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Verfahren zur Herstellung eines Gewebes aus Naturseide für Bespannungsstoffe,
. insbesondere Fallschirme Bei den bekannten Verfahren zur Herstellung von Geweben
aus Naturseide geht man meist so vor, daß die Fäden mehrerer Kokons zu einem Gregefaden
gesponnen werden. Dieses Material wird dann ungezwirnt in der Kette verarbeitet.
Der Faden für den Schuß besteht ebenfalls aus mehreren Gregefäden, die jedoch verzwirnt
sind und denen vor dem Verweben der gesamte Gehalt an Seidenleim entzogen wird.
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Die auf diese Weise hergestellten Gewebe erfüllen nicht alle Anforderungen
hinsichtlich Gleichmäßigkeit und Festigkeit gegen Zerreißen und Zerplatzen. Außerdem
ist ein so hergestelltes Gewebe nicht an allen Stellen gleichmäßig dehnbar. Gerade
bei Bespannungsstoffen für Flugzeuge, Luftschiffe, Ballons und insbesondere für
Fallschirme werden nach dieser Richtung besonders hohe Anforderungen gestellt.
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Bei einem Fallschirm maß z.-B. das zu seiner Herstellung verwendete
Gewebe nicht nur vollkommene Sicherheit bieten gegen ein Zerplatzen, wenn sich der
Fallschirm öffnet, sondern es maß auch nach Überwindung der zunächst hohen anfänglichen
Beanspruchungen die Luft auf seiner ganzen Ausdehnung gleichmäßig durchtreten lassen,
damit der Fallschirm ruhig und gleichmäßig zu Boden sinken kann.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, bei der Herstellung von Bespannungsstoffen
sowohl Schuß- wie Kettenfäden gleichmäßig vor der Verzwirnung schwach zu entbasten
und dann einer besonderen Dehnung zu unterwerfen. Hierdurch lassen sich jedoch wesentliche
Verbesser rangen des Gewebes nach der oben angedeuteten Richtung nicht erzielen.
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Schließlich ist es auch bei der Herstellung von Seidengazen bekannt,
der fertigen Ware nicht den ganzen Seidenleim zu entziehen, sondern sie nur teilweise
zu entbasten. Wie durch Versuche bestätigt wurde, lassen sich auch durch derartige
Maßnahmen Verbesserungen der gerade für Bespannungsstoffe wichtigen Eigenschaften
nicht erreichen.
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Die Erfindung beschreitet einen anderen und neuen Weg für die Herstellung
eines Gewebes aus Naturseide für Bespannungsstöffe und besteht darin, daß mit einer
Kette, deren Fäden in an sich bekannter Weise aus einem mehrfachen Faden aus einfach
gesponnener Grege in rohem, nicht entbastetem Zustand bestehen, ein Schuß verwebt
wird, dessen Fäden durch Zwirnung von vier oder fünf Gregefäden mit wenigen Drehungen,
z. B. 4o bis 6o je Meter, hergestellt und nach dem Zwirnen nur teilweise, vornehmlich
durch Entzug von io bis 15 °/o des Seidenleims, entbastet sind, worauf das so erzeugte
Gewebe voll entbastet wird.
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Versuche mit einem nach einem derartigen Verfahren hergestellten Gewebe
haben zu der überraschenden Feststellung geführt, daß die Verwendung eines rohen,
nicht entbasteten Kettenfadens auf der einen Seite und die Verwendung eines nach
dem Zwirnen teilweise
entbasteten Schußfadens auf der anderen Seite
die Eigenschaften des Gewebes in bezug auf die Zerplatz- und Zerreißfestigkeit sowie
auf eine überall gleichmäßige Dehnungsfähigkeit günstig beeinflussen. Hinzu kommt,
daß sich diese-.im Hinblick auf die bevorzugten Anwenduhg's=,, gebiete besonders
wertvollen Ergebnisse erzielen lassen ohne umständliche Behandlung und ohne wesentliche
Mehraufwendungen für die mechanischen Einrichtungen zur Herstellung des Gewebes.
