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Die
Erfindung betrifft rekombinante Pockenviren, die im viralen Genom
wenigstens zwei Expressionskassetten umfassen, die jeweils den Kuhpocken-ATI-Promotor
oder ein Derivat davon sowie eine codierende Sequenz umfassen, wobei
die Expression der codierenden Sequenz von dem Promotor oder Derivat
davon reguliert wird. Das Virus kann als Impfstoff oder als Teil
einer pharmazeutischen Zusammensetzung geeignet sein.
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Stand der Technik
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Rekombinante
Pockenviren finden breite Anwendung bei der Expression fremder Antigene
in infizierten Zellen. Zudem werden rekombinante Pockenviren gegenwärtig als
sehr vielversprechende Impfstoffe zur Induktion einer Immunantwort
gegen vom Pockenvirusvektor exprimierte fremde Antigene getestet.
Am beliebtesten sind dabei einerseits Avipoxviren und andererseits
Vacciniaviren. Aus
US 5,736,368 und
US 6,051,410 ist der rekombinante
Vacciniavirusstamm Wyeth bekannt, der HIV-Antigene und -Proteine
exprimiert. Aus der
US 5,747,324 ist
ein rekombinanter Vacciniavirusstamm NYCBH bekannt, der Lentivirusgene
exprimiert. Aus der
EP 0 243
029 ist ein rekombinanter Vacciniavirusstamm Western Reserve
bekannt, der menschliche Retrovirusgene exprimiert. Fowlpoxviren
mit HIV-Genen im viralen Genom sind aus
US 5,736,368 und
US 6,051,410 bekannt.
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Zur
Induktion einer wirksamen Immunantwort ist es wünschenswert, nicht nur ein
einzelnes Protein eines Agens, gegen das eine Immunantwort induziert
werden soll, zu exprimieren. Stattdessen ist es bevorzugt, möglichst
viele unterschiedliche Proteine und Epitope des Agens zu exprimieren,
um eine breite und wirksame Immunität gegen das Agens zu erhalten.
Somit kann es vorteilhaft sein, mehrere unterschiedliche Expressions kassetten
in das gleiche Pockenvirusgenom zu inserieren, falls ein Pockenvirus
als Impfvektor verwendet werden soll. In der
US 5,736,368 ist die Konstruktion
eines rekombinanten Pockenvirus beschrieben, das Expressionskassetten
für das
HIV-1-Gen env und das HIV-1-Gen gag.pol enthält. Zur Expression der von
den unterschiedlichen Expressionskassetten kodierten Proteine wurden
unterschiedliche Promotoren, nämlich
der Vacciniavirus-Promotor Dl und der Promotor 40K, verwendet. Der
Nachteil dieser Strategie besteht darin, daß die Aktivitäten der
verschiedenen Promotoren nicht identisch sind, was zu einem unterschiedlichen
Niveau der von den unterschiedlichen Expressionskassetten exprimierten
Proteine führt.
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Ein
nahezu gleiches Expressionsniveau ließe sich erreichen, falls die
Promotoren in den unterschiedlichen Expressionskassetten im Pockenvirusgenom
identisch wären.
Allerdings besteht der Nachteil dieser Strategie in der Gefahr eines
möglichen
Auftretens unerwünschter
Rekombinationsereignisse zwischen den homologen/identischen Promotorsequenzen.
Tatsächlich
konnte von Howley et al. (Gene (1996) 172, 233-237) gezeigt werden,
daß ein
rekombinantes Vacciniavirus erzeugt werden kann, das drei p7.5-Promotoren
an unterschiedlichen Orten des viralen Genoms umfaßt; allerdings
trat eine Rekombination zwischen den homologen Promotorsequenzen
auf, was zu einer gemischten genomischen Population des rekombinanten
Pockenvirus führte.
Eine derartige gemischte und nicht definierte genomische Population,
die die Instabilität
des viralen Genoms widerspiegelt, ist nicht akzeptierbar, falls
ein rekombinantes Pockenvirus für
die Impfung, insbesondere für
die Impfung von Menschen, verwendet werden soll.
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Von
Hänggi
et al. (EMBO J. (1986) 5: 1071-1076) wurde der späte 11-kd-Promotor
des Vacciniavirus über
5'- und 3'-Deletionen sowie
stellengerichtete Mutagenese charakterisiert, wobei ein konserviertes TAAAT-Motiv
gefunden wurde.
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Aufgabe der Erfindung
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand darin, stabile rekombinante
Pockenviren bereitzustellen, die wenigstens zwei Expressionskassetten
enthalten, und zwar vorzugsweise für Gene, die nicht von Natur
aus Teil des Pockenvirusgenoms sind, wobei es möglich sein sollte, die von
den wenigstens zwei unterschiedlichen Expressionskassetten codierten
Proteine in gleichen Mengen zu produzieren.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Diese
Aufgabe wurde durch Bereitstellung rekombinanter Pockenviren, umfassend
im viralen Genom wenigstens zwei Expressionskassetten, die jeweils
den Kuhpocken-ATI-Promotor
oder ein Derivat davon sowie eine codierende Sequenz umfassen, wobei
die Expression der codierenden Sequenz von dem Promotor oder Derivat
davon reguliert wird, gelöst.
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Es
konnte mit der vorliegenden Erfindung gezeigt werden, daß Pockenviren,
die mindestens zwei Kopien des ATI-Promotors umfassen, unerwartet
stabil sind; es konnte demonstriert werden, daß keine nachweisbaren Rekombinationsereignisse
zwischen den homologen oder sogar identischen ATI-Promotorsequenzen stattfanden.
Dies steht im Gegensatz zu Vacciniaviren, die mindestens zwei p7.5-Promotoren
im viralen Genom umfassen.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung kann es sich bei dem Pockenvirus um ein beliebiges Pockenvirus handeln,
bei dem die Expression von Genen durch den ATI-Promotor oder ein
Derivat davon reguliert werden sollte. Somit kann das Pockenvirus
ein beliebiges Virus der Unterfamilie der Chordopoxvirinae und Entomopoxvirinae
sein (siehe Fields Virology 3. Auflage, Lippincott-Raven Publishers,
Philadelphia, USA, Kapitel: 83, ISBN 0-7817-0253.4). Viren aus der
Unterfamilie Chordopoxvirinae sind besonders bevorzugt, falls das
rekombinante Pockenvirus zur Expression von Genen in Säugetieren,
einschließlich
dem Menschen, verwendet wird. Besonders bevorzugte Gattungen, die
zur Unterfamilie Chordopoyvirinae gehören, sind Orthopoxviren, Parapoxviren,
Avipoxviren, Capripoxviren, Leporipoxviren und Suipoxviren. Am stärksten bevorzugt
sind Orthopoxviren und Avipoxviren. Beispiele für Avipoxviren sind Canarypoxviren
und Fowlpoxviren. Ein Beispiel für
ein Orthopoxvirus ist das Vacciniavirus. Der Vacciniavirusstamm,
der gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet werden kann, kann ein beliebiger Vacciniavirusstamm
sein, wie beispielsweise die Stämme
Copenhagen, Temple of Heaven, Wyeth, Western Reserve, Elstree, NYCBH
und so weiter. Besonders bevorzugt ist das MVA (Modified Vaccinia
Ankara). MVA wurde durch 516 in Hühnerembryofibroblasten nacheinander
ausgeführte Passagierungen
des Ankara-Stamms
des Vacciniavirus (CVA) erzeugt (siehe Übersichtsartikel von Mayr,
A., et al. Infection 3, 6-14 [1975]). Als Folge dieser Langzeitpassagierungen
deletierte das erhaltene MVA-Virus etwa 31 Kilobasen seiner genomischen
Sequenz und wurde daher als stark Wirtszellen beschränkt, und
zwar auf Vogelzellen, beschrieben (Meyer, H. et al., J. Gen. Virol.
