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Diese
Erfindung betrifft die Behandlung von Nervensystemerkrankungen,
die jene einschließen,
die durch den NMDA-Rezeptor, der z.B. auf Glutamat anspricht, vermittelt
werden.
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Es
ist gezeigt worden, dass das HIV-1-Glykoprotein gp120, das Hüllprotein
von HIV, neuronalen Schaden und Apoptose sowohl in Nagetier als
auch menschlichen Zellkulturen erzeugt. Siehe z.B. Brenneman et al.,
Nature 335: 639–642
(1988); Dreyer et al., Science 248: 364–367 (1990); und Müller et
al., Eur. J. Pharmacol. 226: 209–214 (1992). Transgene Mäuse, die
gp120 exprimieren, entwickelten neuropathologische Merkmale, die
auf viele Arten und Weisen HIV-vermittelter Demenz ähneln. Siehe
Toggas et al., Nature 367: 188–193
(1994). Obwohl HIV-1 selbst offensichtlich Neuronen nicht infiziert,
kann die HIV-1-Infektion in anderen Zellen im Gehirn (z.B. Makrophagen/Mikroglia)
auftreten, und dieses kann zu neuronaler Verletzung, neuronalem
Schaden oder Tod durch Apoptose in den Gehirnen der Patienten mit
AIDS führen.
Zusätzlich
zu den Neuronen im Gehirn beeinflusst die HIV-1-Infektion auch andere
Arten von Nervenzellen, z.B. retinale Ganglienzellen, und kann zum
Verlust des Sehens führen.
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Mitogen-aktivierte
Proteinkinse p38(MAPK)-Inhibitoren sind bekannt und sind zur Behandlung
von mehreren verschiedenen spezifischen Erkrankungen vorgeschlagen
worden. Siehe: Nagarkatti, D. S., et al. "Role of p38 MAP Kinase in Myocardial
Stress", J Mol Cell
Cardiol 30, 1651–1664
(1998); Ma, X. L., et al. "Inhibition
of p38 Mitogen-Activated
Protein Kinase Decreases Cardiomyocyte Apoptosis and Improves Cardiac Function
After Myocardial Ischemia and Reperfusion", Americal Heart Association Bd. 99,
Nr. 13, 1999, 1685–1691;
Lieu, C-H, et al. "Role
of Mitogen-activated Protein Kinase in Taxol-Induced Apoptosis in
Human Leukemic U937 Cells",
Cell Growth & Diffenrentiation
Bd. 9, 1998, 767–776;
WO 99/00357 Vertex Pharmaceuticals Inc.; WO 98/27098 Vertex Pharmaceuticals
Inc.; WO 99/61039 Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften
E. V.;
US 6288089 Zawada
et al.; und Courtney et al. "CA
on STN2, Chemical Abstracts Service, Accession Nr. 129: 14783.
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Die
vorliegende Erfindung schlägt
die Verwendung von p38-MAPK-Inhibitoren in Medikamenten zur Behandlung
von mehreren spezifischen medizinischen Zuständen, für welche derartige Inhibitoren
vorher nicht verwendet worden sind, nämlich Glaukom, optische Neuropathie,
Sehnervenentzündung
(optische Neuritis), retinale Ischämie, laserinduzierter optischer
Schaden oder chirurgie- oder traumainduzierte proliferative Vitreoretinopathie,
neuronale Verletzung oder Apoptose, die retinale Ganglienzellen
einschließt,
oder eines medizinischen Zustands vor, welcher nitrosativen oder
oxidativen Stress an retinalen Ganglienzellen durch übermäßige Aktivierung
von exzitatorischen Aminosäurerezeptoren
oder die Erzeugung von freien Radikalen verursacht.
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Gemäß eines
ersten Gesichtspunkts davon schlägt
die vorliegende Erfindung die Verwendung eines mitogen-aktivierten
Proteinkinase-p38(MAPK)-Inhibitors bei der Herstellung eines Medikaments
zur Behandlung eines Patienten, der an Glaukom, optische Neuropathie,
optischer Neuritis, retinaler Ischämie, laserinduziertem optischen
Schaden oder chirurgie- oder traumainduzierter proliferativer Vitreoretinopathie
leidet; eines Patienten, der an neuronaler Verletzung oder Apoptose,
die retinale Ganglienzellen einschließt, leidet; oder eines Patienten,
der an an einem medizinischen Zustand leidet, der nitrosativen oder
oxidativen Stress an retinalen Ganglienzellen durch übermäßige Aktivierung
von exzitatorischen Aminosäurerezeptoren
oder die Erzeugung von freien Radikalen verursacht.
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Geeigneterweise
ist der p38-MAPK-Inhibitor eine Verbindung mit der Fähigkeit,
TNF-α in
bekannten Modellen zu inhibieren, wie dem Modell, das menschliche
mononukleäre
Zellen des peripheren Bluts verwendet, die durch LPS stimuliert
werden, wie in Henry et al., Bioorg. and Med. Chem. Lett. 8: 3335–3340 (1998), welches
hier durch Inbezugnahme eingeführt
wird. Eine derartige Inhibierung kann durch einen IC50 von
höchstens
500 nM in derartigen Assays dargelegt werden. Ein stark inhibierendes
Ion ist am meisten bevorzugt durch einen IC50 von
höchstens
100 nM gekennzeichnet, wenn es in derartigen Assays bewertet wird.
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In
einer Ausführungsform
ist der p38-MAPK-Inhibitor folgender Formel (I):
wobei gilt:
A ist N
oder CR
α.
Jeder Rest R
α,
R
a, R
b und R
c ist unabhängig voneinander ein Wasserstoff,
Alkyl, Hydroxyl, Alkoxy, Aryloxy, Heteroaryloxy, Thio, Amino, Amid,
Carboxyl, Ester, Amid, Halogen, Cycloalkyl, Heterocycloalkyl, Aryl,
Heteroaryl, Aralkyl oder Heteroaralkyl, wobei jeder Rest Cycloalkyl,
Heterocycloalkyl, Aryl und Heteroaryl gegebenenfalls mit Alkyl,
Hydroxyl, Alkoxy, Aryloxy, Heteroaryloxy, Thio, Amino, Amid, Carboxyl,
Ester, Alkylsulfinyl oder Halogen gegebenenfalls substituiert ist.
R
c und R
d verbinden
sich gegebenenfalls, um Cycloalkyl, Heterocycloalkyl, Aryl oder
Heteroaryl zu bilden, wobei jeder Rest gegebenenfalls mit Alkyl,
Hydroxyl, Alkoxy, Aryloxy, Heteroaryloxy, Thio, Amino, Amid, Carboxyl,
Ester, Alkylsulfinyl oder Halogen substituiert ist.
