eine Analyse auf Zink
des gefriergetrockneten Materials ergab, dass der Restzinkgehalt
weniger als 0,03 Zink/Hexamer betrug.
-
Herstellung
der L-Histidin- und L-Glycyl-L-Histidin-Puffer Milli-Q-Wasser (Millipore,
Medford, MA) wurde zur Herstellung aller Puffer verwendet. Vor der
Verwendung wurden die Puffer durch 0,22 μm Celluloseacetatmembranen gefiltert.
Der pH einer 252 mM L-Histidinlösung
betrug etwa pH 7,62 ± 0,1
bei 22°C,
der pH eines 1 M L-Glycyl-L-histidinpuffers betrug etwa pH 7,68 ± 0,1 bei
22°C.
-
Herstellung des Serinamidpuffers
-
Eine
100 mM Serinamidpuffer-Stammlösung
wurde hergestellt und der pH auf 7,5 ± 0,1 eingestellt.
-
Herstellung von Insulin
in L-Histidin- und L-Glycyl-L-Histidin-Puffern
-
Für jedes
in der analytischen Ultrazentrifuge durchgeführte Experiment wurde eine
Insulinstammlösung
hergestellt. Die Konzentration der Stammlösung wurde bestimmt, indem
ein Aliquot in 6 M Guanidinhydrochlorid (Pierce, Rockford, IL) verdünnt und
dessen Absorption mit einem Spektrophotometer (Aviv, Modell 14DS,
Lakewood, NJ) vermessen wurde. Vor der Bestimmung der Konzentration
der Probe wurde deren Absorption unter Verwendung eines molaren
Extinktionskoeffizienten von 1,109 ml mg-1 cm-1 bei 276 nm um die Lichtstreuung korrigiert.
Für Histidin-enthaltende Zubereitungen
wurde die Insulinstammlösung
entweder in 250 oder 330 mM L-Histidin hergestellt. Für L-Glycyl-L-Histidin
wurde die Insulinstammlösung
in 260 mM und/oder 1 M L-Glycyl-L-Histidin-Puffer hergestellt. Mit
Wildtypinsulin, das etwa 2 Zink/Hexamer enthielt, wurde üblicherweise
eine Stammlösung
von bis zu 10 mM (etwa 60 mg/ml) entweder in L-Histidin oder L-Glycyl-L-Histidin
hergestellt. Für
Zubereitungen ohne Histidin wurde eine mit NaOH auf pH 7,5 eingestellte Stammlösung in
10 mM NaCl hergestellt, die 7,1 mg/ml an Wildtypinsulin mit 2 Zink/Hexamer
enthielt. Im Fall zinkfreier Wildtyp- und/oder LysB28ProB29-Humaninsulin-Analoga
kann eine Stammlösung
von bis zu 17 mM (etwa 100 mg/ml) entweder in 0,1 M NaCl, pH 7,5
und/oder 250 mM Histidin, 0,1 M NaCl, pH 7,5 hergestellt werden.
Der pH der Insulinstammlösung
betrug etwa 7,68 ± 0,1
in einem 1 M Glycyl-Histidin-Puffer und pH 7,62 ± 0,1 in 250 mM Histidin bei
22°C.
-
Vor
dem Durchlauf der analytischen Ultrazentrifuge wurde die Insulinstammlösung entweder
mit Histidin- oder Glycyl-Histidin-Puffer mit oder ohne die geeignete
Menge an NaCl verdünnt,
sodass die Konzentration des Insulins von geringen 2 mg/ml (0,35
mM) bis zu hohen 40 mg/ml (7 mM) variierte. Die Endkonzentration
des L-Histidin-Puffers, in dem das Insulin gelöst wurde, variierte von 10
mM bis 252 mM. Mit L-Glycyl-L-Histidin wurden Wildtypinsulinzubereitungen,
die zwei Zink/Hexamer enthielten, in 250 und 750 mM Puffern in der
Ultrazentrifuge untersucht. Zusätzlich
wurde Natriumchlorid in einer Endkonzentration von 50 und 100 mM zu
einigen der Insulinproben in L-Histidin- oder L-Glycyl-L-Histidin-Puffern
gegeben.
-
Herstellung von Lysozym
und β-Lactoglobulin
-
Lysozymlösungen (15
mg/ml) wurden in 0,15 M NaCl mit 0,100 oder 250 mM L-Histidin hergestellt.