72, 1031-1038 [1991]).
In verschiedenen Tiermodellen konnte gezeigt werden, daß das erhaltene
MVA signifikant avirulent war (Mayr, A. & Danner, K. [1978] Dev. Biol. Stand.
41: 225-34). Darüber
hinaus wurde dieser MVA-Stamm
in klinischen Versuchsreihen als Impfstoff zur Immunisierung gegen
die menschliche Pockenkrankheit getestet (Mayr et al., Zbl. Bakt.
Hyg. I, Abt. Org. B 167, 375-390 [1987], Stickl et al., Dtsch. Med.
Wschr. 99, 2386-2392 [1974]).
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung kann ein beliebiger MVA-Stamm verwendet werden. Beispiele
für MVA-Virusstämme, die
gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet und in Übereinstimmung
mit den Forderungen des Budapester Vertrags hinterlegt wurden, sind
die Stämme
MVA572 und MVA575, die bei der European Collection of Animal Cell
Cultures (ECACC), Salisbury (UK) mit den Hinterlegungsnummern ECACC V94012707
bzw. ECACC V00120707 hinterlegt wurden, sowie MVA-BN mit der Hinterlegungsnummer
ECACC V00083008.
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Am
stärksten
bevorzugt ist der MVA-Stamm MVA-BN oder ein Derivat davon. Die Merkmale
von MVA-BN, die Beschreibung biologischer Tests, die die Beurteilung
darüber,
ob es sich bei einem MVA-Stamm um MVA-BN oder ein Derivat davon
handelt, gestatten, sowie Verfahren, die die Gewinnung von MVA-BN
oder eines Derivats davon gestatten, sind in der
WO 02/42480 offenbart. Der Inhalt
dieser Anmeldung wird durch Bezugnahme in die vorliegende Anmeldung
aufgenommen.
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Allgemein
gesehen ist die Verwendung von Viren bevorzugt, die für das Tier,
einschließlich
dem Menschen, nicht schädlich
sind, falls das Virus zur Impfung oder zur Behandlung des Tiers,
einschließlich
des Menschen, verwendet wird. Insbesondere beim Menschen handelt
es sich bei sicheren Pockenviren um die verschiedenen Vacciniavirusstämme, wie
z.B. MVA, sowie Avipoxviren, wie z.B. Fowlpoxvirus und Canarypoxvirus.
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Um
Pockenviren zu vermehren, werden eukaryontische Zellen mit dem Virus
infiziert. Bei den eukaryontischen Zellen handelt es sich um Zellen,
die der Infektion mit dem jeweiligen Pockenvirus zugänglich sind und
die Replikation und Produktion von infektiösem Virus gestatten. Derartige
Zellen sind dem Fachmann für jede
Pockenvirusspezies bekannt. Ein Beispiel für diese Art von Zellen stellen
bei MVA Hühnerembryofibroblasten (CEF[=
Chicken Embryo Fibroblasts]) und BHK-Zellen dar (Drexler I., Heller
K., Wahren B., Erfle V. und Sutter G., J. Gen. Virol. (1998), 79,
347-352). CEF-Zellen lassen sich unter Bedingungen kultivieren,
die dem Fachmann bekannt sind. Vorzugsweise werden die CEF-Zellen in serumfreiem
Medium in stationären
Kolben oder Rollerflaschen kultiviert. Dabei dauert die Inkubation
vorzugsweise 48 bis 96 Stunden bei 37°C ± 2°C. Für die Infektion wird MVA vorzugsweise
mit einer MOI (Multiplicity of Infektion) von 0,05 bis 1 TCID50 verwendet, wobei die Inkubation vorzugsweise
48 bis 72 Stunden bei 37°C ± 2°C stattfindet.
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Die
Sequenz des Promotors des ATI(A-Type Inclusion)-Protein-Gens des Kuhpockenvirus (ATI-Promotor)
ist dem Fachmann bekannt. In diesem Zusammenhang wird auf den Genebank-Eintrag
mit der Zugangsnummer D00319 verwiesen. Eine bevorzugte ATI-Promotorsequenz
ist als SEQ ID.: Nr. 1 angegeben und lautet wie folgt: 5'GTTTT GAATA AAATT
TTTTT ATAAT AAAT 3'.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung besteht die Möglichkeit,
den ATI-Promotor wie in SEQ ID.: NR. 1 angegeben oder ein Derivat
des ATI-Promotors zu verwenden, wobei es sich bei letzterem um eine
Teilsequenz der Sequenz gemäß SEQ ID.:
Nr. 1 handeln kann. Der Begriff "Teilsequenz
der Sequenz gemäß SEQ ID.:
Nr. 1" bezieht sich
dabei auf kürzere
Fragmente der SEQ ID.: Nr. 1, die noch als Promotor fungieren, insbesondere
als später
Vacciniavirus-Promotor. Ein typisches Fragment der Sequenz der SEQ
ID.: NR. 1 weist eine Länge
von mindestens 10 Nukleotiden, stärker bevorzugt von wenigstens
15 Nukleotiden, noch stärker bevorzugt
von wenigstens 20 Nukleotiden, am stärksten bevorzugt von wenigstens
25 Nukleotiden der Sequenz der SEQ ID.: NR. 1 auf. Die Teilsequenz
umfaßt
wenigstens die Nukleotide 22 bis 29 der SEQ ID: NR. 1, d.h. die
am 3'-Ende der SEQ
ID.: NR. 1 lokalisierte Sequenz 5'TAATAAAT-3'.
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Der
Promotor kann stromaufwärts
einer codierenden Sequenz so inseriert werden, daß die Nukleotide 28
bis 29 der SEQ ID: 1 (in der obigen Sequenz unterstrichen) Teile
des 5'-ATG-3'-Startkodons der
Translation sind. Als Alternative kann der Promotor durch mehrere
Nukleotide vom Startkodon der Translation getrennt sein. Der Spacer
(= Abstandhalter) zwischen dem 3'-Ende
des Promotors gemäß der SEQ
ID.: NR. 1 und dem A im 5'-ATG-3'-Startkodon besteht
vorzugsweise aus weniger als 100 Nukleotiden, stärker bevorzugt aus weniger
als 50 Nukleotiden und noch stärker
bevorzugt aus weniger als 25 Nukleotiden. Allerdings könnte der Spacer
sogar länger
sein, solange der Promotor noch in der Lage ist, die Expression
der stromabwärts
vom Promotor liegenden codierenden Sequenz zu steuern.
