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Verfahren zum Färben von tierischen Haarfasern
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Besonders hervorzuheben sind die guten Resultate, die man mit der grossen Zahl von Farbstoffen erhält, die keine ausgesprochen sauren Gruppen z. B. keine Sulfonsäure-oder Carboxylgruppe aufweisen und daher in Wasser nur sehr wenig löslich sind. In vielen Fällen erhält man besonders vorteilhafte Ergebnisse bei Verwendung komplexer Metallverbindungen von Azofarbstoffen, insbesondere Monoazofarbstoffen, die in beiden o-Stellungen zur Azogruppe je eine die Komplexbildung fördernde Gruppe enthalten. Eine grosse Zahl solcher Farbstoffe ist bekannt und bisher zum Färben von Nitrocellulose-und Acetylcelluloselacken besonders empfohlen worden.
Als Beispiele solcher für das vorliegende Verfahren verwendbarer Farbstoffe sind zu nennen : der Farbstoff aus diazotiertem Anilin und 1- (2' -Chlor-5'-sulfo) -phenyl- 3-methyl-5- pyrazolon, die komplexe Chromverbindung (1 : 1) des Farbstoffes aus l-Diazo-2-oxynaph- thalin-4-sulfonsäure und 1-Phenyl-3-methylpyrazolon, der unter dem Namen Wollecht- blau BL in Schutz, Farbstoff-Tabellen, 7. Auflage, Nr. 974 genannte Farbstoff, die komplexen
Chrom-bzw.
Kobaltverbindungen der Farb- stoffe aus diazotiertem 5-Nitro-2-amino-l-oxy- benzol und 2-Oxynaphthalin bzw. 5,8-Dichlor-
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Kobaltverbindungen der Farbstoffe aus diazotiertem 4-Chlor-2-amino-l-oxybenzol bzw. 4- Nitro-2-amino-l-oxybenzol und 1, 3-Dioxybenzol, die Farbstoffe aus diazotiertem Anilin bzw.
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bindungen der Farbstoffe aus diazotiertem 4- Nitro-2-amino-l-oxybenzol und Acetessigsäure-
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Farbstoffes aus diazotiertem 5-Nitro-2-aminol-oxybenzol und l-Phenyl-3-methylpyrazolon, die komplexe Chromverbindung des Farbstoffes aus diazotiertem 5-Nitro-2-amino-l-oxybenzoI und 2-Aminonaphthalin sowie die Molekülverbindung von Rhodamin B extra (Schutz, Farbstofftabellen, 7.
Auflage, Nr. 864) und der Kobaltverbindung des Farbstoffes aus diazotiertem
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4-Nitro-2-amino-l-oxybenzol und 1-Phenyl-3methylpyrazolon.
Der Färbevorgang kann beispielsweise so durchgeführt werden, dass man mit dem zu färbenden Material in ein Färbebad eingeht, das aus Wasser und dem zu verwendenden organischen Lösungsmittel, beispielsweise Alkohol besteht und die gewünschte Menge Farbstoff enthält. Das Mischungsverhältnis der beiden Komponenten kann in relativ weiten Grenzen schwanken. Es soll jedoch stets etwa 10%, zweckmässig aber 20%, an mit Wasser unbeschränkt mischbaren organischen Lösungsmitteln im Minimum vorhanden sein. Wertvolle Ergebisse erhält man mit Mengenverhältnissen von 4 : 6 bis 6 : 4 zwischen Wasser und Alkohol.
Hiebei ist natürlich die Löslichkeit der verwendeten Farbstoffe im anzuwendenden Gemisch in Betracht zu ziehen, derart, dass Farbstoffe nur aus solchen Gemischen gefärbt werden, die noch eine genügende Lösekraft für den betreffenden Farbstoff aufweisen. Ähnliche oder dieselben Mischungsverhältnisse können bei anderen mit Wasser unbeschränkt mischbaren Lösungsmitteln z. B. bei Azeton angewendet werden. Im Falle von Lösungsmitteln, die mit Wasser nicht unbeschränkt mischbar sind, muss insbesondere darauf geachtet werden, dass die Grenzen der gegenseitigen Mischbarkeit nicht uberschritten werden, so dass beispielsweise Ester oft in merklich geringeren Mengen z. B. ab 10% der Flotte anzuwenden sind und trotzdem noch vorteilhafte Resultate ergeben können.