Der pH der Histidin-enthaltenden Lösungen betrug 7,60 ± 0,1 bei
21 °C; der
pH der Lysozymlösung
ohne L-Histidin wurde mit verdünnter
Base auf denselben Wert eingestellt. In gleicher Weise wurde der
pH des β-Lactoglobulins
in 0,15 M NaCl mit verdünnter
Base auf denselben pH wie demjenigen in 250 mM L-Histidin, pH 7,74 ± 0,1, eingestellt.
-
Untersuchungen von Sedimentationsgleichgewichten
in der analytischen Ultrazentrifuge
-
Experimente
zu Sedimentationsgleichgewichten mit verschiedenen Insulinzubereitungen
wurden unter Verwendung einer analytischen Ultrazentrifuge (Modell
XL-A oder XL-I; Beckman, Palo Alto, CA) bei 32°C durchgeführt.
-
Die
Daten beim Sedimentationsgleichgewicht wurden für alle Proben unter Verwendung
von Rayleigh-Interferenzoptik und/oder Optik zum Abtasten des UV-sichtbaren Bereichs
bei verschiedenen Rotorgeschwindigkeiten erhalten. Im letzteren
Fall wurde die Absorption der Insulinproben bei mehreren Wellenlängen, z.B.
248, 288, 291 und 295 nm, gemessen. Die Werte des molaren Extinktionskoeffizienten
wurden aus Aufnahmen abgeschätzt,
die zu Beginn eines Durchgangs mit dem auf die obigen Wellenlängen eingestellten Monochromator
erhalten wurden. Diese Werte wurden verwendet, um die molaren Assoziationsgleichgewichtskonstanten
von Insulin unter verschiedenen Bedingungen zu berechnen. Jeder
Datenpunkt in den Absorptionsaufnahmen wurde als Mittelwert von
10 Aufnahmen mit einer jeweiligen Zunahme des Radialabstands von
0,002 cm aufgenommen. Beim Interferenzoptiksystem wurde Licht von
675 nm verwendet, um Sedimentationsgleichgewichtsdaten sowohl für Insulin-
als auch für
Lysozymproben zu erhalten. Die Randverschiebung einer 1 mg/ml Polypeptidlösung bei
einer Weglänge
von 1 cm wurde als 2,77 Randzonen angenommen (McMeekin et al., Biochem.
Biophys. Res. Comm. (1962) 7:151-156; Doty und Geiduschek, S. 393-460, in The Proteins,
1A, herausgegeben von Neurath und Baily, Academic Press, N.Y. (1943);
Perlmann und Longsworth, J. Amer. Chem. Soc. (1948) 70:2719-2724).
Dieser Wert wurde verwendet, um die molaren Assoziationskonstanten
für Insulin- und Lysozymproben
zu berechnen. Als Molekulargewicht von monomerem Humaninsulin wurden
5796 g/mol mit einem spezifischen Partialvolumen von 0,727 ml/g
angenommen, berechnet aus der Aminosäurezusammensetzung unter Verwendung
von Cohn-und-Edsall-Werten für
das übrige spezifische
Partialvolumen. Im Fall von Lysozym wurde ein Molekulargewicht des
Monomers von 14315 g/mol und ein Wert von 0,703 ml/g des spezifischen
Partialvolumens angenommen (Sophianopoulus et al., J. Biol. Chem.
(1962) 237:1107). Für β-Lactoglobulin
wurden UV-Absorptionsaufnahmen bei 280 nm gemacht, das Molekulargewicht
des Monomers wurde als 18400 g/mol angenommen. Das Partialvolumen
des Letzteren beträgt
0,747 ml/g (Kelly und Reithel, Biochemistry (1971) 10:2639-2644);
der zur Berechnung der molaren Assoziationskonstanten verwendete
Extinktionskoeffizient betrug 0,97 ml g-1 cm-1 (Wetlaufer und Lovrien, J. Biol. Chem.
(1964) 243:596). Das wirksame Auftriebsmolekulargewicht in Gegenwart
von L-Histidin wurde unter Verwendung des „Modells des ausgeschlossenen
Volumens" („excluded
volume model") (Jacobsen
et al., Biochemistry (1996) 35:13173-13179) berechnet, bei dem als
BAM-Wert einfach das mit dem spezifischen
Partialvolumen multiplizierte Molekulargewicht des Monomers angesetzt
wurde. Das spezifische Partialvolumen von L-Histidin und L-Glycyl-Histidin
wurde als 0,641 ml/g angesetzt (S. 370-381, Proteins, Amino Acids
and Peptides, (1943) herausgegeben von Cohn und Edsall, Hafner Publishing,
N.Y).