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Bei
dem Derivat des ATI-Promotors kann es sich auch um eine Sequenz
handeln, die in bezug auf die Sequenz der SEQ ID.: NR. 1 oder Teilsequenzen
davon nicht mehr als 6 Nukleotidsubstitutionen, -deletionen und/oder
-insertionen aufweist, wobei die Derivate noch als Promotor, insbesondere
als später
Vacciniavirus-Promotor,
aktiv sind. Bei einer Sequenz mit nicht mehr als 6 Nukleotidsubstitutionen
handelt es sich um eine Sequenz, in der nicht mehr als 6 Nukleotide
der Sequenz gemäß der SEQ
ID.: NR. 1 gegen andere Nukleotide ausgetauscht sind. Eine Sequenz
mit nicht mehr als 6 Nukleotidinsertionen stellt eine Sequenz dar, bei
der nicht mehr als 6 Nukleotide an einem oder mehreren Orten der
Sequenz gemäß der SEQ
ID.: NR. 1 inseriert sind. Bei einer Sequenz mit nicht mehr als
6 Nukleotiddeletionen handelt es sich um eine Sequenz, bei der ein
oder mehrere Nukleotide der Sequenz gemäß der SEQ ID.: NR. 1 an einem
oder mehreren Orten deletiert sind. Bei den Derivaten der SEQ ID.:
Nr. 1 können
Deletionen, Substitutionen und Insertionen in einer Sequenz kombiniert
sein. Vorzugsweise weist das Derivat eine Homologie von wenigstens
80%, am stärksten bevorzugt
von wenigstens 90% im Vergleich mit der Sequenz des SEQ ID.: Nr.
1 auf. Gemäß der beanspruchten
Erfindung sind in dem Derivat nicht mehr als 6 Nukleotide, noch
stärker
bevorzugt nicht mehr als 3 Nukleotide, in der Sequenz der SEQ ID.:
Nr. 1 substituiert, deletiert, und/oder inseriert. Insbesondere
beläßt man die Nukleotide
25 bis 29 der SEQ ID.: NR. 1, d.h. die Sequenz 5'-TAAAT-3, im Promotor, um die maximale
Promotoraktivität
zu erzielen. Gemäß der beanspruchten
Erfindung läßt man die
Nukleotide 22 bis 29 der SEQ ID.: NR. 1, d.h. die Sequenz 5'-TAATAAAT-3, im Promotor.
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Die
obigen Anmerkungen hinsichtlich des Ortes des ATI-Promotors oder von
Teilsequenzen davon gelten auch für die oben definierten Sequenzen
mit einer oder mehreren Nukleotidsubstitutionen, -deletionen und/oder
-insertionen in bezug auf die Sequenz gemäß SEQ ID.: NR. 1 oder in bezug
auf Teilsequenzen davon.
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Eine
Sammlung von Dokumenten des Standes der Technik gestattet dem Fachmann,
vorherzusagen, welche Derivate der SEQ ID.: NR. 1 noch die biologische
Aktivität
der Wirkung als Pockenvirus-Viruspromotor, insbesondere als später Vacciniavirus-Promotor,
besitzen. In diesem Zusammenhang wird auf Chakrarbati et al., Biotechniques
(1997) 23, 1094-1097 und Davison und Moss, J. Mol. Biol. (1989)
210, 771-784 verwiesen. Zudem läßt sich
vom Fachmann leicht überprüfen, ob
ein Fragment noch als Pockenvirus-Promotor, insbesondere als später Vacciniavirus-Promotor,
noch aktiv ist. Insbesondere kann das Sequenzderivat stromaufwärts eines
Reportergens in einem Plasmidkonstrukt kloniert werden. Dieses Konstrukt
kann in eine eukaryontische Zelle oder Zellinie, wie z.B. CEF- oder
BHK-Zellen, die mit einem Pockenvirus infiziert wurde, transfiziert
werden. Bei dem zur Infektion verwendeten Pockenvirus handelt es
sich vorzugsweise um ein Pockenvirus aus der gleichen Gattung und
noch stärker
bevorzugt, um das gleiche Pockenvirus wie das Pockenvirus, in dessen Genom
der Promotor inseriert werden sollte. Danach wird die Expression
des Reportergens bestimmt und mit der Expression des vom Promotor
gemäß der SEQ
ID.: NR. 1 kontrollierten Reportergens verglichen. Bei einem Derivat
gemäß der vorliegenden
Erfindung handelt es sich vorzugsweise um ein Derivat mit einer
Promotoraktivität
in dem Testsystem von wenigstens 10%, bevorzugt von wenigstens 30%,
stärker
bevorzugt von wenigstens 50%, noch stärker bevorzugt von wenigstens
70%, am stärksten
bevorzugt von 90% im Vergleich mit der Aktivität der Promotorsequenz der SEQ
ID.: NR. 1. Ebenso sind von der vorliegenden Erfindung diejenigen Derivate
der SEQ ID.: NR. 1 umfaßt,
die eine höhere
Promotcraktivität
als die SEQ ID.: NR. 1 aufweisen.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung umfaßt
das rekombinante Pockenvirus wenigstens zwei Expressionskassetten,
die jeweils einen ATI-Promotor oder ein Derivat davon umfassen.
In anderen Worten, das Genom des rekombinanten Pockenvirus kann
zwei oder mehr ATI-Promotoren oder Derivate davon umfassen. Die
ATI-Promotoren im
viralen Genom können
gleich oder verschieden sein. Somit kann es passieren, daß alle ATI-Promotoren
die Sequenz gemäß der SEQ
ID.: NR. 1 aufweisen. Ebenso kann es vorkommen, daß es sich bei
allen ATI-Promotoren um das gleiche Derivat gemäß der SEQ ID.: NR. 1 handelt.
Andererseits können
einer oder mehrere der ATI-Promotoren die Sequenz der SEQ ID.: NR.
1 aufweisen sowie einer oder mehrere der ATI-Promotoren im gleichen
Pockenvirusgenom Derivate der Sequenz gemäß der SEQ ID.: Nr. 1 sein.
Umfaßt
ein solches Pockenvirusgenom mehrere Derivate des ATI-Promotors,
so können
diese Derivate gleich oder verschieden sein. Gemäß einer weiteren Alternative
kann es sich bei allen ATI-Promotoren im Pockenvirusgenom um unterschiedliche
Derivate der Sequenz gemäß der SEQ
ID.: Nr. 1 handeln.
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Allgemein
betrifft die Erfindung rekombinante Pockenviren, die wenigstens
zwei ATI-Promotoren oder Derivate davon im Pockenvirusgenom umfassen.
