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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines
Polyolefin-Multifilamentgarns mit geringem Gehalt an Präparationsmittelrückständen, bei
dem man mindestens ein Filament erspinnt, das Filament in mindestens
einem Verstreckschritt verstreckt, auf ein Filament ein Präparationsmittel
aufbringt und das Präparationsmittel
wieder entfernt.
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Die
Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Umwandlung von Polyolefingarn
in ein Halbzeug oder Endprodukt. Die Erfindung betrifft außerdem ein
Polyethylengarn und ein Halbzeug oder Fertigprodukt, das nach den
Verfahren erhältlich
ist, sowie seine Verwendung bei biomedizinischen Anwendungen. Die
Erfindung betrifft ferner ein biomedizinisches Produkt, umfassend
das Garn oder Produkt.
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Ein
derartiges Verfahren ist aus der
US 5466406 A bekannt. In dieser Patentschrift
wird ein Verfahren beschrieben, bei dem man ein Präparationsmittel
auf ein oder mehrere Filamente, wie schmelzgesponnene Polypropylenfilamente
wie in den Beispielen, aufbringt, wobei das Präparationsmittel im wesentlichen
aus einem Glycerin und einem flüchtigen
Lösungsmittel,
speziell Isopropanol, und gegebenenfalls kleinen Mengen anderer
funktioneller Bestandteile besteht. Nach dem Auftragen des Präparationsmittels
wird das Lösungsmittel
schnell verdampft, z. B. durch Erhitzen abgeflasht, wodurch das
Glycerin und gegebenenfalls andere Bestandteile auf dem Garn zurückbleiben.
Das so erhaltene Garn soll zur Verwendung bei der Herstellung von chirurgischen
Artikeln geeignet sein, da das auf Glycerin basierende Präparationsmittel
nicht toxisch ist und gewünschtenfalls
durch Waschen mit Wasser aus dem Garn entfernt werden kann.
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In
der Kunstfaserherstellungstechnik herrscht die allgemeine Auffassung,
daß ein
Präparationsmittel, das
auch als Präparation
oder Präparationsöl bezeichnet
wird, eine Voraussetzung für
eine schnelle Faserproduktion und anschließende Weiterverarbeitung ist.
Ohne Aufbringen eines Präparationsmittels
würden
praktisch alle nach dem Erspinnen aus der Schmelze oder aus Lösung an
Fasern durchgeführten
Arbeitsgänge erschwert,
beispielsweise durch Kringeln oder gar vorzeitigen Filamentbruch
(siehe beispielsweise Encyclopedia of Polymer Science and Engineering,
Band 6, S. 828 ff., John Wiley & Sons.
Inc., New York (1986), ISBN 0-471-80050-3; Processing of Polyester
Fibres, S. 45 ff., Elsevier, Amsterdam (1979), ISBN 0-444-99870-5; oder
Ullmann's Encyclopedia
of Industrial Chemistry, Fibers, 3. General Produktion Technology,
Wiley-VCH Verlag GmbH, Weinheim (2002); erhältlich über http://www.mrw.interscience.wiley.com/ueic/ll_subframe.html).
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Ein
Präparationsmittel
wird im allgemeinen während
des Spinnprozesses vor dem Aufwickeln von Garn zu Spulen aufgebracht,
um die Reibung der Filamente an Führungen zu verringern, den
Fadenschluß zu verbessern
und die Entwicklung elektrostatischer Ladung zu verringern. Weiteres
oder ein anderes Präparationsmittel
kann später
aufgebracht werden, um das Garnverhalten bei nachfolgenden Umwandlungsschritten, z.
B. Handhabung und Verarbeitung zu Halbzeugen oder Endprodukten,
zu modifizieren.
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Ein
Präparationsmittel
gemäß dem Stand
der Technik ist in der Regel eine Zusammensetzung, die eine Mischung
von Komponenten, wie ein Gleitmittel, einen Emulgator, ein Antistatikum,
ein Bakterizid oder Fungizid und ein Antioxidans, umfaßt, die
in einem Lösungsmittel
gelöst
oder dispergiert sind. Zu den in Präparationsmitteln verwendeten
Verbindungen gehören
Kohlenwasserstofföle,
langkettige aliphatische Ester, an aliphatische Ketten gebundene
Poly(oxyalkylen)kondensate, langkettige quartäre Ammoniumsalze, langkettige
Alkylphosphate und Silikone. Eine Präparationsmittelzusammensetzung
enthält
im allgemeinen mindestens 25 Masse-% Komponenten. Präparationsmittel
können
durch Durchgang durch ein Bad, mit einem Docht, einem rotierenden
Rad oder einer Quetschwalze oder durch Sprühen aufgebracht werden.
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Damit
Garne oder Fasern zur Verwendung bei medizinischen Anwendungen,
wie chirurgischen Artikeln oder Implantaten, geeinget sind, ist
die Gegenwart von z. B. aus einem Präparationsmittel stammenden Rückständen nicht
erlaubt oder erfordert spezielle Zulassungen für jede Komponente. Bei einem
Ansatz zur Herstellung einer weitgehend rückstandsfreien Faser wäscht man
die Faser an irgendeinem Punkt, um jegliche aufgebrachte Präparationsmittelkomponente
zu entfernen. Ein derartiger Entfernungsschritt kann die Extraktion
der Faser mit einem organischen Lösungsmittel, beispielsweise
einem Chlorfluorkohlenwasserstoff, die Extraktion mit einem überkritischen
Gas wie Kohlendioxid, das Waschen mit Tenside und dergleichen enthaltenden
wäßrigen Lösungen oder
eine Kombination davon umfassen. Nachteilig ist bei diesem Ansatz,
daß die vollständige Entfernung
typischer Präparationsmittelkomponenten,
wie sie oben aufgeführt
sind, im allgemeinen schwer oder gar unmöglich ist, Lösungsmittel
wie Chlorfluorkohlenwasserstoffe zumindest umwelttechnisch verdächtig sind
und der Fertigungsprozess stark verteuert wird. Zudem können durch
derartige Wasch- oder Extraktionsprozesse mechanische Eigenschaften,
wie die Zugfestigkeit der Faser, verschlechtert werden.