-
Nach
der Zentrifugation wurden die aus den Interferenz- und Absorptions-Aufnahmen gewonnenen Daten
unter Verwendung bekannter Verfahren analysiert, einschließlich eines
Algorithmus, der auf Gleichung 9 in Shire et al., Biochemistry (1991)
30:7703-7711 basiert. Der verwendete Algorithmus beinhaltete eine
Modifizierung, bei welcher der Anpassungsparameter (BM1)1/2 anstelle von (B)1/2 war.
Diese Analyse ergibt eine Abschätzung
der Assoziationskonstanten für
ein benutzerspezifiziertes Modell. Das Modell kann das eines idealen
Monomers sein (das einfachste Modell) oder eines Monomers, das im
chemischen Gleichgewicht mit 1, 2, 3 oder mehreren Aggregaten spezifischer
Größe vorliegt.
Das wahrscheinlichste Modell ist dasjenige, bei welchem die Summe
der Quadrate der Abweichung zwischen der experimentellen Absorption
und der theoretischen Absorption minimiert ist, d.h. das Modell,
das den geringsten Wert der Wurzel des mittleren Fehlerquadrats
aufweist.
-
Beispiel 1
-
Effekt von L-Histidin
auf die Löslichkeitsgrenze
von Insulin
-
Um
die Auswirkung von L-Histidin auf die Löslichkeitsgrenze vom Wildtyp-Humaninsulin mit
2 Zink/Hexamer zu bestimmen, wurden verschiedene Konzentrationen
von Insulin mit L-Histidin kombiniert. Wie in 1 gezeigt,
erhöhte
die Verwendung von L-Histidin in der Pufferlösung die maximale Insulinkonzentration einer
Insulin-enthaltenden Pufferlösung.
Ohne L-Histidin lag die höchste
erzielte Konzentration von Insulin mit 2 Zink/Hexamer bei pH 7,5;
10 mM NaCl und Raumtemperatur bei 7,1 mg/ml oder 1,2 mM. In Gegenwart
von 250 mM Histidin bei dessen pl wurden Insulinlösungen mit
einer Konzentration mit bis zu 16,5 mM erhalten, entsprechend einem
15fachen Anstieg der Konzentration.
-
Beispiel 2
-
Effekt von L-Histidin
und L-Glycyl-Histidin bei pl auf die Selbstassoziation von Insulin
in Abwesenheit von NaCl
-
Um
die Auswirkung von L-Histidin und L-Glycyl-Histidin bei deren pls
auf die Selbstassoziation in Abwesenheit von NaCl zu bestimmen,
wurden Untersuchungen zu Sedimentationsgleichgewichten wie oben
beschrieben durchgeführt.
Wie in Tabelle I gezeigt, führte
eine erhöhte
L-Histidinkonzentration zu einer Abnahme der Hexamerisierungsgleichgewichtskonstante.
Bei pH 7,5 und in Abwesenheit von Histidin konnten die Sedimentationsgleichgewichtsdaten
(aufgenommen bei 32°C
und einer Rotorgeschwindigkeit von 18000 bis 48000) mit einem Dimer-Hexamer-Assoziationsmodell
mit einem InK2-6-Wert von 52,6 angepasst
werden. Der Koeffizient B für
die Nicht-Idealität
berücksichtigt
den nicht-idealen Effekt, der aufgrund der sehr geringen Ionenstärke des
Puffers auftritt. Unter der Annahme, dass eine einzige Molekulargewichtsgröße vorlag,
ergab die Datenanalyse unter Verwendung des einfachsten Modells
einen Mavg/M1-Wert
von 5,5, wodurch nahegelegt wird, dass die mittlere Größe der Insulinaggregate
in Abwesenheit von Histidin geringfügig geringer als ein Hexamer
war. Die Beobachtung, dass drei Insulindimere sich in Gegenwart
von Zink bei neutralem pH zur Bildung eines Hexamers zusammenfügen, ist
mit veröffentlichten
Daten konsistent (Brange, Galenics of Insulin, (1987) Springer Verlag).
