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Rekombinante
Poxviren (Pockenviren) wurden als Vektoren für die Expression von Fremdgenen
aus einer Vielzahl von Quellen verwendet, wie z.B. Tieren, Pflanzen,
Protozoen, Pilzen, Bakterien und Viren. Zusätzlich können rekombinante Poxviren
verwendet werden, um chimäre
Gene und Gene von synthetischem Ursprung zu exprimieren. Typischerweise
sind chimäre
Gene und synthetische Gene DNA-Sequenzen, die von natürlich auftretenden
Sequenzen abgeleitet sind oder darauf basieren. Zum Beispiel können cDNA-Sequenzen,
erzeugt von RNA-Transkripten, einschließlich denjenigen von Retroviren,
mit rekombinanten Poxvirusvektoren exprimiert werden.
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Poxvirusvektoren
in der vorliegenden Verwendung enthalten Fremd-DNA, inseriert in
genomische Bereiche, die für
die Lebensfähigkeit
des Virus nicht essenziell sind. Diese Poxviren, die Fremdgene exprimieren, werden
in der Regel durch Insertion der Fremdsequenzen durch homologe Rekombination
in genomische Bereiche konstruiert, die für das Wachstum des Virus in
Zellkultur nicht essenziell sind. Siehe Panicali und Paoletti, Proc.
Nat'l Acad. Sci.
USA 79: 4927–31
(1982); Mackett et al., Proc. Nat'l Acad. Sci. USA 79: 7415–19 (1982).
Vorzugsweise können
rekombinante Poxviren durch direktes molekulares Klonieren konstruiert
werden. Siehe
EP 0 561 034 ;
Scheiflinger et al., Proc. Nat'l
Acad. Sci. USA, 89: 9977–81
(1992); Merchlinsky und Moss, Virol. 190: 522–26 (1992). Viren mit in nicht-essenzielle
Bereiche inserierter Fremd-DNA können
autonom in ihrem Wirtsorganismus wachsen und so gegenüber ihren
jeweiligen Wirten infektiös
verbleiben.
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Die
Abwesenheit der Produkte der nicht-essenziellen Bereiche beeinflusst
die Lebensfähigkeit
des rekombinanten Poxvirus nicht übermäßig. Im Fall von Vaccinia,
der häufig
als prototypischer Poxvirus betrachtet wird, ist einer der nicht-essenziellen
Hauptbereiche für
die Insertion das Thymidinkinase-Gen. Wenn ein Fremdgen in das Vaccinia-Thymidinkinasegen
inseriert wird, geht das Produkt des Gens für das Virus verloren. Nichtsdestotrotz
ist rekombinantes Vaccinia immer noch lebensfähig. Andere Poxviren sind auch
gegenüber ähnlichen
Manipulationen in anderen, nicht-essenziellen Bereichen zugänglich.
Rekombinantes Avipoxvirus, wie z.B. Geflügelpoxvirus wurde z.B. entwickelt,
worin Fremd-DNA in nicht-essenzielle Bereiche inseriert wurde.
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Rekombinantes
Vacciniavirus kann als Lebendvaccin verwendet werden, in Expressionssystemen
von großem
Umfang und für
eine Vielzahl anderer Zwecke. Siehe Miner & Hruby, TIBTECH 8: 20–25 (1990).
Die Verwendung dieser rekombinanten Viren für eine Expression von Proteinen
im großen
Umfang stellt jedoch signifikante Risiken dar, da die Viren eine
infektiöse
Fähigkeit
beibehalten. Dementsprechend sind kostenaufwendige Vorsichtsmaßnahmen
und umfangreiche Prozeduren nötig,
wenn rekombinantes Vaccinia behandelt wird. Eine thermische Inaktivierung
aller Medien, Flüssigkeiten
und des kontaminierten Laboratoriums ist z.B. nötig, wie auch ein spezielles
Training für
das Personal, das mit dem Virus arbeitet. Etliche Ansätze wurden
in die Betrachtung einbezogen, um den Bedarf an diesen aufwendigen
Sicherheitsmaßnahmen
zu minimieren. Zum Beispiel wurden hoch attenuierte Vacciniastämme entwickelt.
Diese hoch attenuierten Stämme
haben eine begrenzte Infektionsfähigkeit.
Dementsprechend wurde eine Produktion von Proteinen mit diesen hoch attenuierten
Stämmen
versucht. Unglücklicherweise
haben hoch attenuierte Virusstämme
ein langsames und begrenztes Wachstum, was sie häufig für eine Proteinproduktion in
großem
Umfang schlecht geeignet erscheinen läßt.
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Zusätzlich zu
den hoch attenuierten Poxviren sind beeinträchtigte Stämme anderer Viren bekannt. Zum
Beispiel können
beeinträchtigte
Retroviren in Helferzellinien gezüchtet werden, die zu einem
Komplementieren des beeinträchtigten
Virus in der Lage sind. Siehe Kriegler, GENE TRANSFER AND EXPRESSION (Stockton
Press, 1990) bei 33–39;
Mann et al., Cell 33: 153–59
(1983). Retroviren sind jedoch kleine, RNA-haltige Viren, die sich
durch Integration in das Genom der Wirtszelle vervielfältigen,
was diese Viren für
ihre Verwendung als Expressionsvektoren oder Vaccine ungeeignet
macht.
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Beeinträchtigte
Adenoviren, die in komplementierenden Zellen gezüchtet werden, wurden als Vaccine verwendet,
wie beschrieben von Eloit et al., J. Gen. Virol. 71: 2425–31 (1990).
Adenoviren sind doppelsträngige
DNA-Viren, die anders
als Vacciniavirus sich im Kern der infizierten Zellen replizieren
und einen engen Wirtsbereich haben. Zusätzlich wurde auch von einem
Wachstum der beeinträchtigten
Herpes-Viren in Helferzellen berichtet. Siehe PCT-Veröffentlichungen
WO 94/03595, WO 94/21807 und WO 92/05263. Herpes-Virus repliziert
sich auch im Kern infizierter Zellen. Nackte Herpes-DNA, wie Adenovirus-DNA,
ist infektiös.
Dementsprechend funktionieren die Promotoren dieser Viren in der
Regel in der Wirtszelle.
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Anders
als Poxviren sind Herpes- und Adenoviren Kernviren. Defekte Viren
jedoch, abgeleitet von den Kernviren haben ein Potenzial einer Ret tung
der defekten Bereiche von der Wirtszelle über homologe Rekombination.
Solche Rekombinationsereignisse sind nicht wünschenswert und gefährlich,
da das beeinträchtigte Virus
potenziell in den Wildtyp-Zustand zurückkehren kann, was zu einer
erhöhten
Infektionsfähigkeit
und Virulenz führt,
wie auch zum Verlust des inserierten Fremdgens.
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Aufgrund
eines Bedarfs an sichereren rekombinanten Expressionssystemen und
Vaccinen sind erfinderische Ansätze
für eine
gentechnologische Bearbeitung der fundamental unterschiedlichen
rekombinanten Poxviren nötig.
Der hier beschriebene Ansatz beinhaltet eine Insertion eines Fremdgens
in einen essenziellen Bereich des Poxvirus.
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Es
ist so eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, rekombinante Poxviren
bereitzustellen, die Fremd-Polynukleotide exprimieren können, wie
genomische DNA und cDNA.
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Es
ist eine andere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, rekombinante
Poxviren bereitzustellen, die defekt sind, da ihnen eine Funktion
fehlt, die von einer essenziellen Region des Poxvirusgenoms verliehen
wird.
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Es
ist eine andere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, defekte Poxviren
bereitzustellen, die Fremd-Polynukleotide besitzen, inseriert in
essenzielle Bereiche des Poxvirusgenoms.
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Es
ist noch eine andere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, defekte
Poxviren bereitzustellen, bei denen der gesamte oder ein Teil eines
essenziellen Bereichs deletiert ist.
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Es
ist noch eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, defekte
Poxviren bereitzustellen, die als Vaccine verwendet werden können.
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Indem
diese und andere Aufgaben der vorliegenden Erfindung erreicht wurden,
werden gemäß einem Aspekt
der Erfindung defekte Poxviren bereitgestellt, denen eine Funktion
fehlt, die von einem essenziellen Bereich des Elternpoxvirus bereitgestellt
wird, wobei das defekte Poxvirus ein Fremd-Polynukleotid unter der Transkriptionskontrolle
eines Promotors umfasst. Das heißt, das defekte Poxvirus stammt
von einem Elternpoxvirus ab, jedoch fehlt eine Funktion, die normalerweise
im Elternpoxvirus vorliegt.
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Der
Promotor sollte mit den Enzymen des defekten Poxvirus oder des infizierten
Wirts operabel sein. Solche Promotoren beinhalten Poxvirus-Promotoren und synthetische
Promotoren, basierend auf Poxvirus-Promotoren. Das Fremd-Polynukleotid
kann in den essenziellen Bereich inseriert werden oder den gesamten
essenziellen Bereich ersetzen oder einen Teil davon.
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Zusätzlich kann
ein Marker den essenziellen Bereich vor der Insertion des Fremd-Polynukleotids
in das Virus substituieren. Das Fremd-Polynukleo tid kann dann in
den Marker inseriert werden oder ihn ersetzen. Vorzugsweise ist
das Elternpoxvirus Vacciniavirus und die zu verlierenden essenziellen
Funktionen werden durch die offenen Leserahmen I7L, F18R, F13L,
D13L, D6R, A8L, H4L, J1R, J3R, A1OL und A3L oder offene Leserahmen
kodiert, die ein 14 Kilodalton Hüllprotein
oder ein 25 Kilodalton Strukturprotein kodieren.
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Gemäß noch einem
weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zur
Erzeugung eines Proteins bereitgestellt, umfassend den Schritt der
Bereitstellung eines defekten Poxvirus, dem eine Funktion fehlt,
verliehen durch einen essenziellen Bereich des Elternpoxvirus wobei
das defekte Poxvirus ein Fremd-Polynukleotid umfasst, kodierend
das zu erzeugende Protein und wobei das Polynukleotid sich unter der
Transkriptionskontrolle eines Promotors befindet. Der Promotor sollte
mit dem defekten Poxvirus oder infizierten Wirt operabel sein, wobei
solche Promotoren Poxvirus-Promotoren beinhalten. Das Polynukleotid kann
in den essenziellen Bereich des Elternpoxvirus inseriert werden.
Gemäß einer
anderen Ausführungsform kann
ein Marker, wie z.B. ein gpt-Gen, die gesamte essenzielle Region
oder einen Teil davon ersetzen und das Polynukleotid kann wiederum
in den Marker inseriert sein und den gesamten Marker ersetzen oder
einen Teil davon. Der Verlust der Markerfunktion wird dann anzeigen,
dass das Polynukleotid in das defekte Poxvirus platziert wurde.
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Gemäß noch einem
weiteren anderen Aspekt der vorliegenden Erfindung werden Vaccine
bereitgestellt, umfassend defekte Poxviren. Diese defekten Poxviren
umfassen Polynukleotide, die Antigene gegen Pathogene kodieren.
Die Poxviren für
die Vaccine der vorliegenden Erfindung können auf dieselbe oder ähnliche Weise
wie die anderen defekten Poxviren der vorliegenden Erfindung konstruiert
werden.
