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Verfahren zur Herstellung von Beizen für das Färben von Leder. Es
ist bekannt, vegetabilisch gegerbte Leder entweder mit sauren oder basischen Farbstoffen
zu färben, während die substantiven Farbstoffe praktisch nicht zum Färben solchen
Leders verwendet werden.
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Um in der Chromlederfärberei volle Töne zu erzeugen, muß man in einem
Bad fertigfärben, das aus basischen Farbstoffen besteht. Um solche basische Farbstoffe
verwenden zu können, muß man aber das Leder mit vegetabilischen Stoffen, wie z.
B. Sumach oder Gambier, oder mit sauren Farbstoffen grundieren, die gleichzeitig
auch als Beize für die Endfärberei dienen. Statt der sauren kann man ebensogut substantive
oder Alizarinfarbstoffe verwenden. Eine Verwendung von basischen Farbstoffen ist
also ohne vorhergehende entsprechende Behandlung nicht möglich. Ebenso sind die
Schwierigkeiten bekannt, auf die man stößt, wenn man Handschuhleder mit Teerfarbstoffen
färben will.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
von Beizen für das Färben von Leder. Gemäß der Erfindung läßt man Metallverbindungen
(wie von Chrom, Eisen, Aluminium, Kupfer usw.) auf r - Amino - 8 - naphtholsulfosäuren
zwecks Erzeugung einer organischen komplexen Metallverbindung einwirken.
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Es hat sich nämlich gezeigt, daß, wenn man zum Beizen metallorganische
Komplexverbindungen von Sulfosäuren der aromatischen Reihe verwendet, die Amino-
und Hydroxylgruppen enthalten, gleichmäßige und volle Töne in der Färberei eines
beliebigen Leders erzeugt werden können. Gleichzeitig kann man beachtenswerte Ersparnisse
an Farbstoffmengen erzielen und sogar in der Färberei von vegetabilisch gegerbtem
Leder und von Handschuhleder suhstantive Farbstoffe verwenden, die bis jetzt praktisch
nicht verwendet wurden, weil sie keine gute Affinität für solche Lederfaser hatten.
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Die nach dem neuen Verfahren hergestellten Beizen erlauben nicht nur
die vegetabilischen Gerbstoffe, wie z. B. Suinach, Garnbier, Palmetto usw., sondern
auch die ebenfalls zum Grundieren benutzten sauren Substantiven oder Alizarinfarbstoffe
zu verdrängen, indem man sofort die basischen Farbstoffe anwenden kann.
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Je nachdem man die metallorganischenKomplexverbindungen, die Chrom,
Eisen, Kupfer, Aluminium usw. enthalten, verwendet, bekommt man verschiedene Grundfarben,
die sich für jede beliebige Nuance eignen.
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In der Handschuhlederfärberei ist die Beobachtung gemacht worden,
daß die neuen Beizen nicht nur durch die Lederfaser durchdringen, sondern daß sie
vielmehr auch das Durchdringen von den substantiven Farbstoffen ermöglichen und
begünstigen, was sonst nur sehr schwer und umvollständig erreicht werden kann.
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Die Beizen können in der Handschuhlederfärberei auf dein broschierten
Leder mittels Bürste aufgetragen und dann mit einem beliebigen, zweckentsprechenden
Teerfarbstoffe ausgefärbt werden. Die Beizen haben sich
auch in
der Färberei von Ledern, die mittels synthetischer Gerbstoffe aufbereitet sind,
bewährt, da die synthetischen Gerbstoffe sonst manche organische Farbstoffe verblassen
lassen. Die Beizen können entweder allein oder auch mit den gewöhnlichen Beizen
oder Farbstoffen zusammen angewandt werden, werden aber von den meisten basischen
Farbstoffen niedergeschlagen. Es ist . deshalb empfehlenswert, diese neuen Beizen
mit den vegetabilischen Gerbstoffen zusammen zu verwenden, die sie doch ersetzen
sollen. Die Beizen ergeben eine glatte und zarte Narbe des Chromleders. Man spart
an Anilinfarbstoffen und bekommt trotzdem volle, satte und gedeckte Töne, ohne daß
die Eigenschaften des Leders vor oder nach der Zurichtung etwa zu leiden hätten.