Die in Gegenwart von 20 bis 252 mM Histidin bei pH 7,6 ± 0,1 bei
verschiedenen Rotorgeschwindigkeiten aufgenommenen Sedimentationsgleichgewichtsdaten
wurden mit einem Dimer-Hexamer-Assoziationsmodell
angepasst. Eine Abnahme der Hexamerisierungsgleichgewichtskonstanten
wurde beobachtet, als die Konzentration von Histidin von 20 auf
252 mM erhöht
wurde. Der Effekt von Histidin wurde mit Insulin bei Insulinkonzentrationen
in der Zentrifugenzelle im Bereich von nur 0,01 mM (0,1 mg/ml) bis
zu 13 mM (75 mg/ml) beobachtet. Trotz der Tatsache, dass Histidin
die Löslichkeit
von Insulin deutlich erhöhte
(die Löslichkeitsgrenze
betrug 16,5 mM in 250 mM His, pH 7,5 ± 0,1), lag unter diesen Bedingungen
nicht das gesamte aggregierte Insulin als Dimere und Hexamere vor.
Bei der höchsten
Insulinkonzentration (6 mM), die in der Ultrazentrifuge untersucht
wurde, wurden auch Aggregate multipler Hexamere gefunden. Nur 80%
des ursprünglich
in die Zelle eingefüllten
Insulins blieb in Lösung,
als die Probe bei einer Rotorgeschwindigkeit von 20000 Upm ein Gleichgewicht
erreichte. Die übrigen
20% des Insulins bildeten als große unlösliche Aggregate ein Pellet
am Zellenboden. Eine ungefähre
Berechnung legt nahe, dass die Aggregate ein mittleres Molekulargewicht
von mehr als 100000 besaßen,
entsprechend etwa 3 Insulinhexameren.
-
Glycyl-Histidin
war eines der Histidinanaloga, die hinsichtlich ihrer Wirkung auf
die Selbstassoziation von Insulin untersucht wurden. Bei 250 mM
verminderte auch Glycyl-Histidin die Neigung von Insulin zur Ausbildung
von Hexameren, jedoch nicht so wirksam wie Histidin. Die Analyse
des unter Verwendung von Interferenzoptik bei einer Rotorgeschwindigkeit
von 50000 erhaltenen Sedimentationsgleichgewichts, die mit dem Modell
einer Größe durchgeführt wurde,
zeigte, dass das mittlere Molekulargewicht des Insulins demjenigen eines
Tetramers in Glycyl-Histidin entsprach (Tabelle I). Zum Vergleich,
bei 252 mM Histidin (die höchste
in der Ultrazentrifuge untersuchte Konzentration) entsprach das
mittlere Molekulargewicht des Insulins demjenigen eines Dimers.
Ersatz des Histidins durch einen weiteren Puffer, Serinamid, ebenfalls
auf pH 7,5 ± 0,1
eingestellt, konnte die Fähigkeit
von Wildtypinsulin zur Selbstassoziation bei neutralem pH nicht
vermindern. Tabelle
I Effekt
verschiedener Puffer auf die Selbstassoziation von Wildtyphumaninsulin
(mit 2 pro Hexamer gebundenen Zink) in Abwesenheit von Natriumchlorid
bei pH 7,5 ± 0,1
und 32°C,
analysiert unter Verwendung eines Dimer-Hexamer-Assoziationsmodells
- I.S.
- ist die Ionenstärke des
Puffers in mM
- B (g-2/l
mol)
- ist der Koeffizient
für die
Nicht-Idealität,
berechnet auf der Basis eines Insulindimers
- W. m. Fq.
