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Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von elastischen künstlichen
Wursthüllen Es ist bekannt, künstliche Wursthüllen durch Auspressen einer plastisch
knetbaren Fasermasse tierischen Ursprungs aus einer Ringdüse herzustellen. Bei dieser
Herstellung wird in das Innere des sich bildenden Schlauches aus dem Düsenkopf Luft
oder ein anderes Gas eingeblasen und der aufgeblasene Schlauch abgeführt, getrocknet
und gehärtet.
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Das Trocknen erfolgt dadurch, daß der Schlauch durch lange Trockenschächte
geführt wird, in denen er von allen Seiten mit warrner Luft oder einem anderen Gas
bespült wird. Der mehr oder weniger trockene Schlauch wird durch Behandlung mit
härtenden Flüssigkeiten wasserfest gemacht, hierauf wieder getrocknet und aufgerollt.
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Bei der fortlaufenden Herstellung von künstlichen Wursthüllen nach
diesem bekannten Verfahren wurde die Förderung des aus der Düse austretenden endlosen
Schlauches beim Trocknen, Härten und erneutem Trocknen, wie aus der Abb. i ersichtlich,
dadurch bewirkt, daß der Schlauch a über in größeren Abständen von z. B. io bis
2o m angeordnete Transportbänder b geführt wurde, die in geeigneterWeise
angetrieben wurden. Zwischen den Transportbändern lief der Schlauch über zahlreiche
in Abständen von 1 5 bis 30 cm angeordnete frei bewegliche
Tragrollen c.
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Da der Schlauch während der Förderung getrocknet wird, ist das Trocknen
von der Geschwindigkeit der Schlauchförderung und von der Strecke, die der
Schlauch beim Trocknen zurücklegt, abhängig. Mit steigendem Bedarf mußte die Fördergeschwindigkeit
erhöht und dementsprechend die Trockenstrecke verlängert werden. Bei einer wirtschaftlicheren
Ausnutzung der Schlauchpreßvorrichtung beträgt die Trockenstrecke einige hundert
Meter.
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Dabei wurde festgestellt, daß die Elastizität des Schlauches mit steigender
Fördergeschwindigkeit und verlängerter Förderstrecke geringer wurde. Dementsprechend
traten Fälle ein, daß die künstlichen Wursthüllen beim Stopfen oder Kochen platzten.
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Längere Untersuchungen haben gezeigt, daß diese Elastizitätsverminderung
auf die
Art des Förderns zurückzuführen ist. Der aus zahlreichen,
ineinander verfilzten Fasern bestehende Schlauch wird beim Führen über die Förderbänder
gestreckt. Diese Streckung führt zu einer Änderung des Fasergefüges, die mechanischen
wiederum Eigenschaften, sich in einer insbesondere Änderung der der '
Elastizität,
in Längsrichtung äußert. Diese nachteilige Einwirkung des Förderverfahrens auf den
Schlauch ist um so größer, je länger. die Trockenstrecke ist und auf
je längere Zeit sich die Beanspruchung des Schlauches auf Zug erstreckt.
Versuche haben gezeigt, daß der Schlauch beim bisherigenFörderverfahren um 3o bis
55 "/, gestreckt wird. So wird z. B. aus einem Schlauchstück von i in Länge,
das die Ringdüse verläßt, im Verlaufe des Trocknens und Härtens ein Stück von
1,30 bis 1,55 in Länge.
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Andererseits ist es zur Aufrechterhaltung der durch den Durchmesser
der Rin-düse be-
dingten Schlauchweite erforderlich, im Inneren des Schlauches
durch Einblasen von Gasen einen nicht unbeträchtlichen Überdruck von z. B. 5o bis
6o min WS. zu erzeugen. Arbeitet man mit einem geringeren Überdruck, so. erhält
man einen Schlauch, dessen Durchmesser infolge der Streckung beim Fördern kleiner
als der Durchmesser der Ringdüse ist. Arbeitet man hiergegen mit dem erwähnten höheren
Überdruck, so werden die mechanischen Eigenschaften, insbe#ondere dig Elastizität
in Ouerrichtung beel einträchtigt.
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Es wurde nun gefunden, daß man elastische, schrumpffähige,
mit dem Wurstinhalt weit besser mitgehende künstliche Wursthüllen dadurch herstellen
kann, daß man den beim Pressen von tierischen Faserinassen aus Ringdüsen entstehenden
Schlauch spannungslos abführt und trocknet.
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Man kann z. B. den Schlauch unter Vermeidung von Spannungen in der
Längsrichtung dadurch fördern, daß man ihn über angetriebene Rollen oder Bänder
führt, wobei man zwischen diesen und dem Antrieb Reibungskupplungen einschaltet,
die beim Überschreiten einer für den Schlauch zuträglichen Spannung das Förderorgan
von dem Antrieb abschalten.
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Mit besonderem Vorteil erfolgt die Förderung des Schlauches dadurch,
daß man ihn über größere angetriebene Rollen führt, von denen jede in einer oder
mehreren Aussparungen- eine oder mehrere frei bewegliche Rollen enthält. Die Lauffläche
der Rollen kann zweckmäßigerweise mit Textilstoffen überzogen werden.