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Die teilweise Entbastung der Schußfäden des Gewebes wird zweckmäßig
so durchgeführt, daß der Faden in einem Seifenbad mit einer Temperatur bis zu 8o',
nicht aber unter 6o behandelt, anschließend gespült und dann in einem kalten bis
handwarmen Bad nachbehandelt wird, dem ein in Wasser gelöster Ansatz einer Paste
aus mit Natronlauge und Schwefelsäure neutralisiertem Erdnußöl in entsprechender
Verdünnung zugesetzt wird.
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Gegenstand der Erfindung ist fernerhin ein nach dem neuen Verfahren
hergestelltes Gewebe' mit einer Kette, die pro Zentimeter aus 49, Fäden aus dreifacher
Grege 19/2i Denier ohne Drehung besteht und dessen Schuß pro Zentimeter 34 Fäden
aus fünffacher Grege 17/19 Denier mit 4o bis 6o Drehungen pro Meter enthält. Diese
besonderen Merkmale hinsichtlich Fadendichte, Drehungsstärke und Fadendicke stellen
ein Maximum der günstigen Werte eines derartigen Gewebes dar.
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Die angegebenen Werte für die Fadendichte und die Fadendicke gewährleisten
den für Bespannungsstoffe, insbesondere Fallschirme, gewünschten bestimmten Grad
von Luftdurchlässigkeit. Letztere würde bei einer -offeneren Einstellung und dickerem
Faden zu gering, während sie bei dichterer Einstellung und dünnerem Faden einen
zu hohen Wert annehmen würde. Die Wahl einer bestimmten Anzahl von Drehungen, die
der für den Schuß verwendete Faden des Gewebes vor dem Verweben erhält, sichert
eine geschlossene Gewebestruktur, die ebenfalls für Bespannungsstoffe wesentlich
ist. Bei den angegebenen Werten für die Drehungsstärke' liegen die Fäden noch weitgehend
flach nebeneinander, während wesentlich abweichende Drehungszahlen die Eigenschaft
des Gewebes nicht nur hinsichtlich der Luftdurchlässigkeit, sondern auch hinsichtlich
der Bruchfestigkeit verschlechtern.
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Bei der praktischen Durchführung des neuen Verfahrens wird zweckmäßig
wie folgt vorgegangen: Die Herstellung der Fäden für die Kette bedarf keiner ins
einzelne gehenden Beschreibung, Es genügt, darauf hinzuweisen, daß für die Kette
Fäden verwendet werden, die aus mehreren Kokons zu einem sogenannten Gregefaden
gesponnen sind. Das Material wird dann gewunden zur Kette geschert und roh, d.h.
ohne daß ihm etwa Seidenleim entzogen würde, als Grege i -verarbeitet.
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Um das mit dieser Kette zu verwebende Schuß--,mäterial herzustellen,
benutzt man nach der Erfindung einen Faden, der vorzugsweise aus vier oder fünf
von den Kokons abgezogenen Fäden in der Grege hergestellt und dann schwach .gedreht
(verzwirnt) wird. Eine Verzwirnung, bei der 5o bis 6o Drehungen pro Meter Faden
vorgenommen werden, hat sich als besonders zweckmäßig erwiesen.
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Diesem so vorbereiteten Schußmaterial soll nun von dem den Fäden insgesamt
anhaftenden Gehalt von 27 °/o Seidenleim (Sericin) ein Teil dieses Seidenleims entzogen
werden.
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Besonders gute Eigenschaften, die für hochwertige Gewebe der einleitend
geschilderten Art von Vorteil sind, werden dann erzielt, wenn man den Schußfäden
zu einem bestimmten Zeitpunkt, nämlich nach dem Verzwirnen, aber vor dem Verweben,
einen bestimmten Teil, nämlich io bis 15 % ihres Gehaltes an Seidenleim, entzieht.
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Bei der Erfindung geschieht dies durch Behandlung der Fäden in einem
Seifenbad, und zwar vornehmlich einem Bad, das aus einer geringprozentigen, z. B.
7 °/Qigen Seifenlösung besteht.