So kann das virale Genom beispielsweise 2, 3, 4, 5, 6 oder mehr
ATI-Promotoren oder Derivate davon im viralen Genom umfassen.
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Die
ATI-Promotoren oder Derivate davon sind üblicherweise Teil von Expressionskassetten,
die jeweils einen Kuhpocken-ATI-Promotor oder ein Derivat davon,
sowie eine codierende Sequenz, deren Expression durch die Promotoren
reguliert wird, umfassen. Bei codierenden Sequenzen kann es sich
um beliebige Sequenzen handeln, deren Expression von dem ATI-Promotor oder dem
Derivat davon kontrolliert werden sollte.
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Gemäß einer
Alternative kann wenigstens einer der ATI-Promotoren im Pockenvirusgenom zur Expression
eines Gens verwendet werden, das bereits Teil des Pockenvirusgenoms
ist. Bei einem solchen Gen kann es sich um ein Gen, das natürlicherweise
Teil des viralen Genoms ist, oder um ein fremdes Gen handeln, das
bereits in das Pockenvirusgenom inseriert wurde. In diesen Fällen ist
der ATI-Promotor stromaufwärts
des Gens, dessen Expression vom ATI-Promotor kontrolliert werden
soll, im Pockenvirusgenom inseriert.
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Als
Alternative oder zusätzlich
kann wenigstens einer der ATI-Promotoren oder eines der Derivate
davon Teil einer Expressionskassette sein, die in das Pockenvirusgenom
eingeführt
wird. Die einen ATI-Promotor oder
ein Derivat davon sowie eine codierende Sequenz umfassenden Expressionskassetten
können
an einem beliebigen Ort des viralen Genoms inseriert werden. Ohne
an die folgenden Beispiele gebunden zu sein, können geeignete Insertionsstellen
ausgewählt
werden aus: (i) nichtessentiellen Genen, wie z.B. dem TK-Gen, (ii) Genen,
die für
die Replikation des Virus notwendig sind, falls die Funktion des
Gens durch die Zelle, die für
die Vermehrung des Virus verwendet wird, ergänzt wird; (iii) Zwischengenbereiche
des Pockenvirusgenoms, wobei der Begriff "Zwischengenbereich" sich vorzugsweise auf diejenigen Teile
des viralen Genoms bezieht, die zwischen zwei benachbarten Genen
liegen und keine codierenden Sequenzen umfassen; (iv) natürlich vorkommenden
Deletionsstellen des Pockenvirusgenoms. Ein Beispiel für ein Virusgenom
mit einer natürlich
vorkommenden Deletionsstelle ist das Genom von MVA, in dem bestimmte
Bereiche in bezug auf das Genom des Vacciniavirusstamms Copenhagen
deletiert sind.
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Wie
oben angedeutet, sind die Insertionsstellen nicht auf diese bevorzugten
Insertionsstellen beschränkt,
da es im Umfang der vorliegenden Erfindung liegt, daß die Expressionskassette
irgendwo im viralen Genom inseriert werden kann, solange die Möglichkeit
besteht, Rekombinante zu erhalten, die in wenigstens einem Zellkultursystem,
wie z.B. CEF-Zellen (Chicken Embryo Fibroblasts) bei MVA und anderen
Pockenviren, wie etwa Vacciniaviren allgemein sowie Avipoxviren,
amplifiziert und vermehrt werden können.
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Die
unterschiedlichen Expressionskassetten/ATI-Promotoren oder Derivate davon können in
unterschiedliche Insertionsstellen im Pockenvirusgenom inseriert
werden.
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Aus
verschiedenen Gründen
könnte
es bevorzugt sein, mehrere Expressionskassetten in die gleiche Insertionsstelle
des Pockenvirusgenoms zu inserieren. Allerdings muß in einem
solchen Fall ausgeschlossen werden, daß eine homologe Rekombination
zwischen den unterschiedlichen Expressionskassetten stattfindet. Eine
homologe Rekombination würde
zu rekombinanten Viren führen,
bei denen Teile der Expressionskassetten deletiert sind. Da keine
signifikanten Teile des Pockenvirusvektorgenoms deletiert sind,
sind die erhaltenen Rekombinanten noch lebensfähig. Somit findet keine Selektion
auf Viren statt, die mehrere Expressionskassetten in der gleichen
Insertionsstelle behalten haben. Um derartige unerwünschte Rekombinationsereignisse zu
vermeiden, wurden im Stand der Technik unterschiedliche Promotoren
verwendet, falls mehrere Expressionskassetten in die gleiche Insertionsstelle
inseriert werden. Gemäß der vorliegenden
Erfindung ist es nun möglich,
mehrere Expressionskassetten, die jeweils einen ATI-Promotor oder
ein Derivat davon umfassen, in die gleiche Insertionsstelle zu inserieren,
da zwischen den Promotoren in den Expressionskassetten keine homologe
Rekombination stattfindet.
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Somit
werden gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
wenigstens zwei oder sogar alle Expressionskassetten in die gleiche
Insertionsstelle im Pockenvirusgenom inseriert. In diesem Fall sind
die unterschiedlichen Expressionskassetten unmittelbar benachbart,
wobei zwischen den unterschiedlichen Expressionskassetten keine
oder zumindest nur relativ kurze Pockenvirussequenzen liegen.
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Die
zur Konstruktion rekombinanter Pockenviren benötigten Verfahren sind dem Fachmann
bekannt. Beispielsweise kann die Expressionskassette und/oder der
ATI-Promotor oder das Derivat davon in das Pockenvirusgenom durch
homologe Rekombination inseriert werden. Hierzu wird eine Nukleinsäure in eine
permissive Zellinie transfiziert, wobei die Nukleinsäure die
Expressionskassette und/oder den ATI-Promotor oder das Derivat davon mit
flankierenden Nukleotidabschnitten, die zu demjenigen Bereich des
Pockenvirusgenoms homolog sind, in den die Expressionskassette und/oder
der ATI-Promotor oder das Derivat davon inseriert werden soll, umfaßt. Für MVA permissive
Zellen sind CEF-Zellen und BAK-Zellen. Die Zellen werden mit dem
Pockenvirus infiziert, wobei in den infizierten Zellen eine homologe
Rekombination zwischen der Nukleinsäure und dem viralen Genom erfolgt.
Andererseits besteht auch die Möglichkeit,
zunächst
die Zellen mit dem Pockenvirus zu infizieren und danach die Nukleinsäure in die
infizierten Zellen zu transfizieren. Dabei findet wiederum eine
Rekombination in den Zellen statt. Anschließend wird das rekombinante
Pockenvirus durch im Stand der Technik bekannte Verfahren selektioniert.
Die Konstruktion rekombinanter Pockenviren ist dabei nicht auf dieses
bestimmte Verfahren beschränkt.
Stattdessen können
hierzu alle dem Fachmann bekannten geeigneten Verfahren verwendet
werden.