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Bei
dem aus der
US 5466406
A bekannten Verfahren ist der Hauptbestandteil des Präparationsmittels Glycerin,
das nicht toxisch sein soll und nachher mit Wasser abgewaschen werden
kann. Nachteilig ist bei diesem bekannten Verfahren jedoch, daß zur Herstellung
einer weitgehend von Präparationsmittelrückständen freien Faser
nach wie vor ein Waschschritt erforderlich ist und ein bestimmtes
Risiko des Vorliegens von Rückständen verbleibt.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung
eines Polyolefingarns, das einen geringen Gehalt oder sogar keine
meßbare
Menge an Präparationsmittelrückständen auf
seiner Oberfläche
aufweist und bei dem kein Wasch- oder Extraktionsschritt erforderlich
ist.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
ein Verfahren zur Herstellung eines Polyethylen-Multifilamentgarns, bei dem man
- a) aus einer Lösung von ultrahochmolekularem
Polyethylen in einem Lösungsmittel
mindestens ein Filament erspinnt;
- b) das erhaltene Filament zu einem Gelfilament abkühlt;
- c) aus dem Gelfilament zumindest teilweise das Lösungsmittel
entfernt;
- d) vor, während
oder nach der Lösungsmittelentfernung
das Filament in mindestens einem Verstreckschritt verstreckt;
- e) auf ein Filament, das weniger als 50 Masse-% des Lösungsmittels
enthält,
mindestens einmal ein Präparationsmittel
in einer Menge von 0,1–10
Masse-%, bezogen auf das Filament, aufbringt; wobei das Präparationsmittel
mindestens 95 Masse-% mindestens einer flüchtigen Verbindung mit einem
Siedepunkt von 30 bis 250°C
bei einem Druck von 0,1 MPa umfaßt; und
- f) das Präparationsmittel
entfernt, indem man danach das Filament einer Temperatur unter der
Schmelztemperatur des Filaments unterwirft, so daß sich Kohlenstoff-
und Sauerstoffatomkonzentrationen an der Oberfläche des Filaments von mindestens
95% C und höchstens
5% O gemäß XPS-Analyse ergeben.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird Polyethylengarn hergestellt, das eine sehr geringe oder keine
meßbare
Menge an Präparationsmittelrückständen auf
der Oberfläche
der Filamente aufweist, ohne daß ein
Wasch- oder Extraktionsschritt
erforderlich ist. Derartige Polyethylengarne, die weitgehend frei
von Präparationsmittelrückständen sind,
haben eine hohe Zugfestigkeit und eignen sich sehr gut für z. B.
biomedizinische Anwendungen, aber auch für andere Anwendungen, bei denen
Präparationsmittelrückstände Probleme verursachen
könnten,
beispielsweise in Verbundwerkstoffen, bei denen die Haftung zwischen
Fasern und Matrixmaterial beeinflußt werden kann. Die nach dem
Verfahren hergestellten Polyethylengarne zeigen keinen übermäßigen Schlupf
bei der Weiterverarbeitung und erlauben eine glattere Verflechtung
als Fasern mit Rückständen herkömmlicher
Präparationsmittel.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß das Färbeverhalten des nach dem Verfahren
erhaltenen Garns nicht durch Präparationsmittelrückstände beeinträchtigt wird.
Ein weiterer wichtiger Vorteil besteht darin, daß das Präparationsmittel in der Stufe
des Verfahrens zur Herstellung von Polyolefingarn aufgebracht werden
kann, in der es auch tatsächlich
benötigt
wird, und anschließend
entfernt werden kann, wenn dies für eine nächste Stufe vorteilhaft ist.
Außerdem
kann das Präparationsmittel
in mehr als einer Stufe aufgebracht werden, sofern dies wünschenswert
ist. Ein zusätzlicher
Vorteil des Aufbringens von erfindungsgemäßem Präparationsmittel auch vor einem
abschließenden
Verstreckschritt besteht darin, daß Filamente nach dem Heißverstrecken
effektiver abgekühlt
werden, wahrscheinlich wegen des verdampfenden Präparationsmittels,
mit dem weiteren Vorteil, daß in
einem nachfolgenden Aufwickelschritt hergestellte Faserspulen weniger
Temperaturschwnkungen mit zunehmender Spulendicke und weniger Schwankungen
der Zugeigenschaften der aufgewickelten Faser zeigen. Ein weiterer
Vorteil besteht darin, daß die Verarbeitungseinrichtungen
weniger Anschmutzung zeigen. Vorteilhaft ist auch, daß die Komponenten
der Spinnpräparation
keine Umweltbedrohung darstellen und nicht toxisch und billig sind.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
zur Herstellung eines Polyethylengarns geht man so vor, daß man a)
aus einer Lösung
von ultrahochmolekularem Polyethylen (UHMWPE) in einem Lösungsmittel
mindestens ein Filament erspinnt; b) das erhaltene Filament zu einem
Gelfilament abkühlt;
c) aus dem Gelfilament zumindest teilweise das Lösungsmittel entfernt und d)
vor, während
oder nach der Lösungsmittelentfernung das
Filament in mindestens einem Verstreckschritt verstreckt. Ein derartiges
Spinnverfahren wird im allgemeinen als Gelspinnverfahren bezeichnet.
Das Gelspinnen von UHMWPE ist in verschiedenen Veröffentlichungen beschrieben
worden, u. a. in
EP
0205960 A ,
EP
0213208 A1 ,
US 4413110 ,
WO 01/73173 A1 und
Advanced Fiber Spinning Technology, Hrsg. T. Nakajima, Woodhead
Publ. Ltd. (1994), ISBN 1-855-73182-7 und den dort angegebenen Literaturstellen.
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Vorzugsweise
handelt es sich bei dem bei dem erfindungsgemäßen Verfahren angewandten UHMWPE
um ein lineares Polyethylen, d. h. ein Polyethylen mit weniger als
einer Seitenkette oder Verzweigung pro 100 Kohlenstoffatome und
vorzugsweise weniger als einer Seitenkette pro 300 Kohlenstoffatome,
wobei eine Verzweigung im allgemeinen mindestens 10 Kohlenstoffatome
enthält.
Das Polyethylen kann ferner bis zu 5 Mol-% eines oder mehrerer damit
copolymerisierbarer Alkene, wie Propylen, Buten, Penten, 4-Methylpenten oder
Octen, enthalten. Das Polyethylen kann ferner kleine Mengen an Additiven
enthalten, die für
derartige Fasern üblich
sind, wie Antioxidantien, Wärmestabilisatoren,
Farbmittel usw.
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Vorzugsweise
hat das Polyethylen eine intrinsische Viskosität (IV) von mehr als 5 dl/g.
