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Verfahren zum Zurichten von Leder Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zum Zurichten bzw. Verdichten von Leder. Gegerbtes Leder, z. B. vegetabilisch gegerbtes,
lohgegerbtes oder rot gegerbtes hat zunächst in ein und demselben Stück eine gleichmäßige
Güte und erhält, je nachdem wie es der Handel verlangt, durch Pressen verschiedene
Dichten bzw. Festigkeiten.
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Änderungen der chemischen Behandlung, also des Gerbverfahrens, mögen
an der Güte eines Lederstückes etwas ändern, trotzdem bleibt jedoch die Tatsache,
daß einem vegetabilisch gegerbten Leder durch Verdichten verschiedene Festigkeit
gegeben werden kann, so z. B. eine Festigkeit, wie sie besonders für Sohlenleder
zum Besohlen von Tanzschuhen oder von genagelten Stiefeln verlangt wird.
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Das neue Verfahren ist vornehmlich zum Verdichten und Zurichten von
mit vegetabilischen Stoffen gegerbtem Leder gedacht und kennzeichnet sich gemäß
der Erfindung dadurch, daß das vorher nicht verdichtete Leder einer Pressung unter
einem hohen Druck von 125 bis 285o kg/cm' mittels einer sich dem Widerstand des
Leders .anpassenden nachgiebigen Oberfläche unterzogen wird, derart, daß vorwiegend
die Teile des Leders gepreßt werden, die eine lose Faserung haben, und daß zum Verdichten
und Zurichten von Leder unregelmäßiger Stärke das Leder zwischen zwei Stempeln unter
Zuhilfenahme eines Kissens gepreßt wird, wobei einer der beiden Stempel einen an
sich bekannten kugligen Sitz aufweist, jedoch derart, daß der Krümmungsmittelpunkt
dieses kugligen Sitzes ungefähr in die Mitte der Kissenoberfläche zu liegen kommt.
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Für weiche Ledersorten, z. B. für Chromleder, ist das neue Verfahren
nicht bestimmt. Soweit Pressen in der Herstellung von Chromleder verwendet werden,
geschieht dies lediglich zum Erhalt glatter oder gemusterter Oberflächen. Die zur
Anwendung gelangenden Drücke betragen pro cm2 Oberfläche nur weniger Kilogramm.
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Bis jetzt war es allgemein üblich, lohgares Leder durch Walzen zuzurichten
und zu verdichten. Das hat aber den Nachteil, daß die Walzen jeweils immer nur mit
ganz kleinen Flächen der Gesamtoberfläche eines gegebenen Lederstückes in Berührung
kommen. Dabei haben die Walzen immer das Bestreben, das Lederstück seitlich zu verquetschen
und es unnötigerweise zu schwächen bzw. zu verdünnen. Das ist bei dem neuen Verfahren
nicht der Fall, da der Druck gleich auf die ganze Oberfläche bzw. auf einen verhältnismäßig
sehr großen Abschnitt der Gesamtoberfläche des Leders äusgeübt wird. Wird das Leder
gewalzt, so. hat das u. a. auch noch den Nachteil, daß sich die Fasern infolge der
immerhin möglichen seitlichen Verzerrung und dadurch, daß die Walze immer nur eine
ganz geringe Fläche des Leders berührt, nachher wieder in ihre normale Lage, entsprechend
dem natürlichen Wuchs zu legen suchen. Hierin liegt ein ständiges Übel, das
dem
Gerber sehr viel Schwierigkeiten in der Gewinnung vollkommen ebener Ledertafeln
bereitet. Mit dem neuen Verfahren sind auch diese Schwierigkeiten beseitigt.
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Das bekannte Hämmern des Leders hat wohl gewisse Vorteile, aber auch
viele Nachteile. Der Hauptnachteil des Hämmerns liegt darin, daß die Bearbeitung
zu viel Zeit und Mühe erfordert und trotzdem niemals eine gleichmäßige, glatte Oberfläche
gewährleistet.