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Der
ATI-Promotor im rekombinanten Pockenvirus kann zur Kontrolle der
Expression einer (von) beliebigen codierenden Sequenz(en) verwendet
werden. Die codierende Sequenz kann dabei vorzugsweise für wenigstens
ein antigenes Epitop oder Antigen codieren. In diesem Fall kann
das rekombinante Pockenvirus zur Expression des Antigens nach Infektion
von Zellen in einem Organismus, z.B. einem Säugetier, einschließlich dem
Menschen, verwendet werden. Die Präsentation des Antigens/Epitops
kann eine Immunantwort in dem Organismus hervorrufen, die zu einer
Impfung des Organismus gegen das Agens, von dem das Antigen/Epitop stammt,
führen
kann. Insbesondere kann es sich bei dem Epitop/Antigen um einen
Teil einer größeren Aminosäurensequenz,
wie z.B. eines Polyepitops, Peptids oder Proteins, handeln. Derartige
Polyepitope, Peptide oder Proteine können beispielsweise aus (i)
Viren, wie z.B. HIV, HTLV, Herpesvirus, Denguevirus, Poliovirus, Masernvirus,
Mumpsvirus, Rötelnvirus,
Hepatitisviren und so weiter, (ii) Bakterien, (iii) Pilzen stammende
Polyepitope, Peptide oder Proteine sein.
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Die
von den unterschiedlichen Expressionskassetten exprimierten Proteine,
Peptide oder Epitope können
aus dem gleichen Agens, wie z.B. einem Virus, Bakterien oder einem
Pilz stammen. Beispielsweise kann es sich bei allen von den Expressionskassetten
exprimierten Produkten um HIV-Proteine handeln. Stammen alle Produkte
von dem gleichen Agens, so besteht die Möglichkeit, eine sehr breite
Immunantwort gegen das Agens zu induzieren. Andererseits ist es
auch möglich,
daß die
von den unterschiedlichen Expressionskassetten exprimierten Proteine,
Peptide oder Epitope aus unterschiedlichen Agentien stammen. Beispielsweise stammen
die von den Expressionskassetten in einem Pockenvirusgenom abgeleiteten
Produkte aus unterschiedlichen Viren, wie z.B. Mumps-, Masern- und
Rötelnvirus.
Nach dieser Ausführungsform
besteht die Möglichkeit,
ein einzelnes rekombinantes Pockenvirus zur Induktion einer Immunantwort
gegen mehrere Agentien zu verwenden.
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Andererseits
kann wenigstens eine der codierenden Sequenzen für eine therapeutische Verbindung, wie
beispielsweise Interleukine, Interferone, Ribozyme, Enzyme und so
weiter codieren.
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Das
rekombinante Pockenvirus gemäß der vorliegenden
Erfindung kann dem tierischen oder menschlichen Körper nach
dem Wissen des Fachmanns verabreicht werden. Somit kann das rekombinante
Pockenvirus gemäß der vorliegenden
Erfindung als Arzneimittel (d.h. pharmazeutische Zusammensetzung)
oder Impfstoff geeignet sein.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung oder der Impfstoff kann im allgemeinen
einen oder mehrere pharmazeutisch unbedenkliche und/oder zugelassene
Trägerstoffe,
Zusatzstoffe, Antibiotika, Konservierungsmittel, Adjuvantien, Verdünnungsmittel
und/oder Stabilisatoren neben dem rekombinanten Pockenvirus enthalten.
Bei derartigen Hilfsstoffen kann es sich um Wasser, Kochsalzlösung, Glycerin,
Ethanol, Benetzungsmittel oder Emulgatoren, pH-puffernde Substanzen
oder dergleichen handeln. Geeignete Trägerstoffe sind typischerweise
große,
langsam metabolisierte Moleküle,
wie z.B. Proteine, Polysaccharide, Polymilchsäuren, Polyglykolsäuren, polymere
Aminosäuren,
Aminosäurecopolymere,
Lipidaggregate oder dergleichen.
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Zur
Herstellung pharmazeutischer Zusammensetzungen oder Impfstoffe wird
das rekombinante Pockenvirus in eine physiologisch unbedenkliche
Form umgewandelt. Dies kann auf der Grundlage der Erfahrung bei
der Herstellung von Pockenvirusimpfstoffen, die zur Impfung gegen
Pocken verwendet wurden, durchgeführt werden (wie bei Stickl,
H. et al. [1974] Dtsch. med. Wschr. 99, 2386-2392 beschrieben).
Handelt es sich beispielsweise bei dem Pockenvirus um MVA, so kann
das gereinigte Virus mit einem in etwa 10 mM Tris, 140 mM NaCl,
pH 7,4 formulierten Titer von 5 × 105 TCID50/ml bei –80°C gelagert werden. Zur Herstellung
der Impfstoffinjektionen werden z.B. 101–109 Partikel des rekombinanten Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung in phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS[= Phosphate Buffered
Saline]) in Gegenwart von 2% Pepton und 1% menschlichem Albumin
in einer Ampulle, vorzugsweise einer Glasampulle lyophilisiert.
Als Alternative können
die Impfstoffinjektionen durch schrittweises Gefriertrocknen des
Virus in einer Formulierung produziert werden. Diese Formulierung
kann zusätzliche
Zusatzstoffe, wie z.B. Mannit, Dextran, Zucker, Glycin, Lactose oder
Polyvinylpyrrolidon, oder andere Zusatzstoffe, wie z.B. Antioxodantien
oder inertes Gas, Stabilisatoren oder rekombinante Proteine, (z.B.
menschliches Serumalbumin), die zur In-vivo-Verabreichung geeignet sind, enthalten.
Eine typische, für
die Gefriertrocknung von rekombinanten MVA geeignete Formulierung
umfaßt
10 mM Tris-Puffer, 140 mM NaCl, 18,9 g/l Dextran (MW 36,000–40,000),
45 g/l Saccharose, 0,108 g/l L-Glutaminsäure-Monokaliumsalz-Monohydrat, pH 7,4.
Die Glasampulle wird dann verschlossen und kann mehrere Monate zwischen
4°C und Raumtemperatur
gelagert werden. Allerdings wird die Ampulle, solange kein Bedarf besteht,
vorzugsweise bei Temperaturen unterhalb von –20°C gelagert.
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Zur
Impfung oder Therapie kann das Lyophilisat in 0,1 bis 0,5 ml einer
wäßrigen Lösung, vorzugsweise Wasser
physiologischer Kochsalzlösung
oder Tris-Puffer, gelöst
und entweder systemisch oder lokal, d.h. durch Verabreichung auf
parenteralem, intramuskulärem
oder einem anderen Weg der Verabreichung, der dem Facharzt bekannt
ist, verabreicht werden. Die Art der Verabreichung, die Dosis und
die Anzahl der Verabreichungen können
vom Fachmann in bekannter Weise optimiert werden.
