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Mehr
als 2.000 Leiden sind als Einzelgendefekte ermittelt worden, bei
denen das Risiko, einen erkrankten Nachkommen zu zeugen, mathematisch
vorausberechnet werden kann. Zu diesen Leiden gehören beim
Menschen die Huntingtonsche Chorea, die Zystofibrose der Bauchspeicheldrüse, der
Alpha-1-Antitrypsinmangel, die Muskeldystrophie, das Huntersche
Syndrom, das Lesch-Nyhan-Syndrom, das Down-Syndrom, die Tay-Sachssche Krankheit,
die Bluterkrankheit, die Phenylketonurie, die Thalassämie und
die Sichelzellenanämie.
-
In
letzter Zeit sind drei wichtige Verfahren für den direkten Nachweis dieser
Veränderungen,
Auslassungen bzw. Deletionen, Einfügungen bzw. Insertionen, Translokationen
oder anderer Mutationen einzelner Nukleinsäurebasenpaare entwickelt worden.
Zwei dieser Verfahren können
aber nicht ohne weiteres automatisiert werden. Bei dem ersten dieser
Verfahren wird das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein der Mutation in
der einem Patienten entnommenen klinischen Probe durch die Analyse
eines DNA-Restriktionsverdaus
eines Patienten unter Verwendung des Southern-Blotting-Verfahrens
[siehe Journal of Molecular Biology 98: 503 (1975)] nachgewiesen.
Jedoch das Southern-Blotting-Verfahren
kann nicht für
Erbkrankheiten verwendet werden, bei denen die Mutation einen Restriktionsort
nicht verändert,
wie z. B. beim Alpha-1-Antitrypsinmangel. Das zweite Verfahren besteht
in der Verwendung von DNA-Sonden, bei dem die Synthese eines Oligonukleotids
von ungefähr
19 Basenpaaren erfolgt, das der normalen DNA-Sequenz rund um die
Mutationsstelle komplementär
ist. Die Sonde wird markiert und verwendet, um normale Gene von
mutierten Genen durch die Erhöhung
der Stringenz der Hybridisierung auf ein Niveau zu unterscheiden,
auf dem die Sonde sich in beständiger
Weise zu dem normalen Gen hybridisiert, aber nicht zu dem mutierten
Gen, bei dem es eine einzelne Basenpaarfehlpaarung aufweist [siehe
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 80: 278 (1983)]. Das ursprüngliche
Verfahren ist durch die Immobilisierung des Oligonukleotids und
das Sondenprüfverfahren
mit einer markierten und mittels einer PCR amplifizierten Probe
modifiziert worden. Bei dieser Modifizierung darf die Probe zu einem immobilisierten
Oligonukleotid hybridisieren und wird dann durch die Erhöhung der
Stringenz der Hybridisierung ausgewaschen, wie oben beschrieben
[siehe Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86: 6230 (1989)]. Es sind aber auch
andere Verfahren entwickelt worden, die fluoreszierende PCR-Primer
nutzen, um speziell nur eine Mutation oder ein Allel zu amplifizieren
[siehe Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86: 9178 (1989)]. Dieses Verfahren
verlangt die Trennung der Produkte von den Primern durch Zentrifugenröhrchen oder
Gelelektrophorese und ist daher für eine Automatisierung im großen Maßstab nicht
anwendbar. Das dritte Verfahren nutzt das Vorhandensein sowohl von
Diagnosesonden als auch von angrenzenden Sonden unter Bedingungen,
bei denen die Diagnosesonde in erheblichem Maße kovalent an die angrenzende
Sonde nur in dem Falle gebunden bleibt, wenn die Nukleinsäure der
Probe die exakte Zielsequenz enthält. Außerdem kann die diagnostische
Oligonukleotidsonde einen „Haken" enthalten (z. B.
ein biotinyliertes Oligonukleotid), der (z. B. durch Streptavidin)
als ein Mittel zur Erhöhung
der Wirksamkeit des Verfahrens eingefangen wird. Und die angrenzende
Sonde kann eine nachweisbare Hälfte
(von zwei Teilen) oder einen nachweisbaren Marker enthalten [siehe
Science 241: 1077 (1988) und das
US-Patent
4.883.750 ].
-
Obwohl
es nicht immer erforderlich ist, gehen dem Nachweis von Mutationen
eines einzelnen Basenpaares in der DNA gewöhnlich Verfahren zur Erhöhung oder
Vergrößerung der
Menge des DNA-Probenmaterials voraus. Dafür gibt es eine Reihe von Verfahren
zur Durchführung
der Vermehrung der Nukleinsäure,
zu denen folgende gehören:
(1) die Polymerase-Kettenreaktion, die im Verlauf weniger Stunden
eine einzige Kopie millionenfach vervielfältigen kann, indem die Taq-Polymerase
zur Anwendung kommt und 20 bis 30 Reaktionszyklen in einem Temperaturzyklusgerät durchgeführt werden
[siehe Science 239: 487 (1988) und die
US-Patente 4.683.195 ,
4.683.202 und
4.800.159 ]; (2) eine sich selbst unterhaltende
Sequenzreplikation oder 3SR kann die DNA oder RNA aus einer einzigen
Kopie in weniger als einer Stunde zehnmillionenfach vervielfältigen,
und zwar unter Verwendung einer reversen Transkriptase, T7 RNA-Polymerase
und RNase H unter isothermischen Bedingungen bei 37°C [siehe
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87: 1874 (1990)]; und (3) die Q Beta Replikase
kann einige tausend RNA-Moleküle,
die eine spezielle 300 bp Erkennungssequenz enthalten, in 30 Minuten
billionenfach replizieren. Es stehen auch noch weitere Verfahren
zur Verfügung
und von einem dieser Verfahren, der Ligase-Kettenreaktion, wird
in der nun folgenden Beschreibung der klonierten thermophilen Ligase
die Rede sein.
-
Außer verschiedenen
Erbkrankheiten, die unter Verwendung der vorliegenden Erfindung
diagnostiziert werden können,
können
auch verschiedene Infektionskrankheiten in einer klinischen Probe
bei Vorliegen einer spezifischen DNA-Sequenz diagnostiziert werden,
die charakteristisch für
verursachende Mikroorganismen ist. Zu ihnen gehören Bakterien, Viren und Parasiten.
Bei solchen Verfahren kann eine relativ kleine Anzahl von pathogenen
Organismen in einer klinischen Probe von einem infizierten Patienten
vorhanden sein und die aus diesen Organismen gewonnene DNA kann
möglicherweise
nur einen sehr kleinen Teil der gesamten DNA in der Probe bilden.
Aber die spezifische Vermehrung der verdächtigen krankheitserregerspezifischen Sequenzen
vor der Immobilisierung und vor dem Nachweis durch die Hybridisierung
der DNA-Proben sollten die Empfindlichkeit und Spezifität der traditionellen
Verfahren bedeutend verbessern. Außerdem ist die Vermehrung besonders
dann von Nutzen, wenn eine solche Analyse mit einer kleinen Probe
durchzuführen
ist, und zwar unter Verwendung nichtradioaktiver Nachweisverfahren,
die von Natur aus unempfindlich sein können, oder wo zwar radioaktive
Verfahren zum Einsatz kommen, aber ein schneller Nachweis erwünscht ist.
-
Obwohl
solche Verfahren wie diese zur Verfügung stehen, geht die Suche
nach anderen Verfahren zur Bestimmung von Mutationen einzelner Basenpaare
weiter. Die vorliegende Erfindung, d. h. die DNA-Amplifikation durch
eine Ligase-Kettenreaktion (LCR) unter Verwendung der thermophilen
DNA-Ligase aus Thermus aquaticus zum Nachweis einer DNA-Zielsequenz,
ist Teil dieser fortgesetzten Anstrengungen.
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Obwohl
auch andere Verfahren unter Verwendung von E. coli oder T4 DNA-Ligase
zur DNA-Amplifikation versucht worden sind, hat man festgestellt,
dass diese Verfahren wegen eines hohen "Hintergrundgeräuschpegels" (nach bereits zehn Zyklen) inakzeptabel
sind. Das ist ein Umstand, der gemäß der vorliegenden Erfindung
bei der Ligase-Kettenreaktion
nicht auftritt.
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Die
DNA-Amplifikation und/oder der DNA-Nachweis ist auch unter Verwendung
spezifischer Ligasen versucht worden. So z. B. ist von einer Ligase-Amplifikationsreaktion
berichtet worden [siehe Gene 76: 245 (1989)], die die DNA beginnend
mit 500.000 Kopien in 95 Stunden vermehren kann, indem 75 Zyklen
durchgeführt
wurden und die T4 DNA-Ligase, die nach jedem Zyklus verbraucht war,
wieder aufgefüllt
wurde. Allerdings ist dieses gemeldete Verfahren langsam und erfordert
bei jedem Schritt die Zuführung
frischer T4 Ligase, wobei beide Voraussetzungen dieses gemeldete
Verfahren für
die Automatisierung inakzeptabel machen. Die Ligase-Kettenreaktion
gemäß der vorliegenden
Erfindung ermöglicht
die Amplifikation der DNA aus 200 Kopien in 3 Stunden im Verlauf
von 30 Zyklen und verlangt keine Ligasezufuhr nach jedem Zyklus.
-
In
der gesamten folgenden Beschreibung der vorliegenden Erfindung wird
die für
das technische Gebiet spezifische Terminologie verwendet. Um jegliche
Missverständnisse
in Bezug auf die erwähnten
Begriffe zu vermeiden, und um dem Leser ein klares Verständnis der
Beschreibung zu ermöglichen,
werden die folgenden Definitionen verwendet werden:
- "Amplifikation" bezieht sich auf
die Erhöhung
der Anzahl der Kopien eines bestimmten Nukleinsäurefragments, die sich entweder
aus einer enzymatischen Kettenreaktion (wie z. B. einer Polymerase-Kettenreaktion,
einer Ligase-Kettenreaktion oder einer Sequenz-Selbstreplikation) oder aus der Replikation
des Vektors, in den es kloniert worden ist, ergibt.
- "Ligation glatter
Enden" [Blunt-End-Ligation]
bezieht sich auf die kovalente Verknüpfung zweier Enden der DNA,
die vollständig
glatt sind, d. h. sie haben keine Überhänge der kohäsiven Enden.
- Die Begriffe "Zelle", "Zelllinie" und "Zellkultur" können austauschbar
verwendet werden und alle diese Bezeichnungen schließen entsprechende
Ableitungen ein. Folglich umfassen die Wörter "Transformante" oder "transformierte Zelle" auch die daraus abgeleiteten Primärsubjektzellen
und -kulturen, und zwar ungeachtet der Anzahl der Übertragungen.
Es versteht sich auch von selbst, dass alle Ableitungen beim DNA-Gehalt auf Grund absichtlicher
oder unabsichtlicher Mutationen nicht genau identisch miteinander
sind. Es gehören
jedoch alle mutierten Ableitungen mit der gleichen Funktionalität dazu,
nach der in der ursprünglich
transformierten Zelle gesucht wurde.
- "Klon" bezieht sich auf
eine Gruppe genetisch identischer Moleküle, Zellen oder Organismen,
die ohne geschlechtlichen Prozess von einem gemeinsamen Vorfahren
abstammen. "Klonierung" ist der Prozess
der Vermehrung derartiger identischer Moleküle, Zellen oder Organismen.
DNA-Rekombinationstechniken ermöglichen
die Klonierung einzelner Gene; so etwas wird als "molekulare Klonierung" bezeichnet.
- "Kovalentes
Anheften" bezieht
sich auf die Bildung einer kovalenten chemischen Bindung zwischen
zwei Substanzen.
- "Zyklus" bezieht sich auf
einen einzelnen Schmelz- und Abkühlungsvorgang
der DNA. So z. B. entwinden sich und schmelzen alle doppelsträngigen DNA
(unabhängig
von der Länge)
bei solchen sehr hohen Temperaturen, wie z. B. 94°C. Wenn man
die Temperatur (auf 45–65°C) in Gegenwart
von komplementären
Oligonukleotiden abkühlt,
können
sie zu den korrekten Sequenzen der entwundenen, geschmolzenen DNA
hybridisieren. Die DNA, die in Gegenwart komplementärer Oligonukleotide
geschmolzen und abgekühlt
worden ist, ist jetzt ein Substrat für die DNA-Ligasereaktion. Siehe "Tm".
- "Diagnostischer
Abschnitt" bezieht
sich auf jenen Abschnitt der Zielsequenz, der die Nukleotidveränderung enthält, deren
Vorhandensein oder Nichtvorhandensein nachzuweisen ist. "Angrenzender Abschnitt" bezieht sich auf
eine Sequenz der DNA, die eine Fortsetzung der Nukleotidsequenz
jenes Abschnitts der Sequenz ist, der als diagnostischer Abschnitt
ausgewählt
worden ist. Die Fortsetzung kann in beiden Richtungen erfolgen.
-
Ausgehend
von der folgenden Beschreibung wird man erkennen, dass die genaue
Position des ausgewählten
Oligonukleotids, das den diagnostischen Abschnitt enthält, willkürlich ist,
mit Ausnahme der Bedingung, dass sie das Nukleotid (die Nukleotide)
enthalten muss, das (die) das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein
der Zielsequenz an einem seiner Enden unterscheiden muss (müssen). Somit
setzt das Oligonukleotid, das den angrenzenden Abschnitt enthält, die
Sequenz dieses willkürlich
ausgewählten
Oligonukleotids fort, das den diagnostischen Abschnitt enthält, so dass
sich das diagnostische Nukleotid (die diagnostischen Nukleotide)
an der Verknüpfungsstelle
der beiden Oligonukleotide befindet (befinden).
- "Endonuklease" bezieht sich auf
ein Enzym (z. B. Restriktionsendonuklease, DNase I), das die DNA
an bestimmten Stellen innerhalb des Moleküls schneidet.
- "Expressionssystem" bezieht sich auf
DNA-Sequenzen, die eine erwünschte
Kodierungssequenz und Kontrollsequenz bei durchführbarer Kopplung auf eine solche
Art und Weise enthalten, dass mit diesen Sequenzen transformierte
Wirtsorganismen in der Lage sind, die kodierten Proteine zu produzieren.
Um eine Transformation zu bewirken, kann das Expressionssystem in
einen Vektor einbezogen werden oder die transformierte Vektor-DNA kann auch in
das Wirtschromosom eingebaut werden.
- "Gen" bezieht sich auf
eine DNA-Sequenz, die ein wieder gewinnbares, biologisch aktives
Polypeptid oder einen Vorläufer
kodiert. Das Polypeptid kann durch eine vollständige Gensequenz oder irgendeinen
Abschnitt der kodierenden Sequenz kodiert werden, solange die enzymatische
Aktivität
bewahrt wird.
- "Genbibliothek" oder "Bibliothek" bezieht sich auf
eine Sammlung zufällig
klonierter Fragmente, die im Wesentlichen das gesamte Genom einer
bestimmten Spezies umfassen. Man bezeichnet das auch als Klonbank
oder Shotgun-Sammlung.
- "Genom" bezieht sich auf
die gesamte DNA eines Organismus.
- "Haken" meint die Modifizierung
einer Sonde, die den Nutzer in die Lage versetzt, schnell und zweckmäßig die diese
Modifizierung enthaltenden Sonden durch das "Einfangen" des Hakens zu isolieren. Das Zusammenwirken
zwischen Haken und Fangmechanismus kann z. B. eine kovalente Bindung
oder eine Liganden/Rezeptor-Bindung von ausreichender Affinität sein.
Derartige Haken können
Antigene enthalten, die durch Antikörper zurückgewonnen werden können, aber
auch Biotin, das durch Avidin oder Streptavidin zurückgewonnen
werden kann, spezifische DNA-Sequenzen, die durch komplementäre Nukleinsäure zurückgewonnen
werden können,
oder DNA-Bindungsproteine (Repressoren) und spezifische reaktionsfähige chemische
Funktionalitäten
enthalten, die durch andere geeignete reaktionsfähige Gruppen zurückgewonnen
werden können.
- "Hybridisierung" und "Bindung" im Kontext mit Sonden
und denaturierter, geschmolzener DNA können austauschbar verwendet
werden. Sonden, die hybridisiert oder an denaturierte DNA gebunden
werden, weisen eine Basenpaarung auf oder werden zu komplementären Sequenzen
im Polynukleotid "aggregiert". Ob eine bestimmte
Sonde die Basenpaarung behält
oder mit dem Polynukleotid aggregiert bleibt oder nicht, hängt vom Grad
der Komplementarität,
der Länge
der Sonde und der Stringenz der Bindungsbedingungen ab. Je höher die
Stringenz, umso höher
muss der Grad der Komplementarität
und/oder umso länger
muss die Sonde sein.
- "Klenow-Fragment" bezeichnet ein 76.000
Dalton großes
Polypeptid, das durch partielle proteolytische Verdauung von DNA-Polymerase
I gewonnen wird. Dieses Enzym verfügt über die 5'→3' Polymerase- und
3'→5' Exonuklease-Aktivitäten, aber
nicht über
die 5'→3' Exonuklease-Aktivität der DNA-Polymerase
I.
- "Marker" bezieht sich auf
eine Veränderung
an der Sonden-Nukleinsäure,
die den Nutzer befähigt,
die markierte Nukleinsäure
in Gegenwart von unmarkierter Nukleinsäure zu bestimmen. Ganz allgemein
ausgedrückt,
ist das die Substitution eines Atoms oder mehrerer Atome mit radioaktiven
Isotopen. Aber auch andere Marker können als Ersatz für die Isotopen
dienen, wie z. B. kovalent gebundene Chromophoren, fluoreszierende
Komponenten, Enzyme, Antigene, Gruppen mit spezifischer Reaktionsfähigkeit,
chemilumineszierende Komponenten und elektrochemisch bestimmbare
Komponenten.
- "Ligase" bezeichnet ein Enzym,
das die Bildung einer Phosphodiesterbindung am Ort eines Einzelstrangbruches
in einer doppelsträngigen
DNA katalysiert. Das Ligaseenzym katalysiert auch die kovalente
Bindung einer doppelsträngigen
DNA; glattes Ende an glattes Ende oder ein kohäsives Ende an ein anderes komplementäres kohäsives Ende.
- "Ligase-Kettenreaktion
(LCR = Ligase Chain Reaction)" bezieht
sich auf die Amplifikation eines Oligonukleotidligationsproduktes.
Wenn z. B. Oligonukleotide synthetisiert werden, so dass die DNA-Produkte
eines Zyklus die DNA-Substrate des nächsten Zyklus werden können, wird
die Wiederholung solcher Zyklen eine exponentielle Amplifikation
der DNA hervorrufen (eine "Kettenreaktion"). Da ein thermophiles
Ligase-Enzym in der Lage ist, während
vieler DNA-Schmelz- und Abkühlzyklen
aktiv zu bleiben, ermöglicht
das einer DNA-Amplifikation,
in einem einzelnen Reaktionsgefäß schnell
und automatisch vonstatten zu gehen, und zwar in Abhängigkeit
von vielen thermischen Zyklen, in denen das Oligonukleotidligationsprodukt
amplifiziert wird.
- "Ligase-Nachweisreaktion
(LDR = Ligase Detection Reaction)" bezieht sich auf die Verwendung zweier
benachbarter Oligonukleotide für
den Nachweis spezifischer Sequenzen mit Hilfe einer thermophilen
Ligase mit linearer Produktamplifikation.
- "Ligase-DNA-Sequenz" bezieht sich auf
die DNA-Sequenz in Thermus aquaticus HB8 für die thermophile Ligase, die
am Amino-Terminus des Ligaseproteins die folgende Nukleinsäuresequenz
aufweist.
-
-
-
Die
entsprechenden Aminosäuren
sind:
- "Ligieren" bezieht sich auf
das Anheften von Polynukleotidsequenzen, um eine einzige Sequenz
zu bilden. Das erfolgt in typischen Fällen durch die Behandlung mit
einer Ligase, die die Bildung einer Phosphodiesterbindung zwischen
dem 5'-Ende einer
Sequenz und dem 3'-Ende
der anderen Sequenz katalysiert. Aber im Kontext der Erfindung ist
beabsichtigt, dass der Begriff "Ligieren" auch andere Verfahren
zum kovalenten Anheften solcher Sequenzen umfasst, z. B. durch chemische
Mittel. Die Begriffe "kovalentes
Anheften" und "Ligieren" können auch
austauschbar verwendet werden.
- Die "Einzelstrangbruch-Schließaktivität" bezieht sich auf
die kovalente Bindung benachbarter DNA-Stränge. Sie kann zur Anwendung
kommen, um eine Prüfung
auf Ligaseaktivität
durchzuführen,
und zwar anhand der Umwandlung einer offenen, ringförmigen DNA
(OCDNA) in eine ringförmige,
doppelsträngige
DNA (CCCDNA) und mit Hilfe der Bestimmung der Geschwindigkeit, mit
der die als Testmaterial dienende DNA auf einem mit Ethidiumbromid
angefärbten
Agarose-Gel wandert (OCDNA wandert langsamer als CCCDNA).
- "Oligonukleotid" bezieht sich auf
ein Molekül,
das zwei oder mehrere Desoxyribonukleotide oder Ribonukleotide aufweist,
und zwar vorzugsweise mehr als drei. Seine genaue Größe wird
von der eigentlichen Funktion oder Verwendung des Oligonukleotids
abhängen.
Das Oligonukleotid kann synthetisch oder durch Klonierung hergestellt
werden.
- "Funktionsfähig verbunden" bezieht sich auf
eine Aneinanderlagerung, so dass die normale Funktion der Komponenten
erfüllt
werden kann. Folglich bezieht sich eine zur Steuerung der Sequenzen "funktionsfähig verbundene" Kodierungssequenz
auf eine Konfiguration, in der die Kodierungssequenzen unter der
Kontrolle der Steuersequenzen exprimiert werden können.
- "Bakterienstamm
mit Überproduktion" bezieht sich auf
einen Bakterienstamm oder auf eine andere Wirtszelle, die dazu gebracht
werden kann, ein bestimmtes Enzym oder eine chemische Substanz in überschüssiger Menge
zu erzeugen.
- "Polymerase" bezieht sich auf
Enzyme, die die Zusammensetzung der Desoxyribonukleotiden zur DNA
katalysieren.
