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Verfahren zum Betriebe einer mit geformter Gasreinigungsmasse beschickten
Kastenreinigeranlage In unserem Patent 6078i9 wurden die Schwierigkeiten dargetan,
die sich der Regeneration geformter Gasreinigungsmassen in den Turmreinigern entgegenstellen.
Es wurde beschrieben, daß durch die Wechselwirkung der Verschweflungs- und Regenerationsreaktionen
sich die Außenschicht mit einer schalenartigen Schwefelablagerung versieht, die
dem Gas den Eintritt ins Innere der geformten Masse sehr erschwert. Hierdurch läßt
aber die Leistungsfähigkeit der Massen begreiflicherweise erheblich nach. Als Ursache
der Schalenbildung, die sich. anfänglich nur in den oberen Teilen der Turmreiniger
bemerkbar macht, wurde ermittelt, daß bei verhältnismäßig geringen Schwefelwasserstoffgehalten
des zu reinigenden Gases die Außenschichten geformter Massen zur Entschweflung ausreichen,
während das Innere der Formlinge dadurch nur mit schwefelfreiem Gas in Berührung
kommt. Bei dem erwähnten vielfachen Wechsel von Regeneration und Verschweflung dieser
Außenschichten lagert sich der elementare Schwefel in der Außenhaut ab und bildet
so die Schale.
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Als Mittel zur Vermeidung der unerwünschten Schalenbildung gibt das
Patent 6078t9 an, daß man die Turmreiniger nur abschnittweise regenerieren darf,
wobei die stark verschwefelten Abschnitte stets öfter regeneriert werden müssen
als die schwach v er schwefelten.
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Es hat sich nun gezeigt, daß sich diese Art der Regenerierung auch
auf den Betrieb von Kastenreinigeranlagen übertra-en läßt, wenn man die Schaltung
der einzelnen Kästen im Sinne vorliegender Erfindung vornimmt.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden. Kastenreiniger mit geformter
Gasmasse zu füllen, um auf diese Art und Weise eine höhere Massenmenge in die Kästen
zu verstauen. Bei der praktischen Durchführung unserer Vorschläge wurde nun bei
uns festgestellt, daß das Verfahren in den bisher bekannten Ausführungsformen nicht
anwendbar ist. Setzt man dem zu entschwefelnden Gas in der heute allgemein üblichen
Weise die Regenerationsluft zu, so tritt in den letzten Kästen die im Anfang dieser
Beschreibung gekennzeichnete Schalenbildung zwangsläufig auf. Die letzten Kiisten
haben nur Gas zu entschwefeln, dessen Schwefelwasserstotf--ehalt in den vorhergehenden
Kästen stark vermindert wurde, so daß die Regenerationsluft die eingangs erwähnte
Wechselwirkung zwischen der verschwefelten Aul,3enschicht der Massen und Oxydationsluft
lieryorruft.
Die Folge davon ist, daß das Innere der geformten Massen
nicht mehr oder nur schwer mit schwefelhaltigem Gas in Berührung kommt und es daher
unmöglich ist, die Formlinge auf einen wirtschaftlich tragbaren Gehalt an elementarem
Schwefel zu bringen. Die Formlinge werden infolge der in der Außenhaut sitzenden
Abscheidung des elementaren Schwefels für eine weitere Schwefelaufnahme unbrauchbar
und müssen aus den Reinigern entfernt werden, obwohl sie in ihrem Innern noch große
Mengen aktiven Eisenoxydh_vdrates besitzen.
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Die nachstehend beschriebene Erfindung ermöglicht nun, die erfinderischen
Maßnahmen und Erkenntnisse des Patents 607 8r9 auch auf den Betrieb von Kastenreinigern,
die mit geformter Masse gefüllt sind, zu übertragen. Danach werden die hintereinandergeschalteten
Kästen wie die Abschritte eines Turmes betrachtet, so daß die dem Gasweg zunächst
liegenden Kästen dem untersten 1leter eines Turmes entsprechen. Der vorderst geschaltete
Kasten stellt dann den untersten Abschnitt dar, der zweite Kasten den darüberliegenden,
der dritte Kasten den nächsthöheren usw. Die Anlage wird dann so betrieben, daß
das zu entschwefelnde Gas zuerst in üblicher eise die mit frischer Masse gefüllten
Kästen durchströmt, wobei die Massen des ersten Kastens sich durch und durch verschwefeln,
während in den nachgeschalt°ten Kästen die Verschweflung eine immer geringere sein
wird und sich zum Teil nur noch in der Außenschicht der Formlinge erreichen läßt.
