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Die
vorliegende Erfindung betrifft einen Mikrostrahl-Kollimator zum
Konzentrieren von Röntgenstrahlen
zur Verwendung in einem Röntgendiffraktometer
und ein Verfahren zur Durchführung
von Röntgenbeugungsuntersuchungen
mit hoher Auflösung
durch Verwendung des selbigen.
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Das
Dokument
EP-A-1100092 ,
das eine europäische
Patentanmeldung nach Artikel 54 (3) EPÜ ist, offenbart einen Mikrostrahl-Kollimator
mit einem Gangmittel zur Bereitstellung eines Ganges, der einen
Röntgenstrahl
führt,
wobei das Gangmittel einen Gangeintrittsteil und einen Gangaustrittsteil
aufweist und aus zwei gegenüberliegenden
glatten, länglichen Plattenmitteln
gebildet ist, die mit einem Schwermetall beschichtet sind.
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Darüber hinaus
offenbart das Dokument
US-A-5001737 einen
Mikrostrahl-Kollimator
wie beispielsweise den im Oberbegriff von Anspruch 1 definierten,
und das Dokument
US-A-5772903 beschreibt
den Vorteil der Verwendung von Schwermetallen bei Röntgenreflektivität mit einem
großen
kritischen Winkel.
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Konzentratoren
bzw. Kondensoren, die hochintensive Röntgenstrahlen in Mikrometergröße erzeugen,
sind wertvolle Werkzeuge in zahlreichen industriellen und wissenschaftlichen
Bereichen. Es wird immer mehr über
Anwendungen von Mikrofokussiertechniken bei der Metallveredelung,
in der Halbleiter- und Keramikindustrie sowie in den biologischen
und medizinischen Wissenschaften berichtet [siehe Referenzdokumente
des Stands der Technik 1, 2]. Der Einsatz von Mikrostrahlen bei
verschiedenen Arten von Techniken wie beispielsweise Beugung, Spektroskopie
oder Mikroskopie verbessert ferner deren Auflösung und erhöht in vielen
Einzelfällen
deren Anwendbarkeit [siehe Referenzdokumente des Stands der Technik
1, 2].
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In
Bezug auf die Konstruktion ist die Mikrostrahlbildung harter Röntgenstrahlen
mit zahlreichen Einschränkungen
und technischen Problemen konfrontiert. Im Gegensatz zu sichtbarem
Licht kann die Fokussieroptik für
Röntgenstrahlen
nicht auf konventionellen Linsen beruhen, da die Brechzahl n für die Luft-Feststoff-Grenzfläche etwas
kleiner als 1 ist. Wegen dieser Eigenschaft wird auch ein Röntgenstrahl,
der auf eine plane, glatte Oberfläche trifft, nur dann reflektiert,
wenn der Einfallswinkel unter einem kritischen Wert θc bleibt, der in vereinfachter Form nach θc = (2 δ)1/2 und δ =
(N e2 λ2 Z ρ/(2 π m c2 A) berechnet wird, wobei N = Avogadro-Zahl,
e = Elektronenladung, λ =
Wellenlänge
der Strahlung, Z = Ordnungszahl, ρ =
Materialdichte, m = Elektronenmasse, c = Lichtgeschwindigkeit und
A = Atommasse [siehe Referenzdokumente des Stands der Technik 3,
4]. Eine detaillierte Beschreibung dieser Phänomene findet sich in zahlreichen
grundlegenden Physikbüchern
[siehe Referenzdokumente des Stands der Technik 5, 6] und wird deshalb
in diesem Text nicht weiter erwähnt.
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Die
meisten Ansätze
für die
Erzeugung paralleler Mikrostrahlen basieren dann auf der mehrfachen
Totalreflexion von Röntgenstrahlen,
normalerweise in Bleiglaskapillaren [siehe Referenzdokumente des
Stands der Technik 1-4, 7, 8]. Dadurch, dass die Röntgenstrahlen
der Strahlungsquelle in Richtung des Eintritts des Kapillarröhrchens
gelenkt werden, kann der einfallende Strahl konzentriert werden, solange
der Einfallswinkel bei jeder Reflexion unter dem kritischen Wert θc bleibt. Bei Bleiglas und Röntgenphotonen
von 8 keV ist θc nicht größer als 3 mrad (0,17°) [siehe
Referenzdokument des Stands der Technik 9]. In der Praxis bedeutet
dies, dass eine verjüngte,
ungefähr
10 cm lange Kapillare (aus Bleiglas) auf eine Eintrittsöffnung von
ungefähr
20-50 μm
beschränkt
ist, wenn eine Größe des Austrittsstrahls von
3-11 μm
erforderlich ist [siehe Referenzdokumente des Stands der Technik
1, 7]. Es kann demnach nur eine extrem geringe Menge der einfallenden Strahlung
konzentriert werden, wobei für
diese Strahlung Mikrostrahlversuche dieser Art hohe Intensitäten eintretender
Röntgenstrahlen
erfordern und normalerweise mit Synchrotron-Strahlungsquellen mit hoher Energie
durchgeführt
werden.
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Ferner
ist der wichtige Aspekt zu berücksichtigen,
dass bei Röntgenbeugungs-Beobachtungen polykristalliner
Materialien mit Bragg-Brentano-Diffraktometern lediglich diejenigen
Körnchen
zur Intensität
gebeugter Strahlung beitragen, die parallel zur Oberfläche der
Probe ausgerichtet sind und deshalb mit der Nullposition der Vorrichtung übereinstimmen. Da
die Körnchengröße bei festen
Materialien normalerweise im Mikrometerbereich liegt, ist es nur
ein Zufall, dass günstig
ausgerichtete Körnchen
bestrahlt werden, wenn ein Querschnitts-Mikrostrahl aus Kapillarröhrchen verwendet
wird, so dass in diesem Fall nicht nur die Intensität einfallender
Strahlung, sondern auch die Intensität gebeugter Strahlung sehr niedrig
ist.
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Es
ist demzufolge das Ziel der vorliegenden Erfindung, einen Mikrostrahl-Kollimator zum Konzentrieren
von Röntgenstrahlen
zur Verwendung in einem konventionellen Röntgendiffraktometer mit Bragg-Brentano-Geometrie
bereitzustellen, um so die Charakterisierung von sehr kleinen Probenbereichen
zu ermöglichen,
ohne auf sehr große
Strahlungsquellen (Synchrotron) angewiesen zu sein.