- "Polymerase-Kettenreaktion
(PCR = Polymerase Chain Reaction)" bezieht sich auf einen patentierten
Prozess (beschrieben in den US-Patenten
4.683.202 und 4.683.195 )
für die
exponentielle Amplifikation eines spezifischen DNA-Fragments durch
die Nutzung von zwei Oligonukleotidprimern, die zu entgegengesetzten
Strängen
hybridisieren und den interessanten Bereich in einer Target-DNA
flankieren. Der Prozess besteht aus einer sich wiederholenden Reihe
von Zyklen, die eine Matrizendenaturierung, das Aufschmelzen eines
Primers und die Verlängerung
der aufgeschmolzenen Primer durch Taq-DNA-Polymerase umfassen.
- "Sonde" bezieht sich auf
ein Oligonukleotid, das zu einer Sequenz in einer zu sondierenden
(in Bezug auf ihre Länge),
denaturierten Nukleinsäure
ausreichend komplementär
sein soll, um unter ausgewählten
Stringenzbedingungen gebunden zu werden. "Angrenzende Sonde" beschreibt eine Sonde, die zu einem
angrenzenden Abschnitt komplementär ist. "Diagnosesonde" beschreibt eine Sonde, die zu einem
diagnostischen Abschnitt komplementär ist. "Zielsonde" beschreibt eine Sonde, die zur Zielsequenz
komplementär
ist und dadurch hergestellt wird, dass die Diagnosesonde und die
angrenzende Sonde kovalent miteinander verknüpft (ligiert) werden.
- "Reportergruppe" bezieht sich auf
eine Gruppe, die das Vorhandensein einer bestimmten Hälfte (von
zwei Teilen) erkennen lässt
(siehe "Marker").
- "Restriktionsendonukleasen" bezieht sich auf
jene Enzyme, die die DNA schneiden, indem sie spezifische Sequenzen
im Inneren des Moleküls
erkennen und anschließend
die DNA in beide Stränge
schneiden, und zwar an Stellen, die entweder innerhalb oder außerhalb
der Erkennungssequenz liegen.
- "Ligation klebriger
Enden" bezieht sich
auf die kovalente Bindung zweier Enden der DNA, die komplementäre 5'- oder 3'-Einzelstrangüberhänge enthalten,
die gewöhnlich – unter
anderem – eine
Länge von
einem bis fünf Nukleotiden
aufweisen.
- "Stringenz" bezieht sich auf
die Kombination von Bedingungen, denen die Nukleinsäuren unterworfen
sind, die die doppelsträngige
DNA dazu bringen, sich in die Einzelstränge der Bestandteile aufzuspalten.
Zu diesen Bedingungen gehören:
pH-Extremwerte,
hohe Temperatur und Salzkonzentration. "Hohe Stringenz" bezieht sich auf die Bedingungen, speziell
Hybridisierung und Waschen, die für den Nachweis nur einmal vorhandener
Sequenzen unter Verwendung einer Oligonukleotidsonde oder einer
eng verwandten Sequenz gemäß den standardisierten
Southern-Hybridisierungsprotokollen ausreichend sind [wie in J.
Mol. Biol. 98: 503 (1975) beschrieben].
- "Tm" bezieht sich auf
die Temperatur, bei der sich zwei komplementäre DNA-Stränge entwinden und trennen. Das
ist eine Funktion der einzelsträngigen
DNA-Länge
und ihrer Grundzusammensetzung – für kleine
Fragmente ist ein Näherungswert
von Tm in °C gleich 4(G + C) + 2(A + T).
So z. B. hat ein Oligonukleotid, das 5G, 7C, 5A und 4T-Basen aufweist,
eine Temperatur von 4(5 + 7) + 2(5 + 4) oder 66°C.
- "Zielsequenz" bezieht sich auf
eine Nukleinsäuresequenz,
deren Vorhandensein oder Nichtvorhandensein nachgewiesen werden
soll. Im Zusammenhang mit einer bevorzugten Anwendung des Verfahrens
gemäß der vorliegenden
Erfindung ist es eine Sequenz, die Teil einer kodierenden Region
in einem Gen ist, das mit einer Erbkrankheit in Zusammenhang steht,
wie z. B. der Sichelzellenanämie.
Bei vielen derartigen Krankheiten wird das Vorhandensein der genetischen
Anomalie durch kleine Veränderungen
in der kodierenden Sequenz gekennzeichnet. Am häufigsten kommt es vor, dass
normale Individuen Sequenzen aufweisen, die sich durch ein Nukleotid
von den entsprechenden Sequenzen unterscheiden, die bei Individuen
mit diesem genetischen "Defizit" auftreten. Bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren
kann entweder die normale oder die veränderte Sequenz als Zielsequenz
verwendet werden.
- "Thermophiles
Enzym" bezieht sich
auf ein Enzym, das bei hohen Temperaturen von 50° bis 90°C funktioniert; manche können über eine
kurze Dauer Temperaturen von 94° bis
100°C überstehen,
bei denen normale Enzyme denaturieren und somit inaktiv werden.
- "Thermostabile
Ligase" bezieht
sich auf ein Enzym, das hitzestabil und hitzebeständig ist
sowie bei hohen Temperaturen von 50° bis 90°C die Ligation benachbarter
Oligonukleotide in der richtigen Art und Weise katalysiert (erleichtert),
um ein Produkt zu bilden, das zum Zielstrang der Nukleinsäure komplementär ist. Im
Allgemeinen aktiviert das Enzym das 5'-Ende eines Oligonukleotids und verbindet
es mit dem 3'-Strang
eines benachbarten DNA-Moleküls.
Es kann aber thermostabile Enzyme geben, die andere Mechanismen
nutzen, um benachbarte Oligonukleotide kovalent zu binden. Thermostabile
Ligase kann unter den richtigen Bedingungen eine Anzahl unterschiedlicher
Nukleinsäuresubstrate
bei hohen Temperaturen von 50° bis
90°C kovalent
binden, wie z. B. die Schließung
von "Nicks" [Einzelstrangbrüchen] in
der DNA und Ligationen klebriger Enden und glatter Enden.
-
Das
in der vorliegenden Erfindung zur Anwendung kommende thermostabile
Enzym muss ein einziges Kriterium erfüllen, nämlich für die Amplifikationsreaktion
wirksam zu sein, d. h. das Enzym darf nicht irreversibel denaturiert
(inaktiviert) werden, wenn es den erhöhten Temperaturen in dem Zeitraum
ausgesetzt wird, der für
das Bewirken der Denaturierung doppelsträngiger Nukleinsäuren erforderlich
ist. Mit "irreversibler
Denaturierung" ist
in diesem Zusammenhang ein Prozess gemeint, der einen dauerhaften
und vollständigen
Verlust der enzymatischen Aktivität verursacht. Die für die Denaturierung
erforderlichen Erwärmungsbedingungen werden
z. B. von der Puffersalzkonzentration sowie von der Länge und
Nukleotidzusammensetzung der zu denaturierenden Nukleinsäuren abhängen. Sie
reichen aber in typischen Fällen
von ungefähr
85°C für kürzere Oligonukleotide
bis zu ungefähr
105°C für eine Zeit,
die hauptsächlich
von der Temperatur und Nukleinsäurelänge abhängt. Normalerweise
reicht diese Zeitspanne von ungefähr 0,25 Minuten für kürzere Oligonukleotide bis
zu 4,0 Minuten für
längere
DNA-Stücke.
Höhere
Temperaturen können
toleriert werden, wenn die Puffersalzkonzentration und/oder GC-Zusammensetzung
der Nukleinsäure
erhöht
wird. Vorzugsweise wird das Enzym bei ungefähr 90° bis 100°C nicht irreversibel denaturiert.
Das bei der vorliegenden Erfindung zur Anwendung kommende thermostabile
Enzym hat eine optimale Temperatur für seine Funktionsfähigkeit,
die höher als
ungefähr
45°C ist,
wahrscheinlich aber zwischen 50° und
90°C und
im optimalen Fall zwischen 60° und 80°C liegt.
-
Ein
gründlicheres
und vollständigeres
Verständnis
der Klonierung der thermophilen Ligasesequenz und der Verwendung
dieses Enzyms bei dem durch die thermophile Ligase vermittelten
DNA-Amplifikationsverfahren zum Nachweis von Differenzen in einzelnen
Basenpaarsequenzen bei Erbkrankheiten kann durch Bezugnahme auf
die folgenden Figuren und Beispiele erreicht werden, die hier lediglich
zur Veranschaulichung präsentiert
werden und weder mit der Absicht noch mit der Erwägung verbunden
sind, den Schutzumfang der beanspruchten Erfindung einzuschränken.
-
Unter spezieller Bezugnahme auf die Figuren
-
ist 1 eine
anschauliche Darstellung der Plasmide pDZ1 und pDZ7;
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ist 2 ein
Funktionsschema der Ligase-Kettenreaktion (LCR) gemäß der vorliegenden
Erfindung;
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ist 3 ein
Autoradiogramm, das die Spezifität
der thermophilen Ligase aus T. aquaticus unter den Amplifikationsbedingungen
sowohl der LDR als auch der LCR zeigt;
-
ist 4 ein
Autoradiogramm, das die LCR-Amplifikation bei unterschiedlichen
Zielkonzentrationen zeigt;
-
ist 5 ein
Autoradiogramm, das den Nachweis der β-Globin-Allele unter Verwendung
von DNA aus dem menschlichen Genom führt;
-
ist 6 ein Überblick über einen
Oligonukleotidligationsassay auf der Basis eines enzymgekoppelten Immunnachweises
[ELISA];
-
ist 7 eine
fotografische Darstellung der SDS-10%-Polyacrylamidgel-Elektrophorese
der thermostabilen Ligase auf unterschiedlichen Reinigungsstufen;
-
ist 8 eine
zweite fotografische Darstellung der SDS-10%-Polyacrylamidgel-Elektrophorese der thermostabilen
Ligase auf unterschiedlichen Reinigungsstufen;
-
ist 9 eine
anschauliche Darstellung von drei Klonen, die bei der vorliegenden
Erfindung Verwendung finden.
-
In
der 7 stellen die Bahnen A und G Markerproteine dar
(die relativen Molekülmassen
werden in kd angegeben); B stellt ganze Zellen nach der Induktion
dar; C stellt unbehandelte Überstände nach
Ultraschallbehandlung dar; D stellt einen in einem Pool zusammengefassten
DEAE-Durchfluss nach der Wärmebehandlung
dar und E und F stellen die Fraktionen 23 und 24 nach der Phosphozellulose-Chromatografie
dar. In der 8 stellen die Bahnen A und H
Markerproteine dar (die relativen Molekülmassen werden in kd angegeben);
B stellt ganze Zellen nach der Induktion dar; C stellt unbehandelte Überstände nach
der Ultraschallbehandlung dar; D stellt einen in einem Pool zusammengefassten
DEAE-Durchfluss nach der Wärmebehandlung
dar; E stellt die Fraktion 23 nach der Phosphozellulose-Chromatografie
dar; F stellt die Fraktion 23 dar, die bei Abwesenheit von NAD in
einem Ligasepuffer mit einer DNA inkubiert wurde, die einen Einzelstrangbruch
aufweist; und G stellt die Fraktion 23 dar, die mit NAD in einem
Ligasepuffer bei Abwesenheit einer DNA inkubiert wurde, die einen
Einzelstrangbruch aufweist. In der 8 ist die
eine höhere
relative Molekülmasse aufweisende
Ligase (annähernd
81 kd) die adenylierte Form, während
die eine geringere relative Molekülmasse aufweisende Ligase (annähernd 78
kd) nicht adenyliert ist.
-
Die
in der 1 dargestellten Plasmide sind bei einer Sammelstelle
gemäß den Hinterlegungsregeln des
Budapester Vertrages hinterlegt und von ihr angenommen worden. Das
Plasmid pDZ1 ist in ein Wirtsbakterium (E. coli Stamm AK53) eingebaut,
bei der American Type Culture Collection [Amerikanische Typus-Kultursammlung]
hinterlegt und mit der Sammlungsnummer ATCC Nr. 68307 versehen worden.
Das Plasmid pDZ7 ist in ein Wirtsbakterium (E. coli Stamm AK53)
eingebaut, bei der American Type Culture Collection hinterlegt und
mit der Sammlungsnummer ATCC Nr. 68308 versehen worden.
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Obwohl
auch andere Verfahren verwendet werden können, erfolgt die Herstellung
der thermophilen Ligase im Allgemeinen durch rekombinante Mittel,
zu denen in typischen Fällen
folgende Mittel gehören:
Erstens
wird eine DNA gewonnen, die das voll entwickelte (so wie dieser
Begriff im vorliegenden Text gebraucht wird, umfasst er alle mutierten
Proteine) Enzym oder eine Fusion der thermophilen Ligase zu einer zusätzlichen
Sequenz kodiert, die ihre Aktivität nicht zerstört, oder
zu einer zusätzlichen
Sequenz, die unter kontrollierten Bedingungen spaltbar ist, um ein
aktives Protein zu ergeben. Wenn die Sequenz von Introns nicht unterbrochen
wird, ist sie für
die Expression in jedem Wirtsorganismus geeignet. Allerdings sollte
sich die Sequenz in einer ausschneidbaren und zurückgewinnbaren
Form befinden. Bei Einsatz der PCR-Technik z. B. können die
meisten DNA-Sequenzen, die Enzyme kodieren, amplifiziert und daher
auch in einer "ausgeschnittenen" Form zurückgewonnen
werden.
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Die
ausgeschnittene oder zurückgewonnene
kodierende Sequenz wird dann in eine funktionsfähige Bindung mit geeigneten
Steuerungssequenzen in einem replizierbaren Expressionsvektor platziert,
der zur Transformation eines geeigneten Wirtes genutzt wird. Der
transformierte Wirt wird dann unter geeigneten Bedingungen kultiviert,
um die Herstellung der rekombinanten thermophilen Ligase zu bewirken,
und die Ligase wird mit Hilfe bekannter Mittel isoliert und gereinigt.
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Jedes
der oben genannten Verfahren kann auf vielfältige Weise durchgeführt werden.
So z. B. können die
gewünschten
kodierenden Sequenzen aus Genomfragmenten gewonnen und direkt in
entsprechenden Wirten verwendet werden; die Konstruktionen für Expressionsvektoren,
die in einer Vielzahl von Wirten funktionsfähig sind, werden unter Verwendung
passender Replikons und Steuerungssequenzen angefertigt. Und geeignete
Restriktionsstellen können,
wenn sie normalerweise nicht verfügbar sind, den Enden der kodierenden
Sequenz hinzugefügt
werden, um so ein ausschneidbares Gen für den Einbau in den entsprechenden Vektor
zur Verfügung
zu stellen.
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Die
Steuerungssequenzen, Expressionsvektoren und Transformationsverfahren
hängen
vom Typ der Wirtszelle ab, die für
die Expression des Gens verwendet wird. Im Allgemeinen sind bakterielle
Wirtszellen die wirksamsten und günstigsten für die Herstellung rekombinanter
Proteine und werden deshalb für
die Expression der thermophilen Ligase bevorzugt. Aber solche anderen
Wirtszellen, wie z. B. Hefe-, Pflanzen- und Insekten- oder Säugetierzellen,
können
auch verwendet werden, falls sie geeignet sind. Für die Zwecke
der vorliegenden Erfindung gilt eine Quelle für Wirtszellen als gleichwertig
mit jeder anderen vorhandenen und geeigneten Wirtszellenquelle.
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BEISPIEL I
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(Wachstum des T. aquaticus Stamms HB8
und Isolierung von DNA)
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Aus
dem Thermus thermophilus-Stamm HB8 (ATCC Nr. 27634) wurde DNA isoliert.
Dieser Stamm ist vor kurzem als Thermus aquaticus Stamm HB8 neu
klassifiziert worden [siehe Arch. Microbiol. 117: 189 (1978)].
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Die
Zellen ließ man über Nacht
bei 75°C
in einem Wasserbadschüttler
in einer auf einen pH-Wert von 7,2–7,5 mit NaOH eingestellten
TAB-Nährlösung wachsen
[siehe Nuc. Acids Res., S. 6795–6804
(1981)] (die pro Liter 5 g BactoTM-trypton,
3 g Hefeextrakt, 2 g NaCl und 1 g Dextrose enthielt) und sie wurden
durch Zentrifugierung geerntet, und zwar mit einer Ausbeute von
3,1 g Nassgewicht aus 800 ml der Medien. Die Zellen wurden in 15
ml des 50 mM Tris-Puffer mit pH 8,0 resuspendiert, der 50 mM EDTA
und 15 mg Eiweißlysozym enthielt.
Die resuspendierten Zellen wurden durch Zugabe von 2 ml des 10%
(Gewicht(Volumen) Natriumdodecylsulfats lysiert, anschließend durchliefen
sie eine Inkubationszeit von 15 Minuten bei 37°C sowie zwei wiederholte Gefrierzyklen
bei –50°C und Auftauzyklen
bei 37°C.
Die wässrige
Lösung
wurde nacheinander mit gleichen Mengen wässrigen Phenols extrahiert
(das vorher mit Natriumtetraborat auf den pH-Wert 7,5 eingestellt
wurde), gefolgt von Phenol/Chloroform und schließlich Chloroform.
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Die
Nukleinsäuren
wurden durch Vermischung mit 2 Volumen 95-prozentigen Ethanols und
Abkühlung auf –50°C im Verlauf
von 15 Min. ausgefällt
und dann durch Zentrifugierung pelletiert. Nach Entfernung des Überstands
und Trocknung des Pellets wurden die Nukleinsäuren in einem 1 ml starken
TE-Puffer (10 mM Tris-HCl mit einem pH-Wert von 8,0 bei einem Gehalt von 1
mM EDTA) resuspendiert. Die RNA wurde durch Zugabe von 100 μg RNase A
auf jedes ml der Suspension verdaut und die Mischung wurde 1 Stunde
lang bei 37°C
inkubiert. Die DNA wurde durch Zugabe von einem Zehntel Vol. von
3 M Natriumacetat und 3 Volumen 100-prozentigen Ethanols (15 Minuten
lang auf –50°C abgekühlt) ausgefällt, durch
Zentrifugierung pelletiert, mit 70-prozentigem Ethanol gewaschen
und schließlich
im TE-Puffer bei einer letztendlichen Konzentration von 2 mg/ml
resuspendiert.
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Obwohl
die in dem oben genannten Beispiel verwendete DNA aus Thermus aquaticus
isoliert wurde, kann die sich daraus ergebende thermophile Ligase,
die für
die vorliegende Erfindung die erforderlichen Eigenschaften aufweist,
als ihre Ausgangsquelle eine DNA haben, die aus anderen Thermus-Spezies
oder anderen thermophilen Bakterien, Phagen oder Viren isoliert
wurde.
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Die
aus dem T. aquaticus-Stamm HB8 isolierte DNA kann durch die Restriktionsendonukleasen
Taq I (deren Erkennungssequenz TCGA ist) oder EcoRI (deren Erkennungssequenz
GAATTC ist) nicht aufgespalten werden. Die Unfähigkeit, bestimmte Sequenzen
aufzuspalten, ist eine Folge der Schutzmethylierung [siehe H. O.
Smith und S. V. Kelly, DNA-Methylierung: Biochemie und Biologische
Signifikanz, Herausgeber Razin, Cedar und Riggs, S. 39–71, Springer-Verlag
Inc., New York (1987)] an der Position N6 der Adeninreste. Frühere Untersuchungen
[siehe J. Bact. 169: 3243 (1987)] haben gezeigt, dass es da ein
mit mrr bezeichnetes Gen gibt, das die adenin-methylierte DNA mit
der Form G-6MeANTC und CTHC-6MeAG restriktiert. Bei der Klonierung
der Taq I Restriktionsendonuklease und Methylase wurde festgestellt,
dass verschiedene E. coli-Stämme die
TCGA-methylierte DNA restriktieren. Das ist ein Effekt, der ursprünglich (aber
fälschlicherweise) dem
mrr-Gen zugeschrieben wurde [siehe Gene 56: 13 (1987) und Nuc. Acid
Res. 15: 9781 (1987)]. Vor kurzem am Medizinischen College der Cornell
Universität durchgeführte Arbeiten
haben das Vorhandensein eines weiteren Gens außer mrr bewiesen, das ein Protein
kodiert, welches die TCGA-methylierte DNA restriktiert. Kurz gesagt,
die Stämme,
die ein Tn5 (KmR) Transposon enthalten,
das das mrr Gen zerteilt, wurden [siehe J. Bact. 169: 3243 (1987)]
für die
Transduktion der KmR-Marker [laut J. H.
Miller in Experiments in Molecular Genetics, Cold Spring Harbor
Laboratory, S. 201–205
(1972)] zu verschiedenen Stämmen
der Escherichia coli verwendet, die zu Stammumwandlungen zu einem
mrr – (defektes
mrr Protein) führten.
Keiner dieser transduzierten Stämme
konnte das Taq-Methylase-Gen tolerieren, was darauf hinweist, dass
es da ein zweites Gen gibt, welches für die Restriktion der TCGA-methylierten
DNA verantwortlich ist. Somit war es für die Bewerkstelligung der
vorliegenden Erfindung eines der ersten notwendigen Erfordernisse
(das vor der vorliegenden Erfindung nicht ersichtlich gewesen ist),
einen E. coli Stamm auszuwählen,
der die TCGA-methylierte DNA nicht stark restriktieren würde.
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Bei
der vorliegenden Erfindung wurde ein Abkömmling des RRI-Stammes der
E. coli Bakterien, der das Taq-Methylase-Gen tolerieren könnte, und
der ein Tn10 (TcR) Transposon enthielt,
zu einem ligts7-Stamm transduziert [N3098, siehe Wilson und Murray,
J. Mol. Biol. (1979) und J. Mol. Biol. 77: 531 (1973)], um den E. coli-Stamm
AK76 zu schaffen. Dieser Stamm ist in der American Type Culture
Collection hinterlegt und mit der Sammlungsnummer ATCC Nr. 55032
versehen worden. Dieser Stamm enthält ein temperaturempfindliches
Ligasegen, so dass der Stamm bei 42°C nicht mehr wachsen kann. Dieser
Stamm kann das Taq-Methylase-Gen und andere methylierte DNA tolerieren,
besonders die aus T. aquaticus isolierte DNA. Da sie auch ein temperaturempfindliches
Ligasegen besitzt, könnte
sie durch Selektion als Wirtszelle für die Klonierung eines funktionellen
Ligasegens aus T. aquaticus für
das Wachstum bei 42°C
verwendet werden.
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Die
Klonierung des Ligasegens aus T. aquaticus stützte sich auf ein positives
Selektionsschema, das dem durch Wilson und Murray beschriebenen ähnelt. Die
Herangehensweise bestand darin, Bibliotheken für die DNA aus T. aquaticus
aufzubauen, die durch Insertion in einen geeigneten Vektor eingefügt wird.