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Die
Verwendung eines Salzes des p38-MAPK-Inhibitors der Formel (I) liegt
auch im Schutzbereich dieser Erfindung. Zum Beispiel kann sich ein
Salz zwischen einem positiv geladenen Aminosubstituenten (z.B. -N+(CH3)3)
mit einem negativ geladenen Gegenion (z.B. Chlorid, Bromid, Nitrat
oder Sulfat) bilden. Als ein anderes Beispiel kann ein negativ geladener
Carboxylatsubstituent ein Salz mit einem positiv geladenen Gegenion,
wie einem Natriumion, Kaliumion oder Magnesiumion, bilden.
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In
einer Ausführungsform
ist der p38-MAPK-Inhibitor ein Imidazol (d.h. A ist N), wobei Ra Wasserstoff, Cycloalkyl, Heterocycloalkyl,
Aryl, Heteroaryl, Aralkyl oder Heteroaralkyl (z.B. Piperidin) ist;
Rb Wasserstoff, Aryl oder Heteroaryl (z.B.
4-Alkylsulfinylphenyl)
ist; Rc Wasserstoff, Aryl oder Heteroaryl
(z.B. 4-Halogenphenyl) ist; und Rd 4-Pyridyl
ist.
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In
einer anderen Ausführungsform
ist der p38-MAPK-Inhibitor ein Pyrrol (d.h. A ist CRα, wobei
Rα Wasserstoff,
Aryl oder Heteroaryl ist). Rc und Rd können
sich verbinden, um Heteroaryl (z.B. Pyridin) zu bilden, welches
gegebenenfalls mit Alkyl, Alkoxy, Aryloxy, Amino oder Halogen (z.B.
-OCH3 oder -NH2)
substituiert ist.
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Der
p38-MAPK-Inhibitor kann ausgewählt
sein aus einem oder mehreren des Folgenden: Triarylimidazol- oder
Triarylpyrrol-Verbindungen von SmithKline Beecham Pharmaceuticals
(King of Prussia, PA), wie SmithKline-Arzneistoff-Nr. SB 203580
(d.h. 4-(4-Fluorphenyl)-2-(4-methylsulfinylphenyl)-5-(4-pyridyl)-1H-imidazol),
SB 202190 (d.h. 4-(4-Fluorphenyl)-2-(4-hydroxylphenyl)-5-(4-pyridyl)-1H-imidazol),
SB 220025 (d.h. 5-(2-Amino-4-pyrimidinyl)-4-(4-fluorphenyl)-1-(4-piperidinyl)-1H-imidazol),
SmithKline-Arzneistoff-Nr.
SB 239063, SC 68376 (d.h. 2-Methyl-4-phenyl-5-(4-pyridyl)oxazol,
erhältlich
von Alexis Biochemicals, San Diego, CA), SmithKline Französische Arzneistoff-Nr.
(French drug no.) SKF-104,351, SKF-86002 (d.h. 6-(4-Fluorphenyl)-2,3-dihydro-5-(4-pyridyl)imidazo-[2,1-b]-thiazol);
Pyrrolopyridin-Arzneistoffe von R. W. Johnson Pharmaceutical Research
Institute (Raritan, NJ), wie RWJ 68354 (d.h. 6-Amino-2-(4-fluorphenyl)-4-methoxy-3-(4-pyridyl)-1H-pyrrolo[2,3-b]pyridin);
Vertex Pharmaceuticals-Arzneistoff-Nr. VK-19911 (d.h. 1-(4-Piperidinyl)-4-(4-fluorphenyl)-5-(4-pyridyl)imidazol);
oder Derivate oder Verwandte jeder der eben erwähnten Verbindungen.
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Der
Patient, der behandelt wird, leidet an Glaukom oder anderen optischen
Neuropathien, wie Sehnervenentzündung
(optische Neuritis), retinaler Ischämie, laserinduziertem optischen
Schaden, proliferativer Vitreoretinopathie, die z.B. durch Chirurgie
oder Trauma induziert wird; an neuronaler Verletzung oder Apoptose,
die retinale Ganglienzellen einschließt, oder an einem medizinischen
Zustand, welcher nitrosativen oder oxidativen Stress an retinalen
Ganglienzellen durch übermäßige Aktivierung
von exzitatorischen Aminosäurerezeptoren
oder die Erzeugung von freien Radikalen verursacht.
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Die
neuronale Apoptose kann durch eine HIV-Infektion (z.B. durch das
gp120-Protein), ein α-Chemokin
(z.B. SDF-1) oder einer Kombination von beiden induziert sein.
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In
einem bestimmten Fall betrifft die Erfindung die Behandlung des
Glaukoms. Einem Patienten, der am Glaukom leidet, kann eine wirksame
Menge eines mitogen-aktivierten
Proteinkinase-p38(MAPK)-Inhibitors verabreicht werden. In einer
Ausführungsform
ist der p38-MAPK-Inhibitors 4-(4-Fluorphenyl)-2-(4-methylsulfinylphenyl)-5-(4-pyridyl)-1H-imidazol,
4-(4-Fluorphenyl)-(4-hydroxylphenyl)-5- (4-pyridyl)-1H-imidazol, 5-(2-Amino-4-pyrimidinyl)-4-(4-fluorphenyl)-1-(4-piperidinyl)-1H-imidazol, 2-Methyl-4-phenyl-5-(4-pyridyl)oxazol,
SmithKline Französische
Arzneistoff-Nr.
SKF-104,351, 6-(4-Fluorphenyl)-2,3-dihydro-5-(4-pyridyl)imidazo-[2,1-b]-thiazol,
6-Amino-2-(4-fluorphenyl)-4-methoxy-3-(4-pyridyl)-1H-pyrrolo[2,3-b]pyridin
oder 1-(4-Piperidinyl)-4-(4-fluorphenyl)-5-(4-pyridyl)imidazol.
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Wie
hier verwendet, ist Alkyl eine gerade oder verzweigte Kohlenwasserstoffkette,
die 1 bis 8 Kohlenstoffatome enthält. Beispiele des Alkyls schließen ein,
sind aber nicht beschränkt
auf Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, Butyl, Isobutyl, sek-Butyl,
tert-Butyl, n-Pentyl
und 2-Methylhexyl.
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Cycloalkyl
bedeutet einen zyklischen Alkylrest, der 3 bis 8 Kohlenstoffatome
enthält.
Einige Beispiele von Cycloalkyl sind Cyclopropyl, Cyclopentyl, Cyclohexyl,
Cycloheptyl, Adamantyl und Norbornyl. Heterocycloalkyl ist ein Cycloalkylrest,
der 1–3
Heteroatome, wie Stickstoff, Sauerstoff oder Schwefel enthält. Beispiele von
Heterocycloalkyl schließen
Piperidinyl, Piperazinyl, Tetrahydropyranyl, Tetrahydrofuryl und
Morpholinyl ein.
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Wie
hier verwendet, ist Aryl ein aromatischer Rest, der 6–12 Ringatome
enthält
und kondensierte Ringe enthalten kann, welche gesättigt, ungesättigt oder
aromatisch sein können.