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Das
technische Problem wird durch einen Mikrostrahl-Kollimator mit den
Merkmalen von Anspruch 1 sowie durch ein Verfahren mit den Merkmalen
von Anspruch 18 gelöst.
Weitere Merkmale der vorliegenden Erfindung werden in den Unteransprüchen offenbart.
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Eine
Möglichkeit
zur Steigerung der konzentrierbaren Strahlungsmenge besteht darin,
reflektierende Materialien mit höherem θc zu verwenden, so dass ein größerer Anteil
des einfallenden Strahls vom Kollimator geschnitten wird. Die idealen
Materialien für
einen solchen Zweck sind Schwermetalle mit einer hohen Elektronendichte
= (Z·ρ/A), wobei
Z = Ordnungszahl, ρ =
Materialdichte und A = Atommasse. Metalle zeigen ferner eine höhere mechanische
Festigkeit als Glas und ermöglichen
somit stabilere und größere Kapillartyp-Konstruktionen. Die
Effizienz des Kollimators kann demnach verbessert werden, denn je
länger
die Kapillaren und je größer ihre
Eintrittsöffnung
ist, desto größer ist
die Strahlungsmenge, die erfasst und konzentriert werden kann. Diese
Konzepte wurden in Betracht gezogen und mit Erfolg in der vorliegenden
Erfindung angewandt, die sich auf eine Kapillartyp-Konstruktion
bezieht, die auf gegenüberliegenden
glatten, länglichen
Platten basiert, die aus einem Material bestehen oder damit beschichtet sind,
das aus der Gruppe bestehend aus Schwermetallen und Materialien
ausgewählt
ist, die Totalreflexionseigenschaften aufweisen, die mit denen der Schwermetalle
vergleichbar sind.
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Die
zwei Plattenmittel bestehen vorzugsweise ganz aus einem der erfindungsgemäßen Materialien.
Es würde
jedoch ausreichen, wenn nur eine Beschichtung des jeweiligen Materials
auf den Oberflächen
der beiden Plattenmittel vorliegt, die einander zugewandt sind und
dadurch einen Gang bilden, um die Röntgenstrahlen zu führen. Vorzugsweise
wird Nickel, Wolfram oder Platin für die Plattenmittel ausgewählt. Alternativ
kann man andere Schwermetalle oder solche Materialien mit Totalreflexionseigenschaften – insbesondere
mit kritischen Winkeln der Totalreflexion – auswählen, die mit denen der Schwermetalle
vergleichbar sind. Beispiele für
letztere Materialien sind Legierungen aus Schwermetallen.
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Jedes
der zwei Plattenmittel kann in einstückiger oder integrierter Weise
hergestellt sein. Alternativ kann jede der länglichen bzw. gestreckten Platten
aus zwei oder mehr Plattenabschnitten bestehen, die in geeigneter
Weise an ihren Endflächen
verbunden sind.
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Der
Mikrostrahl-Kollimator der vorliegenden Erfindung erzeugt Mikrostrahlen
mit einem linienförmigen
(linearen), rechteckigen Querschnitt, die in einer Richtung schmal
genug sind, so dass Änderungen
der Feinstruktur beim Abtasten der Probe erfasst werden können, aber
in der anderen Richtung ausreichend lang sind, so dass die größte Anzahl
von Körnchen
für die
Beugung frei ist. Die Erfindung ist demzufolge besonders für Beugungsanalysen
sehr dünner,
aber langer Probenbereiche anwendbar wie bei denjenigen, für die ein
in einer Richtung verlaufendes Grenzflächenwachstum (beispielsweise
Oxidschichten in Röhren
oder Metallplatten) charakteristisch ist und die eine spezifische
Vorbereitung der Probe erfordern.
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Die
Erfindung wendet die Prinzipien der Totalreflexion vorzugsweise
an zwei gegenüberliegenden
flexiblen, glatten, länglichen
Nickelplatten (Ni-Platten; Ni-Spiegeln)
an, die die Primärstrahlung konzentrieren
bzw. bündeln,
die von einer 2-kW-Labor-Röntgenröhre mit
normalem Fokus (Cu-Anode) emittiert wird. Das Konzentrieren erfolgt
in einer Richtung und findet zwischen den beiden flexiblen Ni-Spiegeln
statt, die einen schmalen Gang mit variablem Längsprofil (beispielsweise konvex
oder verjüngt)
bilden. Die Veränderbarkeit
dieses Profils ist durch die geringere Dicke der Ni-Platten (man
wählt z.B.
1 mm) gewährleistet,
so dass diese stabil, aber flexibel genug sind und Einstellungen
des Gangprofils ermöglichen,
die uneingeschränkt
mit geeigneten Abstandshaltern und Schrauben durchgeführt werden
können.
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Da
der kritische Winkel θc bei Ni 0,42° beträgt, d.h. 2,5 mal größer als
der von Bleiglas ist, ist eine große Eintrittsöffnung des
Ganges (ungefähr
0,5 mm) zulässig.
Die Nennmaße
des Gangeintritts betragen somit 0,5 mm × 4 mm. Am anderen Ende ist der
Gangaustrittsteil über
eine Strecke von ungefähr 37
mm mit einem gleichmäßigen Querschnitt
von 30 μm × 4000 μm versehen,
so dass ein quasi-paralleler Austrittsstrahl erzeugt wird.
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Eine
Antidivergenzblende (Strahlstopper) von 15 μm ist am Gangaustritt angeordnet,
um schräg
verlaufende Strahlung weiter zu blockieren. Der Austrittsstrahl
bzw. konzentrierte Strahl hat demnach die Nennendmaße 15 μm × 4000 μm, wobei
die gemessene Intensität
um zwei Größenordnungen größer als
bei einem nicht-konzentrierten Strahl mit gleichen Maßen ist.
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Der
Mikrostrahl-Kollimator kann wegen dieser hohen Brillanz in Verbindung
mit üblichen
Röntgendiffraktometern
betrieben werden, um eine Strukturanalyse mit hoher Auflösung von
sehr dünnen, aber
langen Feststoffschichten oder Grenzflächen durchzuführen. Diese
besondere Art der Probengeometrie tritt bei mehreren technischen
Materialanwendungen auf, beispielsweise in dem Randbereich von längs geschnittenen
Kernbrennstofftabletten, Oxidschichten auf Metallplatten, Bindungsschichten
in Metallblech-Schichtwerkstoffen, Bindungsschichten in doppelwandigen
Röhren
usw.