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Diese
und andere Aspekte der Erfindung, wie hier offenbart, werden dem
Fachmann im Hinblick auf die hier enthaltene Offenbarung deutlich
werden.
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1 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pRSET-I7L.
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2 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pSV-I7L-EDH.
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3 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pCR-I7Lf-ZG.
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4 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pRSET-A8L-3'/2.
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5 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pSV-A8L-EDH.
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6 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pCR-A8Lf-ZG.
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7 zeigt
schematisch die Konstruktion der Plasmide pRSET-D6R und pRSET-D6R-3'.
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8 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pSV-D6R-EDH.
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9 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pCR-D6Rf-ZG.
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10 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pRSET-J1R.
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11 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pSV-J1R-EDH.
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12 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pCR-J1R-ZG.
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13 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pSV-H4L-EDH.
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14 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pCR-H4Lf-ZG.
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15 zeigt
schematisch die Konstruktion des Plasmids pHS-I7L.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft in einem Aspekt die Verwendung defekter
Poxviren für
die Erzeugung von Proteinen. Ein "defektes Poxvirus" gemäß der vorliegenden
Erfindung ist ein Poxvirus, dem eine Funktion fehlt, die von einem
essenziellen Bereich des Elternpoxvirus verliehen wird, auf dem
das defekte Poxvirus basiert; in der Konsequenz ist das defekte
Poxvirus ohne Komplementierung der verlorenen Funktion durch eine
andere Quelle nicht lebensfähig
oder infektionsfähig.
Ein "essenzieller
Bereich" ist ein
Bereich des Poxvirus-Genoms, der für die Lebensfähigkeit
oder Infektionsfähigkeit
des Elternpoxvirus benötigt
wird. Die Bezeichnung "Komplementierung" bedeutet eine Wiederherstellung
einer verlorenen Funktion durch eine andere Quelle, wie z.B. die
Wirtszelle. So ist ein defektes Poxvirus eine nicht lebensfähige oder
nicht-infektiöse Form
eines Elternpoxvirus und kann in Gegenwart der Komplementierung
lebensfähig
oder infektiös
werden.
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Ein
Elternpoxvirus kann ein natürlich
auftretendes Poxvirus oder ein davon abstammendes Poxvirus sein.
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Ein
defektes Virus basiert auf (ist abgeleitet von) Elternpoxviren,
wie natürlich
auftretenden Poxviren oder Poxviren, abgeleitet von natürlich auftretenden
Poxviren. Diese abgeleiteten Poxviren zur Verwendung als Elternpoxviren
können
durch Techniken, wie Gentechnologie, über regionspezifische und ortsspezifische Mutagenese,
in-vivo-Rekombination, Passage des Virus durch Wirtszellen in Gegenwart
oder Abwesenheit von Mutagenen und jede Kombination der obigen erhalten
werden. Ein defektes Poxvirus kann auf irgendeiner Art von Poxvirus
basieren, worin ein Defekt in einen essenziellen Bereich eingeführt werden
kann.
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Das
defekte Poxvirus kann in einem Expressionssystem für Proteine
verwendet werden. Die durch die defekten Poxviren der vorliegenden
Erfindung erzeugten Proteine werden durch Fremd-Polynukleotide kodiert,
wie Gene oder cDNA-Versionen von RNA-Transkripten. Die Bezeichnung "Fremd-Poly nukleotid" betrifft ein Polynukleotid,
das normalerweise im Elternpoxvirus nicht vorliegt, auf dem das
defekte Poxvirus basiert oder es handelt sich um ein Polynukleotid,
das an einer anderen Stelle oder Form vorliegt, als derjenigen,
die im Elternpoxvirus angetroffen wird, auf dem das defekte Poxvirus
basiert. Die Fremd-Polynukleotide können von einer Vielzahl von
Quellen abstammen, wie Tieren, Pflanzen, Protozoen, Pilzen, Bakterien
und Viren.
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Ein
defektes Poxvirus der vorliegenden Erfindung kann einen Promotor
beinhalten, der mit dem defekten Poxvirus oder dem Wirt operabel
ist, der durch das defekte Poxvirus infiziert ist, um die Transkription
des Fremd-Polynukleotids
mit dem defekten Poxvirus zu kontrollieren. Ein "Promotor" beschreibt eine Nukleotidsequenz, die
die Transkription initiieren oder steuern kann. Jeder Promotor,
der mit dem defekten Poxvirus oder in dem infizierten Wirt operabel
ist, kann in der vorliegenden Erfindung verwendet werden. "Operabel" bedeutet eine Erkennungsfähigkeit
oder Lesefähigkeit
des Promotors durch Transkriptionsenzyme. Typischerweise sind die
Promotoren Poxvirus-Promotoren oder synthetische Promotoren, basierend
auf Promotoren von Poxvirus-Ursprung.
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Ein
defektes Virus kann mindestens ein Fremd-Polynukleotid aufweisen,
inseriert in einen essenziellen Bereich des Poxvirus. Ein Promotor
kann an das Fremd-Polynukleotid gebunden sein, so dass der Promotor
zusammen mit dem Polynukleotid inseriert wird, damit der Promotor
eine Transkriptionskontrolle über
das Polynukleotid ausübt.
Alternativ kann der Promotor zur Kontrolle der Transkription des
Fremd-Polynukleotids bereits in dem defekten Poxvirus in einer Stelle
vorliegen, die es dem Promotor ermöglicht, die Transkription des
Fremd-Polynukleotids zu kontrollieren.
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Der
essenzielle Bereich kann aus dem Genom des defekten Virus völlig deletiert
sein, so dass keine homologe Rekombination zwischen dem Genom der
komplementierenden Quelle und dem defekten Virus möglich ist.
Ein defektes Virus mit einer solchen Deletion kann nur in Gegenwart
der komplementierenden Quelle wachsen, wie z.B. einer Helferzellinie,
die die Funktion des essenziellen Bereichs in trans bereitstellt. Reine
Stämme
des defekten Virus können
in der Helferzellinie gezüchtet
werden, während
Wachstum und Vervielfältigung
in normalen Zellen und Organismen unmöglich bleibt. Der Wirtsbereich
dieser Art Virus kann auf Helferzellinien begrenzt werden, die spezifisch
so gentechnologisch bearbeitet sind, dass sie den Defekt des defekten
Virus komplementieren. Ein Markergen kann verwendet werden, um einen
essenziellen Bereich in dem defekten Poxvirus zu ersetzen. Das Fremd-Poly nukleotid
kann dann in den Marker inseriert werden oder den gesamten Marker
oder einen Teil davon durch homologe Rekombination ersetzen. Dieser
Ansatz stellt ein Selektionssystem für Poxviren bereit, enthaltend
Inserts von Interesse.
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Die
vorliegende Erfindung ist für
mehr als eine Expression von Proteinen in großen Umfang nützlich. Die
defekten Poxviren der Erfindung können auch für Impfzwecke verwendet werden.
Wenn z.B. ein geeignetes essenzielles Gen inaktiviert wird, behalten
die defekten Viren immer noch ihre Fähigkeit, in die Zellen einzudringen
und einen abortiven Lebenszyklus zu beginnen. Ein solches Gen würde eins
sein, das spät
im Lebenszyklus benötigt
wird und daher wäre
das Virus immer noch in der Lage, seine DNA zu replizieren, eventuell
unreife Teilchen zu bilden und die genomische Information zu exprimieren,
die das Fremd-Polynukleotid beinhaltet. In diesem Hinblick könnten diese
defekten Viren die Wirkung von "Tot-Lebend-Vaccinen" ausüben. Taylor
und Paoletti, Vaccine 6: 466–68
(1988). Ein defektes Poxvirus, das als Vaccin verwendet wird, würde ein
DNA-Polynukleotid umfassen, das ein Antigen kodiert. Antigene sind
Moleküle,
die ein Organismus als fremd erkennt. Diese Antigene können eine
immunologische Reaktion von dem gegenüber dem Antigen ausgesetzten
Organismus induzieren. Antigene beinhalten Proteine von bakteriellem,
viralem, Pilz- und Protozoen-Ursprung. Ein bevorzugter parentaler
Vaccinia-Stamm für
die Konstruktion von defekten Viren, die als Vaccine verwendet werden
sollen, wären
die Vaccinstämme,
wie die von dem New York City Department of Health Laboratories
strain (ATCCVR-325).
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Die
defekten Poxviren der vorliegenden Erfindung können in Wirtszellen gezüchtet werden,
die die verlorene essenzielle Funktion des defekten Virus komplementieren.
Typischerweise stammen diese Wirtszellen von Zellinien ab, die spezifisch
gentechnologisch manipuliert sind, so dass sie die verlorene Funktion
komplementieren. Typischerweise wird die Wirtszelle dieselbe oder
eine ähnliche
essenzielle Poxvirus-Region aufweisen, inseriert in die Wirtszelle,
in derartiger Weise, dass der essenzielle Bereich durch die Wirtszelle
exprimiert wird oder der essenzielle Bereich ist in der Zelle nach
Infektion der Wirtszelle induzierbar.
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Essenzielle
Genprodukte, die als komplementierende Mittel geeignet sind, beinhalten
im allgemeinen Genprodukte, die spät im Lebenszyklus des Poxvirus
benötigt
werden. Illustrativ für
solche Genprodukte sind diejenigen, die an der Morphogenese oder
an anderen Post-Replikationsereignissen beteiligt sind, wie auch Enzyme
und regulatorische Proteine.
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Ein
essenzielles Genprodukt, das ein geeignetes komplementierendes Mittel
ist, ist das 47-kDa-Protein (das "I7-Protein"), kodiert durch den offenen Leserahmen
("orf") I7L, von dem angenommen
wird, dass es an der viralen Genomorganisation beteiligt ist. Kane
und Shuman, J. Virol. 67: 2689–98
(1993). Das I7-Protein wird mit dem Viruskern verkapselt.
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Eine
temperaturempfindliche (ts) Mutation existiert, die als tsl6 bekannt
ist. Condit et al., Virol. 128: 429–43 (1983). Das I7-Gen erfüllt daher
eine klassische Anforderung an ein essenzielles Gen, nämlich die Existenz
einer konditional lethalen Mutante (Temperaturempfindlichkeit).
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Unter
den essenziellen Genprodukten, die geeignete komplementierende Mittel
im gegenwärtigen Kontext
sind, befindet sich das 65 kDa-Protein, kodiert durch den D13L orf.
Dieses Protein wird spät
in der Infektion exprimiert. Wenn die Expression verhindert wird,
ist die Replikation nicht betroffen, während die virale Morphogenese
auf einer frühen
Stufe blockiert wird. Siehe Zhang und Moss, Virol. 187: 643–53 (1992).
Andere essenzielle Genprodukte, die als komplementierende Mittel
geeignet sind, sind das Vaccinia 14 kDa Hüllprotein, Lai et al., J. Biol.
Chem. 265: 22174–80
(1990); das Vaccinia 25 kDa Hauptstruktur-Protein, Weir und Moss,
J. Virol. 56: 534–40
(1985) und andere Strukturproteine, wie P4a und P4b.
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Ein
anderes essenzielles Genprodukt, das als komplementierendes Mittel
verwendet werden kann, ist das 11 kDa-Phosphoprotein, Wittek et
al., J. Virol. 49: 371–78
(1984), kodiert durch den F18R orf vom WR Wildtyp-Virus (bekannt
als "F17R" des Kopenhagen-Stamms
von Vaccinia). Siehe Goebel et al., Virol. 179: 247–66 (1990).