Aus derartigem Polyethylen hergestellte Fasern haben sehr gute mechanische
Eigenschaften, wie eine hohe Zugfestigkeit, einen hohen Modul und
eine hohe Arbeitsaufnahme beim Bruch. Besonders bevorzugt wird ein
Polyethylen mit einer IV von mehr als 10 dl/g gewählt. Ein
derartiges gelgesponnenes UHMWPE-Garn bietet eine Kombination von
hoher Festigkeit, geringer relativer Dichte, guter Hydrolysebeständigkeit
und hervorragenden Verschleißeigenschaften,
so daß es
zur Verwendung bei verschiedenen biomedizinischen Anwendungen einschließlich Implantaten
geeignet ist. Die IV wird nach der Methode PCT-179 (Hercules Inc.
Rev. Apr. 29, 1982) bei 135°C in
Dekalin bei einer Auflösungszeit
von 16 Stunden mit DBPC als Antioxidans in einer Menge von 2 g/l
Lösung bestimmt,
und die Viskosität
bei verschiedenen Konzentrationen wird auf die Konzentration Null
extrapoliert.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
kann ein beliebiges der bekannten Lösungsmittel zum Gelspinnen
von UHMWPE verwendet werden, beispielsweise Paraffinwachs oder -öl oder Dekalin.
Das Abkühlen des
Filaments zu einem Gelfilament kann mit einem Gasstrom oder durch
Abschrecken des Filaments in einem flüssigen Kühlbad durchgeführt werden.
Die Lösungsmittelentfernung
kann nach bekannten Methoden durchgeführt werden, beispielsweise
durch Verdampfen eines relativ flüchtigen Lösungsmittels oder durch Verwendung
einer Extraktionsflüssigkeit.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
zur Herstellung eines Polyethylengarns wird ferner das Filament
in mindestens einem Verstreckschritt verstreckt. Das Verstrecken,
d. h. das Dehnen des Fragments, führt im allgemeinen zu einer
zumindest teilweisen Orientierung der Polymermoleküle und zu
besseren mechanischen Eigenschaften der Faser. Das Verstrecken kann
an einer Faser in flüssigem
Zustand, d. h. an einem schmelzflüssigen Filament oder an einem
Lösungsfilament
beim Austritt aus der Spinndüse,
an einem halbfesten oder gelartigen Filament oder an einem festen
Filament nach Abkühlen
und zumindest teilweiser Lösungsmittelentfernung
durchgeführt
werden. Vorzugsweise wird das Verstrecken in mehr als einem Schritt durchgeführt, z.
B. an Filamenten in flüssigem,
gelartigem und/oder festem Zustand, und/oder bei verschiedenen Temperaturen.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
zur Herstellung eines Polyethylengarns geht man ferner so vor, daß man e)
auf ein Filament, das weniger als 50 Masse-% des Lösungsmittels
enthält,
mindestens einmal ein Präparationsmittel
in einer Menge von 0,1–10
Masse-%, bezogen auf das Filament, aufbringt; wobei das Präparationsmittel
mindestens 95 Masse-% mindestens einer flüchtigen Verbindung mit einem
Siedepunkt von 30 bis 250°C
bei einem Druck von 0,1 MPa umfaßt.
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Das
Präparationsmittel
kann nach einer beliebigen Methode aufgebracht werden, beispielsweise durch
Durchgang durch ein Bad, mit einer Düse, einem Docht, einem rotierenden
Rad oder einer Quetschwalze oder durch Sprühen. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird das Präparationsmittel
in einer Menge von 0,1–10
Masse-%, bezogen
auf das Filament, aufgebracht. Die aufgebrachte Menge hängt von
den Anforderungen hinsichtlich z. B. der benötigten Lubrizierung ab. Eine
höhere
Menge führt
im allgemeinen zu weniger Reibung und weniger statischer Aufladung
und somit zu einer leichteren Verarbeitung. Wenn die aufgebrachte Menge
zu hoch ist, kann überschüssiges Präparationsmittel
abtropfen oder sich auf den Einrichtungen ansammeln, was unerwünschte Effekte
verursachen kann, wie Anschmutzung, Umweltverschmutzung, Ansammlung von
Staub oder anderen Teilchen oder übermäßigem Schlupf. Die aufgebrachte
Menge beträgt
daher vorzugsweise 0,2–5
Masse-%, weiter bevorzugt 0,3–4
Masse-%, 0,4–3
Masse-% oder sogar 0,5–2,5
Masse-%. Im Vergleich zu herkömmlichen
Präparationsmitteln
können
relativ große
Mengen des Präparationsmittels
aufgebracht werden, ohne daß sich
später
im Verfahren oder bei der nachfolgenden Handhabung Probleme ergeben.
Die optimale Menge hängt
auch vom Durchmesser der Filamente und von der Flüchtigkeit
der Verbindung ab.
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Die
Stelle, an der das Präparationsmittel
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
aufgebracht wird, hängt
von den speziellen Verarbeitungsschritten ab, sollte aber in einer
Stufe erfolgen, in der das Filament weniger als 50 Masse-% des Lösungsmittels
enthält,
um eine Störung
der Lösungsmittelentfernung
zu verhindern. Vorzugsweise wird das Präparationsmittel auf ein weniger
als 40 Masse-%, weniger als 30 Masse-%, weniger als 20 Masse-% oder
sogar weniger als 10 Masse-% Lösungsmittel
enthaltendes Filament aufgebracht. Ganz besonders bevorzugt bringt
man das Präparationsmittel
zumindest vor einem letzten Verstreckschritt auf, wenn das Filament
weniger als 5 Masse-% Lösungsmittel
enthält,
um einen leichten Transport der Filamente über Walzen und dergleichen
zu ermöglichen.
Das Verstrecken wird im allgemeinen bei erhöhten Temperaturen durchgeführt, und
das Präparationsmittel
kann während
eines derartigen Arbeitsgangs zumindest teilweise entfernt werden.
Je nach den nachfolgenden Schritten des Verfahrens kann eine bestimmte
Menge an Präparationsmittel
erneut aufgebracht werden. Es ist ein klarer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens,
daß das Präparationsmittel
so oft wie nötig
aufgebracht werden und immer noch leicht und praktisch vollständig entfernt werden
kann.
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Das
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
aufgebrachte Präparationsmittel
umfaßt
mindestens eine flüchtige
Verbindung mit einem Siedepunkt von 30 bis 250°C bei einem Druck von 0,1 MPa.
Bei der flüchtigen Verbindung
kann es sich um ein Nichtlösungsmittel
oder ein Lösungsmittel
für ein
Polyolefin oder eine Mischung davon handeln. Beispiele für geeignete
Lösungsmittel für Polyolefin
sind aliphatische oder aromatische Kohlenwasserstoffe, wie Dekalin.