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Zur
Gewährleistung
der sicheren Handhabung sind die zwei Platten erfindungsgemäß in einem vorzugsweise
zylindrischen Gehäuse-
oder Haltemittel aufgenommen, das vorzugsweise aus Aluminium besteht
und in einem doppelachsigen Mikropositioniertisch angebracht ist,
der am Gehäuse
der Strahlröhre
befestigt ist. Diese Konstruktion erlaubt die problemlose Ausrichtung
des Mikrostrahl-Kollimators relativ zum Ursprungsstrahl.
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Die
vorliegende Erfindung bedeutet zusammengefasst: es wurde ein Mikrostrahl-Kollimator
zum Konzentrieren von harten Röntgenstrahlen
entwickelt, der sehr schmale, aber intensive wenig divergente Strahlen
bereitstellt. Die Primärstrahlung
wird durch mehrfache Totalreflexionen an den glatten Innenflächen eines
flachen Metallganges mit verstellbarem Längsprofil bis hinab zum Mikrometermaßstab konzentriert.
Der an der Austrittsöffnung
erhaltene Strahl hat Nennmaße
von beispielsweise 15 μm × 4000 μm (linearer Querschnitt)
und ist um zwei Größenordnungen
intensiver als die nicht-konzentrierte Strahlung,
die durch einen Schlitz gleicher Größe dringt. Der Kollimator kann
wegen dieses hohen Brillanzgewinns sogar mit der konventionellen
Strahlröhre
eines herkömmlichen
Diffraktometers betrieben werden. Es wurde ein Prototyp, der an
einem handelsüblichen
Theta-Theta-Diffraktometer
angebracht war, eingehend auf Intensitätszunahme, Divergenz und räumliche
Auflösung
geprüft.
Deshalb wurde die Erfassung genauer Röntgenbeugungsmuster an länglichen,
aber sehr dünnen
Probenbereichen (nur einige Zehntel Mikrometer) problemlos im Labor durchgeführt, ohne
auf teure Hochenergie-Strahlungsquellen (Synchrotron) angewiesen
zu sein, wie es bei den meisten Ansätzen zur Bildung von Mikrostrahlen
erforderlich ist, die auf Glaskapillaren basieren.
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Eine
Ausführung
der vorliegenden Erfindung wird anhand der beigefügten Zeichnungen
und nur beispielhaft beschrieben. Es zeigen:
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1:
eine perspektivische Darstellung, die schematisch eine Röntgenvorrichtung
zeigt, bei der der erfindungsgemäße Mikrostrahl-Kollimator verwendet
wird;
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2:
eine Seitenansicht, die den erfindungsgemäßen Mikrostrahl-Kollimator teilweise
im Querschnitt zeigt;
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3:
eine Seitenansicht, die den erfindungsgemäßen Mikrostrahl-Kollimator ohne das
Außengehäuse zeigt;
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4:
eine Draufsicht des in 3 dargestellten Mikrostrahl-Kollimators;
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5:
eine Draufsicht der oberen Platte des erfindungsgemäßen Mikrostrahl-Kollimators;
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6:
eine Draufsicht der unteren Platte des erfindungsgemäßen Mikrostrahl-Kollimators;
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7:
eine Seitenansicht der zusammengebauten oberen Platte und unteren
Platte, die in 5 und 6 dargestellt
sind;
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8:
eine Draufsicht, die den zusammengebauten Unterteil und Abdeckteil
des Haltemittels für
die Aufnahme der zwei Platten zeigt;
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9:
eine Seitenansicht, die nur den Unterteil des Haltemittels zeigt;
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10:
die Querschnittsdarstellung gemäß der Linie
A-A von 9;
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11:
die Querschnittsdarstellung gemäß der Linie
B-B von 9;
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12:
die Querschnittsdarstellung gemäß der Linie
C-C von 9;
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13:
eine Seitenansicht, die das Außengehäuse des
erfindungsgemäßen Mikrostrahl-Kollimators
zeigt;
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14:
eine Querschnittsdarstellung gemäß der Linie
D-D von 13;
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15:
eine Draufsicht des in 13 dargestellten Außengehäuses;
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16:
einen Aufriss des Außengehäuses von 13 mit
Ansicht von rechts;
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17:
eine Querschnittsdarstellung gemäß der Linie
E-E von 13;
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18:
ein Intensitätsprofil
des erzeugten Mikrostrahls, das von einem Winkeldetektor erfasst wurde,
der in 205 mm Abstand von der Austrittsspitze des Kollimators abtastete;
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19:
eine experimentelle Anordnung zur Einschätzung der Divergenz des Mikrostrahls;
(a) → (c):
schrittweise Zunahme der Breite des Aufnahmeschlitzes und Messung
der transmittierten Intensität;
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20:
die Bestimmung der Divergenz des Mikrostrahls; (a) Transmission
der Intensität
(in %) zum Detektor als Funktion der Breite des Aufnahmeschlitzes;
(b) Neuanordnung der Daten unter der Voraussetzung, dass der Strahl
totale Symmetrie aufweist, d.h. die Hälfte des Aufnahmeschlitzes;
(c) die 1. Ableitung der Kurve von (b) und die Strahldicke bei der
Halbwertsbreite (FWHM); (d) der Divergenzwinkel (0,014°) wird aus
der einfachen Geometrie der Messanordnung bestimmt;
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21:
die Bestimmung der räumlichen
Auflösung;
(a) der Detektor misst kein gebeugtes Signal; (b) ein Teil des Strahlflecks
bestrahlt den CaF2-Kristall und der Detektor
misst die Intensität
der gebeugten Strahlung; (c) das gebeugte Signal erreicht die maximale
Intensität;
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22:
typische Ergebnisse aus dem Test der räumlichen Auflösung; (a)
Intensität
der gebeugten Strahlung (bei dem Einfallswinkel 34,540°) als Funktion
der Position des Strahlflecks an der Grenzfläche Stahl/CaF2;
(b) die 1. Ableitung der Kurve von (a) und die Dicke des Strahlflecks
bei der Halbwertsbreite (FWHM);
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23:
die räumliche
Auflösung
des Mikrostrahl-Kollimators als Funktion des Einfallswinkel des Strahls;
und
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24:
eine Anwendung der Mikro-Röntgenbeugungsvorrichtung;
(a) eine Nahansicht eines längs
verlaufenden Schnittes einer Probe aus verbranntem Kernbrennstoff;
und (b) die erfassten Elementarzellenparameter (Gitterparameter)
als Funktion der radialen Position des Strahlflecks auf der Probe.
