-
Verfahren zur Herstellung von Kunststoffolien Bei den bekannten Verfahren
zur stetigen Herstellung von Kunststoffolien nach dem Gieß- oder Spinnverfahrer
wird bekanntlich auf die Folienbahn, die im allgemeinen im Herstellungsprozeß über
eine große Anzahl von Walzen, Stäben od. dgl. läuft, ein beträchtlicher Zug ausgeübt.
Dieser Zug bewirkt eine einseitige Dehnung der Folienbahn in der Längsrichtung.
Die Folge davon ist eine ungleichmäßige Beschaffenheit der Folien, die sich z. B.
in großen Festigkeitsunterschieden in der Längs- und Querrichtung, in ungleichmäßiger
Schrumpfung beim Feuchtwerden und anschließenden Trocknen und in anderen Ungleichmäßigkeiten
unliebsam äußert. Außerdem sind die Folien in fertigem Zustand meist viel schmaler
als unmittelbar hinter der Spinndüse.
-
Es ist nun gefunden worden, daß man die erwähnten Mängel dadurch
beseitigen kann, daß man zur Erzielung auch einer Querdehnung die mittleren Teile
der noch hochplastir schen, aber sich bereits selbsttragenden' Folienbahn einen
längeren Weg durchlaufen läßt als die Randteile. Dies geschieht in der Weise, daß
man die Folienbahn über gekrümmte Stäbe oder ähnliche Führungskörper leitet, deren
Krümmung in einer Ebene senkrechr
zuit Bewegungsbahn der Folie
verläuft.
-
Die auf diese Weise erzielte Querdehnung der Folie kann man ohne weiteres
genau so groß halten wie die durch den Maschinenzug hervorgerufene Längsdehnung.
Man erhält dann eine Folie von sehr gleichmäßiger Beschaffenheit, die sich vor den
in bekannter Weise hergestellten Folien auch durch eine größere Breite auszeichnet.
-
Die Querdehnung der Folienbahn durch das Verfahren gemäß der Erfindung
kann; man in einem beliebigen Stadium des Herstellungsverfahrens durchführen, vorausgesetzt,
daß die Folie dann noch hoch dehnbar ist. Zweck mäßig wird die Behandlung an der
frisch koagulierten Bahn, welche eine sehr hohe Plastizität aufweist, vorgenommen.
Die Folie soll jedoch schon so weit koaguliert sein, daß sie einen gewissen Zusammenhalt
aufweist und selbsttragend ist.
-
Das, Verfahren nach der Erfindung kommt in erster Linie für die Herstellung
von Cellulosehydratfolien in Frage, wie man sie mit Hilfe von Viskose oder Kupferoxydammoni
akcellulose erhält. Seine Anwendung ist aber nicht auf die Herstellung dieser Folien
beschränkt. Das Verfahren ist auch nutzbringend bei Folien aus wasserquellbaren
Cellulosederivaten, z. B: Folien aus Alkylcellulose, Glykolcellulose, Celluloseglykolsäure
oder anderen Celluloseätherfolien. Diese aus wäßng-alkalischen Lösungen niedrig
verätherter Cellulose hergestellten Folien verhalten sich ähnlich wie Folien aus
regenerierter Zellulose. Ebenso können nach dem erfindungs'gemäß en Verfahren beispielsweise
Folien aus niedrig veresterter Cellulose, bei der nur eine Estergruppe auf mehrere
Glucoseeinheiten kommt, behandelt werden. Darüber hinaus kann das Verfahren bei
der kontinuierlichen Herstellung der verschie densten anderen Folien angewendet
werden, soweit diese Folien bei ihrer Herstellung einen plastischen Zustand aufweisen
und einem Zug in Förderrichtung unterliegen, der eine Streckung verursacht. Es kann
beispielsweise bei der Herstellung von Folien aus in organischen Lösungsmitteln
löslichen Celluloseäthern oder estern, Polyvinylverbindungen, Harzen, Superpolyamiden
od. dgl. zur Anwendung kommen.
-
Die Durchführung des Verfahrens wird durch die Zeichnung veranschaulicht.
In Fig. 1 ist ein Behälter, in dem sich ein Koagulationsbad befindet, mit 1 bezeichnet.
-
Das Bad hat die für die Herstellung von Cellulosehydratfolien übliche
Zusammensetzung. 2 ist die Spinndüse, aus der die Spinnmasse, z. B. Viskose, austritt.
Mit 3 ist die entstehende Folienbahn bezeichnet. 4 ist ein gekrümmter Rundstab,
welcher bewirlct, daß die mittleren Teile der Bahn einen längeren Weg zurücklegen
als die Randteile.
