Verfahren zur Herstellung von hochwertigen Geweben aus natürlicher Seide. Bei den bekannten Verfahren zur Her stellung von Geweben aus natürlicher Seide geht man meist so vor, dass die Fäden meh rerer Kokons zu einem Grege-Faden gespon nen werden. Dieses Material wird dann un- gezwirnt in der Kette, verarbeitet.
Der Faden für den Schuf besteht ebenfalls aus mehreren Grege-Fäden, die jedoch verzwirnt sind und denen vor dem Verweben der gesamte Gehalt an Sericin (Seidenleim) entzogen wurde (so genannte Entbastung).
Die auf diese Weise hergestellten Gewebe erfüllen nicht. alle Anforderungen hinsichtlich Gleichmässigkeit und Festigkeit gegen Zer reissen und Zerplatzen. Ausserdem ist. ein so hergestelltes Gewebe nicht an allen Stellen gleichmässig dehnbar.
Es gibt eine ganze Reihe von Verwen dungszwecken, bei denen an die Gewebe sehr hohe Anforderungen in den angedeuteten Richtungen gestellt werden. Solche Anwen- dungszwecke@ sind z. B. die Fabrikation von Fallschirmen, fernervonBespannungen bezw. Umhüllungen für Flugzeuge, Luftschiffe, Ballons usw.
Bei einem Fallschirm muss z. B. das zu seiner Herstellung verwendete Gewebe nicht nur vollkommene Sicherheit bieten gegen ein Zerplatzen, wenn sich der Fallschirm öffnet, sondern es muss auch nach Überwin dung der zunächst sehr hohen Beanspruchun gen die Luft auf seiner ganzen Ausdehnung gleichmässig durchtreten lassen, damit der Fallschirm ruhig und gleichmässig zu Boden sinken kann.
Gegenstand der Erfindung ist ein Ver fahren zur Herstellung von Geweben aus natürlicher Seide, diel für alle in Frage kom menden Zwecke mit Vorteil benutzt werden können, die sieh aber in besonderem Masse für die geschilderten speziellen Anwendungs zwecke eignen.
Die Erfindung besteht darin., dass zur Herstellung derartiger hochbeanspruchter Ge webe als Material für die Kette Fäden be- nutzt werden, von denen jeder aus einem mehrfachen Faden aus einfach gesponnener, d. h. unverzwirnter Grege besteht, und zwar in rohem, d. h.
nicht entbastetem Zustand, und dass mit einer solchen Kette ein Schuss- material verwebt wird, das aus mehreren Grege-Fäden besteht, die schwach gedreht (gezwirnt) sind, denen jedoch nach dem Zwir nen und vor dem Verweben ein Teil des Sei denleims (Sericin) entzogen wurde. Dem er- erfindungsLremäss hergestellten Gewebe kann dann nach dem Weben ,der den Fäden noch anhaftende Seidenleim voll entzogen werden. Für die Durchführung dieser Entbastung selbst wird vorliegend kein Erfindungsschutz beansprucht.
Zahlreiche Versuche mit einem nach einem derartigen Verfahren hergestellten Gewebe haben zu der überraschenden Feststellung ge führt, dass die Verwendung eines rohen, nicht entbasteten Kettfadens auf der einen Seite und die Verwendung eines nach dem Zwirnen teilweise entbasteten Schussfadens, auf der andern Seite die Eigenschaften des Gewebes in bezug auf die Zerplatz- und Zerreissfestig keit sowie auf eine überall gleichmässige Dehnungsfähigkeitgünstigbeeinflussen. Hin zu kommt,
dass sich diese im Hinblick auf die bevorzugten Anwendungsgebiete beson ders wertvollen Ergebnisse erzielen lassen ohne komplizierte Behandlung und ohne wesentliche Mehraufwendungen für die mecha nischen Einrichtungen zur Herstellung des Gewebe.
Es ist ferner festgestellt worden., dass sich mit dem Verfahren nach der Erfindung dann ein besonders günstiges Ergebnis erreichen lässt, wenn man ein Schussmaterial verwen det, das jeweils aus vier oder fünf Grege- Fäden besteht, die mit nur vierzig bis sechzig Drehungen pro Meter gezwirnt sind, und denen nach dem Zwirnen 10 bis 15 7 des Gehaltes an Seidenleim (Sericin) entzogen wurde.