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Man kann solche Komplexe bereiten, indem man z. B. Chromhydroxyd (oder
die Hydroxyde von Eisen, Aluminium, Kupfer usw.) mit sauren Natrium- oder Kaliumverbindungen
oder mit anderen Substanzen, die solche Hydr oxyde lösen können, zusammenmischt
und dann noch Natriumkarbonat o. dgl., essigsaures Natron oder andere Salze organischer
Säuren zufügt. Als Amno- und Hydroxy lgruppen enthaltende Säuren kann man z. B.
i-Amino-8-naphthol-3, 6-disulfosäure verwenden. Alle diese Körper werden innig miteinander
vermischt und beim Gebrauch im Wasser gelöst.
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Man erhält so eine Lösung, die sofort braun wird und begierig vom
Leder aufgesaugt wird. Das Leder nimmt gleich davon i bis 3 und sogar noch mehr
Prozent auf. Diese Aufnahme geschieht auch bei gewöhnlicher Temperatur, wird aber
durch Erwärinen auf 4o bis 6o° begünstigt.
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In allen Fällen können statt der i-Amino-8-naphthol-3, 6-disulfosäure
auch andere äquivalente Säuren entweder einfacher oder höherer molekularer Zusammensetzung
verwendet werden. Statt der Hydroxyde können Oxyde der obengenannten Metalle oder
essigsaure oder andere organisch-saure Salze des Kupfers, Chroms, Aluminiums usw.
verwendet werden. Statt daß man solche Salze zuerst niederschlägt und dann wieder
löst oder die zu ihrer Bildung nötigen Substanzen zumischt, können auch die schon
gebildeten , mineralischen oder organischen Salze zur Anwendung gelangen.
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Die Herstellung der Beizen kann nach folgenden Beispielen geschehen.
A. Chrombeize I.
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ioo Teile i-Amino-8-naphthol-3, 6-disulfosäure, 2o,6 Teile käufliches
Chromoxyd, 30 Teile wasserfreies Natriumkarbonat, 4o Teile wasserfreies Natriumazetat
und 6o Teile Natriumbisulfat werden innig miteinander verrieben und vermischt, bis
die Masse eine homogene Farbe angenommen hat. Man erhält 27o Teile Beize.
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B. Manganbeize.
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ioo Teile i-Amino-8-naphth01-3, 6-disulfosäure, 3o Teile wasserfreies
Natriuinlcarbonat, 3o Teile Kaliumpermanganat, 2o Teile NatriumbisAat und 2o Teile
Seignettesalz werden innig miteinander verrieben und ver-:nischt. Man erhält Zoo
Teile Beize.
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C. Kupferbeize.
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ioo Teile i-Amino-8-naphthol-3, 6-disulfosäure, 78 Teile käufliches
Kupfersulfat, 4.ö Teile Natriumazetat, 3o Teile wasserfreies Natriumkarbonat und
6o Teile kristallisiertes Natriumbisulfat werden innig miteinander verrieben und
ergeben 3o8 Teile Beize. D. Eisenbeize.
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ioo Teile i Amino-8-naphtli01-3, 6-disulfosäure, 87 Teile Ferrosulfat,
4o Teile Natriuniazetat, so Teile wasserfreies Natriumkarbonat, 6o Teile kristallisiertes
Bisulfat werden tüchtig miteinander verrieben und ergeben 117 Teile Beize.
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E. Chrambeize II.
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ioo Teile i-Amino-8-naphthol-3, 6-disulfosäure, io Teile käufliches
Natriumphosphat, 6 Teile Chromsulfat werden tüchtig miteinander verrieben- und ergeben
116 Teile :>Chrombeize II«.
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Beispiele -für die Lederfärbung. Beispiel i. Chromleder im Faß.