-
Zweckmäßig ist der Stab 4 um eine Achse, die durch seine Enden hindurchgeht,
schwenkbar. 5 ist eine Förderwalze üblicher Art.
-
Die Fig. 2 und 3 zeigen zwei Ausführungsformen des Stabes 4 aus Fig.
I. Die Krümmung des Stabes hängt von der Größe der gewünschten Querdehnung, der
Folienbreite und den sonstigen Arbeitsbedingungen ab.
-
Der Stab kann aus verschiedenartigem Werkstoff, z. B. aus Nickel oder
Glas bestehen.
-
Es ist zweckmäßig, ihn besonders dann, wenn er aus weniger widerstandsfähigem
Werkstoff besteht, mit einer Umkleidung aus Gummi zu versehen An Stelle eines Stabes
kann auch ein Rohr Verwendung finden. Auch kann man die Bahn beispielsweise um die
abgerundete und entsprechend gekrümmte Kante einer Platte herumftihren. Die Entfernung
des Stabes 4 von dem Spinnschlitz der Düse 2 beträgt vorteilhaft nicht mehr als
75 cm, wenn die Vorrichtung zur Herstellung von Cellulosehydratfolien, beispielsweise
Viskose folien, verwendet werden soll und die Spinngeschwindigkeit etwa 30 bis 70
m pro Minute beträgt. Die Bahn hat dann bereits genügend Festigkeit, um das Hinwegziehen
über den Stab ohne Beschädigung zu ertragen) und ist andererseits noch hochplastisch,
so daß die Querstreckung leicht vonstatten geht. Gegebenenfalls können noch weitere
Stäbe nach der' Art des Stabes 4 vor oder auch hinter der Walze 5 vorgesehen werden.
-
Bei der Herstellung von Cellulosehydratfolien ist es bekannt, die
zu trocknenden Folien über bombierte Führungsrollen zu leiten. In diesem Stadium
weisen die Cellulosehydratfolien jedoch die für die Anwendung des Verfahrens gemäß
der Erfindung notwendige hohe Plastizität nicht mehr auf. Die An wendung des Verfahrens
nach der Erfindung auf Cellulosehydratfolien geschieht daher während der Naß;behandlung
der Folien, vorzugsweise in den Koagulations- und Regenerationsbädern.
-
Man hat auch schon vorgeschlagen, auf Cellulosehydratfolien bei ihrer
Herstellung einen Querzug mittels.Walzen aus mehreren' in-und gegeneinander axial
verschiebbaren Umflächenteilen auszuüben. Demgegenüber bedeutet das Verfahren der
Erfindung eine wesentliche Vereinfachung, da seine Durchführung mit einfacheren
Mitteln möglich ist, als sie bei dem bekannten Verfahren erforderlich sind.
-
Beispiel Viskose mit einem @ Cellulosegehalt von 8, 50/o und einem,
Natriumhydroxydgehalt von 6,5 0/o wird zur Herstellung einer Cellulosehydratfolie
in
üblicher Weise aus einer Schlitzdüse gesponnen. Die Düsenlippen befinden sich unter
der Oberfläche eines Koagulationsbades, welches 12% Schwefelsäure und 18% Natriumsulfat
enthält. Nachdem die entstebende Bahn etwa 25 cm durch das Bad hindurchgelaufen
ist, wird sie um einen gekrümmten Rundstab von der Art, wie er in Fig. 3 der Zeichnung
dargestellt ist, herungeführt. Nachdem die Bahn dann bei ihrem weiteren Lauf durch
das' Bad über eine übliche Förderwalze geführt worden- ist, läuft sie um einen zweiten
gekrümmten Rundstab derart, wie er durch Fig. 2 der Zeichnung veranschanlicht wird.
Der erste Führungsstab bewirkt, daß sich der Mittelpunkt der Bahn von der die Bahnränder
verbindenden Linie um etwa 15 cm entfernt. Der zweite Führungsstab bewirkt eine
Entfernung des Bahnmittelpunktes von der erwähnten Linie um weitere 10 cm. Die Querstreckung
beträgt 10 + 4, d. h. also insgesamt 14%. Der erste Führungsstab sucht den mittleren
Teil der Bahn mehr zu dehnen als die Ränder. Dies ist vorteilhaft, weil die empfindlichen
Randpartien auf diese Weise nicht überdehnt werden. Der zweite Führungsstab bewirkt
eine gleichmäßige Streckung der Bahn über ihre ge samte Breite. Die Weiterbehandlung
der Bahn nach dem Verlassen des Koagulationsbades erfolgt in üblicher, aus der Viskosetechnik
bekannter Weise.