Beispiele eines Arylrests schließen Phenyl, Naphthyl, Biphenyl,
Phenanthryl, Anthracyl ein. Heteroaryl ist ein Aryl, das 1–3 Heteroatome,
wie Stickstoff, Sauerstoff oder Schwefel enthält und kondensierte Ringe enthalten
kann. Einige Beispiele des Heteroaryls sind Pyridyl, Furanyl, Pyrrolyl,
Thienyl, Thiazolyl, Oxazolyl, Imidazolyl, Indolyl, Benzofuranyl
und Benzthiazolyl.
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Beachte,
dass ein Aminorest nichtsubstituiert, monosubstituiert, oder disubstituiert
sein kann. Er kann mit Resten, wie Alkyl, Cycloalkyl, Heterocycloalkyl,
Aryl, Heteroaryl, Aralkyl oder Heteroaralkyl, substituiert sein.
Halogen bezieht sich auf Fluor, Chlor, Brom oder Iod.
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Andere
Merkmale und Vorteile sind aus der folgenden ausführlichen
Beschreibung ersichtlich.
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In
den Zeichnungen gilt:
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1(A) ist ein Balkendiagramm der neuronalen
Apoptose in Gegenwart von gp120, dem β-Chemokin RANTES oder einer
Kombination von gp120 und RANTES.
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1(B) ist ein Balkendiagramm der neuronalen
Apoptose in Gegenwart von gp120, dem β-Chemokin MIP-1β oder einer
Kombination von gp120 und MIP-1β.
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2 ist
ein Balkendiagramm der neuronalen Apoptose in Gegenwart von gp120,
den α-Chemokinen SDF-1β (20 nm),
SDF-1β (50
nm), SDF-1α (50
nm) und einer Kombination von gp120 und jedem von SDF-1β (20 nm),
SDF-1β (50
nm) und SDF-1α (50
nm).
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3(A) ist ein Balkendiagramm der neuronalen
Apoptose in Gegenwart von gp120, dem Tripeptid TKP, oder einer Kombination
von gp120 und TKP.
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3(B) ist ein Balkendiagramm der neuronalen
Apoptose in Gegenwart von gp120, SDF-1β oder einer Kombination von
gp120 und SDF-1β.
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3(C) ist ein Balkendiagramm der Nitrit-(reflektierend
für Stickstoffoxid)Produktion
in Gegenwart von Zytokinen oder einer Kombination von TKP und Zytokinen.
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4(A) ist ein Balkendiagramm der neuronalen
Apoptose in Gegenwart von gp120, SmithKline Arzneistoff-Nr. SB 203580
oder einer Kombination von gp120 und SB 203580.
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4(B) ist ein Balkendiagramm der neuronalen
Apoptose in Gegenwart von SDF-1β,
SmithKline Arzneistoff-Nr. SB 203580 oder einer Kombination von
SDF-1β und
SB 203580.
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5 ist
ein Diagramm, das die Wirkungen der Axotomie auf die Dichte von
RGCs zeigt.
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6 ist
ein Balkendiagramm, das die neuroprotektive Wirkung von SB 203580
zeigt.
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7 ist
ein Balkendiagramm, das die Inhibierung der p38-Aktivität zeigt,
die gezüchtete
RGCs vor der N-Methyl-D-aspartat(NMDA)-induzierten Apoptose schützt.
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8 ist
ein Balkendiagramm, das in vivo die neuroprotektive Wirkung von
MK801 gegenüber
der Axotomie-induzierten RGC-Apoptose zeigt.
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Wie
die ausführliche
Beschreibung nachstehend erklärt,
kann gezeigt werden, dass die mitogen-aktivierten Proteinkinase-p38(MAPK)-Inhibitoren
neuronale Verletzung, Schaden oder Tod, z.B. durch HIV-Infektion
induzierte neuronale Apoptose, verringern. Basierend auf dieser
Arbeit, ist gezeigt worden, dass derartige Inhibitoren eine wirksame
Behandlung für
Glaukom und mehrere verwandte retinale neurodegenerative Krankheiten
bereitstellen.
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Ohne
zu beabsichtigen, durch irgendeine Theorie gebunden zu sein, schützt ein
mitogen-aktivierter Proteinkinase-p38(MAPK)-Inhibitor Neuronen vor
Schaden oder Tod infolge von Apoptose, die sich aus einer HIV-Infektion
ergibt, bezogen auf die folgenden Feststellungen. Alle hier zitierten
Veröffentlichungen
werden hier durch Inbezugnahme in ihrer Gesamtheit eingeführt.
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Zerebrokortikale Kulturen
der Ratte als in vitro-Modell für
neuronale Apoptose-Assays
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Obwohl
einige gp120-Proteine aus HIV-1 direkt über Chemokin-Rezeptoren an
neuronalen Zelllinien und an isolieren Nagetierneuronen signalisieren
können,
mandatiert die Wichtigkeit der Zell-Zell-Wechselwirkung im Gehirn,
dass Krankheitspathogenese in vitro in einem Kultursystem nahe kommt,
das den Typ und den Anteil von Zellen rekapituliert, die normalerweise
im Gehirn gefunden werden, wie Neuronen, Astrozyten und Makrophagen/Mikroglia.
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Das
Modell, das in den nachstehend beschriebenen Assays verwendet wurde,
d.h. zerebrokortikale Kulturen der Ratte, wurde aus Embryonen von
Sprague-Dawley-Ratten
an Tag 15 bis 17 der Schwangerschaft hergestellt. Siehe Lei et al.,
Neuron 8: 1087–1099
(1992) und Lipton et al., Nature 364: 626–632 (1993). Kulturen wurden
für Experimente
nach 17 bis 24 Tagen in Kultur verwendet. Diese Kulturen enthalten
Neuronen, Astrozyten und Makrophagen/Mikroglia, wie mit spezifischer Immunmarkierung
bestimmt. Vor einigen Experimenten wurden Makrophagen/Mikroglia
oder Neuronen aus den Kulturen durch Einwirken von 7,5 mM L-Leucinmethylester
beziehungsweise 2 mM N-Methyl-D-aspartat (NMDA) entzogen. Siehe
Lipton, NeuroReport 3: 913–915
(1992). Das Fehlen von Makrophagen/Mikroglia oder Neuronen in diesen
Kulturen wurde immunzytochemisch unter Verwendung von Antikörpern gegen
ED-1 beziehungsweise Mikrotubuli-assoziiertes Protein-2 (MAP-2)
bestätigt.
In einigen Experimenten wurde die Griess-Reaktion verwendet, um
Nitritwerte im Kulturmedium als Index der Stickstoffoxid(NO)-Freisetzung
zu messen. Siehe Chao et al., Glia 16: 276–284 (1996).