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1 zeigt
das benutzte θ/θ-Diffraktometer mit
dem Mikrostrahl-Kollimator 1 der vorliegenden Erfindung,
der an einer Strahlröhre 2 und
einem Probenpositioniertisch bzw. Mikropositionierer 3 angebracht
ist, der mittels der Mikrometerschraube 4 präzise Bewegungen
der Probe S relativ zum Mikrostrahl B ermöglicht. Ferner zeigt 1 einen
Szintillationszähler
bzw. -detektor 5, einen Goniometerkopf und ein Kardanrahmenmittel,
das einen vertikalen Positionierer 7, einen Kipptisch 8 und
einen Winkelrahmen 9 umfasst.
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Das
ganze in 1 dargestellte System wurde
dazu eingesetzt, den Strahl zu charakterisieren und die Anwendbarkeit
der Technik unter realistischen Betriebsbedingungen zu prüfen. Die
Charakterisierung des Mikrostrahls umfasste Messungen der Intensitätszunahme
sowie Prüfungen
der Strahldivergenz und der räumlichen
Auflösung.
Es wurden auch repräsentative
Beobachtungen der Röntgenbeugung und
Messungen der Gitterparameter am längs verlaufenden Schnitt von
verbrauchten Kernbrennstofftabletten und Röhren mit oxidierter Zirconiumlegierung
durchgeführt,
die das Vermögen
der vorliegenden Erfindung bewiesen, absolut aufgelöste (nicht überlappende)
Beugungsspektren der Proben bei räumlichen intervallen von bis
hinab zu 30 μm
zu liefern.
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2 zeigt
den Mikrostrahl-Kollimator 1 in detaillierterer Form. Es
sind insbesondere der vertikale Positionierer 7, der Kipptisch 8 und
der Winkelrahmen 9 dargestellt, die das Kardanrahmenmittel ergeben.
Man sieht die zwei Platten, d.h. die obere Platte 10 und
die untere Platte 11, die den Gang zur Führung des
Mikrostrahls B bilden. Die länglichen Platten 10, 11 sind
in einem Haltemittel aufgenommen, das durch ein zylindrisches Gehäuse 12 gebildet
ist, das vorzugsweise aus Aluminium besteht. Ein Außengehäuse bzw.
eine Außenröhre 13 ist
bei 14 in Gewindeeingriff mit dem zylindrischen Gehäuse 12 verbunden
und umschließt
teilweise die Platten 10, 11 und das Gehäuse 12.
Eine mit Innengewinde versehene Aufnahmehülse 15 hält das zylindrische
Gehäuse 12,
die Platten 10, 11 und das Außengehäuse 13 des Mikrostrahl-Kollimators 1,
um ihn mit dem Kardanrahmenmittel zu verbinden.
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3 zeigt
den Mikrostrahl-Kollimator 1 ohne das Außengehäuse 13.
Man sieht, dass die Platten 10, 11 nach rechts
aus dem Gehäuse 12 hervorstehen.
In 4 ist der Mikrostrahl-Kollimator 1 in Draufsicht
dargestellt.
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5, 6 und 7 zeigen
die obere Platte 10, die untere Platte 11 und
die Baueinheit, die die Platten 10 und 11 umfasst.
Die Platten 10, 11 bestehen in der dargestellten
Ausführung
aus Nickel (Ni). Die Platten 10, 11 haben identische
Geometrie, nämlich
die Länge
L = 150 mm, die Breite b = 9 mm und die Dicke t = 1 mm.
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Die
Ni-Platten 10, 11, bei denen eine Seite mit einer
kolloiden OP-S-Kieselsäuresuspension (Körnchengröße 0,04 μm) endpoliert
ist, sind mit den glatten Seiten nach innen positioniert (in 7 ersichtlich).
Im Gangaustrittsteil (39) sind Abstandsmittel in Form von
zwei 30 μm
dicken Edelmetall-Streifenfolien 16 zwischen
den Ni-Platten 10, 11 angeordnet, die mit mehreren
Schrauben 17 und Muttern 18 zusammen fixiert sind,
wodurch eine 37 mm lange Strahlführung
mit einem gleichmäßigen Querschnitt von
4 mm × 30 μm gebildet
ist. Je nach der erforderlichen Dicke des erzeugten Strahls B kann
man die Folien 16 mit verschiedener Dicke verwenden.
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In 6 beträgt die Länge der
Streifenfolien 16 Lf = 40 mm, was
zu einer Längsverlängerung
des Gangaustrittsteils (39) von 37 mm führt, die in 5, 6 und 7 durch
den Abstand zwischen den am weitesten links liegenden Schrauben-
und Mutternpaaren und dem rechten Ende der Platten 10, 11 definiert
ist. Der Gangaustrittsteil (39) mit gleichmäßigem Querschnitt
hat vorzugsweise eine Länge
von unter 50%, bevorzugter unter 30%, der Gesamtlänge L der
Platten 10, 11.
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Die
Aperturweite bzw. Öffnungsweite
an dem in 7 links angeordneten Gangeintritt
ist veränderbar.
Da die Ni-Platten 10, 11 nur 1 mm dick sind und
genug Flexibilität
bewahren, kann ihre Trennung an dieser Stelle wie gewünscht durch
Stell- oder Distanzschrauben 19, 20 (in 2 und 3 dargestellt)
variiert werden, so dass der Eintrittswinkel (kritische Winkel)
einstellbar ist, bis man die maximale Austrittsintensität erreicht.
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An
der Außenseite
der Ni-Platten 10, 11 sind kleine Bronzeblöcke 21, 22 durch
Schrauben 23 befestigt (in 7 dargestellt),
um ihre Anbringung im zylindrischen Gehäuse- bzw. Haltemittel 12 zu
vereinfachen, das insbesondere in 2 und 3 abgebildet
ist. Da die Blöcke 21, 22 an
der Platte 10 bzw. 11 fixiert sind und mit den
Distanzschrauben 19, 20 zusammenwirken, bilden
sie einen Teil des Einstellmittels für die Einstellung des Längsprofils
des Ganges und/oder der Öffnungsweite
des Gangeintritts.
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Das
zylindrische Haltemittel 12 ist in 8 bis 12 detaillierter
dargestellt. 8 zeigt, dass das Haltemittel 12 einen
unteren Teil 24 und einen Abdeckteil 25 umfasst.
Die Trennebene zwischen dem unteren Teil 24 und dem Abdeckteil 25 ist
von der Längsachse
des Haltemittels 12 versetzt (in 10, 11 und 12 ersichtlich). 9 zeigt eine
Ansicht des unteren Teils 24, wobei die Trennebene identisch
mit oder parallel zu der Zeichenebene ist. 10, 11 und 12 zeigen
am besten, dass der untere Teil 24 eine Aussparung 26 aufweist, die
als Aufnahmehohlraum zur Aufnahme der Ni-Platten 10, 11 dient.