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roo kg gefalzte und neutral gemachte Chromleder werden mit heißem
(6o° C) Wasser erwärmt und gewaschen. Nun läßt man in das Faß 16o 1 Wasser von 6o°
C einlaufen, und durch die hohle Achse läßt man dann die Beizlösüng zufließen, die
aus 3 kg Chrombeize l (A) in 4o l warmem Wasser besteht. Das Faß läuft dreiviertel
Stunde; nach dieser Zeit ist die Lösung ganz erschöpft, und ohne ein neues Bad zu
bereiten, wird mit dem basischen Farbstoff ausgefärbt. -Zu diesem Zwecke sind 500
g = x@2 Prozent braunen basischen Farbstoffes verwendet worden, die in üblicher
Weise gelöst, filtriert und dem Farbbad zugegeben worden sind. Nach halbstündigem
Laufen war die Farbstoffmenge vollständig aufgenommen. Es
folgte
dann die Fe ttung und Zurichtung in fblicher Weise.
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Beispiel 2. Alaungegerbte Leder, im Fasse gefärbt zu Chairleder.
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Die alaungegerbten Felle werden wie üblich zweimal im Fasse mit lauwarmem
Wasser ausbroschiert und nach jedesmaligem Abtropfen im Fasse gebeizt. Für i oo
mittelgroße Felle, die vor dem Broschieren io kg gewogen hatten, wurden 3oo g Manganbeize
(B) in Wasser warm gelöst, zu ioo 1 lauwarm 3o° C- verdünnt und die verdünnte Beizbrühe
den gewaschenen Fellen zugeführt. Nach einer Stunde ist die Beize vollständiaufgenommen,
und die Leder haben eine satte braune Farbe angenommen.
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\ un löst man 3oo g eines Substantiven schwarzen Farbstoffs warm auf,
verdünnt mit Wasser von 30° C zu ioo 1, und läßt die Lösung auf die vorgebeizten,
im Fasse befindlichen und abgetropften Leder einwirken. Nach einer Stunde sind die
Felle durch und durch gefärbt und die Flotte nicht ganz erschöpft. Die Fettung und
Zurichtung erfolgen nach den üblichen Methoden, die keiner besonderen Erläuterung
bedürfen. An dieser Stelle ist zu erwähnen, daß, wie sonst bei den üblichen Methoden,
hier zuweilen eine Nachfärbung mittels Bürste nach der dritten Schmirgelradverarbeitung
(Schleifen) notwendig ist, um eine besonders satte, dunkelgraue Farbe zu bekommen.
Beispiel 3. Alaunfelle bürstgefärbt zu Glace.
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Die alaungegerbten Felle werden, wie sonst üblich, broschiert und
dann, wenn notwendig, mit Eigelb leicht nachgefettet; hierauf werden sie auf der
Farbtafel ausgereckt und flachgelegt und ohne die sonst notwendige Urinbeize (oder
andere Beize zu demselben Zweck) mit Chrombeize II behandelt.
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io g dieser Beize werden in wenig warmem Wasser gelöst und mit kaltem
Wasser zu 5oo ccm verdünnt, und diese Beize wird in üblicher Weise mittels Bürste
(drei Aufstriche) auf die Leder aufgetragen. Die Ledernarbe nimmt eine braunrosa
Farbe an; nach jedem Aufstrich wird ausgestoßen, nach dem dritten gespült und dann
mit dem substantiv en schwarzen Farbstoff (wie oben bei Beispiel 2) ausgebürstet.
Zu diesem Zwecke werden 5 g Farbstoff warm gelöst, filtriert, mit Wasser lauwarm
zu i 1. verdünnt, und solche Lösung wird aufgebürtet (sechs Aufstriche).
Die Zurichtung erfolgt wie sonst üblich.