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Neuronale Apoptose-Assays
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Kulturen
wurden in Earle's
ausgeglichener Salzlösung
(Earle's Balanced
Salt Solution) (EBSS) überführt und
24 Stunden lang mit gp120, Chemokinen, Tuftsin-Fragment 1-3, d.h.
Thr-Lys-Pro (TKP), p38-MAPK-Inhibitor SB 203580 (d.h. 4-(4-Fluorphenyl)-2-(4-methylsulfinylphenyl)-5-(4-pyridyl)imidazol,
Calbiochem, San Diego, CA) oder Kombinationen davon inkubiert. Chemokine
oder TKP wurden 5 Minuten lang und SB 203580 15 Minuten lang vor
dem Einwirken von gp120 aufgebracht.
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TKP
wurde von Sigma (St. Louis, MO) erhalten. Rekombinantes menschliches
MIP-1β,
SDF-1α, SDF-1β und rekombinante
Ratten-RANTES wurden von R&D-Systems
(Minneapolis, WI) beziehungsweise Endogen (Woburn, MA) gekauft.
HIV-1-Hüll-Glykoprotein gp120
aus dem Stamm SF2 wurde aus dem NIH AIDS Research and Reference
Reagent Program, Division of AIDS, NIAID, NIH erhalten. Siehe Scandella
et al., AIDS Res Hum. Retroviruses 9: 1233–1244 (1993). Zusätzliche
gp120s aus den HIV-1-Stämmen
IIIB und RF2 wurden von Genentech beziehungsweise dem National Cancer
Institute erhalten. TNFα,
IFNγ, und
IL-1β wurden
von Genzyme (Cambridge, MA), Gibco BRL (Grand Island, NY) beziehungsweise
Endogen (Woburn, MA) erhalten.
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Einschätzung der neuronalen Apoptose
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Die
neuronale Apoptose in den vorstehend beschriebenen Assays wurde
unter Verwendung einer Vielzahl von Verfahren, z.B. Färben von
durchlässiggemachten
Zellen mit Propidiumiodid, um die Apoptosemorphologie zu bestimmen,
und eines neuronenspezifischen Antikörpers (gegen NeuN oder MAP-2),
um den Zellentyp zu identifizieren, eingeschätzt. Kurz zusammengefasst,
wurden Zellen 5 Minuten lang mit eiskaltem Aceton bei –20°C und nach
dreimal Waschen in PBS 4 Minuten lang mit 2% (w/v) Paraformaldehyd-Lösung in PBS
bei Raumtemperatur (RT) fixiert. Aceton-Paraformaldehyd-fixierte Zellen wurden
unter Verwendung von 0,2% Tween 20 in PBS (PBST) durchlässiggemacht,
und nichtspezifische Bindungsstellen wurden durch 1 Stunde lange
Inkubation mit einer 10% Lösung
von wärmeinaktiviertem
Ziegenserum in PBST geblockt. Um Neuronen spezifisch zu färben, wurden
die Zellen dann 4 Stunden lang bei RT oder über Nacht bei 4°C mit 1:500
Verdünnungen
von Anti-MAP-2 (Sigma) oder von monoklonalem Anti-NeuN-Antikörper (mAb;
Chemicon, Temecula, CA) inkubiert. Ihre jeweiligen unspezifischen
Isotypantikörper
dienten als Kontrollen. Nach dreimal Waschen wurden die Zellen in
einem zweiten polyklonalen Antikörper
(pAb), der entweder mit Fluoreszeinisothiocyanat (FITC) oder mit
Meerrettichperoxidase (HRP) konjugiert wurde, inkubiert. Im Fall
von HRP-gekoppeltem pAb diente Diaminobenzidin (DAB) als das Farbsubstrat,
das durch Inkubation in einem Gemisch aus 1 mg/ml DAB und 0,8% H2O2 mit einem Verhältnis von
3:1 entwickelt wurde. Die Zellkerne wurden anschließend 5 Minuten
lang mit 20 mg/ml Propidiumiodid im Dunkeln gefärbt, und dann wurden Deckgläser auf
Objektträgern
angebracht. Die Experimente wurden mindestens 3mal mit dreifachen
Werten in jedem Experiment wiederholt. Statistische Bedeutung wurde
durch eine Varianzanalyse (ANOVA), gefolgt von einem Scheffé- oder
Bonferroni/Dunn-Post-hoc-Test, beurteilt.
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β-Chemokine heben die gp120-induzierte
neuronale Apoptose auf; α-Chemokine
induzieren die neuronale Apoptose
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Mit
Bezug auf 1(A) und 1(B) wurde
die neuronale Apoptose, die durch gp120 induziert wurde (200 pM),
durch die Gegenwart von β-Chemokinen,
d.h. RANTES und MIP-1β (jeweils
bei 20 nM) aufgehoben, während
BSA (0,001% = 144 nM) und die Gegenwart von α-Chemokinen, d.h. SDF-1α oder SDF-1β (20–50 nM)
den neuronalen Schaden oder die neuronale Apoptose nicht verringerten.
Tatsächlich
erhöhten
diese α-Chemokine die neuronale
Apoptose (ungefähr
2fache Zunahme der neuronalen Apoptose im Vergleich zur Kontrolle).
Siehe 2. MIP-1β und
RANTES inhibieren die neurotoxische Wirkung von gp120SF2 auf eine indirekte
Art und Weise, weil RANTES an die β-Chemokin-Rezeptoren CCR1, CCR3
und CCR5 bindet, und MIP-1β an
CCR5 bindet (oder einem funktionellen Rattenhomolog), wohingegen
gp120SF2 (und SDF-1α/β) mit dem α-Chemokin-Rezeptor
CXCR4 wechselwirkt. Beachte, dass, obwohl gp120SF2 zu einem geringeren Grad
mit dem β-Chemokin-Rezeptor
CCR5 an einigen transfizierten Zellenlinien auch wechselwirken kann, nicht
gezeigt worden ist, dass dies an primären Zellen auftritt, wie hier
verwendet.
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Es
sollte unterstrichen werden, dass zerebrokortikale Nagetierkulturen
ein geeignetes Modellsystem sind, um diese Wirkungen von gp120 zu
studieren, weil diese Spezies CXCR4-Homologe exprimieren, welche wie
der menschliche CXCR4 in der Lage sind, eine HIV-1-Infektion über die
gp120-Bindung zu vermitteln.
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Wirkungsweise von gp120
und Chemokinen
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Um
zu untersuchen, ob die neuroprotektive Wirkung dieser β-Chemokine
und die neurotoxische Wirkung von gp120 durch Makrophagen, Astrozyten,
Neuronen oder durch gleichzeitige Wirkung an zwei oder allen drei
Zellentypen vermittelt werden, wurde das Makrophageninhibitionstripeptid
Thr-Lys-Pro (TKP) im Assay verwendet. Es ist gezeigt worden, dass
TKP die Aktivierung von Makrophagen/Mikroglia und die nachfolgende Freisetzung
ihrer toxischen Faktoren sowohl in vitro als auch in vivo spezifisch
verhindert, wohingegen Kontrollpeptide keinen Effekt haben. Siehe
z.B. Auriault et al., FEBS Lett. 153: 11–15 (1983). Bei unseren Assays schützte TKP
(50 μM)
die Neuronen vor gp120-induzierter Apoptose. Siehe 3(A).