Bei der flüchtigen
Verbindung handelt es sich vorzugsweise um ein Nichtlösungsmittel
für Polyolefin,
was bedeutet, daß es
sich im allgemeinen um eine relativ polare Verbindung handelt. Dies
hat den Vorteil, daß die
Verbindung auf der Oberfläche
verbleibt und kaum in das Polyolefin hineindiffundiert, das Streckverhalten
der Filamente nicht beeinflußt
und leichter durch Verdampfen durch einen Gasstrom oder mit einem
Luftstrahl oder Luftmesser entfernt werden kann. Außerdem sind
polare Verbindungen bei der Regulierung des Fadenschlusses und der
Verringerung statischer Elektrizität effizienter. Geeignete flüchtige Verbindungen
sind u. a. polare organische Verbindungen, wie Verbindungen, die
neben C- und H-Atomen
auch mindestens ein Heteroatom wie O, N, P, F, Cl usw. enthalten.
Beispiele für
geeignete Verbindungen sind Alkohole, Aldehyde, Ketone, Ester, Ether
sowie Wasser und Mischungen davon. Vorzugsweise umfaßt das Präparationsmittel
mindestens einen Alkohol und/oder mindestens ein Keton und Wasser.
Eine derartige Mischung, die homogen sein oder in Form einer Dispersion
vorliegen kann, vereint eine effektive Funktion und eine leichte
Entfernung auf sich. Gute Ergebnisse wurden mit Mischungen von Ethanol,
Butanol oder Isopropanol und Wasser erhalten. Nach einer bevorzugten
Ausführungsform
handelt es sich bei dem Präparationsmittel
um eine gegebenenfalls azeotrope Ethanol/Wasser-Mischung oder eine
Isopropanol/Wasser-Mischung. Nach
einer anderen Ausführungsform
wird eine Dispersion von Methylisobutylketon in Wasser gewählt. In
einer weiteren speziellen Ausführungsform
umfaßt
das Präparationsmittel
im wesentlichen Wasser. Dies stellt eine einfache, aber sehr überraschende
Ausführungsform
dar, da Wasser bei bekannten Präparationsmitteln im
allgemeinen als Lösungsmittel
oder Dispergiermedium verwendet wird, aber eine effektive Funktion
von Wasser an sich bisher noch nicht erkannt worden war, vielleicht
weil es in der Praxis üblich
ist, es direkt nach dem Aufbringen des Präparationsmittels zu verdampfen.
Nach einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung handelt
es sich bei der mindestens einen flüchtigen Verbindung in dem Präparationsmittel
um eine Mischung aus einem Nichtlösungsmittel und einem Lösungsmittel
für Polyolefin.
Eine derartige Mischung ist im allgemeinen nicht mischbar. Vorzugsweise
handelt es sich bei einer derartigen Mischung um eine Dispersion
eines Lösungsmittels
für Polyolefin
in einem Nichtlösungsmittel
für Polyolefin,
die physikalisch stabilisiert ist, beispielsweise durch Turbulenzstabilisierung,
und somit ohne Verwendung von chemischen Stabilisatoren wie Tensiden,
die ansonsten zu erhöhten
Rückstandsniveaus
führen
könnten.
Ein geeignetes Beispiel ist eine Dispersion von bis zu 10 Masse-%
Dekalin in Wasser. Das Aufbringen einer derartigen Mischung als
Präparationsmittel
hat den Vorteil, daß der
Fadenschluß und
die Haftung gegenüber
anderen Substraten in späteren
Verarbeitungsschritten, z. B. bei der Herstellung von Halbzeugen,
besser reguliert werden können.
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Der
Siedepunkt der flüchtigen
Verbindungen in dem Präparationsmittel
bei Normaldruck sollte zur Verhinderung von vorzeitiger Verdampfung über Raumtemperatur
liegen, aber unter etwa 250°C,
um eine vollständige
Verdampfung innerhlab einer bestimmten Zeit zu ermöglichen.
Je nach den Verarbeitungstemperaturen, der gewünschten Funktionszeit, d. h.
der Zeit, die das Präparationsmittel
auf der Filamentoberfläche
verbleiben sollte, und der gewünschten
Entfernbarkeit beträgt
der Siedepunkt vorzugsweise etwa 40 bis 200°C, 50 bis 180°C, 60 bis
160°C, 70
bis 150°C,
besonders bevorzugt 75 bis 145°C.
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Zur
Entfernung des Präparationsmittels
durch Verdampfen unterwirft man das Filament nach dem Aufbringen
des Präparationsmittels
einer Temperatur unter der Schmelztemperatur des Filaments, z. B.
mit einem erhitzten Gasstrom. Die Temperatur sollte unter der Schmelztemperatur
bleiben, um Relaxation oder sogar Schmelzen des Filaments zu verhindern.
Da höhere
Temperaturen die Verdampfung erleichtern, liegt die Temperatur vorzugsweise
bis zu etwa 25°C,
besonders bevorzugt 20°C,
10°C, 5°C oder sogar
2°C unter
der Schmelztemperatur des Polyethylenfilaments. Im Rahmen der vorliegenden
Anmeldung ist unter der Schmelztemperatur des Filaments die Peak-Schmelztemperatur
gemäß DSC-Scan
einer Probe des Filaments unter den Bedingungen wie im Verfahren
zu verstehen. Das Filament wird vorzugsweise in der Nähe, z. B.
5°C oder 2°C unterhalb
des Schmelzpunkts liegenden Temperaturen ausgesetzt, wobei das Filament
oder Garn unter Dehnung oder Dehnkraft gehalten wird, da dann die
mechanischen Eigenschaften besser erhalten bleiben. Noch weiter
bevorzugt fällt
die Entfernung des Präparationsmittels
mit einem Verstreckschritt zusammen. In einem derartigen Fall erfüllt das
Präparationsmittel
während
des Verstreckschritts seine Funktion und wird am Ende eines derartigen
Schritts praktisch vollständig
entfernt. Wenn die nachfolgende Verarbeitung die Gegenwart von Präparationsmittel
erfordern oder daraus Vorteil ziehen würde, kann es ohne Risiko sich
verschlechternder mechanischer Eigenschaften erneut aufgebracht
werden.