Diese Bibliotheken wurden dann per Transformation in einen ligts7-E.
coli-Stamm eingeführt,
der die methylierte DNA aus T. aquaticus nicht restriktiert, wie
z. B. den Stamm AK76. Diese Zellen ließ man dann bei einer Temperatur wachsen,
die keine Virusvermehrung zulässt,
d. h. bei 42°C.
Zu den überlebenden
Organismen könnten
gehören:
(i) Rückmutanten
zu einem lig+-Phänotyp;
(ii) allosterische Rückmutanten,
die die Expression des defekten E. coli-Ligasegenprodukts steigern;
(iii) ein kloniertes Stück
der DNA aus T. aquaticus, das die Expression des defekten E. coli-Ligasegenproduktes
steigert; oder (iv) ein kloniertes Stück der DNA aus T. aquaticus, das
das Ligasegen aus T. aquaticus enthält.
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Für die gewünschte letzte
Alternative zu dieser Arbeit ist es erforderlich, dass (i) das gesamte
Ligasegen kloniert wird; (ii) dass sich entweder die endogenen Steuerungssequenzen
für die
Expressionsfunktion der Ligase aus T. aquaticus bei den E. coli
oder die exogenen Vektorsteuerungssequenzen nahe genug am Aminoende
befinden und das Ligasegen in der richtigen Ausrichtung kloniert
wird, um Raum für
die richtige Expression in den E. coli zu lassen; (iii) dass die
T. aquaticus-Ribosomen-Bindungsstelle bei den E. coli funktioniert;
und (iv) dass die T. aquaticus-Ligase bei 42°C aktiv genug ist und die synthetisierte
Menge ausreicht, um die Ligasefunktion bei den E. coli zu komplementieren,
ohne andere Prozesse zu stören.
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Der
Aufbau geeigneter Bibliotheken zur Verwendung bei der vorliegenden
Erfindung nutzte herkömmliche
Vektoren mit den gewünschten
Steuerungssequenzen sowie standardmäßige Restriktionsendonuklease und
Ligationstechniken. Gereinigte Plasmid-DNA, DNA-Sequenzen aus T.
aquaticus oder synthetisierte Oligonukleotide zur Verwendung bei
der vorliegenden Erfindung wurden aufgespalten, zugeschnitten und
in der gewünschten
Form auch durch herkömmliche
Techniken erneut ligiert.
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Die
Auswahl eines geeigneten Vektors zur Verwendung bei der vorliegenden
Erfindung ist mehr als eine bloße
Frage der Auswahl eines Vektors unter den vielen Vektoren, die gegenwärtig vorhanden
sind und in der Vergangenheit verwendet worden sind. Derivate der
pUC-Plasmide mit einer hohen Kopienummer [siehe z. B. C. Yanisch-Peron
et al., Gene 33: 103 (1985) oder J. Vieira et al., Gene 19: 259
(1982)] sind tatsächlich etwas
instabil, wenn man sie bei 42°C
wachsen lässt.
Solche Plasmide mit niedriger Kopienummer, wie z. B. die pBR322-Derivate
pFBI 1, 2, 13, 14 und 15 [siehe F. Barany, Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 82: 4202 (1985)] können
nicht genug Enzym produzieren, um den Ligase-Defekt zu komplementieren.
Bei der Arbeit an der vorliegenden Erfindung wurden 18 unterschiedliche
Bibliotheken unter Verwendung von 3 unterschiedlichen Vektoren-Sätzen geschaffen.
Das erfolgreiche Klon wurde von dem Vektor pTZ18R abgeleitet [siehe
D. A. Mead et al., Protein Engineering 1: 67 (1986)], obwohl andere
Vektoren auch verwendbar sein können.
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Im
Allgemeinen erfolgt die ortsspezifische DNA-Aufspaltung, die im
folgenden Beispiel noch genauer beschrieben wird, durch die Behandlung
der DNA mit einem geeigneten Restriktionsenzym unter Bedingungen,
die in Fachkreisen allgemein bekannt sind, und deren Einzelheiten
durch die Hersteller dieser im Handel erhältlichen Restriktionsenzyme
genau angegeben werden. Im Allgemeinen wird ungefähr 1 μg Plasmid
oder DNA-Sequenz durch zwei oder zehn Enzymeinheiten in ungefähr 20 μl Pufferlösung aufgespalten.
Am besten sind Inkubationszeiten von ungefähr einer Stunde oder zwei Stunden,
obwohl Schwankungen sowohl bei der Zeit als auch bei der Temperatur
toleriert werden können.
Nach jeder Inkubation wird das Protein durch eine Extraktion mit
Phenol bzw. Chloroform entfernt, an die sich eine weitere Extraktion
anschließen
kann. Die Nukleinsäuren
werden durch Ausfällung
mit Ethanol zurückgewonnen.
Falls gewünscht,
können
mit standardisierten Techniken Trennungen der gespaltenen Fragmente
nach Größe durch
Polyacrylamidgel-Elektrophorese oder Agarose-Gel-Elektrophorese
durchgeführt
werden.
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BEISPIEL II
-
(ortsspezifische Spaltung)
-
Die
ortsspezifische Spaltung sowohl des Plasmids als auch der DNA aus
T. aquaticus erfolgte unter Verwendung von im Handel erhältlichen
Restriktionsendonukleasen in Standardpuffern.
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Im
Allgemeinen wurden ungefähr
10 μg Plasmid
oder DNA des T. aquaticus in 100 μl
Pufferlösung durch
Zugabe von 20 bis 100 Einheiten (units) der entsprechenden Restriktionsendonuklease
gespalten. Und die Inkubation der Mischung erfolgte bei 37°C in einem
Zeitraum von 1 bis 2 Stunden.
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Nach
jeder Inkubation wurde das Protein durch sequentielle Extraktionen
mit Phenol (2 ×),
n-Butanol (2 ×)
entfernt und die Nukleinsäure
wurde durch Ausfällung
mit Ethanol zurückgewonnen.
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Die
Konstruktion geeigneter Vektoren, die die gewünschten Kodierungs- und Steuerungssequenzen enthalten,
nutzt konventionelle Ligations- und Restriktionstechniken. Kurz
gesagt, isolierte Plasmide, DNA-Sequenzen oder synthetisierte Oligonukleotide
werden gespalten, zugeschnitten und erneut in der gewünschten Form
ligiert.
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Die
Restriktionsendonukleasen, die für
die Spaltung der spezifischen, entsprechend dem im Beispiel II umrissenen
Verfahren genutzten Bibliotheken verwendet werden, waren BamHI, SacI, KpnI (Asp718), PstI, HindIII und SmaI. Aber auch andere Endonukleasen oder
partielle Verdauungen mit SauIIIA
z. B. könnten
verwendet worden sein. Wegen der Adenosin-Methylierung wurden die
allgemein verwendeten Restriktionsendonukleasen EcoRI, SalI
oder XhoI nicht genutzt, da
die DNA vom T. aquaticus-Stamm HB8 durch diese Enzyme nicht gespalten
werden konnte.
-
Die
sich aus dem im Beispiel II beschriebenen Verfahren ergebenden Restriktionsfragmente,
die 5'-Überhänge enthalten,
können
dadurch glatte Enden erhalten, dass man sie mit dem großen Abschnitt
der DNA-Polymerase I (Klenow-Fragment) bei Vorhandensein der vier
Desoxynukleotidtriphosphate auffüllt,
und zwar in Inkubationszeiten von ungefähr 15 bis 30 Minuten bei 37°C in einem
50 mM Tris-Puffer mit einem pH-Wert von 7,6 der 50 mM NaCl, 10 mM
MgCl2, 10 mM DTT und 50–100 μM Desoxynukleotidtriphosphate enthält. Das
Klenow-Fragment wird an den klebrigen 5'-Enden eine Auffüllung vornehmen. Wenn 3'-Überhänge erzeugt werden, können sie
mit Mungbohnen-Nuklease zurückgekaut
werden. Nach der Behandlung mit dem Klenow- Fragment wird das Gemisch mit Phenol
bzw. Chloroform extrahiert und mit Ethanol ausgefällt. Eine
anschließende
Behandlung unter geeigneten Bedingungen mit S1-Nuklease führt zur
Hydrolyse jedes Einzelstrangabschnittes. Diese herkömmlichen
Verfahren können
für das
Klonieren jedes Fragments zu einem Mutationsort (mit einem glatten
Ende) innerhalb des Vektors genutzt werden.
-
BEISPIEL III
-
(Vektorkonstruktion)
-
Bei
Vektorkonstruktionen wird der linearisierte Vektor im Allgemeinen
mit einem Phosphatase-Enzym behandelt (oder aber auch mit einer
zweiten, in der Nähe
befindlichen Restriktionsendonuklease), um eine Rezirkularisierung
des Vektors beim Fehlen einer Insert-DNA zu verhindern. So z. B. kann eine
Probe der BamHI (5'-Überhang) – oder SacI (3'-Überhang) – DNA (9 μg) in 150 μl 50 mM Tris-HCl-Puffer mit
einem pH-Wert von 8,0 der 10 mM MgCl2 und
6 mM Mercaptoethanol enthält,
bei Vorhandensein von Na+ mit kalbsdarmalkalischer Phosphatase
(Calf Intestine Alkaline Phosphatase, CIAP, 22 Einheiten) bei 37°C 15 Minuten
lang behandelt werden, woran sich eine Inkubationszeit von 30 Min.
bei 50°C
anschließt,
um Phosphatgruppen entweder aus 5'- oder 3'-Überhängen zu
entfernen. Aber auch Bakterielle Alkalische Phosphatase (BAP, 10
Einheiten) kann in 150 μl
von 10 ml Tris-HCl bei Vorhandensein von Na+ und Mg++ zur Anwendung
kommen und bei 60°C
eine Inkubationszeit von ungefähr
1 Stunde durchlaufen. Die CIAP kann anschließend denaturiert werden, und zwar
durch die Zugabe von Ethylendiaminotetraessigsäure (EDTA) und Ethylenglykol-di-(β-Aminoethylether)N',N',N'-Tetraessigsäure (EGTA),
um bivalente Kationen in einem Chelat zu binden, und durch eine
15 Minuten lange Erhitzung auf 65°C.
Dann wird entweder das CIAP-Protein oder das BAP-Protein durch sequentielle
Extraktionen mit Phenol (2 ×),
n-Butanol (2 ×)
und Nukleinsäure
entfernt, die durch Ausfällung
mit Ethanol zurückgewonnen
wird.
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Die
Wirksamkeit des Phosphataseschrittes wird durch den Vergleich der
Anzahl der erzeugten Transformanten geprüft, wenn der Vektor in Abwesenheit
oder Anwesenheit einer Insert-DNA erneut ligiert wird. Typische
Ergebnisse aus weiteren 10- bis 100-fachen Transformationen bei
Anwesenheit einer Insert-DNA sind ein Hinweis darauf, dass die Vektor-DNA
richtig phosphatisiert worden ist.
-
BEISPIEL IV
-
(Ligationen)
-
Ligationen
wurden in Mengen von 30–100 μl unter Verwendung
eines linearisierten und phosphatasierten Vektors von 1–2 μg durchgeführt, der
wie vorher beschrieben hergestellt wird. Eine Menge von 2–4 μg DNA aus
T. aquaticus wird mit einer Restriktionsendonuklease geschnitten,
die die gleichen Enden wie der Vektor in einem 50 mM Tris-HCl-Puffer
mit einem pH-Wert von 8,0 erzeugt und 10 mM MgCl2, 1 mM EDTA, 1 mM
ATP, 6 mM Mercaptoethanol und 3 bis 7 (Weiss) Einheiten der T4-Ligase
enthält,
und zwar durch Inkubation entweder bei 4° oder bei 15°C über Nacht. Nach der Ligation
wurde EDTA hinzugefügt,
die T4-Ligase inaktivierte durch Erhitzung der Lösung auf 65°C im Verlauf von 15 Minuten
und die Nukleinsäuren
wurden durch Ethanolausfällung
zurückgewonnen.
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Ligationsgemische
wurden in einen geeigneten Wirtsorganismus eingeführt, wie
z. B. in die E. coli-Stämme
RR1, AK53 oder AK76, wobei der letztgenannte für eine sofortige positive Selektion
des Phänotyps lig+
mittels herkömmlicher
Transformationsverfahren geeignet ist [siehe Hanahan, J. Mol. Biol.
166: 3243 (1987)]. Die Transformanten wurden durch Auftragung auf
ampicillinhaltige Platten selektiert (Ampicillin oder andere Wirkstoffe,
wie z. B. Tetracyclin oder Kanamycin in Abhängigkeit vom verwendeten Plasmid).
Für die positive
Selektion des Phänotyps
lig+ wurden AK76-Transformanten auf SOB-Platten aufgetragen (die
durch die Autoklavieren von 20 g BactoTM-trypton,
5 g BactoTM-Hefeextrakt, 0,5 g NaCl, 16
g BactoTM-agar in 1 Liter destillierten
Wassers, das vor dem Autoklavieren auf einen pH-Wert von 7,5 mit
NaOH eingestellt wird, danach durch die Zugabe von 20 ml 1 M MgSO4 hergestellt werden), die 0,2% Maltose,
0,2 mg/ml IPTG (zur Induzierung des lac-Promoters) und 50 μg/ml Ampicillin
(zur Selektion der plasmidhaltigen Zellen) enthalten, und die man über Nacht
bei 42°C
bis 42,5°C
wachsen lässt.
-
Die
Bibliotheken reichten der Größe nach
von ungefähr
5.000 bis 27.000 Klone. Angesichts der allgemeinen Schätzung, dass
das bakterielle Chromosom ungefähr
2.000 bis 4.000 Kilobasen enthält
und die durchschnittliche Insert-DNA aus 5 bis 10 kb besteht, war
es klar, dass mehrere Bibliotheken redundante Klone enthielten.
-
Gemischte
Plasmidpräparate
wurden aus sechs Bibliotheken unter Verwendung herkömmlicher
Techniken hergestellt [siehe Methods Enzymol. 100: 243 (1983)] und
in frische AK76-Zellen eingeführt.
Transformanten aus jeder Bibliothek wurden auf 6 SOB-Platten (jede Platte
kann zwischen 30.000 und 70.000 Klone aufnehmen) ausplattiert und
bei 42°C
inkubiert. Eine Bibliothek produzierte 11 bis 19 äußerst kleine
Kolonien pro Platte; die übrigen
Bibliotheken produzierten eine gelegentliche große Kolonie.
-
Einzelne
Klone wurden gepickt, Plasmid-DNA wurde unter Verwendung herkömmlicher
Techniken präpariert
[siehe Anal. Biochem. 114: 193 (1981)] und durch RestriktionsVerdau
analysiert. Alle 12 kleinen Klone produzierten ein 6,8 kb großes Plasmid,
das zwei BamHI-Fragmente (jeweils
1,8 und 2,1 kb) enthielt, die innerhalb des BamHI-Ortes von pTZ18R kloniert wurden.
Ein derartiges Plasmid ist pDZ1 genannt worden, wie in der 1 dargestellt
ist. Durch Rückrechnung
zur ursprünglichen
Bibliothek (mit 5.200 Klonen) hat es den Anschein, dass alle pDZ1-Plasmide
von einem einzigen Klon abstammen. Die großen Kolonien enthielten Plasmide,
die der Größe des ursprünglichen
Vektors nahe kommen. Aus diesem Grunde sind diese großen Kolonien
wahrscheinlich Rückmutanten
des chromosomalen Gens ligts7,
das irgendein Plasmid ausschließlich
zur Erlangung einer Ampicillinresistenz enthielt.
-
Die
Rücktransformation
des Plasmids pDZ1 zu AK76-Zellen und Selektion bei 42°C auf SOB-Platten, die
Maltose, IPTG und Ampicillin enthalten, wie im Beispiel IV beschrieben,
ergaben wiederum kleine Kolonien. Das Ausplattieren frischer Transformanten
auf ein ampicillinhaltiges Trypton-Hefe-Agar führte nicht zur Produktion von
Kolonien. Dieses Ergebnis legt die Schlussfolgerung nahe, das die
Induktion des lac-Promoters während
der Plasmidfeststelllung für
die Produktion ausreichender Mengen der Ligase aus T. aquaticus
erforderlich ist, um den genetischen Defekt zu komplementieren.
Sobald das Plasmid in AK76-Zellen festgestellt worden ist, werden
solche Klone äußerst kleine
Kolonien ergeben, wenn sie auf der Agarplatte ausgestrichen werden
und die Möglichkeit
erhalten, auf ampicillinhaltigen Trypton-Hefe-Platten bei 42°C zu wachsen.
-
Der
Verdau von pDZ1 mit BamHI,
gefolgt von einer erneuten Ligation, würde die Fragmente untereinander
vermischen. Die Transformation eines solchen Ligationsgemisches
zu AK76, gefolgt von einer Plattierung bei 37°C, d. h. unter nichtselektiven
Bedingungen, verglichen mit der Plattierung bei 42°C, d. h.
unter selektiven Bedingungen, ergab 1.000-fach mehr Kolonien unter
nichtselektiven Bedingungen. Das Ausgangsplasmid pDZ1 ergab nur
zweimal mehr Kolonien unter nichtselektiven Bedingungen als unter
selektiven Bedingungen. Dieses Untersuchungsergebnis legt in starkem
Maße die
Schlussfolgerung nahe, dass das Vorhandensein beider Fragmente und
die Ausrichtung ihrer Klonierung für die richtige Expression der
Ligase aus T. aquaticus erforderlich sind.
-
Obwohl
pDZ1 mehrere SacI and SmaI-Stellen aufweist, enthält es nur
eine einzige (vom Vektor abgeleitete) PstI, KpnI oder HindIII-Stelle. Folglich könnte man
erwarten, dass eine Reihe von Ligase-Klonen aus den PstI, KpnI oder
HindIII-Verdaubibliotheken isoliert worden wäre. Jedoch der einzige Ligase-Klon
wurde aus der partiellen BamHI-Verdaubibliothek
gewonnen. Obwohl nicht klar ist, warum das geschehen ist, besteht eine
denkbare Erklärung
darin, dass andere Klone das lac-Promoter-Kontrollelement nicht
nahe genug an den Startpunkt des Ligasegens herangebracht haben,
um das Ligaseprotein während
der Plasmidetablierung ausreichend zu exprimieren.
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Die
oben beschriebene Klonierung der Ligase aus T. aquaticus wird nun
die Fachleute befähigen, durch
weitere Verfahren jede thermophile oder thermostabile Ligase zu klonieren,
und zwar unabhängig
davon, ob die Ligase ihren Ursprung aus Prokaryoten, Archaebakterien,
Eukaryoten oder Phagen hat.
-
Zu
solchen weiteren Verfahren für
die Klonierung können
z. B. gehören:
(i) die Klonierung der DNA aus T. aquaticus zu einem Rot-Lambda-Vektor
und das Screening nach der Fähigkeit
rekombinanter Lambda-Phagen, bei 39°C in einem solchen ligts7-Stamm,
wie z. B. AK76, Plaques zu bilden [wie im Wesentlichen in J. Mol.
Biol. 132: 471 beschrieben (1979)]; (ii) die Verwendung der Lambda-gt11-Phage
zur Exprimierung von Abschnitten des Ligasegens und anschließend das
Screening mit Antikörpern,
die zur Reinigung der Ligase aus T. aquaticus gezüchtet wurden, – das positive
Lambda-gt11-Klon kann dann dafür
verwendet werden, das Gen in voller Länge durch Hybridisierung zu
anderen Plasmid- oder Phagenbibliotheken zu ermitteln, wie im Wesentlichen
bei der Klonierung der Polymerase aus T. aquaticus beschrieben [siehe
J. Biol. Chem. 264: 6427 (1989)]; (iii) ausgehend von der Ligase-DNA-Sequenz
können
Sonden hergestellt werden, die zu anderen Sequenzen hybridisieren
würden,
die eine thermostabile Ligase kodieren, und deshalb auch bei einer
Vielzahl von Spezies bei der Ermittlung und Wiedergewinnung dieser
Sequenzen helfen würden.
Folglich können DNA-Abschnitte,
die mindestens fünf
Aminosäuren
aus der Ligase des T. aquaticus kodieren, repliziert oder unter
Verwendung von PCR-Techniken amplifiziert werden. Und die denaturierten
oder einzelsträngigen
Formen können
als Sonden verwendet werden, um weitere DNAs wiederzugewinnen, die
eine thermophile oder thermostabile Ligase kodieren. Aber auch Oligodesoxyribonukleotid-Sonden
können
synthetisiert werden, die mindestens fünf Aminosäuren kodieren. Und diese können dafür eingesetzt
werden, um weitere DNAs wiederzugewinnen, die eine thermophile oder
thermostabile Ligase kodieren.
-
Die
Selektion eines Abschnittes einer DNA, die mindestens fünf Aminosäuren kodiert,
stützt
sich auf den Abschnitt, der fünfzehn
Nukleinsäurebasen
enthält,
was mehr als die statistische Mindestlänge ist, die ein Oligonukleotid
haben sollte, um eine einzige komplementäre Sequenz in einem Genom zu
finden. Jedoch Abschnitte, die etwas kleiner sind (z. B. die minimale
Anzahl von 12 in E. coli weist darauf hin, dass ein Abschnitt, der
genauso klein wie jener Abschnitt ist, der vier Aminosäuren kodiert,
akzeptabel sein kann) oder größer sind (die
minimale Anzahl für
höhere
Tiere beträgt
bis zu 19, was darauf hinweist, dass ein Abschnitt erforderlich sein
kann, der mindestens sieben Aminosäuren kodiert) [siehe Oligonucleotides:
Antisense Inhibitors of Gene Expression, Bd. 12, S. 137–140, Macmillan
Press Ltd., London (1989)] können
für die
Erzielung ähnlicher
Ergebnisse verwendet werden. Da es aber möglicherweise keine genaue Übereinstimmung
zwischen der Nukleotidsequenz in den entsprechenden Abschnitten
zwischen den Spezies gibt, sind Oligomere, die annähernd 15
Nukleotide enthalten, ein bevorzugtes Minimum, um eine Hybridisierung
unter Bedingungen einer ausreichenden Stringenz zu erreichen, um
falsche Positive zu eliminieren. Die Sequenz, die 5 Aminosäuren kodiert, würde Informationen
liefern, die für
die Erzeugung solcher Sonden ausreichen.