Im Gegensatz dazu wurde die SDF-1β-induzierte
neuronale Apoptose durch TKP nicht aufgehoben. Siehe 3(B).
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Mehrere
Reihen von Beweis bestätigten
vorherige Berichte, dass TKP seine Inhibitionswirkung spezifisch
an Makrophagen/Mikroglia anwendete, und nicht an Astrozyten oder
Neuronen. Zum Beispiel inhibierte bei Fehlen von Makrophagen/Mikroglia
TKP die NO-Freisetzung durch Zytokin-aktivierte Astrozyten nicht.
Siehe 4(C), und TKP beeinträchtigte
die NMDA-induzierte neuronale Apoptose nicht. Diese Feststellungen zeigen
an, dass aktivierte Makrophagen zur gp120-induzierten, aber nicht
zur α-Chemokin-induzierten
neuronalen Apoptose erforderlich sind.
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Die
Anzahl an HIV-1-infizierten Zellen im Gehirn ist verhältnismäßig klein,
und produktiv infizierte Zellen sind ausschließlich von der Monozytenlinie.
Siehe Lipton und Gendelman, N. Engl. J. Med. 332: 934–940 (1995).
Dies legt nahe, dass HIV-1 einen neurodegenerativen Prozess initiiert,
der Verstärkung
zur Folge hat, um eine ausgesprochene ZNS-Verletzung zu erzeugen.
In der Tat ist festgestellt worden, dass in Kultursystemen sowohl
von Nagetier als auch von menschlichem Gehirn HIV-1-infizierte oder gp120-stimulierte
Makrophagen und Mikroglia Neurotoxine freisetzen, die zum neurodegenerativen
Prozess mindestens teilweise durch übermäßige Stimulierung des NMDA-Subtyps
des Glutamatrezeptors beitragen. Die Tatsache, dass gp120-transgene Mäuse einen
neuronalen Schaden manifestieren, der dem ähnelt, der sowohl in Nagetierkulturen
als auch im menschlichen Gehirn mit HIV-assoziierter Demenz festgestellt
wurde, zeigt an, dass sogar bei Fehlen von intaktem HIV-1 ein Fragment
des Virus ausreicht, um wichtige Gesichtspunkte dieser Verstärkungskaskade
beim neurodegenerativen Prozess in unserem in vitro-System auszulösen, welches
deshalb Bedeutung für
die in vivo Pathogenizität
hat.
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Inhibierung der mitogen-aktivierten
Proteinkinase p38 verbessert sowohl die gp120- als auch die SDF-1β-induzierte
neuronale Apoptose
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In
einer anderen Reihe von Experimenten untersuchten wir eine Vielzahl
von Inhibitoren der intrazellulären
Signalkaskaden auf ihre Fähigkeit,
die mit gp120 assoziierte neuronale Apoptose zu verhindern. Diese Inhibitoren
schlossen Parke-Davis-Arzneistoff-Nr.
PD 98059 (2 μM)
(d.h. 2'-Amino-3'-methoxyflavon; Calbiochem,
La Jolla, CA) ein, welche die extrazelluläre regulierte Kinase (ERK)
MAPK inhibiert, Pyrrolidindithiocarbamat (PDTC, 5 μM), welches
NF-kB inhibiert, und SB 203580 (10 μM), welcher p38-MAPK spezifisch
inhibiert. Unter diesen Verbindungen verminderte nur SB 203580 im
Wesentlichen die gp120SF2-induzierte neuronale Apoptose. Siehe 4(A). Dies unterstützt die Schlussfolgerung, dass
der p38-MAPK-Weg beim gp120-aktivierten Todessignal eingeschlossen
ist. Die Inhibierung von p38-MAPK verbessert auch die SDF-1-Neurotoxizität. Siehe 4(B). Dies zeigt an, dass die neurotoxischen
Prozesse, die sowohl durch gp120SF2 als auch SDF-1 initiiert wurden,
den gewöhnlichen
MAPK-Signalweg verwenden, welcher p38-MAPK einschließt. Weil
die SDF-1β-induzierte
Neurotoxizität
beim tatsächlichen
Fehlen von Makrophagen/Mikroglia auftritt, muss p38-MAPK als Stressantwort
in Neuronen oder Astrozyten aktiviert werden. Jedoch können wir
die Möglichkeit,
dass gp120 und SDF-1 auch p38 in Makrophagen/Mikroglia aktiviert,
nicht ausschließen.
Tatsächlich
ist dies wahrscheinlich, dass es auftritt, weil immunzytochemische
Experimente in unserem Kultursystem aktiviertes (diphosphorylisiertes)
p38 sowohl in Neuronen als auch Makrophagen nach gp120-Anregung
gezeigt haben.
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Andere p38-MAPK-Inhibitoren
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Es
gibt andere p38-MAPK-Inhibitoren, welche den Signalweg auf eine ähnliche
Art und Weise wie SB 203580 inhibieren. Diese Inhibitoren schließen Triarylimidazol-
oder Triarylpyrrol-Verbindungen von SmithKline Beecham Pharmaceuticals
(King of Prussia, PA), wie SmithKline Beecham-Arzneistoff-Nr. SB
202190 (d.h. 4-(4-Fluorphenyl)-2-(4-hydroxylphenyl)-5-(4-pyridyl)imidazol),
SB 220025 (d.h. 5-(2-Amino-4-pyrimidinyl)-4-(4-fluorphenyl)-1-(4-piperidinyl)imidazol),
SmithKline Beecham-Arzneistoff-Nr. SB 239063, SmithKline Französische Arzneistoff-Nr.
(French drug no.) SKF-104,351; Pyrrolopyridin-Arzneistoffe von R. W. Johnson Pharmaceutical
Research Institute (Raritan, NJ), wie RWJ 68354 (d.h. 6-Amino-2-(4-fluorphenyl)-4-methoxy-3-(4-pyridyl)-1H-pyrrolo[2,3-b]pyridin); Vertex
Pharmaceuticals-Arzneistoff-Nr. VK-19911 (d.h. 1-(4-Piperidinyl)-4-(4-fluorphenyl)-5-(4-pyridyl)imidazol);
Alexis Biochemicals-Arzneistoff-Nr. SC 68376 (d.h. 2-Methyl-4-phenyl-5-(4-pyridyl)oxazol)
und Derivate und Verwandte jeder der eben erwähnten Verbindungen ein.