- bezeichnet die Wurzel
des mittleren Fehlerquadrats bezüglich
der Abweichung zwischen experimentellen und theoretischen Daten
- Mavg/M1
- ist das mittlere Molekulargewicht
der sedimentierenden Spezies, dividiert durch das Molekulargewicht
des Insulinmonomers, bezüglich
eines nicht-idealen Modells einer Spezies
- InK2-6
- ist der natürliche Logarithmus
der Assoziationskonstante für
die Bildung eines Hexamers aus drei Dimeren
-
Beispiel 3
-
Effekt von L-Histidin
und L-Glycyl-Histidin bei pl auf die Selbstassoziation von Wildtyp-Humaninsulin
mit zwei pro Hexamer gebundenen Zink in Gegenwart von NaCl
-
Um
die Wirkung von L-Histidin und L-Glycyl-Histidin bei deren pls auf
die Selbstassoziation von Histidin in Gegenwart von NaCl zu bestimmen,
wurden Experimente wie oben beschrieben durchgeführt. Wenn die Ionenstärke der
Proben bei pH 7,5 mit Natriumchlorid auf etwa 100 mM angehoben wurde,
lag das Wildtyp-Humaninsulin
in Abwesenheit von Histidinpuffer vorwiegend als Hexamere vor. Wie in
Tabelle II gezeigt, trat eine leichte Abnahme der Hexamerisierungsgleichgewichtskonstante
auf, als die Konzentration des Histidins in den Insulinproben von
50 auf 226 mM erhöht
wurde. Der Effekt war nicht so stark wie derjenige, der bei Abwesenheit
von Salz beobachtet wurde (siehe Tabelle I). Bei 226 mM, der höchsten bei
einer Ionenstärke
von 100 mM untersuchten Nistidinkonzentration, betrug der Mavg/M1-Wert, der
unter Annahme einer einzigen Insulinspezies berechnet wurde, etwa
6. Im Gegensatz dazu wurde Insulin bei Abwesenheit von NaCl in 252
mM Histidin, pH 7,6 ± 0,1,
hauptsächlich
als Dimere gefunden. Zusätzlich
betrug die Endkonzentration von Insulin, das mit einer mittleren
Größe gleich
oder geringer derjenigen eines Dodecamers sedimentierte, in Gegenwart
von 226 mM Histidin und 100 mM NaCl und unabhängig von der ursprünglichen
Beladungskonzentration des Insulins etwa 2 mM. Der Rest der Insulinprobe
lagerte sich bei einer Rotorgeschwindigkeit von 20000 am Zellenboden
als Pellet ab. Somit war der Prozentsatz von Insulin, das sehr große Aggregate
bildet, in einem 100 mM NaCl enthaltenden Histidinpuffer beträchtlich
höher als
ohne NaCl. Im letzteren Fall lag der Insulinkonzentrationsbereich,
der zu einer Pelletbildung großer
Aggregate führte,
bei etwa 4,8 mM.
-
Diese
Ergebnisse zeigen, dass die Wirkung von Histidin auf die Selbstassoziation
von Insulin vom Ionenmilieu des Mediums abhängt. Vorläufige Daten legen nahe, dass
die freie Gibbs-Energie der Bildung eines Insulindodecamers aus
zwei Hexameren als Funktion der Quadratwurzel der Ionenstärke des
Puffers ansteigt.
-
Im
Fall von L-Histidin und L-Glycyl-Histidin führte die Zugabe von 50 mM NaCl
zu der Wildtyp-Humaninsulinprobe (wobei die Gesamtionenstärke auf
77,5 mM erhöht
wurde) zu einer Hexamerisierungsgleichgewichtskonstante nahe derjenigen,
die für
Insulin in 226 mM Histidin und 100 mM NaCl beobachtet wurde (Tabelle
II). Histidin ist bei seinem pl ein Zwitterion und sein Effekt auf
Insulin scheint spezifisch zu sein. Wie in Tabelle II gezeigt, konnte
beispielsweise die Verwendung von Taurin, einem weiteren Zwitterion
bei pH 7,5 ± 0,1,
bei einer Ionenstärke
von etwa 100 mM die Hexamerisierungsgleichgewichtskonstante von
Insulin nicht vermindern. Tabelle
II Effekt
von L-Histidin und L-Glycyl-Histidin auf die Selbstassoziation von
Wildtyp-Humaninsulin
mit zwei Zink/Hexamer in Gegenwart von 50 und 100 mM Natriumchlorid
bei pH 7,5 ± 0,1
und 32°C,
analysiert unter Verwendung eines Dimer-Hexamer-Assoziationsmodells 50
mM NaCl
100
mM NaCl
- InK6iso
- ist der natürliche Logarithmus
der Assoziationskonstante für
die Bildung von isodesmischen Hexameren
-
Beispiel 4
-
Effekt von L-Histidin
bei pl auf die Selbstassoziation von zinkfreiem Wildtyp-Humaninsulin und
eines zinkfreien Lys-Pro-Insulinanalogons
-
Untersuchungen
zu Sedimentationsgleichgewichten wurden in einer XL-I analytischen
Ultrazentrifuge mit nativem Wildtyp-Humaninsulin (zinkfrei, von
Sigma und Humulin® R) sowie mit einem zinkfreien LysB28ProB29-Insulinanalogon
(aufgereinigt aus Humalog®, Lilly) als Funktion
ansteigender Histidinkonzentration bei pH 7,5 und 32°C wie oben
beschrieben durchgeführt.
