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Verfahren zum. Lagern chromgarer Häute und Felle in ungefärbtem Zustande
Es ist bekannt, chromgare Leder dadurch gerbfrisch und in farbbarem Zustande zu
erhalten, daß man sie unter Zuführung von Feuchtigkeit, z. B. durch häufiges Aufspritzen
von Wasser, lagert. Auch wurde vorgeschlagen, chromgare Leder in gekühlte Wasserbäder
einzuhängen. Abgesehen davon, daß diese Verfahren ständige Wartung bzw. besondere
Kühleinrichtungen erfordern, lassen sie sich nur für kürzere Zeiträume, z. B. für
mehrere Wochen, durchführen, wenn die Leder den gleichen Charakter behalten sollen.
Es ist weiterhin vorgeschlagen worden, die Lagerung in geschlossenen und auf einem
bestimmten Feuchtigkeitsgrad gehaltenen Räumen vorzunehmen. Auch dieses Verfahren.
setzt besondere, in Lederfabriken im allgemeinen nicht vorhandene Einrichtungen
voraus. Außerdem neigen die Leder hier wie bei den bereits erwähnten Verfahren zur
Schimmelbildung und erleiden starke Schäden, sobald sie mit Luft in Berührung kommen.
Soweit hierzu konservierende Dämpfe von z. B. Formaldehyd benutzt werden, treten
gesundheitliche Schädigungen der in diesen Räumen Beschäftigten ein. Schließlich
sind Verfahren bekanntgeworden, chromgare Leder vor der Lagerung mit verschiedenen
Substanzen, z. B. Salzen aromatischer Sulfosäuren oder Türkischrotöl und Zucker,
Glycerin u. dgl" zu behandeln. Die erstgenannten Stoffe sind wegen ungenügender
antiseptischer Wirkung nur bedingt anwendbar; die letzteren kommen für das praktische
Arbeiten nicht in Frage, weil. sie gute Nährböden für Bakterien und Schimmelpilze
darstellen. Nach einem anderen Verfahren behandelt man gegerbte Häute mit Lösungen
hygroskopischer Salze,. z. B. Ca1-ciumchlorid, trocknet die Flaute bis zur Erreichung
einer bestimmten Schrumpfung und weicht sie dann unter gleichzeitigem Auswaschen
des Salzes wieder ein, wobei die Schrumpfung des Leders erhalten bleibt.
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Es wurde nun gefunden, daß man chromgare Leder in technisch vollkommener
Weise ohne die Nachteile der vorbeschriebenen Verfahren in gerbfrischem Zustande
erhalten kann, wenn man sie nach der Gerbung oder nach dem Falzen mit einer Lösung
eines Gemisches aus dhlorcalcium oder Magnesiumchlorid und antiseptischen Stoffen
behandelt und ohne Trocknung aufbewahrt. An Stelle von Calcium- oder Magnesiumchlorid
sind auch andere hygroskopische Stoffe anwendbar, z. B. Glykol oder solche, die
Wasser leicht abgeben, z. B. feuchte Sägespäne. Als antiseptische Stoffe kann man
Natriümfluorid, P-Naphthol oder andere fäulnis- und schimmelhemmende Konservierungsmittel,
wie p-Chlor-m-kresol, Salicylsäure oder eine Mischung aus Borsäure und Phenol u.
dgl., verwenden. Die Behandlung mit den angegebenen Mitteln kann auch während oder
vor der Gerbung vorgenommen werden.
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Die in dieser Weise behandelten Leder werden in beliebigen Räumen
eingelagert, zweckmäßig bei Temperaturen über o° C, z. B. in Kellern. Bei Bedarf
entnommene Leder können dann sofort gefalzt oder gefärbt werden.
Der
neue technische Effekt gegenüber bekannten Verfahren besteht darin, daß durch diese
Behandlung der Charakter des Leders in keiner- Weise verändert wird; daß das beanspruchte
Verfahren gegenüber anderen bekannten Verfahren eine einwandfreie mustergetreue
Färbung ermöglicht und daß der Narben feiner und geschlossener wird, was. öfter
auch gegenüber einem in einem einzigen Arbeitsgang hergestellten Leder m Erscheinung
tritt. Demgegenüber wurden. bei Vergleichsversuchen bei den erwähnten und vorbeschriebenenVerfahren
ausnahmslos entweder Schädigungen des Leders durch Schimmelbildung oder Bakterien
oder Antrocknung oder aber Veränderungen des Charakters dieser Ledersorten beobachtet,
so daß das gelagerte Leder sich in allen diesen Fällen von einem in einem einzigen
"Arbeitsgang hergestellten nmterschied. Aus diGründen konnten sich .die bisher -b.ekanntgewordenen
Verfahren einer feuchten Lagerung in der Praxis nirgends durchsetzen und behaupten:
Beispiele i. In üblicher Weise ausgegerbtes Chromleder wird bis zür vollkommen=
-Auftialnne (1/2 his I Stunde) mit einer Flotte behandelt, Urelche 2 0/Q vom Ledetgewichieines
dispexb erten Gemisches aus Chlorcalcium oder Vlagnesuznchlorid und P-Naphthol enthält.
Das. Leder wird dann. in, einem Raume mit möglichst gleichbleibender Temperatur
und Luftfeuchtigkeit in Stapeln von etwa i m Höhe geschichtet und gegebenenfalls
mit wasserdicht imprägnierten Segel- oder Wachstuch bedeckt.
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2. Auf feuchtes chromgares Leder wird durch Einbürsten ein Gemisch
von Fluornatrium und Sägespänen in wäßriger Aufs c 'hwemr nung aufgetragen und die
so behau.-delten Ledergelagert, wie in Beispiel i angegeben.
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3. Ein nach Beispiel z oder 2 etwa 1/2 Jahr gelagertes Chromleder
wird gefalzt und neutralisiert und in bekannter Weise gefärbt. Das in üblicher Weise
z. B. mit 2 % sulfoniertem Klauenöl und 1/¢ % Seife gelickerte Chromleder zeigt
eine mustergetreue Färbung.