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Die
Bedingungen, d. h. beispielsweise Zeit, Druck, Gasstrom und Temperatur,
bei denen man das Filament einer Temperatur unter dem Schmelzpunkt
des Filaments unterwirft, so daß sich
Kohlenstoff- und Sauerstoffatomkonzentrationen an der Oberfläche des
Filaments von mindestens 95% C und höchstens 5% O gemäß XPS-Analyse
ergeben, können
durch Routineversuche ermittelt werden. Einzelheiten der XPS-Meßmethode
sind unter Beispiel 1 aufgeführt.
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Das
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
aufgebrachte Präparationsmittel
umfaßt
mindestens 95 Masse-% mindestens einer flüchtigen Verbindung und höchstens
5 Masse-% anderer Komponenten. Beispiele für andere Komponenten sind Additive,
die die Leistungsfähigkeit
des Präparationsmittels,
beispielsweise seine lubrizierende oder antistatische Funktion,
verbessern; Komponenten, die die elektrische Leitfähigkeit
verbessern, wie Salze, oder Komponenten, die als Bakterizid oder
Fungizid oder als Antioxidans wirken können. Nach einer speziellen
Ausführungsform
umfaßt
die andere Komponente ein nichtflüchtiges Lösungsmittel für Polyolefin.
Dies hat den Vorteil, daß die
Haftung von so hergestellten Fasern gegenüber einem Matrixmaterial in
einem Verbundartikel verbessert werden kann. Natürlich sollten derartige Additivkomponenten
zur Verwendung bei der vorgesehenen Anwendung der Faser zugelassen
sein. Wenn das Präparationsmittel
etwa 5 Masse-% anderer Komponenten umfaßt, wird die aufgebrachte Präparationsmittel-menge
so gewählt,
daß die Rückstandsmenge
auf der Faser unter dem gewünschten
Niveau bleibt.
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Vorzugsweise
umfaßt
das Präparationsmittel
mindestens 96 Masse 97 Masse-%, 98 Masse 99 Masse-% oder 99,5 Masse-%
der flüchtigen
Verbindungen, noch weiter bevorzugt mindestens 99,7 Masse-%. Der Vorteil
eines derartigen höheren
Gehalts besteht darin, daß die
Rückstandsmenge
auch bei Aufbringen einer relativ hohen Menge an Präparationsmittel
oder bei mehrmaligem Aufbringen verringert wird. Es wurde gefunden,
daß es
empfehlenswert ist, in derartigen Fällen das Präparationsmittel in relativ
hohen Mengen auf die Faser aufzubringen. Nach einer speziellen Ausführungsform
umfaßt
das Präparationsmittel
im wesentlichen nur die mindestens eine flüchtige Verbindung. Es wurde überraschenderweise
gefunden, daß ein
Präparationsmittel,
das im wesentlichen keine Komponenten enthält, die allgemein als notwendig
für die
Bereitstellung von lubrizierenden und antistatischen Eigenschaften
erachtet werden, immer noch die Herstellung einer Polyolefinfaser
mit einem stabilen Verfahren ermöglicht.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhält
man ein Polyethylengarn, das weitgehend frei von Rückständen ist,
d. h. ein Polyethylengarn, das auf der Oberfläche des Garns oder dessen Filamenten
eine sehr geringe oder keine meßbare
Rückstandsmenge
aufweist. Im Vergleich mit Fasern, die mit einem herkömmlichen
Präparationsmittel
hergestellt und danach einem Wasch- oder Extraktionsschritt unterworfen
wurden, zeigt das in Rede stehende Garn verbesserte mechanische
Eigenschaften; insbesondere befindet sich die Zugfestigkeit auf
dem Niveau konventionell hergestellter Fasern, wohingegen gefunden
wurde, daß die
Zugfestigkeit von gewaschenen oder extrahierten Fasern um etwa 10–20% abnahm.
Wenn während
des Verfahrens zur Herstellung von Polyethylengarn kein Präparationsmittel
aufgebracht wurde, schien das Verfahren sehr beschwerlich zu sein.
Die mechanischen Eigenschaften von so erhaltenem Garn hinken weit
hinter vergleichbarem, mit einem herkömmlichen Präparationsmittel hergestellten
Material hinterher; es wurde eine Senkung der Zugfestigkeit von
etwa 20% beobachtet.
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Die
Erfindung betrifft daher auch ein nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältliches
Polyethylengarn, das weitgehend frei von Präparationsmittelrückständen ist,
weniger als 500 ppm Polyalkylenoxidderivate und weniger als 20 ppm
Kalium (K) gemäß NMR-Spektroskopie bzw.
NAA-Analyse enthält
(bezüglich
Einzelheiten der verwendeten Methoden siehe Beispiel 1) und eine
Zugfestigkeit von mindestens 30 cN/dtex aufweist. Ein derartiges
Garn weist auch Kohlenstoff- und Sauerstoffatomkonzentrationen an
der Oberfläche
von mindestens 95% C und höchstens
5% O gemäß XPS-Analyse
auf, wohingegen vorzugsweise S (Schwefel) oder P (Phosphor) mittels
XPS nicht nachgewiesen werden können.
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Vorzugsweise
hat das erfindungsgemäße Polyethylengarn
eine Zugfestigkeit von mindestens 32 cN/dtex, mindestens 34 cN/dtex
oder soagr mindestens 36 cN/dtex. Die Oberfläche des Garns ist vorzugsweise
frei von Rückständen; vorzugsweise
betragen die Atomkonzentrationen mindestens 96% C oder sogar mindestens
97%, 98%, 99% C und höchstens
4% O oder sogar höchstens
3%, 2%, 1% O gemäß XPS-Analyse. Die
Verfahrensweisen zur Zugfestigkeitsmessung und XPS-Analyse sind
unter Beispiel 1 ausführlicher
aufgeführt.
Die meisten herkömmlichen
Präparationsmittel
enthalten Polyalkylenoxidderivate, in der Regel Polyethylenoxidderivate
(abgekürzt
als PEO) und Na- und/oder K-haltige Verbindungen als Additive. Vorzugsweise
enthält
das erfindungsgemäße Polyethylengarn
weniger als 250 ppm PEO und weniger als 10 ppm K. Noch weiter bevorzugte
PEO-Gehalte betragen
weniger als 200 ppm, 100 ppm oder 50 ppm. Derart niedrige Rückstandsmengen
liegen an der Grenze der mit ausreichender Reproduzierbarkeit bestimmbaren
Mengen. Der Vorteil von Polyethylengarn mit einer derart niedrigen
Rückstandsmenge
oder positiv formuliert Polyethylengarn so hoher Reinheit besteht
darin, daß das
Garn ausgezeichnet zur Verwendung bei biomedizinischen und anderen kritischen
Anwendungen geeignet ist.