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Die Drücke werden bei dem neuen Verfahren mit Hilfe eines besonderen
Druckstempels ordnungsgemäß über die ganze Preßfläche verteilt. Der Gesamtdruck
wird genügend hoch gehalten, um mit der Pressung gleichzeitig dem Umstande Rechnung
zu tragen, daß gewisse Lederstellen in der Faserung loser sind und eines kräftigeren
Druckes, andere Stellen in der Struktur fester sind und eines weniger kräftigen
Druckes bedürfen. Durch Verwendung eines nachgiebigen, hohe Drücke aushaltenden
Preßkissens können alle Unregelmäßigkeiten, wie sie in der Stärke des Leders durch
Narben, Brandzeichen usw. gegeben sind, mit vollem Erfolg behandelt werden, ohne
daß an solchen Stellen eine Erhöhung des Preßdruckes eintritt. Bekannt sind schön
nachgiebige, mit Wasser gefüllte Kissen zum Pressen von Leder, doch halten diese
nur verhältnismäßig geringe Drücke aus, denn Wasser ist unnachgiebig und zersprengt
das Kissen bei starkem Druck ohne weiteres. Unterstützt wird die Nachgiebigkeit
des Preßkissens durch einen kugligen Sitz des Stempels, dessen Krümmungsmittelpunkt
in der Mitte der Kissenoberfläche liegt.
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Es ist an sich zwar bekannt, dem einen der beiden Druckstempel einer
Presse einen kugligen Sitz zu geben. Bisher bietet der kuglige Sitz dem Stempel
bzw. dem darauf liegenden Preßkissen gegenüber der Lederoberfläche jedoch nur eine
beschränkte Anpassungsfähigkeit, weil der Krümmungsmzttelpunkt des kugligen Sitzes
des Stempels nicht in die Mitte der Preßkissenoberfläche fällt. Infolge der ordnungsmäßigen
Verteilung des Preßdruckes über die Gesamtoberfläche des Stückes bekommt die während
des Pressens gegen eine spiegelglatte, zweckmäßig chromplattierte Richtplatte gepreßte
Haarseite des Lederstückes eine Fläche, die ähnlich der der Richtplatte blank und
spiegelglatt erscheint. Das Zurichten wird erleichtert, indem man das Leder auf
der Haarseite vor dem Pressen mit Wasser oder einer anderen geeigneten Flüssigkeit
anfeuchtet.
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Ebenso nimmt die Fleischseite in Berührung mit der vollkommen glatten
Oberfläche einer auf dem Preßkissen liegenden Stahlplatte eine glatte Oberfläche
an. Im folgenden soll die Erfindung an einem besonderen Ausführungsbeispiel beschrieben
werden.
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Es stellen dar Abb. i im Schnitt eine Presse mit nachgiebigem Kissen,
Abb.2 eine Presse unter Druck, deren unterer Stempel mit einem kugligen Sitz versehen
ist, Abb. 3 im Schnitt eine Presse mit einem Kissen etwas anderer Ausführung, Abb.
4 ein Stück Leder im Schnitt.
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Der feststehende Preßstempel io einer hydraulischen Presse arbeitet
mit einem beweglichen Preßstempel i i zusammen, der sich während des Pressens eines
im Querschnitt keilförmigen Stück Leders, beispielsweise eines Schulterstückes o.
dgl., selbsttätig zu richten vermag. Unbedingt notwendig ist diese Bauart jedoch-
nicht.
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Das Kissen A ist geschichtet und für die Ausführung des neuen Verfahrens
ganz besonders gut geeignet. Es besteht aus Stahl-oder Rohhautplatten 12, die mit
aus Gummi hergestellten Platten 13 abwechselnd übereinandergeschichtet sind. Die
Platten 13 können mit Löchern 14 versehen werden oder auch andere jeweils bestimmte
Unregelmäßigkeiten in ihrem Querschnitt erhalten. Die Stärke der Platten 12, 13
soll von unten angefangen nach oben hin allmählich abnehinen.
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Eine Richtplatte 15 -mit gut -geglätteter Oberfläche ist an dem Kopfstempel
io befestigt und wird gegebenenfalls mit einer Heizvorrichtung versehen, im vorliegenden
Falle sind in die Richtplatte züm Heizen Dampfkanäle 16 eingearbeitet.
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Ein Stück Leder 17 ist so, wie es in der Presse zwischen den Preßstempeln
bearbeitet wird, mit der Fleischseite auf das Preßkissen A gelegt, daB es beim Pressen
mit der Haarseite gegen die Richtplatte 15 zu liegen kommt. Nach Abb.2 soll das
in der Presse liegende Stück Leder 17 ein Brandmal 18 bzw. irgendeine andere Unebenheit
auf der Fleischseite aufweisen.
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Beim Zurichten von Leder gemäß vorliegender Erfindung wird das Stück
17, nachdem es in irgendeiner an sich wohlbekannten Weise auf seinen Feuchtigkeitsgehalt
hin vorgerichtet worden ist, auf das Preßkissen A mit der Haarseite nach oben gelegt
und dann gepreßt. Während des Pressens unterliegt das ganze Stück einem reinen Quetschdruck.