Bei der praktischen Durchführung des reuen Verfahrens wird beispielsweise wie folgt vorgegangen: Die Herstellung der Fäden für die Kette bedarf keiner ins einzelne gehenden Beschrei bung.
Es genügt, darauf hinzuweisen, dass für die Kette Fäden verwendet werden, die aus mehreren Kokons ohne Zwirnung zu einem sogenannten Grege-Faden gesponnen sind. Das Material wird dann gewunden, zur Kette geschert und roh, d. h. ohne dass ihm etwa Seidenleim entzogen würde, als Grege verar beitet.
Um das mit dieser Kette zu verwebende Schussmaterial herzustellen, benutzt man einen Faden, der vorzugsweise aus vier oder fünf von den Kokons abgezogenen Fäden in der Grege hergestellt und dann aber schwach gedreht, d. h. gezwirnt wird. Unter schwa cher Drehung wird vorliegend eine Drehung oder Zwirnung verstanden, bei der 40 bis 100 Drehungen pro Meter Faden vorgenommen werden.
Innerhalb dieses Bereiches der Dre hungen pro Meter hat sich das Schussmaterial als besonders zweckmässig erwiesen.
Nachdem diesem so vorbereiteten Schuss- material ein Teil des Seidenleims entzogen wurde, wird es mit dem oben beschriebenen Kettfaden verarbeitet. Für die Herstellung von hochwertigen Geweben empfiehlt es sich ferner, den Schussfaden aus mehreren Spulen einzutragen, und zwar werden besonders gün stige Ergebnisse erzielt, wenn man von vier den Schussfaden tragenden Spulen wechsel- weise je zwei Schuss pro Spule einträgt.
Es kann dies ohne weiteres mit Hilfe von Web stühlen geschehen, die mit einer sogenannten Wechsellade ausgerüstet sind und die in Form sogenanuter Mischwechselstühle bereits für andere Zwecke üblich sind.
Diese Art des Verwebens trägt ebenfalls in gewissem Umfang zur Erzielung der ge wünschten Wirkungen bei. Es kommt näm lich vor, dass der auf verschiedenen Spulen befindliche Schussfaden Verschiedenheiten in der Spannung hat. Eine ganze Spule kann z. B. sehr stark gespannt sein, während eine andere Spule eine nur geringe Spannung hat.
Dementsprechend legt sich dann auch beim Weben der Faden, der von der Spule mit ge- ringerer Spannung kommt, entsprechend die ser Spannung in das Fach, und es bildet sich an dieser Stelle ein Gewebe, das lockerer ist als bei einer Spule, clie stärker gespannt ist. BeiweichselweisemEintragenvonvierversehie. denen. Spulen, wie es vorliegend vorgeschla gen wird, gleichen sich die unvermeidlichen Spannungsunterschiede bei den einzelnen Spulen aus.
Nach dem Verweben, kann das Gewebe durch Behandlung in einem oder mehreren entsprechenden Bädern in üblicher Weise voll entbastet werden.
Es ist gefunden worden, dass überall dort, wo besonders hohe Anforderungen an ein aus natürlicher Seide bestehendes Gewebe .gestellt werden, also in erster Linie für die Herstel lung von Fallschirmen, ein Gewebe am besten geeignet ist, das bestimmte Eigenschaften in bezug auf die Fadendichte, die Fadendicke und die Stärke der Verdrehung (Verzwir- nung) besitzt.
Wie durch eingehende Ver suche festgestellt wurde, ergibt sich ein Maxi mum der in bezug auf die geschilderten Eigen schaften erreichbaren günstigsten Werte dann, wenn bei einem nach dem Verfahren gemäss der Erfindung hergestellten Gewebe die Kette pro Zentimeter aus 42 Fäden aus dreifacher Grege 19/21' Denier ohne Drehung besteht, während der .Schuss pro Zentimeter 34 Fäden aus fünffacher Grege 17/19 Denier mit fünfzig bis sechzig Drehungen pro Meter enthält.