-
Anhand
eines Beispiels lässt
ein Vergleich der Ligase aus T. aquaticus und Aminosäuresequenzen aus
E. coli eine Identität
zwischen den Aminosäuren
34–40
(Asp-Ala-Glu-Tyr-Asp-Arg-Leu)
auf einem statistisch akzeptablen Niveau erkennen. Unter Verwendung
der bevorzugten Sequenz von sechs Aminosäuren könnte eine degenerierte Sonde
der Form GA(C/T)-GC(G/A/T/C)-GA(G/A)-TA(C/T)-GA(C/T)-(C/A)G(G/A/T/C)-(C/T)T
dafür verwendet
werden, um eine der beiden oben genannten Ligasen zu ermitteln und
wiederzugewinnen. Die Bereiche der Sequenzidentitäten zwischen
der Ligase aus Thermophilus gemäß der vorliegenden
Erfindung und der Ligase aus E. coli umfassen die Aminosäuren an
den folgenden Positionen:
Aminosäurepositionen | Aufeinanderfolgende
identische Bereiche |
34
bis 40 | 7 |
57
bis 61 | 5 |
137
bis 142 | 6 |
168
bis 175 | 8 |
199
bis 210 | 12 |
212
bis 219 | 8 |
308
bis 312 | 5 |
333
bis 339 | 7 |
485
bis 490 | 6 |
492
bis 496 | 5 |
513
bis 517 | 5 |
620
bis 624 | 5 |
-
Von
den insgesamt 676 Aminosäuren,
die in der Ligase aus Thermophilus enthalten sind, beträgt die prozentuale Ähnlichkeit
zwischen der Ligase aus Thermophilus und der Ligase aus E. coli
66%; die prozentuale Identität
beträgt
47%.
-
Die
Konstruktion eines Stamms mit Überproduktion
aus einem klonierten und richtig ausgerichteten Gen kann durch die
Anwendung von Verfahren erreicht werden, die auf diesem Fachgebiet
normalerweise üblich
sind. Das allgemeine Prinzip einer solchen Konstruktion besteht
darin, eine Aktivierungssequenz in unmittelbare Nähe zum Startkodon
des Gens zu bringen, um eine wirksame Transkription und Translation
jenes Gens zu bewirken. Es gibt viele Promoter-Systeme (einschließlich einer
Ribosomen-Bindungsstelle [siehe Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78: 5543
(1981)], die mit Erfolg dafür
verwendet worden sind, Gene einzuschalten, zu denen auch der lac-Promoter,
der trp-Promoter [siehe Gene 20: 231 (1982)], der Promoter der Lambda-Phage
PL [siehe Nature 292: 128 (1981)], der tac-Fusionspromoter [siehe
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 80: 21 (1983)] und die T7-Phagenpromoter [siehe
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82: 1074 (1985)] gehören.
-
Das
Plasmid pDZ1 enthält
das Ligasegen aus T. aquaticus stromabwärts sowohl von den lac- als
auch von den T7-Promotern, die im Startvektor vorhanden sind. Es
gibt verschiedene Verfahren für
die Entfernung überschüssiger DNA-Sequenzen
aus dem Bereich zwischen den Promotern und dem Gen, einschließlich der Verwendung
von Ba131 [siehe Nucl. Acids Res. 5: 1445 (1978)] und von ExoIII und Mung-Bohnen- oder
S1-Nuklease [siehe Meth. Enzymol. 155: 156
(1987)]. Aber ein etwas einfacheres Verfahren als das im Beispiel
IV beschriebene wurde dafür
benutzt, um das Aminoende des Ligasegens aus T. aquaticus näher an die
beiden Promoter im vorliegenden Falle heranzubringen.
-
BEISPIEL V
-
(Entfernung überschüssiger DNA aus dem Bereich
zwischen Promoter und Gen)
-
Das
Plasmid pDZ1 wurde mit der Restriktionsendonuklease HinPI (G CGC) zufällig linearisiert und mit einem
Klenow-Fragment oder aber auch mit CviJI
(PuG Cpy) [siehe DNA and Protein Engineering Techniques 1: 29 (1988)]
mit einem glatten Ende versehen.
-
Die
DNA wurde durch sequentielle Extraktionen mit Phenol (2 ×) und n-Butanol
(2 ×)
gereinigt und die Nukleinsäure
durch Ausfällung
mit Ethanol zurückgewonnen.
Diese zufällig
linearisierten Plasmide wurden dann mit Asp718 behandelt, das die
Polylinker-Stelle unmittelbar stromabwärts der beiden Promoter spaltet, und
durch das Klenow-Fragment mit einem glatten Ende versehen. Die sich
daraus ergebenden Fragmente wurden durch Elektrophorese in niedrig
schmelzender Agarose getrennt, sequentielle Scheiben (einschließlich linearer
und fortschreitend kleinerer DNA-Fragmente mit voller Länge) wurden
ausgeschnitten und die DNA zurückgewonnen.
Die DNA-Fragmente wurden anschließend durch Ligation der glatten
Enden (Blunt-End-Ligation) rezirkularisiert. Das war mit einer über Nacht
ablaufenden Inkubation bei 4°C
in 100 μl
eines 50 mM Tris-HCl-Puffers mit einem pH-Wert von 8,0 verbunden, der 10 mMgCl2, 1 mM EDTA, 1 mM ATP, 6 mM Mercaptoethanol
und 3 bis 7 Weiss-Einheiten der T4-Ligase enthält. Nach den Ligationen wurde
EDTA hinzugefügt,
die T4-Ligase durch Wärme
(15 Min. lang bei 65°C)
inaktiviert und die Nukleinsäuren
durch Ausfällung mit
Ethanol zurückgewonnen.
-
Die
präparierten
Ligationsgemische wurden unter Verwendung herkömmlicher Techniken in die AK76-Zellen
eingeführt
und der Phänotyp
lig+ wurde bei 42°C
auf SOB-Platten
selektiert, die Maltose, IPTG und Ampicillin enthalten, wie vorher
schon beschrieben.
-
Ausgehend
von den Ergebnissen der bisherigen Arbeit könnte man erwarten, dass die
Plasmide, die Deletionen zwischen den Promotern und dem Startpunkt
des Ligasegens aus T. aquaticus enthalten, unter diesen Bedingungen
eine Lebens- bzw. Vermehrungsfähigkeit
verleihen würden.
Jedoch Deletionen des Vektors (Promoterregionen) oder eines essentiellen
Abschnitts des Ligasegens sollten nicht zu solch einer Vermehrungsfähigkeit
führen.
Aus diesem Grunde wurden einzelne Klone gepickt, die Plasmid-DNA
wurde unter Verwendung herkömmlicher
Verfahren präpariert
[siehe Anal. Biochem. 114: 193 (1981)] und durch Restriktionsverdau
analysiert. Die Ergebnisse aus diesem Test zeigten, dass es den
Plasmiden pDZ2, pDZ3, pDZ6 und pDZ7 am Fragment BamHI mit 1,8 kb mangelte, und dass sie
stattdessen ein Fragment mit 1,3, 1,4, 1,2 bzw. 1,2 kb enthielten.
All diese Plasmide erschufen die Stelle Asp718 neu, so wie man das
bei den richtigen Auffüllreaktionen
und Ligationen glatter Enden erwarten würde. Aus diesen Plasmiden wurde
unter Anwendung herkömmlicher
Verfahren [siehe Nucl. Acids Research 13: 1103 (1985) und Protein
Engineering 1: 64 (1986)] einsträngige
DNA präpariert
und diese wurden sequenziert unter Verwendung des als "Reverse Primer" dienenden, universellen
Oligonukleotids 5'd(AGCGGATAACAATTTCACACAGGA)
3' und der T7-DNA-Polymerase
[siehe Proc. Natl. Acad. Sci. USA 84: 4767 (1987)].
-
Die
Analyse der DNA-Sequenz lässt
zwei ATG-Startkodons erkennen, wobei das erste offene Leseraster
drei Kodons lang ist und das zweite, die Ligase-DNA-Sequenz, ein
langes Leseraster ergibt. Im Zusammenhang mit der 1 ist
diese von den Plasmiden pDZ6 und pDZ7 abgeleitete Sequenz (einschließlich der partiellen
Ligase-DNA-Sequenz) eine thermophile Ligase.
-
-
-
-
Die
Nukleinsäuresequenz
für die
bei der vorliegenden Erfindung verwendete thermophile Ligase entspricht
der folgenden Aminosäuresequenz:
-
Die
Translation der ersten 60 Aminosäuren
dieses offenen Leserasters (der thermophilen Ligase) weist eine
Homologie zur Ligase aus E. coli auf, die besser als 50% ist [siehe
Mol. Gen. Genet. 204: 1 (1986)], was die Schlussfolgerung nahe legt,
dass dieses lange Leseraster den Anfang des Gens aus T. aquaticus
darstellt. Aus den genetischen Ergebnissen bei den BamHI-Fragmenten kann man die Schlussfolgerung
ziehen, dass sich die Größe dieser
Ligase über
eine Länge
von 400 bis 1.100 Aminosäuren
erstreckt. Das gereinigte Protein soll eine relative Molekülmasse von
ungefähr
79.000 haben [siehe J. Biol. Chem. 259: 1004 (1984)], die in den
Grenzen der genetischen Ergebnisse liegt, die für die vorliegende Erfindung
festgestellt wurden. Angesichts der Tatsache, dass das Klon pDZ7
funktionelle Ligase aus T. aquaticus produziert (d. h. es kodiert
das Gen in seiner Gesamtheit), und in Anbetracht der DNA-Sequenz
des Aminoendes wurde die gesamte DNA-Sequenz des Gens unter Verwendung
entweder manueller oder automatisierter Verfahren bestimmt, wie
in der Literatur beschrieben [siehe z. B. Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 84: 4767 (1987); Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86: 4076 (1989);
Science 239: 487 (1987); Nature 321: 674 (1986); Biotechniques 8:
184 (1990); Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85: 5610 (1988) und Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 85: 9436 (1988)].
-
Die
Plasmide pDZ2, pDZ3, pDZ6 oder pDZ7 können dafür verwendet werden, weitere Überproduktionsvektoren
zu konstruieren, und zwar unter Anwendung von Verfahren, die den
Fachleuten für
biotechnische Untersuchungen wohlbekannt sind. Dazu kann die Verwendung
von Promotern und Ribosomen-Bindungsstellen gehören, wie oben beschrieben.
So z. B. kann das Plasmid pDZ7 (siehe 1) an seiner
nur einmal vorkommenden Stelle Asp718
linearisiert werden und überschüssige Nukleotiden
können
vor dem Ligasegen aus T. aquaticus nahe am ATG-Startkodon durch
die Verwendung von Bal31 oder einer Kombination aus ExoIII und Mung-Bohnen- oder S1-Nuklease
zurechtgestutzt werden, wie es oben schon beschrieben wurde. Das
kann dann mit einem glatten Ende an eine natürliche aktivierende Sequenz
(eine Promoter- und Translationsstartsequenz) ligiert werden, die
auf ähnliche
Weise oder durch eine für
diesen Zweck hergestellte, synthetische, aktivierende Sequenz erzeugt
wird. Außerdem
können
Sequenzen, die in einem externen oder internen Verhältnis zu
dem Gen aus T. aquaticus stehen, modifiziert werden, um potenzielle
RNA-Strukturen zu entfernen, die die Transkription oder Translation
hemmen können.
Diese Verfahren sollen früher
eine Überproduktion
der thermophilen Restriktionsendonuklease Taq I hervorgerufen haben,
die größer als
30% der löslichen
E. coli-Proteine war [siehe Gene 65: 166 (1988)]. Aber auch synthetische
Oligonukleotide können
synthetisiert werden, so dass der Anfang des Ligasegens aus T. aquaticus
direkt mit einer aktivierenden Sequenz unter Verwendung von PCR-Verfahren
fusioniert [siehe z. B. Biotechniques 8: 178 (1990); Gene 77: 51
(1989) und Nucl. Acids Res. 17: 723 (1989)].
-
Aus
den vorhergehenden Sequenzen ist ersichtlich, dass es da eine Bgl
II-Stelle gibt, die den Nukleotiden entspricht, die die Aminosäurereste
31–33
kodieren. Mit dieser Information könnte ein starker Promoter mit
einer optimalen Shine-Dalgarno-Sequenz vor dieses Gen eingebaut
werden, und zwar unter Nutzung einer PCR. Zwei kleinere Warnungen
sollten beachtet werden: (1) Versuche, das gesamte Gen (3 kb, hoher
Guanin-Cytosin-Gehalt)
mit einer PCR zu kopieren, waren nicht immer erfolgreich. Und (2)
das Plasmid pDZ7 hatte zwei Bam HI und Bgl II-Stellen, je eine innerhalb
des Ligasegens.
-
Das
Plasmid pDZ7 wurde teilweise sowohl mit Bam HI als auch mit Bgl
II verdaut, das kleinere lineare Fragment mit der korrekten Größe wurde
von dem sich über
die volle Länge
erstreckenden, linearen Fragment durch Elektrophorese getrennt,
ausgeschnitten und – wie
schon früher
beschrieben – gereinigt.
Da Bam HI und Bgl II den gleichen Überhang (5' GATC) produzieren, könnte das
lineare Fragment mit T4-Ligase rezirkularisiert und per Transformation
in den E. coli-Stamm AK53 eingeführt
werden. Verschiedene Klone hatten das 0,5 kb große BamHI bzw. Bgl II-Fragment
deletiert, das zu einem Plasmid von 5,7 kb führt, und ein derartiger Klon
wurde als pDZ12 bezeichnet. Die synthetischen Oligonukleotide Nr.
66, Nr. 78, Nr. 85 und Nr. 94 wurden synthetisiert, um der Fusion
des phoA-Promoters [aus dem Plasmid pFBT64; siehe Gene 56: 13 (1987)]
und der Ribosomen-Bindungssequenz
zum Startpunkt des Ligasegens unter Verwendung einer PCR Rechnung
zu tragen [siehe Biotechniques 8: 178 (1990); Gene 77: 51 (1989);
Gene 77: 61 (1989) und Nucl. Acids Res. 17: 723 (1989)]. Diese in
der 9 anschaulich dargestellten Klone sind folgende:
- Nr. 66 19 mer; Pvu II-Stelle zum T7-Promoter über phoA-Promoter,
oberer Strang des Plasmids pFBT64 (Richtung des TaqI-Endonuklease-Gens);
- Nr. 78 32 mer; 5'-Ende
komplementär
zum Anfang des Ligasegens aus Thermus; 3'-Ende
komplementär
zur Shine-Dalgarno-Seite des phoA-Promoters, unterer Strang des
Plasmids pFBT64:
- Nr. 85 33 mer; 5'-Ende
komplementär
zur Shine-Dalgarno-Seite des phoA-Promoters; 3'-Ende komplementär zum Startpunkt des Ligasegens
aus Thermus, Oberstrang des Plasmids pDZ7 (Richtung des Ligasegens);
- Nr. 94 18 mer; unterer Strang des Plasmids pDZ7, der dem nicht
translatierten Strang der Aminosäurereste
40 bis 35 des Ligasegens entspricht, stromabwärts von der Bgl II-Stelle an den Aminosäureresten
33 bis 31:
-
Kurz
gesagt, das erfolgte in einem einzigen Reaktionsgefäß, in dem
400 ng der Primer Nr. 66 und Nr. 78 einer Menge von 200 ng Pst I
bzw. Pvu II-verdauten pFBT64 hinzugefügt wurden, das je 50 μmol des dATP, cCTP,
cGTP und dTTP sowie 2,5 Einheiten Amplitaq in 100 μl eines PCR-Puffers
enthielt, und Zyklen mit einer Dauer von 1 Min. bei 94°C, von 2
Min. bei 55°C,
von 3 Min. bei 72°C
mit einer Verlängerung
von 3 Sekunden pro Zyklus im Verlauf von 25 Zyklen gemäß dem Protokoll
des Herstellers (Cetus, Emeryville, Kalifornien) durchliefen. Ein
zweites Reaktionsgefäß enthielt
400 ng der Primer Nr. 85 und Nr. 94, 200 ng von mit Eco RI bzw.
Bam HI verdautem pDZ7 im gleichen Reaktionspuffer und Enzym und
durchlief die gleiche, oben angegebene Inkubationszeit. Es wurde
nachgewiesen, dass die Produkte dieser Reaktionen die korrekte Länge hatten,
wie durch die Analyse mit der Gel-Elektrophorese festgestellt wurde.
Ein drittes Reaktionsgefäß enthielt
2 μl von
jedem Produkt, 400 ng der Primer Nr. 66 und Nr. 94 im gleichen Reaktionspuffer
und Enzym und durchlief die oben angegebene Inkubationszeit. Die
Primer wurden so konstruiert, dass eine Überlappung zwischen den beiden
Produkten einer PCR-Synthese des über die kombinierte Länge verschmolzenen
Produktes Rechnung tragen würde.
Das daraus hervorgegangene Fragment wurde mit Phenol, n-Butanol
und Ethanol extrahiert, das ausgefällt wurde, um die Taq-Polymerase
zu entfernen. Das Produkt-PCR-Fragment wurde mit Bgl II und Eco
RI behandelt, in niedrig schmelzender Agarose elektrophoretisch
aufgetrennt und – wie
oben beschrieben – gereinigt.
In der Zwischenzeit wurden das 2,7 kb große Ligasegen Pst I – Bgl II,
das ein Fragment des pDZ12 enthielt, sowie das 2,4 kb große PstI-Eco
RI B-Lactamasegen
und das den Startpunkt enthaltende Fragment aus dem Plasmid pFBT64
gereinigt. Alle drei Fragmente wurden in einer Dreiwege-Ligation zusammengeführt und
per Transformation in den E. coli-Stamm AK53 eingeführt. Mehrere
Klone enthielten ein 5,5 kb großes
Plasmid, das eine Überproduktion
von Ligase unter der Steuerung eines phoA-Promoters zu verzeichnen hatte. Ein
derartiges Plasmid ist als pDZ13 bezeichnet worden.
-
In
veröffentlichten
Untersuchungen über
die Überproduktion
der thermophilen Restriktionsendonuklease Taq 1, die größer als
30% der löslichen
E. coli-Proteine war [siehe Gene 65: 166 (1988)] wurde darüber informiert,
dass die Endonuklease-Ausbeuten etwas besser waren, wenn das β-Lactamasegen
umgekehrt wurde und daher die Transkription in der dem phoA-Promoter
entgegengesetzten Richtung erfolgte. Um eine ähnliche Konstruktion mit dem
in der vorliegenden Erfindung verwendeten Ligasegen zustande zu
bringen, wurde das 2,3 kb große
Pst I-Pvu II-Fragment aus dem Plasmid pFBLT69, (das die B-Lactamase
in umgekehrter Ausrichtung enthält)
an das 3,2 kb große
Pst I-Pvu II-Ligasgen ligiert, das ein Fragment des Plasmids pDZ13
enthält.
Das Ligationsgemisch wurde in den E. coli-Stamm AK53 transformiert
und verschiedene Transformanten wurden durch Restriktionsverdaue
analysiert, um die Ausrichtung des B-Lactamasegens zu bestätigen. Ein
solcher Klon ist als pDZ15 bezeichnet worden. Die Ligaseproduktion
im pDZ15 ist genauso gut, wenn nicht sogar etwas besser als im pDZ13.
Das Ligaseenzym scheint etwas empfindlich gegenüber Proteasen zu sein und die
Zellen sollten nach der Induktion nicht länger als 9 Stunden wachsen.
Proteolytische Produkte des Ligasegens können noch immer eine thermostabile
Ligaseaktivität
aufweisen (das ist bei der Taq-Polymerase bewiesen worden).
-
Thermophile
Proteine können
erheblich modifiziert werden und behalten immer noch eine ausreichende
Aktivität
für die
Verwendung bei der vorliegenden Erfindung. So z. B. ist bewiesen
worden, dass die Deletion von ungefähr einem Drittel der kodierenden
Sequenz am Aminoende der Taq-Polymerase immer noch ein Genprodukt
produziert, das bei der Polymeraseaktivität aktiv ist [siehe J. Biol.
Chem. 264: 6427 (1989)]. Aber auch bei einem anderen thermophilen
Protein, der Restriktionsendonuklease Taq I, wurde der Nachweis
erbracht, dass es im Wesentlichen die volle Aktivität beibehält, wenn
Aminosäuren
dem Aminoende (+7), dem Carboxy-Terminus (+38) oder an bestimmten
Positionen im Inneren (von +2 bis +34) [siehe Gene 65: 166 (1988)]
hinzugefügt
wurden. Folglich kann eine Modifizierung der Primärstruktur
durch Deletion, n-Terminus-Addition, c-Terminus-Addition, interne
Addition oder Duplikation oder Veränderung der während der
Translation in die Sequenz eingebauten Aminosäuren erfolgen, ohne die Aktivität oder thermostabile
Beschaffenheit des Proteins zu zerstören. Außerdem gewährleistet die DNA, die diese
Sequenzen kodiert, die Möglichkeit,
die Kodonsequenz zu modifizieren, um so mutierte Proteinformen zu
erzeugen, die auch eine Ligaseaktivität aufweisen. Solche Substitutionen
oder andere Veränderungen
führen
zu neuartigen Proteinen.
-
Man
wird auch zu würdigen
wissen, dass andere ligierende Proteine durch den Prozess isoliert
werden können,
wie in diesen Beispielen veranschaulicht worden ist. Man kann erwarten,
dass unterschiedliche Zelllinien Ligasen produzieren, die andere
physikalische Eigenschaften aufweisen als jene Ligase, die die aus
dem HB8-Stamm des T. aquaticus isoliert worden ist, der bei der
vorliegenden Erfindung verwendet wurde. Außerdem können infolge genetischer Polymorphismen
oder zellvermittelter Modifikationen des Enzyms oder seiner Vorläufer Variationen
existieren. Außerdem
kann die Aminosäuresequenz
einer so isolierten Ligase durch genetische Techniken modifiziert
werden, um Ligasen mit veränderten
biologischen Aktivitäten
und Eigenschaften zu produzieren. Die daraus hervorgehende DNA-Sequenz
kann dann in der Lage sein, ein Protein zu kodieren, das im Wesentlichen
die gleiche Aminosäuresequenz
hat wie die HB8-Ligase
aus T. aquaticus, aber ein höheres
oder niedrigeres Aktivitätsniveau
aufweist.