Die Ni-Platten 10, 11 werden nach
ihrem Einsetzen in die Aussparung 26 durch die Schrauben 27, 19 und 20,
die beispielsweise in 3 abgebildet sind, im unteren
Teil 24 gehalten. Danach wird der untere Teil 24 durch
den Abdeckteil 25 verschlossen.
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Mit
den Schrauben 19, 20 kann man nicht nur die Öffnungsweite
des Strahlgangeintritts verändern,
sondern auch das Längsprofil
des gebildeten länglichen
Gangzwischenraums zwischen den Ni-Platten 10, 11.
Durch Drücken
der Außen-
oder Innenschrauben 19 kann ein parabolisches (konvexes) oder
verjüngtes
(konkaves) Profil gebildet werden. Das Konzentrieren der Strahlung
findet dann nach mehrfachen Totalreflexionen zwischen den Ni-Platten 10, 11 statt.
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Die
aus den Ni-Platten 10, 11 und dem Haltemittel 12 bestehende
Gruppe ergibt die Kondensoreinheit des Mikrostrahl-Kollimators 1,
der zwischen der Strahlröhre 2 und
der Probe S positioniert ist. Zum Einstellen dieser Einheit in Bezug
auf den Primärstrahl
wird ein Kardanrahmensystem verwendet, das kombinierte Vertikal-
und Kippbewegungen der Kondensoreinheit ermöglicht. Dieses Kardanrahmensystem
besteht aus drei Elementen, nämlich dem
vertikalen Positionierer 7, dem Kipptisch 8 und dem
Winkelrahmen 9 (in 1, 2 und 3 dargestellt).
Die Montagefolge ist folgendermaßen: die Kondensoreinheit wird
in den vertikalen Positionierer 7 eingesetzt; letzterer
wird auf die obere Platte des Kipptischs 8 aufgeschraubt,
der dann im Winkelrahmen 9 angebracht wird; schließlich wird
dieser Rahmen 9 am Röntgenröhrengehäuse 2 befestigt.
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Der
Winkelrahmen 9 hat bereits einen vorgegebenen Winkel relativ
zur horizontalen Ebene (in der vorliegenden Ausführung –6°), der dem „Startwinkel" des Primärstrahls
gemäß den Anweisungen des
Lieferanten der Röntgenröhre entspricht.
Der vertikale Positionierer 7 ist mit einer Mikrometerschraube
[M-619.00 von PI
(Physik Instrumente) GmbH & Co.
KG] versehen, die vertikale Verstellungen der Kondensoreinheit in
regelbaren Schritten mit der Feinheit von 10 μm erlaubt. Der Kipptisch 8 ist
ein handelsüblicher
Neigungsmesser vom Typ M-041.00, der von PI (Physik Instrumente)
GmbH & Co. KG,
Deutschland, geliefert wird. Dies ermöglicht feine Veränderungen
der Ausrichtung der Kollimatorachse rings um den vorgegebenen Startwinkel
des Winkelrahmens 9 (–6°) in regelbaren
Schritten von 0,005°.
Sobald die optimale Ausrichtung erreicht ist, was durch Erfassung
der maximalen Intensität
am Kollimatoraustritt bestätigt
wird, kann man den vertikalen Positionierer und den Winkelpositionierer
mit geeigneten Schrauben in ihren Positionen arretieren.
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Eine
als Außengehäuse dienende
Außenröhre 13 umschließt teilweise
die Kondensoreinheit (in 2 dargestellt). Die Außenröhre 13 ist
in 13, 14 und 15 detaillierter
dargestellt. Sie hat eine doppelte Funktion, nämlich die Ni-Platten 10, 11 vor
von außen
einwirkenden physikalischen Kräften
zu schützen
und eine als Antidivergenzmittel am Austritt des Mikrostrahlwegs
dienende Schlitzblende 28 zu halten, um schräg verlaufende Strahlung
zu elimieren. Hinsichtlich der Glaskapillaren ist bekannt, dass
kleine Mängel
in den reflektierenden Innenwänden
oder geringfügige
Fehlausrichtungen der Eintrittsöffnung
relativ zum Primärstrahl signifikante
Veränderungen
der Intensität
in den konzentrierten Strahlen – beispielsweise
schneckenförmige
oder nicht-zentrosymmetrische Merkmale [siehe Referenzdokument des
Stands der Technik 8] verursachen und störende divergente
Strahlen (Satelliten) erzeugen. In der vorliegenden Erfindung ist
ein 15-μm-Antidivergenzschlitz
in der Vorderseite der Austrittsöffnung
der Kondensoreiheit angeordnet, um die störende schräg verlaufende Strahlung zu
blockieren und nur den Mittelkern des konzentrierten Strahls zu
erhalten.
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Die
Schlitzblende 28 (Strahlstopper) umfasst zwei Blöcke 29 und 30 mit
glatten Oberflächen
(Rauheit bis 0,04 μm)
an der Innenseite des Strahls, die mit den Schrauben 31 zusammen
fixiert und an einer Endkappe 32 befestigt sind, die einen
Teil des Außengehäuses 13 bildet
(in 13, 16 und 17 dargestellt).
Die runde Endkappe 32, die die Schlitzblende 28 trägt, ist
in die Vorderseite einer Schutzröhre 33 eingesetzt
und kann durch Spannschrauben 34 arretiert werden, nachdem
die Schlitzöffnung
parallel zur Öffnung
der Ni-Platten eingestellt wurde.
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Zwei
vorzugsweise in Form von Folien vorliegende Distanzringe werden
rings um die Schrauben 31 und somit zwischen die Blöcke 29 und 30 gelegt, um
die gewünschte
Schlitzöffnung
zu bilden. Die Dicke der Distanzringe beträgt ungefähr 15 μm. Demnach ist die Schlitzblendenöffnung halb
so groß wie die Öffnung der
Ni-Platten 10, 11 im Gangaustrittsteil 39.
Zur Einstellung der Schlitzblende 28 in der Mittelebene
des Mikrostrahls B können
die Blöcke 29 und 30 an
zwei Stiften 35 auf- und abwärts bewegt werden, indem man
die Schraube 36 gegen die Wirkung der Federn 37 dreht
(am besten in 17 dargestellt).
