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Imprägnieren und Füllen von Leder Es wurde gefunden, daß die Imprägnierung
von Leder finit wässerigen Dispersionen von Mischpolymerisaten aus 7o bis 85 Teilen
as-Dichloräthylen und 30 bis 15 Teilen polymerisierbaxer aliphatischer Ester
(beispielsweise Acrylsäure- bzw. Methacrylsäureester oder Vinylacetat oder -formiat
oder Gemischen dieser Ester) zu einer beachtlichen Verbesserung des Gebrauchswertes
führt, wenn diese wässerigen Dispersionen im Gemisch mit kondensierbaren Methylolverbindungen
des Melamins, Harnstoffs oder ähnlicher Verbindungen oder deren Verätherungsprodukten
zur Anwendung gelangen. Es hat sich nämlich in überraschender Weise gezeigt, daß
durch die Mitverwendung dieser Methylolwrbindungen nicht nur das Eindringungsvermögen
des Mischpolymerisats, sondern vor allem auch die Fülle der Leder ganz wesentlich
verbessert werden, ohne daß dabei .der Charakter des Leders beeinträchtigt wird.
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Im Gegensatz dazu liefert die alleinige Anwendung der kondensierbaren
Methylolverbindungen nur Leder, deren Fülle bei mengenmäßig gleicliem Einsatz gegenüber
derjenigen, die durch ihre Anwendung in Kombination mit den obengenannten Mischpolymerisaten
zu erreichen ist, ganz wesentlieh
zurückbleibt. Dies dürfte darauf
zurückzuführen, sein, daß die Methylolverbindungen mit den Mischpolyxnerisaten bei
Anwendung eines Mischungsverhältnisses von i bis 2 Teilen Methylolverbindung etwa
zu 3 Teilen Mischpolymerisat (bezogen auf Festsubstanz) im schwach sauren pR-Bereich
bei längerem Stehen quantitativ eine einheitliche, sehr voluminöse, homogene Masse
bilden, während sich die Methylolverbindung des Melamins ohne Zusatz des Mischpolymerisats
unter den gleichen Bedingungen mehr oder weniger quantitativ zu einem sich pulverförmig
abscheidenden Harz kondensiert, das hart und spröde auftrocknet.
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Man wird überall dort erfindungsgemäß die Gemische zum Imprägnieren
und Füllen von Leder mit Vorteil anwenden., wo es darauf ankommt, Iosnarbige, leere
und schwammige Leder, wie vor allem die abfälligen Flankenstücke der Haut, zu füllen
und mit einem festsitzenden Narben zu versehen, jedoch können auch schwere Leder,
wie Sohlleder, zur Verbesserung der Haltbarkeit und der Wasserbeständigkeit mit
diesen Gemischen imprägniert werden.
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In »Brit. Plastics« (1949), S. 642 bis 645, sowie in »J. Am. Leath.
Chem. Ass.« (1949), S. 151 bis 157" wird die Behandlung von Leder mit polymerisierbaren
Substanzen und deren anschließende Polymerisation im Leder, ferner die Verwendung
von Lösungen von Polymerisation in organischen Lösungsmitteln zur Lederimprägnierung
vorgeschlagen.
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Diese Vorschläge haben jedoch bisher keinen Eingang in die Praxis
gefunden, da der technische Erfolg zu gering und die Arbeitsweise schwer kontrollierbar,
umständlich und teuer ist, insbesondere, wenn bei erhöhter Temperatur und wegen
der Flüchtigkeit bzw. Giftigkeit der Monomeren und Lösungsmittel in geschlossenen
Gefäßen gearbeitet werden muß. Als weitere Nachteile ergaben, sich bei der Verwendung
von Lösungen polymerer Stoffe: die geringe Eindringungsgeschwindigkeit der schon
bei mäßiger Konzentration hochviskosen Lösungen, die Notwendigkeit, die Lösungsmittel
wiedergewinnen zu müssen sowie die ungleichmäßige Verteilung der Polymerisate im
Leder, bedingt durch das Wandern beim Verdampfen der Lösungsmittel.