Sobald der erste Kasten durch und durch verschwefelt ist, wird er aus dein Gasweg
herausgenommen und für sich mit Luft regeneriert. Während der Zeit seiner Regeneration
nimmt der Kasten 2 'die Hauptmenge des Schwefels auf. Ist Kasten i regeneriert,.
so wird er nicht, wie bisher üblich, als letzter Kasten eingesetzt, sondern nimmt
wieder den ersten Platz ein, um sich weiter aufzusättigen. Hat auch der Kasten -2
einen genügenden Gehalt an Schwefeleisen, d. h. sind auch seine 'lassen durch und
durch verschwefelt, so wird auch er aus dein Gasweg genommen und finit Luft wiederbelebt.
Da, erfahrungsgemäß die benötigten Regenerationszeiten kürzer sind als die Verschweflungsperioden,
so wird der Kasten i häufiger aus dem Gasweg aus-,geschaltet als der Kasten 2 und
dieser wieder häufiger als der Kasten 3, der ja finit fortschreitender Verschweflung
der ersten beiden Kästen mit der Zeit auch durch und durch verschwefelt wird. Hat
der Kasten t einen genügend hohen Prozentsatz elementaren Schwefels in seinen 'lassen
eingelagert, wird der Kasten i entleert, finit frischer \las#e gefüllt und an die
letzte Stelle geschaltet; Kasten 2 nimmt nun seine Stelle als vorderster Kasten
ein. Auf diese Weise ist es möglich, daß man unter Erhaltung des Gegenstromprinzipes
die Regeneration der Reinigungsmassen vornimmt, ohne daß eine Schalenbildung auftreten
kann.
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Das nachfolgende Ausführungsbeispiel sowie die Beschreibung des Pa@entS
607 819 verdeutlichen das Prinzip und die Anwendung desselben im Sinne der
Erfindung. Ausführungsbeispiel Fünf Kästen werden in der üblichen i-, 2-, 3-, 4-,
5-Schaltung mit geformter Masse gefüllt. Das zu entschwefelnde Kokereigas mit io
g Schwefelwasserstoff pro Kubikmeter wird mit einer Geschwindigkeit vor. 2o mm/sec.
durch die Kästen hindurchgeschickt. \Tach erfolgter Verschweflung der 'lassen des
Kastens i wird dieser ausgeschaltet und in an sich bekannter Weise mit Luft regeneriert.
Nach erfolgter Regenerierung wird er wieder in den Gasweg eingeschaltet. Dieser
Vorgang wird wiederholt. Nach der drittmaligen Regeneration des Kasten i -wird auch
der Kasten 2 einmal ausgeschaltet und regeneriert. Es erfolgen nun wieder drei Regenerationen
des Kastens i, worauf wieder Kasten :2 einmalig wiederbelebt wird. Nach Einschaltung
der wiederbelebten Kästen i und 2 wird diesmal auch Kasten 3 regeneriert und wieder
eingeschaltet. Diese ganze Verfahrensweise, bei der also Kasten i häufiger als Kasten
2 und dieser häufiger als Kasten 3 regeneriert wird, wiederholt sich mehrfach. Im
Verlauf dieses Wechsels von Regenerations- und Verschweflungsperioden ist allrnählich
der Gehalt der hassen des Kastens i auf 45'/, Schwefel gestiegen, worauf dieser
Kasten völlig entleert wird. Mit neuer 'lasse beschickt, wird er an letzte Stelle
geschaltet, während der Kasten 2 nun als vorderster Kasten arbeitet.
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Selbstverständlich sind die bei vorliegender Erfindung zugrunde gelegten
Zeiten für die Regenerations- und V erschweflungsperioden jedesmal den vorliegenden
Verhältnissen anzupassen. Sie sind selbstverständlich stark abhängig von dem Schwefelgehalt
des zu reinigenden Gases, wie auch von den in den Reinigern angewendeten Gasgeschwindigkeiten.
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Desgleichen läßt sich das Verfahren natürlich auch bei Reinigungsverfahren
anwenden, die unter Druck arbeiten.