Interferenzdaten wurden bei mehreren Rotorgeschwindigkeiten aufgenommen,
gesammelt und gemeinsam unter Verwendung von an verschiedene Modelle angepasster
nicht-linearer Regression gemeinsam analysiert. Die Daten von Wildtyp-
und LysB28ProB29-Humaninsulin, beide
zinkfrei und in Gegenwart von 100 mM NaCl bei pH 7,5, können mit
einem Modell, das Monomer, Dimer und Hexamer und isodesmische Hexamere
enthält,
angepasst werden.
-
Wie
in Tabelle III gezeigt, änderte
sich der Wert von InK12 für das zinkfreie
LysPro-Analogon nicht signifikant mit der Konzentration von Nistidin,
InK6iso zeigte jedoch eine signifikante
Abnahme mit ansteigender Histidinkonzentration. Die Ergebnisse legen
nahe, dass Histidin eine Auswirkung auf die Selbstassoziationseigenschaften
des LysPro-Insulinanalogons hatte. Ein prägnantes Verfahren, den Grad
der Aggregation eines Proteins auszudrücken, ist die Berechnung eines
mittleren Molekulargewichts aus den Assoziationsgleichgewichtskonstanten.
Mehrere solcher Mittelwerte sind in der Literatur gut beschrieben
(siehe z.B. „Analytical
Ultracentrifugation in Biochemistry and Polymer Science", Hg. S.E. Hardin,
A.J. Rowe und J.C. Horton, Royal Society of Chemistry, Cambridge,
1992). Einer, Mn bzw. das gewichtsmittlere Molekulargewicht, ist
definiert als cgesamt/Σ(ci/Mi), worin ci die
gewichtsbezogene Konzentration der i-ten Spezies mit dem Molekulargewicht
Mi ist. Eine zweite Art von Mittelwert,
Mw, genannt das gewichtsmittlere Molekulargewicht,
ist definiert als Σci/Micgesamt.
Noch höhere
Molekulargewichtsmittelwerte wie Mz können definiert
werden, wobei Mz = ΣciMi 2/ΣciMi ist. 5 zeigt
die Konzentrationsabhängigkeit
dieser drei Mittelwerte für
das LysPro-Insulinanalogon in Gegenwart von 240 mM Histidin (berechnet
aus den InK12-, InK26-
und InK6iso-Werten für 240 mM Histidin in Tabelle III),
während 6 eine ähnliche
Darstellung für
den Fall der Abwesenheit von Histidin zeigt (berechnet aus den InK-Werten
für 0 mM
in Tabelle III). 7 zeigt die gleiche Darstellung
für zinkfreies
Wildtypinsulin in Gegenwart von 240 mM Histidin (berechnet aus den
InK12-, InK26- und
InK6iso-Werten für 240 mM Histidin in Tabelle IV),
während 8 eine
vergleichbare Darstellung in Abwesenheit von Histidin zeigt (berechnet
aus den InK-Werten für
0 mM Histidin in Tabelle IV).
-
Aus
diesen Darstellungen ist ersichtlich, dass die Gegenwart von Histidin
das mittlere Molekulargewicht von Insulin wesentlich verringert
und dass dieser Effekt für
das LysPro-Analogon ausgeprägter
ist.
-
Tabelle III
-
LysB28ProB29-Humaninsulin-Analogon (zinkfrei) in 100
mM NaCl, pH 7,5; 32°C
-
Unter
den jeweiligen Bedingungen wurden bei 5 Rotorgeschwindigkeiten (12000,
18000, 24000, 34000, 50000) Interferenzdaten gesammelt und gemeinsam
analysiert.
- In(K6iso)
- = 6,01 – 0,0037
[Histidin], p = 0,004
- In(K12)
- ist der natürliche Logarithmus
der Assoziationskonstante für
die Bildung eines Dimers aus zwei Insulinmonomeren
- In(K26)
- ist der natürliche Logarithmus
der Assoziationskonstante für
die Bildung eines Insulinhexamers aus drei Dimeren
- In(K6iso)
- ist der natürliche Logarithmus
der Assoziationskonstante für
die Bildung geschichteter Hexamere
-
Unter
den jeweiligen Bedingungen betrug die Beladungskonzentration an
Insulin 4 mM. Während
der Zentrifugation findet eine Umverteilung des Insulins in der
Zentrifugenzelle statt.
-
Der
in der Tabelle angegebene [Insulin]Bereich spiegelt den unter den
verschiedenen Rotorgeschwindigkeiten und den jeweiligen Bedingungen
beobachteten Bereich von [Insulin].