Das durch den F18R orf kodierte 11 kDa-Phosphoprotein ist ein essenzielles
Gen, das für
eine korrekte Virion-Anordnung
nötig ist.
Siehe Zhang und Moss, J. Virol. 65: 6101–10 (1991). Konditional lethale Vacciniamutanten
in den F18R und F17R orfs bilden unreife Partikel, mit abweichenden
inneren Strukturen unter bestimmten Bedingungen. F18R überlappt
jedoch mit dem orf A und wäre
daher in der Regel nicht ein essenzieller Bereich der ersten Wahl.
Goebel et al., supra.
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Es
können
auch Enzyme und regulatorische Proteine als komplementierende Mittel
verwendet werden, da diese Proteine nur in katalytischen Mengen
vorliegen müssen,
die einfach durch die komplementierende Zellinie zur Verfügung gestellt
werden können.
Die Untereinheiten des Vacciniavirusfrühen Transkriptionsfaktors ("VETF") sind in diesem
Hinblick geeignet. Der VETF ist für die Initiation der Transkription
von "frühen" Vacciniagenen essenziell.
Eine Vaccinia-RNA-Polymerase, der VETF fehlt, ist nicht in der Lage,
doppelsträngige
DNA-Matrizen in vitro zu transkribieren. Siehe Broy les et al., J.
Biol. Chem. 263: 10754–60
(1988). Der Faktor ist ein Heterodimer mit einem 77 kDa Polypeptid
und einem 82 kDa Polypeptid, die jeweils durch den D6R und A8L-Gen-orf
des Vaccinia-WR-Genoms kodiert werden. Siehe Gershon und Moss, Proc.
Nat'l Acad. Sci.
USA 87: 4401–05
(1990).
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VETF-Proteine
werden später
in der Infektion exprimiert und in die wachsenden Viruspartikel
verpackt. Ein defektes Virus, dem das D6R oder A8L-Gen fehlt, isoliert
von VETF exprimierenden Zellen, sollte daher in der Lage sein, einen
zusätzlichen
vollständigen
Lebenszyklus in einer nicht-komplementierenden
Zellinie ohne weitere Begrenzungen der Proteinsynthese durchzuführen. Die
Proteinsynthese ist eine essenzielle Anforderung zur Verwendung
solcher defekter Viren als "Tot-Lebend-Vaccine".
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Tod-Lebend-Vaccine
beinhalten Avipoxviren, die Fremdgene exprimieren, die verwendet
werden, um Säugerwirte
zu immunisieren. In dem Säugerwirt
vervielfältigen
sich die Viren nicht, sondern durchlaufen statt dessen einen abortiven
Lebenszyklus. Nichtsdestotrotz stimuliert diese Art von Vaccinen
die Immunreaktion bestimmter T-Zellen. Siehe Taylor und Paoletti,
supra. Ein defektes Virus, dem VETF fehlt, ist wünschenswert, da es in der Lage
sein sollte, einen zusätzlichen
Lebenszyklus in Wildtyp-Wirten durchzuführen im Vergleich zu Viren,
die nur zur Durchführung
eines abortiven Lebenszyklus in der Lage sind, was eine größere Antigenproduktion
ermöglicht.
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Ein
weiterer viraler Faktor, der für
eine Komplementierung geeignet ist, ist das RNA-Polymerase assoziierte
Protein RAP 94 oder der frühe
Transkriptions-Spezifitätsfaktor.
RAP94 wird durch den orf H4L kodiert, Ahn und Moss, Proc. Nat'l Acad. Sci: USA
89: 3536–40
(1992) und es handelt sich um eine Untereinheit der viralen DNA-abhängigen RNA-Polymerase,
die disassoziiert werden kann. Die Untereinheit verleiht die Promotorspezifität an den
RNA-Polymerase-Komplex für
die Initiation der Transkription von Genen der frühen Stufe.
Als komplementierendes Mittel erfüllt es dieselben Anforderungen
wie die VETF-Untereinheiten. RAP 94 wird spät in der Infektion synthetisiert
und in den wachsenden Virus verpackt, um in der folgenden Runde
der Infektion eine frühe
Transkription zu vermitteln. Daher sollten phänotypisch intakte Viruspartikel,
denen das H4L-Gen fehlt, in der Lage sein, eine zusätzliche
Infektionsrunde in einem nicht-komplementierenden Wirt ohne weitere
Begrenzungen der Proteinsynthese durchzuführen. Die Existenz lethaler
Mutanten, Condit und Motytzca, Virol. 113: 224–41 (1981) bestätigt, dass
H4L ein essenzielles Gen ist. Das Protein wird in dem Virion in
submolaren Mengen im Vergleich mit anderen Komponenten des RNA-Poly merase-Komplexes
angetroffen. Ahn und Moss supra. Dementsprechend sollten niedrige
Expressionsniveaus von RAP94 in der komplementierenden Zellinie
das Wachstum des defekten Virus nicht beeinflussen.
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Ein
anderes Gen, das für
eine Komplementierung des defekten Virus verwendet werden kann,
ist das J1R-Gen, das für
das Viruswachstum in Zellkultur essenziell ist. Obwohl das Genprodukt
davon bis jetzt noch nicht identifiziert wurde, ist dieser orf aufgrund
seiner Stellung, benachbart zum Thymidinkinase-Gen auf dem Vacciniavirus-Genom,
von beträchtlichem
Interesse. Die Deletion einer Sequenz, die den orf J1R beinhaltet und
zumindest von Teilen des benachbarten Thymidinkinase-Gens(J2R) führt zu einem
Virus, das von einer komplementierenden Zellinie abhängig ist
und das gleichzeitig durch negative Selektion auf tk-negativen Zellen,
wie LM(TK-)-Zellen oder tk-negativen Verozellen selektierbar ist.
Reine Stammhaltungen des defekten Virus werden schnell unter Verwendung
dieses zusätzlichen
Selektionsverfahrens erhalten.
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Das
J3R-Gen ist im selben Hinblick wie der J1R orf von Interesse. Die
negative Selektion auf tk-negativen Zellen kann aufgrund einer simultanen
Deletion des J3R orf und des benachbarten J2R orf (Thymidinkinase)
durchgeführt
werden. Das J3R-Gen kodiert eine Poly(A)polymerase-Untereinheit
(VP39), die für
die Bildung der 5'-Kappen-Struktur
der mRNA benötigt
wird und die Bildung von langen Poly(A)-Schwänzen stimuliert. Gershon et
al., Cell 66: 1269–78
(1991); Schnierle et al., Proc. Nat'l Acad. Sci. USA 89: 2897–01 (1991).
-
Defekte
Poxviren der vorliegenden Erfindung können mit vielen derselben Verfahren
erzeugt werden, die verwendet werden, um rekombinante Viren mit
Inserts in nicht-essenziellen Bereichen zu konstruieren. Zum Beispiel
kann eine in-vivo-Rekombination über
homologe flankierende Regionen verwendet werden. Siehe Panicali
und Paoletti, Proc. Nat'l
Acad. Sci. USA 79: 4927–31
(1982); Mackett et al., loc. cit. 79: 7415–19 (1982). Ein alternatives
Verfahren zur Erzeugung defekter Poxviren ist das direkte molekulare
Klonieren und heterologe Verpacken. Siehe
EP 0 561 034 ; Scheiflinger et al.,
Proc. Nat'l Acad.
Sci. USA 89: 9977–81
(1992); Merchlinsky und Moss, Virol. 190: 522–26 (1992).
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Beispiel 1:
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Konstruktion eines defekten
Vacciniavirus, dem das I7L-Protein fehlt ("d-I7L-ZG") und einer komplementierenden Zellinie,
basierend auf Vero-Zellen
("V-I7L")
-
Konstruktion der komplementierenden
Zellinie V-I7L
-
Der
erste Schritt bei der Konstruktion der Helferzellinie war die Klonierung
des I7L-orf, durch konventionelle, PCR-vermittelte Methoden, in
ein E. coli-Expressionsplasmid und in ein eukaryontisches Expressionsplasmid.
Die Expression des I7L-orf in E. coli ermöglicht eine schnelle Produktion
des Proteins für
die Immunisierung von Kaninchen, um Anti-I7L-Protein-Antikörper zu
erhalten, die später
zur Identifizierung des I7L-Proteins in permanenten Zellinien verwendet
werden können.
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Zu
diesem Zweck wurde der I7L-orf durch PCR amplifiziert und dann in
das Plasmid pCRII (Invitrogen, Inc.) kloniert. Die Primer oI7-1
(5'-AGT ACT CCA
TGG AAA GAT ATA CAG ATT TAG-3')
(SEQ ID NO: 1) und oI7-2 (5'-ATC
CCG GGT TTT AGA GAC TTT GAA GCT ACT-3') (SEQ ID NO: 2) wurden verwendet, um
das I7L-Gen als 1,3 kb-Fragment zu amplifizieren. Dieses Fragment
wurde in das Plasmid pCRII inseriert, was zu pCR-I7L führte. Das
Plasmid pCR-I7L war die Quelle des NcoI-HindIII-Genfragments, das
später
durch forciertes Klonieren in das Plasmid pRSET-B (InVitrogen, Inc.)
inseriert wurde, was pRSET-I7L ergab (1). Das Plasmid
pRSET-I7L erlaubte eine Überexpression
des I7L-orf, der
stromabwärts
vom T7-Promotor angeordnet war. Die Expression unter der T7-Promotorkontrolle
benötigte
eine T7 RNA-Polymerase, die durch Infektion von Plasmid tragenden
E. coli durch den Bacteriophagen M13mp18/T7 bereitgestellt wurde.
-
Das
I7L-Protein wurde in JM109 E. coli-Zellen, infiziert mit M13mp18/T7 überexprimiert,
die außerdem das
Plasmid pRSET-I7L beherbergten. Die Induktion des lac-Promotors
treibt die Expression der T7-Polymerase in Bacteriophagen M13mp18/T7
mit Isopropylthiogalactosid ("IPTG") an. Das in diesem
speziellen Beispiel verwendete E. coli-Expressionssystem wurde von
InVitrogen, Inc. (USA) erhalten und beinhaltet die Elternplasmide
pRSET A, pRSET B und pRSET C und den auf M13-basierenden Helferphagen
M13mp18/T7. Andere geeignete Expressionssysteme können auch
mit der gegenwärtigen
Erfindung verwendet werden.
-
Folgend
auf die Expression wurden bakterielle Lysate hergestellt und einer
Polyacrylamid-Gelelektrophorese unterzogen. Die Bande, die das I7L-Protein enthielt
wurde nachgewiesen, aus dem Gel ausgeschnitten und elektroeluiert.
Kaninchen wurden mit dem elektroeluierten Material und kom plettem
Freund's Adjuvans (30
mg Protein pro Dosis, i.m.) immunisiert. Nach einem Monat wurden
die Tiere mit derselben Dosis inkomplettem Freund's Adjuvans Antigen
ausgesetzt und die Entwicklung der Antikörper durch Western-Blots überwacht.
-
Die
Western-Blots können
im wesentlichen wie von Towbin et al., Proc. Nat'l Acad. Sci. USA 76: 4350–54 (1979)
beschrieben, durchgeführt
werden. Der erste Antikörper
ist ein Kaninchen-anti-I7L-Antikörper (siehe
oben), verwendet in 1:100-Verdünnung.