-
BEISPIEL VI
-
(Reinigung des Ligaseenzyms)
-
Die
Zellen des E. coli-Stamms AK53, die die Plasmide pDZ6 und pGP1-2
enthalten (die das RNA-Polymerasegen T7 hinter dem Lambda-P
L-Promoter und unter Kontrolle des temperaturempfindlichen
Lambda-Repressors C
1587 enthalten) [siehe
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82: 1074 (1985) und das
US-Patent 4.795.699 ] lässt man über Nacht
bei 32°C
auf TY-Platten wachsen,
die Ampicillin zu 50 μg/ml
und Kanamycin zu 50 μg/ml
enthalten, um die Erhaltung beider Plasmide zu gewährleisten.
Frische Kolonien wurden in 1 Liter eines sterilen 50 mM Tris-HCl-Puffers
bei einem pH-Wert von 7,6 resuspendiert, der 6 g NaCl, 25 g Bacto
TM-trypton, 7,5 g Hefeextrakt, 1 g Glukose,
1,6 g Caseinaminosäure-Hydrolysat,
50 μg/ml
Kanamycin und 50 μg/ml
Ampicillin enthielt. Und man ließ sie bei 32°C in einem
Zweiliter-Kolben wachsen, der mit 200 U/min geschüttelt wurde.
Als die optische Dichte (O. D. 550) Werte zwischen 0,8 und 1,0 erreichte,
wurde die Synthese der T7-Polymerase dadurch induziert, dass die
Zellen für
30–40
Minuten einer Temperatur von 42°C
ausgesetzt wurden. Eine weitere Synthese der E. coli-Proteine wurde
durch die Zufuhr von 5 ml aus einer Menge von 20 mg/ml Rifampicin
gehemmt, das in Methanol bis zu einer Endkonzentration von 100 μg/ml aufgelöst wurde
Unter diesen Bedingungen sollten nur Gene hinter dem T7-Promoter
transkribiert und daher translatiert werden. Die Zellen durchliefen
eine Inkubationszeit von weiteren 5 Stunden bei 42°C.
-
Aber
auch die E. coli-Zellen des Stamms AK53, die die Plasmide pDZ15
enthalten (Ligase unter Kontrolle des phoA-Promoters), ließ man über Nacht
bei 37°C
auf TY-Platten wachsen, die 50 μg/ml
Ampicillin enthalten. Frische Kolonien wurden in 50 ml einer angereicherten
Nährlösung resuspendiert,
die 50 μg/ml
Ampicillin enthielt, und man ließ sie bei 37°C in einem
500 ml Kolben wachsen, der die Kultur mit 200 U/min in einem G76-Tischschüttelapparat
schüttelte.
Als die optische Dichte (O. D. 500) Werte zwischen 0,65 und 0,85
erreichte, wurden 20 ml in einem (1) Liter MOPS-Medium verdünnt, das
0,2 mM K2HPO4 enthielt
[siehe J. Bacteriology 119: 736 (1974)], um den phoA-Promoter zu
induzieren. Die Zellen ließ man
bei 37°C
in einem Zweiliter-Kolben wachsen, der die Kultur in einem G25-Fußbodenschüttelapparat
weitere 9 Stunden lang bei 200 U/min schüttelte.
-
Im
Anschluss an die Inkubation wurden die Zellen in Eis abgekühlt, durch
Zentrifugierung geerntet (15 Minuten lang bei 5.000 U/min), in 20
ml Wasser resuspendiert, in Zentrifugenbecher für 35 ml übertragen, erneut zentrifugiert
(6 Minuten lang bei 7.000 U/min) und das Pellet wurde solange eingefroren,
bis es für
die Proteinisolierung bereit war. Nach dem Auftauen wurde das Pellet
in 20 ml des Puffers A (20 mM Tris-HCl-Puffer bei einem pH-Wert
von 7,6 mit einem Gehalt von 1 mM EDTA) resuspendiert, der 10 mM
2-Mercaptoethanol und 0,15 mM PMSF enthielt. Nach der Behandlung
mit Ultraschall (5 × 1
Min. mit 50% Energie bei 4°C),
wurde die Lösung
60 Minuten lang bei 39.000 × g
zentrifugiert.
-
Das
Enzym hat eine geschätzte
relative Molekülmasse
von 75.000 bis 85.000 Dalton, wenn man es mit dem B-Standard einer
Phosphorylase vergleicht, dem eine relative Molekülmasse von
92.500 Dalton zugewiesen ist.
-
Als
Alternative wurden 2 Liter der mit pDZ15 induzierten Zellen geerntet
und mit Ultraschall behandelt. Die Trümmer wurden dann durch Zentrifugierung – wie oben
beschrieben – beseitigt.
-
Den Überstand
(40 ml) brachte man in 300 mM KCl ein und ließ ihn durch eine 5 ml DEAE-Sephacel-Säule hindurchlaufen,
um fremde DNA unter Verwendung eines 70 ml-Puffers A mit einem Gehalt von 0,3 M
KCl zu entfernen. Die Durchflussfraktionen, die die Ligase enthalten,
wurden vereinigt und 20 Minuten lang bei 65°C behandelt, um viele Enzyme
aus E. coli, einschließlich
der Endo- oder Exonukleasen, einer irreversiblen Hitzedenaturierung
zu unterziehen. Die denaturierten Proteine wurden dann durch Zentrifugierung 15
Minuten lang bei 39.000 × g
entfernt und das Ligase-Enzym wurde aus dem Überstand ausgefällt, und
zwar durch die Zugabe einer gleichen Menge gesättigter (NH4)2SO4 bei Zimmertemperatur
im Verlauf von 30 Minuten. Das Ammoniumsulfat-Präzipitat wurde durch Zentrifugierung
mit 8.000 U/min in einer klinischen Zentrifuge geerntet und in 4
ml destillierten Wassers resuspendiert. Die Proben wurden gegen
einen Puffer A dialysiert, gefolgt von einem Puffer A mit einem
Gehalt von 50 mM KCl. Die dialysierte Proteinlösung wurde auf eine 40 ml-Phosphozellulose-Säule aufgebracht,
die mit Puffer A, der 50 mM KCl enthielt, äquilibriert wurde. Nach dem Waschen
mit 80 ml des gleichen Puffers wurde die Säule mit einem 120 ml linearen
KCl-Gradienten (0,05 bis 0,5 mM) im Puffer A eluiert. Das Enzym
eluierte als ein spitzer Peak bei 0,25 bis 0,35 M KCl. Das Protein
wandert mit zwei Banden mit einer scheinbaren Molekülmasse von
ca. 81.000 (adenylierte Form) und 78.000 (nicht adenylierte Form)
und ist zu ungefähr
98–99%
rein, wie durch die SDS-10%-Polyacrylamidgel-Elektrophorese beobachtet
wurde. Man kann eine Umwandlung zwischen den beiden Formen erzielen,
indem man 150 μg Protein
für 30
Minuten bei 65°C
entweder in einem Ligasepuffer, der 25 μg Lachssperma-DNA mit Einzelstrangbruch
ohne NAD enthält
(was zur nicht adenylierten Form führt), oder in einem Ligasepuffer
mit 10 mM NAD- (was zur adenylierten Form führt) inkubiert. Eine gleiche
Menge von 20 mM Tris-HCl mit einem pH-Wert von 8,0 in 100-prozentigem
Glycerol, das 1 mM EDTA, 2 mM Dithiothreitol (DTT) und 200 μg/ml Rinderserumalbumin
(Fraktion V) enthält,
wird hinzugefügt
(die Endkonzentration des Glycerols beträgt 50%) und das Enzym wird
bei entweder –70°C oder bei –20°C aufbewahrt.
Aus Zellen in einer Menge von 2 Liter erhält man eine Endausbeute von
6 mg Ligase in einem 16 ml umfassenden Speicherpuffer bei 625 Einheiten
zur Schließung
eines Einzelstrangbruches pro Mikroliter. Das entspricht einer Gesamtmenge
von 10.000.000 Enzymeinheiten und einer spezifischen Aktivität von 1.666.667
Einheiten pro mg.
-
Da
bekannt ist, dass thermophile Proteine dazu tendieren, etwas hydrophober
zu sein als ihre mesophilen Counterparts kann die Zugabe nichtionischer
Detergensen oder anderer Stabilisierungsmittel bei einer langzeitigen
Aufbewahrung von Nutzen sein. Die Aufbewahrungspuffer können deshalb
solche zusätzlichen Komponenten
enthalten, wie z. B. Glycerol (50%), Saccharose (25%), Protease-Inhibitoren
(0,5–1,0
mM PMSF, 10–7 M
Pepstatin A), Salz (KCl, vorzugsweise bei 100–500 mM), EDTA (0,1–1,0 mM),
Rinderserumalbumin (100–500 μg/ml), Gelatine,
Dithiothreitol (1–10
mM) und Mercaptethanol (1–10
mM). Außerdem
ist es besser, dass der Aufbewahrungspuffer mindestens ein nichtionisches,
polymerisches Detergens enthält.
Eine teilweise Auflistung solcher Detergentia würde auch ethoxylierte, fetthaltige
Alkoholether und Laurylether, ethoxylierte Alkylphenole, Polyethylenglykol-Monoolenatverbindungen
und insbesondere Triton X-100, NP-40 und Tween 20 bei 0,1–0,5-prozentigem
Vol/Vol enthalten.
-
Um
einen Test auf Ligaseaktivität
durchführen
zu können,
kommt es darauf an, ein Verfahren anzuwenden, das nicht durch die
Schmelztemperatur (Tm) der Substrate verzerrt
wird. So z. B. ist eine Ligation kohäsiver Enden von 4 Basen am
wirksamsten bei einer solch niedrigen Temperatur, wie z. B. 4°C, weit unterhalb des
Temperaturoptimums für
die T4-Ligase (die
bei 37°C
liegt) und gewiss unterhalb des Temperaturoptimums einer thermophilen
Ligase. Ein Testverfahren, das konsistent sein sollte, ist der Einzelstrangbruchschließungstest,
bei dem eine ringförmige
Plasmid-DNA an verschiedenen Stellen zufällig Einzelstrangbrüche aufweist, und
zwar durch DNaseI. Die Fähigkeit
der DNA zur Schließung
all dieser Einzelstrangbrüche
und zur Erzeugung ringförmiger,
doppelsträngiger
DNA kann dadurch geprüft
werden, dass der einen Einzelstrangbruch aufweisende Ring von der
offenen ringförmigen
DNA getrennt wird, und zwar mittels Elektrophorese in einem Agarose-Gel, das Ethidiumbromid
enthält.
So z. B. wandert die ringförmige,
doppelsträngige
Form des Plasmids pUC4KIXX [siehe Gene 37: 111 (1985)] schneller
als die lineare Form und beträchtlich
schneller als die Form mit Einzelstrangbruch auf einem 1-prozentigen
Agarose-Gel, das
0,2 M Glycin NaOH mit pH-Wert 8,5, 0,1 mM EDTA und 1 μg/ml Ethidiumbromid
enthält
und bei 150 V für
1,5 Stunden im gleichen Puffer aktiv ist.
-
BEISPIEL VII
-
(Thermophiler Ligase-Assay)
-
Die
einen Einzelstrangbruch aufweisende pUC4KIXX DNA wurde durch die
Zugabe von 3 μl
frisch verdünnter
1 μg/ml
DNaseI zu 5 μg
DNA in 50 μl
des 50 mM Tris-HCl-Puffers mit einem pH-Wert von 8,0 erzeugt, der
10 mM MgCl2, 1 mM EDTA und 6 mM Mercaptoethanol
enthält.
Dieses Gemisch wurde bei Zimmertemperatur 5 Minuten lang inkubiert,
die DNase durch Hitze bei 65°C
im Verlauf von 10 Minuten zerstört
und die Probe bis zur Verwendung bei –20°C eingefroren und aufbewahrt.
Unter diesen Bedingungen befanden sich ungefähr 90% der DNA in der ringförmigen Form
mit Einzelstrangbruch, während
ungefähr
5% in der linearen Form und 5% in der ringförmigen, doppelsträngigen Form
vorlagen.
-
Die
wie oben präparierte
thermophile Ligase wurde geprüft,
und zwar durch die Zugabe serieller Verdünnungen der Ligase zu einer
Menge von 0,5 μg
der pUC4KIXX DNA mit Einzelstrangbruch in 20 μl 20 mM Tris-HCl-Puffer mit
einem pH-Wert von 7,6, der 50 mM KCl, 10 mM MgCl2,
1 mM EDTA, 10 mM NAD und 10 mM Dithiothreitol enthält, mit
einem Tropfen Mineralöl überschichtet
wird und eine Inkubationszeit von 15 Minuten bei 65°C durchläuft. Zur
Kontrolle wurde die T4-Ligase geprüft, und zwar durch die Zugabe
serieller Verdünnungen
der Ligase zu 5 μg
der pUC4KIXX DNA mit Einzelstrangbruch in 20 μl 50 mM Tris-HCl-Puffer mit einem
pH-Wert von 8,0, der 10 mM MgCl2, 1 mM EDTA,
1 mM ATP und 6 mM Mercaptoethanol enthält und eine Inkubationszeit
von 15 Minuten bei 37°C
durchläuft.
-
Die
Reaktionen wurden durch die Zugabe von 4 μl eines Stopppuffers, der 0,2
M EDTA, 50% Glycerol, 1% SDS und 0,1% Bromphenolblau enthielt, beendet
und die Produkte wurden – wie
oben beschrieben – durch eine
Gel-Elektrophorese analysiert.
-
Eine
Ligaseeinheit zur Schließung
eines Einzelstrangbruches wird als die Ligasemenge definiert, die 0,5 μg der pUC4KIXX
DNA mit Einzelstrangbruch unter den im vorhergehenden Beispiel dargelegten
Puffer- und Zeitbedingungen zirkularisiert, so dass durch die Zugabe
weiterer Ligase keine zusätzliche
DNA zirkularisiert wird.
-
Als
minimales Präparationsverfahren
lässt man
E. coli-Zellen AK53, die die Plasmide pDZ15 (Ligase unter phoA-Promoterkontrolle)
enthalten, über
Nacht bei 37°C
auf TY-Platten wachsen, die 50 μg/ml
Ampicillin enthalten. Frische Kolonien wurden in 5 ml einer angereicherten
Nährlösung resuspendiert,
die 50 μg/ml
Ampicillin enthielt, und man ließ sie bei 37°C wachsen.
Als die optische Dichte (O. D. 500) Werte zwischen 0,65 und 0,85
erreichte, wurden 0,12 ml in 6 ml eines MOPS-Mediums verdünnt, das
0,2 mM K2HPO4 enthielt,
um den phoA-Promoter zu induzieren. Die Zellen wurden über Nacht
bei 37°C
inkubiert (nach lang andauernder Inkubation kommt es zu einer gewissen
Proteolyse, so dass bei der Überwucherung
induzierter Zellen zur Vorsicht geraten wird). Die Zellen wurden
in Mikrozentrifugengläsern
mit einem Volumen von 1,5 ml geerntet, dann in 0,3 ml 20 mM Tris-HCl-Puffer mit einem
pH-Wert von 7,6 resuspendiert, die 1 mM EDTA und 10 mM 2-Mercaptoethanol enthält, und
2 × für 10 Sekunden
mit Ultraschall behandelt. Nach dem Entfernen der Trümmer durch
Zentrifugierung (12.000 U/min für
2 Min.) wurde der Überstand
20 Minuten lang bei 65°C
behandelt, um viele E. coli-Enzyme, einschließlich der Endo- und Exonukleasen
[siehe Gene 56: 13 (1987)], irreversibel durch Wärme zu denaturieren. Die denaturierten
Trümmer
wurden durch Zentrifugierung entfernt und der Überstand wurde – wie oben
beschrieben – auf
ihren Gehalt überprüft. Ein
Mikroliter dieses Überstands
enthielt annähernd
625 Aktivitätseinheiten
zur Schließung
von Einzelstrangbrüchen.
-
Bei
der in den vorhergehenden Beispielen beschriebenen Präparation
von Ligase aus T. aquaticus sowie bei der im Handel erhältlichen
T4-Ligase wurde nachgewiesen, dass sie ungefähr 125 Einheiten zur Schließung von
Einzelstrangbrüchen
pro Mikroliter enthalten. Somit hat der Prozess aus 1 Liter E. coli-Zellen,
die eine Überproduktion
von Ligase aus T. aquaticus aufweisen, ungefähr (800 × 125) 100.000 Enzymeinheiten zur
Schließung
von Einzelstrangbrüchen
gereinigt.
-
Die
gemäß der vorhergehenden
Beschreibung präparierte
thermophile Ligase besitzt eine Reihe wertvoller Eigenschaften,
die sie besonders als Assay nützlich
erscheinen lässt,
das sowohl DNA amplifiziert als auch ermöglicht, einen einzelnen Basenaustausch
in einer DNA-Sequenz zu erkennen. Die wichtigste und einzige Eigenschaft
dieser Ligase, die diesen Verwendungen Rechnung trägt, besteht
darin, dass die Ligase sich während
wiederholter Zyklen zur thermischen Denaturierung bzw. Renaturierung
ihre Aktivität
bewahrt und somit der Amplifikation der DNA Rechnung trägt, ohne
eine wiederholte Zugabe von Ligase erforderlich zu machen. Außerdem wird
die in der vorliegenden Erfindung verwendete Ligase Oligonukleotide
mit einer Länge ligieren,
die ausreicht, um ihre Einmaligkeit in komplexen Genomen bei oder
nahe der Temperatur Tm von 65°C zu sichern,
und sie wird auch genau zwischen exakt komplementären Oligonukleotidsequenzen
und solchen Oligonukleotidsequenzen unterscheiden, die in Bezug
auf eine einzelne Base fehlerhaft gepaart sind.
-
Bei
dem einfacheren der beiden Verfahren, die im Ergebnis der Klonierung
der thermophilen Ligase-DNA-Sequenz entwickelt worden sind und als
Ligase-Nachweisreaktion (LDR) bezeichnet werden, wird es zwei Oligonukleotid-Sonden
ermöglicht,
zu einer denaturierten DNA zu hybridisieren, so dass sich das 3'-Ende einer Sonde
in unmittelbarer Nachbarschaft zum 5'-Ende der anderen Sonde befindet. Die
Oligonukleotide werden so ausgewählt,
dass sie lang genug (20 bis 25 Nukleotide) sind, damit jedes vorwiegend
zu seiner einmaligen Position im menschlichen Genom hybridisieren
wird. Eine thermophile Ligase kann dann eine kovalente Phosphodiesterbindung
zwischen den beiden Oligonukleotiden bilden, vorausgesetzt, dass
die Nukleotide an der Verknüpfungsstelle
vollkommen komplementär
zum Ziel sind. Die Spezifität
dieser Einzelstrangbruch-Schließungsreaktion
wird besonders auf Grund der Durchführung der Ligation bei oder
nahe der Tm der beiden für ihr Ziel bestimmten Oligonukleotide
gesteigert. So bildet eine einzelne Basenfehlpaarung an der Verknüpfungsstelle
nicht nur eine unvollkommene Doppelhelix, sondern destabilisiert
auch das Hybrid bei höherer
Temperatur. Folglich wird die thermophile Ligase die Oligonukleotide
mit korrekter Basenpaarung effizient verbinden und in Gegenwart
der unvollkommen gepaarten Sequenzen fast keine Hintergrundligation
ergeben. Bei Anwendung der LDR kann die bei der Ligationsreaktion
gewonnene Produktmenge durch wiederholten Ablauf des thermischen
Zyklus in linearer Weise erhöht
werden.
-
Bei
der thermophilen Ligase-Kettenreaktion gemäß der vorliegenden Erfindung
dienen beide Stränge als
Ziele für
die Oligonukleotidhybridisierung. Durch die Verwendung von zwei
weiteren Oligonukleotiden, die komplementär zum gegenüberliegenden Strang sind, werden
die Ligationsprodukte des einen Zyklus zu Zielen für den nächsten Zyklus
der Ligation, wie im Allgemeinen in der 2 anschaulich
dargestellt ist. Für
jedes benachbarte Oligonukleotidpaar befindet sich das Diagnosenukleotid
auf der 3'-Seite
der Verknüpfungsstelle. So
wird eine anomale, zielunabhängige
Ligation komplementärer
Oligonukleotide durch die Anwendung von nahe bei Tm liegenden
Temperaturen und durch die Ausnutzung der schlechten Ligationswirksamkeit
der Einzelbasen-3'-Überhänge vermieden.
Bei Anwendung der Ligase-Kettenreaktion kann die Produktmenge auf
exponentielle Weise durch einen wiederholten Ablauf des thermischen
Zyklus erhöht
werden.
-
Um
das Potenzial der thermophilen Ligase-Kettenreaktion (LCR) zu testen,
wurde das Gen, das das menschliche β-Globin kodiert, als Anfangsmodellsystem
ausgewählt,
um das der vorliegenden Erfindung zu Grunde liegende Verfahren zu
testen. Die bisherige Arbeit hat ergeben, dass sich das normale β
S-Allel
und das Sichel-β
S-Allel durch eine einzige A→T-Transversion
des zweiten Nukleotids im sechsten Kodon des β-Globin-Gens unterscheiden,
wobei ein Glutaminsäurerest
sich zu einem Valin in der Hämoglobin-B-Kette
gemäß der folgenden
Tabelle I umwandelt: TABELLE
I
-
In
der folgenden Fortsetzung der Tabelle I werden die Oligonukleotidsequenzen
dargestellt, die im vorangehenden Abschnitt in ihrer konventionellen
5' → 3' Ausrichtung aufgelistet
wurden:
-
-
Die
Oligonukleotide, die das 3'-Nukleotid
enthalten, das einmalig für
jedes Allel ist, wurden mit 5'-Enden
unterschiedlicher Länge
(siehe Tabelle I) synthetisiert. Bei der Ligation an das invariante 32P radioaktiv markierte, benachbarte Oligonukleotid
konnten die einzelnen Produkte auf einem Polyacrylamid-Denaturierungsgel
getrennt und durch Autoradiografie nachgewiesen werden. Gestützt auf
diese anfänglichen
Prüfergebnisse
bei der Autoradiografie wurden die anschließenden Assays unter Verwendung
eines automatisierten, nicht radioaktiven Nachweisschemas vorgeformt,
in dem die allelspezifischen Oligonukleotide für das Einfangen mit 5'-Biotin markiert
wurden und den invarianten Oligonukleotiden ein 3'-Ende mit Digoxigenin
angehängt wurde.
Die Markierung wurde dann in einem ELISA-Format unter Verwendung
des mit alkalischer Phosphatase zusammengefügten Antidigoxigenins und eines
kolorimetrischen Substrats für
das Enzym sichtbar gemacht.
