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Verfahren zur Herstellung wertvoller Leder Man hat bereits vorgeschlagen,
Leder zwecks Verbesserung ihrer Eigenschaften mit härtbaren Harzen, die in gewissen
organischen Lösungsmitteln, z. B. Alkohol, noch löslich sind, zu behandeln, das
Lösungsmittel zu entfernen und dann .das Harz in den @unlöslichen Zustand überzuführen.
Diese Arbeitsweise hat den Nachteil, daß sich die harzartigen Stoffe im wesentlichen
nur in den äußeren Schichten des Leders abscheiden und dort die Poren verschließen.
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Es wurde nun gefunden, daß man zu wertvollen Ledern gelangt, wenn
man Leder oder zu gerbende Häute mit wäßrigen oder wäßrigalkoholischen Lösungen
von kondensierbaren bzw. polymerisierbaren, löslichen, niedrigmolekularen, vorwiegend
monomolekularen Umsetzungsprodukten von Vinylmethylketon mit Formaldehyd oder Furforol
behandelt und diese dann einer Nachbehandlung unterwirft, die eine Kondensation
bzw. Polymerisation der genannten Umsetzungsprodukte bewirkt. Diese können die Haut
oder das Leder leicht völlig durchtränken, so daß bei der Nachbehandlung ein vollkommen
gleichmäßig mit den kunststoffartigen Bestandteilen durchsetztes Leder entsteht.
Führt man die Aldehydverbindungen der ungegerbten Haut zu, so erfolgt die Nachbehandlung
zweckmäßig während oder nach der Gerbung.
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Die Nachbehandlung kann beispielsweise unter Zusatz von Katalysatoren,
Änderung des PH-Wertes, Anwendung von erhöhter Temperatur oder erhöhtem Druck oder
mehrerer derartiger Maßnahmen erfolgen.
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Die Methylolverbindungen bzw. die Furfurolumsetzungsverbindungen des
Vinylmethylketons sind in Wasser löslich; es ist oft vorteilhaft, unter Zusatz von
hydroxylhaltigen Lösungsmitteln, wie Methanol oder
Äthanol, zu arbeiten.
Neben den Umsetzungsprodukten des Formaldehyds oder Furfurols mit Vinylmethylketon
können auch kleine Mengen entsprechender Verbindungen anderer Aldehyde mitverwendet
werden.
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Je nach der Art der angewandten Aldehydverbindung, den Eigenschaften
des Leders bzw. der Haut, dem PH-Wert, dem Grad der Gerbung sowie den gewünschten
Eigenschaften des Endproduktes werden die Behandlungsbedingungen in weiten Grenzen
abgewandelt. Bisweilen ist es zweckmäßig, die genannten Umsetzungsprodukte des Vinylmethylketons
in großer Verdünnung anzuwenden oder durch geeignete Wahl des PH-Wertes des Leders
dafür zu sorgen, daß die genannten Verbindungen in Lösung bleiben, was zur völligen
Durchdringung des Leders erforderlich ist. Es ist zweckmäßig, den PH-Wert nach der
Tränkung und Kondensation oder Polymeris.ation zu ändern und während oder nach der
Tränkung einen Katalysator einwirken zu lassen. Die Aldehydverbindungen des Methylvinylketons
können mit ,anderen zum Gerben dienenden Gerbstoffen gemeinsam ,angewandt werden,
sofern sie mit letzteren keine Ausscheidungen bilden; die Tränkung der rohen oder
zweckmäßig leicht angegerbten Haut kann dann gleichzeitig mit der Gerbung bzw. weiteren
Gerbung vorgenommen werden.
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Das Verfahren kann angewendet werden auf Leder, die in beliebiger
Weise, z. B. mit Mineralgerbstoffen, wie Chromgerbstoffen, mit vegetabilischen oder
synthetischen Gerbstoffen, mit Tran oder Formaldehyd, gegerbt worden sind, bzw.