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Weiterhin werden im »j. Am. Leath. Chem. Ass. « (1949) S. 282 bis
287, Angaben über die Verwen-Jung von Palymerisatemulsionen bei der Ledernachbehandlung
gemacht. Die üblichen Emulsionen sind dabei unbrauchbar, weil sie nur ein geringes
Eindringungsvermögen besitzen und die Polymerisate demzufolge auf der Oberfläche
des Leders abgelagert werden. Als geeignete Polymerisatemulsionen sind lediglich
synthetische Kaütschuklatices und Emulsionen vorpolymerisierter Produkte erwähnt,
die im Leder einer Auspolymerisation unterworfen werden müssen. Da hier im Stadium
der Vorpolymerisation ebenfalls organische Lösungsmittel verwendet werden, haften
auch dieser Arbeitsweise zum Teil die obenerwähnten Nachteile an. In der USA.-Patentschrift
2 481 933 ist die Verwendung von Dispersionen von Mischpolymerisaten der Acrylreihe
zur Imprägnierung von Veloursleder (Weißleder und chromgegerbtes) beschrieben.
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Demgegenüber weist das erfindungsgemäße Imprägnieren und Füllen von
Leder den Vorteil auf, daß es auch bei pflanzlich gegerbtem Leder verwendet werden
kann, da die hier verwendeten Dispersionen im Gegensatz zu denen der genannten USA.-Patentschrift
nicht durch Gerbstoff gefällt werden. Beispiel 1 3o Teile einer 33%igen wässerigen
Dispersion eines Mischpolymerisats aus 8o Teilen as-Dichloräthylen und 2o Teilen
Acrylsäurebutylester (auf PH 5 eingestellt) werden mit 6 Teilen eines mit Methylalkohol
partiell verätherten (Verätherungsgrad io bis 2o°/9) Tri- oder Tetramethylolmelamins
und 64 Teilen Wasser gemischt.
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Durch ein- oder zweiseitiges Aufbürsten dieser Mischung werden trockene,
Iosnarbige und doppelhäutige, vegetabilisch gegerbte Leder, insbesondere Flankenstücke,
imprägniert.
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Die imprägnierten Leder werden bei milder Temperatur, zweckmäßig im
gespannten Zustand, getrocknet und in üblicher Weise zugerichtet. Es werden gut
gefüllte, narbenfeste Leder erhalten.
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Die oben angegebene Mischung kann. auch in verdünnterer Form angewendet
werden, was besonders dann von Vorteil ist, wenn es sich um die Imprägnierung weicherer
Ledersorten, wie Bekleidungsleder, handelt. Zweckmäßig werden der Mischung noch
o,5 bis i % eines anionischen Fettlickers zugesetzt. Beispiel 2 Trockene, losnarbsge,
chromgare oder kombiniert gegerbte Rindflanken@werden in warmem Wasser aufgewalkt,
durch Spülen von Salzen und nicht gebundenem Gerbstoff befreit, ausgereckt und mit
:250/0 Wasservon.25° und 5o% derMischung ()/9bezogen auf Ausreckgewicht), bestehend
aus 3o Teilen. einer 33%igen, auf p$ 5 eingestellten Dispersion eines Mischpolymerisats,
aus 8o Teilen as-Dichloräthylen, io Teilen Vinylacetat und io-Teilen Acrylsäurebutylester,
6 Teilen eines mit Methylalkohol partiell verätherten (Verätherungsgrad io bis 200/0)
Tri- oder Tetramethylolmelamins, 64 Teilen Wasser, im Faß gewalkt, bis die Mischung
restlos aufgenommen, ist, was meist nach i Stunde der Fall ist. Die Leder werden,
dann. ausgestoßen, und zweckmäßig im genagelten Zustand getrocknet. Nach dem Trocknen
werden sie in feuchte Sägespäne eingelegt, leicht aufgestollt und in üblicher Weise
fertiggestellt. Beispiel 3 Chromgare, Iosnarbige Rindflanken werden. nach dem Falzen,
Neutralisieren und Färben gut gespült und dann mit den üblichen Fettungsmitteln
und 5o% Wasser von 40 bis 5o° und 5o% der im Beispiel i angegebenen Mischung gewalkt,
'bis die
Emulsion vollkommen aufgenommen ist. Die Leder werden dann.
ausgestoßen, getrocknet und in üblicherWeise fertiggestellt. Gegebenenfalls kann
das Färben und Fetten auch nach der Imprägnierung vorgenommen werden.