-
Wie
in der Tabelle I dargestellt ist, werden dort die Nukleotidsequenz
und die entsprechende translatierte Sequenz der beim Nachweis der βA-
und βS-Globingene verwendeten Oligonukleotide
veranschaulicht. Die Oligonukleotide 101 und 104 bestimmen das βA-Target,
während
die Oligonukleotide 102 und 105 das βS-Target
bestimmen, wenn sie an die markierten Oligonukleotide 107 bzw. 104
ligiert werden. Die Oligonukleotide 103 und 106 wurden dafür vorgesehen,
die Wirksamkeit der Ligation der G:T oder G:A und C:A oder C:T Fehlpaarungen
unter Verwendung der βA- bzw. βS-Globin-Gentargets zu prüfen. Die Oligonukleotide wurden
mit Enden von etwas unterschiedlicher Länge konstruiert, um die Unterscheidung
verschiedener Produkte zu erleichtern, wenn sie auf einem Polyacrylamid-Denaturierungsgel
getrennt werden. Die Enden, die nicht komplementär zur Zielsequenz waren, können als "Reportergruppen" für die einzelne
Sequenz angesehen werden. Folglich ergibt die Ligation der Oligonukleotide
101, 102 oder 103 bis 107 Längen
von jeweils 45, 47 oder 49 Nukleotiden. Für den komplementären Strang
ergibt die Ligation der Oligonukleotide 104, 105 oder 106 bis 109
Längen
von jeweils 46, 48 oder 50 Nukleotiden. Die Oligonukleotide wurden
auch dafür
vorgesehen, berechnete Tm-Werte von 66 bis
70°C aufzuweisen,
was gerade bei oder etwas über
der Ligationstemperatur liegt.
-
Um
die Ligationsprodukte nachzuweisen, wurden die Oligonukleotide 107
und 109 mit 32P unter Verwendung der T4-Polynukleotidkinase
und –32p
gemäß dem folgenden
Beispiel mit einem 5'-Ende
markiert.
-
BEISPIEL VIII
-
(Radioaktive Markierung)
-
Das
Oligonukleotid 107 (0,1 μg)
wurde mit einem 5'-Ende
in 20 μl
eines 30 mM Tris-HCl-Puffers
mit einem pH-Wert von 8,0, der 20 mM Tricine, 10 mM MgCl2, 0,5 mM EDTA, 5 mM Dithiothreitol und 400 μCi der [32p]ATP enthielt, durch Zugabe von 15 Einheiten
der T4 Polynukleotidkinase markiert. Nach einer Inkubationszeit
von 45 Minuten bei 37°C
wurde unmarkiertes ATP einer Menge von 1 mM hinzugefügt und die
Inkubation wurde weitere 2 Minuten bei 37°C fortgesetzt. Die Reaktion
wurde durch die Zugabe von 0,5 μl
0,5 M EDTA abgeschlossen und die Kinase wurde durch Wärme bei
65°C 10
Minuten inaktiviert. Die nicht inkorporierte 32P-Markierung
wurde durch Chromatografie mit Sephadex G-25 entfernt, das mit einem
TE-Puffer vorher ins Gleichgewicht gebracht worden war. Die spezifische
Aktivität
reichte von 7 × 108 bis 10 × 108 cpm/pg
des Oligonukleotids.
-
Die
Spezifität
der thermophilen Ligase aus T. aquaticus für ein komplementäres Ziel
im Verhältnis
zu einem Target mit Fehlpaarung wurde sowohl unter LDR- als auch
LCR-Bedingungen
verglichen (siehe 3 und die folgende Tabelle II).
In der LDR-Reihe wurden zwei benachbarte Oligonukleotide mit denaturierter
Target-DNA und Ligase inkubiert, wobei das letzte Nukleotid des
unmarkierten Oligonukleotids entweder komplementiert wurde oder
bei der Target–DNA
eine Fehlpaarung hervorrief. Die Oligonukleotide wurden mit Enden von
geringfügig
unterschiedlicher Länge
konzipiert, um die Unterscheidung verschiedener Produkte zu erleichtern,
indem man ihnen ermöglichte,
auf einem Denaturierungsgel getrennt zu werden. Folglich ergibt – wie schon
vorher offenbart wurde – die
Ligation des Oligonukleotids 101 (βA-Allel),
102 (βS-Allel) oder 103 mit dem markierten 107
jeweils Längen
von 45, 47 oder 49 Nukleotiden. Für den komplementären Strang
ergibt die Ligation der Oligonukleotide 104 (βA-Allel),
105 (βS-Allel) oder 106 mit dem markierten 109
jeweils Längen
von 46, 48 oder 50 Nukleotiden. Die Oligonukleotiden wurden auch
so konzipiert, dass sie berechnete Tm-Werte von
66°C bis
70°C aufweisen,
d. h. gerade bei oder etwas über
der Ligationstemperatur. So konnte die Spezifität der beiden ligierenden Oligonukleotide,
die zur Target-DNA mit perfekter Komplementarität (A:T) hybridisiert worden
waren, direkt mit jeder möglichen
Fehlpaarung (A:A, T:T, G:A, G:T, C:A oder C:T) verglichen werden.
Die Methodik zur Bestimmung der Spezifität der Ligation dieser Oligonukleotide
in Gegenwart eines βA- oder βS-Globin-Gen-Targets wurde genauso wie im
folgenden Beispiel bestimmt:
-
BEISPIEL IX
-
(Bestimmung der Spezifität thermophiler
Ligase)
-
Ein
markiertes Oligonukleotid (200.000 cpm; 0,28 ng; 40 fmol) und ein
unmarkiertes Oligonukleotid (27 ng; 40 fmol) wurde in Gegenwart
einer Target-DNA (1 fmol = 6 × 108 Moleküle
Taq I verdautes βA- oder βS-Globin-Plasmid) in 10 μl eines 20 mM Tris-HCl-Puffers
mit einem pH-Wert von 7,6 und mit einem Gehalt von 100 mM KCl, 10
mM MgCl2, 1 mM EDTA, 10 mM NAD, 10 mM Dithiothreitol,
4 μg DNA
aus Lachssperma und 15 Einheiten der thermophilen Ligase zur Schließung von
Einzelstrangbrüchen
inkubiert und mit einem Tropfen Mineralöl überschichtet. Die Reaktionen
durchliefen eine Inkubationszeit von 1 Minute bei 94°C und danach
4 Minuten bei 65°C.
Und dieser Zyklus wurde 5 bis 30 Mal wiederholt. Die Reaktionen
wurden durch die Zugabe von 8 μl
Formamid abgeschlossen, das EDTA (10 mM), Xylen-Cyanol (0,2%) und
Bromphenolblau (0,2%) enthielt. Die Proben (4 μl) wurden durch 3-minütiges Kochen
denaturiert, bevor sie ins Gel aufgenommen wurden (40.000 cpm/pro
Bahn).
-
Die
Produkte wurden durch eine Elektrophorese getrennt, bei der die
Proben in Achtergruppen geladen und in das Gel eingeführt werden
und dann der nächste
Satz geladen wird, wodurch der etwas langsameren Mobilität der Banden
auf der rechten Seite des Autoradiogramms der 3 Rechnung
getragen wird. Die Elektrophorese erfolgte in einem 10-prozentigen
Polyacrylamid-Gel, das 7 M Harnstoff in einem Puffer von 100 mM
Tris-Borat mit einem pH-Wert von 8,9 und 1 mM EDTA enthielt, und
zwar 2 Stunden lang bei einer konstanten Leistung von 60 W.
-
Nach
der Entfernung des Harnstoffes durch 10-minütiges Einweichen in 10-prozentiger Essigsäure, woran
sich ein zweites fünfminütiges Einweichen
in Wasser anschloss, wurden die Gele auf 3 mm starkem Whatman-Papier
getrocknet und über
Nacht bei –70°C auf einem
XAR-5-Film der Firma Kodak autoradiografiert (mit oder ohne Du Pont
Cronex-Belichtung plus Verstärkerschirm).
Banden aus 20 Zyklen wurden aus den Gels ausgeschnitten und auf
Radioaktivität
geprüft.
Die Ergebnisse werden in der Tabelle II aufgeführt.
-
TABELLE II
-
Mengenbestimmung
der komplementären
und fehlgepaarten LDR- und LCR-Banden aus Experimenten mit 20 LDR-Zyklen
und 30 LCR-Zyklen, die im Beispiel IX beschrieben und in der
3 dargestellt
wurden. Sie wurden aus den Gelen ausgeschnitten und auf Radioaktivität geprüft. Prozentualer
Anteil des gebildeten Produkts = cpm in Produktbanden/cpm im Ausgangsoligonukleotidband.
Prozentualer Anteil der fehlgepaarten bzw. komplementären Banden
= cpm in der Bande der fehlgepaarten Oligonukleotide/cpm in der
Bande der komplementären
Oligonukleotide unter Verwendung der gleichen Target-DNA und Anzeige
des Rausch-Signal-Verhältnisses.
Die LDR-Amplifizierung erfolgte unter Verwendung von 6 × 10
8 Target-Molekülen oder 1 Femtomol; die LCR-Amplifizierung
erfolgte unter Verwendung von 6 × 10
6 Target-Molekülen oder
10 Attomol.
LDR | Oligobase:Targetbase | Gebildetes
Produkt (in %) | Fehlgepaart/komplementär (in %) |
| A:T | 21,5 | |
| T:A | 13,2 | |
| T:A | 17,9 | |
| A:T | 12,4 | |
| A:A | <0,1 | <0,4 |
| T:T | 0,12 | 0,7 |
| T:T | 0,16 | 1,0 |
| A:A | <0,1 | <0,4 |
| G:T | 0,30 | 1,4 |
| C:T | <0,1 | <0,4 |
| G:A | <0,1 | <0,4 |
| C:A | <0,1 | <0,4 |
LCR | | | |
| A:T,
T:A | 41,4 | |
| T:A,
A:T | 10,4 | |
| A:A,
T:T | 0,45 | 1,1 |
| T:T,
A:A | <0,05 | <0,2 |
LCR | | | |
| G:T,
C:A | 0,51 | 1,3 |
| G:A,
C:T | <0,05 | <0,2 |
-
Somit
wurde der Nachweis erbracht, dass die thermophile Ligase aus T.
aquaticus komplementäre
von fehlgepaarten Oligonukleotidsequenzen bei allen möglichen
fehlgepaarten Basenpaaren in LDR-Assays unterscheidet. Sowohl unter
den Bedingungen von Vergleichsversuchen als auch unter den Bedingungen
einzelner Ligationsversuche (mit wechselnden Salzkonzentrationen)
machten die Fehlpaarungsligationen im ungünstigsten Falle 1,5 bis 1%
aus (siehe Tabelle II, G:T und T:T), während andere 0,4% bis <0,1% der Produkte ausmachten
(siehe Tabelle II, A:A, C:T, G:A und C:A), die mit komplementären Basenpaaren
(A:T) gebildet worden waren. Das ist erheblich besser als das, was
(unter Verwendung des radioaktiven Nachweises) über die mesophile T4-Ligase
aus E. coli [siehe Gene 76: 245 (1989)] berichtet wurde.
-
In
der Amplifizierungs- bzw. Nachweisversuchsreihe mittels LCR wurden
zwei benachbarte Oligonukleotide mit denaturierter Target-DNA und
Ligase sowie mit dem komplementären
Oligonukleotidensatz inkubiert. Unter diesen Bedingungen kam es
entweder zu einer Komplementierung oder zu einer Fehlpaarung der Target-DNA
durch das 3'-Nukleotid
des unmarkierten Diagnose-Oligonukleotids, aber sein unmarkierter
Counterpart komplementierte immer, d. h. A:T für 101 und 104, T:A für 102 und
105 sowie G:C für
103 und 106. Somit würde
eine anfängliche "inkorrekte" Ligation eines fehlgepaarten
Oligonukleotids später
mit der gleichen Wirksamkeit amplifiziert werden wie eine korrekte
Ligation. Die Proben enthielten Paare unmarkierter Oligonukleotide
(βA-allelspezifische 101 und 104, βS-allelspezifische
102 und 105 oder 103 und 106) mit den komplementären und benachbarten Paaren
markierter Oligonukleotide 107 und 109. Diese markierten und unmarkierten
Oligonukleotide wurden in Gegenwart von Ligase und 10 Attomol der
Target-DNA (100-fach
weniger Target-DNA als für
die LDR) in 20 oder 30 Zyklen wie im Beispiel IX inkubiert. Die
daraus hervorgehenden Banden werden im linken Teil der 3 und
in der unteren Hälfte
der Tabelle II dargestellt.
-
Wie
in der 3 und Tabelle II zu sehen ist, war die thermophile
Ligase in der Lage, komplementäre Oligonukleotidsequenzen
von fehlgepaarten Oligonukleotidsequenzen bei allen möglichen
fehlgepaarten Basenpaaren in LCR-Assays zu unterscheiden. Sowohl
unter den Bedingungen von Vergleichsversuchen als auch unter den
Bedingungen einzelner Ligationsversuche machten im ungünstigsten
Falle die Fehlpaarungsligationen 1,3% bis 0,6% aus (G:T, C:A und
A:A, T:T), während
andere <0,2% (T:T,
A:A und G:A, C:T) der Produkte ausmachten, die mit komplementären Basenpaaren
(A:T, T:A) gebildet worden waren. Die LCR unter Verwendung thermophiler
Ligase ist somit das einzige Verfahren, das einzelne Basenfehlpaarungen
mit hohen Signal-Rausch-Verhältnissen
[siehe Genomics 4: 560 (1989)] sowohl amplifizieren als auch nachweisen
kann. Also kann man, wenn man die LCR anwendet, den Unterschied
zwischen einer solchen einzelnen Basenfehlpaarung feststellen, wie
sie zwischen βA und βS vorkommt, und die Ergebnisse dieses Assays
kann man als diagnostisches Mittel für den normalen Menschen, den Überträger oder
den erkrankten Patienten nutzen.
-
Als
der gesamte Komplex der oben beschriebenen Experimente unter Verwendung
eines Puffers wiederholt wurde, der 150 mM statt 100 mM KCl enthielt,
waren die Ergebnisse im Wesentlichen die gleichen wie in der 3 und
die in der Tabelle II aufgeführten,
wobei die Ligation der Fehlpaarungsoligonukleotide bei der LDR von
0,6% bis <0,3%
und bei der LCR von 1,7% bis <0,3%
der genau komplementären
Produkte reicht. Folglich scheint die einwandfreie Unterscheidung
zwischen übereinstimmend
gepaarten und fehlgepaarten Oligonukleotiden nicht in entscheidendem
Maße von
den Salzbedingungen abhängig
zu sein.
-
Es
kann aber auch ein anderes, auf Phosphatase gestütztes Verfahren genutzt werden.
Die Ligase-Kettenreaktion oder Ligase-Nachweisreaktion kann in einem
Volumen von 10 μl
unter Mineralöl
erfolgen. Dem werden 50 μl
eines 10 mM Tris-HCl-Puffers mit einem pH-Wert von 7,6 hinzugefügt, der
0,5 Einheiten bakterieller, alkalischer Phosphatase (BAP) und 10
mM MgCl2 enthält, und die Inkubationszeit
dauert 2 Stunden bei 65°C
(es ist darauf zu achten, dass das Ligaseenzym unter diesen Bedingungen
nicht zerstört
wird). Der 5'-Ende-Marker
auf einem kovalent gebundenen Oligonukleotid ist für BAP nicht
mehr empfänglich.
Das ligierte Produkt wird vom Monophosphat durch Zugabe von 20 μl der 10
mg/ml DNA des mit Ultraschall behandelten Lachsspermas als Träger getrennt
und mit 20 μl
einer 50-prozentgen Trichloressigsäure (TCA) ausgefällt. Nach
5-minütiger
Zentrifugierung mit 12.000 U/min wird der Überstand entfernt und das Verhältnis von Pellet
zu Pellet + Überstand
ergibt den prozentualen Anteil des gebildeten Produktes. Ein ähnlicher
Assay ist mit der Taq I-Endonuklease verwendet worden und der Versuchsfehler
für positive
und negative Kontrollen beträgt
ungefähr
1–2%.
-
Die
Verwendung der thermophilen Ligase macht es unnötig, sowohl die Salzkonzentration
als auch die Enzymkonzentration sorgfältig zu titrieren, wie es bei
mesophilen Ligasen verlangt wird. Die Daten aus dieser Versuchsreihe
ist in der folgenden Tabelle III aufgeführt. TABELLE
III Mengenbestimmung
komplementärer
und fehlgepaarter LDR- und LCR-Banden bei 100 und 150 mM KCl-Konzentrationen
aus Experimenten mit 20 LDR-Zyklen und 30 LCR-Zyklen, die im Beispiel
IX beschrieben und in der Fig. 3 anschaulich dargestellt wurden.
Die
LDR-Amplifizierung erfolgte unter Verwendung von 6 × 10
8 Target-Molekülen oder 1 Femtomol;
Die
LCR-Amplifizierung erfolgte unter Verwendung von 6 × 10
6 Target-Molekülen oder 10 Attomoln.
Die
fehlgepaarten bzw. komplementären
lassen das Rausch-Signal-Verhältnis
deutlich erkennen.
LDR | Oligobase:
Targetbase | Gebildetes
Produkt (in %) | Fehlgepaarte/komplementäre (in %) |
| | [KCl] (mM) | [KCl] (mM) |
| | 100 | 150 | 100 | 150 |
| A:T | 21,5 | 23,2 | | |
| T:A | 13,2 | 17,2 | | |
| | 100 | 150 | 100 | 150 |
| T:A | 17,9 | 12,8 | | |
| A:T | 12,4 | 11,7 | | |
| A:A | <0,1 | <0,2 | <0,4 | <0,3 |
| T:T | 0,12 | 0,21 | 0,7 | 0,3 |
| T:T | 0,16 | 0,30 | 1,0 | 0,6 |
| A:A | <0,1 | <0,2 | <0,4 | <0,3 |
| G:T | 0,30 | 0,25 | 1,4 | 0,4 |
| C:T | <0,1 | <0,2 | <0,4 | <0,3 |
| G:A | <0,1 | 0,25 | <0,4 | 0,4 |
| C:A | <0,1 | 0,20 | <0,4 | 0,3 |
LCR | | | | | |
| A:T,
T:A | 41,4 | 14,2 | | |
| T:A,
A:T | 10,4 | 18,5 | | |
| A:A,
T:T | 0,45 | 0,09 | 1,1 | 0,6 |
| T:T,
A:A | <0,05 | <0,05 | <0,2 | 0,3 |
| G:T,
C:A | 0,51 | 0,24 | 1,3 | 1,7 |
| G:A,
C:T | <0,05 | <0,1 | <0,2 | <0,7 |
-
Die
Spezifität
der LCR und LDR wurde unter Verwendung von sowohl βA-
als auch βS-spezifischen Oligonukleotiden im direkten
Vergleich bei der Ligation mit den invarianten, markierten Oligonukleotiden
getestet. Unter Verwendung einer Target-DNA (βA βS und
eine äquimolares
Verhältnis
von βA und βS), die von 1 Femtomol bis zu 1 Attomol reicht,
bildete die thermophile Ligase in jedem Fall speziell das korrekte
Produkt (die korrekten Produkte); vor diesem Hintergrund wurde kein
fehlerhaftes Ligationsprodukt festgestellt, wenn nur ein Target-Allel
vorhanden war. Allerdings ist die Wirksamkeit der Bildung βS-spezifischer
etwas geringer als bei der Bildung der βA-spezifischen
Produkte. Und nach 20 Amplifizierungszyklen machten die βS-spezifischen Produkte
ungefähr
ein Drittel der βA- spezifischen
Produkte aus, wie durch die Untersuchung ausgeschnittener Produkte
auf Radioaktivität
quantitativ bestimmt wurde. Deshalb macht ein direkter Konkurrenztest,
in dem zwei Oligonukleotide auf unterschiedliche Weise markiert
werden (z. B. mit fluoreszierenden Gruppen), um die relativen Anfangskonzentrationen
jedes Zielsequenz-Allels quantitativ zu bestimmen, sorgfältige Titrationen
für jedes
Allel erforderlich.
-
Die
Spezifität
der LCR-Amplifizierung der DNA mit subAttomoln Mengen einer Target-DNA wurde auch geprüft. Der
Grad der LCR-Amplifizierung der DNA wurde in Gegenwart einer Target-DNA
bestimmt, die von 100 Attomol (6 × 10
7 Molekülen) bis
zu weniger als einem Molekül
pro Reaktionsgefäß reicht.
Die Reaktionen durchliefen eine Inkubationszeit von 20 oder 30 Zyklen
und die Produkte wurden so getrennt und quantitativ bestimmt, wie
es in der
4 und in der folgenden Tabelle
IV dargestellt ist. TABELLE IV Mengenbestimmung der LCR-Amplifizierung.
Banden aus LCR-Versuchen mit 30 Zyklen wurden aus den Gelen ausgeschnitten
und auf Radioaktivität
untersucht. Bei höherer
Targetkonzentration war die DNA-Amplifikation nach 20 Zyklen im
Wesentlichen fertig; eine etwas ungenaue Ausschneidung der 30 Zyklen
umfassenden Banden aus diesem Abschnitt des Gels erklärt wahrscheinlich,
dass die Werte für
das gebildete Produkt über 100%
hinausgehen. Der prozentuale Anteil des gebildeten Produkts = cpm
im Produktband/cpm in der Startbande des Oligonukleotids; Amplifizierung
= Anzahl der gebildeten Produktmoleküle/Anzahl der Zielmoleküle
Zielmoleküle | Gebildetes
Produkt (in %) | Amplifizierung |
6 × 107 | 134 | |
2 × 107 | 96 | |
6 × 106 | 107 | |
2 × 106 | 78 | |
6 × 105 | 85 | |
2 × 105 | 48 | 5,8 × 104 |
6 × 104 | 25 | 1,0 × 105 |
2 × 104 | 4,5 | 5,4 × 104 |
6 × 103 | 2,3 | 9,2 × 104 |
2 × 103 | 0,36 | 4,3 × 104 |
6 × 102 | 0,18 | 7,2 × 104 |
2 × 102 | 0,14 | 1,7 × 105 |
60 | <0,05 | |
20 | <0,05 | |
6 | <0,05 | |
2 | <0,05 | |
0 | <0,05 | |
-
Bei
Abwesenheit eines Targets wurde kein Hintergrundsignal festgestellt,
wenn die Träger-DNA
aus Lachssperma (4 μg)
vorhanden war, wie in der 4 zu sehen
ist. Bei höheren
anfänglichen
Targetkonzentrationen war die DNA-Amplifikation im Wesentlichen
nach 20 Zyklen beendet, während
bei geringeren anfänglichen
Targetkonzentrationen mit zusätzlichen
Amplifikationszyklen erheblich mehr Produkte gebildet werden. Unter
diesen Bedingungen könnten
200 Moleküle
der anfänglichen
Target-DNA nach 30 Zyklen ohne weiteres nachgewiesen werden.
