-
Verfahren zum Konservieren von tierischen Häuten und Fellen Es ist
bekannt, daß die bisher zur Konservierung von Häuten und Fellen und deren Abfällen
in der Hauptsache angewendeten Verfahren der Salzung und Trocknung große Mängel
und Nachteile aufweisen. Natürliche Folgen der unzureichenden Salzkonservierung
sind Haarlässigkeit durch Lockerung der Epidermis, Faul- und Salzfleckenbildung
und bei der Gerbung stark verringerte Intensität der Durchgerbung, Minderung des
Ertrages an einwandfreiem Leder sowie Herabsetzung der Zug- oder Reißfestigkeit
und bei der Chromgerbung schmutziggrüne Verfärbungen und Briichi.gwerden des Leders.
Längere Lagerung von salzkonservierten Häuten und Fellen in warmem Klima erfordert
mehrfaches kostspieliges Umlagern und Umsalzen.
-
Getrocknete Häute und Felle verlieren durch Fermentation gerbfähige
Substanz; sie weisen vielfach Naß- und Faulstellen auf sowie Sonnenbrandflecken
und als deren Folge in der Gerbung große Ausfälle an Leder. Sie lassen sich zudem
nur schwer und meist nur unter Zuhilfenahme starker , Weichbäder weichen.
-
Die Konservierung von Häuten und Fellen durch Einlegen in wässerige
Läsungen, beispielsweise von nuecksilberchlorid und Aineisensä ure, ist zwar möglich,
indessen verhältnismäßigumständlich tindkostspielig. Ebenso verliiilt es sich mit
anderen bekannten Lösunen, beispielsweise unter Mitverwencliing von Formaldehyd,
welche wegen der für die Gerb.ung nachteiligen angerbenden Eigenschaften wenig brauchbar
sind.
-
Der Zweck der vorliegenden Erfindung ist, an Stelle der bisherigen
mit vielen Mängeln behafteten Konservierungsarten Präparate zu verwenden, welche
ohne nachteilige Beeinflussung der Hautsubstanz oder Haare und ohne Nachteil für
die spätere Gerbung oder Pelzbereitung eine einwandfreie Erhaltung des kostbaren
Materials gewährleisten.
-
Dieser Zweck wird erreicht durch die Anwendung von Präparaten, welche
eine Konibinierung von physikalisch und chemisch wirkenden Falttoren darstellen.
-
Es ist gefunden worden, @daß Wachsemulsionen, wie sie beispielsweise
durch Verwendung phosphorsaurer Salze erhalten werden, in Verbindung mit baktericid
und konservierend wirkenden Substanzen, wie Citraten, Acetaten, Boraten, Aldehyden,
Metallchloriden u. dgl., oder deren Lösungsgemischen und Glycerin leicht anwendbare
Präparate ergeben, welche eine v ollkonimene Konservierung gewährleisten. Zur Erhöhung
der Verteilungs- oder Schmierfähigkeit können denselben noch schleimgebende oder
solche Stoffe einverleibt werden, welche eine geringere Affinität zum Gerbstoff
haben als tierische Haut, z. B. Gummitragant.
-
Es ist weiter gefunden worden, daß für die als Trägerstoffe dienenden
Eitttilßlonen nicht oder nur schwer oxydierbare Substanzen, wie
aliphatische
höhere Fettsäureester und hochmolekulare Alkohole, z. B. Bienenwachs, Wollfette,
Wollwachs, Karnaubawachs oder andere wachsartige Substanzen öder äquivalente Kohlenwasserstoffe,
zu verwenden sind, deren Emulgierung, insbesondere für den vorliegenden Zweck, vorteilhaft
durch die Einwirkung phosphorsaurer Salze leicht und einfach vonstatten geht. Ausführungsbeispiele
r. ioo Teile geschmolzenes Bienenwachs werden in eine siedende Lösung aus 75o Teilen
Wasser und 2o Teilen dreibasischem Kalium- oder Natriumphosphat unter Rühren eingetragen.