-
Tabelle IV
-
Wildtyp-Humaninsulin (zinkfrei)
in 100 mM NaCl, pH 7,5; 32°C
-
Unter
den jeweiligen Bedingungen wurden bei 5 Rotorgeschwindigkeiten (12000,
18000, 24000, 34000, 50000) Interferenzdaten gesammelt und gemeinsam
analysiert.
- In(K12)
- = 9,06 (Mittelwert)
(Standardfehler des Mittelwerts = 0,273) (keine signifikante Abhängigkeit
von [Histidin])
- In(K6iso)
- = 7,116 – 0,002
[Histidin], p = 0,02
-
Die
Insulinbeladungskonzentration betrug 2 mM unter den jeweiligen Bedingungen
mit Ausnahme von 224 mM Histidin. Im letzteren Fall wurden die dargestellten
Daten durch Kombination der Daten aus drei Insulinbeladungskonzentrationen
von 1, 3 und 6 mM erhalten.
-
Beispiel 5
-
Effekt von L-Histidin
bei dessen pl auf die Selbstassoziation anderer Proteine
-
Die
Auswirkung von L-Histidin auf die Selbstassoziation von Lysozym
und β-Lactoglobulin wurde
unter Verwendung der oben beschriebenen Verfahren ebenfalls untersucht.
Bei Lysozym und β-Lactoglobulin
handelt es sich um gut untersuchte Proteine, die bei alkalischem
pH vorwiegend in einem Monomer-Dimer-Gleichgewicht vorliegen (Kim et al.,
Chemical Reviews (1977) 77:659-690). Die Daten für das Sedimentationsgleichgewicht
von Lysozym bei alkalischem pH werden durch ein Monomer-Dimer-Tetramer-System
besser modelliert als durch ein einfacheres Monomer-Dimer-System
(Holladay, Ph.D. Dissertation (1973) Emory University). Das Selbstassoziationsverhalten
von Lysozym ohne L-Histidin bei 4°C
wurde durch gemeinsame Analyse der Interferenzranddaten bei 14000,
18000 und 30000 Upm ermittelt. Die Ergebnisse sind in Tabelle V
dargestellt.
-
Das
bei den Randmessungen erwartete Untergrundrauschen des Beckman XL-I-Systems liegt bei etwa
0,02 bis 0,04 Randzonen. Die Daten bei 4°C werden am besten durch ein
ideales Monomer-Dimer-Tetramer(1-2-4)-System beschrieben. Es ist
zu beachten, dass jedes Modell, das größere Aggregate als Dimere enthält, im Wesentlichen
identische Abschätzungen
für den
In(K12) ergibt. Da diese Ergebnisse (unten
dargestellt) für
die Auswirkung von L-Histidin auf die Dimerisierung von Lysozym
nicht dazu neigen, modellabhängig zu
sein, wurde die Modellierung mit einem idealen 1-2-4-System durchgeführt. Das
Einbeziehen eines zweiten Virialkoeffizienten konnte den Wert der
Wurzel des mittleren Fehlerquadrats nicht signifikant vermindern.
Beim isodesmischen Typ I liegen alle Aggregate mit identischen Assoziationskonstanten
vor. Beim Typ II liegen nur geradzahlige Aggregate vor. Typ III
weist eine von nachfolgenden Assoziationsschritten, von denen man
annimmt, dass sie isodesmisch sind, verschiedene Dimerisierungskonstanten
auf. Beim Typ IV liegen nur geradzahlige Aggregate vor, von denen
man annimmt, dass sie mit einer von nachfolgenden Assoziationsschritten, die
als isodesmisch angenommen werden, verschiedenen Dimerisierungskonstanten
vorliegen. Die Gleichungen für
die isodesmischen Modelle sind im Fachgebiet bekannt und wurden
beschrieben (Tang et al., Biophys. Chem. (1977) 7:121-139). Es ist
zu beachten, dass der In(K14) für das isodesmische
Modell IV 17,9 beträgt, nahe
demjenigen, der für
das 1-2-4-Modell abgeschätzt
wurde. Die vorausgesagten Mengen von Aggregaten größer als
Tetramere sind für
alle isodesmischen Modelle relativ klein.