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In diesem Seifenbad wird der Schußfaden im Strang behandelt. Die Stränge
bleiben etwa i Stunde in dem Bad, dessen Temperatur maximal 8o', wenigstens aber
6o' beträgt.
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Anschließend werden die Stränge. dann in üblicher Weise kurz gespült.
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Um das in dieser Weise teilweise entbastete Schußmaterial weich und
schmiegsam zumachen, findet eine Nachbehandlung statt. Zu diesem Zweck bringt man
die Stränge in ein Bad, das aus einer Ölemulsion besteht.
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Zur Herstellung dieser Ölemulsion hat sich besonders Erdnußöl bewährt,
das mit Natronlauge und Schwefelsäure aufgeschlossen und neutralisiert wurde. Man
erhält dabei eine pastenartige Substanz, von der man einen gewissen Teil in Wasser
auflöst und daraus einen Ansatz für das zu bereitende Bad herstellt. Das Bad wird
dann entsprechend mit Wasser verdünnt.
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Ein brauchbares Ergebnis wird erzielt, wenn man so viel der erwähnten
Paste benutzt, wie etwa io °/o des Gewichtes des zu behandelnden Materials ausmachen.
Diese Menge der Paste wird dann in Wasser aufgelöst und dem Bad zugesetzt.
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Das Bad selbst soll kalt bis handwarm sein. Die Stränge bleiben in
diesem Bad nur verhältnismäßig kurze Zeit, z.B. io Minuten' Sie werden dann ausgeschleudert,
getrocknet, gewunden und aufgespült.
Für die Herstellung von hochwertigen
Geweben empfiehlt es sich ferner, den Schußfaden aus mehreren Spulen einzutragen,
und zwar werden besonders günstige Ergebnisse erzielt, wenn man von vier den Schußfaden
tragenden Spulen wechselweise je zwei Schuß pro Spule einträgt. Es kann dies ohne
weiteres mit Hilfe von Webstühlen geschehen, die mit einer sogenannten Wechsellade
ausgerüstet sind und die in Form sogenannter Mischwechselstühle bereits für andere
Zwecke üblich sind.
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Diese an sich bekannte Art des Verwebens trägt ebenfalls in gewissem
Umfang zur Erzielung der gewünschten Wirkungen bei. Es kommt nämlich vor, daß der
auf verschiedenen Spulen befindliche Schußfaden Verschiedenheiten in der Spannung
hat. Die eine Spule kann z.B. durchweg sehr stark gespannt sein, während eine andere
Spule eine nur geringe Spannung hat.
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Dementsprechend legt sich dann auch beim Weben der Faden, der von
der Spule mit geringerer Spannung kommt, entsprechend dieser Spannung in das Fach,
und es bildet sich an dieser Stelle ein Gewebe, das lockerer ist als bei einer Spule,
die stärker gespannt ist. Bei wechselweisem Eintragen von vier verschiedenen Spulen
gleichen sich die Spannungsunterschiede der einzelnen Spulen aus.
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Nach dem Verweben wird das Gewebe durch Behandlung in einem oder mehreren
entsprechenden Bädern in üblicher Weise voll entbastet.
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Insbesondere bei der Herstellung von Fallschirmen, bei welchen besonders
hohe Anforderungen an ein aus natürlicher Seide bestehendes Gewebe gestellt werden,
läßt sich durch Wahl besonderer Werte für die Fadendichte, die Fadendicke und die
Drehungsstärke ein Optirrium der erstrebenswerten Eigenschaften eines solchen Gewebes
erreichen. Bei einem solchen Gewebe besteht die Kette pro Zentimeter aus 42 Fäden
aus einfacher Grege 19/21 Denier ohne Drehung, der Schuß dagegen enthält pro Zentimeter
34 Fäden aus fünffacher Grege 17/i9 Denier mit 4o bis 6o Drehungen.
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Selbstverständlich ist auch bei diesem Gewebe, wie es die Erfindung
vorschreibt, die Kette in rohem, d.h. nicht entbastetem Zustand verwebt, während
den Schußfäden nach dem Verzwirnen und vor dem Verweben io bis 15 °/° des Gehaltes
an Seidenleim entzogen sind.