Der zweite Antikörper
ist ein Ziegen-anti-Kaninchen-IgG,
gekoppelt mit alkalischer Phosphatase (BioRad, Inc.), verwendet
in einer 1:1.000-Verdünnung.
Die Reagenzien (BCIP und NBT) und die Färbeprotokolle stammen von Promega,
Inc.
-
Ein
NcoI-SmaI-Genfragment des Plasmids pCR-I7L ist Teil des Expressionsplasmids
pSV-I7L-EDH. Siehe 2. Das Plasmid pEDH1 (2)
umfasst die "EDH-Gen-Kassette", beinhaltend eine
interne Ribosomen-Eintrittsstelle, die Dihydrofolatreduktase- ("dhfr") und Hygromycin
("hph") -Gene als EcoRV-SalI-Fragment. Dieses
Plasmid pEDH1 stammt von dem Plasmid pB4/EDHPro (Herlitschka, Doktorarbeit)
ab, worin vier zusätzliche
Restriktionsstellen (SalI, ClaI, SwaI und DraI) stromabwärts von
der "EDH-Gen-Kassette" zwischen den Stellen
SpeI und NotI inseriert wurden. Die "EDH-Gen-Kassette" von pEDH1 wurde als EcoRV-SalI-Fragment
zwischen den einzigartigen Restriktionsstellen SmaI und SalI des
Plasmids pSV-I7L inseriert. Diese Konstruktion ergab das Plasmid
pSV-I7L-EDH.
-
Das
Plasmid pSV-I7L wurde erhalten durch Insertion des 1,3 kb NcoI-SmaI-Fragments von
pCR-I7L zwischen die BbsI-SmaI-Stellen des Plasmids pSV-Bbs. Das Plasmid
pSV-Bbs ist ein Derivat des Plasmids pSVβ (Clontech, Inc. USA), dem das β-Galactosidase-Gen
fehlt, das jedoch eine einzigartige BbsI-Stelle enthält. Die BbsI-Stelle wird durch
einen Linker eingeführt,
beinhaltend die Oligonukleotide oBbs-1 (5'-CTA GGC TTT TGC AAA AAG CTC CTC GAC
CAT GGT GTC TTC A-3')
(SEQ ID NO: 3) und oBbs-2 (5'-AGC
TTG AAG ACA CCA TGG TCG AGG AGC TTT TTG CAA AAG C-3') (SEQ ID NO: 4).
Der Linker wurde zwischen die AvrII- und HindIII-Stellen des Plasmids
pSVβ inseriert.
Siehe 2.
-
In
pSV-I7L-EDH wird der I7L-orf durch den SV40 frühen Promotor kontrolliert.
Der Selektionsmarker zum Erhalt permanenter Zellinien ist ein Fusionsgen,
beinhaltend die dhfr- und hph-Gene, was ein effizientes Screening
und eine Amplifikation der Gene von Interesse in permanenten Zellinien
ermöglicht.
Herlitschka, S. E. (1994), Doktor-Arbeit, Universität für Bodenkultur,
Wien, Österreich.
Die Durchführung
der gegenwärtigen Erfindung
ist jedoch nicht auf die Verwendung dieses Markers begrenzt.
-
Dieses
Plasmid wird in Affen-Nieren-Vero-Zellen (ATCC Nr. CCL 81) transfiziert.
Die Vero-Zellen wurden von der American Type Culture Collection
(Rockville, MD) erhalten. Die Zellen wurden mit dem Plasmid pSV-I7L
EDH gemäß Graham
und van der Eb, Virol. 52: 456–67
(1973) transfiziert und in selektivem Medium, basierend auf Hygromycin
B (DMEM, 10% fötales
Rinderserum, 250 mg/ml Hygromycin B) inkubiert. Die Kolonien wurden
nach 10 bis 14 Tagen sichtbar. Diese Kolonien wurden expandiert,
zweimal subkloniert und dann weiter charakterisiert. Permanente
hph-positive Zellinien wurden in Gegenwart von Hygromycin B selektiert. Die
Zellinien wurden weiter durch PCR-Analyse im Hinblick auf die Gegenwart
des komplementierenden Genkonstrukts (I7L) charakterisiert. Western-Blots
werden verwendet, um zu zeigen, dass das Gen von Interesse, das
I7L-Protein, exprimiert ist. Die endgültige komplementierende Zellinie
wird V-I7L genannt.
-
Konstruktion des defekten
Virus 8-I7L-ZG:
-
Um
das Virus d-I7L-ZG zu konstruieren, dem das I7L-Produkt fehlt, wurde
das Plasmid pCR-I7Lf konstruiert, wie in 3 zusammengefasst.
Dieses Plasmid basiert auf dem pCRII-Vektor und enthält den I7L-orf, beinhaltend
ungefähr
0,5 kb des flankierenden Bereichs auf jeder Seite. Die Primer oI7-3
(5'-AGG AGT TAA TGA
GGC CAA TGG A-3')
(SEQ ID NO: 5) und oI7-4 (5'-GAC ATA GGT ATA GAA
TCC GGA-3') (SEQ
ID NO: 6) wurden verwendet, um ein PCR-Produkt mit ungefähr 2,3 kb
zu erhalten, das in das pCRII-Plasmid subkloniert wurde, um pCR-I7Lf
zu ergeben.
-
Eine
doppelte Genkassette, beinhaltend die E. coli-Gene lacZ und gpt,
wurde als SmaI-Fragment von dem Plasmid pLGb ausgeschnitten und
in die einzigartige HpaI-Stelle inseriert, lokalisiert innerhalb
des I7L-orf, was das pCR-I7L-Gen in dem resultierenden Plasmid pCR-I7Lf-ZG
inaktiviert.
-
Das
Plasmid pLGb wurde von p2T erhalten, was auf dem Plasmid p1Ta und
pTZ19R (Pharmacia) basiert. Zunächst
wurde das große
PvuII-Vektorfragment von pTZ19R mit den angeklebten Oligonukleotiden P-1T(1):
5'-AGT TTA AAC GGC
GCG CCC GGG CTC GAG AGG CCT CTG CAG ATG CAT CCA TGG GGA TCC GAA
TTC 3' (SEQ ID NO:
7) und P-1T(2): 5'-GAA
TTC GGA TCC CCA TGG ATG CAT CTG CAG AGG CCT CTC GAG CCC GGG CGC
GCC GTT TAA ACT (SEQ ID NO: 8) ligiert. Dies ergab p1Ta, das dann
mit EcoRI und BamHI gespalten wurde. Das gespaltene p1Ta wurde dann
mit den angehafteten Oligonukleotiden P-2T(1): 5'-GAT CCT ACG TAT CTA GAA TTA ATT AAT
GGC CAA TTT AAA TGC CCG GGA-3' (SEQ
ID NO: 9) und P-2T(2): 5'-AAT
TTC CCG GGC ATT TAA ATT GGC CAT TAA TTA ATT CTA GAT ACG TAG-3' (SEQ ID NO: 10)
ligiert. Dies ergab Plasmid p2T, das dann mit SmaI gespalten wurde.
Eine doppelte Genkassette, beinhaltend die E. coli-Gene lacZ und
gpt wurde als mit HindIII, SalI und Klenow-Polymerase behandeltes Fragment
inseriert. Die doppelte Genkassette wird von dem Plasmid pZgpt-a
erhalten, das auf dem Plasmid pTNa basiert sowie verwandten Plasmiden.
-
Für die Konstruktion
des d-I7L-ZG-Virus wurde das Plasmid pCR-I7Lf-ZG in den WR-Stamm
des Vacciniavirus durch in-vivo-Rekombination in CV-1-Zellen inseriert.
Zunächst
wurden 5 × 106 CV-1-Zellen mit 0,1 koloniebildenden Einheiten
pro Zelle von Vaccinia WR, infiziert, eine Stunde gezüchtet, mit
einem Calciumphosphatpräzipitat
transfiziert, das 20 μg
des Plasmid pCR-I7Lf-ZG
beinhaltet und dann 3 Tage gezüchtet.
Siehe Graham und van der Eb, supra. Eine virale Rohstammlösung wird
hergestellt und für
Plaquezellen in Gegenwart von gpt-Selektion verwendet, Falkner und
Moss, J. Virol. 62: 1849–54
(1988) sowie Blue-Plaque-Screening, Chakrabarti et al., Mol. Cell.
Biol. S. 5: 3403–09
(1985).
-
Das
defekte Virus wächst
ausschließlich
in V-I7L-Zellen und ist gpt- und
lacZ-positiv, während
das Wildtyp-Virus in beiden Zellinien wächst, jedoch gpt- und lacZ-negativ
ist. Die Reinigung wird zehnmal durchgeführt. Die gereinigten defekten
Viren werden dann in größerem Umfang
gezüchtet
und durch Southern-Blot überprüft. Die
Abwesenheit von Wildtyp-Virus und Gegenwart der vorhergesagten Banden
bestätigt,
dass die korrekten defekten Genome gebildet wurden. Plaque-Assays
der defekten Viren auf den komplementierenden Zellen und auf Wildtyp-Zellen
bestätigen,
dass der Wirtsbereich der defekten Viren auf die komplementierende Zellinie
begrenzt ist. Tierstudien bestätigen,
dass die defekten Viren nicht pathogen sind.
-
Beispiel 2:
-
Konstruktion eines defekten
Vacciniavirus, das das HIV env gp160-Gen (d-I7L MN) in der komplementierenden V-I7L-Zellinie
exprimiert
-
Um
eine Fremdgen-Expression in dem neuen System zu demonstrieren, wurde
das HIV gp160-Gen des HIV MN-Stamms in den essenziellen Bereich
I7L inseriert. Zu diesem Zweck wird eine Genkassette von einem SmaI-Fragment
des Plasmids pSep-ST2 erhalten. Das Plasmid pSep-ST2 enthält die HIV-1 gp160MN-Sequenzen,
kontrolliert durch den starken semi-synthetischen Poxvirus-Promotor
Sep und eine Selektionskassette, die das P7,5 gpt-Gen beinhaltet.
Siehe Falkner und Moss, J. Virol. 62: 1849–54 (1988).
-
Um
das Plasmid pSep-ST2 zu konstruieren, wurde zunächst das Plasmid pSep(1) konstruiert.
Um pSep(1) zu erhalten, wurde der semi-synthetische Poxvirus-Promotor
Sep durch Kombination des späten
Geflügelpoxvirus-Promotors
P2 (
EP 0 538 496 A1 ,
Dorner et al.) mit einer synthetischen frühen Promotorsequenz konstruiert.
Kurz gefasst wurde der HpaI/NcoI-verdaute Vek tor pS2gpt-P2 (europäische Patentanmeldung
Nr. 0 561 034 A2) mit den angehafteten Oligonukleotiden P-Sep(3) & P-Sep(4) ligiert.