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Die
Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Umwandlung von Polyolefinfasern,
die weitgehend frei von Präparationsmittelrückständen sind,
in ein Halbzeug oder Endprodukt, bei dem man
- a)
0,5–10
Masse-%, bezogen auf die Fasern, eines Präparationsmittels aufbringt,
welches mindestens 95 Masse-% mindestens einer flüchtigen
Verbindung mit einem Siedepunkt von 30 bis 250°C bei einem Druck von 0,1 MPa
umfaßt;
und
- b) das Präparationsmittel
entfernt, indem man die Fasern während
oder nach weiteren Umwandlungsschritten einer Temperatur unter der
Schmelztemperatur der Fasern unterwirft.
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Bei
der Weiterverabeitung und Umwandlung von Polyolefinfasern in Halbzeuge
oder Endprodukte treten im allgemeinen die gleichen Probleme in
Verbindung mit Reibung, Fadenschluß und Entwicklung statischer Ladung
auf wie oben für
das Verfahren der Herstellung von Polyethylengarn beschrieben. Beispiele
für eine derartige
Weiterverarbeitung und Umwandlung sind Nachverstrecken, Doppeln
oder Zwirnen, Texturieren, Thermofixieren, Flechten, Weben, Stricken,
Strang- und Kordelherstellung und Verbundherstellung über z. B. Filamentwickeln
oder unidirektionale Techniken. Der Vorteil des in Rede stehenden
Verfahrens besteht darin, daß diese
Probleme ausgehend von Polyolefinfasern, die weitgehend frei von
Präparationsmittelrückständen sind, überwunden
werden, aber immer noch Produkte hergestellt werden, die ebenfalls
weitgehend frei von Präparationsmittelrückständen sind,
ohne daß Wasch-
oder Extraktionsschritte erforderlich sind. Wiederum kann das Präparationsmittel
gewünschtenfalls
in mehr als einer Stufe aufgebracht werden.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
zur Umwandlung von Polyolefinfasern kann eine beliebige Polylefinfaser
angewandt werden. Unter einer Faser ist ein kontinuierliches oder
halbkontinuierliches Objekt wie ein Monofilament oder Filament,
ein Multifilamentgarn oder ein Band zu verstehen. Im Prinzip können die
Filamente eine beliebige Querschnittsform und Dicke aufweisen. Die
Faser kann nach einem bekannten Spinnverfahren einschließlich Schmelzspinnen
sowie Lösungsspinnen,
wie einem Gelspinnverfahren, hergestellt worden sein. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
können
verschiedene Polyolefine angewandt werden. Geeignete Polyolefine
sind u. a. Polyethylen- und Polypropylen-Homopolymere und -Copolymere.
Bei dem Polyolefin kann es sich auch um eine Mischung aus einem
Polyethylen oder Polypropylen und geringen Mengen eines oder mehrerer
anderer Polymere, insbesondere anderer Alken-1- Polymere, handeln. Vorzugsweise wird als
Polyolefin lineares Polyethylen (PE) gewählt. Unter linearem Polyethylen
ist hier Polyethylen mit weniger als einer Seitenkette oder Verzweigung
mit mindestens 10 Kohlenstoffatomen pro 100 Kohlenstoffatome und vorzugsweise
weniger als einer Seitenkette pro 300 Kohlenstoffatome, das ferner
bis zu 5 Mol-% andere damit copolymerisierbare Alkene, wie Propylen,
Buten, Penten, 4-Methylpenten oder Octen enthalten kann, zu verstehen.
Das Polyolefin kann ferner kleine Mengen an Additiven, die für derartige
Fasern üblich
sind, wie Antioxidantien, Wärmestabilisatoren,
Farbmittel usw., enthalten. Besonders bevorzugt handelt es sich
bei der Polyolefinfaser um eine gelgesponnene UHMWPE-Faser, da diese
eine hohe Festigkeit und einen hohen Modul aufweist.
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Zur
Wiederentfernung des Präparationsmittels
wird das Produkt im allgemeinen höherer Temperatur, aber weit,
z. B. etwa 20°C,
unter dem Schmelzpunkt der Polyolefinfaser ausgesetzt, um jegliche
Verschlechterung der Eigenschaften des Fasermaterials zu verhindern.
Die Temperatur kann auf etwa 10°C,
5°C oder
2°C unter
der Schmelztemperatur der Polyolefinfaser erhöht werden, z. B. bei einem
Nachverstreckungs- oder Thermofixierungsschritt, aber dann wird
die Faser vorzugsweise unter Dehnung gehalten. Weitere bevorzugte Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens ähneln den
für das
obige Verfahren zur Herstellung von Polyethylengarn beschriebenen
Ausführungsformen.
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Die
Erfindung betrifft auch ein nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
zur Umwandlung von Polyolefinfasern erhältliches Halbzeug oder Endprodukt,
das Kohlenstoff- und
Sauerstoffatomkonzentrationen an der Oberfläche von mindestens 95% C und
höchstens
5% O gemäß XPS-Analyse
aufweist und weniger als 500 ppm PEO und weniger als 20 ppm Kalium
(K) gemäß NMR-Spektroskopie
bzw. NAA-Analyse enthält
(bezüglich
Einzelheiten der Methoden siehe Beispiel 1). Die Oberfläche der
Fasern in einem derartigen Produkt ist vorzugsweise frei von Rückständen; vorzugsweise
betragen die Atomkonzentrationen mindestens 96% C oder sogar mindestens
97%, 98%, 99% C und höchstens
4% O oder sogar höchstens
3%, 2%, 1% O gemäß XPS-Analyse.
Die Verfahrensweise zur XPS-Analyse ist unter Beispiel 1 ausführlicher
aufgeführt.
Die meisten herkömmlichen
Präparationsmittel
enthalten Polyalkylenoxidderivate, in der Regel Polyethylenoxidderivate (abgekürzt als
PEO) und Na- und/oder K-haltige Verbindungen als Additive. Vorzugsweise
enthält
das erfindungsgemäße Produkt
weniger als 250 ppm PEO und weniger als 10 ppm K auf der Oberfläche von
Fasern darin. Noch weiter bevorzugte PEO-Gehalte betragen weniger
als 200 ppm, 100 ppm oder 50 ppm, wobei der letztgenannte Gehalt
unter der Nachweisgrenze liegt. Vorzugsweise zeigen derartige Produkte
ferner keine nachweisbare S- oder P-Menge gemäß XPS-Analyse. Der Vorteil
von Produkten mit einer derart niedrigen Rückstandsmenge oder positiv
formuliert Polyethylengarn so hoher Reinheit besteht darin, daß sie ausgezeichnet
zur Verwendung bei biomedizinischen und anderen kritischen Anwendungen
geeignet sind.