-
Diese
p38-MAPK-Inhibitoren können
durch mehrere verschiedene Verfahren hergestellt werden. Zum Beispiel
können
diese Inhibitoren durch Fischersche Indolsynthese hergestellt werden,
wie in Henry et al., Bioorganic & Medicinal
Chemistry Letters 8: 3335–40
(1998) beschrieben. Siehe auch Gallagher et al., Bioorganic & Medicinal Chemistry
Letters 5(1): 49–64
(1997) und Henry et al., J. Med. Chem. 22: 4196–8 (1998).
-
Assay zum Behandeln von
Glaukom
-
Als
Modell für
das Studieren der Behandlung des Glaukoms wurden beschädigte (axotomisierte),
retinale Ganglienzellen verwendet. Genauer verursacht das Durchschneiden
des Sehnervs nahe dem Zellkörper den
apoptotischen Tod von retinalen Ganglienzellen (RGCs), ähnlich dem,
der im Glaukom festgestellt wird. In erwachsenen Ratten wurden RGCs
mit Fluoro-GoldTM (d.h., Hydroxystilbamidin)
retrograd markiert, das in die Colliculi superior injiziert wurde.
Drei Tage später
wurde der linke Sehnerv 1 mm vom Bulbus oculi intraorbital durchgeschnitten.
Einen Tag nach der Axotomie wurde keine bemerkenswerte Änderung
im Fluoreszenzmuster von RGCs gesehen, verglichen mit dem von Kontrollen.
Die RGC-Dichte, wie durch mehrere fluoreszenzmarkierte Zellen geprüft, begann
zwischen 4 und 7 Tagen nach der Axotomie zu sinken. Bei 14 Tagen
schien eine wesentliche Anzahl von fluoreszenzmarkierten RGCs verloren
worden zu sein. Morphologisch manifestierte in vollständig angebrachten
Retinae, die mit Cresylviolett gefärbt wurden, eine Ganglienzellschicht
(GCL) von unverletzten Kontrollretinae keine apoptotischen Profile
oder pyknotischen Kerne. Im Gegensatz dazu wurden 10 Tage nach der
Axotomie multiple degenerierende Zellkörper mit pyknotischen Kernen
in der GCL ersichtlich, und die Zelldichte in dieser Schicht schien
stark vermindert zu sein. Als die Hydroxystilbamidin-Fluoreszenz
in der GCL quantitativ bestimmt wurde, betrug in unverletzten Kontrollretinae
die mittlere RGC-Dichte 2533 ± 104
Zellen/mm2 (Mittelwert ± Standardabweichung). Innerhalb
von 14 Tagen nach der Axotomie nahm die mittlere RGC-Dichte auf
348 ± 107
(14% der Kontrolle) ab. Siehe 5.
-
Einen
Tag nach der Axotomie wurde das aktivierte (diphosphorylierte) p38
durch Immunhistochemie in der RGC-Schicht, aber nicht in den Kontrollretinae
sichtbar gemacht. Durch Westernblot wurde p38 zuerst 12 Stunden
nach der Axotomie detektiert, und erreichte bei 24 Stunden ein Maximum,
bevor es abnahm. SB 203580 wurde zum Zeitpunkt der Axotomie intravitreal
verabreicht, und bei 5 Tagen und 10 Tagen wiederholt.
-
14
Tage nach der Axotomie geprüft,
erhöhte
SB 203580 die Anzahl der überlebenden
RGCs auf eine dosisabhängige
Art und Weise. Siehe 6. Ein wesentlicher Grad an
Neuroprotektion wurde nach der Injektion von höchstens 0,2 nmol SB 203580
beobachtet, was einer intravitrealen Konzentration von 1,6 μM entspricht,
vorausgesetzt, es ist berichtet worden, dass das Volumen des Rattenglaskörpers ~120 μl beträgt. SB 203580
(10 nmol) erhöhte
die Anzahl an überlebenden
RGCs von 348 auf 1.347 Zellen/mm2 14 Tage
nach der Axotomie (Kontrolle: 2.511 Zellen/mm2).
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Um
zu bestimmen, ob die Glutamatneurotoxizität über die Aktivierung des NMDA-Rezeptors die Apoptose über den
p38-Signalweg in RGCs bewirken könnte,
wurden die Wirkungen von SB 203580 auf die NMDA-induzierte RGC-Apoptose
in vitro untersucht. Mit Bezug auf 7 erhöhte die
Behandlung mit 1 μM
SB 203580 das Überleben
von RGCs angesichts einer NMDA-Einwirkung, die in der Lage ist,
Apoptose zu bewirken, wesentlich.
-
Diese
Feststellung legte nahe, dass die p38-Aktivierung bei der RGC-Apoptose,
die durch den NMDA-Rezeptor vermittelt wurde, eingeschlossen ist.
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Die
Wirkung auf die Axotomie des nichtkompetitiven NMDA-Rezeptor-Antagonisten
MK801 wurde auch in vivo untersucht. MK801 wurde auf dieselbe Art
und Weise wie SB 203580 in den Glaskörper injiziert. Mit Bezug auf 8 erhöhte MK801
nicht nur die Anzahl der überlebenden
RGCs 14 Tage nach der Axotomie, sondern inhibierte auch die p38-Phosphorylierung/Aktivierung
auf eine dosisabhängige
Art und Weise. Die Zugabe von SB 203580 zu MK801 bot in diesem Beispiel
keinen weiteren Schutz über
den von MK801 alleine hinaus.
-
Ausführliche
Verfahren zum Durchführen
der vorstehend beschriebenen Experimente werden nachstehend aufgezeigt.
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Retrogrades
Markieren von retinalen Ganglienzellen. Erwachsene männliche
Long-Evans-Ratten,
die 200 bis 250 g wiegen, wurden von einem lokalen Züchter erhalten
und wurden für
alle experimentellen Handhabungen mit 1–2% Isofluran und 70% N2O betäubt.
RGCs wurden retrograd mit Hydroxystilbamidin (Molecular Probes,
Eugene, OR, auch bekannt als Fluoro-GoldTM)
markiert, um genaues Zählen
der Zellkörper
zu erlauben, wie in Vorwerk et al., Invest. Ophthalmol. Vis. Sci.
40: 813–816
beschrieben. Die Ratten wurden betäubt und in ein kleines stereotaktisches
Instrument gelegt. Der Schädel
wurde freigelegt und trocken gehalten. Das Bregma wurde identifiziert
und markiert, und ein kleines Fenster wurde oberhalb der rechten
Hemisphäre gebohrt,
wobei die Dura intakt gelassen wurde. Unter Verwendung einer stereotaktischen
Messvorrichtung und einem Hamiltoninjektor wurde Hydroxystilbamidinlösung in
vier (4) Regionen des rechten Colliculus superior injiziert, wobei
die folgenden Koordinaten vom Bregma verwendet wurden (anterior-posterior;
medio-lateral; Tiefe, alle aufgeführt in mm): (1) –5,8, +1,0, –4,4; (2) –6,5, +0,7, –4,0; (3) –6,5, +1,0, –4,0; und
(4) –7,3,
+1,5, –3,7.