Die Sequenz der Oligonukleotide war P-Sep(3), 5'-CTCGTAAAAA TTGAAAAACT ATTCTAATTT ATTGCACGGT
CGCGA-3' (SEQ ID NO:
11) und P-Sep(4), 5'-CATGGTACGT
ACCGTGCAAT AAATTAGAAT AGTTTTTCAA TTTTTACGAG-3' (SEQ ID NO: 12). Das resultierende
Plasmid wurde als pSep(1) bezeichnet. Um pSep-ST2 zu erhalten, wurde zunächst ein
2,65 kb StuI/PvuII-Fragment, abgeleitet von dem Plasmid pMNenv2
(beschrieben in
EP
0 561 034 A2 ), enthaltend das HIV1-MN env-Gen, mit dem
SnaBI-linearisierten Plasmid pSep(1) ligiert. Das resultierende
Plasmid, enthaltend das Insert in richtiger Orientierung im Hinblick
auf den "Sep-Promotor" wurde pSep-gp160mn genannt.
Um eine Punktmutation, lokalisiert innerhalb des gp160-orf zu reparieren,
wurde ein 1,9 kb NsiI/SalI-Fragment von pSep-gp160mn durch ein äquivalentes
Fragment, abstammend von dem Plasmid pMN-ST2, ersetzt. Das resultierende
Plasmid wurde pSep-ST2 genannt. Die Plasmide pMNenv1 und pMN-ST2 wurden von Marvin
Reitz (N. C. I. Bethesda, Maryland, USA) bereitgestellt.
-
Die
Kassette von pSep-ST2 enthält
das HIV gp160-Gen und das E. coli gpt-Gen und wird in die einzigartige
HpaI-Stelle von pCR-I7Lf inseriert, was das Plasmid pCR-I7Lf-MN
ergibt. Dieses Plasmid wird in einem in-vivo-Rekombinationsexperiment in CV-1-Zellen
verwendet, involvierend WR-Wildtyp-Virus,
um einen viralen Rohstamm zu erhalten, der eine Mischung aus dem
folgenden ist: (1) defekte Viren, die zwei Cross-Over-Ereignisse
durchlaufen haben, um zu einem rekombinanten Virus zu werden; (2)
Viren, die nur ein Cross-Over-Ereignis durchlaufen haben und (3)
Wildtyp-Helfer-Viren. Eine Gesamterklärung der Cross-Over-Ereignisse
ist in Falkner und Moss, J. Virol. 64: 3108–11 (1990) enthalten.
-
Diese
Mischung aus Viren wird in der komplementierenden Zelle plaquegereinigt, überprüft im Hinblick auf
Reinheit, wie beschrieben in Beispiel 1, außer, dass die Plaque-Assays
nur auf einer gpt-Selektion basieren. Das resultierende Virus wird
als d-I7L-MN bezeichnet und für
die Expression von rekombinantem gp160 in V-I7L-Zellen verwendet.
Das Virus d-I7L-MN wird in Kombination mit der komplementierenden
Zellinie zur Expression von gp160 verwendet. V-I7L-Zellen werden
mit 0,1 KBE d-I7L-MN infiziert und drei Tage gezüchtet. Das rekombinante Protein
wird durch Western-Blots unter Verwendung eines anti-gp41 monoklonalen
Antikörpers
in einem Verfahren gemäß Towbin
et al., supra, nachgewiesen. Tierexperimente in Mäusen werden
durchgeführt
um zu demonstrieren, dass d-I7L-MN nicht pathogen ist, jedoch immer
noch eine Immunreaktion auslösen
kann.
-
Beispiel 3:
-
Konstruktion eines defekten
Vacciniavirus, dem die große
Untereinheit des frühen
Transkriptionsfaktors (d-A8L-ZG) fehlt und einer komplementierenden
Zellinie für
die Propagation des Virus
-
Konstruktion einer Helferzellinie,
basierend auf Vero-Zellen (V-A8L):
-
Der
VETF-Faktor ist ein Heterodimer, umfassend ein 77 kD-Polypeptid
und ein 82 kD-Polypeptid, die jeweils von den D6R und A8L orfs des
Vaccinia-WR-Genoms
kodiert werden. Gershon und Moss, Proc. Nat'l Acad. Sci. USA 87: 4401–05 (1990).
Die VETF-Proteine werden spät
in der Infektion exprimiert und in die wachsenden Viruspartikel
verpackt. Ein defektes Virus, dem VETF fehlt, ist wünschenswert,
da es in der Lage sein sollte, einen zusätzlichen Lebenszyklus in Wildtyp-Wirten
im Vergleich mit Viren durchzuführen,
die nur abortive Lebenszyklen durchführen können.
-
Die
D6R-Untereinheit enthält
eine mögliche
ATP-Bindungsstelle und es hat sich erwiesen, dass sie an die frühe Promotor-DNA-Sequenz
bindet. Siehe Broyles und Li, J. Virol 67: 5677–80 (1993). Temperaturempfindliche
Mutationen wurden auf das D6R-Gen kartiert. Der A8L-orf wurde gewählt, um
unerwünschte
Protein-DNA Wechselwirkungen in der komplementierenden Zellinie
zu vermeiden.
-
Der
erste Schritt bei der Konstruktion der Helferzellinie war die Klonierung
des A8L-orfs durch PCR-vermittelte Techniken in ein E. coli-Expressionsplasmid
und ein eukaryontisches Expressionsplasmid. Die Expression des orf
in E. coli ermöglichte
eine schnelle Produktion des Proteins für die Immunisierung von Kaninchen,
um Anti-VETF große
Untereinheit-Antikörper zu
erhalten, die darauffolgend zur Identifizierung des Proteins in
den permanenten Zellinien verwendet wurden.
-
Zu
diesem Zweck wurde der A8L-orf durch PCR amplifiziert und in das
Plasmid pCRII kloniert. Die Primer oA8-9t (5'-AAA CTG CAG GAT GCG ATA TAT AGT AAG
TCC GCA AAT GGT ATT A-3')
(SEQ ID NO: 13) und oA8-2t (5'-AGG
AAT TCA GGC CTG TTT AAT TAA TTT GTG CTC TTC-3') (SEQ ID NO: 14) wurden verwendet,
um das A8L-Gen als 2,1 kb-Fragment zu amplifizieren. Dieses Fragment
wurde in das Plasmid pCRII (InVitrogen Inc.) inseriert, was zu pCR-A8Lt
führte.
-
Das
Plasmid pCR-A8Lt ist die Quelle eines 0,9 kb BamHI-EcoRI-Genfragments.
Die BamHI-Stelle (die in dem A8L-Gen vorliegt) und die EcoRI-Stelle (eingeführt durch
die multiple Klonierungsstelle von pCRII) wurden gespalten, um das
Fragment zu erhalten, das durch forciertes Klonieren in das Plasmid
pRSET-B (InVitrogen, Inc.) inseriert wurde, was zu dem Plasmid pRSET-A8L-3'/2 führte. Siehe 4.
Das Plasmid enthält
ein Fusionsgen, kodierend den C'-terminalen
Bereich der VETF großen
Untereinheit mit einem N'-terminalen
6-Histidin-tag. Das verkürzte
A8L-Protein wurde in E. coli-Zellen
(Stamm JM109), die das Plasmid pRSET-A8L-3'/2 beherbergten, überexprimiert.
-
Die
Bakterien wurden danach durch den Helferphagen M13mp18/T7 in Gegenwart
von IPTG infiziert, das den lac-Promotor induziert, der die Expression
von T7-Polymerase im Bacteriophagen M13mp18/T7 antreibt. Das rekombinante
verkürzte
A8L-Protein, beinhaltend das his-tag, wurde aus bakteriellen Lysaten
durch Affinitätschromatographie
auf Nickel-NTA-Säulen
gereinigt, gemäß den Anweisungen
des Herstellers (Diagen, Inc.). Das gereinigte Material, emulgiert
in komplettem Freund's
Adjuvans, wurde verwendet, um Kaninchen zu immunisieren (80 mg Protein
pro Dosis, s.c. und i.m.). Nach einem Monat wurden die Tiere mit
derselben Dosis Antigen ausgesetzt und die Entwicklung von Antikörpern wurde
durch Western-Blots überwacht.
-
Um
die Kaninchen-Antiseren zu charakterisieren, wurden die A8L-Proteine
in bakteriellen Lysaten durch Western-Blots nachgewiesen. Die Western-Blots
wurden im wesentlichen wie von Towbin et al., supra beschrieben,
durchgeführt.
Der erste Antikörper
war ein Kaninchen-anti-A8L-Protein-Antikörper, verwendet in 1:100-Verdünnung. Der
zweite Antikörper
war ein Ziegen-anti-Kaninchen-IgG, gekoppelt mit alkalischer Phosphatase
(BioRad, Inc.), verwendet in 1:1.000-Verdünnung. Die Reagenzien (BCIP
und NBT) und Färbeprotokolle
waren von Promega, Inc.
-
Um
das Expressionsplasmid pSV-A8L-EDH zu erhalten, wurde das A8L-Gen
auf dem Plasmid pCR-A8Lt als 2,1 kb PstI-StuI-Genfragment isoliert.
Die PstI- und StuI-Stellen wurden durch die PCR-Primer oA8-9t bzw.
oA8-2t eingeführt.
Dieses Fragment und ein EcoRV-ClaI-Genfragment von dem Plasmid pEDH1, umfassend
die "EDH-Genkassette", wurden in den PstI-ClaI
geschnittenen Expressionsvektor pSVMCS#51 ligiert, der von pSVβ (Clontech,
Inc.) abstammte, durch Substitution des β-Galactosidase-Gens durch eine
multiple Klonierungsstelle ("msc"), beinhaltend die
Restriktionsstellen ApaI, AvrI-II,
SpeI, HindIII, PstI, SalI, XbaI, SmaI, EcoRI und ClaI. Zu diesem
Zweck wurde der Vektor pCMVβ mit
NotI geschnitten und wieder ligiert, was zu dem Plasmid pCMV führte. Dieses
Plasmid wurde mit SalI und HindIII geschnitten, mit Klenow-Polymerase behandelt
und religiert, was zu einem intermediären Plasmid führte. Dieses
Plasmid wurde mit XhoI geschnitten und ein doppelsträngiger Linker,
kodierend für
die Restriktionsstellen ApaI, AvrIII, SpeI, HindIII, PstI, SalL, XbaI,
SmaI, EcoRI und ClaI wurde inseriert, was zu dem Plasmid pSVMCS#51
führte.
Siehe 5.
-
In
dem Plasmid pSV-A8L-EDH wird der A8L-orf durch den SV40 frühen Promotor
kontrolliert. Der Selektionsmarker zum Erhalt permanenter Zellinien
ist ein Fusionsgen, beinhaltend das dhfr-Gen und das hph-Gen, wie
beschrieben in Beispiel 1.
-
Das
Plasmid pSV-A8L-EDH wurde in Affen-Mieren-Vero-Zellen (ATCC Nr.
CCL 81) in einem Verfahren gemäß Graham & van der Eb, supra
transfiziert und in einem Selektionsmedium (DMEM, 10%iges fötales Rinderserum,
250 μg/ml
Hygromycin) inkubiert und weiter wie in Beispiel 1 beschrieben,
behandelt. Permanente Hygromycin-Phosphotransferase-positive Zellinien
wurden in Gegenwart des Antibiotikums Hygromycin B selektiert. Nach
fünf Passagen
wurde die Integration der Fremd-DMA durch PCR unter Verwendung von
Primern demonstriert, die für
das 0,5 kb-Segment des A8L-Gens spezifisch waren.
-
Es
werdem Western-Blots verwendet um zu bestimmen, ob das Gen von Interesse,
die VETF große Untereinheit,
exprimiert wird. Die Zellinien, die die höchsten Niveaus der VETF großen Untereinheit
exprimieren, werden weiter durch PCR-Analyse charakterisiert und
als komplementierende Zellinie verwendet und V-A8L genannt.