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Somit
betrifft gemäß einer
verwandten Ausführungsform
die Erfindung ein Verfahren zur Beeinflussung, vorzugsweise Induktion,
einer immunologischen Antwort in einem lebenden Tierkörper, einschließlich dem
Menschen, bei dem man das Virus, die Zusammensetzung oder den Impfstoff
gemäß der vorliegenden Erfindung
dem zu behandelnden Tier oder Menschen verabreicht. Falls es sich
bei dem rekombinanten Pockenvirus um ein rekombinantes MVA handelt,
umfaßt
eine Impfstoffinjektion typischerweise wenigstens 102, vorzugsweise
wenigstens 104, stärker bevorzugt wenigstens 106, noch stärker bevorzugt 108–109 TCID50 (Tissue
Culture Infectious Dose [Infektiöse
Gewebekulturdosis]) des Virus.
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Die
Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Einführung wenigstens zweier codierender
Sequenzen in Zielzellen, bei dem man die Zielzellen mit dem Virus
gemäß der vorliegenden
Erfindung infiziert. Bei der Zielzelle kann es sich um eine Zelle,
in der das Virus replizieren kann, oder eine Zelle, die mit dem
rekombinanten Virus infiziert werden kann, in der das Virus jedoch
nicht repliziert, wie z.B. allen Arten menschlicher Zellen im Falle
von rekombinantem MVA, handeln.
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Die
Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung eines Peptids,
Proteins und/oder Virus, bei dem man eine Wirtszelle mit einem rekombinanten
Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung infiziert, anschließend
die infizierte Wirtszelle unter geeigneten Bedingungen kultiviert
und danach ferner das von der Wirtszelle produzierte Peptid und/oder
Protein und/oder die von der Wirtszelle produzierten Viren isoliert
und/oder anreichert. Falls das Virus gemäß der vorliegenden Erfindung
produziert, d.h. amplifiziert werden soll, so muß es sich bei der Zelle um
eine Zelle handeln, in der das Virus replizieren kann, wie z.B.
CEF- oder BHK-Zellen im Fall von rekombinanten MVA. Falls ein von
dem Virus codiertes Peptid/Protein, vorzugsweise ein von einer codierenden
Sequenz codiertes Protein/Peptid, dessen Expression von dem ATI-Promotor
oder einem Derivat davon kontrolliert wird, produziert werden soll,
so kann es sich bei der Zelle um eine beliebige Zelle handeln, die
mit dem rekombinanten Virus infiziert werden kann und die die Expression
Pockenvirus-codierter Proteine/Peptide gestattet.
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Ferner
betrifft die Erfindung Zellen, die mit dem Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung infiziert sind.
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Kurze Beschreibung der Figuren
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1 und 2:
Schematische Darstellung der Rekombinationsvektoren pBN70 (1)
und pBN71 (2).
F1A137L = Flanke 1
des Insertionsbereichs; F2A137L = Flanke 2 des Insertionsbereichs;
F2rtp = Wiederholung von Flanke 2; prATI = ATI Promotor; pr7.5 =
p7.5-Promotor; GUS=
GUS-codierender Bereich; NS1= NS1-codierender Bereich; NPTII = Neomycinresistenz;
IRES = Interne Ribosomale Eintrittsstelle; EGFP = EGFP(= Enhanced
Green Fluorescence Protein)-codierender Bereich, AmpR = Ampicillin
resistance gene = Amplicillin Resistenz-Gen.
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3: RT-PCT-Test zur Bestimmung der Expression
des NS1-Gens in mit MVA-mBN30 (3A) oder MVA-mBN31 (3B)
infizierten Zellen. In allen Fällen,
in denen eine PCR durchgeführt
wurde, waren die Primer für
das NS1-Gen spezifisch.
- A) M: Molekulargewichtsmarker;
Spur 1: Test mit Plasmid pBN70 (Positivkontrolle); Spur 2: Test
ohne Zugabe von Nukleinsäuren
(Negativkontrolle); Spur 3: PCR mit aus mit MVA-mBN30 infizierten
BHK-Zellen isolierter
RNA ohne Zugabe von reverser Transkriptase; Spur 4: RT-PCR mit aus
mit MVA-mBN30 infizierten
BHA-Zellen isolierter RNA; Spur 5: PCR mit aus mit MVA-BN infizierten
BHK-Zellen isolierter RNA ohne Zugabe von reverser Transkriptase;
Spur 6: RT-PCR mit aus mit MVA-BN infizierten BHK-Zellen isolierter RNA.
- B) M: Molekulargewichtsmarker; Spur 1: RT-PCR mit RNA aus mit
mBN31 infizierten Zellen; Spur 2: RT-PCR mit RNA aus mit einem unterschiedlichen,
das NS1-Gen im Genom enthaltenden rekombinanten MVA infizierten
Zellen; Spur 3: RT-PCR mit RNA aus mit MVA-BN infizierten Zellen;
Spur 4: PCR mit RNA aus mit mBN31 infizierten Zellen (ohne Zugabe
von reverser Transkriptase); Spur 5: PCR mit RNA aus mit einem unterschiedlichen,
das NS1-Gen im Genom enthaltenden rekombinanten MVA infizierten
Zellen (ohne Zugabe von reverser Transkriptase); Spur 6: PCR mit
RNA aus mit MVA-BN infizierten Zellen (ohne Zugabe von reverser
Transkriptase); Spur 7: Test mit Plasmid pBN71 (Positivkontrolle);
Spur 8: Test ohne Zugabe von Nukleinsäuren (Negativkontrolle);
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Beispiele
-
Die
vorliegende Erfindung wird durch das folgende Beispiel weiter veranschaulicht.
Dabei ist dem Fachmann ersichtlich, daß das bereitgestellte Beispiel
in keiner Weise so interpretiert werden kann, daß dadurch die Anwendbarkeit
der von der vorliegenden Erfindung bereitgestellten Technologie
auf dieses Beispiel beschränkt
ist.
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Stabile Insertion von zwei durch den Kuhpocken-ATI-Promotor regulierten
Fremdgenen in einer einzelnen Stelle des MVA-Genoms.
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Das
Ziel dieses Beispiels bestand darin, zu zeigen, daß eine Insertion
von zwei Fremdgenen, die beide von ATI-Promotor reguliert werden, stabil ist.
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Zusammenfassung:
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Das
folgende Beispiel demonstriert die Stabilität von rekombinantem MVA, das
2 Kopien des ATI-Promotors im viralen Genom umfaßt. Hierzu wurde der Kuhpocken-ATI-Promotor mit dem
GUS-Gen (E.coli β-Glucuronidase)
bzw. dem nichtstrukturellen (NS)1-Gen des Denguevirus fusioniert.
Zum Vergleich wurde das GUS-Gen auch mit dem natürlich vorkommenden Vacciniavirus-Promotor
pr7.5 fusioniert. Die ATI-Promotor-NS1-Gen-Expressionskassete sowie
entweder die ATI-Promotor-GUS-Gen-Expressionskassette oder die p7.5-Promotor-GUS-Gen-Expressionkassette
wurden in einen Rekombinationsvektor inseriert, der zum MVA-Genom
homologe Sequenzen enthielt (1 und 2).