-
Die
Auswirkung von L-Histidin auf die Dimerisierung von Lysozym ist
in Tabelle VI dargestellt. Die Ergebnisse in Tabelle VI wurden unter
Verwendung eines idealen 1-2-4-Modells (Monomer-Dimer-Tetramer)
und einer gemeinsamen Analyse von zwei Rotorgeschwindigkeiten, die
sich um 4000 Upm unterschieden, erzeugt. Die Auswirkung von L-Histidin
auf die Dimerisierung von β-Lactoglobulin
bei drei Temperaturen ist in Tabelle VII dargestellt. Bei beiden
Proteinen scheint eine leichte Abnahme der Dimerisierungsgleichgewichtskonstante mit
zunehmender Temperatur aufzutreten. Für diese Analyse wurde implizit
angenommen, dass das wirksame Auftriebsmolekulargewicht eines jeden
Aggregats in Gegenwart von L-Histidin eine ganze Zahl multipliziert
mit dem wirksamen Auftriebsmolekulargewicht des Monomers ist. Dies
impliziert, dass der Wert B
AM eines jeden Aggregats
eine ganze Zahl multipliziert mit dem Wert B
AM ist.
Da sich die äußere Gesamtform
eines Aggregats in Wirklichkeit wahrscheinlich etwas von derjenigen
des Monomers unterscheidet, ist es möglich, dass die leichten Abnahmen
der Dimerisierungskonstanten für
Lysozym und β-Lactoglobulin
die Annahme widerlegen könnten,
dass das Auftriebsmolekulargewicht des Aggregats eine ganze Zahl
multipliziert mit demjenigen des Monomers sei. Es ist jedoch festzuhalten,
dass der erhaltene Wert In(K
12) nicht dazu
neigt, von Änderungen einiger
weniger Prozente des Auftriebsgewichts des Monomers beeinflusst
zu werden. Tabelle
V Effekt
der Auswahl des Selbstassoziationsmodells auf den In(K
12)
von Lysozym in 150 mM NaCl, pH 7,6; 4°C, aus einer gemeinsamen Analyse
von Interferenzdaten, die bei Rotorgeschwindigkeiten von 14000,
18000 und 30000 erhalten wurden
- 1-2
- bezeichnet ein Modell,
bei dem das Monomer im Gleichgewicht mit Dimeren vorliegt
- 1-2-4
- bezeichnet ein Modell,
bei dem das Monomer im Gleichgewicht mit Dimer und Tetramer vorliegt
- InK1-2
- ist die Gleichgewichtskonstante
für die
Bildung eines Dimers aus zwei Monomeren
- InK1-4
- ist die Gleichgewichtskonstante
für die
Bildung eines Tetramers aus vier Monomeren
-
Tabelle
VI Effekt
von L-Histidin auf die Selbstassoziation von Lysozym bei pH 7,6;
150 mM NaCl bei mehreren Rotorgeschwindigkeiten unter Verwendung
eines 3 mm Mittelstücks
-
Tabelle
VII Effekt
von L-Histidin auf die Selbstassoziation von β-Lactoglobolin bei pH 7,6; 150
mM NaCl bei mehreren Rotorgeschwindigkeiten unter Verwendung eines
3 mm Mittelstücks
-
Auf
Basis der obigen Experimente ist es offensichtlich, dass Histidin
und Histidinanaloga die Selbstassoziation von Insulin und Insulinanaloga
mit und ohne Zink verringern können.
Im Falle von Wildtypinsulin, das zwei Zinkmoleküle/Hexamer enthält, können die
Sedimentationsgleichgewichtsdaten im untersuchten Konzentrationsbereich
bei pH 7,5 mit einem nicht-idealen Dimer-Hexamer-Modell in Abwesenheit
von NaCl oder mit einem idealen Dimer-Hexamer-Modell (wenn die Beladungskonzentration
an Insulin unterhalb 1 mM beträgt)
in Gegenwart von 100 mM NaCl angepasst werden. Darüber hinaus
besteht ein auffälliger
Effekt der Histidinkonzentration auf den InK26-Wert
von nativem Humaninsulin mit zwei Zink/Hexamer, unabhängig vom Vorliegen
von NaCl. In Abwesenheit von Zink ist der Effekt von Histidin auf
das LysPro-Analogon ausgeprägter als
beim Wildtyp-Insulin. Histidin ist auch in der Lage, die Selbstassoziation
anderer völlig
unabhängiger
Proteine wie Lysozym und β-Lactoglobulin
zu verringern.
-
Somit
werden Verfahren zur Verminderung der Selbstassoziation und zur
Erhöhung
der Löslichkeit von
Polypeptidmitteln offenbart.