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Kunstseidengarn Die Herstellung sogenannter Luft- oder gashaltiger
Kunstseide ist bekannt. Man hat verschiedene Sorten hergestellt und beschrieben,
einesteils solche, welche verhältnismäßig große Luft- oder Gasblasen enthalten,
die durch Scheidewandungen v oneinander getrennt sind, andererseits auch solche,
welche nur von verhältnismäßig kleinen Gasblasen durchsetzt .sind, wobei naturgemäß
ebenfalls eine Abtrennung durch verhältnismäßig dicke Scheidewandungen vorliegt.
Schließlich hat man auch Luftseide hergestellt, wobei die Luftblasen verhältnismäßig
lang waren, unter Umständen sogar unendlich lang, und wobei die Kunstfäden daher
im allgemeinen die Gestalt von Röhren besitzen. Die Luftseiden haben wertvolle Eigenschaften,
besonders weil sie ein großes Volumen einnehmen, also bei der Verarbeitung sehr
ergiebig sind und im Gegensatz zur gewöhnlichen Kunstseide in bemerkenswertem Maße
wärmehaltend sind.
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In vielen Fällen ist es wegen der ungleichförmigen Massenverteilung
nicht möglich, eine Luftseide von hoher Festigkeit im trockenen und nassen Zustand
zu :erzeugen, und zumeist gerade nicht bei jenen Sorten, wo die gesuchten und beschriebenen
Eigenschaften besonders hervortreten.
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Im Gegensatz zu den lufthaltigen Kunstseiden lassen sich nichtlufthaltige
Kunstseiden mit ganz hervorragend guten Festigkeits- und Dehnungseigenschaften sowohl
im trockenen als auch im nassen Zustande herstellen. Aber diese nichtlufthaltigen
Kunstseiden besitzen nicht das wertvolle W,ärmehaltungsvermögen und keine große
Ergiebigkeit bei der Verarbeitung wie lufthaltige Iiuilstseiden.
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Bekannt ist bei der Herstellung von Pa- , piergcirnen, den Fäden dadurch
eine höhere Festigkeit zu verleihen, indem man um einen inneren festeren Bern die
weniger festen Papierstreifen herumwickelt. Man hat auch mehrere Kunstseidenfäden
von verschiedenen textilen Eigenschaften zusammengezwirnt, und zwar hat man glänzende
und matte. Kunstseidenfäden oder auch Fäden mit unterschiedlicher Anfärbbarkeit
zu ,einem Garn vereinigt, um auf diese Weise besondere Effekte zu erzielen.
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Das Kunstseidengarn nach der Erfindung besteht aus einem Gemisch von
gewöhnlichen nichtlufthaltigen und von lufthaltigen Fäden. Die lufthaltigen Fäden
erteilen dem Garn in weitgehendem Maße die Eigenschaften der Wärmehaltung und der.
Volumenvergrößerung, während die nichtlufthaltigen Fäden dem Garn die höhere Festigkeit
verleihen.
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Besonders wertvoll ist das Kunstseidengarn nach der Erfindung, wenn
zu seiner Herstellung Viskoseseiden der bezeichneten beiden Gattungen verwendet
-wurden.
Als lufthaltige Viskoseseide kann man hierbei irgendeine
der beschriebenen Sorten verwenden, gleichgültig, ob die Luftseide kleine oder große
Gasblasen mit Scheidewandungen enthält oder mehr röhrenförmigen Charakter besitzt.
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Die Gewinnung des Kunstseidengarns .nach der Erfindung kann in der
bei der Herstellung anderer Kunstseidengarne bekannten Weise schon auf der Spinnmaschine
geschehen. So kann man beispielsweise an ein uiid derselben Spinnstelle zwei (auch
mehr) Düsen anordnen, wobei man die eine mit gewöhhlicher Viskose speist und die
andere mit einer Viskose, welche zur Verarbeitung auf Luftseide vorbereitet worden
ist, sei es beispielshalber durch Emulgierung von Gasen oder Luft in der Viskose
oder durch Zusatz in der 'Wärme leicht flüchtiger Stoffe, wie niedrigsiedende Öle
u. dgl., öder durch Zusatz von Carbonaten, wie Soda, welche durch chemische Reaktion
Gase zu entwickeln vermögen. Die Viskosen können gegebenenfalls in ein und demselben
Spinnband versponnen werden. Die gebildeten, ihrer Natur nach verschiedenen Fäden
läßt man dann zusammenlaufen, um sie als gemeinsamen Fadenschaft aufzuwickeln bzw.
weiterzubehandeln. Im Falle feiner Walzen- oder Haspelspinnmaschine wird mai die
aufgewickelten, gegebenenfalls auf der Aufwickelvorrichtung gewaschenen, evtl. auch
sonst nachbehandelten und getrockneten Gespinste auf Zwirnspulen, wenn erforderlich,
umzwirnen und in an sich bekannter Art weitcrverarbeiten. Bei der sogenannten Spulenspinnmaschine
mit den kleinen Spulen kann ein allenfalls notwendiger Zwirnprozeß unmittelbar von
der Spinnspule aus vorgenommen werden, während im Falle der bekannten Spinntopfmaschine
reit schnelllaufenden Zentrifugen sowieso gleich .ein verzwirntes Garn erhalten
wird.
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Die Garne erhalten ein verschiedenes Aussehen je nach den besonderen
Eigenschaften ,der verwendeten Kunstseide, insbesondere des Luftseidenanteiles,
zumal die Luftseide jenach ihrer Herstellungsart sein mehr oder weniger glänzendes
oder mattes Aussehen besitzt.
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Die Eigenschaften können auch dadurch variiert werden, daß man die
Quantitäten von gewöluilicher und lufthaltiger Viskoseseide gegeneinander verändert.
Im allgemeinen wird der Luftseidecharakter trotz der Doublierung verhältnismäßig
guterhalten, weil. das voluminöse Luftseidengarn gegenüber den massiven Kunstseidenfäden
das Übergewicht behält.