In den erhaltenen Plasmiden pBN70 (ATI-Promotor-NS1-Gen-Expressionskassette
und ATI-Promotor-GUS-Gen-Expressionskassette) bzw. pBN71 (ATI-Promotor-NS1-Gen-Expressionskassette
und p7.5-Promotor-GUS-Gen-Expressionskassette)
wurden die Expressionskassetten von Sequenzen flankiert, die zu
den Sequenzen in dem MVA-Genom, in das die Expressionskassette inseriert
werden sollte, homolog waren. Die homologen Sequenzen steuern die
Insertion der Expressionskassetten in dem Zwischengenbereich (IGR[Intergenic
Region]) 136–137
des MVA-Genoms. CEF-Zellen
wurden mit MVA-BN infiziert und mit pBN70 bzw. pBN71 transfiziert.
In den Zellen erfolgte eine homologe Rekombination zwischen dem
MVA-Genom und den Rekombinationsplasmiden, wobei rekombinante MVA-Genome
erhalten wurden. Die Rekombinanten wurden mehreren Runden von Plaqueaufreinigungen unterzogen
und in CEF-Zellen
passagiert (Gesamtzahl Passagierungen, einschließlich Plaqueaufreinigungen: 20).
Die Rekombinanten wurden auf Stabilität, die Expression inserierter
Gene sowie die Sequenz rekombinanter MVA-Konstrukte, die zwei unterschiedliche
Anordnungen der beiden Promotoren enthielten, getestet. Die Sequenzanalyse,
PCR und Funktionstests zeigten, daß die rekombinanten Fragmente
korrekt inseriert sind und daß die
Insertionen – selbst
bei zweifacher Insertion des ATI-Promotors im Genom – stabil
und funktionsfähig
sind.
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Materialien und Geräte:
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Primäre CEF-Zellen;
MVA-BN mit einem Titer von 108 TCID50/ml;
Effektene-Transfektionskit (Qiagen), VP-SFM-Zellkulturmedium (Gibco BRL); G418 (Gibco
BRL); DNA Nucleospin Blood Quick Pure Kit (Macherey Nagel); Triple
Master DNA-Polymerase (Eppendorf); Oligos (MWG); Sequencing DCTS
Quickstart Kit (Beckman Coulter).
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Methoden:
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Die
Rekombinationsvektoren pBN70 und pBN71 (1 und 2)
wurden nach dem Fachmann bekannten Standardvorschriften kloniert.
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5 × 105 CEF-Zellen wurden pro Transfektionsreaktion
in einer Vertiefung einer 6-Loch-Platte ausgesät und über Nacht bei 37°C und 5%
CO2 in VP-SFM gehalten. Die Zellen wurden
mit MVA-BN (moi 1.0) in 0,5 ml VP-SFM pro Vertiefung infiziert und
1 h bei Raumtemperatur auf einem Schüttler inkubiert. Die Transfektion von
liniarisiertem pBN70 und 71 wurde wie in der Herstellervorschrift
beschrieben (Qiagen) durchgeführt.
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Die
erhaltenen rekombinanten Viren wurden mehrere Male unter selektiven
Bedingungen (G418, 300 μg/ml)
passagiert, und Einzelplaques wurden isoliert, amplifiziert und
analysiert, bis aufgereinigte Klone erzeugt wurden. Das analysierte
Virus wurde schließlich
20 mal passagiert.
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Ergebnisse:
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1. Konstruktion rekombinanter Viren
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Es
wurden zwei rekombinante MVA erzeugt, die NS1- bzw. GUS-Sequenzen
unter der Kontrolle zweier unterschiedlicher Promotorkombinationen
(ATI-NSI/ATI-GUS
oder ATI-NS1/p7.5-GUS) exprimieren. Diese Sequenzen wurden zusammen
mit der Selektionskassette IRES/EGFP (Interne Ribosomeneintrittsstelle/EGFP
[enhanced green fluorescent protein]) in die 136-137-IGR-Stelle
(Zwischengenbereich zwischen ORF A136L und A137L des MVA-Genoms)
des MVA-Genoms gemäß dem Fachmann
bekannter Verfahren inseriert. Die Viren wurden aufgereinigt und
20 mal unter selektiven Bedingungen passagiert. Beide rekombinante MVA
wurden auf den Maßstab
einer rohen Stammlösung
(1 × 175
cm2-Flasche) amplifiziert. Die ATI-Promotorsequenz in
diesem Beispiel entspricht der Sequenz der SEQ ID.: Nr. 1.
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2. Expression des EGFP-codierenden
Bereichs
-
Zur
Bestimmung der Funktionalität
des inserierten Testgens im IGR 136-137, wurde während der Passagierung die
Fluoreszenz beobachtet. Wäre
das inserierte Gen an dieser Stelle nicht funktionsfähig, so
sollte keine Expression von EGFP nachweisbar sein. Mit MVA-mBN30
und MVA-mBN31 infizierte BHK zeigten eindeutig, daß ein im
136-137-IGR inseriertes Gen transkribiert wurde.
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3. PCR-Analyse von 136-137 IGR von MVA-mBN30,
und MVA-mBN31
-
Um
mögliche
Kontaminationen mit leerem Vektor in der IGR-136-137-Stelle auszuschließen und
zu überprüfen, ob
das virale Genom Insertionen der erwarteten Größe umfaßt, wurde eine PCR-Analyse
durchgeführt.
Hierzu wurden Primer verwendet, die in den die Insertionsstelle
flankierenden Bereichen binden. Bei den erwarteten PCR-Banden für in der
Flanke-1- und -2-Stelle
bindende Primer handelt es sich um (i) 3,4 kB für das rekombinante MVA-mBN30,
(ii) 3,5 kB für
das rekombinante MVA-mBN31 und (iii) 212 Bp für den Leervektor MVA-BN. Banden
der erwarteten Größe wurden
für MVA-mBN30
und MVA-mBN31 gefunden, was darauf hindeutet, daß die Rekombinanten die erwartete
Genomstruktur besaßen.
In keiner der getesteten MVA-mBN30- oder MVA-mBN31-DNA-Präparationen
wurde Wildtypvirus gefunden. Ferner ergab die Leervektorkontrolle
MVA-BN (Leervektor) das erwartete 212 Bp große Produkt in beiden rekombinanten
MVAs. Bei den Negativkontrollen wurde kein Signal nachgewiesen.
Somit wird durch Selektionsdruck eine effiziente Selektion und Trennung
von rekombinantem Vektor vom Leervektor MVA-BN erreicht.