-
Axotomie.
Die Sehnerv-Axotomie wurde am linken Auge 4 Tage nach dem retrograden
Markieren durchgeführt.
Nach Inzision der Conjunctiva dorsolateralis wurde der laterale
Augenmuskel durchgeschnitten, und der Sehnerv wurde unter einem
stereoskopischen Mikroskop freigelegt. Der Sehnerv wurde dann in
einem Abstand von etwa 1 mm vom Bulbus oculi durchgeschnitten. Während der
Operation wurde darauf geachtet, dass Schaden an der retinalen Blutzuführung vermieden
wird.
-
Arzneistoffanwendung.
Intravitreale Injektionen wurden im Anschluss an eine Pupillenerweiterung
mit 1% Atropinsulfat mit einer 33 Gauge-Nadel durchgeführt, die
an einer 25 μl-Spritze
angebracht war. Die Spitze der Nadel wurde durch den dorsalen Limbus
des Auges unter stereomikroskopischer Sichtbarmachung eingeführt. Die
Injektionen wurden über
einen Zeitraum von 1 Minute abgeschlossen. Intravitreale Injektionen
von SB 203580 (Calbiochem, San Diego, CA), MK801 (Research Biochemicals
International, Natick, MA) oder Kontrolllösungen (als gleiches Volumen
von Kochsalzlösung-Verdünnungsmittel)
wurden an operierten Augen sofort nach der Axotomie durchgeführt und
5 und 10 Tage nach der Axotomie wiederholt.
-
Quantifizierung
von Überleben
und Histologie von axotomisierter RGC. Zu verschiedenen Zeitpunkten wurde
Ratten eine Überdosis
Pentobarbital gegeben, und die Augen wurden entfernt. Die Retina
wurde vorsichtig vom Auge seziert, als flacher ganzer Objektträger in einer
4% Paraformaldehyd-Lösung
präpariert
und durch Epifluoreszenzmikroskopie auf gefärbte Ganglienzellen untersucht,
um die Dichte zu bestimmen. Die Anzahl an überlebenden RGCs in experimentellen
und Kontrollretinae wurde durch Zählen von hydroxystilbamidin-markierten
Neuronen in drei Standardbereichen von jedem Netzhautquadranten
bei einem Sechstel, der Hälfte
und fünf
Sechstel des retinalen Radius bei einer Gesamtfläche von 2,25 mm2 bestimmt,
wie in Kermer et al., J Neurosci 18: 4656–4662 (1998) beschrieben. RGC-Überlebensdaten
aus jeder Gruppe von Tieren werden als die mittlere Dichte (RGCs/mm2) und Standardabweichung für n = 3
bis 6 Retinae dargestellt. Statistische Bedeutung der Daten wurde
durch eine Varianzanalyse (ANOVA), gefolgt von einem Dunnett's-Post-hoc-Test bestimmt.
Für die
histologischen Untersuchungen wurden retinale ganze Objektträger präpariert
und mit dem Verfahren von Nissl unter Verwendung von Cresylviolett
(0,1%) gefärbt.
-
Immunhistochemie.
Nach Enukleation wurden die Augen bei 4°C in Fixiermittel eingetaucht,
das aus 4% Paraformaldehyd in phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS;
pH 7,4) bestand. 10 Minuten später
wurden die Augen im Fixiermittel hemiseziert, und das vordere Segment,
die Linse und der Glaskörper
wurden verworfen. Das restliche hintere Augenschälchen wurde über Nacht
bei 4°C
in frischer Fixierlösung
gehalten. Das Augenschälchen
wurde dann in Paraffin eingebettet. Schnitte mit einer Dicke von
5 μm wurden
mit einem Mikrotom geschnitten und auf Gelatine-überzogene Objektträger überführt. Nach
Rehydratisierung wurden die Schnitte 30 Minuten lang bei Raumtemperatur
mit Methanol behandelt, um die Membrandurchlässigkeit zu erhöhen, gefolgt
von 4% Wasserstoffperoxid 1 Stunde lang, um die intrinsische Peroxidaseaktivität zu blockieren.
Dann wurden die Schnitte 1 Stunde lang mit 20% normalem Ziegenserum
(NGS) inkubiert. Nach dem Ausspülen
wurden die Schnitte über
Nacht bei 4°C
in PBS mit 0,3% Triton-X 100, 1% NGS und einem der folgenden spezifischen
Antikörper
inkubiert: 1:1000 Anti-p38α-Antikörper (Santa
Cruz Biotechnology, Inc., Santa Cruz, CA), 1:250 Anti-phospho-spezifischer
p38 (New England BioLabs Inc., Beverly, MA) oder 1:50 Anti-Ratte-ED1-Antikörper (Serotech,
UK). Die Schnitte wurden dann mit biotinyliertem Anti-IgG (Sigma
Immunochemicals) 2 Stunden lang bei Raumtemperatur inkubiert. Farbentwicklung
wurde mit einem Vektor AEC-Substratkit (Vector Laboratories Inc.,
Burlingame, CA) oder mit einem Sigma Fast DAB-Kit durchgeführt. Wenn
die Immunreaktivität
ausschließlich
auf den Kern beschränkt
war, wurde Gegenfärben
benötigt,
um Zellsomata zu definieren, und Meyer-Hämatoxylin wurde verwendet.
-
Immunoblot.
Retinae wurden in Natriumdodecylsulfat(SDS)-probenpuffer (2% SDS,
0,6% 2-Mercaptoethanol, 10% Glycerin, 50 mM Tris, pH 7,2) homogenisiert
und zentrifugiert. Nach Schätzung
der Proteinkonzentration im Überstand
mit einem BIO-RAD
ProteinassayTM (Bio-Rad Lab., Hercules,
CA) wurden Aliquots, die 70 μg
Protein enthalten, durch SDS-PAGE getrennt und auf eine Nitrocellulosemembran überführt (Hybond ECL,
Amercham Pharmacia Biotech, UK). Die Membranen wurden dann mit 25
mM Tris-HCl (pH 7,4), 137 mM NaCl, 2,68 mM KCl und 0,1% Tween 20,
das 5% fettfreie Milch enthält,
1 Stunde lang bei Raumtemperatur geblockt. Membranen wurden mit
1:1500 Anti-p38α-Antikörper, 1:200
Anti-p38β-Antikörper (Santa
Cruz Biotechnology) oder 1:500 Anti-phospho-spezifischer p38 gemäß den Anleitungen
des Herstellers untersucht. Die Antikörper-reaktiven Banden wurden
durch Chemolumineszenzdetektion (ECL western detection kit, Amercham
Pharmacia Biotech UK, Limited) sichtbar gemacht.