-
Konstruktion des defekten
Virus d-A8L-ZG:
-
Um
das Virus d-A8L-ZG zu konstruieren, wurde das Plasmid pCR-A8Lf-ZG
kloniert, wie schematisch in 6 dargestellt.
Bereiche (mit Größen zwischen
0,5 kb und 0,7 kb), die den A8L-orf an beiden Seiten flankierten,
wurden durch PCR amplifiziert und in das Plasmid pCRII subkloniert,
um pCR-A8L-fl bzw. pCR-A8L-fr zu erhalten.
-
Die
PCR-Primer für
die Amplifikation des A8L 5'-flankierenden
Bereiches waren oA8-8 (5'-AGC
GCC GCT ACT AGC ACT CC-3')
(SEQ ID NO: 15) und oA8-5 (5'-GAA
CGT TAA CAT TTA TAT CGT GGG GTA AAG TGA AAA TC-3') (SEQ ID NO: 16). Die Primer für den A8L
3'-flankierenden
Bereich waren oA8-4 (5'-TTG GAG AAC TTG ATA
CGC CG-3') (SEQ
ID NO: 17) und oA8-6 (5'-CAT
ATG CAA TTG TAA ATT AAA CAA CTA AAT CTG TAA ATA AAT A-3') (SEQ ID NO: 18).
Der A8L 5'-flankierende
Bereich als 0,7 kb NotI-SpeI-Fragment von pCR-A8L-f1 wurde zwischen
die Stellen NotI und XbaI direkt stromaufwärts von dem A8L 3'-flankierenden Bereich
in pCR-A8L-fr ligiert, was das Plasmid pCR-A8L-flanks ergab.
-
Um
die weiteren Klonierungsprozeduren zu erleichtern, wurde ein synthetischer
Linker, enthaltend die seltenen Restriktionsstellen SmaI, NotI,
SfiI und RsrII, zwischen die A8L-flankierenden Bereiche in pCR-A8L-flanks ligiert.
Die für
die Konstruktion des Linkers verwendeten Oligonukleotide waren oA8-11 (5'-AAC GGT CCG GCC
CGG GCG GCC GCC-3')
(SEQ ID NO: 19) und oA8-12 (5'-AAT
TGG CGG CCG CCC GGG CCG GAC CGT T-3') (SEQ ID NO: 20). Das Plasmid pCR-A8L-flanks
wurde danach mit MunI und HpaI (beide Stellen werden durch die PCR-Primer
oA8-5 bzw. oA8-6 eingeführt)
linearisiert. Das resultierende Plasmid, bezeichnet als pdA8L, wurde
mit einer 3,9 kb SmaI Doppel-Genkassette
von dem Plasmid pLGb, beschrieben in Beispiel 1, ligiert, um pCR-R8Lf-ZG
zu ergeben. Bei diesem Konstrukt ist der A8L-orf vollständig deletiert,
um die Rettung des defekten Virus durch die komplementierende Zellinie über homologe
Rekombination zu verhindern.
-
Für die Konstruktion
des d-A8L-ZG-Virus wurde das Plasmid pCR A8L-ZG in das Vacciniavirus
WR inseriert. Das Plasmid pCR-A8Lf-ZG wurde für eine in-vivo-Rekombination
in CV-1-Zellen verwendet. Zunächst
wurden 5 × 106 CV-1
Zellen mit 0,1 KBE pro Zelle des Vaccinia WR infiziert, 1 Stunde
inkubiert, mit einem Calciumphosphat-Präzipitat transfiziert, gemäß Graham & van der Eb, supra,
das 20 μg
des Plasmids pCR-A8L-ZG enthielt und 3 Tage gezüchtet.
-
Dies
führte
zu einem Rohstamm, enthaltend Wildtyp-Viren (Helfer) und defekte
Viren. Um einen reinen Stamm der defekten Viren zu erhalten, wurden
Plaque-Assays in V-A8L-Zellen durchgeführt, die in der Lage waren,
das defekte Virus zu komplementieren. Der virale Rohstamm wurde
hergestellt und verwendet für Plaque-Assays
auf V-A8L-Zellen in Gegenwart von gpt-Selektion (Falkner und Moss
(1988), supra) und einem Blue-Plaque-Screening (Chakrabarti et al.,
supra). Die Plaque-Reinigung wird zehnmal wiederholt. Die gereinigten
defekten Poxviren werden in großem
Umfang gezüchtet
und durch Southern-Blot überprüft. Die
Abwesenheit von Wildtyp-Virus und Gegenwart der vorhergesagten Banden
bestätigt,
dass die korrekten defekten Genome gebildet wurden. Plaque-Assays
der defekten Viren auf den komplementierenden Zellen und auf Wildtyp-Zellen
bestätigen,
dass der Wirtsbereich der defekten Viren auf die komplementierende
Zellinie begrenzt ist. Tierstudien bestätigen, dass die defekten Viren
nicht pathogen sind.
-
Beispiel 4:
-
Konstruktion eines defekten
Vacciniavirus, den die kleine Untereinheit des frühen Transkriptionsfaktors (d-D6R-ZG)
fehlt und einer komplementierenden Zellinie
-
Konstruktion einer Helferzellinie,
basierend auf Vero-Zellen (V-D6R):
-
Die
kleine Untereinheit des frühen
Transkriptionsfaktors VETF ist ein Polypeptid mit einer Größe von 77
kD. Wie in Beispiel 3 beschrieben, enthält VETF eine mögliche ATP-Bindungsstelle
und es hat sich erwiesen, dass er an die frühe Promotor-DNA-Sequenz bindet.
Broyles und Li, supra. Der D6R-orf wird für eine Komplementierung gewählt, da
temperaturempfindliche Mutationen auf dieses Gen kartiert wurden,
was ein Element der Definition eines essenziellen Gens ist. Seto
et al., Virol. 160: 110–19
(1987).
-
Die
Schritte bei der Konstruktion der Helferzellinie V-D6R sind im wesentlichen
identisch zur Konstruktion der Zellinie V-A8L in Beispiel 3. Zunächst wird
der D6R-orf in das Plasmid pCRII (InVitrogen, Inc.) durch PCR-vermittelte
Techniken kloniert. Das resultierende Plasmid ist die Quelle des
D6R-Genfragments für
die Konstruktion eines eukaryontischen Expressionsvektors und eines
E. coli-Expressionsplasmids. Die Expression des orf in E. coli ermöglicht eine
schnelle Produktion des Proteins für eine Immunisierung von Kaninchen, um
anti-VETF kleine Untereinheit-Antikörper zu erhalten, die darauffolgend
verwendet werden, um das Protein in den permanenten Zellinien zu
identifizieren.
-
Zu
diesem Zweck wurde der D6R-orf als 1,9 kb-Fragment durch PCR amplifiziert,
unter Verwendung der Primer oD6-1 (5'-CTG CAG AAT GAA TAC CGG AAT TAT AGA
TTT-3') (SEQ ID
NO: 21) und oD6-2 (5'-CCC
GGG TTA TGG AGA AGA TAC CAC GTT-3') (SEQ ID NO: 22) und in pCRII kloniert,
was das Plasmid pCR-D6R ergab.
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Wie
in 7 dargestellt, wurde das E. coli-Expressionsplasmid
pRSET-D6R-3' konstruiert
durch Ligieren eines 1,6 kb EcoRI-Fragments von pCR-D6R in den Vektor
pRSET-B (InVitrogen, Inc.). Das Plasmid pRSET-D6R-3' enthält ein Fusionsgen,
kodierend ein N'-terminales
6-Histidin-tag, fusioniert an die VETF kleine Untereinheit, der
die ersten 100 Aminosäuren
fehlen. Bakterielle Expression, tag-vermittelte Reinigung des rekombinanten
Proteins und die Produktion von anti-VETF kleinen Untereinheit-Antikörpern wurden
wie in Beispiel 3 durchgeführt.
Das Expressionsplasmid pSV-D6R-EDH wurde wie folgt konstruiert:
Das 1,9 kb Genfragment D6R-orf wurde von pCR-D6R isoliert, indem
das Plasmid mit PstI und SmaI geschnitten wurde und in den Vektor
pSVMCS#51 ligiert wurde (Herlitschka, supra) und zwar durch forciertes
Klonieren zum Erhalt des Plasmids pSV-D6R. Die Stellen PstI und
SmaI wurden durch die PCR-Primer oD6-1 (5'-CTGCAGAATG AATACCGGAA TTATAGATTT-3') (SEQ ID NO: 21)
bzw. oD6-2 (5'-CCCGGGTTAT
GGAGAAGATA CCACGTT-3') (SEQ
ID NO: 22) eingeführt.
Die Ligation des EcoRV-ClaI-Genfragments von dem Plasmid pEDH1,
umfassend die "EDH-Genkassette" in SmaI-ClaI geschnittenes
pSV-D6R ergab das Expressionsplasmid pSV-D6R-EDH. Siehe 8.
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In
dem Plasmid pSV-D6R-EDH wird der D6R-orf durch den SV40 frühen Promotor
kontrolliert. Der Selektionsmarker zum Erhalt der permanenten Zellinien
ist ein Fusionsgen mit dem dhfr-Gen und dem hph-Gen, wie in Beispiel
1 beschrieben. Transfektion und Screeningverfahren für die Konstruktion
der komplementierenden Zellinien sind identisch zu denjenigen in
Beispiel 3.
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Konstruktion des defekten
Virus d-D6R-ZG:
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Um
das Virus d-D6R-ZG zu konstruieren, wurde das Plasmid pCR-D6Rf-ZG
kloniert, wie schematisch in 9 dargestellt.
Regionen (mit Größen zwischen
0,5 kb und 0,6 kb), flankierend den D6R-orf an beiden Seiten, wurden
durch PCR-vermittelte Techniken amplifiziert und in das Plasmid
pCRII subkloniert, um pCR-D6R-fl bzw. pCR-D6R-fr zu erhalten. Die
PCR-Primer für
die Amplifikation des D6R 5'-flankierenden
Bereichs sind oD6-3 (5'-TGA
GAA GAA TTG CCG TCG-3')
(SEQ ID NO: 23) und oD6-5 (5'-GTC
GAC GAT ATC TTC TAT AAA TAT ATG AGC-3') (SEQ ID NO: 24). Die Primer für den D6R
3'-flankierenden
Bereich sind oD6-4 (5'-TAC
AGT ACC CGA ATC TCT AC-3')
(SEQ ID NO: 25) und oD6-6 (5'-ACA
ATT GGT ATT AAG TAT AAC GAC TCC-3') (SEQ ID NO: 26). Der D6R 5'-flankierende Bereich
als 0,6 kb SacI-SpeI-Fragment von pCR-D6R-fl wurde zwischen die Stellen SacI und
XbaI direkt stromabwärts
zu dem D6R 5'-flankierenden
Bereich in pCR-D6R-fl ligiert, was das Plasmid pCR-D6R-flanks ergab. Um
die weiteren Klonierungsverfahren zu erleichtern, wurde ein synthetischer
Linker, enthaltend die seltenen Restriktionsstellen SmaI, NotI,
SfiI und RsrII zwischen die D6R-flankierenden Bereiche in pCR-D6R-flanks ligiert. Die
für die
Konstruktion des Linkers verwendeten Oligonukleotide sind oA8-11
und oA8-12. Siehe Beispiel 3. Das Plasmid pCR-D6R-flanks wird daher
mit SalI linearisiert, mit Klenow-Polymerase behandelt und mit MunI
geschnitten (beide Restriktionsstellen werden durch die PCR-Primer oD6-5 bzw.
oD6-6 eingeführt).