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Es
werden nun die Versuchsdaten in Bezug auf die vorliegende Erfindung
dargelegt:
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1. Geräte
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Die
in 1 dargestellte Vorrichtung wurde dazu eingesetzt,
den Mikrostrahl B dieser Erfindung zu charakterisieren und zu prüfen. Sie
besteht aus einem θ/θ-Diffraktometer (Seifert
XRD-3000), das mit einer 2-kW-Standard-Strahlröhre mit dem Linienfokus Cu-Anode
und einem doppelt kollimierten (d.h. mit Anti-Streu-Schlitz und Aufnahmeschlitz)
Szintillationszähler
(Seifert SZ 20/SE) versehen ist. Ein am Röhrengehäuse positionierter Ni-Filter
dient dazu, die Cu-Kβ-Wellenlängen zu eliminieren, und erlaubt nur,
dass Cu-Kα (8,05
keV) in den Kollimator geführt wird.
Bei allen Versuchen betrug die angewandte Energie der Strahlröhre 46 kV
und 38 mA.
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Der
Röntgen-Mikrostrahl-Kollimator 1 wird am
Strahlröhrengehäuse 2 angebracht.
Während
die Strahlungsquelle und die Detektorarme an der Nullposition des
Goniometers gehalten werden, wird der Kondensor in den Weg des Primärstrahls
ausgerichtet, wobei man durch Bewegungen des vertikalen und des
Kipp-Mikropositioniersystems nach der maximalen transmittierten
Intensität
sucht. Das Intensitätsprofil
des gebildeten Mikrostrahls B wird dann durch Oszillieren des Szintillationszählers rings
um die Nullposition abgetastet. Für derartige direkte Messungen
muss der Szintillationszähler
durch einen Intensitätsdämpfer geschützt werden,
um bei ihm einen Overflow zu vermeiden. Dies wird normalerweise
dadurch bewerkstelligt, dass man mehrere Metallfolien in der Vorderseite
des Detektors positioniert, die je nach der ankommenden Intensität einige zehn
oder hundert Mikrometer dick sind.
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Während des
Ausrichtens werden auch die Winkel- und Vertikalpositionen der Antidivergenzschlitzes
am Ende der Schutzröhre
(33) optimiert. Darüber
hinaus werden die Eintrittsöffnung
der Ni-Platten und das Profil des durch sie umschlossenen Ganges
mit den Schrauben (19) und (20) eingestellt, um
so die maximale transmittierte Intensität zu erhalten.
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2. Intensitätszunahme
und Betriebseigenschaften
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Der
Brillanzgewinn wurde durch Messen der Intensität bestimmt, die aus dem Kollimator
mit und ohne innere Ni-Platten austritt, d.h. mit und ohne Strahlkonzentration.
Beide Messungen erfolgten unter den gleichen Versuchsbedingungen,
d.h., dass die Generatorparameter gleichmäßig und nach der Einstellung
des Systems auf maximale transmittierte Intensität an der Nullposition des Goniometers
gleich blieben, wobei 50 μm
dicke Edelstahlfolien als Intensitätsdämpfer in der Vorderseite des
Detektors verwendet wurden. Unter diesen Bedingungen ergab die Anordnung
mit Ni-Platten eine Intensität
von 4 × 104 Impulsen/sec, wohingegen ohne die Ni-Platten
die maximale Intensität
2 × 102 Impulse/sec nicht überschritt. Zweifellos beweist
die mit den Ni-Platten erzielte 200 mal höhere Intensität die Effizienz
des dargelegten Strahlkonzentrationssystems, das für harte Röntgenstrahlen
im Bereich von 5-30
keV einsetzbar ist. Zum Vergleich: Konzentratoren mit Monokapillaren
aus Glas, die mit herkömmlichen
Cu-Kα-Strahlungsquellen
betrieben wurden, erreichten nur eine Intensitätszunahme von ungefähr 28 [siehe
Referenzdokument des Stands der Technik 7].
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Das
in 205 mm Abstand vom Austritt des Kollimators gemessene Intensitätsprofil
mit 350-μm-Edelstahlfolien
in der Vorderseite des Detektors ist in 18 als
Funktion der Abweichung des Detektors von der Nullwinkellage dargestellt.
Man sieht, dass das hier vorgestellte System einen sehr gut definierten
und kompakten Röntgenstrahl
(Nadelform) ohne nennenswerte störende „Satellitenpeaks" oder größere Hintergrundstrahlung
bereitstellt. Wegen des schmalen und reinen Strahlprofils kann man demzufolge
nicht nur die Mittelposition (Nullposition) des Geräts sehr
präzise
definieren [ein bekanntes Handicap bei den mit Glaskapillaren konzentrierten Strahlen
ist die diffuse Nullposition (siehe Referenzdokument des Stands
der Technik 8)], sondern sind auch die von den untersuchten Proben
erhaltenen Bragg-Peaks ohne Verformungen und sehr schmal. Dies trägt ebenfalls
dazu bei, sehr präzise
Messungen der Gitterparameter zu erreichen.
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Im
Vergleich zu Glaskapillarkonstruktionen zeigt der vorgestellte Konzentrator
noch einige weitere Vorteile. Beispielsweise ist die Intensität des erzeugten
Strahls während
des Betriebs gleichmäßig, was
belegt, dass das System nicht empfindlich für Wärmewirkungen ist, die im Falle
von Glaskapillaren den Durchsatz negativ beeinflussen und das transmittierte
Signal stören
[siehe Referenzdokument des Stands der Technik 7]. Da der Konzentrator
der Erfindung außerdem
aus einem Metall mit höherem
Absorptionskoeffizienten besteht, ergeben sich praktisch keine „Strahlungslecks" in den reflektierenden Wänden, wie
es bei Glaskapillaren der Fall ist [siehe Referenzdokument des Stands
der Technik 2]. Schließlich
wurden auch nach mehreren Monaten Dauerbetrieb keine Strahlungsschäden in den
reflektierenden Ni-Platten festgestellt, was anders als bei Glaskapillaren
ist, bei denen nach einer gewissen Zeit eine Verdunkelung der Wände auftritt
[siehe Referenzdokument des Stands der Technik 7], die die Effizienz
beeinträchtigen
und die Reflexionsleistung verringern könnte.