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Daher
betrifft die vorliegende Erfindung auch die Verwendung des erfindungsgemäßen Polyethylengarns
oder des erfindungsgemäßen Halbzeugs
oder Endprodukts bei biomedizinischen Anwendungen.
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Die
Erfindung betrifft ferner ein biomedizinisches Produkt, umfassend
das erfindungsgemäße Polyethylengarn
oder das erfindungsgemäße Halbzeug
oder Endprodukt.
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Schließlich betrifft
die Erfindung auch die Verwendung einer Zusammensetzung, die mindestens
95 Masse-% mindestens einer flüchtigen
Verbindung mit einem Siedepunkt von 30 bis 250°C bei einem Druck von 0,1 MPa
umfaßt,
als Präparationsmittel
bei einem Verfahren zur Herstellung von Polyethylengarn oder zur
Umwandlung von Polyolefinfasern in ein Halbzeug oder Endprodukt.
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Bevorzugte
Ausführungsformen
dieser Zusammensetzung ähneln
den in den obigen erfindungsgemäßen Verfahren
beschriebenen Präparationsmitteln.
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Die
Erfindung wird nun anhand der folgenden Beispiele und Vergleichsversuche
näher erläutert.
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Beispiel I
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Nach
einem Gelspinnverfahren wurde ein UHMWPE-Garn hergestellt. Eine
Lösung
von 2 Masse UHMWPE mit einer IV von 18 dl/g in Dekalin wurde bei
etwa 130°C
durch eine Spinndüse
durch Abkühlen
mit einem Stickstoffgasstrom und gleichzeitiges Verdampfen von etwa
50% des Dekalins unter Anwendung einer Kraft zum Verstrecken der
Filamente zu Filamenten gesponnen. Eine Mischung von Ethanol/Butanol/Wasser im
Volumenverhältnis
40/5/55 wurde in einer Menge von 2%, bezogen auf Filament, auf die
Gelfilamente aufgebracht. Die Filamente wurden dann in zwei Schritten
weiterverstreckt; erst bei etwa 125–130°C über einen Zeitraum von 2 Minuten
bei einem Streckverhältnis
von etwa 4,5; dann bei etwa 150°C über einen
Zeitraum von 2 Minuten bei einem Streckverhältnis von etwa 6; bei diesen
Schritten wurden sowohl verbleibendes Spinnlösungsmittel als auch aufgebrachtes
Präparationsmittel
entfernt. Die Verarbeitung lief ohne Unterbrechungen im stationären Zustand.
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Die
Eigenschaften der erhaltenen Faser wurden folgendermaßen bestimmt:
- • Zugfestigkeit
(oder Festigkeit), Zugmodul (oder Modul) und Bruchdehnung sind gemäß ASTM D885M
definiert und werden wie dort beschrieben an Multifilamentgarnen
unter Verwendung einer nominellen Gauge-Länge der Faser von 500 mm, einer
Traversengeschwindigkeit von 50%/min und Instron-2714-Klemmen bestimmt. Auf der Basis
der gemessenen Spannungs-Dehnungs-Kurve wird der Modul als Gradient zwischen
0,3 und 1% Dehnung bestimmt. Zur Berechnung des Moduls und der Festigkeit
werden die gemessenen Zugkräfte
durch den durch Wiegen von 10 Meter Faser bestimmten Titer dividiert;
- • Der
Gehalt an Polyethylenoxidderivaten (PEO) wurde mittels 1H-NMR-Spektroskopie
auf einer Apparatur der Bauart Bruker DRX-500 an einer Lösung von
etwa 8 mg Probe in deuteriertem 1,1',2,2'-Tetrachlorethan mit
2 mg DBPC in 20 mL Lösungsmittel
bei 135°C
gemessen. Die angegebene Menge wird als relative Fläche des
PEO zugeordneten Signals bei 3,57 ppm angegeben. Die Nachweisgrenze
für PEO
wurde auf etwa 50 ppm geschätzt.
- • Atomkonzentrationen
an der Oberfläche
der Fasern, insbesondere Kohlensotoff und Sauerstoff, wurden durch
XPS-Analyse gemessen. Die Messungen wurden mit einer Einrichtung
der Bauart Phi Quantum 2000 durchgeführt. Proben wurden durch Wickeln
des Filaments um einen Probenhalter aus Metall hergestellt. Bei
jeder Analyse wurde eine Zahl von Filamenten (definiert durch die
Analysefläche)
vermessen. Jede Probe wurde an zwei Positionen vermessen. Bei den
Messungen betrug der Winkel zwischen der Achse des Analysators und
der Probenoberfläche
45°; die
Informationstiefe beträgt
dann etwa 5 nm. Es wurde monochromatische AlKα-Strahlung mit einem Meßpunkt von
100 μm verwendet;
die vermessene Fläche
betrug 800 × 400 μm. Die an
der Oberfläche
vorliegenden Elemente wurden mittels Breitscanmessungen identifiziert.
Der chemische Zustand und die Konzentration der Elemente wurde mittels
Engscanmessungen bestimmt. Zur Umwandlung von Peakflächen in
Atomkonzentrationen wurden Standard-Empfindlichkeitsfaktoren verwendet.
Das Vorliegen von PEO-Derivaten war aus einem C-O zugeordneten Signal
neben einem Signal für
aliphatisches C-C mit einem entsprechend vergrößerten O-Signal ersichtlich.
- • Die
quantitative Bestimmung der Natrium- und Kaliumkonzentrationen erfolgte
mittels Neutron Activation Analysis (NAA), einer Technik, die unabhängig von
der Probengeometrie absolute Ergebnisse liefert. Eine Faserprobe
wurde ohne weitere Vorbereitungsschritte in den Kanal S84 des Kernreaktors
BR-1 in Mol (Belgien) eingebracht und mit Neutronen bestrahlt. Kurzlebige
Radionuklide wurden mittels Gamma-Spektroskopie nach der sogenannten
K0-Methode analysiert.
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Die
Ergebnisse dieser Tests sind in Tabelle 1 zusammengestellt.
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Beispiel II
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In
Analogie zu Beispiel I wurde nach einem Gelspinnverfahren eine UHMWPE-Faser
hergestellt, wobei als Präparationsmittel
eine Zusammensetzung aus Isopropanol/Wasser (25/75) in einer Menge
von etwa 2,5 Masse-% aufgebracht wurde. Die Verarbeitung lief glatt
ohne Brechen von Filamenten. Die Ergebnisse der Zugmessung und Analysen
sind in Tabelle 1 zusammengestellt.
