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Verfahren zur Entfernung von Wolle oder Haaren von Häuten oder Fellen
Zur Ausführung des in der Lederindustrie unter der Bezeichnung Schwödeprozeß bekannten
Verfahrens sind zahlreiche Vorschläge bekanntgeworden. Trotzdem weist der Schwödeprozeß
auch heute noch Nachteile auf, die .gemäß vorliegender Erfindung in einer Weise
beseitigt werden, wie dies mit keinem der bisher bekannten Verfahren möglich gewesen
ist. Man hat gefunden, daß nur ein Enthaarungsmittel in Betracht kommen kann, das
folgende Bedingungen restlos erfüllt: r. Das Enthaarungsmittel darf nicht teuer
sein und muß sich für den praktischen Massenverbrauch eignen.
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2. Die Oberflächenspannung des Enthaarungsmittels muß so niedrig sein,
daß nach Möglichkeit .dieses Mittel nur die Wurzeln der Haare und ihre unmittelbare
Umgebung angreift, so daß die Entfernung der oberen Hautschichten, die zur Erhaltung
eines vollständigen Flaums auf der Oberfläche wesentlich sind, ebenso wie die Entfernung
des Narbens mit der Wolle vermieden wird.
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3. Die Ablagerungen auf der Haut und den Haaren sollen soweit als
möglich aus löslichen Salzen und Verbindungen bestehen, damit sie leicht entfernt
werden können, ohne daß die Haut und/oder die Haare einer schädlichen und schärferen
Behandlung zur Entfernung dieser Ablagerungen unterworfen werden müssen.
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Die bisher bekannten Enthaarungsmittel enthielten neben Natriumsulfid
auch Kalk, und zwar zu dem Zweck, um den erforderlichen Alkalitätsgrad während des
Prozesses aufrechtzuerhalten. Es hat sich jedoch herausgestellt, daß der Kalk nicht
nur für die Haut, sondern auch für das Haar schädlich ist, da die zwischen Natriumsulfid,
Wasser und Kalk stattfindenden Reaktionen unter anderem unlösliche Calciumverbindungen
bilden, während andererseits die Lösung bei ihrer hohen Oberflächenspannung die
Neigung hat, an der Innenseite des Haares durch Kapillarattraktion emporzusteigen,
wodurch die ' Haare bzw. die Wolle Schaden erleidet. Abgesehen von diesem Nachteil
muß auch der Kalk zusammen mit Natriumsulfid in heißem Wasser gelöst werden, um
wirklich zufriedenstellende Resultate zu erhalten. Dabei wird ein ätzendes Präparat
gewonnen, das leicht die Hände der Arbeiter angreift.
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Bei dem Verfahren gemäß vorliegender Erfindung werden nun Wolle oder
Haare von Häuten oder Fellen dadurch entfernt, daß man eine Mischung aus etwa q.ooo
bis 5ooo Gewichtsteilen Wasser, 8oo bis goo Gewichtsteilen Natriumsulfid, z zo Gewichtsteilen
Seife, 3o Gewichtsteilen eines Öles, wie Klauenöl,
Zoo Gewichtsteilen
Kleienmehl o. dgl. und gegebenenfalls , 3,25 Gewichtsteilen Naphthalin auf- die
Fleischseite der Häute oder Felle aufträgt.
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Ein derart zusammengesetztes, aus Natriumsulfid mit einem Emulgator
aus Seife, ferner aus Öl und schließlich aus Kleie als Verdickungsmittel bestehendes
Enthaarungsmittel weist nun Vorteile nach verschiedenen Richtungen auf. Es haftet
in seiner Eigenschaft als fließende Paste in jeder Lage auf dem Fell. Während fernerhin
bei allen anderen Enthaarungsmitteln eine mindestens teilweise Zerstörung der Haare
oder der Wolle durch Kapillarwirkungen unvermeidlich ist, wird die Wolle bei Anwendung
des Enthaarungsmittels gemäß der Erfindung in höchstem Maße geschont, gleichzeitig
wird ein vollkommen gleichmäßiges Entwollen erreicht. Das vorliegende Enthaarungsmittel
hat außerdem auch noch den Vorteil, daß es monatelang haltbar ist.
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Nicht unerwähnt sei 'schließlich noch, daB die erfindungsgemäße Mischung
nicht annähernd so schädlich für die Hände und Kleider der Arbeiter ist als andere
Mittel. So können z. B. die Arbeiter die nackten Hände zum Entwollen gemäß der Erfindung
benutzen.
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Der Zusatz geringer Mengen von Naphthalin dient zur De sodorierung.
, , Die Ausführung des Verfahrens gemäß vorliegender Erfindung geschieht zweckmäßig
so, daß das Natriumsulfid zu Pulver gemahlen und in das kalte Wasser eingerührt
wird; dann wird langsam die Seife zugesetzt und das Ganze eine Zeitlang weitergerührt,
darauf wird das C51 und Naphthalin eingerührt und schließlich das Kleienmehl, welchem
vorher zwecks Herstellung einer konsisten Paste ein Teil der ursprünglichen Wassermenge
zugesetzt war, zugegeben, bis das Präparat die Konsistenz einer dicken Emulsion
angenommen hat.
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Das Präparat kann dann in üblicher Weise auf die Fleischseite der
Häute oder Felle aufgestrichen werden. Nach der Entfernung der Wolle werden die
Häute in eine Kalkbrühe in Fässer geworfen und dort während 24 Stunden in Bewegung
gehalten. Die Häute werden dann während 7 Tage in Haufen aufgeschichtet und in üblicher
Weise entfleischt und eingesalzen.