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3. Strahldivergenz
-
In
der in 1 dargestellten Anordnung ist der Abstand zwischen
dem Antidivergenzschlitz am Kollimatoraustritt und dem Aufnahmeschlitz
am Detektor auf 205 mm fixiert, wenn sowohl die Strahlungsquelle
als auch der Detektor auf die Nullposition eingestellt ist. Es wurde
daher eine einfache Messung zur Einschätzung der Strahldivergenz durchgeführt, indem
verschiedene Aufnahmeschlitze mit größer werdenden Öffnungen
(19) positioniert wurden, bis eine sättigende
maximale Intensität
aufgezeichnet wurde. Ein sättigender
Maximalwert der transmittierten Intensität wird zweifellos dann erreicht,
wenn die Breite des Aufnahmeschlitzes die Breite des Strahls an
der Schnittpunktstelle übertrifft, d.h.
nachdem der gesamte Strahl in das Detektorfenster eintritt. In 20a sind die Ergebnisse der gemessenen
Intensitäten
als Funktion der Breiten des Aufnahmeschlitzes dargestellt. In 20b sind die gleichen Ergebnisse unter
der Voraussetzung totaler Symmetrie des Strahls dargestellt, d.h.
man geht davon aus, dass die Hälfte
der. Strahlintensität durch
die Hälfte
des Aufnahmeschlitzes durchgeht. Die 1. Ableitung der Kurve von 20b ist in 20c dargestellt. Ähnlich wie
in Referenzdokumenten [siehe Referenzdokumente des Stands der Technik
2, 8] wird dem Mikrostrahl eine charakteristische Breite als die „Halbwertsbreite" (FWHM) des Peaks
von 4c zugewiesen, was einen 102 μm breiten
Strahl in 205 mm Abstand vom Antidivergenzschlitz bedeutet. Aus der
einfachen Geometrie kann man ohne weiteres errechnen, dass die entsprechende
Winkeldivergenz lediglich 0,014° beträgt. Dieser
Wert, der gewiss ziemlich kleiner als die bei Konzentratoren mit
Glaskapillaren unter ähnlichen
Bedingungen [siehe Referenzdokument des Stands der Technik 7] gemessenen
0,32° ist,
zeigt die hohe Kompaktheit des hier dargelegten Mikrostrahls.
-
Es
ist auch anzumerken, dass der angegebene Wert von 0,014° im vorliegenden
Fall die höchstmögliche Winkeldivergenz
bedeutet. Dies liegt daran, dass eine Fehlausrichtung der Position
des Aufnahmeschlitzes zu der idealen, senkrecht zur Strahlachse
liegenden Ebene dazu führt,
dass größere Divergenzwinkel
gemessen werden als der reale Winkel. Da bei den vorstehend beschriebenen Messungen
keine Optimierung der Position des Aufnahmeschlitzes erfolgte, bedeutet
die abgeleitete Winkelabhängigkeit
demzufolge einen konservativen (hohen) Grenzwert.
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Die
geringe Strahldivergenz bedeutet in Bezug auf die Glaskapillaren
einen weiteren Vorteil des vorgestellten Systems, da sie ohne merklichen
Verlust bei der räumlichen
Auflösung
die Anordnung der Mikrostrahlvorrichtung in größeren Abständen von der Oberfläche der
Probe ermöglicht.
Beim folgenden Test der räumlichen
Auflösung,
der zweifellos die hohe Kompaktheit des gebildeten Strahls bestätigt, wird
der Kollimatoraustritt im günstigen
Abstand von 17 mm zur Probe positioniert, was die gesamte Durchführung des
Versuchs vereinfacht. Zum Vergleich werden bedingt durch die größere Strahldivergenz ähnliche
Messungen mit Glaskapillaren vorgenommen, wobei der Austritt der
Kapillare fast die Probe berührt
[siehe Referenzdokument des Stands der Technik 8], d.h. einen Abstand
von 2 mm oder weniger zur Oberfläche
der Probe hat.
-
4. Räumliche Auflösung
-
Die
räumliche
Auflösung
des Mikrostrahl-Kollimators wurde experimentell unter den gleichen
Betriebsbedingungen von Routinemessungen mit dem Diffraktometer
von 1 bestimmt. Zu diesem Zweck wurde eine spezifische
Probe vorbereitet, die aus einer Verbindung zweier verschiedener Materialien
bestand, nämlich
einer Edelstahlplatte und einem CaF2-Einzelkristall,
die zusammen fixiert waren und eine gut definierte gerade Grenzflächenkante
bildeten. Die Untersuchungen erfolgten nach dem Feinpolieren an
der Probe, wobei diese auf dem Translationstisch [M-105.10 von PI
(Physik Instrumente) GmbH & Co.
KG] des Probenpositioniersystems platziert wurde. Das Messverfahren
wird schematisch in 21 beschrieben; die Goniometerarme
wurden in einem bestimmten, vorher gewählten Winkel θ relativ
zur Probenoberfläche
so angeordnet, dass man bei dem CaF2-Einzelkristall
einen Beugungspeak erhielt. Der Strahlfleck wurde dann anfangs auf
der Edelstahlplatte positioniert und die Probe wurde behutsam horizontal
in 5-μm-Schritten verschoben.
Die Dicke der bestrahlten Zone (Größe des Strahlflecks) wurde
anschließend
aus der erforderlichen Gesamtverschiebung der Probe ausgewertet, so
dass die Intensität
gebeugter Strahlung vom Hintergrundniveau bis zu einem Maximalwert
variierte (es ist noch anzumerken, dass die gemessenen Beugungswinkel θ nicht exakt
den für
CaF2 tabellarisch dargestellten Bragg-Winkeln
entsprachen, da die Oberfläche
der vorbereiteten Probe nicht perfekt parallel zur Wachstumsebene
des verwendeten CaF2-Kristalls war).
-
22(a) zeigt ein repräsentatives Ergebnis, das mit
dem Mikrostrahl erhalten wurde, der bei dem Einfallswinkel θ = 34,540° positioniert
worden war. Durch Differentiation der Kurvenintensität gegenüber der
Verschiebung von 22(a) wurde die räumliche
Auflösung
als das Verschiebungsintervall definiert, das der Halbwertsbreite
(FWHM) des in 22(b) dargestellten
Peaks entsprach. Solche Intensitätsprofile
wurden dann für
alle Einfallswinkel θ erhalten,
die zu Beugungspeaks des CaF2-Kristalls führten und
die gemessenen räumlichen
Auflösungen
sind, die als Funktion des Einfallswinkels grafisch dargestellt
sind (in 23).
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Die
exponentielle Abnahme der räumlichen Auflösung folgt
der erwarteten Abhängigkeit
der Strahlbreitenprojektion von der Probenoberfläche bei dem Einfallswinkel,
die gleich der Querschnitts-Strahlbreite geteilt durch sinθ ist.