Dem entstandenen pasteartigen Produkt wird unter Rühren eine Schmelze aus Zoo Teilen
Wollfett und Zoo Teilen Wollwachs zugefügt. Die erkaltete Masse läßt sich mit Wasser
verdünnen.
-
Die pasteförmigen, nach dem vorstehenden Verfahren hergestellten Produkte
bilden die Grundlage oder den Trägerstoff von wirksamen Präparaten für die Konservierung
von Häuten lind Fellen.
-
In 5oo Teile einer derart hergestellten Emulsion aus Wollwachs, Bienenwachs
und Wollfett wird ein Lösungsgemisch von 25o bis 3oo Teilen Glycerin, 25oo Teilen
Wasser, ioo bis i5o Teilen schleimgebenden Stoffen, wie z. B. Leinsamen, Karraghenmoos,
Irischmoos, Ulmenrinde, Gummiarabikum, Gummitragant oder Mischungen derselben, 5o
bis 75 Teilen Ammoniumacetat, 5o bis 7 5 Teilen Polvoxvmethylen, 5o bis 75 Teilen
Borsäure, ioo bis 125 Teilen Zinkchlorid unter stetem Rühren eingetragen, bis eine
gleichmäßige, homogene Masse entstanden ist, welche bis zur gewünschten Konsistenz
gegebenenfalls noch mit Kreide, Bolus oder anderen Eindickungsmitteln versetzt werden
kann.
-
2. In 5oo Teile Glycerin werden der Reihe nach unter stetem Rühren
eingetragen: zoo bis iSo Teile Zitronensäure, ioo Teile Polyoxvmethylen, Zoo Teile
Borsäure, 25o Teile Chlorzink, 6oo Teile einer nach obigen. Angaben hergestellten
Emulsion aus Bienenwachs, Wollfett und Wollwachs, 40o Teile Leinsamenschleim und
das Ganze innig gemischt. Nach Erkalten der durch Selbsterwärmung in Reaktion gegangenen
Masse wird das erhaltene zähe, homogene Produkt mit 5ooo Teilen Wasser oder Kochsalzlösung
gelöst und die erhaltene dickflüssige Lösung bis zur gewünschten Konsistenz mit
Kreide, Talkum, Bolus oder anderen geeigneten Füllmitteln eingedickt.
-
Die so erhaltenen Präparate stellen zähflüssige, homogene Massen dar,
welche sich leicht und einfach in dünner Schicht auf die Fleischseite der Häute
und Felle von Hand oder mittels eines Verteilungsapparates auftragen lassen. Sie
haften zäh an der Fleischseite an, verhalten sich neutral zur Hautsubstanz und lassen
sich vor der Gerbung im Weichbade leicht mit Wasser auflösen und abspülen. Sie gewähren
infolge des sicheren Abschlusses der Haut gegen äußere Einflüsse und ihrer- gleichzeitig
bakterientötenden und daher konservierenden Wirkung selbst bei tropischen Temperaturen
folgende Vorteile: Die Präparate sind unbeschränkt lange haltbar und wirksam. Sie
sind sehr ergiebig und billig im Gebrauch, und ihre Anwendung stellt sich nicht
wesentlich teurer als die Salzung. Sie verhalten sich neutral zur Hautsubstanz,
greifen die Haut nicht an und wirken nicht ätzend oder angerbend. Einfaches und
nur einmaliges Bestreichen der Fleischseite frischer Rohhäute oder Felle in dünner
Schicht gewährleistet in jedem Falle die Frischhaltung und Erhaltung der vollen
Hautsubstanz und des Haares, unbeschadet langer Lagerzeit, schlechter Lagerung und
klimatischer Einflüsse. BeruflicheHautkrankheiten, wie solche bei Facharbeitern
durch das Hantieren mit scharfen Salzlaken und Weichbädern vielfach auftreten, werden
bei Anwendung dieser Konservierungspräparate vermieden. Die mittels derselben konservierten
Häute und Felle bleiben vollkommen .geruchlos. Bei feuchter Lagerung ziehen sie
Wasser an, während sie bei trockner Lagerung Feuchtigkeit abgeben, beides ohne Schaden
für die Frischhaltung der Hautsubstanz.