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Eine Ausführungsform des Verfahrens geht aus der Abb. 2 hervor. Hier
wird der Schlauch a' über die angetriebenen großen Rollen d geführt, die in Abständen
von o,5 in und größer angeordnet sind. jede dieser Rollen ist mit einer Aussparung
versehen, in der eine frei -bewegliche, lose laufende kleine Rolle e angeordnet
ist. Der Schlauch. wird, so lange er die Rolle d berührt, angetrieben und
fortbewelgt. Kommt der Schlauch bei dieser Fortbewegung auf die frei bewegliche
Rolle e, so findet eine Entspannung statt, wobei der gestreckte Schlauch Gelegenheit
hat, sich auf Grund seiner elastischen Eigenschaft wieder zusammenzuziehen.
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'\'ach einer besonders zweckmäßigen Ausführungsform der Erfindung
werden die frei beweglichen Rollen derart angeordnet, daß sie aus der Lauffläche
der angetriebenen Rollen herausragen. Hierbei können die frei bewe-lichen Rollen
auch radial verschiebbar 0
ausgebildet sein, wodurch dasMaß ihres Herausragens
aus der Laufflielie der angetriebenen Rollen und gleichzeitig auch der Grad der
Entspannung geregelt werden können.
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Zweckmäßigerweise werden die angetriebenen Rollen derart eingestellt,
daß die frei beweglichen Ausgleichsrollen zu jedem Zeitpunkt in fortlaufender Folge
gegeneinander versetzt zu liegen kommen, so daß der Schlauch in zeitlicher Aufeinanderfolge
über diese Ausgleichsrollen läuft und entspannt wird. Hierdurch werden die bei dem
bisher ausgeübten Förderverfahren durch die festangeordneten Förderbänder hervorgerufenen
Festpunkte vermieden.
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Das neue Verfahren ist mit erheblichen Vorteilen verbunden. Der Schlauch
wird bei der Förderung je nach Einstellung der frei beweglichen Rollen nicht
oder nur in geringem Maße gestreckt, in manchen Fällen infolge seiner Schrumpffähigkeit
sogar gestaucht. Bei dieser spannungsfreien Förderung wird ein elastischer Schlauch
erhalten, der beim Stopfen derWürste in viel weiterem Maße mit der Wurstmasse mitgeht,
d. h. die Ausdelinungen und die Schrumpfungen der Wurstmasse mitmacht. Weiterhin
ist das Regeln des neuen Förderverfahrens viel einfacher als das des bisherigen,
da die Einzelteile der Fördervorriclitung einheitlich sind und ihre Zahl verringert
ist.
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Es wurde weiterhin gefunden, daß man die Elastizität des Schlauches
in Ouerrichtun-g außerdem dadurch erhöhen kann, daß man mit einem geringen inneren
Überdruck im Schlauch arbeitet. Während nach dem bisherigen Verfahren; wie ausgeführt
wurde, ein innerer-Überdruck von 5o bis 6omm WS. nötig war, um die gewünschte Schlauchweite
aufrechtzuerhalten, kann man nach dem -neuen Verfahren schon durch einen Überdruck
von 5 bis 6 mm eine Veränderung des Schlauchdurchmessers verhindern.
Als
Ausgangsstoff für die Herstellung der Kunsthülle verwendet man eiweißhaltige Faserpasten,
die durch Aufschluß und mechanische Zerteilung oder Zerfaserung von tierischen Ausgangstoffen
wie Haut, Hautteilen, entgerbtem Leder, Sehnen, Muskeln, Fleisch u. dgl. gewonnen
werden. Der Aufschluß kann durch Behandlung mit quellenden Chemikalien, z. B. Laugen
oder Säuren, vorgenommen werden. Gegebenenfalls kann man auch verschiedene Quellungsmittel
oder Quellungsinittel verschiedener Konzentration verwenden. Die quellende Behandlung
wird so lange fortgesetzt, bis der eiweißhaltige Ausgangsstoff durch die mechanische
Behandlung in eine pastenartige, plastisch knetbare Fasermasse übergeführt werden
'kann. In diesem Zustand enthält die Fasermasse mindestens 8o "/" vorzugsweise
85 lf, und mehr an unauspreßbarem Quellungswasser. Der Aufschluß des eiweißhaltigen
Ausgangsstoffes kann auch durch Wärmebehandlung in Gegenwart von Wasser, durch Enzyme
oder durch die Anwendung mehrerer Aufschlußmethoden erfolgen.
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Der aufgeschlossene Stoff kann unter Umständen unmittelbar durch Ringdüsen
gepreßt werden. Im allgemeinen wird aber der gequollene Stoff einer ein- oder mehrstufigen
zerteilenden Behandlung unterworfen, die so geleitet werden muß, daß die Faserstruktur
des Stoffes, insbesondere die Faserlänge, geschont wird.
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Zum Schluß kann die erhaltene Masse aus gequollenen Fasern durch Behandlung
in Kiletern oder Mischern homogenisiert werden. Die erhaltene Fasermask wird durch
Rin-düsen unter Einblasen von Luft in das Innere des sich bildenden Schlauches gepreßt.
Es können verschiedene Ringdüsen verwendet werden. Zweckmäßigerweise wendet man
jedoch Ringdüsen -mit beweglichen, insbesondere drehbaren Teilen an. Hierbei können
der Düsenkern oder der Düsenmantel oder beide Düsenteile drehbar ausgebildet sein
und sich in letzterem Fall entweder in gleicher oder in verschiedener Richtung mit
gleicher oder verschiedener Geschwindigkeit drehen. Die geschilderte Art der Vorbereitung
des Hüllenstoffes sowie der verwendeten Düsen ge-
hören nicht zur Erfindung.
Der entstehende Schlauch wird erfindungsgemäß spannungsfrei gefördert und getrocknet.
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