,auf Häute, die mit diesen Gerbmitteln gegerbt werden sollen. Eine Schädigung der
Hautfasern erfolgt nicht; vielmehr erzielt man durch das Verfahren einen besonderen
Einfluß ;auf die Weichheit oder Härte des Leders, erhöhten Widerstand gegen Abnutzung
und bessere Korrosionsbeständigkeit. Auch die Aufnahmefähigkeit des Leders für Farbstoffe
und das Haftvermögen von Lacken ,auf der Lederoberfläche können durch das Verfahren
verbessert werden. Beispiel i i oo Gewichtsteile chromgares Rindslt-der werden einige
Stunden lang mit 2o,'oigem Ammoniak behandelt, bis auch im Innern des Leders eine
genügende Änderung des pH-Wertes erreicht ist. Dann wird das Leder 6 bis 12 Stunden
lang in eine Mischung von 5o Gewichtsteilen einer wäßrigen 70%igen Lösung einer
in saurem Medium aus Vinylmethylketon und -Formaldehyd hergestellten Metbylolverbindung,
25 Gewichtsteilen Wasser, 25 Gewichtsteilen konzentriertes Ammoniak und io Gewichtsteilen
io%iger Natronlauge gelegt. Nach dem Spülen mit Wasser wird das Leder z Stunden
lang bei etwa 6o" C nachbehandelt, wodurch Kondensation bzw. Polymerisation der
Methylolverbindung eintritt. Hierauf wird Glas Leder mit Wasser ausgewaschen und
mehrere Stunden lang in eine i %ige Ameisensäurelösung gelegt. Es kann dann in üblicher
Weise gefettet werden.
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Man erhält ein Leder von wertvollen Eigenschaften: insbesondere kann
man solche von hohem Gewicht und gutem Stand erhalten, die sich mit Vorteil als
Sohlleder verwenden lassen. Beispiel 2 i oo Gewichtsteile chromgares Rindsleder
werden vor oder nach der Neutralisation mit 2o/oigem Ammoniak mit 8o Gewichtsteilen
einer 50%igen wäßrigen Lösung eines in schwach alkalischem Bereich hergestellten
Kondensationsproduktes aus Vinylmethylketon und Formaldehyd etwa 15 Stunden behandelt,
wobei das Leder völlig durchtränkt wird. Während oder nach dieser Behandlung läßt
man 2ü'oige Natronlauge io bis 16 Stunden lang einwirken. Dann lagert man das Leder
einige Tage bei Zimmertemperatur, um die Weiterkondensation bzw. Polymerisation
des Kondensationsproduktes zu Ende zu führen. Dann wird mit i a!oiger Ameisensäure
nachbehandelt und gegebenenfalls wie üblich gefettet.
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Man erhält so ein Leder, das sich durch hohes Gewicht und guten Stand
auszeichnet und vorteilhaft zu Sohlenleder verarbeitet werden kann. Beispiel 3 25o
Gewichtsteile Rindsblöße werden mit 3% Formaldehyd in an sich bekannter Weise angegerbt.
Die angegerbte Blöße wird mit 25o Gewichtsteilen einer Flotte, die zu gleichen Teilen
,aus Wasser und dem Kondensationsprodukt ,aus Vinylmethylketon besteht, 12 bis 15
Stunden im Faß gewalkt. Die Flotte kann nach entsprechender Zubesserung für weitere
Behandlungen verwendet werden. Die behandelte Blöße wird oberflächlich mit Wasser
abgespült und i bis 3 Tage lang mit 25o Gewichtsteilen obiger N Latroillauge nachbehandelt.
Dann wird das Leder i bis 2 Stunden lang mit fließendem Wasser gespült und gegebenenfalls
mit 2o-oiger Ameisensäure nachgesäuert.
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Man erhält so ein volles, hell gefärbtes Leder, :das auch schon ohne
Fetten ausgezeichnete Weichheit besitzt.
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Auch bei Verwendung von nicht mit Formaldehyd angegerbter Blöße erhält
man ein hell gefärbtes,.,aber weniger volles Leder.