-
Die
thermostabile Beschaffenheit des Enzyms ist in der 4 ohne
weiteres sichtbar. Durch Vergleich der Menge des nach 20 Zyklen
gebildeten Produkts mit dem nach 30 Zyklen gebildeten Produkt wird
ersichtlich, dass bei den niedrigeren Konzentrationen der Target-DNA
nach weiteren Zyklen (siehe besonders die 2 × 104 bis
2 × 102 Moleküle
der Target-DNA) ein zusätzliches
Produkt gebildet wird. Mit anderen Worten, das Enzym besitzt immer
noch Aktivität
nach 20 Zyklen bei 94°C
für 1 Minute,
gefolgt von 65°C
für 4 Minuten.
-
Folglich
behält
die Ligase aus T. aquaticus die Fähigkeit, die Bildung einer
Phosphodiesterbindung zwischen zwei benachbarten Oligonukleotiden
zu katalysieren, die bei einer Temperatur im Bereich von ungefähr 50°C bis ungefähr 85°C zu einem
komplementären
DNA-Strang hybridisiert werden, nachdem man ihn wiederholt Temperaturen
ausgesetzt hat, bei denen DNA denaturiert wird, nämlich ungefähr 0,25
bis ungefähr 4
Minuten lang im Bereich von ungefähr 105°C.
-
Daher
macht die spezifische Amplifikation einer Nukleinsäure-Testsubstanz
mit einer bekannten Nukleotidsequenz unter Verwendung einer LCR
Folgendes erforderlich: (1) zwei benachbarte Oligonukleotide, die komplementär zur Zielsequenz
der Nukleinsäure
sind und einen molaren Überschuss
der Zielsequenz der Nukleinsäure
haben sowie keine Fehlpaarung zur Zielsequenz der Nukleinsäure an der
Verknüpfungsstelle
der benachbarten Oligonukleotide aufweisen; (2) ein zweiter Satz
benachbarter Oligonukleotide, die komplementär zu dem ersten Satz benachbarter
Oligonukleotide sind, sowie komplementär zur Zielsequenz der Nukleinsäure sind
und einen molaren Überschuss
der Zielsequenz der Nukleinsäure
haben sowie keine Fehlpaarung zur Zielsequenz der Nukleinsäure an der
Verknüpfungsstelle
dieses zweiten Satzes benachbarter Oligonukleotide aufweisen; (3)
eine thermostabile Ligase, die nicht irreversibel denaturiert ist
und ihre katalytische Fähigkeit
nicht verliert, wenn sie Temperaturen von ungefähr 50°C bis ungefähr 105°C ausgesetzt wird; und (4) dieses
Ligasegemisch wird wiederholten Temperaturzyklen ausgesetzt, zu
denen eine erste Temperatur zählt,
um die DNA zu denaturieren (in einem Bereich von ungefähr 90°C bis ungefähr 105°C), sowie
eine zweite Temperatur gehört,
um einer Hybridisierung bzw. Ligation (in einem Bereich von ungefähr 50°C bis ungefähr 85°C) Rechnung
zu tragen. Bei der Amplifikation des oben beschriebenen βA-Globin-Allels
waren die Bestandteile: (1) die Oligonukleotide 101 und 107; (2)
die Oligonukleotide 104 und 109; (3) die Ligase aus T. aquaticus
und (4) 30 einminütige
Temperaturzyklen bei 94°C,
danach 4 Minuten bei 65°C.
-
In
der 4 entsprechen die Banden von 45 und 46 Nukleotiden
den Ligationsprodukten der kodierenden und komplementären βA-Globin-Oligonukleotide.
Produkte mit einer geringeren relativen Molekülmasse entsprechen der Ligation
der bei der anfänglichen
Ligationsreaktion vorhandenen Deletions-Oligonukleotide. Da die
Proben in Achtergruppen geladen werden, ergibt die rechte Seite
des Autoradiogramms den Anschein einer langsameren Migration.
-
Um
die Fähigkeit
der Ligase zur Unterscheidung zwischen komplementären und
fehlgepaarten Oligonukleotiden weiter zu testen, wurde ein LCR-Experiment
in Anwesenheit und in Abwesenheit von Oligonukleotiden durchgeführt, das
zu G-T und C-A Fehlpaarungen entsprechend dem folgenden Beispiel
führen
würde, das
nicht nur die DNA-Amplifikation zeigt, sondern auch die thermostabile
Beschaffenheit des im Beispiel IX aufgefundenen Enzyms unterstützt.
-
BEISPIEL X
-
Ein
Satz von Experimenten enthielt je 40 Femtomol der unmarkierten Oligonukleotide
101 und 104, während
der zweite Satz zusätzlich
40 Femtomol der unmarkierten Oligonukleotide 103 und 106 aufwies.
Beide Sätze
enthielten je 40 Femtomol der markierten Oligonukleotide 107 und
109. Die markierten Oligonukleotide (200.000 cpm; 28 ng; 40 Femtomol)
und die unmarkierten Oligonukleotide (.27 ng; 40 Femtomol) wurden bei
Anwesenheit einer Target-DNA inkubiert, die von 100 Attomol (6 × 107 Moleküle)
bis 0,01 Attomol (6 × 103 Moleküle)
eines durch Taq/verdauten βA- oder βS-Globin-Plasmids reicht. Die Inkubation
erfolgte in 20 μl
eines 20 mM Tris-HCl-Puffers mit einem pH-Wert von 7,6, der 100
mM MgCl2, 1 mM EDTA, 10 mM NAD, 10 mM Dithiothreitol,
4 μg DNA
aus Lachssperma und 15 Einheiten der Ligase aus T. aquaticus zur
Schließung
von Einzelstrangbrüchen
enthielt, und wurde mit einem Tropfen Mineralöl überschichtet. Die Reaktionen
durchliefen eine Inkubationszeit von 1 Minute bei 94°C, danach
4 Minuten bei 65°C.
Und dieser Zyklus wurde 20 oder 30 Mal wiederholt.
-
Die
sich daraus ergebenden Proben wurden einer Elektrophorese unterzogen
und über
Nacht mit Hilfe eines Cronex-Verstärkerschirms in Gel autoradiografiert.
Und die Banden wurden gezählt.
Die Banden aus dem autoradiografierten Gel werden in der
4 dargestellt
und die Mengenangaben der LCR-Amplifikation werden in der folgenden
Tabelle V aufgeführt. TABELLE
V Mengenbestimmung
der LCR-Amplifikation bei Anwesenheit und Abwesenheit von fehlgepaarten
Konkurrenzmolekülen.
Komplementäre Oligonukleotide
(101, 104) (A:T, T:A) | Komplementäre & fehlgepaarte
Oligonukleotide (101, 104 & 103,
106) (A:T, T:A & G:T,
C:A) |
Target-Moleküle | Gebildetes Produkt | Amplifikation | Gebildetes Produkt | Amplifikation | fehlgepaarte/komplementäre |
6 × 107(βA) | 114 | | 93 | | 1,0 |
2 × 107 | 93 | | 95 | | 1,8 |
6 × 106 | 102 | | 93 | | 0,5 |
2 × 106 | 90 | | 67 | | 0,5 |
6 × 105 | 51 | | 46 | | |
2 × 105 | 31 | 3,7 × 104 | 23 | 2,8 × 104 | |
6 × 104 | 17 | 6,8 × 104 | 9,3 | 3,7 × 104 | |
2 × 104 | 8,6 | 1,0 × 105 | 2,9 | 3,5 × 104 | |
6 × 103 | 3,2 | 1,3 × 105 | 0,8 | 3,4 × 104 | |
0 | <0,1 | | <0,1 | | |
6 × 107(βS) | 2,1 | | 1,5 | | |
-
Bei
hohen Targetkonzentrationen wurden genug fehlgepaarte Produkte erzeugt,
um sichtbar gemacht zu werden (wie in 4), wobei
die Menge der fehlgepaarten Produkte 1,8% bis 0,5% des komplementären Produkts
ausmachte. Die Verwendung eines Überschusses
an fehlgepaarter Target-DNA (βS- statt βA-Globin-DNA bei 6 × 107 Molekülen pro
Becher) machte nur 2,1% und 1,5% des Produktes aus. Die gleiche
Menge des Produktes kann gebildet werden, wenn man drei- bis zehntausendfach
weniger komplementäre
Target-DNA verwendet. Ausgehend davon kann man sagen, dass das Signal
von korrekt gepaarten Ligationsprodukten 50 bis 500-fach höher ist
als von fehlgepaarten Produkten unter Konkurrenzbedingungen oder
individuellen Bedingungen einer LCR-Ligation.
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Bei
geringen Targetkonzentrationen reichte der Grad der DNA-Amplifikation
von 3,7 × 104 bis 1,7 × 105 (siehe
die Tabellen IV und V). Wenn man von der Annahme ausgeht, dass die
Effizienz der Ligation in jedem Zyklus gleich ist, beträgt die durchschnittliche
Amplifikation pro Zyklus zwischen 40 und 50%.
-
Die
Effizienz pro Zyklus könnte
selbstverständlich
potenziell erhöht
werden, indem man die Pufferbedingungen, Enzymbedingungen oder die
Ablaufzeiten der thermischen Zyklen und Temperaturen verändert, was
alles im Bereich der Möglichkeiten
von Fachleuten liegt. Es ist z. B. bewiesen worden, dass die Effizienz der
Ligation thermophiler Ligase (und anderer Ligasen) durch eine Veränderung
der Pufferzusammensetzung verbessert werden kann, wie z. B. durch
die Verwendung von NH4Cl, HEPES, solche
Polyamine, wie z. B. Spermidin, oder Polyethylenglycol [siehe J.
Biol. Chem. 259: 10041 (1984) und J. Biochem. 100: 123 (1986)]. Zu
den Methoden für
eine Verbesserung der LCR, die für
Fachleute einfach verständlich
sind, gehören
das Variieren der Mengen jeder Komponente in dem gegenwärtig benutzten
Puffer sowie entweder das Ergänzen oder
das Austauschen einer Komponente oder mehrerer Komponenten u. a.
mit den oben aufgeführten
chemischen und biologischen Komponenten. Ein Fachmann kann auch
ohne weiteres die Ablaufzeiten der Zyklen und die Temperaturen variieren.
So z. B. sind zu späteren
Zeitpunkten die meisten vorhandenen Targets Oligonukleotid-Produkte
aus einer früheren
LCR-Reaktion. Diese Oligonukleotide sind kurz (vorzugsweise 40–60 monomere
Einheiten, aber nicht darauf beschränkt) und sie können schneller
geschmolzen werden, was einen schnelleren Ablauf der Zyklen ermöglicht.
Bei der vorliegenden Erfindung sind erfolgreiche Ligase-Kettenreaktionen
in 30 und 40 Zyklen vollendet worden, und zwar unter Zyklusablaufbedingungen
bei 94°C
bei einer Dauer von 0,5 Minuten, danach bei 65°C bei einer Dauer von 2 Minuten
(die Zykluszeit für
die bevorzugten Bedingungen der Ligase-Kettenreaktion betrug eine
halbe Minute bei 94°C
und 4 Minuten bei 65°C).
Sowohl die Ligationstemperatur als auch die DNA-Denaturierungstemperaturen können in
Bezug auf die tatsächliche Gradangabe,
Dauer und Anzahl der wiederholten Zyklen variiert werden. Optimale
Bedingungen müssen
die Menge des in Anwesenheit einer perfekt komplementären Target-DNA
gebildeten Produkts maximieren, während sich die Menge des fehlerhaften
Produktes, das in Anwesenheit einer fehlgepaarten Target-DNA oder
in Abwesenheit einer komplementären
Target-DNA gebildet wurde, auf ein Minimum reduziert.
-
Durch
die Nutzung dieser Versuchsergebnisse wurde ein Verfahren für den Nachweis
spezifischer Sequenzen von Oligonukleotiden in klinischen Proben
entwickelt. Die Probe kann aus jedem Material oder jeder Substanz
stammen, die Nukleinsäure
enthält.
Die Nukleinsäure
muss keine in der Natur vorkommende Nukleinsäure sein, sondern kann durch
chemische, enzymatische oder biologische Mittel synthetisiert worden
sein und kann auch noch andere Purine und Pyrimidine aufweisen als
jene, die in der Natur vorkommen. Die klinische Probe kann zellulärer oder
azellulärer
Herkunft sein und kann aus solchen physiologischen Stoffen stammen,
wie Blut, Serum, Plasma, Muttermilch, Stuhl, Eiter, abgeschabtes
Gewebematerial, Waschflüssigkeit, Urin
oder dergleichen. Außerdem
kann die Probe mit einer bestimmten Menge oder Teilmenge von Zellen
zusammenhängen,
wie z. B. geschwulstbildenden Zellen, Lymphozyten (z. B. T-Zellen
oder B-Zellen, Monozyten, neutrophilen Leukozyten etc.). Sie kann
auch Krankheitserreger aufweisen, zu denen Viren, Bakterien, Mycoplasmen,
Pilze, Protozoen etc. zählen.
Sie kann auch solche Konstrukte etc. oder RNA enthalten, wie z.
B. Messenger-RNA, Transfer-RNA, ribosomale RNA, Viren oder dergleichen.
Und sie kann Strukturgene, nicht translatierte Regionen, Regulationsregionen,
Introns, Exons oder dergleichen aufweisen. Außerdem kann der Nachweis für vielfältige Zwecke
erfolgen, wie z. B. für
die Diagnose eines potenziellen oder tatsächlichen Krankheitszustandes
bei Pflanzen- oder Tierspezies, sowie für den Nachweis von Gruppen
oder Untergruppen von Krankheitserregern, für die Überwachung einer genetischen
Manipulation oder dergleichen.
-
Eines
dieser Verfahren, für
das die vorliegende Erfindung genutzt werden kann (und das die Machbarkeit
eines Allelnachweises aus Blutproben mit Hilfe der direkten LCR
eindeutig beweist, ohne dass vorher eine PCR-Amplifikation durchgeführt werden
muss), ist z. B. im Nachweis von β-Globin-Allelen
in humangenomischer DNA verkörpert.
Gestützt
auf das hohe Niveau der DNA-Amplifikation wurde der allelspezifische LCR-Nachweis
der DNA anhand von Blut untersucht, das normalen Personen (βAβA),
Keimüberträgern (βAβS) und
Patienten mit Sichelzellenanämie
(βSβS) abgenommen wurde, wie im folgenden Beispiel
noch ausführlicher
beschrieben werden wird:
-
BEISPIEL XI
-
(Nachweis von β-Globin-Allelen in humangenomischer
DNA)
-
Humangenomische
DNA wurde aus 0,5 ml Vollblut isoliert [siehe PCR Technology, Herausgeber
H. A. Erlich, Stockton Press (1989), S. 36]. Vollblut (0,5 ml) wurde
mit der gleichen Menge eines Lysierungspuffers gemischt (10 mM Tris-HCl-Puffer
mit einem pH-Wert
von 7,6, der 5 mM MgCl2 und 0,32 M Saccharose
enthielt). Nach kurzer Zentrifugierung (1 Min. bei 12.000 U/min
in einer Tischzentrifuge von Eppendorf) wurde der Überstand
sehr vorsichtig entfernt, wobei 0,15 bis 0,2 ml Überstand und locker pelletierte
Zellkerne übrig
blieben. Das Pellet wurde durch Vortexen in weiteren 0,5 ml Lysierungspuffer
resuspendiert. Die pelletierten Zellkerne und der Überstand
wurden – wie
oben beschrieben – entfernt.
Dieser Schritt wurde drei- oder viermal solange wiederholt, bis
der Überstand
klar oder nur noch kaum rosafarben war. Nach der Entfernung des
letzten Überstands
(wieder blieben ungefähr
0,5 bis 0,2 ml übrig)
wurden 0,25 ml eines nichtionische Tenside enthaltenden LCR-DNA-Puffers
hinzugefügt
(und zwar 20 mM Tris-HCl-Puffer mit einem pH-Wert von 7,6, der 2
mM EDTA und je 0,45% der nichtionischen Tenside NP40 und Tween 20
enthielt). Die gesamte überschüssige RNA
wurde durch die Zugabe von 2 μl
der 4 mg/ml wärmebehandelten
RNase A 15 Minuten lang bei 37°C
verdaut. Alle Proteine wurden durch die Zugabe von 5 μl der 10
mg/ml frisch hergestellten Proteinase K und durch eine 1 bis 2 Stunden
dauernde Inkubation bei 50°C
verdaut. Die Proteinase K und die RNase A wurden durch sequentielle
Extraktionen mit Phenol, Phenol/Chloroform, Chloroform, n-Butanol
(2 ×)
und Nukleinsäure
entfernt, die durch Ausfällung
mit Ethanol zurückgewonnen
wurde. Die Proben wurden vor ihrer Verwendung in LCR-Assays 5 Minuten
lang gekocht.
-
Jede
isolierte humangenomische DNA wurde in zwei Reaktionsgemischen getestet,
wobei der erste Test dem Nachweis des normalen βA-Allels
und der zweite Test dem Nachweis des Sichelzellen-βS-Allels
diente. Das erste Reaktionsgemisch enthielt die βA-Test-Oligonukleotide 101
und 104 (je 0,27 ng oder 40 Femtomol), die markierten Oligonukleotide
107 und 109 (je 200.000 cpm oder 0,28 ng oder 40 Femtomol), genomische
DNA (die 10 μl
Blut oder ungefähr
6 × 104 zellkernhaltigen Zellen entspricht) in
10 μl 20
mM Tris-HCl-Puffer mit einem pH-Wert von 7,6, der 100 mM MgCl2, 1 mM EDTA, 10 mM NAD, 10 mM Dithiothreitol
und 15 nick-closing Einheiten (Einheiten zur Schließung von
Einzelstrangbrüchen)
der Ligase aus T. aquaticus enthielt und mit einem Tropfen Mineralöl überschichtet
wurde. Das zweite Reaktionsgemisch enthielt die βS-Test-Oligonukleotide
102 und 105 (je 0,27 ng oder 40 Femtomol), die markierten Oligonukleotide
107 und 109 (je 200.000 cpm oder 0,28 ng oder 40 Femtomol), genomische
DNA, die 10 μl
Blut oder ungefähr
6 × 104 zellkernhaltigen Zellen entspricht, in
10 μl des
20 mM Tris-HCl-Puffers mit pH 7,6, der 100 mM KCl, 10 mM MgCl2, 1 mM EDTA, 10 mM NAD, 10 mM Dithiothreitol
und 15 nick-closing Einheiten der Ligase aus T. aquaticus enthielt und
mit einem Tropfen Mineralöl überschichtet
wurde.
-
Beide
Reaktionsgemische durchliefen eine Inkubationszeit von 1 Minute
bei 94°C
und danach eine Inkubationszeit von 4 Minuten bei 65°C. Und dieser
Zyklus wurde 20 bis 30 Mal wiederholt. Die Reaktionen wurden durch
die Zugabe von 8 μl
Formamid beendet, das EDTA (10 mM), Xylen-Cyanol (0,2%) und Bromphenolblau
(0,2%) enthielt.
-
Die
Proben (4 μl)
wurden vor der Beladung (40.000 cpm pro Bahn) durch dreiminütiges Kochen
denaturiert. Die Elektrophorese erfolgte in einem 10-prozentigen
Polyacrylamidgel, das 7 M Harnstoff enthielt, in einem Puffer aus
100 mM Tris-Borat mit einem pH-Wert von 8,9 und 1 mM EDTA für 2 Stunden
bei 60 Watt konstanter Leistung. Nach der Entfernung des Harnstoffes
(10-minütiges
Einweichen in 10-prozentiger Essigsäure, danach 5-minütiges Einweichen
in H2O) wurden die Gele dann auf 3-mm starkem
Whatman-Papier getrocknet und über
Nacht bei –70°C auf einem
XAR-5-Film der Firma Kodak mit einem Cronex-Verstärkungsschirm
von DuPont autoradiografiert. Die Ligationsprodukte von 45 und 46
bzw. 47 und 48 Nukleotiden zeigen die Anwesenheit des βA-
bzw. des βS-Globingens an. Wie bei der aus Plasmid
gewonnenen Target-DNA festgestellt wurde, ist die Effizienz der
Ligation (und daher auch des Nachweises) bei den βS- spezifischen Oligonukleotiden
etwas geringer als bei den βA-spezifischen Oligonukleotiden.
-
Die 5 ist
ein Autoradiogramm, das den Nachweis von B-Globin-Allelen in humangenomischer DNA
zeigt, die entsprechend dem Verfahrensbeispiel hergestellt wurde.
Die Ligationsprodukte von 45 und 46 bzw. 47 und 48 Nukleotiden zeigen
das Vorhandensein des βA- bzw. des βS-Globingens
an. Somit könnten
mit einer Target-DNA, die 10 μl
Blut entspricht, βA- und βS-Allele ohne weiteres unter Verwendung einer
allelspezifischen LCR nachgewiesen werden.