Es werden Drücke von 125 kgFni aufwärts bis zu einer jeweils erwünschten Größe auf
die Lederoberfläche ausgeübt. Das sind also Drücke, die die beim Verdichten des
Leders durch Walzen möglichen Drücke weit übersteigen. Wird ein Lederstück eingelegt,
das
beispielsweise einen durch ein Brandzeichen entstandenen Höcker
i 8 aufweist, so wird dieser beim Pressen in den oberen Platten des Kissens A einen
Eindruck verursachen, so daß das Verdichten des Leders besonders am Höcker 18 verhältnismäßig
gleichmäßig, d. h. in demselben Grade wie an den übrigen Stellen des Lederstückes
erfolgt. Nach Herausnahme des Leders wird der Höcker in irgendeiner Weise von der
Fleischseite heruntergeschnitten, so daß eine solche Unregelmäßigkeit für das fertiggepreßte
und zugerichtete Stück Leder irgendein Hindernis nicht mehr bedeutet.
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In Abb.3 der Zeichnung ist ein einstellbarer Kissenträger ig veranschaulicht.
Er ist mit einer kugligen Tragfläche 2o versehen und in einen dementsprechend geformten
Sitz des Stempels i i eingepaßt. Das Preßkissen A ist auf den Träger ig gesetzt
und hier so eingerichtet, daß der Krümmungsmittelpunkt des kugligen Sitzes in oder
nahe dem Mittelpunkt der Preßkissenoberfläche liegt. Der Kissenträger und mit ihm
das Preßkissen können sich demzufolge auf dem Preßstempel i i verkanten, und zwar
so, daß der Mittelpunkt der Preßkissenoberfläche seine Lage stets unverändert beibehält.
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In der Presse gemäß Abb.3 ist ein aus einer Haut längs der Rückenlinie
herausgeschnittenes Stück Sohlenleder 22 dargestellt. Dieses Leder weist verschiedene
Stärken auf. In der Schulterpartie B ist es schwächer sowie auch in der Faserung
loser als in den Lendenpartien C. Das Steißende D kann in bezug auf die Stellen
C entweder stärker oder schwächer sein.
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Soll eine gleichmäßige Dichte und Festigkeit in einem solchen Stück
Leder geschaffen werden, so ist es notwendig, die Drücke über die Lederfläche so
zu verteilen, daß die in der Faserung loseren Stellen eine stärkere Pressung erfahren
als die dichteren bzw. festeren Lederstellen. Eine solche Verteilung der Drücke
muß ohne Rücksicht darauf eintreten können, wie stark das Leder an den einzelnen
Stellen sein mag.
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Die gewünschte Verteilung der Drücke erleichtert die Verwendung eines
ausbalancierten Trägers ig. Beim Einlegen eines aus dem Rücken einer Haut geschnittenen
Leders 22 (Abb.3) bestimmt man zunächst diejenigen Stellen, die den stärksten bzw.
den schwächsten Drücken auszusetzen sind. Danach richtet man das Lederstück auf
der Oberfläche des Preßkissens A in bezug auf dessen Mitte entsprechend ein und
beginnt dann mit dem Pressen. Dabei werden sich der Kissenträger und das Preßkissen
verkanten und gleich einem Hebel, dessen Drehpunkt man sich in der Mitte der- Preßkissenoberfläche
liegend denken müßte, die Drücke so wie gewünscht über die Oberfläche des Leders
verteilen. Diese Druckverteilung ist abhängig von der Lage und von den Eigenarten
der einzelnen örtlichen Unebenheiten.
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Da die glatte ebene Form eines nach dem Verfahren gemäß vorliegender
Erfindung behandelten Leders große Vorteile bietet, werden zur Vorbearbeitung des
Leders und zu dem Zwecke, die gewünschte glatte ebene Gestalt leichter zu erreichen,
Maschinen verwendet, die das Leder glätten, ohne es irgendwie zu verdichten. In
Frage kommen hierzu beispielsweise Maschinen zum Spannen des Leders, nicht aber
Maschinen, die, wie beispielsweise Walzwerke, das Leder schon bis zu einem gewissen
Grade verdichten. D. h. mit anderen Worten, daß es bei vorliegendem Verfahren besonders
darauf ankommt, die gesamte Verdichtung mit der Pressung zu bewirken, weil dies
die Herstellung eines glatten, ebenen Lederstückes mit der gewünschten Festigkeit
sehr erleichtert.