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Verfahren zur Herstellung von matten Gebilden aus Viscose Es sind
bereits eine ganze Menge von Verfahren bekannt, um Gebilden, die aus Celluloselösungen
aller Art hergestellt wurden, ein mattes Aussehen zu geben. Während nämlich bisher
die künstlichen Cellulosegebilde, wie Kunstfasern usw., -ein glänzendes, speckiges
Aussehen besaßen und deshalb für viele Zwecke unbrauchbar waren, wo .ein edles,
mattes Aussehen der Kunstfaser oder der daraus hergestellten Ware erwünscht war,
kann man mit dem nachfolgend beschriebenen Verfahren künstliche Gebilde, insbesondere
Kunstfäden, mit je nach Wunsch weniger oder stark mattem Aussehen herstellen.
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Um mattierte Kunstfasern zu erhalten, wurde bisher größtenteils so
verfahren, daß die Mattierung an der fertiggestellten Kunstfaser vollzogen wurde.
Dieses Verfahren hat den großen Nachteil, daß die mattierten Kunstfasern bzw. das
daraus bestehende Stück beim Färben, Waschen oder bei sonstigen Nachbehandlungen
ihr mattes Aussehen unter Umständen leicht wieder verlieren und hierbei wieder glänzend
werden kann. Z. B. ist es bei der Kunstseide sehr gut möglich, einen matten Ton
dadurch zu erzielen, daß man die Fasern mit Salzen der Tonerde tränkt. Dieses und
weitere ähnliche Verfahren zur Erzeugung matter, künstlicher Cellulosefasern sind
beschrieben in der »Kunstseide« 1925, Seite 26o. Allen dort beschriebenen Verfahren
haften jedoch Mängel an. Besonders ungünstig sind die umständlichen Hantierungen
mit mehreren Bädern, die notwendig sind, um die Mattierung der Faser zu erreichen.
Hierbei werden die empfindlichen Kunstfasern teilweise beschädigt und aufgerauht,
wodurch die betreffenden Stränge schwer verarbeitbar bzw. das betreffende Stück
unansehnlich wird.
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Ein anderes Verfahren zur Herstellung von matten Kunstfasern besteht
darin, daß man in den Celluloselösungen unlösliche organische Körper emulsioniert.
So werden beispielsweise zu diesem Zweck hochsiedende; nicht feste . Petroleumsubstanzen
mit der Viscose emulsioniert und diese Emulsion später auf normale Weise zu Fäden
versponnen. Auch andere organische und anorganische Körper sind schon als Mattzusätze
zu den Celluloselösungen in Vorschlag gebracht worden. Diese Mattzusätze, wie beispielsweise
mineralische Öle, pflanzliche oder tierische Öle, Wachse, Fette, Tetrahydronaphthalin,
Nitrobenzol, ferner Thoriumoxyd, Magnesiumseifen usw., müssen -entweder mit den
Celluloselösungen emulsioniert, darin fein verteilt oder kolloidal gelöst werden,
um beim späteren Verspinnen einen Matteffekt zu bekommen. Es ist leicht einzusehen,
daß diesem Verfahren--gewisse Mängel und Schwierigkeiten anhaften; vor allem macht
die Herstellung einer feinen gleichmäßigen Emulsion oder Dispersion der Zusatzkörper
mit-- der Viscose erhebliche Schwierigkeiten, und man erhält beispielsweise aus
ungleich emulsionierten Celluloselösungen einmal verschieden anfärbbare Kunstfasern,
zum andern führen zu große Teilchen in der Celluloselösung beim
Austritt
aus der Düse in das Spinnbad sehr leicht zu Fadenbrüchen und somit zu einer schlechten
Ausbeute an Kunstseide.
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Dem hier vorliegenden neuen Verfahren zur Herstellung von matten Gebilden,
wie Fäden, Bändern, Filmen aus Celluloselösungen, was im nachfolgenden beschrieben
wird, haften die obenerwähnten Mängel nicht an. Das gewünschte matte Aussehen z.
B. von Fäden, das selbst durch Waschen und Färben in keiner Weise verlorengeht und
durchaus beständig ist, wird ebenfalls wie bei dem Verfahren zum Verspinnen emulsionierter
Celluloselösungen beim Fällen des Cellulosegebildes, z. B. beim Spinnen der Kunstfaser,
erzeugt. Dieser Matteffekt wird dadurch erreicht, daß man Naphthole einer Viscoselösung
beliebigen Reifegrades zufügt und eine solche Viscose unter den üblichen Bedingungen
verspinnt. Die Naphthole geben der Viscose keine Emulsion, sondern sie setzen sich
mit den Komponenten der Viscose unter glattem Lösen in der Viscose um. Die Menge
der Zusatzstoffe kann je nach dem gewünschten Effekt erheblich variiert werden,
und man kann die in feiner Form im fertigen Cellulosegebilde vorhandenen Körper
darin belassen oder teilweise oder ganz z. B. aus dem fertigeri Gespinst entfernen.
-Im letzteren Falle erhält nian eine Kunstfaser, die außer dem matten Aussehen spezifisch
sehr leicht ist und der kleinen inneren Hohlräume wegen einen sehr schlechten Wärmeleiter
darstellt. Es ist selbstverständlich, daß unter der allgemeinen Bezeichnung Naphthole
auch deren Derivate verstanden werden sollen.
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Zusätze zur Viscose, die sich mit den Komponenten dieser Gelluloselösung
umsetzen, zur Herstellung von matten Gebilden, sind auch schon bekanntgeworden.
So wurden bereits Fettsäuren als Zusätze zur Viscose vorgeschlagen; diese lösen
sich jedoch nicht ohne weiteres unter Umsetzung zu Seifen in der Viscose. Abgesehen
davon, daß sie ohne besondere Zusätze überhaupt nicht oder nur sehr schwer löslich
sind, werden sie gewöhnlich auch noch sehr leicht wieder ausgesalzen; auch ist der
Matteffekt auf den fertigen Faden mit Hilfe solcher Fettsäuren ganz unerheblich.
Schwefelkohlenstoff, der sieh ebenfalls mit den Komponenten der Viscose langsam
zu einer Lösung umsetzt, wurde zur Herstellung von matten Gebilden vorgeschlagen,
ergibt jedoch nur bei unreifer Viscose einen Matteffekt, während er gerade bei gereifter
Viscose,das Gegenteil, also einen glänzenden Faden, bewirkt. Beispiel Einer Viscoselösung
werden etwa 15 % der in ihr enthaltenen Cellulose an ß-Naphthol zugefügt. Nach dem
Verspinnen dieser Viscoselösung enthält die fertige Kunstfaser den obigen Zusatzkörper
in Form feinster Partikelchen; dadurch erhält sich jenes matte Aussehen, das dem
der Näturseide sehr nahe kommt.