-
Deshalb
macht der erfolgreiche Nachweis einer Testsubstanz aus einer biologisch
gewonnenen Nukleinsäure,
die eine bekannte normale Nukleotidsequenz und eine bekannte mögliche Mutation
an mindestens einer Position des Targetnukleotids in der Sequenz
aufweist, Folgendes erforderlich: (1) ein erstes Reaktionsgemisch
mit zwei Sätzen
benachbarter Oligonukleotide, die zueinander und zur Zielsequenz
der Nukleinsäure komplementär sind,
in der es mindestens ein fehlerhaft gepaartes Basenpaar zu der mutierten
Zielsequenz der Nukleinsäure
gibt, aber nicht zu der normalen Zielsequenz der Nukleinsäure an der
Verknüpfungsstelle
der benachbarten Oligonukleotide; (2) ein zweites Reaktionsgemisch
mit zwei Sätzen
benachbarter Oligonukleotide, die zueinander und zur Zielsequenz
der Nukleinsäure
komplementär
sind, in der es mindestens ein fehlerhaft gepaartes Basenpaar zu
der normalen Zielsequenz der DNA gibt, aber nicht zu der mutierten
Zielsequenz der Nukleinsäure
an der Verknüpfungsstelle
der benachbarten Oligonukleotide; (3) eine thermostabile Ligase,
die nicht irreversibel denaturiert wird und nicht ihre katalytische
Fähigkeit
verliert, wenn sie Temperaturen im Bereich von ungefähr 50°C bis ungefähr 105°C ausgesetzt
ist; (4) das Aussetzen dieser Ligasegemische einem sich wiederholenden
Temperaturzyklus, der sowohl eine erste Temperatur umfasst, um die
DNA zu denaturieren (in einem Bereich von ungefähr 90°C bis ungefähr 105°C), als auch eine zweite Temperatur
umfasst, um der Hybridisierung bzw. Ligation (im Bereich von ungefähr 50°C bis ungefähr 85°C) Rechnung
zu tragen [das ermöglicht
es auch den benachbarten Oligonukleotiden in jedem Reaktionsgemisch,
möglicherweise
kovalent gebunden zu werden]; (5) das Trennen der Testsubstanz und
aller ungebundenen Testoligonukleotide vom kovalent gebundenen Oligonukleotidprodukt
(falls gebildet); und (6) der Nachweis der Anwesenheit oder Abwesenheit
kovalent gebundener Oligonukleotide in jedem Reaktionsgemisch, wodurch
das Vorhandensein eines kovalent gebundenen Oligonukleotidproduktes
im ersten Reaktionsgemisch das Vorhandensein einer normalen Zielsequenz
und das Vorhandensein eines kovalent gebundenen Oligonukleotidproduktes
im zweiten Reaktionsgemisch das Vorhandensein einer mutierten Zielsequenz
anzeigen. Beim Nachweis der oben beschriebenen βA- und βS-Globin-Allelen
waren die folgenden Bestandteile bzw. Einzelschritte erforderlich:
(1) die Oligonukleotide 101, 104, 107 und 109; (2) die Oligonukleotide
102, 105, 107 und 109; (3) Ligase aus T. aquaticus; (4) 30 Temperaturzyklen
bei 94° für 1 Minute
und dann bei 65°C
für 4 Minuten;
(5) das Denaturieren von Nukleinsäuren durch Kochen in 45-prozentigem
Formamid und das Trennen auf einem Sequenzierungsgel; und (6) das
Autoradiografieren des Gels.
-
Das
beweist klar und deutlich die Durchführbarkeit des Alleinachweises
durch eine direkte LCR aus Blutproben gemäß der vorliegenden Erfindung,
ohne eine PCR-Amplifikation
durchführen
zu müssen.
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Wie
bei der aus Plasmid gewonnenen Target-DNA festgestellt wurde, ist
die Effizienz der Ligation (und daher auch des Nachweises) bei den βS-spezifischen
Oligonukleotiden etwas geringer als bei den βA-spezifischen
Oligonukleotiden. Nach 30 Amplifikationszyklen machten die βS-spezifischen
Produkte ungefähr
ein Drittel der βA-spezifischen Produkte aus, wie durch Prüfung der
ausgeschnittenen Produkte auf Radioaktivität quantitativ bestimmt wurde.
Diese Unterschiede können
eine Funktion der genauen Nukleotidsequenz an der Ligationsverknüpfungsstelle
oder der einzelnen, in den LCR-Experimenten verwendeten Oligonukleotide
(mit unterschiedlichen 5'-Schwänzen) sein.
Aber die vorliegende Erfindung zieht noch eine direkte Konkurrenzprüfung in
Betracht, bei der zwei Oligonukleotide unterschiedlich markiert
werden (z. B. mit fluoreszierenden Gruppen oder – wie in diesem Falle – mit Schwänzen unterschiedlicher
Länge),
um das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eines der beiden Allele
im Reaktionsgemisch festzustellen. In der verallgemeinerten Form
ermöglicht
einem das erfindungsgemäße Verfahren,
zwei Allele im gleichen Gefäß zu prüfen, vorausgesetzt, dass
die Oligonukleotidsätze
mit einem Markersatz markiert sind, welche mindestens ein zur Nukleinsäure der mutierten
Zielsequenz fehlerhaft gepaartes Basenpaar enthalten, aber nicht
zur Nukleinsäure
der normalen Zielsequenz an der Verknüpfungsstelle der benachbarten
Oligonukleotide, und dass die Oligonukleotide, welche mindestens
ein zur Nukleinsäure
der normalen Zielsequenz fehlerhaft gepaartes Basenpaar enthalten, aber
nicht zur Nukleinsäure
der mutierten Zielsequenz an der Verknüpfungsstelle der benachbarten
Oligonukleotide, mit einem anderen Marker markiert sind.
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Bei
einem vergleichbaren nichtradioaktivem Assay, wie es in der 6 dargestellt
ist, werden mindestens zwei Oligonukleotidsonden synthetisiert und
für besondere
Funktionen in dem Ligationsassay modifiziert. Die eine Sonde enthält einen
Haken, der das Einfangen des Oligonukleotids im Anschluss an die
Ligation gestattet. Ein Beispiel für einen derartigen Haken ist
Biotin, das durch Streptavidin oder Avidin eingefangen werden kann,
das an entsprechende Träger
gebunden ist. Die andere Sonde weist eine Reportergruppe auf. Obwohl
eine Vielzahl von Reportergruppen, und zwar sowohl radioisotopische
als auch nichtradioaktive, zur Verfügung steht und bei der erfindungsgemäßen Prüfung verwendet
werden kann, wie z. B. Fluoreszenz oder Lumineszenz verursachende
Molekülanteile,
ist der gegenwärtig
bevorzugte Reporter derjenige, der an einem ELISA (enzyme-linked
immuno sorbent assay = enzymgekoppelter Immunnachweis) teilnehmen
kann. Genauer gesagt, die 6 stellt
die Prinzipskizze eines Oligonukleotid-Ligationsassays auf der Grundlage
eines ELISA dar, bei dem biotinylierte (B) und mit Digoxigenin (D)
markierte Oligonukleotide mit einem DNA-Target in Anwesenheit von
Ligase (Pfeil) hybridisiert werden. Die biotinylierten Oligonukleotide
werden von Streptavidin (SA) eingefangen, das die Vertiefungen (wells)
auf Mikrotiterplatten beschichtet. Die Vertiefungen werden gewaschen,
um ungebundene Oligonukleotide zu entfernen, und mit alkalischer
Phosphatase (AP) konjugierte Anti-Digoxigenin-Antikörper (D) werden in diese Vertiefungen
hinzugegeben. Im Anschluss an die Inkubation und den Waschzyklus
wird alkalisches Phosphatase-Substrat (S) hinzugegeben und Digoxigenin
wird durch die Produktion eines Farbproduktes nachgewiesen.
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Das
nichtradioaktiv markierte Assay kann aus mehreren Einzelschritten
bestehen: (1) Präparierung des
DNA-Targets; (2) Denaturierung und Hybridisierung der modifizierten
Oligonukleotidsonden; (3) Ligation; (4) Einfangen der biotinylierten
Sonde; (5) Waschung, um freie, nicht biotinylierte Oligonukleotide
und das Target zu entfernen; (6) Zugabe von mit alkalischer Phosphatase
konjugierten Anti-Digoxigenin-Antikörpern; (7) Waschung, um einen
ungebundenen Antikörper
zu entfernen; (8) Zugabe alkalischen Phospatase-Substrats und (9)
spektralphotometrische Analyse. Das folgende Ablaufdiagramm schildert
genau das allgemeine Verfahren (das in einem modifizierten Biomek
1000 Arbeitsplatzgerät
automatisiert ist), mit dem man ein nichtradioaktiv markiertes Assay
durchführen
kann:
Amplifizierte Target-DNA | |
T4-Ligasenachweis | Taq-Ligasenachweis |
Denaturiere die restliche
Taq-Polymerase durch Zugabe von: | |
45 μl von 0,3 N NaOH | 45 μl von 0,1
N KOH |
Renaturiere die Target-DNA
durch Zugabe von: | |
45 μl von 0,3 N HCl | 45 μl von 0,1
N HCl |
- Verteile das amplifizierte Target auf Mikrotiterplatten
mit 10 μl
pro Vertiefung.
- Gib biotinylierte Oligonukleotide und Reporter-Oligonukleotide
den DNA-Targets hinzu (200 Femtomol je Oligonukleotid in 10 μl eines 2 × Ligationsgemisches).
Ligationsgemisch: | Ligationsgemisch: |
200
Femtomol biotinylierter Oligonukleotide | 200
Femtomol biotinylierter Oligonukleotide |
200
Femtomol Reporter-Oligonukleotide | 200
Femtomol Reporter-Oligonukleotide |
100
mM Tris-HCl, pH 7,5 | 100
mM Tris-HCl, pH 7,5 |
20
mM MgCl2 | 20
mM MgCl2 |
10
mM DTT | 10
mM DTT |
2 mM
ATP | 2
mM ATP |
2 mM
Spermidin | 2
mM Spermidin |
50%
Formamid | 2
mM NAD |
| 100
mM KCl |
| Taq
Ligase |
- Denaturiere das Target-Oligonukleotidgemisch
bei 93°C
im Verlauf von 2 Minuten.
Kühle auf
Raumtemperatur und füge
5 μl T4
Ligase hinzu in: | Kühle auf
60–68°C und ligiere
15 Minuten lang (wiederhole den Denaturierungs- und Ligationsschritt,
um zu amplifizieren). |
200
mM NaCl | |
50
mM Tris-HCl, pH 7,5 | |
10
mM MgCl2 | |
5 mM
DTT | |
1 mM
ATP | |
1 mM
Spermidin | |
- Ligiere 15 Minuten lang bei Raumtemperatur
(25°C).
- Stoppe die Ligationsreaktion und denaturiere die Produkte durch
Zugabe von 10 μl
von 0,3 N NaOH. Neutralisiere die Reaktionen durch Zugabe von 4 μl von 3 M
Natriumazetat.
- Übertrage
die Reaktionen auf eine mit Avidin beschichtete und blockierte Mikrotiterplatte
(Avidinbeschichtung – 60 μg Avidin
pro Vertiefung in 60 μl
von PBS, pH 7,0 für
60 Minuten bei 37°C;
Blockierung – entferne
Avidin von der Platte und gib 200 μl pro Vertiefung von 100 mM
Tris-HCl, 150 mM NaCl, 0,05% Tween, 0,5% Milchpulver und 100 μg/ml Lachssperma-DNA
hinzu). Fange biotinyliertes Oligonukleotid ein, bei Zimmertemperatur und
für die
Dauer von 30 Minuten.
- Denaturiere im Verlauf von 2 Minuten das Target-Oligonukleotidgemisch
bei 93°C.
- Wasche die Platte, um ungebundene Oligonukleotide und Targets
zu entfernen, mit (1) 100 mM Tris-HCl, pH 7,5, in 150 mM NaCl in
0,05% Tween; (2) 0,01 N NaOH in 0,05% Tween; und (3) 100 mM Tris-HCl,
pH 7,5, in 150 mM NaCl in 0,05% Tween.
- Gib einen mit alkalischer Phosphatase konjugierten Antikörper zum
Reporter-Oligonukleotid hinzu; 30 μl pro Vertiefung in 100 mM Tris-HCl,
pH 7,5, 150 mM NaCl, 0,5% Milchpulver und 0,05% Tween.
- Lass die Platten eine Inkubationszeit von 30 Minuten bei Zimmertemperatur
durchlaufen, damit sich der Antikörper an den Reporter binden
kann.
- Wasche die Platte mit 100 mM Tris-HCl, pH 7,5, 150 mM NaCl in
0,05% Tween, um ungebundenen Antikörper zu entfernen.
-
Gib Substrat hinzu.
-
- Überprüfe Platte
auf entsprechendes kolorimetrisches, chemilumineszierendes oder
fluoreszierendes Produkt.
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Die
für den
Beginn dieses Assays erforderlichen genomischen Sequenzen können durch
eine Reihe unterschiedlicher Verfahren amplifiziert werden, zu denen
auch die LCR, 3SR und PCR zählen.
Wir haben die PCR-Amplifikation verwendet, um die DNA-Targets zu
gewinnen, die auf der folgenden Tabelle VI für Ligationsassay-Primer aufgelistet
sind: TABELLE
VI (Sequenzen
der Amplifikationsprimer-Sätze)
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Die
DNA-Amplifikation erfolgte unter Verwendung von 5 μl DNA (2
ng/μl für genomische
DNA oder 5 μl
von einem behandelten Material aus einer alternativen Quelle), gemischt
mit einem Paar von Primer-Oligonukleotiden (je 0,5 μM), die für den DNA-Bereich
spezifisch sind, der in einem PCR-Puffer zu amplifizieren ist, der
0,05 U/μl
der Taq-Polymerase,
50 mM KCl, 25 mM Tris-HCl Puffer mit einem pH-Wert von 8,3, 10 mM MgCl2, 200 μg/ml
Gelatine, 0,1% Triton X-100 und je 1,5 mM von dATP, dCTP, dGTP und
dTTP enthält.
Die Probe wurde mit 60 μl
leichten Mineralöls überschichtet,
für 5 Minuten
Target bei 93°C
denaturiert und 40 Zyklen unterzogen, die aus 20 Sekunden bei 93°C, 40 Sekunden
bei 55°C
und 1 Minute bei 72°C
bestanden. Nach dem Ablauf der Temperaturzyklen wurde die Probe
10 Minuten lang einer Temperatur von 72°C ausgesetzt, um die Verlängerung
der DNA-Probe zu vollenden.
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Die
Oligonukleotide werden synthetisiert und hinsichtlich besonderer
Funktionen in dem Ligationsassay modifiziert. Das Assay erfordert
ein Minimum von zwei modifizierten Oligonukleotiden. Ein Oligonukleotid hat
einen Haken, der das Einfangen des Oligonukleotids nach der Ligation
gestattet. Ein Beispiel dafür
ist ein biotinyliertes Oligonukleotid, das auf Streptavidin- oder
Avidin-Trägermaterial
eingefangen werden kann. Das andere Oligonukleotid hat eine Reportergruppe,
die, im Falle eines Fluorophor-Reporters
oder multipler Reporter mit unterschiedlichen Emissionsspektren,
ohne weiteres in ein einziges Assay eingebaut werden könnte.
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Bei
einem auf ELISA beruhenden System werden die Sonden, die allelische
Formen eines Gens unterscheiden, mit einer 5'-Biotingruppe synthetisiert. Die Reportersonden
werden enzymatisch oder chemisch 5'-phosphoryliert und mit Hapten-Digoxigenin
markiert. Das Hapten wird dem 3'-Ende
der Reportersonde hinzugefügt,
und zwar durch das Enden-Ansynthetisieren
von 500 pM Oligonukleotid bei 37°C
für 1 Stunde
in 10 mM Kalium-Kakodylat
mit einem pH-Wert von 7,0, in 1 mM CoCl
2,
0,1 mM DTT, 5 nM Digoxigenin dUTP, 0,05 μM dATP und 100 Einheiten der
enzym-terminalen Transferase in einem Gesamtvolumen von 20 μl. Nach der Markierung
werden 2 μl
von 3 M Natriumazetat und 1 μl der
Hefe-t-RNA (1 mg/ml) und 60 μl
95-prozentigen Ethanols hinzugegeben. Das Oligonukleotid wird 5
Minuten lang bei 4°C
ausgefällt
und dann durch Zentrifugierung bei 6500 × g im Verlauf von 5 Minuten
gesammelt. Das Pellet wird in 20 μl
destillierten Wassers resuspendiert und der Prozess wird wiederholt.
Diese Ausfällung
entfernt nicht konjugiertes, überschüssiges Digoxigenin
aus der markierten Sonde. Ein Beispiel für Oligonukleotide, die Allele
für drei
krankhafte Zustände
unterscheiden, wird in der folgenden Tabelle VII dargestellt: TABELLE
VII (Sequenzen
der Beispiel-Oligonukleotide für
einen ELISA-Nachweis)
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Unter
Nutzung des im vorhergehenden Ablaufschema dargestellten Verfahrens
wurde eine Reihe von Experimenten durchgeführt und nach der Farbentwicklung
wurden Daten spektrometrisch auf einer Wellenlänge von 490 nm gewonnen. Typische
Ergebnisse solcher Tests sind in der folgenden Tabelle VIII aufgeführt: TABELLE VIII (spektrometrische Daten aus automatisierten
Ligationsreaktionen unter Verwendung von Taq-Ligase)
| Ligationsprimermischung |
Amplifiziertes
genomisches DNA-Target aus: | B1
+ L | B2
+ L |
β-Globin | | | |
| βA | 1,27 ± 0,06 | 0,01 ± 0,01 |
| βS | 0,04 ± 0,03 | 1,85 ± 0,03 |
Alpha1-Antitrypsin | | | |
| M | 1,85 ± 0,15 | 0,03 ± 0,01 |
| Z | 0,03 ± 0,03 | 1,47 ± 0,07 |
Mukoviszidose | | | |
| non-508 | 1,33 ± 0,20 | 0,02 ± 0,01 |
| 508 | 0,01 ± 0,01 | 1,66 ± 0,16 |
-
Entweder
mit T4 oder mit Taq-Ligase wurden vergleichbare Nachweisgrenzen
erreicht. Außerdem
ist eine Reihe von Ligationsreaktionen für einige andere krankheitsbedingte
Polymorphismen mit vergleichbaren Ergebnissen durchgeführt worden.
Weiterhin sind noch acht unterschiedliche Polymorphismen an den
Rezeptororten menschlicher T-Zellen mit ähnlichen Nachweisergebnissen
untersucht worden. Die vorliegende Erfindung scheint deshalb generell
bei der Analyse von DNA-Polymorphismen anwendbar zu sein, die aus
einzelnen Basenaustauschen, DNA-Deletionen oder Insertionen oder
DNA-Translationen bestehen.
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Außerdem kann
eine Reihe alkalischer Phosphatase-Substrate im ELISA-Assay verwendet
werden, einschließlich
empfindlicher chemilumineszierender Substrate (10 Attomol Nachweis).
Das Format des Assays wird ohne weiteres an andere Reporterfomate
angepasst, wie z. B. an Fluorophore, die in dem entsprechenden Mikrotitrationsformat
abgelesen werden können.
Der Einbau des entsprechenden Fluorophorformats würde z. B.
eine Multiplexanalyse durch Ligation ermöglichen. Bei dieser Anordnung
könnten
Oligonukleotide, die unterschiedliche Allele und/oder unterschiedliche
Gene erkennen, in einem einzigen Assay bewertet werden. Außerdem ist
es auch möglich,
dass Tandem-Ligationsassays
(Ligation von Oligonukleotiden in Ketten) zur Anwendung kommen könnten, um
solche eng stehenden DNA-Polymorphismen einzuschätzen, wie z. B. diejenigen,
die in den komplexen Haupthistokompatibilitätsgenen existieren. Derartige
Modifikationen bei dem oben beschriebenen Assay werden als Modifikationen
angesehen, die durchaus im Schutzumfang der vorliegenden Erfindung
liegen.
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Die
vorliegende Erfindung kann in einem breiten Spektrum des DNA-Diagnose-Screenings Anwendung
finden. So z. B. können
diese DNA-Diagnose-Screenings, ohne den Schutzumfang der vorliegenden
Erfindung einschränken
zu wollen, entsprechend der nachstehenden Übersicht folgende Bereiche
umfassen:
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A – INFEKTIONSKRANKHEITEN
-
- 1. Viruserkrankungen: HIV, EBV, HPV, HSV, CMV,
Hepatitis (Non-A, Non-B)
- (i) Blut- und Gewebeuntersuchung
- (ii) Schnellidentifizierung
- (iii) Unterscheidung einer chronischen Infektion von einer früheren Gefährdung durch
eine Infektion
- (iv) Unterscheidung resistenter Stämme bei einer Mischinfektion.
- 2. Bakterielle Erkrankungen: Mykobakterien, Syphilis, Clamydia,
Legionellen, Campylobacter, Pneumonocystis, Lysteria, Lyme, Lepra
- (i) Schnelle Identifizierung langsam wachsender Mikroben
- (ii) Identifizierung bei Patienten mit Immundefekten
- (iii) Überprüfung von
Nahrungsmitteln auf Kontamination.
- 3. Parasitenkrankheiten: Malaria, Trypanosomen, Leishmania
- (i) Schnelle Ermittlung von Bluterkrankungen der „dritten
Welt"
- (ii) Reihenuntersuchung von Reisenden und Angehörigen der
Streitkräfte.
-
B – ERBKRANKHEITEN
-
- 1. Einzelallelerkrankungen: Mukoviszidose,
Duchennesche Muskelatrophie, Sichelzellenanämie, β-Thalassämie, Hämophilie A, Gauchersche Krankheit,
Tay-Sachs-Syndrom, Alzheimersche Krankheit, Neurofibromatose
- 2. Krebserkrankungen: Retinoblastom, Wilms-Tumor, Dickdarm-
und Brustkrebs Krebsgene, Tumorsuppressionsgene
- 3. Mehrfachallelerkrankungen: Herzkranzgefäßkrankheiten, Diabetes, Bluthochdruck,
Schizophrenie, Manisch-depressive Erkrankungen, Alkoholmissbrauch
- (i) Prädisposition
für eine
Krankheit
- (ii) Präventive
Medizin, Bewegung, Diät
- (iii) Untersuchung und Beratung wegen erblich bedingter Erkrankungen
- (iv) Gentherapie
-
C – GENETISCHE
IDENTIFIZIERUNG
-
- 1. Menschen: HLA-Typisierung, Kriminaltechnik,
Gerichtsmedizin
- (i) Gewebetransplantation
- (ii) Genetische Kopplungsanalyse
- (iii) Programm zur Erforschung des menschlichen Genoms
- (iv) Positive Identifizierung vermisster Kinder
- 2. Tiere: Pferde, Milchkühe,
Rindvieh, Haustiere
- (i) Reine genetische Merkmale
- (ii) Bestätigung
von Zuchtlinien
- (iii) Positive Identifizierung von Tieren
- 3. Pflanzen: Saatgutbestand
- (i) Sicherung der genetischen Artenvielfalt
- (ii) Ermittlung von gegen Trockenheit und Krankheiten resistenten
Stämmen.
-
Wir
haben somit unsere Erfindung sowie die Art und Weise und den Prozess,
um diese Erfindung zu machen und zu nutzen, mit derartig vollständigen,
klaren, prägnanten
und exakten Begriffen beschrieben, damit jeder Fachmann, für den sie
von Bedeutung ist, oder mit dessen Arbeitsgebiet sie am nächsten verbunden ist,
dadurch befähigt
wird, selbige nachzuvollziehen und zu nutzen.