Offensichtlich wird die projizierte Breite bei θ = 0 unendlich groß, wohingegen
sie sich bei der Extrapolation zu θ = 90° der Querschnitts-Strahlbreite
nähert,
die im vorliegenden Fall 21,2 μm
beträgt
(23).
-
Die
Strahlbreite als Funktion des Abstands zur Kollimatorspitze kann
selbstverständlich
durch den bekannten Divergenzwinkel (0,014°) berechnet werden. Berücksichtigt
man, dass die Öffnung
des Antidivergenzschlitzes 15 μm
beträgt
und dass sie bei der gewählten
Konfiguration 17 mm von der Probenoberfläche entfernt positioniert ist,
beträgt
die Querschnitts-Strahlbreite in μm:
15 + 2·17 × 103·tan(0,014°) = 23,3 μm. Der Wert
des Ergebnisses stimmt sehr gut mit dem experimentell erhaltenen Wert
(21,2 μm) überein und
bestätigt
erneut die hohe Kompaktheit des erzeugten Mikrostrahls.
-
5. Röntgenbeugungsuntersuchungen
mit hoher Auflösung
-
Die
Röntgenbeugungsvorrichtung
von 1, die mit dem Mikrostrahl-Kollimator und dem Proben-Mikropositioniertisch
versehen ist, diente zur Durchführung
von kristallografischen Untersuchungen mit hoher Auflösung an
der Probe aus verbrauchtem Kernbrennstoff von 24(a).
Die Probe, ein längs
verlaufender Schnitt in der Mitte eines kleinen Segments (Scheibe)
eines Brennstabs, wurde auf dem Translationstisch des Goniometers
positioniert. Durch ihre horizontale Verschiebung wurde eine Reihe
von Röntgenbeugungsspektren
an mehreren Positionen auf der Probenoberfläche erhalten. Die aus jedem
einzelnem Röntgenbeugungsspektrum
errechnete Elementarzellenkonstante (Elementarzellenparameter) ist
in 24(b) als Funktion der relativen
radialen Position (r/r0) des Strahlflecks
auf der Probenoberfläche
angegeben. In derselben Grafik ist auch der mittlere Elementarzellenparameter
(a = 5,4768 Å)
dargestellt, der mit dem konventionellen Kollimator beobachtet wurde,
der die gesamte Oberfläche
der Probe bestrahlte. Mehr über
die physikalische Bedeutung der Strukturveränderungen bezogen auf den Radius
der untersuchten Probe finden sich in kurzer Form im Referenzabschnitt
[siehe Referenzdokument des Stands der Technik 10]. Die Ergebnisse
von 24(b) sind in diesem Abschnitt
als Beispiel für
die bedeutenden Ergebnisse der Röntgenbeugung
mit hoher Auflösung
dargelegt, die man mit dem Röntgen-Mikrostrahl-Konzentrator
erhielt.
-
Aus
der obigen Beschreibung geht hervor, dass die vorliegende Erfindung
folgende Vorteile bereitstellt:
- • stabile
Konstruktion gegen von außen
einwirkende physikalische Kräfte;
- • größere Konstruktionslängen, die
größere Eintrittsöffnungen
ermöglichen,
um den größten Teil der
für das
Konzentrieren verfügbaren
Strahlung zu erfassen;
- • keine
Strahlungslecks in den Kondensorwänden wegen der hohen Dichte
des Ni-Materials;
- • keine
Wärmewirkungen,
die die transmittierte Intensität
beeinträchtigen;
- • hohe
Stabilität
gegen Strahlungsschäden;
- • flacher
Austrittsgang mit gleichmäßigem Querschnitt,
der einen quasi-parallelen
Austrittsstrahl bereitstellt;
- • variable
Nennaustrittsbreite des gebildeten Strahls durch Einsatz von verschiedenen
Distanzfolien zwischen den Platten mit regelbarer Dicke;
- • variables
Querschnittsprofil des zwischen den Ni-Platten gebildeten Ganges
mit verjüngten
bzw. parabolischen Konfigurationen für maximale transmittierte Intensität;
- • variable
Schlitzbreite durch Einsatz verschiedener Distanzfolien, die etwas
kleiner als die Austrittsbreite des Metallganges im Röntgenkondensor
ist;
- • Absorption
der am meisten divergenten und störenden Strahlung und letztlich
Bildung eines wenig divergenten Mikrostrahls mit schmalkompaktem
Intensitätsprofil;
- • präzise Definition
der Nullposition des Systems wegen hoher Kompaktheit des Strahls;
- • wegen
der Kompaktheit des einfallenden Strahls sehr schmale und gut definierte
Beugungsstrahlen (Beugungspeaks), die kristallografische Bestimmungen
mit hoher Präzision
ermöglichen;
- • wegen
der geringen Divergenz des gebildeten Strahls günstiger Abstand zwischen Kollimatorspitze
und Probe – mindestens
17 mm – ohne
Verlust bei der räumlichen
Auflösung;
- • wegen
der hohen räumlichen
Auflösung
besteht die Möglichkeit,
präzise
nicht-überlappende
Beugungsspektren der Proben in Intervallen zu erhalten, die etwas
größer als
20 μm sind.
-
Referenzdokumente des Stands
der Technik
-
- 1. D. Bilderback, S. A. Hoffman und D. Thiel,
Science, 263, (1994).
- 2. Naoki Yamamoto, Rev. Sci. Instrum., 67 (9), (1996).
- 3. P. Dhez, P. Chevallier, T. B. Lucatorto und C. Tarrio, Rev.
Sci. Instrum., 70, (4), (1999).
- 4. D. H. Bilderback, D. J. Thiel, Rev. Sci. Instrum., 66 (2),
(1995).
- 5. H. Klug und L. Alexander, "X-ray diffraction procedures", John Wiley & Sons, Inc., New
York (1954).
- 6. A. H. Compton und S. K. Allison, "X-rays in Theory and Experiment", D. Van Nostrand
Company, Inc., (1935).
- 7. D. J. Thiel, D. H. Bilderback und A. Lewis, Rev. Sci. Instrum.,
64 (10), (1993).
- 8. I. C. Noyan, P.-C. Wang, S. K. Kaldor, J. L. Jordan-Sweet
und E. G. Liniger, Rev. Sci. Instrumen., 71 (5), (2000).
- 9. C. A. MacDonald, S. M. Owens und W. M. Gibson, J. Appl. Cryst.,
32, 160-167, (1999).