Das resultierende Plasmid, bezeichnet als pdD6R, wird mit einer
3,9 kb SmaI doppelten Genkassette von dem Plasmid pLGb, beschrieben
in Beispiel 1, ligiert, um pCR-D6Rf-ZG zu ergeben. In diesem Konstrukt
wird der D6R-orf vollständig
deletiert, um die Rettung des defekten Virus durch die komplementierende
Zellinie aufgrund homologer Rekombination zu verhindern.
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Für die Konstruktion
des d-D6R-ZG-Virus wird das Plasmid pCR D6RF-ZG in das Vaccinia-Virus
WR inseriert. Das Plasmid pCR-D6Rf-ZG wird für die in-vivo-Rekombination
in CV-1-Zellen verwendet. Zunächst werden
5 × 106 CV-1-Zellen
mit 0,1 KBE pro Zelle des Vaccinia WR infiziert, es wird 1 Stunde
inkubiert, mit einem Calciumphosphat-Präzipitat (gemäß Graham & van der Eb, supra)
transfiziert, enthaltend 20 μg
des Plasmids pCR-D6R-ZG und 3 Tage gezüchtet. Dies führt zu einem
Rohstamm, enthaltend Wildtyp-Viren (Helfer) und defekte Viren. Um
reine Stammlösungen
des defekten Virus zu erhalten, werden Plaque-Assays in V-D6R-Zellen
durchgeführt,
die das defekte Virus komplementieren können. Der virale Rohstamm wird
hergestellt und für
Plaque-Assays auf V-D6R-Zellen in Gegenwart von gpt-Selektion (Falkner
und Moss, supra (1988) und Blue-Plaque-Screening (Chakrabarti et
al., supra) verwendet. Die Plaque-Reinigung wird zehnmal wiederholt.
Die gereinigten defekten Poxviren werden auf größeren Umfang gezüchtet und
durch Southern-Blot überprüft. Die
Abwesenheit von Wildtyp-Virus und Gegenwart der vorhergesagten Banden
bestätigt,
dass die korrekten defekten Genome gebildet wurden. Plaque-Assays
der defekten Viren auf den komplementierenden Zellen und auf Wildtyp-Zellen
bestätigen,
dass der Wirtsbereich der defekten Viren auf die komplementierende
Zellinie begrenzt ist. Tierstudien bestätigen, dass die defekten Viren
nicht pathogen sind.
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Beispiel 5:
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Konstruktion eines defekten
Vacciniavirus, dem das J1R-Genprodukt fehlt (d-J1R-ZG) und einer
komplementierenden Zellinie
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Konstruktion einer Helferzellinie,
basierend auf Vero-Zellen (V-J1R):
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Der
erste Schritt war die Expression des J1R-orf in E. coli (unter Verwendung
des InVitrogen pRSET-Vektorsystems). Zunächst wurde das Plasmid pCR-J1R
durch Klonieren des J1R-PCR-Produkts konstruiert, erhalten mit den
Primern oJ1R-1 (5'-GCCATGGATC
ACAACCAGTA TCTCTT-3')
(SEQ ID NO: 27) und oJ1R-2 (5'-ACCCGGGTTA
ATTAATTATT GTTCACTTTA-3')
(SEQ ID NO: 28) in den pCRII-Vektor. Ein NcoI-EcoRI-Fragment wurde
dann in pRSET-B inseriert, was den E. coli-Expressionsvektor pRSET-J1R
ergab (10). Mit diesem Plasmid wurden
große
Mengen J1R-Protein erhalten, die bemerkenswerterweise in Kaninchen
nicht immunogen waren. Antikörper
für die
weitere Identifizierung des Proteins in den permanenten Zellinien
wurden so gegen ein Konjugat eines synthetischen J1R-Peptids und
dem Trägerprotein
KLH gezüchtet.
Das synthetische Peptid mit der Aminosäuresequenz SLATTAIDPIRYIDP,
korrespondierend zu den Aminosäurepositionen
118 bis 132 des J1R-Proteins, wurde an KHL (präaktiviertes KLH von Pierce,
USA) gekoppelt. Das gereinigte Konjugat in komplettem Freund's Adjuvans wurde
verwendet, um Kaninchen zu immunisieren (100 mg Protein pro Dosis,
s.c. und i.m.). Mach einem Monat wurden die Tiere mit derselben
Dosis Antigen ausgesetzt und die Entwicklung von Antikörpern wurde
durch Western-Blots überwacht.
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Die
Proteine werden durch die Western-Blots nachgewiesen. Die Western-Blots
werden im wesentlichen wie von Towbin et al., supra beschrieben, durchgeführt. Der
erste Antikörper
ist ein Kaninchen-anti-J1R-Protein-Antikörper, verwendet in 1:100-Verdünnung. Der
zweite Antikörper
ist ein Ziegen-anti-Kaninchen-IgG, gekoppelt mit alkalischer Phosphatase
(BioRad, Inc.), verwendet in 1:1.000-Verdünnung. Die Reagenzien (BCIP
und NBT) und Färbeprotokolle
stammen von Promega, Inc. (USA).
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Um
das Expressionsplasmid pSV-J1R-EDH (11) für die Transformation
in die Vero-Zellen zu erhalten, wurde ein 0,5 kb NcoI-SmaI-Genfragment,
kodierend das komplette J1R-Gen, aus dem Plasmid pCR-J1R isoliert.
Die NcoI- und SmaI-Stellen wurden durch die PCR-Primer oJ1R-1 bzw.
oJ1R-2 (siehe oben) eingeführt.
Dieses Fragment wurde in den BbsI geschnittenen Expressionsvektor
pSV-Bbs (siehe Beispiel 1) ligiert. Die Insertion eines EcoRV-ClaI-Genfragments
von Plasmid pEDH1, umfassend die "EDH-Genkassette" in SmaI-ClaI geschnittenen pSV-J1R
ergab pSV-J1R-EDH. Siehe 11. In
dem Plasmid pSV-J1R-EDH wurde der J1R-orf durch den SV40 frühen Promotor
kontrolliert. Der Selektionsmarker zum Erhalt permanenter Zellinien
ist ein Fusionsgen, beinhaltend das dhfr-Gen und das hph-Gen, wie
beschrieben in Beispiel 1.
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Das
Plasmid pSV-J1R-EDH wurde in Affen-Nieren-Vero-Zellen (ATCC Nr.
CCL 81) gemäß einem
Verfahren gemäß Graham & van der Eb, supra
transfiziert und in Selektivmedium inkubiert (DMEM, 10% fötales Rinderserum,
250 μg/ml
Hygromycin) und weiter, wie in Beispiel 1 beschrieben, behandelt.
Permanent Hygromycin-Phosphotransferase-positive Zellinien wurden
in Gegenwart des Antibiotikums Hygromycin B selektiert. Nach fünf Passagen
wurde die Integration der Fremd-DNA durch PCR unter Verwendung von
Primern, die für ein
0,5 kb Segment des J1R-Gens spezifisch waren, demonstriert. Western-Blots
wurden verwendet um zu bestimmen, ob das Gen von Interesse, das
J1R Protein, exprimiert wurde. Die Zellinien, die die höchsten Niveaus
des J1R-Proteins
exprimierten, werden weiter durch Southern-Blot gekennzeichnet,
als komplementierende Zellinie verwendet und V-J1R genannt.
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Konstruktion des defekten
Virus d-J1R-ZG:
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Um
das Virus d-J1R-ZG zu konstruieren, wurde das Plasmid pCR-J1Rf-ZG
kloniert, wie schematisch in 12 dargestellt.
Ein 1,5 kb Genfragment, umfassend den J1R-orf und ungefähr 0,5 kb
der flankierenden Sequenzen an beiden Seiten, wurde aus Vacciniavirus
(Stamm WR) durch PCR amplifiziert und in das Plasmid pCRII subkloniert,
um pCR-J1Rf zu erhalten.
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Die
PCR-Primer waren oJ1-3 (5'-TCC
ACA TCC ATG AGA TTG AAT-3')
(SEQ ID NO: 29) und oJ1-4 (5'-CGA
TTG ATA CAT ATC ATT ACC-3')
(SEQ ID NO: 30). Die Deletion des kompletten J1R-Gens und der ersten
40 Nukleotide des be nachbarten Thymidinkinase-Gens wurde auch durch
PCR-vermittelte Techniken durchgeführt. Das vollständige Plasmid
pCR-J1Rf, ausschließlich
der zu deletierenden Sequenzen, wurde über PCR amplifiziert, was zu
einem 6 kb-Produkt
führte.
Eine Polynukleotid-Kinase-Behandlung und darauffolgende Religierung
des PCR-Produkts ergab das Plasmid pCR-J1R-flanks. Die Primer oJ1-5
(5'-AACAATTGCA TCATCTGCGA
AGAACATCG-3') (SEQ
ID NO: 31) und oJ1-6 (5'-CAGTTAACTT
TTCAGGTAAA AGTACAGAAT-3')
(SEQ ID NO: 32), die für
diese Reaktion verwendet wurden, führen die Restriktionsstellen MunI
und HpaI ein. Das Plasmid wurde an diesen Stellen gespalten und
der Linker (oA8-11 und OA8-12, wie in Beispiel 3 beschrieben) wurde
inseriert, um pdJ1R zu erhalten. Analog zu Beispiel 3 wurde eine lacZ-gpt-Doppelmarker-Kassette
in die SmaI-Stelle von pdJ1R ligiert, was zu dem Rekombinationsvektor pCR-J1Rf-ZG
führte.
(Dieses Plasmid enthält
nur 40 Basenpaare des J1R-Gens, am 5'-Terminus,
die notwendig sind für
die Integrität
des benachbarten L5R-orf im defekten Virus.)
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Für die Konstruktion
des d-J1R-ZG-Virus wurde das Plasmid pCR-J1R-ZG in das Vacciniavirus
WR inseriert. Das Plasmid pCR-J1Rf-ZG wurde für eine in-vivo-Rekombination
in CV-1-Zellen verwendet. Zunächst
wurden 5 × 106 CV-1-Zellen mit 0,1 KBE pro Zeile Vaccinia
WR infiziert; 1 Stunde inkubiert, mit einem Calciumphosphat-Präzipitat
(gemäß Graham & van der Eb, supra)
transfiziert, enthaltend 20 μg
des Plasmid pCR-J1R-ZG und 3 Tage gezüchtet.