-
Retinale
Zellkulturen. Retinale Zellen wurden aus 6–10 Tage alten Long-Evans-Ratten
hergestellt, wie in Leifer et al., Science 224: 303–306 (1984)
beschrieben. Kurz zusammengefasst, wurden retinale Zellen im Anschluss
an die Dissoziation in Papain auf Poly-L-lysin-beschichtete Deckgläser in Eagle's essentiellem Minimalmedium
(Eagle's minimum
essential medium) plattiert. RGCs wurden durch immunzytochemische
Färbung
unter Verwendung eines Anti-Thy-1-Antikörpers (2G12), welcher unter
retinalen Rattenzellen für
die Ganglienzellen spezifisch ist, identifiziert.
-
Einschätzung von
NMDA-induzierter Apoptose in gezüchteten
RGCs. Um hauptsächlich
Apoptose zu induzieren (siehe Bonfoco et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 92: 7162–7166
(1995); Dreyer et al., Neuroreport 6: 942–944 (1995)), wurden retinale
Zellkulturen 18 Stunden lang 300 μM
NMDA/5 μM
Glycin in hohem Calciummedium (3 mM) ausgesetzt. Für eine spezifische
Markierung von RGCs wurden die Kulturen mit Anti-Thy-1-Antikörper 1 Stunde
lang inkubiert. Im Anschluss an dreimal Waschen mit PBS wurden die
Zellen in Ziege-anti-Maus-IgG-FITC 1 Stunde lang inkubiert. Zur
Einschätzung
der Apoptose wurden die retinalen Zellen fixiert, durchlässig gemacht
und 5 Minuten lang mit 20 μg/ml
Propidiumiodid gefärbt,
wie in Ankarcrona et al., Neuron 15: 961–973 (1995) beschrieben. Kurz
zusammengefasst, wurden die Deckgläser, die die Zellen enthalten,
einmal mit PBS gewaschen und 10 Minuten lang mit 85% Methanol durchlässig gemacht.
Nach einer weiteren Wäsche
mit PBS, wurden die Deckgläser
5 Minuten lang in Aceton fixiert und anschließend 5 Minuten lang mit Propidiumiodid
im Dunkeln gefärbt.
Die Deckgläser
wurden dann auf Objektträger
in Glyzerin:PBS (1:1) angebracht und unter Epifluoreszenzmikroskopie
sichtbar gemacht. Apoptotische Kerne wurden in Zellen gezählt, die
auch durch Anti-Thy-1 gefärbt
und als ein Anteil der Gesamt-RGCs exprimiert wurden.
-
Der
p38-MAPK-Inhibitor kann unter Verwendung eines pharmazeutischen
Trägers
(z.B. physiologischer Kochsalzlösung)
in eine pharmazeutische Zubereitung eingeschlossen werden; die genaue
Formulierung des therapeutischen Gemisches hängt von dem Weg der Verabreichung
ab, z.B. oral, parenteral (intravenös, intramuskulär, intraperitoneal,
subkutan), intravitreal, topisch in das Auge eingeträufelt, intrazerebroventrikulär oder intrathekal.
-
Beispiele
von parenteralen Dosierungsformen schließen wässrige Lösungen des Wirkstoffs in einer isotonischen
Kochsalzlösung,
5% Glukose oder einen anderen bekannten pharmazeutisch verträglichen
Excipienten ein. Solubilisierende Mittel, wie Cyclodextrine, oder
andere solubilisierende Mittel, die dem Fachmann bekannt sind, können als
pharmazeutische Excipienten zur Abgabe der therapeutischen Verbindungen
verwendet werden. Zur oralen Verabreichung kann die p38-MAPK-Inhibitor-Zusammensetzung
in einer Kapsel, einer Geldichtung oder einer Tablette formuliert
sein. Kapseln können
jedes pharmazeutisch verträgliche
Standardmaterial, wie Gelatine oder ein Cellulosederivat, umfassen.
Tabletten können
gemäß dem herkömmlichen Verfahren
durch Zusammenpressen von Gemischen der p38-MAPK-Inhibitoren und eines festen Trägers und einem
Gleitmittel formuliert werden. Beispiele von festen Trägern schließen Stärke- und
Zuckerbentonit ein. Der p38-MAPK-Inhibitor kann auch in einer Form
einer Hartschalentablette oder -kapsel, die zum Beispiel Laktose
oder Mannit als Bindemittel und einen herkömmlichen Füllstoff und ein Tablettenmittel
enthalten, verabreicht werden. Für
Zusammensetzungen, die an die Augen abgegeben werden sollen, können topische
Formulierungen verwendet werden und können ophthalmologisch verträgliche Konservierungsmittel,
oberflächenaktive
Mittel, Viskositätsverstärker, Puffer,
Natriumchlorid und Wasser einschließen, um sterile Augenlösungen und
-suspension zu erzeugen. Eine wirksame Menge eines p38-MAPK-Inhibitors ist als
die Menge der Verbindung definiert, welche bei Verabreichung an
einen Patienten, der diese benötigt,
dem behandelten Patienten eine therapeutische Wirkung verleiht.
Die wirksame Menge, die an einen Patienten zu verabreichen ist,
beruht typischerweise auf Alter, Fläche, Gewicht und Zustand des
Patienten. Die Wechselwirkung von Dosierungen für Tiere und Menschen (bezogen
auf Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfläche) ist von Freireich et al., Cancer
Chemother. Rep. 1966, 50, 219 beschrieben. Die Körperoberfläche kann ungefähr aus der
Größe und dem
Gewicht des Patienten bestimmt werden. Siehe z.B. Scientific Tables,
Geigy Pharmaceuticals, Ardley, New York, 1970, 537. Eine wirksame
Menge eines p38-MAPK-Inhibitors
kann im Bereich von etwa 1–10.000 mg/kg
(z.B. etwa 1–500
mg/kg) liegen. Wirksame Dosen variieren auch, wie vom Fachmann erkannt,
die vom Weg der Verabreichung, von der Excipientenverwendung und
von der Möglichkeit
der Coverwendung mit anderen therapeutischen Behandlungen abhängig sind. Figurenbeschreibung FIG.
1
Neuroal
apotosis | =
Neuronale Apoptose |
Control | =
Kontrolle |
Fig.
2
Neuronal
apoptosis | =
Neuronale Apoptose |
Control | =
Kontrolle |
Fig.
3
Neuronal
apoptosis | =
Neuronale Apoptose |
Nitrite | =
Nitrit |
Cytokines | =
Zytokine |
Fig.
4
Neuronal
apoptosis | =
Neuronale Apoptose |
Control | =
Kontrolle |
Fig.
5
Days
after axotomy | =
Tage nach Axotomie |
Fig.
6
Cells | =
Zellen |
Axotomy | =
Axotomie |
Fig.
7
Apoptosis | =
Apoptose |
Control | =
Kontrolle |
Fig.
8
Cells | =
Zellen |
Control | =
Kontrolle |
Axotomy | =
Axotomie |