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Beispiel III
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In
Analogie zu Beispiel I wurde nach einem Gelspinnverfahren eine UHMWPE-Faser
hergestellt, wobei Wasser mit etwa 1 Masse-% zu feinen Tröpfchen dispergiertes
Dekalin in einer Menge von etwa 2 Masse-% auf die Filamente aufgebracht
wurde. Die Produktion von hochfestem Garn lief kontinuierlich und
mit stetiger Verarbeitung bei einer Endaufnahmerate von etwa 7%
weniger im Vegleich mit einer Situation, in der ein herkömmliches
Präparationsmittel
aufgebracht wurde. Die Ergebnisse der Zugmessung und Analysen sind
in Tabelle 1 zusammengestellt.
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Vergleichsversuch A
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UHMWPE-Faser
wurde nach einem Gelspinnverfahren in Analogie zu den obigen Beispielen
hergestellt, wobei jedoch ein herkömmliches Präparationsmittel in einer Menge
von etwa 2 Masse-% aufgebracht wurde. Die genaue Zusammensetzung
von Spinnpräparationen
ist im allgemeinen Herstellergeheimnis; die verallgemeinerte Zusammensetzung
des aufgebrachten Präparationsmittels
war: 28,6 Masse-% Polyethylenoxidderivate, 3,25 Masse-% Na- und
K-haltige Verbindungen, 0,05 Masse-% eines Parfümöls, 1 Masse-% Ethylenglykol
mit Wasser als Lösungsmittel.
Nach dem Verdampfen von Wasser verbleiben etwa 0,7 Masse-% Komponenten
auf der Faseroberfläche.
Die Ergebnisse der Zugmessung und Analysen sind in Tabelle 1 zusammengestellt.
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Vergleichsversuch B
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In
diesem Versuch wurde versucht, UHMWPE-Faser nach dem gleichen Gelspinnverfahren
wie oben für
den anderen Versuch beschrieben herzustellen, aber ohne Aufbringen
eines Präparationsmittels.
Beim Verstrecken der Filamente trat einige Male Bruch auf. Trotzdem
konnte etwas repräsentatives
Proben material hergestellt werden, aber bei relativ geringer Spinn-/Verstreckgeschwindigkeit
(etwa 60% von Bsp. 1). Die Zugeigenschaften erweisen sich als erheblich
niedriger als für
andere Fasern, siehe Tabelle 1.
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Vergleichsversuch C
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Eine
Probe von im Handel erhältlicher
UMHWPE-Faser Dyneema® SK75, einem Doppelgarn
mit 2·440 dtex
von DSM High Performance Fibers BV (NL), das in einem Gelspinnverfahren
mit Aufbringung eines herkömmlichen
Präparationsmittels
hergestellt wurde, wurde einer Extraktionsprozedur zur Entfernung
von Präparationsmittelkomponenten
von der Faser unterworfen. Garn wurde lose um einen zylindrischen,
perforierten Polypropylenkern gewickelt und über einen Zeitraum von 3 Stunden
einer Sohxlet-Extraktion mit Chloroform unterworfen. Nach 18 Stunden
Stehen in Chloroform wurde die Probe erneut über einen Zeitraum von 7 Stunden
einer Sohxlet-Extraktion
mit Chloroform unterworfen, wonach dieser letzte Zyklus wiederholt
wurde. Danach wurde die Probe im Ofen bei 40°C unter vermindertem Druck getrocknet,
bis nach 7 Tagen Massenkonstanz erreicht war. Die Zugeigenschaften
vor der Extraktion (C1) und nach der Extraktion (C2) wurden gemessen,
und die Rückstandskonzentration
auf der Oberfläche
wurde bestimmt. Aus den in Tabelle 1 aufgeführten Ergebnissen geht hervor,
daß etwa
85% der Verbindungen vom PEO-Typ entfernt waren, aber N- und K-haltige Verbindungen
weitgehend auf den Fasern verblieben. Außerdem fielen die Zugeigenschaften
nach der Extraktion um etwa 10–14%.
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Vergleichsversuch D
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Eine
Probe von im Handel erhältlicher
UMHWPE-Faser Dyneema® SK65, einem Garn mit
220 dtex von DSM High Performance Fibers BV (NL), das in einem Gelspinnverfahren
mit Aufbringung eines herkömmlichen
Präparationsmittels
hergestellt wurde, wurde einem Waschschritt mit mehreren Reinigungsmittellösungen,
die ferner 1 g/dm3 Soda enthielten, unterworfen.
Die verwendeten Reinigungsmittel sind im Handel von Zschimmer & Schwarz GmbH,
Lahnstein, Deutschland, erhältlich.
Das Garn wurde lose um einen Glasstab gewickelt und 15 Minuten in
eine 80°C
heiße
gerührte
Reinigungsmittellösung
getaucht. Danach wurde das Garn mit heißem Wasser (70°C) und kaltem
Wasser gespült.
Der Effekt des Waschens wurde durch Bestimmung des Gehalts an PEO-haltigen
Verbindungen mittels NMR und des Na- und K-Gehalts mittels NAA bestimmt (bezüglich Einzelheiten
siehe Beispiel 1).
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Aus
den in Tabelle 2 zusammengestellten Ergebnissen geht hervor, daß keine
der Waschlösungen
in der Lage war, die Präparationsmittelrückstände weitgehend
vollständig
aus dem Garn zu entfernen. Tabelle 2
| Reinigungsmitteltyp | PEO-Gehalt | Na-Gehalt | K-Gehalt |
(wäßriges Soda,
1 g/dm3) | (ppm) | (ppm) | (ppm) |
Vgl.-Vers.
D1 | Keine
Wäsche | 4000 | 34 | 46 |
Vgl.-Vers.
D2 | Depicol
ND; 3 g/dm3 | 700 | 13,2 | 4,5 |
Vgl.-Vers.
D3 | Depicol
TNK; 2 g/dm3 | 1000 | 4,2 | 2,4 |
Vgl.-Vers.
D4 | Tissocyl
RLB; 2 g/dm3 | 600 | 16,5 | 5,4 |
Vgl.-Vers.
D5 | Tissocyl
NEC; 3 g/dm3 | 700 | 5,8 | 2,6 |
Vgl.-Vers.
D6 | VP
111; 2 g/dm3 | 700 | 7,7 | 4,4 |