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Verfahren zur Behandlung von Kohlenwasserstoffölen In der Mineralölindustrie
finden in neuerer Zeit immer mehr diejenigen Verfahren Eingang, bei welchen die
Rohöle oder ihre Destillate mittels selektiver Lösungsmittel aufgearbeitet werden.
Man macht sich hierbei die unterschiedliche Lösefähigkeit einer Reihe von Lösungsmitteln,
wie flüssiger schwefliger Säure. Phenolen, Nitrobenzol, oder Propan für die chemisch
bzw. chemisch-physikalisch unterschiedlichen Mineralölbestandteile zunutze und gelangt
durch selektive Extraktion bzw. selektive Abscheidung zu Stoffen einheitlichen Charakters,
welche gegenüber-dem Rohöl oder seinen Siedefraktionen erhöhten technischen Wert
haben. So gelingt es. beispielsweise, aus den Schmierölfraktionen durch Herauslösung
der minderwertigeren Bestandteile ein als Schmiermittel hesöndersi wertvolles Kohlenwasserstoffgemisch
zu erhalten, ferner aus Leichtölen, die wegen ihrer hohen Oktanzahlen als Treibstoffe
geeigneten aromatischen und olefii:nischen Bestandteile zu extrahieren.
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Es wurde nun gefunden, daß Glycerinester der niedrigen Fettsäuren,
nämlich das Mono-, Di- und Triacetin und die entsprechender. Propionine und Butyrine
eine ausgeprägte Selektivität gegenüber den verschiedenen Bestandteilen der Kohlenwasserstofföle
besitzen, so daß sich mit ihrer Hilfe leichte und schwere öle in der beschriebenen
Weise zerlegen lassen.
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Anstatt die genannten Glycerinester allein anzuwenden, kann man sie
in Gegenwart von Hilfslösungsmitteln auf das zu behandelnde öl einwirken lassen.
So wird beispielsweise durch Lösungsmittel, welche bei der Behandlungstemperatur
sowohl mit dem zu behandelnden öl als auch mit den Glycerinestern in jedem Verhältnis
mischbar sind, die Lösefähigkeit der letzteren erhöht. Solche Lösungsvermittler
sind beispielsweise die aromatischen oder hydroaromatischen Kohlenwasserstoff e.
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Die Ausführung der vorliegenden Erfindung kann sowohl .diskontinuierlich
als auch kontinuierlich erfolgen. Bei letzterer Arbeitsweise wird die Extraktion
in Turmmischern oder in einer Kombination von Mischern mit Absetzbehältern durchgeführt.
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`Wegen ihrer geringen Lösefähigkeit für päraffinische Kohlenwasserstoffe
sind die Glycerinester auch wirksame Entparaffinierungs mittel. Ihre Verwendung
zur Entparaffinierung ist allerdings nur bei Zusatz von Lösungsvermittlern möglich,
# welcher in dem Maße erfolgen muß, daß auch bei den für die Paraffinabscheidung
erforderlichen tiefen
Temperaturen Schichtenbildung in der flüssigen
Phase nicht eintritt, sondern nur festes Paraffin ausgeschieden wird, welches man
auf dem üblichen Wege durch Absitzenlassen, Filtern oder Zentrifugieren von der
Lösung' abtrennt. .
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Bei vorliegendem 'Verfahren können Extraktion und Entparaffinierung
gekuppelt werden, und zwar in der Weise, daß man zunächst unter Verwendung eines
der neuen Lösungsmittel bei höheren Temperaturen die ungesättigten Kohlenwasserstoffe
extrahiert und anschließend das Raffinat, welches gewisse Mengen des selektiven
Lösungsmittels enthält, mittels eines Lösungsvermittlers obengenannter Art und gegebenenfalls
auch durch zusätzliche Mengen des selektiven Lösungsmittels verdünnt und darauf
bis zur Abscheidung des festen Paraffins abkühlt. Hierbei fällt ein Rohparaffin
an, welches noch Öl enthält. Um dies zu entfernen, wird der Paraffinkuchen mit dem
selektiven Lösungsmittel bzw. mit einer Mischung hiervon mit einem oder mehreren
der Lösungsvermittler gewaschen oder nochmals behandelt.
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Die Glycerinester werden aus den Produkten durch Diestillation oder
durch Auswaschen' mit einem Lösungsmittel zurückgewonnen, welches die bei der Extraktion
und bzw. oder Entparaffiniertmg angewandten Lösungsmittel, nicht aber die Kohlenwasserstofföle
löst. In manchen Fällen kann dazu in einfacher Weise Wasser verwendet werden. Beispiel
i Eine bis zu 15o° C siedende Benzinfraktion mit einem Aromatengehalt von 12,q.%
und einer Oktanzahl von 49 wurde bei +5'C 4mal mit je 5o Volumprozent Diacetin behandelt.
Aus den Raf-finat- und Extraktlösungen wurde das Benzin abdestilliert, wobei das
Lösungsmittel zurückblieb.
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Durch die Behandlung mit dieser verhältnismäßig geringen Lösungsmittelmenge
konnte das Raffinat bis auf 3,2% von seinem Gehalt an ungesättigten und aromatischen
Verbindungen befreit werden. Es wurde ein Ext ra 'kt mit 380,fo Aromatengehalt und
einer Oktanzahl von 67 in einer Ausbeute von 26% erhalten.
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Die Bestimmung der ungesättigten und aromatischen Verbindungen wurde
nach der Methode von K r e m e r -Böttcher durchgeführt.
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Bei einem weiteren Versuch wurde die gleiche Benzinfraktion unter
gleichen Bedingungen mit Äthylacetat gemischt. Eine Schichtenbildung ließ sich jedoch
nicht beobachten, auch nicht bei Erhöhung der Lösungsmittelmenge von 5o Volumprozent
(bezogen auf das Ausgangsmaterial) auf i oo Volumprozent.
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Beispiel 2 Ein entparaffiniertes persisches Schmieröldestillat mit
einem spezifischen deivdcht von 0,948 wurde bei Zimmertemperatur 3mal mit je ioo
Volumprozent eines Gemisches von Diacetin und Benzol von 50:5o behandelt. Die Raffinat-
und Extraktlösungen wurden vom Benzol durch Destillation und vom Diacetin durch
Ausschütteln mit Wasser befreit.
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Die Eigenschaften des erhaltenen Raffinates sind mit denen des. Originalöles
in der folgenden Tabelle zusammengestellt:
Original Raffinat |
Ausbeute.............. - 65 |
Spezifisches Gewicht .... 0,948 0,9125 |
Viscosität bei 55°C .... . 25°E 11,5'E |
Viscosität bei 99°C ..... 3,5'E 2,3°E |
Viscositätsindex . . . . . . . . 50 83 |
Beispiel 3 Ein paraffinhaltiges amerikanisches.Schmieröl mit einem spezifischen
Gewicht von 0,894 wurde bei + 50° C 4mal mit je 5o Volumprozent Tributyrin behandelt.
Nach der Befreiung vom Lösungsmittel hatte das in einer Ausbeute von 6o0116 erhaltene
Raffinat ein spezifisches Gewicht von
0.858. Das Spezifische Gewicht des
Extraktes betrug o,9;18.