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Verfahren zum Behandeln von Cellulosederivatfasern In der -Textilindustrie
werden nicht selten auch wasserfreie oder fast wasserfreie fette oder mineralische
Öle bzw. Mischungen vorn Ölen, Fetten, Fettsäuren, Wachsen, Harzen u. dgl. verwendet.
Diese Stoffe können als solche oder in Form ihrer Lösungen in organischen Lösungsmitteln
auf die Fasern, Gewebe usw. aufgebracht werden. Insbesondere werden derartige Präparate
bei der Ölung oder Schlichtung von trocken gesponnenen Cellulosederivatfäden, wie
Acetatkunstseide, bevorzugt, wofür man bekanntlich jede umständliche Naßbehandlung
mit wäßrigen Flotten zu vermeiden, sucht.
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Gegenüber der Behandlung von Faserstoffen mit Ölemulsionen oder mit
wäßrigen Lösungen wasserlöslicher Öle hat die Imprägnierung mit wasserfreien Ölpräparaten
allerdings den Nachteil, daß auch die geölten Garne, namentlich bei trockener Witterung,
noch mehr oder weniger dazu neigen, beim Reiben elektrisch zu werden, ein Umstand,
der sich z. B. bei der Verarbeitung von Acetatkunstseide sehr unangenehm bemerkbar
machen kann. Dieser Nachteil läßt sich nach einem früheren Vorschlag vermeiden,
wenn man den betreffenden Ölen oder Ölmischungen bzw. Lösungen öllösliche organische
Amine oder deren seifenartige Salze, z. B. Triäthanolaminoleat, Oleinsäure-cs-aminoäthylamidaeetat,
zusetzt. Auch öllösliche organische Sulfonate sind für diesen Zweck vorgeschlagen
worden. Sofern die Präparate in organischen Lösungsmitteln gelöst zur Einwirkung
kommen, ist die Auswahl an Zusatzmitteln - verhältnismäßig groß; es sind dann auch
manche an sich nicht oder nicht genügend mit Fettstoffen mischbare Stoffe angängig,
z. B. saure Metallseifen und- Türkischrotöle. In Abwesenheit von organischen Lösungsmitteln
ist aber die Auswahl .an brauchbaren Mitteln nur dine sehr beschränkte; und selbst
die an sich gut geeigneten Aminseifen, wie Triäthanplaminoleat, neigen zu Abscheidungen,
wenn Feuchtigkeit zutritt, besonders'wenn an sich ölunlösliche Farbstoffe zugegen
sind.
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Nunmehr wurde gefunden, daß auch mit praktisch lösungsmittelfreien
Mischungen in jeder Beziehung sehr gute Ergebnisse .erzielt werden, wenn man an
Stelle der genannten Zusatzstoffe den Ölen oder Ölmischungen öl-_ bzw. fettlösliche
Phosphatide, insbesondere Sojalecithin, zusetzt. Man ist hierbei nicht auf hochwertige,
weitgehend gereinigte Präparate allein angewiesen, sondern kann mit gutem Erfolg
auch Rohlecithin oder die bei dessen Reinigung anfallenden, billigen, für Genußzwecke
nicht verwertbaren Produkte zweiter Qualität verwenden. Die Phosphatide beeinträchtigen
nicht die Wirkung der Ölpräparatipnen, Appreturen, Harzschlichten u. dgl.; sie wirken
im Gegenteil griffverbessernd, ohne im Falle von Schlichten und Appreturen' den
Fadenschluß nennenswert herabzusetzen. Da die Phosphatide, obwohl. selbst nicht
wasserlöslich, ein ausgeprägtes Emulgierungsvermögen auf Öle, Fette usw.
ausüben,
ist die Auswaschbarkeit der lecithinhaltigen Präparationen eine sehr gute.
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Die Verwendung lecithinhaltiger ölemulsionen für die Zwecke der Textilindustrie.
ist zwar bereits bekannt: die besondere Per deutung der bisher nicht üblichen wasseA,
freien oder fast wasserfreien Ölgemische mit Phosphatidzusatz für die Behandlung
von Cellulosederivatfasern ist aber bisher nicht erkannt worden.
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Besonders wichtig ist ferner, daß die Phosphatide, besonders Lecithin
enthaltende Gemische, zahlreiche an sich ölunlösliche Farb Stoffe, -z. B. basische
Farbstoffe, saure Derivate von solchen, viele andere saure Farbstoffe, Farblacke
aus sauren Beizenfarbstofien, organische Pigmentfarbstoffe aus basischen Farbstoffen,
Komplexsäuren, sehr gut lösen. Man kann auf diese Weise den ölpräparaten und damit
auch den mit diesen behandelten Faserstoffen eine beliebige Kennfärbung erteilen.
Hierbei ziehen diese in den verschiedensten Tönen zur Verfügung stehenden Farbstoffe
unter den gegebenen Arbeitsbedingungen auf die in beliebigen Garnmischungen oder
Geweben vorhandenen anderen Faserstoffe nicht auf; insbesondere lassen sie auch
Celluloseesterseide, wie Acetatseide, vollständig weiß, während die bekannten Fettfarbstoffe,
meist wasserunlösliche Azofarbstoffe oder fettsaure Salze basischer Farbstoffe,
diese Fasern fast ausnahmslos mehr oder weniger stark irreversibel anfärben. Manche
obige Farbstoffe lösen sich schon in der Kälte spielend, andere erst beim >Jrwärmen;
hierbei ist es zweckmäßig, :erst den Farbstoff in Lecithin zu lösen und diese Lösung
den Ölen u. dgl. zuzusetzen. Die so bereiteten gefärbten Mischungen sind bemerkenswert
beständig und neigen sehr wenig zu Ausscheidungen, auch nicht in Gegenwart geringer
Mengen Wasser, gegen das die bekannten `Farbstofflösungen in- aminseifenhaltigen
Ölen ziemlich empfindlich sind.
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Beispiel Acetatkunstseide wird am laufenden Faden unmittelbar nach
dem Austritt des Fadens aus der Spinnzelle imprägniert mit folgender Mischung
Kokosöl .......................... 3o Teilen |
geblasenem Rüböl ................ 30 - |
farbloses Paraffinöl ............... 30 -, |
Sojalecithin (Textillecithin des Han- |
dels) .......................... 1o - |
Patentblau V (Schulz, Farbstoff- |
tabellen, 5. Auflage, Nr. 543). .... 0,25- |
Der Faden erhält einen weichen Griff und läßt sich sehr gut verarbeiten. Beim Waschen
mit einer Seifenlösung verschwindet die Färbung vollständig, ohne daß gleichzeitig
anwesende andere Faserstoffe, wie Wolle, Baumwolle, Naturseide oder Viscosekunstseide,
angeschmutzt werden.