Dasselbe gilt auch für mehrwertige Alkohole trotz ihrer im allgemeinen guten Mischbarkeit in Wasser.
Oft ist es zweckmässig, das ins Auge gefasste Mischungsverhältnis zwischen Wasser und organischen Lösungsmitteln erst gegen Ende des Färbevorgangs herbeizuführen, indem man einen Teil, beispielsweise ein Drittel bis zwei Drittel des Wasserzusatzes erst während des Färbens macht, wobei aber ebenfalls darauf zu sehen ist, dass die Löslichkeit der verwendeten Farbstoffe im jeweils vorliegenden Gemisch noch ausreicht. Man kann auch umgekehrt den Farbstoff der Färbeflotte portionenweise während des Färbens zusetzen. Dies ist z. B. zweckmässig wenn Farbstoffe verwendet werden, die in Wasser nur eine sehr geringe Löslichkeit besitzen und in organischen Lösungsmittel gelöst der Färbeflotte zugesetzt werden.
Die Färbung kann bei verhältnismässig niedrigen Temperaturen, beispielsweise etwa zwischen 20 und 80 C, durchgeführt werden. Von besonderem Vorteil ist die Möglichkeit bei solchen Temperaturen zu färben, die den Hautanteil von Pelzen und Fellen nicht schädigen, beispielsweise bei etwa 40-60 C. Beim Färben ist natürlich auch auf die Flüchtigkeit bzw. den
Siedepunkt des verwendeten organischen Lösungs- mittels zu achten.
In vielen Fällen ist es vorteilhaft, im Färbe- bad schon zu Beginn des Färbens eine gewisse Menge einer Säure, zweckmässig einer flüchtigen Säure wie Salzsäure, Essigsäure oder insbesondere Ameisensäure zuzusetzen. Der Zusatz kann beispielsweise 5 g pro Liter Färbeflotte betragen.
Überraschenderweise zeigt es sich, dass das vorliegende Verfahren keineswegs nur zu einer oberflächlichen Anfärbung des Materials führt.
Es ist im Gegenteil ein wesentlicher Vorteil dieses Verfahrens, das häufig sehr gleichmässige Färbungen von guten Durchfärbeeigenschaften erzielt werden können. Ein weiterer Vorteil ist der Umstand, dass der Haaranteil bei Pelzen meist merklich stärker angefärbt ist als die Haut und dass gegenüber Verfahren, die mit rein wässerigen Behandlungsbädern arbeiten, in vielen Fällen eine geringere Verfilzung der Fasern eintritt. Durch Zusatz von kapillaraktiven Mitteln, die anion-oder kationaktiv sein können, z. B.
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diamin kann in gewissen Fällen dem Einschrumpfen des Felles entgegengewirkt werden.
Natürlich kann durch eine geeignete Vorbehandlung der Felle, z. B. Einnetzen derselben im Lösungsmittelgemisch, das nachher als Fïrbeflotte dient, in vielen Fällen das Durchfärben noch verbessert werden.
Nach dem Färben kann durch eine geeignete Waschbehandlung, z. B. mit einem Dispergiermittel die Reibechtheit der erzielten Färbungen noch weiter verbessert werden.