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Dieses
Verfahren führte
zu einem Rohstamm, enthaltend Wildtyp (Helfer-Viren) und defekte
Viren. Um die reinen Stämme
des defekten Virus zu erhalten, wurden Plaque-Assays in den V-J1R-Zellen
durchgeführt, die
in der Lage sind, das defekte Virus zu komplementieren. Die virale
Rohstammlösung
wurde hergestellt und für
Plaque-Assays auf V-J1R-Zellen in Gegenwart einer gpt-Selektion
(Falkner und Moss (1988), supra) und eines Blue-Plaque-Screening (Chakrabarti
et al., supra) verwendet, alternierend mit Plaque-Assays auf tk-negativen
V-J1R-Zellen in Gegenwart von BUdR (Mackett et al., supra). Die
Plaque-Reinigung wird zehnmal wiederholt. Die gereinigten defekten
Poxviren werden auf einen größeren Umfang
angezüchtet
und durch Southern-Blot überprüft. Die
Abwesenheit von Wildtyp-Virus und Gegenwart der vorhergesagten Banden
bestätigt,
dass sich die korrekten defekten Genome gebildet haben. Plaque-Assays
der defekten Viren auf dem komplementierenden Zellen und auf Wildtyp-Zellen
bestätigen,
dass der Wirtsbereich der defekten Viren auf die komplementierende
Zellinie begrenzt ist. Tierstudien bestätigen, dass die defekten Viren
nicht pathogen sind.
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Beispiel 6:
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Konstruktion eines defekten
Vacciniavirus, dem das H4L-Genprodukt fehlt (d-H4L-ZG) und einer
komplementierenden Zellinie
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Der
H4L-orf wird für
die Komplementierung gewählt,
da konditional lethale temperaturempfindliche Mutationen auf dieses
Gen kartiert wurden. Seto et al., supra.
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Die
Schritte bei der Konstruktion der Helferzellinie V-H4L sind im wesentlichen
identisch zu der Konstruktion der Zellinie V-A8L bei Beispiel 3.
Zunächst
wurde der H4L-orf in das Plasmid pCRII (InVitrogen, Inc.) durch
PCR-vermittelte Techniken kloniert. Das resultierende Plasmid ist
die Quelle des H4L-Genfragments für die Konstruktion des Vero-Zell-Expressionsvektors
pSV-H4L-EDH, wie dargestellt in 13. Antikörper zur Identifizierung
des H4L-Genprodukts (RAP94) in den permanenten Zellinien werden
gegen ein KLH-Konjugat eines synthetischen Peptids gezüchtet. Das
Konjugat wurde durch Verbindung des synthetischen Peptids KIYKNSFSEDHNNSLD,
korrespondierend zu den Aminosäurepositionen
242 bis 258 im H4L-orf, Kane und Shuman, J. Virol. 66: 5752–62 (1992),
an aktiviertes KLH (KLH coupling Kit, Pierce Inc., USA), hergestellt.
Dieses Konjugat wurde für
die Produktion von Anti-H4L-Antikörpern analog zu Beispiel 5
verwendet.
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Für die Konstruktion
des Vero-Zell-Expressionsvektors wurde der H4L-orf als 2,4 kb-Fragment durch PCR unter
Verwendung der Primer oH4-1 (5'-ACC
ATG GAC TCT AAA GAG ACT AT-3')
(SEQ ID NO: 33) und oH4-2 (5'-CAA
TTG CCC GGG TTA ATT AAT GAA ATT AAT CAT ATA CAA CTC-3') (SEQ ID NO: 34)
amplifiziert und in pCRII kloniert, was zu dem Plasmid pCR-H4L führte. Das
Expressionsplasmid pSV-H4L-EDH wurde wie folgt konstruiert: Der
H4L-orf wurde als 2,4 kb Genfragment aus pCR-H4L isoliert, indem
das Plasmid mit NcoI und SmaI geschnitten und in den Vektor pSV-Bbs
ligiert wurde (siehe Beispiel 1) und zwar durch forciertes Klonieren,
um das Plasmid pSV-H4L zu erhalten. Die Stellen NcoI und SmaI wurden
durch die PCR-Primer oH4-1 bzw. oH4-2 eingeführt. Die Ligation eines EcoRV-SalI-Genfragments
von dem Plasmid pEDH1, umfassend die "EDH-Genkassette" in SmaI-SalI geschnittenes pSV-H4L
ergab das Expressionsplasmid pSV-H4L-EDH. Siehe 13.
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In
dem Plasmid pSV-H4L-EDH wird der H4L-orf durch den SV40 frühen Promotor
kontrolliert. Der Selektionsmarker zum Erhalt der permanenten Zellinien
ist ein Fusionsgen, beinhaltend das dhfr-Gen und das hph-Gen, wie
beschrieben in Beispiel 1. Die Transfektion und die Screening-Verfahren
für die
Konstruktion der komplementierenden Zellinie wurden, wie in Beispiel
3 beschrieben durchgeführt,
außer
dass H4L-spezifische Reagenzien verwendet wurden.
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Konstruktion des defekten
Virus d-H4L-ZG:
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Um
das Virus d-H4L-ZG zu konstruieren, wurde das Plasmid pCR-H4Lf-ZG,
wie in 14 schematisch dargestellt,
kloniert. Bereiche (mit Größen zwischen
0,5 kb und 0,6 kb), die den H4L-orf an beiden Seiten flankieren,
wurden durch PCR-vermittelte Techniken amplifiziert und in das Plasmid
pCRII subkloniert, um pCR-H4L-fl bzw. pCR-H4L-fr zu erhalten.
-
Die
PCR-Primer für
die Amplifikation des H4L 5'-flankierenden
Bereichs sind oH4-3 (5'-CCT
TTA GGT CAG AA GAT CGC-3')
(SEQ ID NO: 35) und oH4-5 (5'-GTC
GAC AAT TGT TAA AG TAC AAA CAA CTA GGA-3') (SEQ ID NO: 36). Die Primer für den H4L
3'-flankierenden
Bereich sind oH4-4 (5'-GCT
AAC ATC ATA CCC TCC TG-3')
(SEQ ID NO: 37) und oH4-6 (5'-GTC
GAC GTT AAC AGA AGC ATT GGA ATA CGC AT-3') (SEQ ID NO: 38). Der H4L 3'-flankierende Bereich
wurde als 0,5 kb SalI-SpeI-Fragment von pCR-H4L-fr zwischen die
SalI- und XbaI-Stellen direkt stromabwärts zum H4L 5'-flankierenden Bereich
in pCR-D6R-fl ligiert, was
das Plasmid pCR-H4L-flanks ergab.
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Um
die weiteren Klonierungsverfahren zu erleichtern, wurde ein synthetischer
Linker, enthaltend die seltenen Restriktionsstellen SmaI, NotI,
SfiI und RsrII zwischen die H4L-flankierenden Bereiche in pCR-H4L-flanks
ligiert. Die für
die Konstruktion des Linkers verwendeten Oligonukleotide sind oA8-11
und oA8-12. Das Plasmid pCR-H4L-flanks wurde danach mit MunI und
HpaI linearisiert (beide Stellen werden durch die PCR-Primer oH4-5
bzw. oH4-6 eingeführt).
Das resultierende Plasmid, bezeichnet als pdH4L, wurde mit einer
3,9 kb SmaI-Doppel-Genkassette von dem Plasmid pLGb, wie beschrieben
in Beispiel 1 ligiert, um pCR-H4Lf-ZG zu ergeben. In diesem Konstrukt
ist der H4L-orf vollständig
deletiert, um eine Rettung des defekten Virus durch die komplementierende
Zellinie aufgrund einer homologen Rekombination zu verhindern.
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Die
Konstruktion des d-H4L-ZG-Virus durch in-vivo-Rekombination und
Plaque-Reinigung wird gemäß dem in
Beispiel 1 beschriebenen Schema durchgeführt.
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Beispiel 7:
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Konstruktion einer komplementierenden
Zellinie mit Hitzeschock-induzierbarer I7L-Funktion
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Die
Wirkung des Vaccinia-Wirts-Protein-shut-off variiert von Zelltyp
zu Zelltyp, was die Wirksamkeit der Komplementierung beeinflusst
und so die Menge von notwendigen Plaque-Reinigungen bestimmt, um
reine Stämme
von de fektem Virus zu erhalten und die mit den Wirtszellinien erhältlichen
Titer. Um die Komplementierung effizienter zu gestalten, wird der
essenzielle offene Leserahmen, kodierend die komplementierende Funktion,
stromabwärts
zum Promotor des 70 kd humanen Hitzeschock-Protein (Hsp70) -Gens
(Hunt & Morimoto,
supra) kloniert. Die Transkription des Hsp70-Gens wird durch Vaccinia-Infektion
induziert und es wurde vorgeschlagen, dass Hsp70 an der Anordnung
des Vaccinia-Virions beteiligt ist (Jindal und Young, supra).
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Der
erste Schritt die ist Klonierung des Hsp70-Promotors durch PCR-Verfahren. Die Oligonukleotide oHS-1,
5'-TACGTATGGA GACCAACACC
CTTCC-3' (SEQ ID
NO: 39) und oHS-2, 5'-CCATGGATAT CGGGTTCCCT
GCTCTCTGTC GG-3' (SEQ
ID NO: 40) wurden zusammen mit menschlicher DNA (Clontech, Inc.)
als Matrize verwendet, um die menschlichen Hsp70-Promotorsequenzen
zu erhalten. Das PCR-Produkt wird in den pCRII-Vektor (InVitrogen,
Inc.) kloniert, was das Plasmid pCR Hsp ergibt. Das SnaBI-NcoI-Promotorfragment
wird verwendet, um den SV40-Promotor in dem Plasmid pSV-Bbs zu substituieren
(siehe Beispiel 1), was nach Entfernung des in diesem Plasmid vorliegenden
SV40-Introns zu dem Plasmid pHS führt. Dieser Vektor wird verwendet,
um offene Leserahmen, wie z.B. I7L zu inserieren, durch Ligation
des NcoI-SmaI-Fragments von pSV-I7L
(Beispiel 1) mit pHS, was das Plasmid pHS-I7L ergibt. Siehe 15.
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Um
die komplementierende Zellinie zu konstruieren, wird das Co-Transformationsverfahren
(Wigler, supra) durchgeführt.
Ein geeigneter Selektionsmarker, wie z.B. das Neomycin-Resistenzgen,
das auf dem Plasmid pSV2-neo vorliegt (Southern, P. J. und Berg,
P., J. Mol. Appl. Genet. 1: 327 (1982)) wird zusammen mit dem Plasmid
pHS-I7L in einem Transfektionsexperiment in Vero-Zellen verwendet.
Die Zellen werden gemäß Graham
und van der Eb, supra transfiziert und in einem Selektivmedium einschließlich dem
Antibiotikum G418 (DMEM, 10% fötales
Rinderserum, 500 μg/ml
G-418) inkubiert. Nach 10 bis 14 Tagen werden die Kolonien sichtbar.
Diese Kolonien werden expandiert, zweimal subkloniert und dann weiter
gekennzeichnet. Die Zellinien werden weiter durch PCR-Analyse im
Hinblick auf die Gegenwart des komplementierenden Genkonstrukts
charakterisiert. Western-Blots werden verwendet, um zu zeigen, dass
das Gen von Interesse, das I7L-Protein, bei Induktion exprimiert
wird. Die endgültige
komplementierende Zellinie wird VHsp-I7L genannt. Die Zellinie ist, wie in
Beispiel 1 beschrieben, gekennzeichnet. Die Konstruktion von defektem
Virus d-I7L-ZG/Hsp wird, wie in Beispiel 1 für das Virus d-I7L-ZG beschrieben,
durchgeführt,
außer
dass die Zellinie VHsp-I7L für
die Komplementierung verwendet wird und dass nur fünf Runden einer
Plaque-Reinigung durchgeführt
werden, um das defekte Virus zu erhalten.
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