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4. Sequenzierung des Bereichs 136-137
-
Die
Ergebnisse der Sequenzierung zeigten, daß bei mBN31 und mBN30 Promotoren
und GUS ohne Basenpaaränderungen
in der IGR-136-137-Stelle inseriert wurden. Bei NS1 wurden in mBN30
ebenso keine Änderungen
in der Basenpaarsequenz gefunden. In mBN31 wies NS1 vier Punktmutationen
in der Basenpaarsequenz auf (Position 1315: C statt G, Position
1582: G statt A, Position 1961: A statt C und Position 1963: G statt
T). Davon führten
zwei (in Position 1582 und 1963) zu keinem Austausch von Aminosäuren. Trotz
dieser geringen Sequenzabweichungen geht aus den Ergebnissen der
Sequenzierung eindeutig hervor, daß beide Rekombinanten, mBN31
und mBN30 die gesamten NS1-Sequenzen
umfassen. Zudem läßt sich
aus den Sequenzierdaten schließen,
daß das
NS1-Gen im rekombinanten mBN30, das die zwei ATI-Promotoren enthält, stabil
enthalten ist. Die Experimente zeigen die Stabilität der Rekombinanten,
obwohl zwei identische ATI-Promotorsequenzen im viralen Genom enthalten
sind.
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5. Analyse der Expression des NS1-Gens
und des GUS-Gens in den Rekombinanten mBN30 und mBN31.
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Durch
die oben beschriebene PCR und die Sequenzdaten konnte gezeigt werden,
daß das
NS1-Gen und das GUS-Gen im Genom der Rekombinanten MVA-mBN30 und
31 enthalten sind. Um zu testen, ob diese Gene vom viralen Genom
exprimiert werden, wurde eine RT-PCR des NS1-Bereichs sowie ein
Funktionstest und eine Quantifizierung der produzierten GUS-Proteine
durchgeführt.
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5.1 RT-PCR des NS1-Bereichs
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Dieses
Experiment wurde durchgeführt,
um zu zeigen, daß die
Rekombinanten MVa-mBN30 und mBN31, die beide das NS1-Gen in der
IGR-136-137-Stelle inseriert enthalten, NS1 als mRNA funktionell
exprimieren. BHK-Zellen wurden mit den Viren MVA-mBN30 bzw. mBN31
infiziert. RNA wurde aus diesen Zellen isoliert und für einen
RT-PCR-Test verwendet. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, daß NS1 von
beiden Viren in infizierten BHK-Zellen exprimiert wird. Eine Kontamination
mit viraler DNA konnte ausgeschlossen werden, da kein PCR-Signal
nachgewiesen wurde, wenn der reverse Transkriptionsschritt weggelassen
wurde. Die Wasserkontrolle war negativ, wobei für die Plasmid-Positivkontrolle
beider Viren eine klare PCR-Bande gefunden werden konnte (3).
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5.2 Messung der GUS-Aktivität
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Um
die Expression des in MVA-mBN30 und mBN31 inserierten GUS nach 20
Runden Passagierung zu demonstrieren, wurde die GUS-Aktivität quantitativ
bestimmt. In Tabelle 1 ist eindeutig zu sehen, daß GUS in
beiden rekombinanten Viren exprimiert wurde, während in MVA-BN ohne Insertion
keine GUS-Expression gemessen werden konnte.
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Tabelle
1: Messung der GUS-Aktivität
in MVA-mBN30, MVA-mBN31
und MVA-BN nach 20 Passagierungen. MVA-mBN30 und MVA-mBN31 wurden
insgesamt 20 mal passagiert. Die Zellen wurden mit beiden rekombinanten
Viren infiziert und nach 24 Stunden in Lysepuffer geerntet. Die
GUS-Aktivität wurde
nach dem Fachmann bekannten Verfahren gemessen. Aktivitätswerte
wurden über
die Adsorption bei 415 nm gemessen. Werte < 0,05 und > 2,0 liegen außerhalb des Bereichs.
Verdünnung | 1:2 | 1:10 | 1:100 |
mBN
30 | 0,968 | 0,224 | 0,022 |
mBN
31 | 0,414 | 0,089 | 0,012 |
BN | 0,007 | 0,007 | 0,007 |
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Akzeptanzkriterien:
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PCR-Analyse von IGR 136-137
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In
den Spuren der Negativkontrollen sollten keine Banden beobachtet
werden, wobei nur eine Bande der erwarteten Größe in der Positivkontrolle
beobachtet werden sollte. Für
MVA-BN wird ein 212 Bp großes Fragment
erwartet.
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Sequenzierung und PCR des Bereichs 136-137
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Die
PCR-Amplifikation der viralen Ziel-DNA mit den Primern sollte ein
einzelnes Fragment der erwarteten Länge zeigen. Die Zusammenstellung
der Sequenzen sollte zu einer durchgehenden Sequenz führen, die
ein doppelsträngiges
DNA-Fragment der erwarteten Länge
repräsentiert.
Kurze einzelsträngige
Abschnitte werden akzeptiert, falls in diesem Bereich keine Mutation
auftritt. Darüber
hinaus dürfen
die Enden der durchgehenden Sequenz nur einzelstrangig sein, und
zwar aufgrund der heterogenen Beschaffenheit der PCR-Amplifikationsprodukte.
Die Sequenz der Testprobe sollte eine Homologie von >/= 97% zur Referenzsequenz
oder der entsprechenden Datenbanksequenz zeigen.
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RT-PCR von NS1
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Keine
Banden sollten in den Spuren der Negativkontrollen beobachtet werden,
wobei nur eine Bande der erwarteten Größe in der Positivkontrolle
beobachtet werden sollte. Für
pBN71 wird ein 909 Bp großes Fragment
und für
pBN70 ein 907Bp großes
Fragment erwartet.
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Schußfolgerung:
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Nach
20 Passagierungen unter selektiven Bedingungen zeigte die PCR-Analyse
des 136-137-IGR keine Kontamination mit Leervektor für MVA-mBN13
(ATI-NV1/p7.5-GUS)
oder MVA-mBN30 (ATI-NS1/ATI-GUS). Bei MVA-mBN30 zeigte die PCR,
daß an
der ATI-Stelle keine homologe Rekombination auftrat. MVA-mBN30 und
mBN31 wurden durch (1) eine finale PCR zur Demonstration davon,
daß die
Stammlösung
frei von Leervektor ist und daß beide
Gene noch inseriert sind, selbst wenn beide unter dem gleichen Promotor
in der gleichen IGR-Stelle stehen (für mBN30), (2) Sequenzieren
des Bereichs zur Demonstration der unveränderten Rasensequenz und (3)
funktionale Expression von GUS mit einem quantitativen GUS-Test und
einer RT-PCR für
NS1 getestet. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, daß die Doppelinsertion
von zwei unterschiedlichen Genen an der gleichen IGR-Stelle unter
der Kontrolle des gleichen Promotors zu keinem Rekombinationsereignis
an der Promotorstelle führt,
und zwar selbst nach einer hohen Anzahl von Passagierungen. Es konnte
gezeigt werden, daß beide
inserierten Gene exprimiert werden. SEQUENZPROTOKOLL