Das vorliegende Verfahren eignet sich insbesondere auch zum Färben von Schaffellen, die durch geeignete Massnahmen mechanischer und chemischer Natur, z. B. durch Quellbehandlungen, eventuell durch Behandlung mit Formaldehyd oder mit Kunstharzen bzw. deren Vorkondensaten pelzähnlich veredelt sind. Derartig veredelte Felle sind unter verschiedenen Bezeichnungen wie Hudson seal, Beaver lamb, Mouton doré u. a. m. bekannt. Verfahren zur Herstellung veredelter Felle sind u. a. in den franz. Patentschriften Nr. 759162,808707, 827131 und 840277 beschrieben.
Auf Grund der Angaben der deutschen Patentschrift Nr. 739034, wonach Wolle in Gegenwart von Eiweisskondensationsprodukten und zirka 1. 5% Pyridin (auf die Ware gerechnet) bei Kochtemperatur mit sauren Farbstoffen gefärbt wird, konnte der Erfolg des vorliegenden Verfahrens in keiner Weise vorausgesehen werden, das infolge der Anwesenheit einer erheblichen Menge an organischen Lösungsmitteln im Färbebade die Erzeugung von guten Färbungen bei wesentlich tieferen Färbetemperaturen erlaubt.
Auch die bekannte Mitverwendung von Emulsionen beim Färben tierischer Hautfasem (Leder) legt die vorliegende Erfindung nicht nahe ; denn die zu überwindende Schwierigkeit beim Färben von Pelzen, wo Haut-und Haarfasern nebeneinander gefärbt werden müssen, besteht darin, eine genügende Färbung der
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Haarfasem ohne übermässige Färbung der Hautfasern zu erzielen.
Die nachfolgenden Beispiele erläutern die vorliegende Erfindung, ohne diese jedoch irgendwie einzuschränken. Dabei bedeuten die Teile Gewichtsteile, die Prozente Gewichtsprozente und die Temperaturen sind in Celsiusgraden angegeben.
Beispiel 1 : 20 Teile eines Schaffelles, das durch eine Kombinationsgerbung von Alaun mit Chromverbindungen, synthetischen Gerbstoffen u. dgl. zugerichtet ist, werden ohne besondere Vorbehandlung in einem Bad gefärbt, das aus 500 Teilen Wasser, 500 Teilen Alkohol, 0. 25 Teilen der komplexen Kobaltverbindung des Farbstoffes aus diazotiertem 4-Nitro-2-amino- l-oxybenzol und l-Phenyl-3-methylpyrazolon so- wie 5 Teilen 85% figer Ameisensäure besteht. Man geht bei 30 ein, steigert die Temperatur
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bei dieser Temperatur noch eine weitere halbe Stunde. Hierauf wird das Fell in Wasser gut gespült, hierauf abgepresst oder geschleudert, gefettet und getrocknet. Das Fell ist lebhaft orange gefärbt. Die Färbung ist reibecht und die Haut ist wenig angefärbt.
Beispiel 2 : 25 Teile geschorenes, durch Kunstharzbehandlung pelzähnlich veredeltes Lammfell wird in einem Bade von folgender Zusammensetzung gefärbt :
600 Teile Wasser, 400 Teile Azeton, 0-2 Teile der l : 1 Chromverbindung des Farbstoffes aus I-Diazo-2-oxynaphthalin-4-sulfonsäure und 1Phenyl-3-methylpyrazolon, 5 Teile Ameisensäure von 85%. Man arbeitet im weiteren wie im Beispiel 1 beschrieben und erhält ein lebhaft rosa gefärbtes Fell. Die Färbung ist reibecht und gleichmässig.
Beispiel 3 : Mit 20 Teilen durch eine Kombinationsgerbung zugerichtetem Schaffell geht man bei 300 in eine Flotte von folgender Zu- sammensetzung ein :
0-3 Teile des Farbstoffes aus diazotiertem l-Amino-2-nitro-4-methylbenzul und 3-Methyl- pyrazolon, 0-06 Teile des Chrom-AluminiumKomplexes des Farbstoffes aus diazotiertem 5-Nitro-2-amino-l-oxybenzol und 1-Phenyl-3methylpyrazolon, 0-04 Teile der komplexen Chromverbindung des Farbstoffes aus diazotiertem 5-Nitro-2-amino-l-oxybenzol und 2-Oxynaphthalin, 500 Teile Alkohol, 170 Teile Wasser,
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salz der N-Benzyl-jjL-heptadecylbenzimidazol- disulfonsäure.
Man erwärmt das Bad auf 50-55 0, gibt weitere 170 Teile Wasser zu, färbt bei der angegebenen Temperatur eine Viertelstunde, gibt hierauf 180 Teile Wasser zu und färbt schliesslich noch eine halbe Stunde bei derselben Temperatur.
Man erhält eine gleichmässige rotbraune Färbung mit guter Durchdringung des Felles und schwacher Anfärbung der Haut.
Beispiel 4 : 100 Teile Wollgabardine werden bei 50-60 in einer Flotte gefärbt, die 3200 Teile Alkohol, 800 Teile Wasser, 1 Teil des Chrom- komplexes des Farbstoffes aus diazotiertem 5- Nitrc-2-amino-l-oxybenzol und 2-Oxynaph- thalin und gegebenenfalls 4-8 Teile Ameisensäure von 85% enthält. Nach zwei Stunden Färbedauer wird die Ware kurze Zeit in Alkohol gespült. Man erhält eine gleichmässige lichtechte und reibechte Dunkelgraufärbung. Ist die verwendete Wollgabardine stellenweise durch Scheuern und Licht beschädigt, so erhält man trotzdem eine im wesentlichen gleichmässig gedeckte Färbung.
Beispiel 5 : 100 Teile geschorenes und lustriertes Lammfell werden 30 Minuten bei 45 C in einer Flotte vorbehandelt, die 2400 Teile Alkohol und 1600 Teile Wasser enthält und der
8 Teile Ameisensäure von 85'\, zugesetzt wurden.
Die Farbstofflösung wird wie folgt bereitet :
3 Teile der komplexen Kobaltverbindung des
Farbstoffes aus diazotiertem 4-Nitro-2-amino- l-oxybenzol und 1- Phenyl- 3-methylpyrazolon,
2 Teile des Farbstoffes aus diazotiertem 1-
Aminobenzol und 1- (2' -Chlorphenyl) -3-methyl- pyrazolon, 1,2 Teile des Chrom-Aluminium- komplexes des Farbstoffes aus diazotiertem 5- Nitro-2-amino-I-oxybenzol und 1-Phenyl-3- methylpyrazolon, 0-8 Teile des Chromkomplexes des Farbstoffes aus diazotiertem 5-Nitro-2-amino- l-oxybenzol und 2-Oxynaphthalin werden durch
Erwärmen in möglichst wenig Alkohol gelöst.
Zum Färben, das bei 45-50 C durchgeführt wird, wird die alkoholische Farbstofflösung dem
Vorbehandlungsbad in drei Portionen im Abstand von je zirka 30 Minuten zugesetzt. Nach dem letzten Zusatz wird noch 30-45 Minuten weiter gefärbt. Ein vollständiges Ausziehen der Färbe- flotte tritt meist nicht ein.
Das gefärbte Fell wird durch Abtropfenlassen und Abpressen von überschüssiger Flotte befreit und in einem zweiten Bad, das auf 1000 Teile
Wasser 1 Teil N-Benzyl-ji-heptadecylbenz- imidazol-disulfonsaures Natrium enthält bei 400 C gewaschen.
Es resultiert eine egale tiefe Braunfärbung von sehr guter Durchfärbung, Reibechtheit und
Lichtechtheit.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Färben von tierischen Haar- fasern, dadurch gekennzeichnet, dass man bei
Temperaturen unter 70'in Färbebädern arbeitet, die neben Wasser einen erheblichen Anteil ar organischen, mit Wasser mischbaren Lösungs- mitteln, insbesondere niedrig molekularen Alkoholen oder Ketonen, aufweisen.